Matthew Gabriele, Between Prophecy and Apocalypse. The Burden of Sacred Time and the Making of History in Early Medieval Europe. Oxford, Oxford University Press 2024

Karl Ubl

doi:10.1515/hzhz-2025-1257

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Matthew Gabriele, Between Prophecy and Apocalypse. The Burden of Sacred Time and the Making of History in Early Medieval Europe. Oxford, Oxford University Press 2024

Karl Ubl

Published/Copyright: October 1, 2025

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From the journal Historische Zeitschrift Volume 321 Issue 2

Rezensierte Publikation:

Matthew Gabriele, Between Prophecy and Apocalypse. The Burden of Sacred Time and the Making of History in Early Medieval Europe. 2024 Oxford University Press Oxford, 978-0-19-964255-7, € 43,65

Das Verständnis der Heiligen Schrift prägte das Weltbild der mittelalterlichen Christenheit weit mehr als andere Themen, denen in der historischen Forschung viel Aufmerksamkeit geschenkt wird. Es lohnt sich daher die Bedeutung der Bibelexegese in Erinnerung zu rufen, wie es das vorliegende Buch auf eindringliche Weise tut. Dabei handelt es sich nicht um eine Monographie, sondern um einen Essay über die wesentlichen Veränderungen im Umgang mit der Heiligen Schrift zwischen der Spätantike und dem Hochmittelalter. Der Verfasser hält sich nicht mit gründlichen Lektüren von Texten auf, sondern spannt in drei Kapiteln einen weiten Bogen von Hieronymus und Augustinus bis zu Joachim von Fiore, der von methodischen Aperçus und forschungsgeschichtlichen Rückblicken eingeleitet wird. Das erste Kapitel beschreibt im Anschluss an R. A. Markus, wie für die Kirchenväter die Gegenwart zu einer neutralen Zeit zwischen der biblischen Geschichte und der Endzeit wurde, der keine heilsgeschichtliche Relevanz beigemessen worden sei. Der Verfasser bezeichnet diese Geschichtstheorie als „Augustinian Atemporality“ und postuliert, dass nach Augustinus die Zeitgeschichte sich in einer ewigen Wiederkehr des Gleichen erschöpfe. Zumindest bei diesem Postulat hätte man sich mehr Zitate aus dem Werk des Augustinus erwartet. Das zweite Kapitel ist der Zeit der Karolinger gewidmet, die sich als Herrscher über ein neues auserwähltes Volk verstanden hätten. Ausgehend von dieser Idee sei die eigene Gegenwart im Licht der Geschichte Israels gedeutet und mit Bedeutung versehen worden. Aus dieser Konstellation werde verständlich, warum den karolingischen Königen so viele exegetischen Werke zu den Büchern des Alten Testaments gewidmet wurden. Seit dem Brüderkrieg von 840/843 sei jedoch das Vertrauen in das Königtum geschwunden, wie der Verfasser am Beispiel der Werke des Haimo von Auxerre veranschaulicht. Das dritte Kapitel befasst sich mit Odo von Cluny, Adso von Montier-en-Der, Ademar von Chabannes, Rodulfus Glaber und Fulcher von Chartres und verfolgt das Ziel zu zeigen, wie diese Autoren schrittweise von der „Augustinian Atemporality“ Abstand nahmen und der eigenen Zeit eine neue heilsgeschichtliche Relevanz zuwiesen: „European medievals began to see a world of possibilities before them. The world became, in a sense, new“ (S. 17). Damit entwirft der Verfasser in groben Strichen ein anregendes Entwicklungsmodell, an dem sich die zukünftige Forschung abarbeiten kann.

Online erschienen: 2025-10-01

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