Paul Knox, London. A History of 300 Years in 25 Buildings. London, Yale University Press 2024

Andreas Fahrmeir

doi:10.1515/hzhz-2025-1115

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Paul Knox, London. A History of 300 Years in 25 Buildings. London, Yale University Press 2024

Andreas Fahrmeir

Veröffentlicht/Copyright: 2. Juni 2025

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Aus der Zeitschrift Historische Zeitschrift Band 320 Heft 3

Rezensierte Publikation:

Paul Knox, London. A History of 300 Years in 25 Buildings. 2024 Yale University Press London, 978-0300269208, £ 25,–

Städte bestehen aus älteren und neueren Bauwerken. Diese spiegeln in erster Linie die Bedürfnisse und Absichten der Zeit, in der sie entstehen. Werden sie aber nicht durch andere Gebäude ersetzt, so prägen sie auch später die Nutzung von Räumen, Straßen oder Plätzen, denn „buildings are simultaneously outcome and shaper of social, political, cultural and economic forces“ (S. 3). Das soll der vorliegende Band am Beispiel Londons zeigen.

Er besteht neben einer konzisen Einleitung aus Kapiteln zu „Georgian London“, „Victorian London“ – hierzu je ein Kapitel als viktorianische Industriestadt und dann als Kolonialmetropole –, der Zwischenkriegszeit („Metro London“), der Nachkriegszeit und dem „globalen London“ seit den 1980er Jahren. In jedem Kapitel werden nach einer kurzen Einführung in die dominanten wirtschaftlichen und infrastrukturellen Tendenzen der Zeit zwischen drei (im Abschnitt zum Georgian London) und fünf (in den beiden Kapiteln zum Victorian London) Gebäude vorgestellt, von denen zumindest Reste bis heute existieren. Dabei werden zunächst die Umstände des Baus sowie architektonische Entscheidungen vom Stil über das Baumaterial bis zur Praxis der Erstnutzung geschildert, bevor ihre Geschichte bis in die Gegenwart skizziert wird. Das erfolgt jeweils knapp, zugänglich und kenntnisreich, wobei die zahlreichen Illustrationen einen umfassenden Eindruck erleichtern. Dabei steht der konkrete Blick auf das einzelne Gebäude im Mittelpunkt; wie die Gebäude ihrerseits auf die genannten Kräfte zurückwirkten, wird meist weniger deutlich sichtbar.

Der Erfolg eines solches Projekts hängt von der Auswahl der Fallstudien ab, und Knox räumt selbst ein, dass diese in Teilen zufällig ist. Wichtig ist ihm vor allem eine repräsentative Auswahl von Gebäudetypen, die für zentrale Aspekte der Epochen stehen können; das gelingt insgesamt überzeugend. Es geht um Gebäude, die Macht repräsentierten (Spencer House, Foreign and Commonwealth Office/FCO, Admiralty Arch, County Hall); Wohnhäuser (Bedford Square sowie größere Wohnungsbauprojekte in Battersea, Amersham, Pimlico, Thamesmead); Infrastrukturen des Konsums (West India Quay, Harrods, St. Pancras Station & Hotel) und der Kultur (Victoria and Albert Museum, National Theatre); Arbeitsorte (Fairfield Works, Hoover Factory, One Canada Square, Centre Point, Abbey Road Studios, The Shard, Platform G); karitative oder repressive sozialen Einrichtungen (Rochelle Street School, Lambeth Workhouse) sowie Gotteshäuser (Christ Church, Turnham Green und Jamme Masjid).

Die Auswahl dokumentiert den wachsenden, auf Handel (einschließlich Sklavenhandel), Industrie und Dienstleistungen basierenden Wohlstand; den Wandel politischer Kulturen; die Veränderungen des Wohnens; die religiöse Pluralisierung der Gesellschaft. Weniger stark in den Blick gerät dagegen zum Beispiel der Ausbau des Sozialstaats jenseits des sozialen Wohnungsbaus (für den Thamesmead, das schlecht gebaut und nie an öffentlichen Verkehr angeschlossen wurde, ein Negativbeispiel war). Dieser scheint nur kurz in der vorübergehenden Umnutzung des Arbeitshauses in Lambeth als Krankenhaus auf. Natürlich wechselten zahlreiche weitere Gebäude im Laufe ihrer Geschichte ihre Funktion – so finden sich am Bedford Square inzwischen fast nur Büros, unter anderem von Yale University Press; Admiralty Arch ist ebenso wie County Hall ein Hotel, Spencer House war zwischenzeitlich ein Bürogebäude, bevor es zum Museum wurde, die Streichholzfabrik Fairfield und die wenigen Reste des Arbeitshauses in Lambeth sind Teil von Wohnkomplexen.

Viele der Vignetten, die Knox zusammenträgt, sind überaus interessant und vielsagend. Das gilt etwa für die Restaurierungsdebatten um das FCO-Gebäude oder die merkwürdige Melange von Komfort, Modernität, Anonymität und politischen Sexskandalen, die den 1935 bis 1937 erbauten, damals größten Apartmentkomplex ganz Europas um das Dolphin Square in Pimlico prägte.

Fluchtpunkt des Buches sind die Auswirkungen eines zunehmend von ausländischen, „souveränen“ oder quasisouveränen Investoren dominierten Immobilienmarktes mit einem scheinbar unersättlichen Verlangen nach Luxushotels, teuren Wohnungen und riesigen Büroflächen – dem also, was die meisten ausgewählten Gebäude inzwischen sind. Dem stehen allerdings die zahlreichen Episoden gegenüber, in denen repräsentative Gebäude verfielen: So wurde 1965 diskutiert, ob man das FCO-Gebäude nicht besser abreißen sollte, während das ehemalige Luxushotel vor St. Pancras 1985 zunächst aufgegeben wurde und allenfalls als Filmkulisse diente. Somit liefert das Buch auch viele Einsichten in architektonische wie ökonomische Konjunkturen.

Online erschienen: 2025-06-02

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https://doi.org/10.1515/hzhz-2025-1115

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