Charalampos I. Chrysafis / Andreas Hartmann / Christopher Schliephake u. a. (Hrsg.), Basileus eirenophylax. Friedenskultur(en) und monarchische Repräsentation in der Antike. Stuttgart, Steiner 2023

Alexander Free

doi:10.1515/hzhz-2025-1179

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Charalampos I. Chrysafis / Andreas Hartmann / Christopher Schliephake u. a. (Hrsg.), Basileus eirenophylax. Friedenskultur(en) und monarchische Repräsentation in der Antike. Stuttgart, Steiner 2023

Alexander Free

Veröffentlicht/Copyright: 1. August 2025

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Aus der Zeitschrift Historische Zeitschrift Band 321 Heft 1

Rezensierte Publikation:

Charalampos I. Chrysafis, Basileus eirenophylax. Friedenskultur(en) und monarchische Repräsentation in der Antike. 2023 Franz Steiner Verlag GmbH Stuttgart, 978-3-515-13477-4, € 89,–

Es ist üblicherweise der kriegerische Konflikt, das heißt nicht der friedliche Zustand, sondern seine Unterbrechung, der schon in der Antike der wesentliche Gegenstand historischer Betrachtung gewesen ist und noch immer auf heutige Interessen und Wahrnehmungen wirkt. Das Team der Augsburger Alten Geschichte – C. I. Chrysafis, A. Hartmann, C. Schliephake und G. Weber – benennt im einleitenden Kapitel des auf eine Tagung zurückgehenden Sammelbandes klar diese einseitige Fokussierung der historischen Interessenlage und beklagt ein unausgewogenes Gesamtbild in der Forschung, durch das der Aspekt des Friedens deutlich ins Hintertreffen gerät. Monarchien waren der Regelfall im Altertum. Die Augsburger setzen sich daher das Ziel, die Bedeutung des Friedens in der Repräsentation antiker Monarchien zu beleuchten.

In 21 Beiträgen wird ein Bogen vom Hellenismus über die Kaiserzeit bis in das Frühmittelalter gespannt, in dem die großen Linien der Friedensthematik für antike Monarchien herausgearbeitet werden. Der Zuschnitt des Bandes ist ungemein erfrischend, bildet die Mehrzahl der Aufsätze doch nicht reine Essays, sondern Quellensammlungen, die kommentiert und dann in Wort und Bild abgedruckt werden. Der Leser kann so die Interpretationen der einzelnen Beitragenden nicht nur direkt am Material nachvollziehen und kritisch einordnen. Die verschiedenen Autoren präsentieren zudem immer wieder auch entlegenere Zeugnisse, die einen neuen Blick auf das Thema „Frieden“ eröffnen.

Die ersten vier Beiträge klären Voraussetzungen und Kontexte für das übergeordnete Thema des Bandes. J. Wiesehöfer beschreibt den in der Forschung der „Pax Augusta“ nachempfundenen Begriff der „Pax Achaemenidica“ und beleuchtet die Rolle des persischen Großkönigs als Garant einer normativ vorausgesetzten religiös-politischen Gerechtigkeit. A. I. Blöbaum erläutert, wie im spätzeitlichen Ägypten nur ein siegreicher Pharao durch militärisches Handeln Chaos abwenden konnte. Das Bild des Friedensstifters spielt in dieser Repräsentation keine Rolle, doch wird hier bereits die enge Verzahnung von Krieg und Frieden deutlich, die in der Mehrzahl der Beiträge angesprochen wird. A. Hartmann und C. I. Chrysafis präsentieren schließlich die dem Band zugrunde liegende Programmatik, indem sie nicht nur das Aufkommen der Begrifflichkeit des „basileus eirenophylax“ aus der Instabilität der griechischen Staatenwelt während des Hellenismus erklären. Sie können zudem zeigen, dass Frieden ideologisch über dem Krieg stand. Das von H.-J. Gehrke 1982 entwickelte Konzept des siegreichen Königs wird damit herausgefordert.

H.-J. Gehrke kann sich im zweiten Block zu hellenistischen Monarchien sodann selbst zu diesem Konzept äußern und anhand der Darstellung des Polybios von der Thronerhebung Ptolemaios’ V. seinen Ansatz weiterentwickeln. Er stellt eine zunehmende Institutionalisierung der Königswürde fest, die den ursprünglichen charismatischen Faktor der Herrscherpersönlichkeit stärker habe in den Hintergrund rücken lassen. Die Ptolemäer stehen im Fokus dieses thematischen Blocks. Nachdem K. Buraselis über die epigraphische Evidenz monarchischer Friedenspolitik informiert hat, behandelt P. F. Mittag die Darstellung von Sieghaftigkeit und Frieden auf Münzen, G. Weber die hellenistische Dichtung, R. Strootmann die große Prozession von Ptolemaios II. sowie E. Galbois die Groß- und Kleinplastiken der Lagiden. Vor allem die Einheit dieser Beiträge ergibt ein stimmiges Ganzes. So beschreibt etwa Mittag das völlige Fehlen des Motivs der eirene auf den ptolemäischen Münzen und nimmt sich der Motivik von Füllhörnern an. Dass sie Prosperität durch Landesverteidigung implizierten und so mit der Friedensthematik verbunden waren, kann er zwar gut herausarbeiten. Erst in der Kombination mit dem literarischen Befund und den Plastiken vermag dieses Ergebnis aber vollends zu überzeugen.

Ein dritter Block nimmt sich des römischen Kaisertums von Augustus bis Diokletian an. Besonders hervorzuheben sind C. Noreñas Überlegungen zu den Münzemissionen Vespasians und Traians, die die militaristische und imperialistische Konnotation des Friedensbegriffs herausarbeiten. Es sei weniger um die Zelebrierung friedlicher Zeiten voller Prosperität und Gewaltlosigkeit als um das Gedenken an die Eroberung und die Unterwerfung des Feindes gegangen. Dieser Aspekt von Frieden klingt zwar auch in anderen Beiträgen an, wird aber nirgends so deutlich benannt wie von Noreña. In weiteren Beiträgen beschäftigen sich S. Faust mit dem Templum Pacis, D. Nelis mit der frühkaiserzeitlichen Dichtung sowie U. Gotter mit der Rolle von Triumphen für die Repräsentation eines siegreichen Kaisers. Seine Ausführungen scheinen indes durch den Beitrag von W. Eck zu Sieg und Frieden auf kaiserzeitlichen Inschriften herausgefordert, dessen Belege aus den Provinzen dem von Gotter gezeichneten Bild zusätzliche Nuancen hinzufügen.

Den Block zu Spätantike und Frühmittelalter eröffnet S. Rebenich mit einem Beitrag zum Kaiser als Kriegsherrn und Friedensstifter. Schlüssig argumentiert er, wie Pax Augusta und christlicher Monotheismus immer stärker miteinander konvergierten. F. K. Maier wirft einen näheren Blick auf die Panegyrik und konzentriert sich auf die Entwicklung von einem Feld- zu einem Palastkaisertum im 4. Jahrhundert. Sein Beitrag wird ergänzt durch den ausführlichen Blick auf die zeitgleiche numismatische Evidenz durch F. López Sánchez. M. Meier bietet wiederum eine quellengesättigte Auseinandersetzung mit der Repräsentation der oströmischen Herrscher. Er veranschaulicht gekonnt den Selbstsakralisierungsprozess der byzantinischen Monarchie. W. Drews zeigt schließlich anhand des westgotischen und arabischen Spaniens die Fortexistenz und Abwandlung vieler Aspekte, die zuvor durch die Jahrhunderte nachvollzogen werden konnten.

Der Sammelband bietet damit insgesamt einen umfassenden Einblick in das Thema Frieden in der Antike und wird für zukünftige Untersuchungen zu diesem Thema eine zentrale Anlaufstelle sein.

Online erschienen: 2025-08-01

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