Herwig Wolfram, Arnulf von Kärnten (um 850–899). Eine biographische Skizze. (Relectio. Karolingische Perspektiven, Bd. 7.) Ostfildern, Thorbecke 2024

Hans-Werner Goetz

doi:10.1515/hzhz-2025-1192

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Herwig Wolfram, Arnulf von Kärnten (um 850–899). Eine biographische Skizze. (Relectio. Karolingische Perspektiven, Bd. 7.) Ostfildern, Thorbecke 2024

Hans-Werner Goetz

Veröffentlicht/Copyright: 1. August 2025

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Aus der Zeitschrift Historische Zeitschrift Band 321 Heft 1

Rezensierte Publikation:

Herwig Wolfram, Arnulf von Kärnten (um 850–899). Eine biographische Skizze. Relectio. Karolingische Perspektiven, Bd. 7. 2024 Jan Thorbecke Verlag Ostfildern, 978-3-7995-2807-8, € 22,–

Wenn der „Altmeister“ der österreichischen Mediävistik „[e]ine biographische Skizze“ über Arnulf von Kärnten schreibt – und damit gleich allen üblichen Einwänden, dass sich über mittelalterliche Könige keine wirkliche Biographie schreiben lässt, vorbeugt –, dann darf man Großes und Gutes erwarten, zumal Arnulf von der Geschichtswissenschaft weit stärker vernachlässigt wurde als seine karolingischen Vorgänger von Karl dem Großen bis zu Ludwig dem Deutschen. Der vorangestellten Würdigung des Lebenswerks Herwig Wolframs durch Walter Pohl kann der Rezensent sich nur ehrfürchtig anschließen.

Interessant ist Arnulf allemal. Durch Rebellion zum König geworden (der in den Augen Reginos von Prüm gleichwohl als einziger die karolingische Dynastie weiterführen konnte), lähmten nach elf Jahren der Herrschaft mehrere Schlaganfälle nicht nur ihn, sondern das ganze Reich. Arnulfs Biographie analysiert damit auch die Krise des spätkarolingischen Reichs. Nach einem kurzen Überblick über die Quellen stellt ein erster Teil über „Herrscher, Einrichtungen und Orte“ umfassend die Entwicklung und Situation im bayerischen Ostland und bei dessen näheren (Mährern) und ferneren Nachbarn (Bulgaren und Ungarn), einschließlich der diplomatischen Beziehungen zu Byzanz, dar. Der zweite Teil verfolgt Arnulfs kraftvolles Wirken und seine Aufenthalte „von Jahr zu Jahr“, wobei die erst nach Monaten einsetzende Urkundentätigkeit durchaus auf anfängliche Probleme nach dem Sturz Karls III. verweisen könnte; Anzeichen für eine erstrebte Nachfolge in dessen Gesamtreich sind nicht erkennbar. Viele Schenkungen gingen anschließend an Arnulfs (zum Teil „alten“) Getreuen, aber im Rahmen einer „föderalen Reichspolitik“. Die weitgehende Bezwingung der Normannengefahr, die Ausschaltung der Gegner und viele weitere Erfolge führten 895 zu dem in der Synode von Tribur und der Kaiserkrönung im folgenden Jahr repräsentierten Höhepunkt, bevor noch im gleichen Jahr, trotz zähen Widerstands, der „jähe Absturz“ bis zu seinem Tod am 8. Dezember 899 begann.

Teil 3 ist der Person Arnulfs (beginnend mit vielen offenen Fragen), Teil 4 dann den einflussreichen Adelsfamilien in den Regionen und dem Verhältnis zur Kirche gewidmet. Wolfram diskutiert Wissen und Wissenslücken, führt Arnulf als Menschen, Heerführer und Förderer der Künste vor und betrachtet, ausführlich und einzeln, die Frauen in seiner Umgebung. Dem folgt noch ein kurzer Blick auf das „verschwundene Lehnswesen“, da nur wenige Vasallen bezeugt sind, und ein resümierendes „Schlusswort“, das Arnulf, der als Kaiser Karl dem Großen und als König Ludwig dem Deutschen nachgestrebt hat, als Herrscher des Übergangs und der Umgestaltung der karolingischen Welt, gewissermaßen aber auch als Vorläufer eines bayerisch-slawisch-ungarischen Ostmitteleuropas charakterisiert.

Herwig Wolframs „Skizzen“ bieten sicherlich wenig völlig überraschende Neuinterpretationen, aber er nutzt alle überlieferten Quellen und verwendet und diskutiert kritisch jedes Detail und jeden einzelnen Beleg, um das zu einem zwangsläufig sicher nicht geschlossenen, aber vielfältigen und perspektivenreichen Bild zusammenzuführen, das neben Arnulf auch die wichtigen Akteure ins Blickfeld rückt. Wolframs einleitend an die Leserschaft gerichtete Frage, ob es sinnvoll war, mit diesem Buch dem Drängen wohlmeinender Freunde nachzugeben, darf daher vorbehaltlos bejaht werden. Falls ein deutliches Schwergewicht auf dem bayerisch-österreichischen Raum nicht nur Arnulf selbst, sondern auch dem Autor zugeschrieben werden könnte, wird man ihm das sicher gern zugestehen.

Online erschienen: 2025-08-01

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https://doi.org/10.1515/hzhz-2025-1192

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