Wolfgang Klietz, Waffenhändler in Uniform. Geheime Im- und Exporte der DDR. Stuttgart, Kohlhammer 2024

Christoph Nübel

doi:10.1515/hzhz-2025-1288

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Wolfgang Klietz, Waffenhändler in Uniform. Geheime Im- und Exporte der DDR. Stuttgart, Kohlhammer 2024

Christoph Nübel

Veröffentlicht/Copyright: 1. Oktober 2025

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Aus der Zeitschrift Historische Zeitschrift Band 321 Heft 2

Rezensierte Publikation:

Wolfgang Klietz, Waffenhändler in Uniform. Geheime Im- und Exporte der DDR. 2024 Kohlhammer Stuttgart, 978-3-17-043460-8, € 30,–

Der selbsterklärte „Friedensstaat“ DDR war auch ein Waffenhändler, der Diktatoren, Terroristen und Bürgerkriegsarmeen mit Gewaltmitteln ausstattete. Das ist bekannt, und doch sind noch immer nicht alle Aspekte des Ex- und auch des Imports von Rüstungsgütern durch den ostdeutschen Staat vollständig ausgeleuchtet. Das wird vermutlich auch kaum gelingen, stoßen doch Spezialstudien wie die von Wolfgang Klietz allenthalben auf Lücken in den Akten, vor allem was die Zahlen anbetrifft, die häufig widersprüchlich und geschönt sind. Möglicherweise erklärt dies, weshalb das Buch hinsichtlich des Umfangs der Waffenexporte der DDR vor allem mit Einzelbeispielen, nicht aber mit einem validen Gesamtbild aufwarten kann.

Klietz erzählt die Geschichte des Ingenieur-Technischen Außenhandels (ITA) der DDR. Die auf bereits 1956 geschaffene Vorläufer zurückgehende Organisation war für die Ein- und Ausfuhr von Rüstungsgütern zuständig. Der ITA versorgte die Truppen der DDR mit Panzern oder Jets, im- und exportierte aber auch Maschinenpistolen, Nachrichtentechnik oder LKW. Da die DDR außer in der Werftenindustrie kaum schwere Rüstungsgüter produzierte, wurden vor allem letztere häufig in der DDR selbst hergestellt und international verkauft. Sie gingen in die Staaten des Warschauer Vertrags, aber auch in den globalen Süden.

Hierauf liegt der Schwerpunkt im ersten Teil der Darstellung. Klietz will zeigen, wie sehr die DDR ihren eigenen Anspruch, ein Friedensstaat zu sein, durch Rüstungsgüterexporte verriet. Dem Text sind einschlägige Auszüge aus der Verfassung und dem Strafgesetzbuch der DDR vorangestellt – wohl um zu belegen, dass Ost-Berlin gegen die eigenen Rechtsnormen verstieß.

Man kann füglich bezweifeln, dass historische Aufklärung auf diesem Feld noch Not tut – die Arbeiten Jeffrey Herfs, Lutz Krellers oder Klaus Storkmanns haben auf die moralischen Untiefen der Politik der DDR hingewiesen. Klietz kann das insbesondere am Beispiel des ITA zeigen, der im ersten Golfkrieg den Aggressor Irak belieferte, während die 1982 gegründete zweite Waffenhandelsorganisation der DDR, die Internationale Meßtechnik Import-Export GmbH, den angegriffenen Iran mit Rüstungsgütern versorgte. In diesem finanziell ertragreichen Doppelspiel zeigt sich auch der Bedeutungswandel, den der Rüstungsgüterexport für die DDR hatte: Diente er zunächst der sozialistischen Sache und sollte der DDR zu internationalen Beziehungen verhelfen, trat seit den krisenhaften 1970er Jahren die Devisenbeschaffung klar in den Vordergrund.

Im zweiten Teil widmet sich Klietz den Niederlassungen des ITA, seiner Personalstruktur und seiner Arbeitsweise in der sozialistischen Planwirtschaft. Hier finden jene Leser, die sich mit dem Dickicht von Rüstung und Außenhandel der DDR befassen, zahlreiche nützliche Details – die indes in den Endnoten nur schwer nachzuvollziehen sind, da sich dort lediglich die Signaturen der konsultierten Archivalien finden. Hinweise auf ausfertigende Stelle, Adressaten oder Datum fehlen.

So versammelt das Buch zwar eine Vielzahl nützlicher Details, vermag aber in den großen Linien nicht immer zu überzeugen. Das zeigt bereits sein Aufbau. Zuerst werden die DDR-Rüstungsexporte in Kriegsgebiete behandelt und erst dann der ITA als Organisation thematisiert. Hilfreicher wäre ein umgekehrtes Vorgehen gewesen. So hätten sich auch die repetitiven und teils sprunghaften Züge der Darstellung vermeiden lassen.

Gleichwohl ist der Blick auf den ITA nicht zuletzt deshalb relevant, weil er ein Beispiel für die Unberechenbarkeit sozioökonomischer Strukturen und Planungszyklen ist. Sie wurden nicht nur durch technische Innovationen teils rasch obsolet, sondern auch durch politische Zäsuren. Die vom ITA geschlossenen Verträge reichten weit in die Zukunft, zugleich war die Zahlungsmoral der Kunden teils mangelhaft. Das erklärt das Kuriosum, warum sich noch die Bundesrepublik Ende der 1990er Jahre mit ITA-Schuldnern wie Angola, Irak oder Russland auseinandersetzen musste.

Online erschienen: 2025-10-01

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