David Bates / Julie Barrau (Eds.), Lives, Identities and Histories in the Central Middle Ages. Cambridge, Cambridge University Press 2021

Aaron Vanides

doi:10.1515/hzhz-2025-1259

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David Bates / Julie Barrau (Eds.), Lives, Identities and Histories in the Central Middle Ages. Cambridge, Cambridge University Press 2021

Aaron Vanides

Published/Copyright: October 1, 2025

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From the journal Historische Zeitschrift Volume 321 Issue 2

Rezensierte Publikation:

David Bates, Lives, Identities and Histories in the Central Middle Ages. 2021 Cambridge University Press Cambridge, 978-1-107-16080-4, £ 75,–

Die klassische Festschrift ist im englischsprachigen Raum zwar seltener anzutreffen, tritt jedoch bisweilen in versteckterer Form auf – sofern man weiß, wo man zu suchen hat. Der vorliegende Sammelband ist eine solche Festschrift, die unter der weit gefassten Rubrik von „Lives“, „Identities“ und „Histories“ im sogenannten „Central Middle Ages“ Beiträge versammelt – eine begriffliche Periodisierung, die eine allzu plakative Vorstellung einer kulturellen Blütezeit vermeiden soll. Auch wenn weder Titel noch Widmung eine Person benennen, handelt es sich offenkundig um eine Festschrift für die niederländische Mediävistin Elizabeth van Houts, die seit Jahrzehnten in Cambridge lehrt. In der deutschsprachigen Forschung ist van Houts vor allem für ihre kritische Edition der „Gesta Normannorum Ducum“ bekannt; darüber hinaus hat sie mit Werken wie „Memory and Gender in Medieval Europe, 900–1200“ seit den 1990er Jahren zentrale Impulse in der Geschlechter- und Frauengeschichte gesetzt.

Die beiden thematischen Schwerpunkte – Geschichtsschreibung sowie Gender und Identität – strukturieren auch den Band selbst, der in zwei Teile gegliedert ist. Teil I („Entwined Lives and Multiple Identities“) vereint Studien zu Mutterschaft, Familie, Geschichtsschreibung, Frömmigkeit und Tod. Miri Rubin etwa analysiert die Rolle der Mutterschaft in der bekannten Vita des William of Norwich, dessen Tod für die Verbreitung der Ritualmordlegende prägend war. Fiona Griffiths widmet sich in „Prayer for the Dead“ dem Totengedenken im Hochmittelalter, wobei weibliche Fürbitte als besonders wirksam bei hochmittelalterlichen Gelehrten gedeutet wird. Weitere Beiträge behandeln unterschiedliche Themen, darunter Julia Cricks Studie zu flämischen Siedlungen in England. Auch wenn dieser Beitrag auf den ersten Blick thematisch aus dem Rahmen fällt, verweist Crick auf die Bedeutung von Mobilität in van Houts’ Forschung als verbindendes Moment. Viele Aufsätze sind quasi mikrohistorisch angelegt und betonen das Spannungsverhältnis zwischen individuellen Akteuren und sozialem Umfeld – vornehmlich im englischen Kontext.

Teil II („Historians, Lawyers and Exegetes: Writing Lives and Identities“) präsentiert eine thematisch ebenso heterogene Gruppe. Beiträge von Pierre Bauduin, David Bates, Leonie V. Hicks und George Garnett behandeln Aspekte normannischer Geschichtsschreibung und Erinnerungskultur. John Hudson untersucht im Beitrag zum sogenannten „Glanville“ (gemeint ist der „Tractatus de legibus“ des Ranulf de Glanville) das Verhältnis von Sprache und Identität im anglonormannischen Rechtsdiskurs. Julie Barrau und Anna Sapir Abulafia thematisieren Aspekte jüdischer und christlicher Exegese anhand ausgewählter biblischer Figuren: der Witwe Ruth bei Barrau, der Brüder Esau und Jakob bei Abulafia.

Der Band enthält keine Literaturverzeichnisse zu den Einzelbeiträgen, wird jedoch durch ein gemeinsames Register ergänzt, das den thematischen Zusammenhang der teils eklektisch wirkenden Beiträge übersichtlicher erscheinen lässt. Trotz der Bezeichnung handelt es sich im Wesentlichen um ein Namensregister, das allerdings sinnvoll strukturiert ist und zur Orientierung beiträgt.

Als thematisch geschlossenes Werk überzeugt „Lives, Identities, and Histories“ nur bedingt. Als Festschrift hingegen ist der Band ein gelungenes Zeugnis für die wissenschaftlichen Netzwerke, Freundschaften und intellektuellen Impulse, die Elizabeth van Houts’ Forschung angeregt hat. Die Beiträge spiegeln unterschiedliche methodische Zugänge und thematische Interessen wider, die lose, aber doch nachvollziehbar um die Begriffe „Leben“, „Identität“ und „Geschichte“ kreisen.

Online erschienen: 2025-10-01

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