David Alan Parnell, Belisarius & Antonina. Love and War in the Age of Justinian. Oxford, Oxford University Press 2023

Michael Schilling

doi:10.1515/hzhz-2025-1129

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David Alan Parnell, Belisarius & Antonina. Love and War in the Age of Justinian. Oxford, Oxford University Press 2023

Michael Schilling

Veröffentlicht/Copyright: 2. Juni 2025

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Aus der Zeitschrift Historische Zeitschrift Band 320 Heft 3

Rezensierte Publikation:

David Alan Parnell, Belisarius & Antonina. Love and War in the Age of Justinian. 2023 Oxford University Press Oxford, 978-0-19-757470-6, € 24,90

David Alan Parnells Doppelbiographie des berühmten Generals Belisar und seiner Frau Antonina fügt sich in eine ganze Reihe englischsprachiger Publikationen zur justinianischen Zeit, die in den letzten vier Jahren erschienen sind (unter anderem M. Whitby, The Wars of Justinian. Yorkshire 2021; F. K. Haarer, Justinian. Edinburgh 2022; M. Meier/F. Montinaro (Eds.), A Companion to Procopius of Caesarea. Leiden 2022; G. Greatrex, Procopius of Caesarea. The Persian Wars. Cambridge 2022; P. Sarris, Justinian. New York 2023). Bereits 2017 hatte Parnell eine Monographie zur militärischen Elite im 6. Jahrhundert n. Chr. vorgelegt, die aus seiner Dissertation hervorgegangen war (D. A. Parnell, Justinian’s Men. London 2017). In seinem neuen Buch schildert Parnell nun die wechselvolle Ereignisgeschichte der Herrschaft Justinians aus der Sicht von Belisar und Antonina, in denen er neben dem Kaiserpaar Justinian und Theodora die wichtigsten Akteure der Zeit sieht: Als „quadripartite alliance“ (S. 26, 173, 191) hätten „these four ruled the Roman world“ (S. 3), wobei er immer wieder das besondere Vertrauensverhältnis betont, das trotz zahlreicher Konflikte zwischen den Paaren bestanden habe. Doch geht es dem Autor vor allem darum, die Beziehung bzw. Ehe Belisars und Antoninas nachzuvollziehen, und „how that partnership enabled each of them to reach heights of power ans success“ (S. 1). Obwohl sich Parnell mit dem grundlegenden Problem konfrontiert sieht, dass in den zeitgenössischen Quellen ein Ungleichgewicht hinsichtlich der Präsenz seiner beiden Hauptprotagonisten herrscht, erscheint Antonina in seiner Darstellung stets als gleichberechtigte Partnerin Belisars.

Das Leben und die Karriere Belisars und Antoninas werden chronologisch dargestellt: Nach einer kurzen Einführung („Introduction“) in Geschichte und Quellen des 6. Jahrhunderts (besonders Prokop von Caesarea) werden das „Vorleben“ und die frühe Karriere Antoninas und Belisars behandelt (Kap. 1 u. 2), worauf eine Darstellung der Rolle Belisars und Antoninas in den Kriegen Justinians gegen die Vandalen (Kap. 3) und Ostgoten (Kap. 4 u. 5) folgt. Während Belisars Tätigkeit als oströmischer Oberbefehlshaber in diesen Kriegen durch das Geschichtswerk Prokops ausnehmend gut bezeugt ist, versucht Parnell anhand der spärlichen Quellen, die wir über Antonina während dieser Zeit besitzen, nachzuweisen, dass diese vor allem im Bereich Nachschub und Logistik eine wichtige (militärische) Rolle gespielt und damit zum Erfolg dieser Feldzüge beigetragen habe. Im 6. Kapitel soll aufgrund der führenden Rolle Antoninas beim Sturz des Prätoriumspräfekten Johannes des Kappadokers gezeigt werden, dass die Ehefrau Belisars „a political operative of considerable skill“ (S. 127) gewesen sei, und darin den militärischen Fähigkeiten ihres Ehemannes in nichts nachgestanden habe. Zudem wird in diesem Kapitel der innerfamiliäre Konflikt um die Söhne des Paares – Theodosios und Photios – analysiert, an dem die Familie Belisars und Antoninas letztlich zerbrochen sei. Dabei verwirft der Verfasser die Erzählung der „Geheimgeschichte“ Prokops, wonach Antonina eine außereheliche Affäre mit ihrem Adoptivsohn Theodosios unterhalten habe, und sieht Erbstreitigkeiten um das substantielle materielle Vermögen Belisars und Antoninas als den eigentlichen Gegenstand dieses Konflikts. In Kapitel 7 wird der zweite Italienfeldzug Belisars behandelt, während in Kapitel 8 das Ende der Karriere und des Lebens Belisars und Antoninas dargestellt werden. Den Abschluss des Hauptteils bilden das 9. Kapitel zur Rezeption Belisars in Literatur, Kunst und Popkultur sowie eine kurze Schlussbetrachtung. Drei Appendices bieten eine Zusammenstellung der wichtigsten Akteure (App. 1), eine chronologische Übersicht der Ereignisgeschichte (App. 2) sowie einige Überlegungen zum finanziellen Vermögen Belisars (App. 3).

Insgesamt hat David Alan Parnell eine gut lesbare Darstellung des Lebens und der Karriere Belisars und Antoninas vorgelegt, die sich auch für ein interessiertes, nichtwissenschaftliches Publikum eignet. Dabei bietet er einen guten Überblick über die wechselvolle Ereignisgeschichte der Zeit mit einem Schwerpunkt auf den Kriegen Justinians. Zahlreiche Abbildungen und Karten lockern die Darstellung auf; Endnotenapparat, Bibliographie und Index erleichtern die wissenschaftliche Benutzung des Buches. Für das Fachpublikum interessant sind insbesondere Parnells Thesen zu der Rolle Antoninas, die als Ausgangspunkt für weitere Überlegungen zu den Handlungsräumen von Frauen als Teil der oströmischen Reichselite im 6. Jahrhundert dienen können.

Online erschienen: 2025-06-02

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