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Weimars Untergang, die Historiker und die Kapitalismuskritik. Zur Wirkungsgeschichte der „Abraham Affair“

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Published/Copyright: June 2, 2025
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Zusammenfassung

David Abrahams neomarxistische Studie „The Collapse of the Weimar Republic“ spaltete die Geschichtswissenschaft auf beiden Seiten des Atlantiks in verfeindete Lager. Seit dem Frühjahr 1983 eskalierte die Auseinandersetzung, weil Kritiker Fälschungsvorwürfe erhoben. Abrahams Verteidiger sahen darin nur einen Vorwand für politisch grundiertes Misstrauen gegenüber theorieorientiertem Arbeiten und zogen Parallelen zur McCarthy-Ära. Den Verlauf des transatlantischen Streits über Methoden und professionelle Standards rekonstruiert der Beitrag, indem er sich auf unveröffentlichte Quellen stützt. Damit ist keine Neubewertung der damaligen Positionen intendiert. Vielmehr wird nach den Formen und Praktiken des Konflikts gefragt und nach seinen Wirkungen. Anhand der „Abraham Affair“ und der Rezeption von Henry A. Turners monumentaler Studie über „Die Großunternehmer und der Aufstieg Hitlers“ ist zu beobachten, wie jene kapitalismuskritischen Deutungen abgewickelt wurden, die zuvor noch im Mainstream der Geschichtsschreibung über die Weimarer Republik formuliert worden waren. In empirisch verlässlicher Detailforschung schien das Potential zu liegen, um jahrzehntealte Kontroversen abzuschließen. Der Beitrag argumentiert, dass damit zugleich ein Bedeutungsverlust von Systemperspektiven einherging, die von Luc Boltanski und Ève Chiapello als „Sozialkritik“ am Kapitalismus bezeichnet worden sind. An ihre Stelle traten eine kulturalistische Subjektorientierung und die Hinwendung zum unternehmenshistorischen Einzelfall – Akzentverschiebungen, so die These, mit denen der Neoliberalismus auch in der Geschichtsschreibung Spuren hinterlassen hat.

Abstract

David Abraham’s neo-Marxist study “The Collapse of the Weimar Republic” divided the historical profession on both sides of the Atlantic into opposing camps. The dispute escalated in the spring of 1983 as critics levelled accusations of falsification. Abraham’s defenders saw this as a pretext for politically motivated mistrust of theory-based scholarship and drew parallels with the McCarthy era. The article reconstructs the unfolding of the transatlantic dispute over methods and professional standards, drawing on unpublished sources. This contribution does not intend to re-evaluate the positions of the time, rather it looks at the forms and practices of the conflict and its effects. On the basis of the “Abraham Affair” and the reception of Henry A. Turner’s monumental study on “Big Business and the Rise of Hitler”, it is possible to observe how those interpretations critical of capitalism that had previously been formulated in the mainstream of historiography on the Weimar Republic were abandoned. Empirically reliable in-depth research seemed to have the potential to put an end to decades-old controversies. The article argues that this was accompanied by a loss of significance of system perspectives, which Luc Boltanski and Ève Chiapello once labelled a “social critique” of capitalism. They were replaced by a culturalist orientation towards the subject and a focus on the individual case in business history – shifts in emphasis, it is argued, with which neoliberalism has left its mark on historiography.

Mit den Historikern und dem Neoliberalismus ist das so eine Sache: lange war er vor allem denjenigen ein Begriff, die sich mit der Geschichte des ökonomischen Denkens in der Zwischenkriegszeit befassten. Im Jahrzehnt vor der Jahrtausendwende begann dann eine doppelte Popularisierung – als sozialwissenschaftliche Bezeichnung für den gesellschaftspolitischen Wandel ebenso wie als Kampfbegriff einer pauschalen Kapitalismus- oder Globalisierungskritik. Wegen dieser Normativität hat ihn die Geschichtsschreibung nur recht zögerlich adaptiert, indem sie zunächst nach den Anhängern und Verfechtern eines neoliberalen Programms fahndete.[1] Seither differenzierte sich der Begriff so weit aus, dass die Vorstellungen vom Neoliberalismus immer diffuser geworden sind – heute bezeichnet er ein sachbezogenes politisch-ökonomisches Programm ebenso wie die Ökonomisierung von gesellschaftlichen Praktiken oder eine „Führung des Verhaltens“.[2] Hier sollen aber nicht die Vor- und Nachteile des Begriffs als Ausgangspunkt dienen, sondern die Beobachtung, dass die Forschung über Praktiken der Privatisierung, der Ökonomisierung oder der Selbstregierung einerseits kaum noch zu überblicken ist, während der Begriff des Neoliberalismus andererseits noch nicht auf die Geschichtsschreibung selbst angewendet worden ist. Gewiss: Die Ökonomisierung der Universität ist ebenso Forschungsthema wie ihre institutionelle Veränderung.[3] Wenn aber der Neoliberalismus in den letzten vier Jahrzehnten überall so einflussreich war, wie die Debatte unterstellt – warum sollte er dann ausgerechnet in der Historiographie nicht auch inhaltliche Spuren hinterlassen haben?

Um dieser Frage empirisch nachzugehen, ist ein Umweg nötig. Die Soziologen Ève Chiapello und Luc Boltanski beschritten ihn bereits, indem sie die realen Veränderungen der kapitalistischen Verhältnisse in den Zusammenhang eines Wandels der Kapitalismuskritik stellten. Führungsverhalten und Leitungsstrukturen in Großunternehmen des fordistischen Zeitalters hätten eine „Sozialkritik“ reflektiert, die im Kern auf die Herstellung sozialer Gerechtigkeit zielte. Seit den siebziger Jahren habe sich im globalisierten Konzern- und Finanzmarktkapitalismus dann jedoch ein „Rechtfertigungsapparat“ durchgesetzt, der auf eine „Künstlerkritik“ an der Unterdrückung autonomer Subjekte reagierte. Angehörige der Neuen Sozialen Bewegungen hätten diese verbreitet: Autonomie, Spontaneität, Mobilität oder Kreativität – was ursprünglich einmal auf individuelle Befreiung zielte, wurde stattdessen zum wichtigsten Element neoliberaler Subjektivierung.[4]

Diese Interpretation hat als soziologisches Modell und auch in der historischen Forschung beträchtliche Strahlkraft entwickelt, jedoch meist bei der Analyse des Managementhandelns und eines immer weiter generalisierten unternehmerischen Rollen- und Verhaltensmodells.[5] Demgegenüber soll im Folgenden der Akzent auf die Kapitalismuskritik gesetzt werden. Ich frage nach den Formen der Kritik in der Geschichtsschreibung über den Kapitalismus und nach ihrer Veränderung. Dazu rücke ich einen Gegenstandsbereich in den Fokus, in dem die Historiographie immer schon einen engen Zusammenhang zwischen Wirtschaft und Politik unterstellte. Gemeint ist die doppelte Frage nach dem Anteil des Kapitalismus am Untergang der Weimarer Republik und nach dem damit eng verknüpften Verständnis des NS-Herrschaftssystems.[6] In einem ersten Schritt will ich zeigen, dass Kapitalismuskritik ein integraler Bestandteil der politökonomisch orientierten Weimarhistoriographie in den siebziger Jahren war. Anschließend demonstriere ich exemplarisch, wie dieser Modus der Kritik im Laufe der achtziger Jahre in eine existenzielle Krise geriet. Im Mittelpunkt wird hier eine hitzige Auseinandersetzung stehen, die sich an einer neomarxistischen Studie über den Untergang der Weimarer Republik entzündete. Bald als „Abraham Affair“ bezeichnet, kreiste dieser Streit gleichermaßen um Methoden und Interpretationen wie um professionelle Standards. Abschließend sind einige Überlegungen nötig zur Frage, wie geschichtswissenschaftlicher Konsens hergestellt wird und warum die Kapitalismuskritik aus der empirischen Erforschung der Weimarer Republik seit den mittleren neunziger Jahren weitgehend verschwunden zu sein scheint.

Mit der quellengestützten Untersuchung der „Abraham Affair“ ist keine Neubewertung der damaligen Konfliktpositionen beabsichtigt. Vielmehr soll der empirische Blick auf die Hinterbühnen des Streits und auf die Formen des Konfliktaustrags zu einer Wissenschaftsforschung beitragen, die sich zuletzt verstärkt für die Praktiken der geisteswissenschaftlichen „Geistesarbeit“ zu interessieren begonnen hat.[7] Ermöglicht wird dies von einer ungewöhnlichen Quellengrundlage. Der öffentliche Teil der „Abraham Affair“ ist umfassend überliefert und entsprechend schon mehrfach zum Gegenstand historischer Darstellungen geworden.[8] Aber die Unterlagen der beteiligten Institutionen (neben den Universitätsgremien gilt das etwa für die American Historical Association [AHA]) werden aus Datenschutzgründen noch auf lange Sicht unzugänglich bleiben.[9] Wichtigste Ausnahme davon ist die Korrespondenz Henry A. Turners, die seit 1995 in der Sterling Memorial Library der Yale University der Forschung zur Verfügung steht, aber offenbar noch nie verwendet wurde.[10] Hinzu treten Quellen ähnlicher Provenienz, die sich in privater Hand befinden. So hat mir David Abraham (Miami) im Februar 2019 die uneingeschränkte und vollständige Benutzung seiner Unterlagen ermöglicht.[11] Zu den von ihm verwahrten Materialien zählt auch die unter dem Namen „Abraham“ abgelegte Korrespondenz von Arno Mayer und Natalie Zemon Davis.[12] Hinzu kommen zwei kleine Materialkonvolute, die mir Volker Berghahn und Bernd Weisbrod zur Verfügung gestellt haben.[13] Unterlagen von Gerald D. Feldman haben sich nach einem Brand seines privaten Wohnhauses nicht erhalten.[14] In der Empfängerüberlieferung sind wichtige Teile seiner Korrespondenz aber umfassend abgebildet, so dass sich für die Positionen der wichtigsten Akteure eine hinreichende Materialgrundlage ergibt. Sämtliche Digitalisate und Rechercheunterlagen werde ich nach Abschluss meines Buchprojektes über die „Abraham Affair“ zugänglich machen.[15]

I. Kapitalismuskritik als Modus der Historiographie

Ein Schlüsselmoment der Weimarforschung war die einwöchige Konferenz über „Industrielles System und politische Entwicklung“, zu der im Sommer 1973 knapp 70 Wissenschaftler – darunter vier Frauen – in Bochum zusammenkamen. Liest man heute die beiden Bände der Tagungsdokumentation, sticht eine Nüchternheit hervor, die offensichtlich darauf zielte, eine Art Minimalkonsens für eine wirtschafts- und sozialhistorisch erweiterte Politikgeschichte zu schaffen. Hans Mommsen ging es darum, die „makroökonomischen Faktoren, die technologische Entwicklung, die demographischen Grundlagen, die industriellen Organisationsformen und Interessenvertretungen und die Gewichtsverschiebungen zwischen den einzelnen ökonomischen Sektoren“ ebenso zu erfassen wie die

„Maßnahmen der Wirtschafts-, Finanz-, Banken- und Außenhandelspolitik, die soziale Umschichtung mit dem Aufsteigen des Mittelstandes, den Bereich der Sozialpolitik wie der Beziehungen zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften, nicht zuletzt die Entfaltung der Wirtschafts- und Währungstheorie“.

Dies alles galt es in eine „Gesamtanalyse einzubringen“ und mit der „Entwicklung des politischen Systems in Beziehung zu setzen“.[16]

Offensichtlich glaubte Mommsen, gleich zu Beginn eine Gesprächs- und Verständigungsbasis schaffen zu müssen. In Wirklichkeit waren die Inhalte der Konferenz nämlich genauso umstritten wie die Methoden der Geschichtsschreibung. Wie war etwa mit dem politischen Geltungsanspruch umzugehen, den Hans-Ulrich Wehler gerade erst formuliert hatte? Ginge es nach ihm, hatte die Geschichtswissenschaft immer auch ein „Bewusstsein“ davon wachzuhalten, dass „die ‚Umstände‘ der Marktgesellschaft umgestaltet werden können, ja wegen ihrer unübersehbaren sozialen Kosten“ sogar „umgestaltet werden sollten“.[17] Zwar gelangten die Historiker der Ost-Berliner Akademie der Wissenschaften nicht nach Bochum, weil ihnen die DDR-Führung die Reisegenehmigung verweigerte. Aber wie war auf deren Interpretationen zu reagieren? Dass die Existenzkrisen von Kapitalismus und bürgerlicher Demokratie in den frühen dreißiger Jahren einander bedingten – dies hatten Marxisten und Kommunisten bekanntlich schon zeitgenössisch behauptet.[18] Nicht immer waren die Argumente danach so dogmatisch ausgefallen wie in den entsprechenden Äußerungen der Komintern, besonders dort nicht, wo sie mit der Sonderwegdeutung und dem „Primat der Innenpolitik“ kombiniert wurden, etwa bei George Hallgarten.[19] Aber aus der DDR waren zuletzt ausgefeilte Theorien hinzugekommen, die den „Primat der Ökonomie“ auch durch Detailforschung untermauerten.[20] Sie lieferte viele Belege für die antidemokratische Interessenpolitik der Industrie und konnte nicht so leicht vom Tisch gewischt werden wie die Propagandaschriften des Kalten Krieges, die sich oft als empirisch unzuverlässig entpuppten.[21]

Vor diesem Erfahrungshintergrund wird man die Bochumer Tagung auch als Versuch deuten können, einer empirischen und dezidiert nichtmarxistischen Forschung zur öffentlichen Geltung zu verhelfen. Das hatte auch mit den Zeitzeugenberichten der Weimarer Akteure zu tun, die damals ein gutgehendes Segment des Sachbuchmarktes bedienten.[22] Besonders zielte er aber auf die Vordenker der Achtundsechziger, die gegenüber der DDR-Forschung wenig Berührungsängste kannten. Ihre abstrakte Faschismusanalyse war nicht nur modisch, sondern die ultimative Form der historisch operierenden Kapitalismuskritik: Wenn sozioökonomische Bewegungsgesetze dazu führten, dass bürgerlich-kapitalistische Gesellschaften krisenanfällig blieben, der Ausbau des Staates ein Teil des Problems und sogar Anzeichen einer heraufziehenden Zuspitzung war – dann musste man sich im „Spätkapitalismus“ tatsächlich Sorgen machen.[23] Wirkliche Demokratisierung war dann nur zu haben, indem man den Kapitalismus mindestens sozialpolitisch einhegte – das war die Position der gemäßigten Kapitalismuskritik wie bei Wehler – oder ihn gänzlich überwand, was sich als Antikapitalismus äußerte.[24]

Weil sich viele Achtundsechziger in einem historischen Kontinuum sahen, ging es eben nicht nur um den sprichwörtlichen „Muff der tausend Jahre“, sondern immer auch um das Verhältnis zwischen Wirtschaft und Politik – und zwar, wie schon der Titel der damals vielgelesenen, von Joachim Radkau (Jg. 1943) ergänzten Neuausgabe der älteren Hallgarten-Studie konstatierte, „von Bismarck bis heute“.[25] Aber als Nachwuchswissenschaftler tat man wohl gut daran, es mit der Systemkritik auf einer großen Konferenz, die viele wichtige Personen des Feldes zusammenbrachte, nicht zu übertreiben – noch dazu, wo es unter Historikern lange zum guten Ton gehört hatte, den Lesern ihre politischen Schlussfolgerungen selbst zu überlassen.[26] Entsprechend sachlich referierte Bernd Weisbrod (Jg. 1946) in Bochum. Den Kommentar zur politischen Stoßrichtung der Veranstaltung lieferte später erst die Druckfassung seiner Arbeit. Indem man nach strukturellen Ursachen für das Scheitern von Weimar fahndete, habe „man Problemlagen sichtbar“ machen wollen, die für das Verhältnis von „Ökonomie und Politik auch über die nationalsozialistische Herrschaft hinaus typisch geblieben“ seien.[27]

Auf ähnliche Weise ließ auch Claus-Dieter Krohn (Jg. 1941) in Bochum zunächst nüchtern die Quellen sprechen. Schon im Jahr darauf stellte er seine Forschung über die Finanzpolitik aber ausdrücklich in den Zusammenhang der Gegenwart:

„Wie die Agitation im Wahlkampf zum Deutschen Bundestag 1972 gezeigt hat, erweckt das Wort Inflation in der deutschen Öffentlichkeit noch heute Ängste und Schrecken.“[28]

Die bürgerlichen Weimarer Kabinette seien für die Interessenpolitik der Wirtschaft besonders empfänglich gewesen, und als weitere Beharrungskraft identifizierte Krohn die Interessenkongruenz zwischen Ministerialbürokratie und Wirtschaft, die genauso auch im NS-Staat („Nazi-Faschismus“) zu beobachten gewesen sei. Dies alles zwinge zur grundsätzlichen Frage „nach der Berechtigung eines Wirtschaftssystems“, das

„egoistische Profitinteressen einer Minderheit solange dem unternehmerischen Eigenverdienst zuordnete, wie die Gewinne flossen, in dem Moment aber, wo der private Aneignungsprozess durch eigenes Verschulden nicht mehr funktionierte, die Verantwortung und die Lasten auf die Mehrheit der Bevölkerung abwälzte“.[29]

Solche Äußerungen zeigen: Es gab eine Kapitalismuskritik im Modus der Geschichtsschreibung, und zwar keineswegs an der Peripherie des Faches, sondern im Zentrum der damaligen Weimardebatte. Dies war ein Nebeneffekt der Aufwertung, die Fragen nach den wirtschafts- und sozialgeschichtlichen Dimensionen zu dieser Zeit in der Historiographie erfuhren. Er fällt zusammen mit einer Orientierung auf strukturell-systematische Erklärungsmodelle wie beim Organisierten Kapitalismus[30] oder den verschiedenen Korporatismus-Ansätzen[31]. Sie war eng mit dem damaligen sozialwissenschaftlichen Interesse an der politisch-gesellschaftlichen Konsensbasis verknüpft[32] und führte zu Texten, in denen der Mittelstand, die Agrarier oder die Bürokratie als historische Akteure fungierten[33]. Auch ohne Interesse an den Moden der neomarxistischen Theorie gelangte man so zu historischen Erklärungen, die zugleich Aussagekraft für die Gegenwart beanspruchten – etwa bei Charles Maier (Jg. 1939), der sich für denselben Stabilisierungskonsens interessierte wie Krohn. Mit vergleichendem Blick auf Italien, Frankreich und Deutschland sah er die Stabilisierung überall dort gelingen, wo ein „korporativer Pluralismus“ für die bürgerlich-kapitalistische Gesellschaftsordnung nach Krieg, Revolution und Inflation gefunden worden sei. Konservative hatten demnach nur eine Machtoption, wenn sie den Sozialstaat akzeptierten und Sozialdemokraten nur dann, wenn sie eine Stärkung des Kapitalismus zuließen. Dieses Konsensmodell, so Maier, habe die „liberale Ordnung Europas“ bis in die Gegenwart der 1970er Jahre geprägt.[34]

Von dieser Erklärung für die relative Stabilität in den mittleren Weimarer Jahren war es dann auch kein weiter Weg mehr bis zur systematischen Herleitung ihrer Erosion. Genau das war das Ziel von David Abraham (Jg. 1946) an der University of Chicago. Am Ausgang der sechziger Jahre hatte er sich in der Protest- und Bürgerrechtsbewegung engagiert. Als Historiker schien ihm in den Weimarer Verhältnissen ein perfekter Anwendungsfall für Überlegungen der neomarxistischen Theorie zu liegen. Also lernte Abraham Deutsch, warb ein DAAD-Stipendium ein und ging auf Archivreise nach West- und Ostdeutschland. Sein Promotionsverfahren schloss er im Sommer 1977 ab. Abraham gelangte in Princeton direkt auf eine der prestigeträchtigsten Stellen, die das amerikanische Universitätssystem für deutsche Geschichte zu bieten hatte.[35] Obwohl die allgemeine Begeisterung für neomarxistische Strukturanalysen schon bald wieder abebben sollte, muss die Berufungskommission unter dem Vorsitz des Marxbiographen Jerrold Seigel davon eingenommen gewesen sein, wie Abraham sein abstraktes Analysemodell mit historisch-empirischer Quellenrecherche kombiniert hatte.[36]

Die Buchausgabe der Arbeit erschien 1981 bei Princeton University Press unter dem Titel „The Collapse of the Weimar Republic. Political Economy and Crisis“. Darin zergliederte Abraham die Weimarer Gesellschaft in acht voneinander unterschiedene sozioökonomische „Machtblöcke“, die miteinander im Wettstreit standen. Ausgangspunkt der Analyse war die Überlegung, dass den Parteien der bürgerlichen Mitte schon seit der Inflationszeit eine Massenbasis fehlte, sie aber zugleich von unterschiedlichen wirtschaftlichen Interessengruppen abhängig gewesen waren. Weil die Sozialdemokratie unter dem Druck der Gewerkschaften und der Kommunisten gar nicht anders konnte, als den Sozialstaat auszubauen oder wenigstens zu verteidigen, ergab sich so etwas wie eine strukturelle Inkongruenz der wichtigsten politischen Interessen. Das Modell der Machtblöcke entlehnte Abraham bei Nicos Poulantzas, um vor allem die Dynamik innerhalb der insgesamt als hegemonial unterstellten bürgerlichen Klassenfraktion beobachten zu können. So erklärte die Arbeit die Regierungsbeteiligung der NSDAP nicht allein aus ihren Wahlerfolgen und auch nicht aus sinistren Machenschaften der Wirtschaft, sondern aus der Abnutzung von Bündnisoptionen, bis am Ende alle politischen Alternativen aufgebraucht waren.[37] Die Mechanik dieser strukturalistischen Interessenanalyse galt zwar bald als überholt. Aber trotz dieser Zeitgebundenheit lag das zentrale Argument der Studie doch auf einer Linie mit der bis heute gültigen Sicht, die Detlev Peukert bereits 1987 in die Wendung vom „Verschleiß der Alternativen“ fasste.[38]

II. Krise der Kritik: „Abraham Affair“

Abrahams Buch zog sofort Aufmerksamkeit auf sich. Binnen Monaten wurde es in allen wichtigen englisch- und deutschsprachigen Zeitschriften rezensiert, und Schwergewichte des Faches hoben den Daumen.[39] Beispielhaft dafür ist Knut Borchardt, der in der Historischen Zeitschrift von einem „höchst anregenden, originellen, ja wichtigen Werk“ sprach und die streng systematische Analyse lobte. Der Münchner Wirtschaftshistoriker galt als penibel, und Abraham erhielt von ihm bald eine fünfseitige Liste, die falsch geschriebene Namen und weitere Flüchtigkeitsfehler anführte.[40] Das ließ auf eine intensive Beschäftigung schließen, denn Abrahams Empirie stützte Borchardts Interpretation, wonach die sozialpolitischen Kompromisse der mittleren Weimarer Jahre teuer erkauft waren, weil sie die Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft überforderten. Offenbar zog Borchardt eine deutsche Übersetzung in Betracht.[41] Andere lobten den außergewöhnlich umfassenden Erklärungsanspruch der Arbeit – oder wiesen genau das zurück, weil sie die Vorgehensweise für zu schematisch hielten und auf die Schwierigkeit hinwiesen, etwa zwischen der Schwerindustrie und dem exportorientierten Verarbeitungssektor eindeutig zu unterscheiden und dies dann auch noch hinreichend eindeutig mit politischen Positionen zu verknüpfen.[42]

Der schärfste Verriss kam aus Yale und stammte aus der Feder von Henry A. Turner (Jg. 1932), der auf eine politikwissenschaftliche Zeitschrift zurückgriff, um vor dem Buch zu warnen: „Ever since fascism first appeared in Europe in the 1920s, Marxists have for obvious reasons striven to explain it as a product of capitalism” – so auch Abraham, dessen komplexes Koalitions- und Machtgruppenmodell doch nur schwer darüber hinwegtäuschen könne, dass es sich dabei eigentlich um die nur leicht modifizierte Monopolgruppentheorie der DDR-Geschichtsschreibung handele. Turner bemängelte, dass die Interpretation des Buches nicht hinreichend durch Quellen belegt sei: Abrahams

„indifference to particulars leads him to misidentify numerous individuals and publications, to re-write quotations, to invoke only those parts of documents that suit his needs, and to employ footnote citations so vague as to discourage a check of his sources. The book is, in short, unreliable in detail as well as in terms of its thesis.“[43]

Turner hatte selbst in Princeton studiert und war mit seiner dort entstandenen Arbeit über Gustav Stresemann bekannt geworden. Seit bald zwei Jahrzehnten arbeitete er daran, die Großindustrie vom Vorwurf zu entlasten, der Steigbügelhalter Hitlers gewesen zu sein.[44] Jetzt griff er auch in Abrahams Tenure-Verfahren ein:

„A short note sent to an emeritus colleague and added to the dossier referred to numerous mistakes and gave as an example a citation to an article by Richard Tilly.“[45]

Nachdem sich der falsch zitierte Text ohne große Mühe aufspüren ließ, nahm man Turners Brief in Princeton lediglich zu den Akten. Ohnehin votierte die dortige Fakultät für Abrahams Tenure. Weil die Begründung aber Spuren einer gewissen Ambivalenz erkennen ließ und auch die externen Gutachten nicht eindeutig genug waren, stellte sich das President’s Advisory Committee on Promotion and Tenure dagegen. Unter den befristet beschäftigten Assistenzprofessoren sorgte die Entscheidung für Unruhe. Sie unterstellten politische Motive.[46]

Abraham war Anfang 1983 also auf dem Berufungsmarkt, als seine Thesen im Fach diskutiert wurden. Im Berliner Reichstag war er auf der großen Konferenz „1933 – Deutschlands Weg in die Diktatur“ nicht nur anwesend, sondern Knut Borchardt zitierte ihn dort auch namentlich in seinem Vortrag.[47] Ausgeprägter noch waren die Referenzen auf einer ähnlichen, von Charles Maier in Harvard organisierten Tagung. Dort waren viele Angehörige einer jüngeren Historikergeneration vertreten, unter ihnen Mary Nolan (Jg. 1947), Jeffrey Herf (Jg. 1947) und Jane Caplan (Jg. 1945). Abrahams Vortrag eröffnete dort am Nachmittag des 18. März 1983 das erste Panel. Turner äußerte seine Kritik zwar in der Diskussion, reiste aber schon am nächsten Tag ab und zog später seinen Beitrag für den Konferenzband zurück, weil er nicht „between covers with Abraham“ erscheinen wollte. Den weiteren Verlauf der Diskussion in Harvard ließ er sich vom Wahlforscher Richard F. Hamilton schildern.[48] Dessen positives Resümee dürfte Turner in seinem Eindruck bestätigt haben, dass er mit seiner Kritik an Abraham nicht durchdrang. Jedenfalls begann er direkt im Anschluss an Hamiltons Bericht, seine Kollegen in persönlichen Briefen auf die aus seiner Sicht skandalösen Fehler in Abrahams Buch hinzuweisen. Seine Rezension sandte Turner ebenso mit wie Dokumentenkopien.[49] Damit begann eine Eskalation, die schon bald als „Abraham Affair“ tituliert wurde. Hier ist nicht der Ort, um sie in allen Details aus dem Material zu rekonstruieren. Aber es ist doch wichtig, auf die Etappen und Mechanismen der Eskalation hinzuweisen. Sie vollzog sich in drei Stufen:

In der ersten Phase setzte Turner mit seinen Briefen heftige Reaktionen in Gang, die nicht öffentlich waren. Die wichtigste stammte Ende April 1983 von Gordon A. Craig (Jg. 1913), Cyril E. Black (Jg. 1915) und Jerome Blum (Jg. 1913), die sich entsetzt über Turners Methoden zeigten. Sie kritisierten, dass er die Vorwürfe nicht öffentlich erhob und dass er sich aus einer Festanstellung heraus gegen einen Kollegen wandte, der sich bewerben musste. Die Unterschrift Craigs hatte besonderes Gewicht, denn der Präsident der American Historical Association galt als wichtige Instanz und war Turners akademischer Lehrer. Es war kein offener Protestbrief, aber von dem Schreiben zirkulierten bald Kopien.[50]

Abraham sah unterdessen keine andere Möglichkeit, als seine Quellenangaben im Archiv zu überprüfen und flog nach Deutschland. Erst während dieser Reise stand endgültig fest, dass es gelingen würde, den Streit an die Öffentlichkeit zu bringen. Entsprechend endete diese Phase mit einem Leserbrief Turners in der American Historical Review (AHR) vom November 1983, auf den Abraham ausführlich antwortete. Turner behauptete jetzt, zwei von Abraham zitierte Quellen gebe es nicht. Abraham verwies auf Flüchtigkeitsfehler; die beiden in Frage stehenden Dokumente konnte er benennen. Auch sei es nicht ungewöhnlich, wenn zwei Historiker bei der Interpretation derselben Dokumente zu unterschiedlichen Ergebnissen gelangten. Schon dieser kurze öffentliche Austausch machte einerseits deutlich, dass einige der Vorwürfe auf Flüchtigkeitsfehler verwiesen. Mal fand sich das monierte Zitat im selben Zeitschriftenjahrgang, mal hatte Abraham einen mehrfach publizierten Text nach einer anderen Fundstelle zitiert. Andererseits hatte Abraham aus Quellen zitiert und dabei nicht deutlich gemacht, was davon wörtliches Zitat und was seine eigenen Worte waren. Noch dazu war die Paraphrase an der Textstelle, um die jetzt gestritten wurde, zu ungenau.[51]

Schon jetzt wurden Muster der Eskalation sichtbar. So unterschieden die Beteiligten nicht zwischen Fragen der Arbeitstechnik und der Interpretation. Aus Turners Sicht stellten formale Fehler die Glaubwürdigkeit der Interpretation in Frage; umgekehrt zeigte Abraham, dass vieles von dem, was als rein technisches Problem gelten sollte, eigentlich eine Frage der Interpretation war. Schon jetzt rückte einzig die Frage nach der Unterstützung der NSDAP durch die Schwerindustriellen in den Blickpunkt, und Turner erweckte den Eindruck, als argumentiere Abrahams Buch hier ganz auf der Linie der älteren marxistischen Deutungen, die in Hitler einen Agenten des Kapitals hatten erkennen wollen.[52] Auch sollte es innerhalb des überschaubaren akademischen Expertenkreises bald keine Außenstehenden mehr geben. Turner hatte seinen Leserbrief so formuliert, dass er neben Abraham auch Timothy W. Mason (Jg. 1940) unter Rechtfertigungsdruck setzte. Der britische Historiker hatte Abrahams Arbeit in der AHR positiv rezensiert. So belehrte in einem dritten Leserbrief jetzt der eine Marxist den anderen: „Proven errors of this kind have done a lot to discredit Marxist and neo-Marxist interpretations.“[53]

Im November 1983 überschlugen sich dann die Ereignisse, und es begann die zweite Phase: die der Entgrenzung. Nicht wenige Beobachter dürften wohl darauf gehofft haben, dass sich der Skandal mit den Leserbriefen und einer korrigierten zweiten Buchauflage aus der Welt schaffen lassen würde. Aber Abraham und seine Unterstützer hatten den Eindruck, dass Turner seine Kampagne fortsetzte und dass dies vor allem darauf zielte, Abrahams Bemühungen um eine Professur zu hintertreiben. Entsprechend musste Abraham einen weiteren Kollegenrundbrief Turners aus dem Sommer deuten, als längst am öffentlichen Austausch der Argumente gearbeitet wurde.[54] Abraham entschied sich, denselben Adressaten zu schreiben. Wer von ihm erwartet hatte, dass er sich zerknirscht gab, sah sich enttäuscht. Auf Abrahams kämpferischen Rundbrief antwortete am 28. November 1983 erstmals Gerald D. Feldman (Jg. 1937) aus Berkeley mit einer scharf formulierten Erwiderung.[55] Feldman saß an einer großen Studie über die Inflationszeit. Er war einer der beiden Gutachter gewesen, die Abrahams Buchmanuskript für die Drucklegung inspiziert hatten, und Abraham hatte sich dafür im Vorwort ausdrücklich bedankt. Aus Feldmans Sicht stand jetzt also auch die eigene Reputation auf dem Spiel.

Generell kamen Mechanismen der Solidarisierung und der Denunziation in Gang, und bald tobte die Debatte auf unübersichtlich vielen Schauplätzen beiderseits des Atlantiks. Dazu trug wesentlich ihre Politisierung bei. Für Abrahams Verteidiger hatte der eigentliche Skandal im Machtgefälle zwischen Turner und Abraham bestanden. Eigentlich gehe es dabei um Politik, so Arno Mayer (Jg. 1926), ein Fakultätskollege Abrahams aus Princeton, in seiner Reaktion auf Turners ersten Rundbrief. Mayer verwahrte sich gegen Turners „sniping attacks on young scholars who have the temerity to trespass on an intellectual territory that you declare to be your private preserve“. In Anlehnung an den berühmten Ausspruch von Joseph N. Welch, mit dem die McCarthy-Ära im Juni 1954 an ihr vorläufiges Ende gelangt war, fragte er jetzt Turner: „Sir, have you no shame? Have you no sense of decency?“[56] Manche hielten Abrahams Fehler für lässlich, etwa der ebenfalls in Princeton lehrende Lawrence Stone (Jg. 1919):

„You’re bound to make mistakes. […] I don’t believe any scholar in the Western world has impeccable footnotes. Archival research is a special case of the general messiness of life.“[57]

Aus Stones Bemerkung sprach leidvolle Erfahrung. Eine seiner Arbeiten war 1951 als empirisch fehlerhaft entlarvt worden. Stone hatte danach erlebt, wie er seine Karriere als Historiker fortsetzen konnte. In der „Abraham Affair“ lauteten die Vorwürfe aber ohnehin nicht auf Flüchtigkeitsfehler, betonte Carl E. Schorske (Jg. 1915 und Emeritus in Princeton), sondern auf wissentliche Fälschung und damit auf Betrug. Nur mit diesen Mitteln, so die Unterstellung der Abraham-Kritiker, ließen sich die aus neomarxistischen Überlegungen abgeleiteten Interpretationen überhaupt stützen.[58]

Dass der Neomarxismus an Abrahams Studie das eigentliche Problem sei, nicht aber der Umgang mit den Quellen – das war all jenen zu einfach, die sich nun demonstrativ hinter Turner und Feldman stellten, allen voran Hans-Ulrich Wehler (Jg. 1931), der auf die Standards wissenschaftlicher Arbeit verwies:

„Das Buch ist offenbar […] empirisch einfach nicht [so] zuverlässig gearbeitet, wie das in unserem Gewerbe üblich ist, und daher auch nicht als Hilfsmittel zu gebrauchen, wenn man der Interpretation nicht folgt.“[59]

Feldman und Turner waren überzeugt, dass die bisher diskutierten Fehler nur die Spitze des Eisbergs sein konnten. Weil ihm das genaue Ausmaß der Faktentreue entscheidend zu sein schien, setzte Feldman einen seiner Schüler in Gang. Ulrich Nocken (Jg. 1944) war in Berkeley mit einer Arbeit über den Korporatismus in der Weimarer Republik promoviert worden; inzwischen lehrte er in Düsseldorf. Von dort brach er ins Archiv der Gutehoffnungshütte in Oberhausen auf, um einen Teil der Fußnoten der Abraham-Arbeit zu überprüfen.[60]

Im Februar 1984 lag von Nocken ein ziemlich beckmesserisches Typoskript vor, das nicht nur eine Vielzahl von Fehlern aufführte, sondern diesen auch eine einheitliche Tendenz unterstellte: „Wenn es darum geht, die Schwerindustriellen zu diskreditieren, ist für Abraham kein Mittel zu unbillig.“[61] Zwar betonte eine ebenso umfassende Expertise von Charles Maier, dass es genau diese Tendenz nicht gab – es fanden sich ebenso Fehler, die Abrahams Argument schwächten.[62] Trotzdem verfing das Nocken-Papier. Es trug beispielsweise dazu bei, dass sich Gordon Craig von Abraham distanzierte, und zwar auch in Berufungsverfahren, in denen Abraham in die engste Wahl gekommen war.[63] Feldman intervenierte mit dem Nocken-Papier an der University Austin, Texas, der Catholic University, Washington D. C. und der University of California, Santa Cruz. Wenn Feldman den Text als „forthcoming“ bezeichnete und so den Eindruck erweckte, dass er von der Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte bereits angenommen worden sei, entsprach das nicht den Tatsachen. Die Zeitschrift akzeptierte den Beitrag erst nach einer grundlegenden Überarbeitung.[64] Auch an Princeton University Press wandten sich Feldman und Turner, um eine zweite Auflage des Buches zu verhindern. Und immer wieder riefen alle Beteiligten die betroffenen Universitäten und den amerikanischen Historikerverband an.[65]

Dass sich eine zerstörerische Dynamik entwickelte, hat mit Gerüchten und übler Nachrede zu tun, für die sich bald auch die Presse interessierte. Die „Abraham Affair“ schaffte es ab Ende 1984 bis auf die Titelseite der New York Times und ins Time Magazine. Auch international wurde ausgiebig berichtet.[66] Manche Journalisten gebärdeten sich wie Aktivisten, so dass in wichtigen Fragen heute nur mühsam zu klären ist, ob sie überhaupt zutreffen. Angeblich bat Feldman die University of Chicago, Abraham den Doktorgrad zu entziehen, was Feldman später energisch zurückwies (unter Verweis auf das Nocken-Manuskript war dieser allerdings selbst dazu übergegangen, seine Korrespondenz an „Mr. Abraham“ zu adressieren). Viele Gerüchte wurden Abraham hinterbracht. So notierte dieser, dass Turner ihn auf einem Empfang am Davenport College als „parlor pinko“ bezeichnet haben soll, „unfit to teach in America“. Bei anderer Gelegenheit muss jemand von Abraham als „someone who looks like a Rabbi from Breslau“ gesprochen haben.[67]

Gesprächsinhalte dieser Art lassen sich heute nicht mehr belegen. Aber es gab in der Debatte nicht nur eine politische, sondern auch eine antisemitische Unterströmung. Hinweise darauf finden sich selbst bei denjenigen, die Abraham eigentlich eine Brücke bauen wollten. So riet Hans Mommsen im Sommer 1983 zur Deeskalation. Doch Abraham dachte nicht daran, sich in die Hände seiner Kritiker zu begeben und dabei ausgerechnet auf eine von Mommsen mit Blick auf Gerald Feldman offenbar angedeutete „jüdische Solidarität“ zu vertrauen.[68] Deutlicher noch kommt diese Dimension im übelsten Gerücht der ganzen Auseinandersetzung zum Ausdruck. Abrahams Buch war mit einer persönlichen Widmung erschienen: „For my parents – who at Auschwitz and elsewhere suffered the worst consequences of what I can merely write about.“ Bald hieß es, Abrahams Gegner würden ihm vorwerfen, damit fälschlicherweise den Eindruck erweckt zu haben, seine Eltern seien in Auschwitz ermordet worden. Abraham wurde 1946 in Antwerpen geboren. Seine Mutter hatte Auschwitz und einen der Todesmärsche überlebt, und auch sein Vater hatte in verschiedenen Konzentrationslagern gelitten, zuletzt in Dachau. Dass die Kinder der Holocaust-Überlebenden öffentlich über ihre Erfahrung reflektierten und dies, sofern sie Historiker waren, auch auf ihre Arbeit bezogen – das war 1981 eine noch ganz junge Entwicklung, und schon deshalb war der Widmung die Aufmerksamkeit gewiss.[69] Der genaue Ursprung des darauf bezogenen Fälschungsvorwurfs lässt sich heute nicht mehr mit Gewissheit rekonstruieren. Turner und Feldman dementierten mehrfach, damit zu tun gehabt zu haben. Jon Wiener hingegen, ein linker Historiker und Journalist, zitierte aus einem Telefonat mit Feldman, der ihm auf die Frage nach dem Gerücht geantwortet habe, „I have discussed this over the phone with people [but] I have not made this an issue in any formal way or in writing as far as I know.“[70] Feldman bezeichnete Wiener als Lügner. Aber auch Turner fasste ein Gespräch mit Feldman folgendermaßen zusammen:

„Let me caution you once more, however, not to raise the Auschwitz question. That’s irrelevant in any case and could only provide A[braham] with an opportunity to confuse the issue and throw innocents off the scent.”[71]

Die dritte Phase schließlich war eine der Erschöpfung und der Resignation. Das hat auch damit zu tun, dass es quälend lange dauerte, bis sich überhaupt ein Forum fand, in dem Feldman und Abraham ihren Streit öffentlich und in der gebotenen Wissenschaftlichkeit austrugen. Ihr Disput in der Central European History war zwar bereits im Juni 1984 verabredet worden. Bis er aber erschien, dauerte es beinahe zwei Jahre.[72] Als er im Sommer 1986 dann schließlich 139 Druckseiten füllte – fast dreieinhalb Jahre nach den ersten informellen Vorwürfen Turners –, blieb der Ton verletzend, und Feldman beharrte auf dem Vorwurf des Betrugs. In den komplizierten Details der Quelleninterpretation konnte den Experten ohnehin kaum noch jemand folgen.[73]

Für Abraham zeichnete sich da bereits deutlich ab, dass seine Karriere als Historiker nicht nur auf dem Spiel stand, sondern zu Ende war. Seine Kollegen in Princeton beschäftigten ihn zunächst weiter, ehe anschließend die New School for Social Research in New York mit einer Gastprofessur einsprang. Dies ermöglichte Abraham, die korrigierte Fassung seines Buches 1986 im Verlag Holmes & Meier herauszubringen (wo im Vorjahr auch die Neuausgabe von Raul Hilbergs „Destruction of the European Jews“ erschienen war).[74] Aber der Konflikt hatte ihn über drei Jahre voll in Anspruch genommen, und die originellen neuen Publikationen – sie fehlten. Abraham brach seine Historikerlaufbahn ab, wurde im Mai 1989 als Jurist promoviert und nach einer Station in einer New Yorker Großkanzlei schließlich 1992 auf eine Professur an der University of Miami Law School berufen.[75]

Nimmt man die drei Phasen zusammen, zeigen sich einerseits typische Mechanismen des akademischen Streits, der auch in anderen Fällen als Kontroverse über die „höheren Werte der Zunft – Wahrheit, Gewissenhaftigkeit, Objektivität“ – geführt wurde.[76] Moralisch im Recht sahen sich alle Beteiligten: Turner sprach davon, dass ihn „considerations of professional morality“[77] antrieben, und auch die Verteidiger David Abrahams appellierten, wie bereits gezeigt, an „decency“. Aber die Eskalation verweist auch darauf, dass hier eine besondere generationelle Konstellation zusammenkam: Abraham und viele seiner Unterstützer waren Achtundsechziger mit einem politisch-aktivistischen Hintergrund. Auch fällt auf, dass zur Pro-Abraham-Fraktion viele Frauen zählten, die jetzt in den USA erstmals überhaupt in größerer Zahl auf Professuren gelangten. Neben allen inhaltlichen und methodologischen Anliegen, das zeigt die Korrespondenz, stießen aber nicht nur sie sich an dem aggressiven Ton, der die Debatte durchzog.[78]

Auch der Aufschwung poststrukturalistischer Theorien spielte mit hinein. Abrahams Buch war von diesen Ansätzen zwar denkbar weit entfernt. Aber die Frage, was der Nutzen von Theorie in der Geschichtsschreibung sein könne, wurde in der Debatte immer mitverhandelt. Und selbst der Sozialkonstruktivismus hinterließ Spuren, wenn manche Akteure jetzt argumentierten, dass der von Turner und Feldman so vehement verfochtene Objektivitätsanspruch und ihr positivistischer Wahrheitsbegriff doch eigentlich längst zur Disposition stünden. Demgegenüber verwiesen Turner und Feldman auf Objektivität als essentiellen Urteilsmaßstab und auf methodisch abgesicherte Faktentreue als Geschäftsgrundlage jeglicher historischen Interpretation – auf Proseminarwissen also, an dem Abraham letztlich gescheitert sei.[79] Dieser Fraktion galt das Buch als Missbrauch des Vertrauens, auf dessen Grundlage jeder wissenschaftliche Diskurs nur funktionieren könne. Abrahams Verteidiger hatten allerdings auch nicht Unrecht mit der Beobachtung, dass hier ein Exempel statuiert wurde: an der Kapitalismuskritik im Modus einer marxistisch-strukturalistischen Historiographie, die ebenso systematisch wie unzutreffend in die Tradition simpler Propagandaschriften des Kalten Krieges gestellt wurde.[80]

III. Neuer Konsens?

Die „Abraham Affair“ liegt quer zu den etablierten Narrativen über die transatlantischen Historikerbeziehungen. In der Historiographiegeschichte dominiert heute die Vorstellung von einer Modernisierung der Geschichtsschreibung, die sich einer transatlantischen Allianz des Fortschritts verdanke.[81] Der Abschied vom Historismus, die Hinwendung zur Sozialgeschichte und die Abkehr von nationalkonservativen Traditionen des Faches – das alles sei wesentlich vorangetrieben worden von „transatlantischen Mittlern“, unter denen nicht wenige emigrierte deutsche Juden waren.[82] So wurde die Modernisierung der Geschichtsschreibung aus dem Geist der Sozialgeschichte zu einem moralisch aufgeladenen Projekt der „geistigen Wiedergutmachung“. Besonders deutlich zeigte sich das nicht nur im Kult um den früh verstorbenen Eckart Kehr, sondern auch in Hans-Ulrich Wehlers Instrumentalisierung von Hans Rosenberg, den er kurzerhand zum Gründervater der Bielefelder Schule erklärte.[83] Freilich lässt sich die „Abraham Affair“ in diese Erzählung von der methodologischen Erneuerung des Faches nicht recht einpassen, weil deren westdeutsche Exponenten bedingungslos an der Seite Turners und Feldmans standen, die aber um die berühmten Theorien mittlerer Reichweite – das Kernelement der Modernisierung à la Bielefeld – immer einen großen Bogen gemacht hatten. Dieses Problem war so offensichtlich, dass Jürgen Kocka 2008 beim Berliner Gedenkkolloquium für Gerald Feldman vermutete, ein „Ethos der Genauigkeit“ müsse Feldman dazu veranlasst haben, in dieser Intensität gegen Abraham vorzugehen und sich damit am Ende auch durchzusetzen.[84]

Vor diesem Hintergrund lohnt es sich, noch einmal etwas genauer nach den mittelfristigen Auswirkungen der „Abraham Affair“ auf die Geschichtsschreibung zu fragen. Ich will die institutionelle Ebene dabei bewusst ausklammern, obwohl der Konflikt durchaus Schwachstellen der Universitäten und der American Historical Association offenlegte. Deren Gremien wurden zwar immer wieder und von allen Beteiligten angerufen, erklärten sich aber für unzuständig. Sie verwiesen stattdessen auf die regulatorische Wirkung der Fachöffentlichkeit. Noch gab es nur das sehr allgemein formulierte „Statement of Professional Standards“ der American Historical Association, das von 1975 datierte und konkrete Regeln zu guter wissenschaftlicher Praxis weitgehend ausklammerte; auch existierte nirgends eine Schiedsinstanz, an die sich ein Beschuldigter wie Abraham zu seiner Verteidigung hätte wenden können.[85]

Stattdessen gilt es auf die Inhalte zu schauen und dabei Henry A. Turners „Die Großunternehmer und der Aufstieg Hitlers“ miteinzubeziehen. Wenn der Aufbruch auf der Bochumer Tagung vom Sommer 1973 vor allem darin bestanden hatte, neues Quellenmaterial zu erschließen und empirische Detailforschung zusammenzuführen, dann wendete sich das Blatt in den mittleren 1980er Jahren wieder. Jetzt nämlich erschienen die großen Synthesen zur Weimarer Geschichte in rascher Folge.[86] Vieles von dem, was Mitte des vorangegangenen Jahrzehnts noch als gesichertes Wissen gegolten hatte, war gerade erst einer umfassenden Neubewertung unterzogen worden.[87] Um dafür nur das schlagende Beispiel zu nennen: So hatte die historisch-sozialwissenschaftliche Wahlforschung die lange als gesichert geltende These von der „Panik im Mittelstand“ ebenso obsolet werden lassen wie die mechanischen Vorstellungen von klar umrissenen sozioökonomischen Interessengruppen und ihrer politischen Vertretung.[88]

Vor genau diesem Hintergrund lasen die Zeitgenossen jetzt auch Turners „Großunternehmer“ als ein Buch, das jahrzehntelange Debatten mit der Autorität der extensiven Quellenrecherche empirisch abschloss. Die Studie erschien 1985 zuerst in der englischen und wenige Monate später bereits in einer deutschen Ausgabe beim Siedler-Verlag. Sie schuf ein neues Fundament für die Debatte, weil sie die Finanzierung der NSDAP genauestens unter die Lupe nahm. Turners wichtigste Schlussfolgerung:

„Wenn es auch viele legitime Gründe gibt, den organisierten Großkapitalismus des zwanzigsten Jahrhunderts zu tadeln, die Verantwortung für das Dritte Reich ist ihm nicht anzulasten.“[89]

In der Rezeption des Buches setzte sich die Abrahamaffäre zunächst fort. Deren Protagonisten stellten den Zusammenhang selbst her – auch indem sie sich über elementare Befangenheitsregeln hinwegsetzten. So rezensierte Gerald Feldman das Turner-Buch in der AHR und sprach dort zugleich ein Verdammungsurteil über die

„pervasive historiographical high fashion and trendiness that encourage airy ‚interpretations‘, unverifiable constructs, irrelevant concepts, and outright violations of common sense as high intellectual adventure“.[90]

Umgekehrt veröffentlichte David Abraham einen langen Verriss in der European History Quarterly. Er warf Turner vor, das Material einseitig zu interpretieren; überprüfe man die Fußnoten, gelange man zu Quellen, in denen das Gegenteil stünde. Turner widersprach in einer Replik und warf Abraham vor, ein weiteres Mal selektiv zu zitieren.[91]

Aber auch Außenstehende stellten den Zusammenhang zwischen beiden Debatten her. In der New York Review of Books besprach der britische Gramsci-Experte James Joll beide Bücher gemeinsam und reflektierte auch über die Affäre. Ähnlich hielt es Michael Stürmer im Wirtschaftsmagazin Capital, indem er Abraham als Exponenten „altgepflegter“ marxistischer Vorurteile präsentierte. Turners akribische Recherche widerlege sie jetzt. Besonders die politische Gegenwartsrelevanz lag für Stürmer auf der Hand:

„Der deutsche Führer ist dahin, die deutsche Industrie noch da. Deshalb ist die Sache nicht Staub aus Archiven, sondern wäre, wenn sie stimmte, Waffe im ideologischen Bürgerkrieg“,

in dem sich der Kohl-Berater offenbar schon vor dem Historikerstreit wähnte. Stürmer hielt es für richtig, dass Turner den „Mythos von der bösen Industrie“ auf das „Maß der Wirklichkeit, die auch nicht eben eine demokratische Heiligenvita ist“, zurechtstutzte.[92]

Andere waren sich nicht so sicher. Turner zitierte Hitler ausgiebig nach den als notorisch unzuverlässig geltenden Quellen Hermann Rauschning und Otto Wagener. Auf Francis L. Carsten, selbst ein Mann des frühen sozialistischen Widerstands und dann des Exils, wirkte das Buch auch wegen seines Gebrauchs von Entlastungsdokumenten aus den Nürnberger Industrieprozessen als sei es „special pleading, that certain evidence is neglected, and that a strong case is overstated“. Deutlicher noch wurde Heinrich August Winkler. Er stieß sich an Turners pauschaler Exkulpation der Großindustriellen, die ihm „in der berechtigten Abwehr dämonisierender oder schlicht doktrinärer Deutungen zu weit“ ging, nämlich „bis zu dem Punkt“, wo Turner „den Einfluss der Unternehmer“ systematisch unterschätze.[93] Dass die DDR-Geschichtsschreibung das Buch in den Boden stampfen würde, war so erwartbar wie die Reaktion der westdeutschen Linken. Im Auftaktheft der Zeitschrift 1999 bestand die Subversion am ehesten darin, die von Manfred Asendorf ziemlich genervt vorgetragene Kritik an Turner launig als „Glosse“ zu kennzeichnen.[94] Aber auch Reinhard Neebe, von allen Beteiligten an der Abrahamaffäre immer als der beste Kenner der Materie adressiert, kritisierte in seinem langen Rezensionsessay in der Historischen Zeitschrift eine Vielzahl von konzeptionellen Problemen und meldete deutliche Zweifel daran an, ob „sich alle Bewertungen und Schlussfolgerungen tatsächlich ‚zwingend‘ aus dem empirischen Befund“ Turners ergaben.[95]

Bemerkenswert und deshalb in dieser Detailgenauigkeit zu schildern ist dies nur deshalb, weil die Kritik an den Schwachstellen des Turner-Buches nie verfing. Fragt man nach den Methoden, mit denen dieser wissenschaftliche Konsens hergestellt wurde, steht die Betonung der Faktentreue am Anfang. Immer und immer wieder wurde herausgestellt, dass Turners Studie den marxistischen Interpretationen ihre Grundlage entziehe und dass künftig – so hieß es beispielsweise in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung – „redlich nur noch auf der Grundlage der von Turner gesicherten Fakten“ diskutiert werden könne.[96] Und am Ende stand die Orthodoxie der Gesamtdarstellungen. Hans-Ulrich Wehler betonte apodiktisch, das „Ammenmärchen“ von den Großindustriellen als Steigbügelhaltern Hitlers könne als „endgültig widerlegt“ gelten, wenngleich die „großbürgerliche Unternehmerschaft“ alles „nur Mögliche zur Zerstörung der Republik beigetragen“ hatte. Demgegenüber schilderte Richard Evans einzig Hitlers Auftritt vor dem Düsseldorfer Industrieclub vom Januar 1932; ihm fielen auch nur noch „ein oder zwei Wirtschaftsführer wie etwa Fritz Thyssen“ ein, welche die „Mittel bereitstellten, um den teuren Geschmack führender Nationalsozialisten [...] zu subventionieren“.[97]

Auch gab es scharfe Kritik an Turner, die nie zur Veröffentlichung gelangte. Bernd Weisbrod brachte sie in die Form einer Miszelle, die Wehler für Geschichte und Gesellschaft bestellt hatte. Nur hielt Weisbrod sich nicht an die Erwartungen. Auf 28 Manuskriptseiten rechnete er mit Turners Methode ab, dem er „historischen Dekonstruktivismus“ vorwarf:

„Im Grunde scheint Turner jedes historische Werk mit theoretischer Fragestellung und strukturellem Erklärungsansatz ideologieverdächtig zu sein, während er für seine eigene Methode des Quellen-Präsentismus wie für sein eigenes Politikverständnis, das auf die direkten, möglichst persönlichen oder finanziellen Beziehungen beschränkt ist, den Anspruch der größeren historischen Wahrhaftigkeit und Vorurteilsfreiheit erhebt.“

Weisbrod wandte sich besonders dagegen, dass Turner eine „politikfreie Wirtschaftssphäre“ erschaffen habe, deren „vermeintlich objektiven Erfordernisse und Imponderabilien“ sich denn auch jeder politischen Analyse entzögen. Und um Parteispenden allein sei es ja nie gegangen, sondern um die Destabilisierung der Weimarer Demokratie.[98]

In Geschichte und Gesellschaft war dafür allerdings kein Platz, wie Wehler ihn umgehend beschied. Sämtliche Herausgeber der Zeitschrift stünden bekanntlich „auf der Seite von Turner und Feldman“, und er machte Änderungswünsche geltend. Eine Überarbeitungsrunde später hatte Weisbrod seine Polemik zwar abgeschwächt. Aber er verdeutlichte auch seine Position in der „Abraham Affair“: Handwerkliche Fehler kritisierte er ebenso wie die „methodisch unsaubere Überdeterminierung“ von Abrahams Interpretationsmodell. Aber schon Turners AHR-Leserbrief habe er seinerzeit als „maliziös“ empfunden. Von Anfang an sei es immer darum gegangen, Abraham vorzuführen und ihn „moralisch zu diskreditieren“.[99] Dass Weisbrod an dem Manuskript danach nicht weiterarbeitete, dürfte davon begünstigt worden sein, dass Wehler ihm antrug, seinen Bielefelder Lehrstuhl ab Frühjahr 1989 zwei Semester lang zu vertreten.[100]

Wer Mittelpositionen einnahm wie Weisbrod, bekam böse Briefe. Das hatte bereits Charles Maier mit seiner Reaktion auf Nocken erlebt, und so erging es jetzt auch Volker Berghahn (Jg. 1938). Dieser nutzte das Erscheinen der korrigierten zweiten Ausgabe des „Collapse“ in einem langen Essay in der New York Times dazu, um noch einmal zu rekapitulieren, wie die „Abraham Affair“ derart eskalieren und vollständig außer Kontrolle geraten konnte. Unter dem Eindruck des Turner-Buches fragte er nach dem Verbindenden, lobte Abrahams Erklärungsmodell und richtete den Blick auf die Zukunft. Die Intervention zielte darauf, Abrahams akademische Leistung anzuerkennen. Dessen Gastprofessur an der New School endete bald, und Berghahn – damals noch im mittelenglischen Warwick – wird nicht gewusst haben, dass Abraham die Hoffnung auf eine Position innerhalb der Geschichtswissenschaft aufgegeben und bereits mit dem Studium an der University of Pennsylvania Law School begonnen hatte.[101] Wie realistisch diese Lageeinschätzung war, demonstrieren die rüden Reaktionen, die Berghahn erhielt. Feldman sprach von einer „depressing review“ und breitete ein weiteres Mal die bekannten Vorwürfe aus, während sich Turner zu der Behauptung verstieg, Berghahn wolle die Kontroverse neu entfachen.[102]

Es ging jetzt vor allem darum, das letzte Wort zu behalten. Turner jedenfalls stellte seine Attacken in dem Moment ein, in dem der lange Rezensionsaufsatz von Peter Hayes (Jg. 1946) in der Business History Review vom Herbst 1987 erschienen und ohne Replik geblieben war. Unter dem unsachlichen Titel „History in an Off Key: David Abraham’s second Collapse“ nahm sich Hayes die Neuausgabe des Buches vor und monierte Fehler, die bei der Überarbeitung nicht beseitigt worden seien.[103] Wenig überraschend erschien ihm das Buch jetzt argumentativ wie aus der Zeit gefallen – denn so war es ja auch: elf Jahre nach Abschluss der Promotion passte die neomarxistische Konstruktion nicht mehr in die Zeit, und auch die Fortschritte der empirischen Weimarforschung hatten sich in der Neuauflage kaum niedergeschlagen. Hayes war von Turner mit einer bahnbrechenden Studie über die Geschichte der I. G. Farbenindustrie promoviert worden, die ursprünglich unter dem Titel „The ‚Gleichschaltung‘ of IG Farben“ gestanden hatte.[104] Zwar wurde hinter den Kulissen über eine Erwiderung auf den Hayes-Aufsatz noch bis Anfang 1989 verhandelt. Aber Abraham war als Jurist inzwischen so eingespannt, dass er sie nicht mehr selbst schreiben mochte. Auch gab es Bemühungen um eine deutsche Ausgabe des „Collapse“ beim Verlag Westfälisches Dampfboot, die erst 1997 endgültig aufgegeben wurden. Die Übersetzung war so weit vorangeschritten, dass Werner Abelshauser eine Einleitung schrieb und der Verlag das Buch ankündigte. Obwohl diese Angabe noch heute in den Bibliotheksdatenbanken herumgeistert, erschien die deutsche Ausgabe nie.[105]

Also blieb es dabei, dass für Abraham so wenig Platz in der Geschichtswissenschaft sein sollte wie für seine Ideen. Darüber wachte noch auf Jahre hinaus Gerald Feldman. Im Juni 1999, als das H-Net gerade erfunden war, stieg er beispielsweise einem Dozenten eines Liberal Arts College hinterher, der es gewagt hatte, den „Collapse“ und die daran anknüpfenden Debattenbeiträge für einen Weimar-Syllabus zu empfehlen. Tausende Abonnenten der Liste lasen mit, wie Feldman die Sache sah: „It is a disservice to students to give them such a book without warning them that it is filled with junk.“ Erneut kochte der Konflikt tagelang hoch, ehe Albrecht Ritschl (Jg. 1959) konstatierte, es gebe tatsächlich einen Mangel an „textbooks in English on the Weimar Republic“. Darüber war zwar nicht gestritten worden, aber die Bibliographie des Borchardt-Schülers beendete das digitale Scharmützel.[106]

IV. Schluss

Dass die schrille Debatte über das Verhältnis zwischen Kapitalismus und Demokratie in der Weimarer Systemkrise im letzten Drittel der achtziger Jahre allmählich verstummte, lag auch daran, dass die weit drängenderen Fragen längst das unternehmerische Verhalten im Nationalsozialismus betrafen. Geschichtswerkstätten, Pfarrer, Archivare, Schülergruppen, Gewerkschafter, linke Aktivisten und die Grünen – sie alle fragten immer vernehmlicher nach den „vergessenen Opfern“ des NS-Staates, nach Sinti und Roma, Deserteuren, Homosexuellen, Opfern von Zwangssterilisierung und Euthanasie, vor allem aber nach den Millionen von Zwangsarbeitern.[107] Welche Handlungsspielräume hatte die Wirtschaft im Dritten Reich gehabt? Die erste wissenschaftliche Konferenz in diesem Feld veranstaltete Henry A. Turner in Berlin. Einen handverlesenen Kreis von Kollegen lud er 1987 ans Wissenschaftskolleg ein, um über „Unternehmer und Regime im Dritten Reich“ zu diskutieren. Schon der Titel transportierte jene Botschaft von den getrennten Sphären der Wirtschaft und der Politik, die Weisbrod in seiner Miszelle kritisiert hatte. Harold James, eben erst als Abrahams Nachfolger auf die Professur in Princeton berufen, sprach jetzt über den „undurchsichtigen“ Hjalmar Schacht, während Knut Borchardt zwei Tage lang moderierte.[108]

„Der unveränderte Primat der Politik“ – so betitelte Henning Ritter seinen wohlwollenden Tagungsbericht in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung; das ganze Vorhaben zielte darauf, durch empirische Detailforschung die kapitalismuskritische Interpretation vom „Primat der Ökonomie“ nun auch für die NS-Zeit zu widerlegen.[109] Am Wissenschaftskolleg des Jahres 1987 war also einerseits eine ähnliche Grundhaltung sichtbar wie schon 1973 in Bochum. Andererseits hatten sich die Verhältnisse spürbar verändert. Hans Mommsen hatte damals die Bedeutung des Tagungsortes herausgestellt. Das Flair der Reformuniversität gehörte ebenso zur Symbolik des Aufbruchs wie die Beteiligung der „Sozialpartner“ aus dem paritätisch mitbestimmten Ruhrbergbau. Demgegenüber huldigte das Wissenschaftskolleg dem akademischen Elitegedanken. Dem Vorbild des Institute for Advanced Study in Princeton auch hinsichtlich seiner Finanzierung nacheifernd, wäre es ohne das Engagement der Volkswagen-Stiftung nie ins Leben getreten. Auch später blieb das staatliche Budget zu knapp, um das „Camelot in Grunewald“ am Laufen zu halten. Drittmittel steuerten Volkswagen-, Thyssen- und Krupp-Stiftung bei sowie der von der Wirtschaft getragene Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft; auch Unternehmen wie Daimler-Benz, Schering oder Bosch gaben Geld, während sich die leitenden Herren der Deutschland AG im Freundeskreis des Instituts trafen.[110]

Damit soll nicht unterstellt werden, dass Eliteanspruch und Drittmittelfinanzierung direkte Rückwirkungen auf Inhalte und Interpretationen gehabt hätten. Aber eine Haltung der Kapitalismuskritik im Modus der Historiographie, wie sie im vorangegangenen Jahrzehnt noch verbreitet gewesen war, artikulierte sich am Wissenschaftskolleg nicht mehr. Stattdessen war die Berliner Konferenz ein Gründungsmoment des bis heute immer weiter verfeinerten Modells der akademischen Auftragsforschung, über das bereits viel diskutiert worden ist.[111] Hans Mommsen berichtete dort aus seinem Forschungsprojekt zur Zwangsarbeit bei Volkswagen, und Hans Pohl referierte über die entsprechende Studie, mit der ihn die Daimler-Benz AG betraut hatte, nachdem sie mit einer unkritischen Festschrift und seiner unzureichenden wissenschaftlichen Studie in die öffentliche Kritik geraten war.

Empirische Forschung über die Unternehmen war nur möglich, wenn diese den Wissenschaftlern überhaupt Zugang zu den Archivquellen gewährten. Das hatte Gerald Feldman schon im Frühjahr 1983 herausgestellt, als er am Historischen Kolleg erstmals von Turners Fälschungsvorwurf erfahren hatte: „I worry about what will happen if our Unternehmer friends get wind of this sort of thing“, schrieb er in seiner ersten Antwort.[112] Ohne jeden weiteren Kontext signalisierte diese knappe Bemerkung nicht nur Vertrautheit mit den Gepflogenheiten, sondern spielte auch auf den eigenwilligen Bodo Herzog an (Turner: „Herzog Bodo of Oberhausen“), der das Archiv der Gutehoffnungshütte und damit den Nachlass Paul Reusch verwaltete.[113] Aus dieser traditionsreichen Beziehungspflege begannen sich jetzt Auftragnehmerverhältnisse zu entwickeln, und bald schon arbeiteten viele der Konferenzteilnehmer für die Unternehmen. Zwei Jahre darauf koordinierte Gerald D. Feldman beispielsweise die Historikerkommission, die Alfred Herrhausen bei der Deutschen Bank auf den Weg brachte.[114] Ihr monumentaler Band sollte zum 125-jährigen Jubiläum der Bank fertig werden. Harold James übernahm den Part über die NS-Vergangenheit des Instituts, der kurz nach Erscheinen so viele Fragen aufwarf, dass sich weitere Aufträge anschlossen. Feldman schrieb später eine Geschichte der Allianz, Turner arbeitete im Auftrag von General Motors über Opel, während Peter Hayes die Degussa erforschte.[115]

Alle diese Studien waren nicht unkritisch. Aber sie entstanden zu einer Zeit, in der eine Geschichtsschreibung aus dem Interesse einer systematischen Kapitalismuskritik kaum noch innerhalb der etablierten akademischen Institutionen stattfand. Es gab sie zwar weiterhin, und sie hielt auch die alten Dogmen noch bis an die Jahrtausendwende aufrecht, wie die Debatten über den Profit, den Unternehmen aus der Zwangsarbeit gezogen haben könnten, ebenso zeigen wie entsprechende Wortmeldungen in der Entschädigungsdebatte.[116] Aber sie hatten sich in ein aktivistisches Vorfeld verlagert – oder, was die marxistische DDR-Geschichtswissenschaft anging, in eine Parallelwelt, die nach deren Abwicklung an Theorien und Interpretationen festhielt und sich ihre eigenen Institutionen und Publikationsforen schuf.[117] Es ist wohl kein Zufall, dass die einzige Arbeit, die sich seit dem Erscheinen der Turner-Studie je wieder systematisch für Fragen der Industriespenden an die NSDAP interessiert hat und die nicht den Rahmen einer Unternehmensgeschichte hatte, in genau dieser Parallelöffentlichkeit entstand.[118] Stellen Historikerbiographien wie die von Susanne Heim, Götz Aly oder Karl-Heinz Roth diesen Befund nicht in Frage? Deren Studien gelten heute ja nicht nur als Innovationstreiber der NS-Forschung, sondern hatten zugleich eine antikapitalistische Stoßrichtung. Bahnbrechend waren ihre Arbeiten vor allem wegen des Blicks auf bisher unerschlossene Quellen, während die kapitalismuskritischen Argumente empirisch keinen Bestand hatten. Das zeigte sich bereits in der hitzigen Auseinandersetzung über die „Ökonomie der Endlösung“[119], und es bestätigte sich auch noch im Anschluss an die Thesen Götz Alys über die „Wohlfühldiktatur“.[120]

Blickt man genauer hin, machen ihre Arbeiten aber besonders deutlich, was sich zwischenzeitlich verändert hatte: Innovativ war ihr Interesse an den Praktiken der Wissensgenerierung und der Beratung, am Zählen, Erfassen und Vermessen. Damit waren sie Teil einer allgemeinen Verschiebung des wissenschaftlichen Blickwinkels, den man auch für die Weimarforschung nach der „Abraham Affair“ und nach den großen Büchern von Peukert, Feldman, Turner, Winkler, Mommsen und anderen konstatieren muss. Seither ging es kaum mehr um jene strukturell-systematischen Großentwürfe aus dem Geist der siebziger Jahre, sondern gefragt wurde nach Individuen, Ideen und Semantiken, nach Praktiken des Parlamentarismus und nach der Erfahrung von Geschlecht, Krise, Individualität oder Gewalt. Was die Wirtschaft angeht, handelte es sich zugleich um eine Mikroökonomisierung, die den Blickwinkel auf die Unternehmen und die Unternehmer verlagert, die je für sich betrachtet werden.

Am Ausgang der achtziger Jahre war das ausdrücklich erwünscht gewesen, weil erst die Überwindung der Systemperspektive jahrzehntealte Blockaden ideologischer Kontroversen zu lösen versprach. In der Praxis schlug sich das in enormen empirischen Fortschritten nieder, allerdings auch in einem Empirismus und einer durch die Auftragsforschung bedingten Engführung der Fragestellungen. Anders gesagt: Es geht um eine Verschiebung, die als Kulturalisierung nur unzureichend beschrieben wäre. Eigentlich handelt es sich um eine Perspektive der „autonomen Subjekte“, die im Laufe der neunziger Jahre dominant geworden ist. Nimmt man Boltanski und Chiapello ernst, wird man genau in dieser Akzentverschiebung also den Neoliberalismus in der Geschichtsschreibung erkennen – ein Neoliberalismus wohlgemerkt, der nicht vorrangig an der durch die Unternehmen finanzierten Auftragsforschung ablesbar ist, sondern am Bedeutungsverlust der Systemperspektive.

Zusammenfassung

David Abrahams neomarxistische Studie „The Collapse of the Weimar Republic“ spaltete die Geschichtswissenschaft auf beiden Seiten des Atlantiks in verfeindete Lager. Seit dem Frühjahr 1983 eskalierte die Auseinandersetzung, weil Kritiker Fälschungsvorwürfe erhoben. Abrahams Verteidiger sahen darin nur einen Vorwand für politisch grundiertes Misstrauen gegenüber theorieorientiertem Arbeiten und zogen Parallelen zur McCarthy-Ära. Den Verlauf des transatlantischen Streits über Methoden und professionelle Standards rekonstruiert der Beitrag, indem er sich auf unveröffentlichte Quellen stützt. Damit ist keine Neubewertung der damaligen Positionen intendiert. Vielmehr wird nach den Formen und Praktiken des Konflikts gefragt und nach seinen Wirkungen. Anhand der „Abraham Affair“ und der Rezeption von Henry A. Turners monumentaler Studie über „Die Großunternehmer und der Aufstieg Hitlers“ ist zu beobachten, wie jene kapitalismuskritischen Deutungen abgewickelt wurden, die zuvor noch im Mainstream der Geschichtsschreibung über die Weimarer Republik formuliert worden waren. In empirisch verlässlicher Detailforschung schien das Potential zu liegen, um jahrzehntealte Kontroversen abzuschließen. Der Beitrag argumentiert, dass damit zugleich ein Bedeutungsverlust von Systemperspektiven einherging, die von Luc Boltanski und Ève Chiapello als „Sozialkritik“ am Kapitalismus bezeichnet worden sind. An ihre Stelle traten eine kulturalistische Subjektorientierung und die Hinwendung zum unternehmenshistorischen Einzelfall – Akzentverschiebungen, so die These, mit denen der Neoliberalismus auch in der Geschichtsschreibung Spuren hinterlassen hat.

Online erschienen: 2025-06-02

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  1. Frontmatter
  2. Aufsätze
  3. Überlegungen zum Ursprung des Losverfahrens in der politischen Praxis griechischer Poleis
  4. Revolution und Revision. Zum Verhältnis von Amerikanischer Unabhängigkeitserklärung und US-Verfassung
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  7. Soziale Netzwerke in Mittelalter- und Renaissanceforschung. Dreißig Jahre nach „Robust Action“
  8. Rezensionen
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  70. Eingegangene Bücher
  71. Eingegangene Bücher
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