Griffiths, Carol; Tajeddin, Zia (Hrsg.): Lessons from Good Language Teachers. Cambridge: Cambridge University Press, 2020. – ISBN 978-1-108-70221-8. 334 Seiten, € 33,71.

Begibt man sich auf die Suche nach wissenschaftlichen Büchern, die einen Überblick bieten für das Unterrichten von Modernen Fremdsprachen, landet man schnell bei Lessons from Good Language Teachers von Griffiths und Tajeddin. In diesem Buch vereinen sich zweiundzwanzig Aufsätze zu den unterschiedlichsten, relevanten Themen für den Fremdsprachenunterricht. Im Vorwort erklären die Herausgeberinnen ihre Motivation zur Veröffentlichung dieses Buches. Die Herausgeberinnen sehen das vorliegende Werk als Nachfolge auf das 2008 erschienene Buch Lessons from Good Language Learners. Dabei wollen sie Fremdprachenlehrern eine Stimme geben. So teilen sie das Buch in drei Teile ein, wobei sich der erste Teil mit dem Makrokosmos der Unterrichtenden befasst, der zweite Teil auf die Situationen im Klassenzimmer eingeht und der dritte Teil von Unterrichtsthemen und -planung handelt. Ein großer Pluspunkt des Buches sind die unterschiedlichen Einsichten und Erfahrungen sowie Projekte der Autoren und Autorinnen, die in den kurzen, aber aufschlußreichen Kapiteln beschrieben werden. In jedem Kapitel stellen die jeweiligen Autoren und Autorinnen dabei zunächst den aktuellen Stand der Forschung vor und beschreiben dann eine Studie, die sie innerhalb ihres Unterrichtsalltags ausgeführt haben. Die Ergebnisse dieser Studie fassen sie zusammen und geben Ratschläge für weitere Möglichkeiten der wissenschaftlichen Untersuchung der einzelnen Themata.

Im ersten Kapitel gehen die Autoren und Autorinnen ein auf die unterschiedlichen Rollen der Lehrer*innen, wobei sich persönliche Identität und professionelle Identität der Lehrenden teilweise überlappen. Als Ratschlag, um sich über diese Identitäten möglichst bewusst zu werden, geben sie den Lesenden mit auf den Weg, in Blog- oder Tagebucheinträgen über sich selbst und das eigene Handeln zu reflektieren. Auch im zweiten Kapitel geht es vor allem um das Selbst-Bewusstsein, dass die Lehrenden entwickeln müssen. Hierbei wird vor allem eingegangen auf ein Bewusstsein rund um die eigenen kognitiven Prozesse, das über eigene Observationen, reflektierendes Schreiben oder peer observation wachsen kann.

Das folgende Kapitel beschäftigt sich mit dem Thema der (immer relevanteren) intercultural awareness. Der Leser wird erinnert an Byram’s Modell der interkulturellen Kompetenz und verschiedene Attributen, die mit interkultureller Kompetenz assoziiert werden. Die Autoren und Autorinnen schaffen es, dem Thema die nötige Tiefe und den Dozenten unterschiedliche Ratschläge mitzugeben, wobei sie auf fünf wichtige Veränderungen eingehen, die ihrer Meinung nach nötig sind, um den dynamischen Austausch zwischen globalen Themen und lokalen Eigenheiten in den Unterricht einzugliedern. Einer dieser Ratschläge ist zum Beispiel eine andere Art der fremdsprachlichen Kompetenzentwicklung im Unterricht, nämlich die Lernenden nicht nur in der Fremdsprache zu unterrichten, sondern vielmehr ihnen das Handwerkszeug mitzugeben, ein ganzes Repertoire an Codes zu verstehen.

Kapitel vier widmet sich der Reflexion des Lehrenden, die im Zentrum einer jeden professionellen Entwicklung steht bzw. stehen sollte. Dabei arbeiten die Autoren und Autorinnen heraus, dass Lehrer und Lehrerinnen Verbindungen legen sollten zwischen den unterschiedlichen, sich im Klassenzimmer abspielenden Ereignissen. Die Reflexion sollte sich auf verschiedenen Ebenen abspielen. Als Möglichkeit einer tiefergehenden, zukünftigen Untersuchung stellen die Autoren und Autorinnen vor, sich auf eine soziokulturelle Art der Reflexion auszurichten und diese in unterschiedlichen Gruppierungen von Lehrenden durchzuführen.

Hierauf folgt eine eingehende Analyse der Autonomie sowie weitere Kapitel über Themen wie English as a Lingua Franca und Burnout im Lehrerberuf. Zunächst werden alle Qualitäten autonomer Lehrer und Lehrerinnen aufgezählt, wobei sich die Studie des Autors dann mit dem Zusammenhang zwischen guten Fremdsprachendozenten und Autonomie beschäftigt. Auch werden bei diesem Thema (sowie anderen Themen im Buch) gleich verschiedene praktische Möglichkeiten aufgezeigt, das Thema am eigenen Lehrinstitut beziehungsweise im eigenen Unterricht gleich umzusetzen.

Der zweite Teil von Lessons from Good Language Teachers beschäftigt sich dann mit den Perspektiven im Unterricht. Hierbei wird eingegangen auf Methoden, Technik, Beurteilung, Klassenmanagement und diverse andere Themen, zum Beispiel Sprach-Lehr-Strategien. Noch mehr als im ersten Teil des Buches werden in diesem Teil praktische Handlungsanweisungen gegeben, die Forschungsergebnisse im eigenen Unterricht umzusetzen. So werden zum Beispiel im Kapitel Assessment and Good Language Teaching viele unterschiedliche Methoden der Beurteilung mit einer kurzen Beschreibung aufgelistet. Die überschaubare Literaturliste am Ende des Kapitels lädt zu einer tiefergehenden Beschäftigung mit dem Thema ein. Interessant ist vor allem die Aktualität der einzelnen Kapitel. So behandelt eines der Kapitel in diesem Teil des Buches das Unterrichten von Sprachlehrstrategien, die wir immer mehr in den neuesten Curricula des Fremdsprachenunterrichts vorfinden.

Im dritten Teil fassen die Herausgeberinnen all jene Artikel zusammen, die sich mit dem Unterrichten der verschiedenen Fähigkeiten im Fremdsprachenunterricht befassen. Die Kapitel sind aufgeteilt in Pragmatics, Vocabulary, Grammar, Pronunciation, Listening, Speaking, Reading und Writing. Und auch wenn diese Themen den meisten von uns bekannt sein werden, sind auch diese Kapitel das Lesen wert, da die kleinen Studien, die von den einzelnen Autoren und Autorinnen durchgeführt wurden, Anlässe bieten, auch den eigenen Unterricht zu analysieren und gegebenenfalls anzupassen bzw. zu verändern. Auch hier werden wieder diverse Möglichkeiten für zukünftige (kleine und weiterreichende) Studien aufgezeigt.

Die beiden Herausgeberinnen beenden das Buch mit einer kurzen Zusammenfassung der wichtigsten Qualitäten guter Sprachlehrer und Sprachlehrerinnen: Identität als Wissen, wer man ist und wie man gesehen wird (mit allen Dilemmas und Zukunftswünschen, die mit dieser Kenntnis einhergehen); Bewusstsein über die eigenen Überzeugungen und die Möglichkeit, diese Überzeugungen zu artikulieren; interkulturelles Bewusstsein als eine Pädagogik, die Unterschiede wertschätzt und die Lernenden Möglichkeiten aufzeigt, Unterschiedlichkeit wertzuschätzen und hiermit umzugehen – dabei werden Lehrende zu Mitentdeckern von Kulturen; Reflexion, und hierbei vor allem die kritische Selbstreflexion, die für die eigene professionelle Weiterentwicklung so wichtig ist; Autonomie, die Lehrende zu eigenen Mini-Forschungen im Klassenzimmer anregt und die Lehrenden die Freiheit gibt, den Lehrplan an die Lernenden anzupassen; und Burnout und vor allem die Wege, dieses zu verhindern, nämlich stressfrei zu bleiben, zu entspannen und Zeit für Familie, Freunde und Ferien einzuplanen.

Ein bedeutender und spannender Punkt des Buches Lessons from Good Language Teachers ist vor allem die Richtungsgebung für zukünftige Forschungsansätze. Die kleinen Studien, die für das Werk beschrieben werden, setzen erste Schritte, die auch zu anwendbaren Ergebnissen führen. Vor allem die Ideen, die die Autoren und Autorinnen für tiefergehende Untersuchungen geben, machen den Wert des vorliegenden Buches aus. Inspiriert, neue Ideen und Forschungsfragen mit in den eigenen Unterricht zu nehmen, beendet man das Buch, das für viele Fragestellungen auch noch als Ratgeber dienen kann und wird.

Wie wird man dann ein guter Sprachdozent? Diese Frage beantworten die beiden Herausgeberinnen nicht mit einem Patentrezept. Sie sehen einen guten Dozenten beziehungsweise eine gute Dozentin mehr als jemanden, der/die sich kontinuierlich verbessert und nicht als jemanden, der/die ein guter Lehrer/eine gute Lehrerin ist: „Good teaching as a process of becoming rather than a product” (305). Zusammenfassend ist festzustellen, dass das vorliegende Buch für Unterrichtende mit unterschiedlichen Perspektiven und Erfahrungen von großem Mehrwert sein kann. Unterrichtende, die am Beginn ihrer Laufbahn stehen, finden hier kurze Einführungen in die wichtigsten Themengebiete, erfahrene(re) Lehrer und Lehrerinnen werden zu kleineren wissenschaftlichen Untersuchungen im eigenen Unterricht bzw. im eigenen Lehrersein angeregt.