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Überlegungen zum Ursprung des Losverfahrens in der politischen Praxis griechischer Poleis

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Veröffentlicht/Copyright: 2. Juni 2025
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Zusammenfassung

Der Beitrag setzt sich mit der Frage auseinander, wie das Losverfahren als politische Verfahrensweise in Athen und anderen griechischen Poleis etabliert wurde. Es wird argumentiert, dass das Los in archaischer Zeit – neben der Verteilung von Land oder Erbschaften, der Bestimmung von Siedlern, der religiösen Praxis und der Nutzung im Kontext sportlicher Wettkämpfe – besonders im militärischen Kontext, etwa bei der Verteilung von Beute und Aufgaben, eine wichtige Rolle spielen konnte und dieser Bereich den Nährboden für einen Transfer des Losens in die politische Praxis schuf. Religiöse Bezüge und Deutungsmöglichkeiten konnten zwar die Legitimität und Anschlussfähigkeit des Verfahrens stärken, waren aber nicht die leitenden Gründe, Losverfahren in die politische Praxis zu übernehmen. Grundlage für diesen Ansatz liefert die in den Quellen der archaischen Zeit dokumentierte Nutzung des Losverfahrens.

Abstract

The article examines the question of how the drawing of lots was established as a political procedure in Athens and other Greek poleis. It is suggested that in archaic times, in addition to the distribution of land or inheritances, the determination of settlers, religious practice and its use in the context of sporting competitions, the drawing of lots could play a particularly important role in a military context, for example in the distribution of spoils and tasks, and that this sphere created the breeding ground for a transfer of the drawing of lots into political practice. Although religious references and possible interpretations could strengthen the legitimacy and connectivity of the procedure, they were not the main reasons for adopting the casting of lots in political practice. The basis for this approach is provided by the use of the drawing of lots documented in the sources of the Archaic period.

I. Das Problem

Losverfahren erfreuen sich seit einiger Zeit in verschiedenen Disziplinen einer wachsenden Aufmerksamkeit. Begründet liegt dies insbesondere in einer politikwissenschaftlichen Diagnose, nach der sich westliche Demokratien in einer Krise befinden. Diese Krise wird anhand verschiedener „Phänomene des Niedergangs“[1] greifbar. Veith Selk, der mit seinem intensiv rezipierten Buch „Demokratiedämmerung“ eine der düstersten politischen Gegenwartsdiagnosen formuliert hat, identifiziert verschiedene Ebenen, auf denen diese Krise greifbar wird[2]: Neben einer „Überdehnung des politischen Raumes“, welche die Möglichkeiten politischer Entscheidungsfindung einschränkt, sowie dem Verschwimmen der „Grenzen zwischen formeller Beteiligung an der Willensbildung und der informellen Meinungsbeeinflussung und Urteilsbildung in der Öffentlichkeit“ treten dabei der Aufstieg des Rechtspopulismus, ein sinkendes Vertrauen in die politischen Institutionen bzw. Entscheidungsträger und die Zunahme von globalen Polykrisen besonders hervor.[3]

In der politikwissenschaftlichen Forschung und im Feuilleton werden als Reaktion auf die Krise verschiedene Antworten formuliert. Diese reichen von einem in Teilen an die späte Phase der Römischen Republik erinnernden Festhalten an bestehenden Strukturen bis hin zu einer Weiterentwicklung und Anpassung demokratischer Verfahrensweisen. Bei Letzterem zeigt sich seit einigen Jahren der Trend, für einen vermehrten Einsatz von Losverfahren in der politischen Praxis moderner Demokratien zu argumentieren, etwa in Form geloster Bürgerräte (engl. Citizen Assemblies) oder durch die Besetzung von Teilen der Parlamente mit einer gelosten Opposition.[4] Auch wenn solche Bestrebungen in jüngerer Zeit wieder deutlich zutage treten, sind diese Ideen keinesfalls neu: Im Zuge der Entwicklung der deliberativen Demokratietheorie, die insbesondere durch Jürgen Habermas bekannt wurde, spielten Losverfahren bereits in den 1970er Jahren eine Rolle. Hier gehört das Losen neben dem Open-Door-Prinzip, bei dem Partizipation in keiner Weise beschränkt wird, zu den Verfahren, durch welche die Teilnehmenden von deliberativen Verfahren bestimmt werden. Verwiesen sei in diesem Zusammenhang auf die Entwicklung der sogenannten Planungszelle durch Peter Dienel an der Bergischen Universität Wuppertal oder das Konzept der Citizens’ Jury, das von Ned Crosby am Jefferson Center in den USA konzipiert wurde.[5] In beiden Verfahren werden die Teilnehmenden durch ein Losverfahren bestimmt. Die Integration von Losverfahren soll im Konzept der deliberativen Demokratie sicherstellen, dass jeder gleichermaßen die Chance hat, sich politisch zu beteiligen und dass die Teilnehmenden möglichst unbefangen den zu bearbeitenden Sachverhalt behandeln. Oft nehmen politikwissenschaftliche Betrachtungen Bezug auf die antike griechische Demokratie, in der Losverfahren in der politischen Praxis eine wichtige Rolle spielten. Wiederholt wird der athenischen Demokratie eine Vorbildfunktion zugesprochen. Dies kommt etwa dadurch zum Ausdruck, dass das Losverfahren, basierend auf Aristoteles[6], als die zentrale demokratische Verfahrensweise aufgefasst wird, die dem antiken politischen System eine besondere Stabilität verliehen habe.[7]

Dabei wird in der Regel nicht berücksichtigt, unter welchen Umständen bzw. Bedingungen Losverfahren in die politische Praxis in Athen eingeführt wurden. Dies ist besonders darauf zurückzuführen, dass die althistorische Forschung bisher noch keine zufriedenstellende Antwort auf dieses Problem gefunden hat. Gleichwohl ist die Frage von Relevanz, wenn das antike Losen in Verbindung mit gegenwärtigen Diskursen gebracht werden soll, da sich seine möglichen Potenziale besonders dann illustrieren lassen, wenn wir verstehen, warum sich in verschiedenen griechischen, zumeist demokratisch organisierten Poleis dieses Verfahren in der politischen Praxis durchsetzen konnte.[8]

Gegenstand des vorliegenden Beitrags ist eine Analyse der Ursprünge des Losverfahrens in der politischen Praxis antiker Poleis. Es wird argumentiert, dass Losverfahren in archaischer Zeit ‒ neben der Verteilung von Land oder Erbschaften, der Bestimmung von Siedlern, der religiösen Praxis und der Nutzung im Kontext sportlicher Wettkämpfe ‒ besonders im militärischen Kontext, etwa bei der Verteilung von Beute und Aufgaben, eine wichtige Rolle spielen konnten und dieser Bereich den Nährboden für einen Transfer des Losens in die politische Praxis schuf. Religiöse Bezüge und Deutungsmöglichkeiten konnten zwar die Legitimität und Anschlussfähigkeit des Verfahrens stärken, waren aber nicht die leitenden Gründe, Losverfahren in die politische Praxis zu übernehmen. Grundlage für diesen Ansatz liefert die in den Quellen der archaischen Zeit dokumentierte Nutzung des Losverfahrens.

II. Perspektiven der Forschung

In der früheren wie in der aktuellen Forschung hängen die Frage nach dem Ursprung des Losverfahrens und die nach seiner Deutung eng zusammen. Ob Losverfahren bei der Bestimmung von Amtsträgern oder der Festlegung von Reihenfolgen in Institutionen religiös verstanden, also als eine Entscheidung der Götter interpretiert wurden, lässt sich nur vorsichtig bestimmen, da sich aus der antiken Überlieferung diesbezüglich keine klaren Antworten extrapolieren lassen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Deutung eines Verfahrens von Individuum zu Individuum unterschiedlich ausfallen konnte. Da eine Befragung der antiken Gesellschaft mit Methoden der modernen Sozialwissenschaften nicht mehr möglich ist, müssen wir uns in dieser Frage – und das sei an dieser Stelle bereits vorweggenommen – trotz plausibler Argumente, die sich auf Grundlage der Quellen entwickeln lassen, mit einer gewissen Unsicherheit begnügen. Zudem schwingt im modernen Blick immer ein Bias mit, der unseren Zugang zu den Realitäten antiker Gesellschaften erschwert: „[A]ncient Greeks did not necessarily think like we do, nor did they share our attitudes and worldviews.“[9]

Numa Denis Fustel de Coulanges war überzeugt, dass das Losverfahren ausschließlich religiös gedeutet werden könnte, also die Athener durch das Auslosen der politischen Amtsträger die Entscheidung an die Götter übergaben.[10] Dieser These widersprach James Headlam, indem er erklärte, dass die religiöse Auffassung von Losverfahren insbesondere im Zuge der Entwicklung demokratischer Verfahrensweisen in Athen abgenommen haben müsse und das Losverfahren in der politischen Praxis daher nicht religiös verstanden werden könne.[11] Diese Position prägte die Forschung und wurde im 20. Jahrhundert weiter differenziert.[12] So tritt die religiöse Deutung des Verfahrens in einigen Beiträgen gänzlich in den Hintergrund.[13] Gleichwohl finden sich auch in der jüngeren Forschung vereinzelt Positionen, die religiöse Elemente bei der Auslosung von Amtsträgern erkennen. So suchte Victor Bers in der Auslosung der Richter für die Dikasterien Elemente eines Rituals zu identifizieren und betonte damit die religiöse Aufladung des Losverfahrens in der politischen Praxis.[14]

Die Frage nach dem Eingang des Losverfahrens in die politische Praxis hat verschiedene Antworten hervorgebracht. Dabei lässt sich wiederum zwischen einem religiösen und einem pluralistischen Ansatz differenzieren. Ersterer, der sich bereits in der frühen Forschung findet, leitet das Losen im politischen Kontext von der Anwendung entsprechender Verfahren in der religiösen Praxis der archaischen Zeit her.[15] Der pluralistische Ansatz führt das Losen als politische Verfahrensweise auf seine breite Nutzung auf verschiedenen Feldern in der archaischen Zeit zurück.[16] Dazu gehören die militärische und religiöse Praxis, die Verteilung von Land und Erbschaften oder die Anwendung bei sportlichen Agonen. Verknüpft mit der Frage, aus welchem Bereich das Losverfahren in die politische Praxis übernommen wurde, ist die Diskussion um den Zeitpunkt, an dem dies erfolgte. Hier steht die Forschung aufgrund der Quellenlage vor kaum lösbaren Problemen. Verwiesen sei etwa auf die Diskussionen um die Einführung der Kombination von Auslosung und Wahl bei der Bestimmung der Archonten im Zuge der Reformen Solons, dem Malkin und Blok die Einführung des Losverfahrens in der politischen Praxis in Athen zuschreiben.[17]

Kernproblem der Zugänge bleibt, dass die Überlieferung keine Hinweise darauf gibt, aus welchem Bereich das Los in die politische Praxis übernommen wurde. Blicken wir auf die Quellen, scheint das politische Losen aus dem Nichts zu kommen: Es war plötzlich Teil der politischen Praxis und spielte spätestens ab dem ausgehenden 6. Jahrhundert v. Chr. in verschiedenen politischen Ordnungen, aber insbesondere in Demokratien, eine bedeutende Rolle. Der vorliegende Beitrag versucht auf Grundlage der antiken Überlieferung einen neuen Ansatz aufzuzeigen, nach dem das Losverfahren insbesondere aufgrund seiner breiten Anwendung im militärischen Kontext in die politische Praxis übernommen wurde.

III. Losverfahren auf dem Schlachtfeld

Für die archaische Zeit ist das Losverfahren, wie oben angedeutet, in unterschiedlichen Bereichen belegt. In der religiösen Praxis wird es durch die Anwendung von Losorakeln greifbar.[18] Zudem dient es dazu, Kolonisten auszuwählen[19] oder Land[20] und Erbschaften[21] zu verteilen. Außerdem ist die Anwendung im militärischen Kontext belegt, unter den Bereiche gefasst werden, in denen eine Gruppe aus Soldaten eine interne Entscheidung herbeiführt. Im Vergleich zu den anderen Anwendungsbereichen tritt dieser Bereich besonders dominant hervor. Neben dem rein quantitativen Befund sprechen weitere Argumente dafür, dass besonders das Losen unter Soldaten den Nährboden für einen Einsatz des Losverfahrens in der politischen Praxis schuf. Es können verschiedene Kontexte identifiziert werden, in denen in einer Gruppe von Soldaten gelost wurde: Losverfahren konnten bei der Beuteverteilung eingesetzt werden, um den Normalanteil unter den Kriegern zu verteilen. Außerdem wurde bei der Aufgabenteilung und im Rahmen von Zweikämpfen gelost. Neben der Beuteverteilung ist für die Fragestellung des vorliegenden Beitrages besonders die Verteilung von Aufgaben durch das Los von Bedeutung. Ähnlich wie bei Amtsträgern übernimmt eine ausgewählte Gruppe von Soldaten eine Aufgabe stellvertretend für die übrige Gruppe. Hier deuten sich bereits erste Parallelen an, die im Folgenden illustriert und dann mit der Fragestellung des Beitrages verbunden werden.[22]

Die Quellen, die eine Beuteverteilung durch das Los dokumentieren, sind im Vergleich zu den Passagen, in denen eine Aufgabenverteilung dokumentiert werden, selten. Das Los stellte in diesem Kontext nur eine von mehreren Varianten zur Entscheidungsfindung dar. Ein Losverfahren kam erst infrage, wenn sich die Beute nicht in exakt gleich Anteile aufteilen lassen konnte. Zudem ist davon auszugehen, dass dieser Anwendungsbereich im Zuge der Professionalisierung der Kriegsführung ab dem 6. Jahrhundert v. Chr. in den Hintergrund rückte.

Erste Indizien dafür, dass Losverfahren im Kontext der Verteilung von Beute eingesetzt werden konnten, finden sich bei Homer.[23] In der „Ilias“ klagt Achilles vor den Myrmidonen über den Tod des Patroklos[24]: Achilles erklärt, dass dieser nach der Zerstörung Trojas und dem Erhalt der ihm zugeteilten Beute eigentlich hätte nach Hause zurückkehren sollen, so wie er es dem Vater des Patroklos versprochen hatte. Mit der Verwendung von λαγχάνω macht Achill deutlich, dass die Anteile zu gleichen Teilen verteilt wurden und dass für diese Verteilung möglicherweise ein Losverfahren eingesetzt wurde. Zur Beute (ληίς und αἶσα) zählten unterschiedliche Gegenstände sowie Personen, die anschließend in die Sklaverei überführt wurden.[25] Meist war es schwer, die Beute in gleichwertige Anteile aufzuteilen, wenn diese nicht aus Münzen bestand. Um einem Konflikt vorzubeugen und die Verteilung der Anteile effektiv durchzuführen, konnte ein Losverfahren als Verteilungstechnik herangezogen werden.[26] Weitere Hinweise für einen Einsatz in diesem Bereich liefert eine Passage in der „Odyssee“, die Parallelen zur Beuteverteilung nach einer kriegerischen Auseinandersetzung aufweist[27]: Nachdem Odysseus und seine Gefährten auf einer Insel Ziegen gejagt hatten, wurden diese auf die einzelnen Schiffsmannschaften verteilt.[28] Als sich Odysseus alleine zehn Ziegen ausgesucht hatte, erhielt jedes der anderen zwölf Schiffe neun Tiere durch ein Losverfahren.[29] Die Ziegen unterschieden sich vermutlich in Größe und Alter, wodurch eine gerechte Verteilung zwischen den Mannschaften ein kompliziertes Unterfangen gewesen wäre. Durch ein Losverfahren wurde keine Mannschaft bewusst bevorzugt oder benachteiligt. Somit konnte ein möglicher Konflikt verhindert werden, den es auch mit Blick auf die zahlreichen Herausforderungen, denen die Gruppe ausgesetzt war, zu vermeiden galt. Wären alle Ziegen völlig gleich in Bezug auf Größe und Alter gewesen, hätte die Notwendigkeit einer Auslosung nicht bestanden. Offenbar sah sich keiner durch die Form der Verteilung übergangen, da die Ziegen gemeinsam verzehrt wurden.[30]

Für die Verteilung von Aufgaben durch Losverfahren stehen für die archaische Zeit verschiedene Belege zur Verfügung, die sich kategorisieren lassen: Zusammenstellung einer Gruppe für eine Aufgabe, Auslosung der Positionen innerhalb eines Feldlagers und Auslosung von Wachposten. In den homerischen Epen tritt das Losverfahren bei der Verteilung von Aufgaben auf, um Krieger für eine Aufgabe auszuwählen. Ein prominentes Beispiel findet sich erneut in der „Odyssee“: Nachdem Odysseus und seine Gefährten in der Höhle des Kyklopen gefangen waren, musste entschieden werden, wer dem Kyklopen mit einem Holzpfahl das Augenlicht rauben soll.[31] Neben Odysseus, der sich für diese Aufgabe vor der Durchführung des Losverfahrens freiwillig bereit erklärt, müssen vier weitere Gefährten ausgelost werden.[32] Nach der Auslosung gibt Odysseus zu verstehen, dass genau die Gefährten ausgelost wurden, die er ausgewählt hätte, was als gutes Omen für die bevorstehende Aufgabe ausgelegt werden kann.[33] Das Losverfahren erscheint in dieser Situation demnach zunächst nicht als ein Verfahren, das Gleichheit zwischen den Gefährten sicherstellte, sondern diejenigen auswählen sollte, die am besten geeignet waren. Dies deutet darauf hin, dass durch die Auslosung die Götter befragt werden sollten, ohne dass diese explizit erwähnt werden. Überdies liegen weitere Gründe für die Nutzung eines Losverfahrens vor: Zunächst machte die Auslosung deutlich, dass alle Gefährten für die Durchführung dieser Aufgabe infrage kamen. Sie waren sowohl gleichberechtigt als auch gleich verpflichtet. Auch beschleunigte eine Auslosung die Entscheidung.[34] Darüber hinaus könnte die Verwendung des Losverfahrens an dieser Stelle das Bild eines gerechten Anführers betonen: Odysseus wollte keinen seiner Gefährten zu dieser gefährlichen Aufgabe zwingen, da das vorzeitige Erwachen des Kyklopen den Tod aller Beteiligten hätte bedeuten können. Indem er ein Losverfahren anordnete, verhinderte Odysseus zudem einen möglichen Konflikt unter seinen Gefährten, der in der angespannten Situation unbedingt zu vermeiden war.

Gelost werden konnte auch bei der Festlegung der Struktur eines Feldlagers. Im 10. Gesang der „Ilias“ wird ein Losverfahren im Zusammenhang mit dem Aufbau des Feldlagers der Trojaner erwähnt.[35] Nach der Gefangennahme des trojanischen Spähers Dolon wird dieser von Odysseus und Diomedes zum Aufbau des feindlichen Lagers befragt. Er bemerkt beiläufig, dass die Positionen innerhalb des Lagers durch ein Losverfahren vergeben wurden. Demnach fand vermutlich vor dem Aufbau ein Losverfahren zwischen den Abteilungen des trojanischen Heeres statt, um zu entscheiden, wer wo seine Zelte aufstellen sollte.[36] Ein Feldlager war zumeist eine provisorische und kurzfristige Unterbringung eines Heeres. Es profitierte nicht von den schützenden Mauern einer Stadt, war für Gegner ein leichtes Ziel und besonders in der Dunkelheit gefährdet. Bezüglich der Sicherheit unterschieden sich die Abschnitte eines Feldlagers; dabei konnte unter anderem die Topografie eine Rolle spielen. Um in dieser Situation eine Gleichberechtigung aller Beteiligten zu gewährleisten, Konflikte zu vermeiden und eine schnelle Entscheidung herbeizuführen, ist es plausibel, dass bei der Aufstellung des Lagers Losverfahren verwendet wurden.

Neben der Verteilung der Positionen im Feldlager erscheint das Losverfahren bei der Einteilung der Wachposten bei den Trojanern in Ps.-Euripidesʼ „Rhesus“.[37] Der thrakische König Rhesus kommt den eingeschlossenen Trojanern zu Hilfe, wird jedoch, bevor er eingreifen kann, von Odysseus und Diomedes ermordet, die zuvor in das Lager der Thraker eingedrungen waren. Der Chor zählt an dieser Stelle die Reihenfolge der Wachen auf, die durch ein Losverfahren bestimmt worden war.[38] Über die weiteren Umstände verlautet nichts. Es ist schwierig, aus dieser Beschreibung eine grundsätzliche Regel für die Einteilung von Wachen abzuleiten, da nicht klar ist, auf welchen Zeitraum sich der Dichter bezieht.[39] Jedoch spricht einiges dafür, dass dieses Vorgehen durchaus gewöhnlich war: In der Auslosung der Wachzeiten könnte man einen Ausdruck der Gleichberechtigung der Krieger bzw. der einzelnen Abteilungen eines Heeres sehen. Darüber hinaus erschwerte eine ständig wechselnde Reihenfolge bei der Aufstellung der Wachen einem potenziellen Verräter sein Tun.[40]

Neben der Beute- und Aufgabenverteilung ist ein weiterer Anwendungsbereich von Interesse. Losverfahren werden auch im Kontext der Vorbereitung und Durchführung von Zweikämpfen erwähnt. Dass dabei jedenfalls in der Welt des Epos gelost wurde, deuten zwei Stellen in der „Ilias“ an.[41] Zweikämpfe werden hier zwischen „aristokratischen Vorkämpfern“[42] ausgetragen, die antreten, um stellvertretend für die Konfliktparteien den Ausgang einer Schlacht zu entscheiden. In späterer Zeit treten Zweikämpfe nur noch äußerst selten auf, was vermutlich auf die Umstellung vom aristokratischem Kampfstil auf die Hoplitenphalanx zurückgeführt werden kann.[43] Den Zweikampf in der Agonistik können wir als Überbleibsel dieser Kampfform auf dem Schlachtfeld verstehen.[44]

Einer der prominentesten Zweikämpfe der „Ilias“ wird zwischen Paris und Menelaos ausgetragen.[45] Im Vorfeld dieses Zweikampfes wird ein Losverfahren durchgeführt, um zu bestimmen, wer von beiden zuerst seine Lanze auf den anderen schleudern darf.[46] Nachdem der Kampfplatz von je einem Vertreter beider Heere ausgemessen wurde, wird gelost. Das Losverfahren bestimmt Paris, den Speer zuerst zu werfen. Dieser trifft den Schild des Menelaos, verwundet ihn jedoch nicht. Menelaos schafft es, mit seinem Wurf den Schild und den Harnisch des Paris zu durchdringen, verwundet ihn aber ebenfalls nicht.[47] Da die Wahrscheinlichkeit gering war, den Gegner mit einem Speerwurf ernsthaft zu verletzen[48], diente dieser vermutlich vordergründig dazu, sich einen kleinen Vorteil, etwa eine leichte Beschädigung an der Rüstung des Gegners, zu verschaffen. Der Speerwurf zwischen Paris und Menelaos kann im Zusammenhang mit der Heldendarstellung in der „Ilias“ gedeutet werden[49]: Demnach konnte ein Held durch das Werfen des Speeres seine außergewöhnlichen Fähigkeiten zur Schau stellen. Diese Zurschaustellung könnte nicht allein im Speerwurf bestanden haben, sondern auch im Abfangen des gegnerischen Speers mit dem eigenen Schild. Das Losverfahren bringt in dieser Situation zum Ausdruck, dass beide Kämpfer grundsätzlich gleichermaßen berechtigt waren, den Speer als erstes auf den anderen zu werfen.

In der „Ilias“ ist ein weiteres Losverfahren in diesem Anwendungsbereich überliefert. Anders als in Il. 3,314–317 soll hier ein Gegner ermittelt werden.[50] Für das Duell gegen Hektor melden sich neun Helden, aus denen einer ausgewählt werden muss. Dem Losverfahren ging eine freiwillige Meldung voraus, zu der Nestor aufgerufen hatte, da sich zunächst keiner zum Kampf gegen Hektor bereiterklärt hatte.[51] Die Auslosung erfüllt in dieser Situation verschiedene Funktionen: Zunächst verdeutlicht sie, dass die Beteiligten für die Ausübung dieser Aufgabe gleichberechtigt sind und als gleich geeignet angesehen werden.[52] Darüber hinaus wird eine wichtige Entscheidung schnell und ohne das Risiko eines Konflikts zwischen den Helden herbeigeführt. Zusätzlich hat Wesselmann einen strategischen Grund für die Nutzung des Losverfahrens vorgeschlagen:

„[S]o wird auf griechischer Seite kein Freiwilliger hinten angestellt, und den Trojanern wird verdeutlicht, dass man über eine Vielzahl von Kämpfern verfügt, die es mit Hektor aufnehmen können; zudem werden sie, wenn Hektor nicht gegen den aktuell ‚Besten‘ kämpft, sondern gegen einen willkürlich Ausgewählten, keine Rückschlüsse über die Qualität des restlichen griechischen Heeres ziehen.“[53]

Das Losverfahren war bereits in archaischer Zeit bestens geeignet, um Entscheidungen in Gemeinschaften zu treffen. Es stellte Gleichheit zwischen den Beteiligten her und war rein praktisch von Vorteil. Die Entscheidung auf das Wirken der Götter zurückzuführen, war dabei nicht ausgeschlossen und trug zur Legitimität der Entscheidungen bei.[54]

Ein grundsätzliches Problem bei der Einbeziehung der diskutierten Quellenstellen besteht darin, dass diese nur indirekt Rückschlüsse auf realhistorische Situationen zulassen. Gleichwohl spiegeln sie das Verständnis einer Gesellschaft zu einem Mechanismus der Entscheidungsfindung wider. Losverfahren stellen in den besprochenen Zeugnissen keinen außergewöhnlichen Vorgang dar; sie anzuwenden wird in keiner der besprochenen Stellen als besonders hervorgehoben. Gleiches gilt im Übrigen für die Klassische Zeit, aus der es ebenfalls zahlreiche Beispiele im militärischen Kontext gibt.[55]

IV. Vom Schlachtfeld in die Polis

Die Frage nach dem Ursprung der Auslosung in der politischen Praxis, wo man das Verfahren für die Bestimmung von Amtsträgern, die Festlegung von Reihenfolgen und die Vergabe von Sitzplätzen[56] nutzte, wurde in der Regel damit beantwortet, dass diese aus der religiösen Praxis übernommen wurde.[57] Meist basieren diese Erklärungen auf der Annahme, dass Losverfahren besonders in der archaischen Zeit nur in religiösen Kontexten, wie Losorakeln oder der Bestimmung von Priestern, genutzt wurden. Die besprochenen Beispiele zeigen jedoch, dass für die archaische Zeit weitere Anwendungsbereiche nachweisbar sind, die bisher in der Diskussion eine untergeordnete Rolle gespielt haben.

In den homerischen Epen, aus denen sich vorsichtige Rückschlüsse auf die archaische Zeit ziehen lassen, tritt das Losverfahren an keiner Stelle in einem religiösen Zusammenhang auf, wenngleich das Verfahren durchaus religiös interpretiert werden konnte.[58] Es wird weder ein Losorakel befragt noch ein Priester durch ein Losverfahren bestimmt. Zudem ist bemerkenswert, dass auch eine religiöse Deutung von Losungen im profanen Bereich nur selten greifbar wird. Gelost wird meist in einem militärischen Kontext zur Verteilung von Beute und Aufgaben, aber auch beim Aufbau eines Lagers. Daneben treten Losverfahren im Kontext der Verteilung einer Erbschaft[59] und bei sportlichen Agonen[60] auf, die jedoch ebenfalls unter einer Gruppe von Soldaten durchgeführt werden.

In der religiösen Praxis wurden Losverfahren für Zufallsorakel und die Bestimmung von Priestern eingesetzt.[61] Die so erfolgende Bestimmung von Priestern lässt sich jedoch nicht zweifelsfrei für die archaische Zeit nachweisen.[62] Erst in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts v. Chr. gibt es mit der Auslosung der Priesterin des Athena Nike-Heiligtums einen Anhaltspunkt.[63] Theodore Leslie Shear und Stephen David Lambert sehen in dieser Entwicklung eine Demokratisierung religiöser Ämter.[64] Folgen wir dieser Annahme, hätten politische Entwicklungen Auswirkungen auf religiöse Verfahrensweisen gehabt und nicht umgekehrt. Gleichwohl handelt es sich dabei um Spekulation, die sich auf die Beobachtung stützt, dass die Auslosung von politischen Amtsträgern in den Quellen früher belegt ist als die Auslosung von Priestern und Priesterinnen.

Bei Losorakeln handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um die ursprünglichste Form der Götterbefragung.[65] Demnach ist eine Übertragung aus diesem Bereich grundsätzlich möglich, wird in den Quellen jedoch nicht greifbar: An keiner Stelle wird die Nutzung von Losverfahren im politischen Kontext auf Losorakel zurückgeführt. Dies ist insofern bemerkenswert, da Aristoteles an verschieden Stellen das Losverfahren teils ausführlich behandelt. Die Auslosung wird jedoch lediglich als eine von verschiedenen Mechanismen zur Bestimmung von Amtsträgern beschrieben, ohne dass der Ursprung des Verfahrens erklärt würde.[66]

Folgen wir späteren Quellen wie der „Athenaion Politeia“, wurde das Los schon im 7. Jahrhundert v. Chr. in Athen zur Bestimmung politischer Ämter genutzt.[67] Jedoch liefern weder die zeitgenössische Überlieferung noch die archäologischen Funde Hinweise auf den Gebrauch von Losverfahren vor dem 5. Jahrhundert v. Chr. Möglicherweise wusste der Verfasser der „Athenaion Politeia“ selbst nicht, wann Losverfahren in Athen zur Bestimmung politischer Ämter eingeführt wurden. Auch wenn die berechtigte Kritik an der Authentizität der Beschreibungen in der „Athenaion Politeia“ nicht dazu führen sollte, Losverfahren in der politischen Praxis vor dem 5. Jahrhundert v. Chr. auszuschließen – so lassen sich durchaus Argumente dafür zusammentragen, dass der Rat auf Chios und der vermeintliche solonische Rat der 400 in Athen in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts v. Chr. durch Losverfahren besetzt wurden[68] –, helfen diese Passagen nur bedingt, um Rückschlüsse auf den Ursprung des Losverfahrens in der politischen Praxis ziehen zu können.

Wir müssen uns demnach aus einer anderen Perspektive nähern und nach dem Verhältnis der Menschen des griechischen Kulturraums zum Losen fragen. Die Quellen zeigen, dass neben der religiösen Praxis, die der einschlägigen althistorischen Forschung oft als Bezugspunkt für die Beantwortung dieser Fragestellung diente, weitere Anwendungsbereiche des Losverfahrens zu identifizieren sind, die als Ursprung für die Auslosung politischer Ämter infrage kommen. Dazu gehört neben der militärischen und religiösen Praxis das Losen für die Verteilung von Erbschaften und Land. Nach Ansicht von Irad Malkin und Josine Blok bot die Gesamtheit dieser Anwendungsbereiche einen Nährboden für die Einführung des Losverfahrens; kein Bereich sei dabei besonders hervorzuheben. Zudem sehen sie in der Kombination von Los und Wahl bei der Bestimmung der Archonten, mit der möglicherweise im Zuge der solonischen Ordnung im 6. Jahrhundert v. Chr. begonnen wurde, den vorbereitenden Schritt, das Losverfahren für eine breitere Nutzung in der politischen Praxis zugänglich zu machen. Die Einführung der Losung in Athen schreiben sie trotz der großen Fragezeichen, die hinsichtlich der Authentizität der „Athenaion Politeia“ bestehen, Solon zu.[69]

Auch wenn die breite Anwendung des Losverfahrens in verschiedenen Bereichen sicherlich den Transfer in die politische Praxis begünstigte, tritt in der Überlieferung das Feld der militärischen Praxis hervor. Auch sprechen weitere Argumente dafür, dass die Anwendung von Losverfahren unter Soldaten ein wesentlicher Bezugspunkt für die Übernahme dieser Verfahrensweise in die Organisation der Polis war. Dabei ist die Verteilung von Aufgaben von besonderer Bedeutung, bei der sich die auffälligsten Parallelen zur Anwendung in der politischen Praxis zeigen. Die Auslosung der Gefährten in der Höhle des Kyklopen (siehe oben) zeigt, dass alle für die Durchführung dieser Aufgabe infrage kamen und somit sowohl gleichberechtigt als auch gleich verpflichtet waren.[70] Damit ergeben sich zwei Parallelen zur Auslosung politischer Amtsträger: Es existiert eine Gruppe von Personen, die mit Blick auf eine bestimmte Aufgabe als gleichermaßen geeignet angesehen werden. Dies ist sowohl im militärischen Kontext als auch in der politischen Praxis eine wesentliche Voraussetzung, da es in beiden Bereichen Aufgaben zu bewältigen gilt, die Einfluss auf das Wohlergehen der Gemeinschaft haben. Mit der Bestimmung eines Amtsträgers wird diesem eine Funktion bzw. eine Aufgabe innerhalb der Polis übertragen. Damit einher geht Verantwortung, die der Amtsträger für das Wohl der Gemeinschaft übernimmt, ähnlich wie die Gefährten des Odysseus, die Lykier bei Bewachung des griechischen Feldlagers oder der ausgeloste Duellgegner Ajas im Zweikampf gegen Hektor. Ein weiterer Aspekt besteht in der Verpflichtung, für die Gemeinschaft einzustehen. Dies gilt im Besonderen für die Wachposten eines Feldlagers, die im Zweifel die Ersten waren, die ein Angriff traf. Und auch bei der Bestimmung der Gefährten in der Höhle des Kyklopen wird dies deutlich. So fragt Odysseus vor Durchführung des Losverfahrens nicht, ob jemand bei der Auslosung nicht berücksichtigt werden möchte, was abgesehen von der Stellung des Odysseus als Anführer der Unternehmung ein Selbstverständnis andeutet, das wir auch in der Gefallenenrede des Perikles mit Bezug auf die Beteiligung an politischen Ämtern identifizieren können.[71] Zwar unterscheiden sich die Stellen durch die Möglichkeit der Athener, die Ausführung eines Amtes abzulehnen bzw. sich nicht zur Wahl oder Auslosung aufzustellen, jedoch drücken beide Beispiele deutlich die Erwartungshaltung an einen Bürger bzw. Soldaten aus, sich politisch und militärisch zu beteiligen.

Ein weiteres Argument, das für eine Übernahme des Losverfahrens aus dem militärischen Kontext spricht, liegt in der Verbindung zwischen der militärischen und politischen Organisation der Polis, deren Ursprünge sich bereits in den homerischen Epen identifizieren lassen. Hier „bezeichnet der Demosbegriff [...] nicht nur Gemeinfreie im Unterschied zu den Vornehmen, sondern auch die Gesamtheit der Wehrgenossen“.[72] Die Volksversammlung war in der Regel eine Versammlung derjenigen, die im Kriegsfall die Polis gemeinsam verteidigten, da das Bürgerrecht zum Wehrdienst verpflichtete. So war „in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts [...] die Phalanx der Hopliten [...] identisch mit der Gesamtheit der politisch aktiven Bürger“.[73] Demnach kamen in der Volksversammlung, aber auch in den anderen politischen Institutionen die Männer zusammen, die damit vertraut waren, zuweilen das Los zu verwenden, wenn es um die Struktur eines Feldlagers, die Einteilung von Wachposten oder die Verteilung von Aufgaben ging. Dass Losungen innerhalb eben dieser Gruppe gelegentlich Anwendung fanden, dürfte die Anschlussfähigkeit des Verfahrens im politischen Kontext gestärkt haben. Bemerkenswert ist, dass sich die Praxis, Aufgaben im militärischen Kontext durch ein Losverfahren zu verteilen, auch noch in der Klassischen Zeit nachweisen lassen.[74] Verwiesen sei etwa auf Plutarchs Beschreibung der durch Losverfahren geregelten Rotation von Arbeitsdiensten, die Perikles bei der Belagerung von Samos 440/439 v. Chr. angeordnet haben soll.[75] Die Verbindung zwischen der militärischen und politischen Organisation kommt in Athen noch auf eine andere Weise zum Ausdruck: So handelte es sich bei der kleisthenischen Phylenreform nicht nur um eine politische Neueinteilung der Bevölkerung, sondern auch um eine Heeresreform, die sich vermutlich sowohl auf die Land- als auch auf die Seestreitkräfte bezog.[76] Deutlich wird die Verbindung außerdem in der Einteilung der athenischen Bürgerschaft nach der Möglichkeit zur Selbstausrüstung, die schon vor den Reformen Solons existierte. Die eigene Ausrüstung und die damit verbundene Position im Heeresverbund war mit dem Zugang zu politischen Ämtern verknüpft.[77]

Wenn wir der Annahme folgen, dass Losverfahren aus dem militärischen Kontext übernommen wurden, stellt sich die Frage, wie ein solcher Transfer abgelaufen sein könnte. Aus Mangel an Quellen müssen wir uns mit begründeten Vermutungen begnügen. Zudem wissen wir nicht, wann Losverfahren erstmals in der politischen Praxis Anwendung fanden. Weiter ist die Einführung von Losverfahren in die politische Praxis im 6. Jahrhundert v. Chr. nur für Athen belegt. Dies führt zu der Frage, ob das Losverfahren, obwohl es in der archaischen Zeit im militärischen Kontext eingesetzt wurde, nicht auch in anderen Poleis in die politische Praxis überführt wurde. Immerhin gibt es einige Indizien. So wird in der Verfassungsdebatte des Herodot das Losverfahren als ein Verfahren dargestellt, das grundsätzlich der Isonomie zuzuordnen ist und damit nicht ausschließlich der athenischen Demokratie. Ein anderer Hinweis sind die in Styra gefundenen Bleiplättchen, die in die erste Hälfte des 5. Jahrhunderts v. Chr. datiert werden können, wenngleich die Einordnung des Fundes mit zahlreichen Problemen verbunden ist.[78] Und auch in Sparta ist die Nutzung von Losverfahren bei der Bestimmung der Geronten und Ephoren in Sparta belegt.[79]

In Athen erscheint die Anwendung von Losverfahren in der politischen Praxis erstmals im Kontext der Schilderung der solonischen Reformen in der „Athenaion Politeia“. Gleichwohl stehen wir bei den Fragen, ob es eine Kombination von Auslosung und Wahl für die Bestimmung der Archonten oder Tamiai bereits in diesem Zeitraum gab oder ob ein solonischer Rat der 400 existierte, vor unauflösbaren Problemen, da sich die Glaubwürdigkeit der Beschreibungen der „Athenaion Politeia“ nicht durch weitere Hinweise in unseren Quellen verifizieren lassen. Die von Irad Malkin und Josine Blok vertretene Annahme, dass die Einführung des Losverfahrens für die Bestimmung der Archonten und Tamiai[80] authentisch sei, da die Maßnahmen Solons besonders plausibel in die archaische Zeit passen würden, steht auf einer schwachen Grundlage, da sich die Einwände gegen die Glaubwürdigkeit der Aussagen der „Athenaion Politeia“ nur teilweise entkräften lassen.[81] Vieles bleibt davon abhängig, ob der Verfasser den ursprünglichen Text der solonischen Gesetze kannte.[82] Ebenfalls kritisch zu betrachten ist die Verknüpfung der Einführung des Losverfahrens als politische Verfahrensweise mit der Person Solons.[83] Der Verfasser der „Athenaion Politeia“ ging offensichtlich nicht davon aus, dass Solon der erste war, der das Losverfahren einführte. Vielmehr deutet der stark umstrittene Einschub[84] zur drakontischen Verfassung darauf hin, dass es eine Tradition im 4. Jahrhundert v. Chr. gab, nach der Losverfahren bereits vor Solon in Athen in der politischen Praxis eingesetzt wurden.

Möglicherweise kamen Losverfahren nach den Phasen von Tyrannisherrschaften, die sich seit dem 7. Jahrhundert v. Chr. ausgebreitet hatten, zum Einsatz, um die politische Ordnung zu verändern. Die Herrschaft einzelner Personen und die damit einhergehende Exklusion von großen Teilen der Bürgerschaft hatten in zahlreichen Poleis zu einer Erosion der sozialen und politischen Ordnung beigetragen, die es nach der Beseitigung dieser Regime zu stabilisieren galt. Die Erfahrungen mit der Tyrannis öffneten Gelegenheitsfenster für eine Anpassung der politischen Ordnung. In diesem Prozess könnten Losverfahren eine Rolle gespielt haben, da man sich von ihnen eine Verbesserung der Stabilität innerhalb der Polis erhoffte und dabei auf Effekte blickte, die man bereits bei der Verteilung von Aufgaben im militärischen Kontext durch das Los kannte.

Ein anschauliches Beispiel für diese Entwicklung bietet Athen: Für die Entstehung der politischen Struktur im 5. Jahrhundert v. Chr. scheinen gerade die Erfahrungen der athenischen Gesellschaft aus der letzten Phase der Tyrannis der Peisistratiden der Ausgangspunkt eines politischen Transformationsprozesses gewesen zu sein. Wesentliche Erkenntnis dieser Jahre war, dass zu viel Macht in den Händen Einzelner einen negativen Effekt auf die gesamte Polis haben konnte. In der Situation zwischen 510 und 507/6 v. Chr. entstand das Gelegenheitsfenster, in dem Kleisthenes nach Möglichkeiten suchte, die Ordnung so umzugestalten, dass sich für die gesamte Bürgerschaft verbesserte politische Partizipationsmöglichkeiten ergaben. Dabei müssen Losverfahren eine Rolle gespielt haben, bei denen Kleisthenes auf die Erfahrungen verweisen konnte, die der Demos mit diesem Verfahren in anderen Bereichen gesammelt hatte. Zudem dürften auch Überlegungen formuliert worden sein, welche Effekte das Losverfahren im politischen Kontext entfalten würde. Hier konnte man zwar auch auf den militärischen Kontext verweisen, in dem Losverfahren dafür sorgten, dass Entscheidungen unter bestimmten Voraussetzungen schnell, konfliktfrei und von allen Beteiligten akzeptiert herbeigeführt werden konnten, gleichwohl bestehen zwischen beiden Bereichen Unterschiede. So war das Losen im militärischen Kontext wohl kein regelmäßig verwendetes Verfahren.[85] Zur Auslosung von Aufgaben kam es nur unter bestimmten Voraussetzungen. Entscheidend war dabei, dass kein offensichtlicher strategischer Nachteil für das gesamte Heer entstand. Zudem zeigen die verschiedenen Situationen, in denen ein Losverfahren im militärischen Kontext eingesetzt wurde, dass dieses durch einen Anführer wie Odysseus angeordnet wird. Bei der Auslosung politischer Ämter handelt es sich hingegen in historisch hellerer Zeit um ein regelmäßig stattfindendes Verfahren, das nicht durch eine übergeordnete Instanz angeordnet werden musste. Dieser Umstand erforderte eine Erweiterung der Argumentation für eine Übernahme des Losverfahrens in die politische Praxis. Vermutlich vermochte Kleisthenes der Bürgerschaft glaubhaft zu vermitteln, dass das Losen im politischen Kontext zu einer Steigerung der – modern gesprochen – Selbstwirksamkeitserfahrungen beitragen würde, also der Wahrnehmung, als Individuum Einfluss auf die Gestaltung der eigenen Umwelt und damit auf das eigene Leben zu nehmen.[86]

Für die Eliten dürfte der zunehmende Gebrauch des Loses bei der Bestimmung von Amtsträgern ihre Selbstwirksamkeitserwartung zumindest teilweise gemindert haben, da sie nur noch in Ausnahmefällen die Möglichkeit hatten, sich bei Wahlen zu profilieren und durchzusetzen.[87] Dennoch bot die Nutzung von Losverfahren den Eliten auch Anknüpfungspunkte: Der Umstand, nicht ausgelost zu werden, ließ sich womöglich besser verkraften als die Niederlage in einer Wahl, da „die Losung auf der Fiktion einer Auswahl aus Gleichen unter Gleichwertigen“[88] basierte. So konnte das Losverfahren Unterlegenheitserfahrungen minimieren und auf diese Weise eine konflikthemmende Wirkung entfalten. Außerdem sorgte die jährliche Neubesetzung der Ämter dafür, dass sich in hoher Frequenz neue Möglichkeiten ergaben, als Amtsträger bestimmt zu werden.[89]

Aufseiten der restlichen Bürgerschaft führte die neue Ordnung zu einer Steigerung von Selbstwirksamkeitserfahrungen und konnte dadurch eine hohe Akzeptanz generieren. Denn durch einen erleichterten Zugang zu den politischen Institutionen erhöhte sich die Möglichkeit, auf das politische Geschehen Einfluss zu nehmen.[90] Dies könnte wiederum die Resilienz der athenischen Gesellschaft gegenüber inneren und äußeren Unsicherheiten gefördert haben: Möglichkeiten zur politischen Partizipation steigern Anreize, sich für die Aufrechterhaltung der bestehenden Ordnung einzusetzen.[91] Die zunehmende Nutzung von Losverfahren führte also vermutlich sukzessive zu einer Identifikation der attischen Bürger mit ihrer politischen Ordnung. Dies wird vorsichtig bei Herodot deutlich, wenn er erklärt, dass die Athener in der Zeit nach der kleisthenischen Phylenreform eine äußere Bedrohung militärisch wirksam abwenden konnten, und dies mit der Einführung von Isegoria verbindet.[92]

Der starke Fokus auf Athen wirft die Frage auf, wie bzw. ob außerhalb von Athen Losverfahren in die politische Praxis überführt wurden (siehe oben). Denn auch hier war es im 6. und 5. Jahrhundert v. Chr. zu Tyrannisherrschaften und damit zu Gelegenheitsfenstern gekommen, die Grundlage für politische Transformationsprozesse schufen.[93] Freilich führte eine Tyranniserfahrung keineswegs zwangsläufig dazu, nunmehr Losverfahren im politischen Raum zu nutzen. Vielmehr entstand eine Vielfalt politischer Ordnungen; „eigentlich gleicht kaum eine genau der anderen“[94]. Offenbar bildeten sich Losverfahren keineswegs nur in demokratisch organisierten Poleis heraus. Aristoteles deutet an, dass das Los auch in einer Politie oder Oligarchie zum Einsatz kommen konnte.[95] Entscheidend war demnach nicht das Verfahren selbst, sondern die Gruppe, aus der gelost wurde, die durchaus auch aus einer kleinen Anzahl von Personen bestehen konnte. Hinweise auf Losverfahren in einem politischen Kontext außerhalb von Athen liegen überdies nur sehr vereinzelt vor und werden in der Regel in Abhängigkeit zu den Entwicklungen in Athen interpretiert, was unter anderem Einfluss auf Datierungen von archäologischen Funden genommen hat.[96]

In diesem Zusammenhang lohnt sich eine nähere Betrachtung der Polis Erythrai, in der vermutlich über einen längeren Zeitraum zunächst eine Tyrannis und dann eine Oligarchie bestand.[97] Die Nutzung von Losverfahren ist dort in der politischen Praxis für das 5. Jahrhundert v. Chr. in zwei Inschriften (OR 121 und 122) dokumentiert.[98] Bei der Inschrift OR 121 handelt es sich um einen teilweise erhaltenen Volksbeschluss der Athener mit Bestimmungen zur politischen Ordnung von Erythrai, der auf der Akropolis in Athen gefunden wurde. Die Auslosung erscheint hier als Methode zur Bestimmung der 120 Mitglieder des Rates. Die andere nur fragmentarisch erhaltene Inschrift OR 122 wurde hingegen in Erythrai gefunden. Der Gebrauch von Losverfahren wird hier an zwei Stellen erwähnt, ohne dass dieser mit einem bestimmten Amt in Verbindung bringen lässt.

Die Datierung beider Texte ist umstritten. Jedoch hat Akiko Moroo überzeugend gezeigt, dass die Inschrift OR 121 zusammen mit zwei weiteren, stark fragmentarisch erhalten Inschriften[99] in die Mitte der 430er Jahre zu datieren ist.[100] Die Inschrift OR 122, bei der es sich um einen Beschluss handelt, der durch die Bewohner von Erythrai getroffen wurde[101], gehört vermutlich in die 450er Jahre. Gemäß dieser Datierung hätte es bereits vor dem Eingreifen der Athener, die mit OR 121 zumindest teilweise die politische Ordnung von Erythrai veränderten, Losverfahren im politischen Kontext gegeben. In der Regel wurde angenommen, dass es mit OR 121 zu einer Neuordnung der gesamten politischen Strukturen kam und auch erst damit zu einer Einführung des Losverfahrens für die Auswahl der Ratsmitglieder durch die Athener.[102] Gleichwohl wissen wir nicht, welche politischen Strukturen zuvor in Erythrai bestanden hatten und ob die Athener einen Teil in die neue Bestimmung übernahmen.[103] Mit Blick auf die zweimalige Erwähnung von Losverfahren in OR 122 kann es als zumindest sehr wahrscheinlich gelten, dass auch, wenn die Athener die Methode der Bestimmung der Ratsmitglieder veränderten, Losverfahren in Erythrai bereits zuvor in der politischen Praxis verankert waren. Die Athener hätten dann mit ihren Auflagen in den 430er Jahren an bereits in Erythrai etablierte Verfahrensweisen, wie etwa die Auslosung von Ratsmitgliedern, angeknüpft.[104]

Wenn in der bisherigen Forschung in der Regel die Losverfahren aus OR 122 übergangen wurden, so deshalb, weil meist angenommen wird, das Losverfahren als politische Verfahrensweise habe sich von Athen aus im griechischen Raum verbreitet.[105] Diese Annahme wird freilich durch die Belege für Losungen außerhalb der politischen Praxis in der gesamten griechischen Welt erschüttert.

Am Ende erscheint es plausibel, dass das Losverfahren nicht aus der religiösen, sondern aus der militärischen Praxis in die politischen Verfahrensweisen übernommen wurde. Die Anwendung in jenem Bereich ermöglichte es, das Losen schrittweise auf die Verfahrensweisen einer Polis zu übertragen. Inwieweit diese These für den gesamten griechischen Raum verallgemeinert werden kann, muss offenbleiben. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass das Losverfahren bereits im 5. Jahrhundert v. Chr. auch außerhalb und möglicherweise unabhängig von Athen eine Rolle in der politischen Praxis gespielt hat. Eine religiöse Deutung des Verfahrens durch zeitgenössische Akteure ist damit nicht auszuschließen; vielmehr galten in den Polisbürgerschaften sehr wahrscheinlich verschiedene Gründe, die Losung für ein sinnvolles Verfahren zu halten, wobei persönliche Einstellungen und Perspektiven wie auch die jeweilige Entscheidungskonstellation zusammenwirkten.

Zusammenfassung

Der Beitrag setzt sich mit der Frage auseinander, wie das Losverfahren als politische Verfahrensweise in Athen und anderen griechischen Poleis etabliert wurde. Es wird argumentiert, dass das Los in archaischer Zeit – neben der Verteilung von Land oder Erbschaften, der Bestimmung von Siedlern, der religiösen Praxis und der Nutzung im Kontext sportlicher Wettkämpfe – besonders im militärischen Kontext, etwa bei der Verteilung von Beute und Aufgaben, eine wichtige Rolle spielen konnte und dieser Bereich den Nährboden für einen Transfer des Losens in die politische Praxis schuf. Religiöse Bezüge und Deutungsmöglichkeiten konnten zwar die Legitimität und Anschlussfähigkeit des Verfahrens stärken, waren aber nicht die leitenden Gründe, Losverfahren in die politische Praxis zu übernehmen. Grundlage für diesen Ansatz liefert die in den Quellen der archaischen Zeit dokumentierte Nutzung des Losverfahrens.

Widmung

Für wertvolle Hinweise zur Weiterentwicklung meiner Überlegungen möchte ich Uwe Walter, den anonymen Gutachtern der Historischen Zeitschrift sowie Hans-Joachim Gehrke, Astrid Möller und Rogier van der Heijden danken.

Online erschienen: 2025-06-02

© 2025 The author(s), published by Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

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Artikel in diesem Heft

  1. Frontmatter
  2. Aufsätze
  3. Überlegungen zum Ursprung des Losverfahrens in der politischen Praxis griechischer Poleis
  4. Revolution und Revision. Zum Verhältnis von Amerikanischer Unabhängigkeitserklärung und US-Verfassung
  5. Weimars Untergang, die Historiker und die Kapitalismuskritik. Zur Wirkungsgeschichte der „Abraham Affair“
  6. Manfred Clauss (1945–2025)
  7. Soziale Netzwerke in Mittelalter- und Renaissanceforschung. Dreißig Jahre nach „Robust Action“
  8. Rezensionen
  9. Patrick J. Geary, Herausforderungen und Gefahren der Integration von Genomdaten in die Erforschung der frühmittelalterlichen Geschichte. (Das mittelalterliche Jahrtausend, Bd. 7.) Göttingen, Wallstein 2020; Mischa Meier / Steffen Patzold, Gene und Geschichte. Was die Archäogenetik zur Geschichtsforschung beitragen kann. Stuttgart, Hiersemann 2021
  10. Milja van Tielhof, Consensus en conflict. Waterbeheer in de Nederlanden 1200–1800. (Waterstraat, Cultuur en Geschiedenis, Vol. 5.) Hilversum, Uitgeverij Verloren 2021
  11. Benedikt Stuchtey, Geschichte des Britischen Empire. München, C. H. Beck 2021
  12. Paul Knox, London. A History of 300 Years in 25 Buildings. London, Yale University Press 2024
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  15. R. Bruce Hitchner (Ed.), A Companion to North Africa in Antiquity. Malden, MA, Wiley-Blackwell 2022
  16. Jussi Backman / Antonio Cimino, Biopolitics and Ancient Thought. Oxford, Oxford University Press 2022
  17. Paul Christesen / Charles H. Stocking (Eds.), A Cultural History of Sport in Antiquity. New York , Bloomsbury Academic 2022
  18. Irad Malkin / Josine Blok, Drawing Lots. From Egalitarianism to Democracy in Ancient Greece. Oxford, Oxford University Press 2024
  19. Marek Węcowski, Athenian Ostracism and Its Original Purpose. A Prisoner’s Dilemma. Oxford, Oxford University Press 2022
  20. Robin Waterfield, The Making of a King. Antigonus Gonatas of Macedon and the Greeks. Oxford, Oxford University Press 2021
  21. Julia Hoffmann-Salz, Im Land der räuberischen Nomaden? Die Eigenherrschaften der Ituraier und Emesener zwischen Seleukiden und Römern. (Studien zur Alten Geschichte, Bd. 31.) Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht 2022
  22. Josiah Osgood, Uncommon Wrath. How Caesar and Cato’s Deadly Rivalry Destroyed the Roman Republic. Oxford, Oxford University Press 2022
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  26. David Alan Parnell, Belisarius & Antonina. Love and War in the Age of Justinian. Oxford, Oxford University Press 2023
  27. Hans Hubert Anton (Hrsg.), Regesten der Bischöfe und Erzbischöfe von Trier. I, 3. Die Trierer Kirche und die Trierer Bischöfe in der ausgehenden Antike und am Beginn des Mittelalters. Bischöfe von der Wende des 4./5. Jahrhunderts bis zum Beginn des 7. Jahrhunderts. Bearbeitet von Hans Hubert Anton und Friedrich Pfeiffer unter Mitarbeit von Sigrun Anton. (Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde, Bd. 83.) Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht 2021
  28. Heinz Krieg (Hrsg.), Handlungsspielräume und soziale Bindungen von Eliten im Südwesten des mittelalterlichen Reiches. Kolloquium zu Ehren von Thomas Zotz. (Freiburger Beiträge zur Geschichte des Mittelalters, Bd. 5.) Ostfildern, Thorbecke 2023
  29. David M. Freidenreich, Jewish Muslims. How Christians Imagined Islam as the Enemy. Berkeley, CA, University of California Press 2023
  30. Kathrin Henschel, „Sicut in caelo et in terra“ – Himmlische Kritik an irdischen Verhältnissen. Historisch-kritisch-exegetische Untersuchungen zu Walahfrid Strabos Visio Wettini. Ostfildern, Thorbecke 2023
  31. John B. Freed, The Falkensteins. Losers and Winners in Medieval Bavaria. (Monographien zur Geschichte des Mittelalters, Bd. 72.) Stuttgart, Hiersemann 2023
  32. Thomas Ertl / Thomas Frank / Samuel Nussbaum (Eds.), Busy Tenants. Peasant Land Markets in Central Europe (15th to 16th Century). (Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Beih. 253.) Stuttgart, Steiner 2021
  33. Andreea Badea / Bruno Boute / Birgit Emich (Eds.), Pathways through Early Modern Christianities. Köln, Böhlau 2023
  34. Ted McCormick, Human Empire. Mobility and Demographic Thought in the British Atlantic World, 1500–1800. (Ideas in Context.) Cambridge, Cambridge University Press 2022
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  70. Eingegangene Bücher
  71. Eingegangene Bücher
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