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Christopher J. Fettweis, The Pursuit of Dominance. 2000 Years of Superpower Grand Strategy. Oxford, Oxford University Press 2023

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Published/Copyright: August 1, 2025
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Christopher J. Fettweis, The Pursuit of Dominance. 2000 Years of Superpower Grand Strategy. 2023 Oxford University Press Oxford, 9780197646649, £ 22,99


In den letzten Jahren hat das Thema der „Grand Strategy“ zunehmend Beachtung gefunden. In dieser Studie versucht der Autor, Professor der Political Science an der Tulane University, die Frage der Entwicklung der großen Strategie historisch zu beleuchten. Zu Recht beginnt der Autor mit dem Hinweis, dass bisher keine einheitliche Definition gefunden wurde. Seine Lösung ist es, die Definition so allgemein wie möglich zu halten: „In its simplest form, grand strategy is the art of marshaling resources to pursue national goals. It first helps leaders identify and prioritize their ends, or why to act; it then prescribes how to attain those goals, or the ways and means to employ“ (S. 3). Der Leser fragt sich natürlich, ob diese Definition auch auf die Strategie anwendbar ist.

Nichtsdestoweniger argumentiert er, dass je mächtiger ein Land sei, desto mehr angebliche Gefahren erkannt werden könnten. Ferner besitze „Grand Strategy“ eine eigene Logik die aus vier Elementen bestehe: Militär, Diplomatie, Wirtschaft und Kultur. Um Lehren aus der Geschichte für die Vereinigten Staaten zu ziehen, untersucht er sechs Fallbeispiele: das Römische Imperium, die Tang-Dynastie, das Mongolische Reich, das Osmanische Reich, das Spanische Reich sowie das Britische Empire. Mit dem ausgiebigen Heranziehen der Sekundärliteratur entspricht seine Vorgehensweise eher der eines Politikwissenschaftlers. Darüber hinaus gibt er im Vorwort zu, dass seine Studie das Ergebnis einer tiefen Enttäuschung angesichts der ersten Präsidentschaft Donald Trumps sei.

Mit einem flüssig geschriebenen Text, einem Auge für Details, die das Interesse des Lesers aufrechterhalten, analysiert der Autor in knapper Form, wie die sechs ausgewählten Imperien sich an der Macht gehalten haben. Jedes Kapitel schließt mit einer kurzen Zusammenfassung, warum jedes Imperium langsam oder abrupt untergegangen ist. Im Falle Roms hatte der Fehler sowohl darin gelegen, die Gefahr der Vandalen nicht rechtzeitig erkannt zu haben, als auch in der Grausamkeit des Imperiums, was zu seinem eigentlichen unnötigen Untergang geführt habe. Die Tang-Dynastie wiederum hatte sich lange auf „soft power“ gestützt und einen hohen Preis für die nichtmilitärische Kultur seiner Gesellschaft gezahlt. Die Mongolen konnten in einer friedlichen Welt nicht bestehen: Als keine externen Feinde erkennbar waren, fingen die rivalisiernden Enkelsöhne an, sich gegenseitig zu bekriegen. Sie scheiterten auch an ihrer fehlenden Akzeptanz unter ihren chinesischen Untertanen. Die Osmanen konnten sich nicht von ihren Traditionen lösen und daher scheiterten ihre Reformversuche. Das Spanische Reich war nicht imstande, Kompromisse einzugehen, und betrieb einen hohen finanziellen Aufwand zur Machterhaltung – Inflation führte zu seinem Untergang. Von den sechs Fallbeispielen stellt das Britische Empire die einzige Ausnahme dar, da seine Politiker es vermochten, sich auf einen langsamen Machtverlust einzustellen. Im Gegensatz zu anderen Imperien zeigte das Britische Imperium eine Art liberales Gewissen.

Die Schlussfolgerungen in „The Pursuit of Dominance“ wirken leider etwas unzusammenhängend. Einerseits argumentiert Fettweis, dass die Welt von heute den geschichtlichen Lehren nur ein begrenztes Nutzungspotential zugesteht. Andererseits mahnt er, dass die fehlenden Geschichtskenntnisse unter Außenpolitikern und „policy makers“ die Großstratgie vernebelt. Obschon die Gegner Amerikas gar nicht so mächtig sind, liegt die Herausforderung in der großen Anzahl an außenpolitischen Optionen. Fettweis’ Kernthese, die er entlang der Geschichte der Imperien entwickelt, lautet, dass die „Grand Strategy“ sich dann am schwierigsten ausnehme, wenn keine ernsthafte Bedrohung vorhanden ist. Dieser These ließ sich im Februar 2022, als das Manuskript abgeschlossen wurde, sicherlich eine gewisse Glaubwürdigkeit zugestehen. Im Frühjahr 2025 allerdings sieht die Welt inzwischen völlig anders aus.

Online erschienen: 2025-08-01

© 2025 bei den Autorinnen und Autoren, publiziert von Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

This work is licensed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivatives 4.0 International License.

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  22. Christopher B. Krebs (Ed.), Caesar. Bellum Gallicum. Book VII. (Cambridge Greek and Latin Classics.) Cambridge, Cambridge University Press 2023
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  26. Hubertus Seibert, Geschichte Europas im Mittelalter. Aufbruch in die Vielfalt. Paderborn, Brill/Schöningh 2024
  27. Johanna Jebe, Gutes Mönchtum in St. Gallen und Fulda. Diskussion und Correctio im Spiegel karolingischer Klosterbibliotheken. Freiburg im Breisgau, Herder 2024
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  36. Riccarda Suitner, Venice and the Radical Reformation. Italian Anabaptism and Antitrinitarianism in European Context. (Refo500 Academic Studies, Vol. 101.) Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht 2023
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  40. Jonas Stephan, Tinte, Feder und Kanonen. Der Niederrheinisch-Westfälische Reichskreis am Vorabend des Spanischen Erbfolgekrieges (1701). (Verhandeln, Verfahren, Entscheiden, Bd. 8.) Münster, Aschendorff 2024
  41. Cathal J. Nolan, Mercy. Humanity in Warfare. Oxford, Oxford University Press 2022
  42. Rainer Maaß / Rouven Pons (Hrsg.), Fürstliche Korrespondenzen des 19. und 20. Jahrhunderts. Marburg, Historische Kommission für Hessen 2024
  43. Jörg Ernesti, Geschichte der Päpste seit 1800. Freiburg im Breisgau, Herder 2024
  44. Natalie Cornett, The Politics of Love. Gender and Nation in Nineteenth-Century Poland. Ithaca, NY, Cornell University Press 2024
  45. Miroslav Šedivý, Si vis pacem, para bellum. The Italian Response to International Insecurity 1830–1848. (Internationale Geschichte, Bd. 7.) Wien, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2021
  46. Julian Go, Policing Empires. Militarization, Race, and the Imperial Boomerang in Britain and the US. Oxford, Oxford University Press 2023
  47. Yan Slobodkin, The Starving Empire. A History of Famine in France’s Colonies. Ithaca, NY, Cornell University Press 2023
  48. Sarina Hoff, Der lange Abschied von der Prügelstrafe. Körperliche Schulstrafen im Wertewandel 1870–1980. (Wertewandel im 20. Jahrhundert, Bd. 8.) Berlin/Boston, De Gruyter 2023
  49. Johann Kirchinger, Katholische Frauenkongregationen der Moderne. Stuttgart, Kohlhammer 2022
  50. Dagmar Herzog, Eugenische Phantasmen. Eine deutsche Geschichte. Berlin, Suhrkamp 2024
  51. Simon Sebag Montefiore, Der junge Stalin. Stuttgart, Klett-Cotta 2024
  52. Sebastian Bischoff / Christoph Jahr / Tatjana Mrowka u. a. (Hrsg.), Belgien, Deutschland und die „Anderen“. Bilder, Diskurse und Praktiken von Diskriminierung, Ausgrenzung und Verfolgung. (Historische Belgienforschung, Bd. 10.) Münster, Waxmann 2024
  53. Björn Hofmeister, Anwalt für die Diktatur. Heinrich Claß (1868–1953). Sozialisation – Weltanschauung – alldeutsche Politik. Berlin/Boston, De Gruyter 2024
  54. Julia Schneidawind, Schicksale und ihre Bücher. Deutsch-jüdische Privatbibliotheken zwischen Jerusalem, Tunis und Los Angeles. (Jüdische Religion, Geschichte und Kultur, Bd. 34.) Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht 2023
  55. Deborah E. Lipstadt, Golda Meir. Israel’s Matriarch. London, Yale University Press 2023
  56. Felicitas Seebacher, Die Leskys. Akademische Karrieren in den Netzwerken der politischen Systeme des 20. Jahrhunderts. Wien, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2024
  57. Manuel Schwarz, „Übergangsfürsten“. Legitimationsstrategien der letzten Generation ernestinischer Monarchen im Deutschen Kaiserreich (1901–1918). (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen, Bd. 68.) Köln, Böhlau 2024
  58. Friedrich Cain / Bernhard Kleeberg (Eds.), A New Organon. Science Studies in Interwar Poland. (Studies in the History of Knowledge, Vol. 18.) Tübingen, Mohr Siebeck 2024
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  64. Lutz Kreller / Franziska Kuschel, Vom „Volkskörper“ zum Individuum. Das Bundesministerium für Gesundheitswesen nach dem Nationalsozialismus. Göttingen, Wallstein 2022
  65. Emily Marker, Black France, White Europe. Youth, Race, and Belonging in the Postwar Era. Ithaca, NY, Cornell University Press 2024
  66. Chelsea Schields, Offshore Attachments. Oil and Intimacy in the Caribbean. Berkeley, CA, University of California Press 2023
  67. Jenny Baumann, Ideologie und Pragmatik. Die DDR und Spanien 1973–1990. (Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte, Bd. 142.) Berlin/Boston, De Gruyter 2023
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  69. Eingegangene Bücher
  70. Eingegangene Bücher
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