Zusammenfassung
Zwischen 212 und 204 v. Chr. befand sich Antiochos der Große auf seinem Ostfeldzug gegen zentral- und südasiatische Herrscher, mit denen er verschiedene zwischenstaatliche Verträge abschloss. Bislang wurden diese Übereinkommen mit armenischen, parthischen, baktrischen und indischen Lokalherrschern jedoch nur unzureichend untersucht, was im ersten Teil der vorliegenden Studie nachgeholt werden soll. Dabei wird sich zeigen, dass in jedem einzelnen Fall eine andere Bündnisform zum Einsatz kam. Im Anschluss werden die gewonnenen Ergebnisse in den Kontext der Imperiumspolitik des Antiochos gestellt: Durch die Kombination von militärischer Abschreckung und versöhnlicher Diplomatie gewann der Seleukidenkönig zum einen die Loyalität der zentral- und südasiatischen Herrscher und erlangte zum anderen eine breite Akzeptanz für seine βασιλεία über Eurasien. Dieser Ansatz erweitert unser Verständnis von imperialer Herrschaft im Hellenismus.
Abstract
Between 212 and 204 BC, Antiochus the Great was on his eastern campaign against Central and South Asian rulers, with whom he concluded various inter-state treaties. However, these treaties with Armenian, Parthian, Bactrian and Indian rulers have not yet been satisfactorily studied, which will be done in the first part of this paper. It will be shown that in each case a different type of treaty was used. The results will then be contextualized within the imperial aims of Antiochus: By combining a shock-and-awe strategy with conciliatory diplomacy, the Seleucid king won the loyalty of Central and South Asian rulers on the one hand, and gained broad acceptance for his Eurasian βασιλεία on the other. This approach extends our understanding of imperial rule in the Hellenistic period.
I. Einleitung
Der zwischen Rom und Antiochos dem Großen geschlossene Frieden von Apameia im Jahr 188 v. Chr. gehört zu den literarisch am besten überlieferten zwischenstaatlichen Verträgen der griechisch-römischen Antike.[1] Darum überrascht es kaum, dass die Forschung diesem Friedensvertrag besondere Aufmerksamkeit geschenkt hat.[2] Auch andere bilaterale Abkommen von Antiochos mit hellenistischen Poleis und Herrschern sind eingehend untersucht worden[3], die zusammen mit weiteren außenpolitischen Entscheidungen in ein historisches Narrativ überführt wurden, wie es etwa John Ma in seinem vielbeachteten Buch über Antiochos und die Poleis in Westkleinasien getan hat[4]. Richtet man aber den Blick von Kleinasien weg auf die Ostgrenze des heterogen zusammengesetzten Seleukidenreiches, besteht in der Forschung eine auffallende Unschärfe bei der Bezeichnung der vertraglichen Übereinkünfte, die Antiochos mit zentral- und südasiatischen Herrschern getroffen hat: So wird in den meisten Fällen pauschalisierend nur von „Verträgen“ gesprochen.[5] Die geringe Bedeutung, die man diesen zwischenstaatlichen Übereinkommen bisher beigemessen hat, zeigt sich etwa an ihrem vollständigen Fehlen in den von Hatto H. Schmitt respektive von Robert Malcom Errington herausgegebenen Bänden zu den Staatsverträgen der Jahre zwischen 338 und 31 v. Chr. Ziel des Aufsatzes ist es zunächst, diese Forschungslücke zu schließen, indem die einzelnen Vertragsschließungen analysiert werden. Es wird sich zeigen, dass verschiedene Bündnisformen zum Einsatz kamen, deren Wahl von den entsprechenden historischen Umständen abhängig war. Im Anschluss gilt es, die gewonnenen Ergebnisse in die Imperiumspolitik des Antiochos einzuordnen: Dieser, so die abschließende These, gewann durch die Kombination von militärischer Abschreckung und versöhnlicher Diplomatie nicht nur die Loyalität der zentral- und südasiatischen Herrscher, sondern seine Eurasien umspannende βασιλεία erfuhr dadurch im eigenen Reich sowie in der hellenistischen Welt für kurze Zeit eine breite Akzeptanz.[6] Antiochos agierte demnach als ein „Diplomatenkönig“, dessen Handeln sich in die gegenwärtige Forschungsdiskussion über den seleukidischen Umgang mit Lokalherrschaft einordnen lässt und dabei Anteile sowohl einer feudalisierenden Herrschaftskonzeption als auch einer realpolitischen Machtbegrenztheit aufweist.[7]
II. Eine Anabasis, vier Etappen und vier Bündnisformen
Nach der Niederwerfung des Usurpators Achaios in Sardeis und dem Wiederaufbau der Stadt im Jahr 213 v. Chr. wandte sich Antiochos mit seinem Heer den Oberen Satrapien und den angrenzenden Königreichen zu, von wo er erst 204/3 v. Chr. wieder nach Kleinasien zurückkehren sollte.[8] Im nachfolgenden Abschnitt sollen die vier heute noch bekannten Etappen dieses Ostfeldzuges nachgezeichnet werden, um im Zuge dessen die von Antiochos gewählten diplomatischen Vorgehensweisen und vertraglichen Bündnisformen herauszuarbeiten. Hauptquelle sind die fragmentarisch erhaltenen Bücher 8 bis 11 der „Historien“ des im zweiten Jahrhundert v. Chr. lebenden Polybios von Megalopolis. Daneben bieten die „Geographika“ des unter Kaiser Tiberius schreibenden Strabon, die Trogus-Epitome des im 2. oder 3. Jahrhundert n. Chr. lebenden Historiographen Iustinus, die Münzprägung lokaler Dynasten sowie vereinzelte griechische Inschriften und babylonische Keilschrifttexte zusätzliche Informationen.
1. Im Frieden mit Xerxes, dem König von Armosata
Das erste bekannte Ziel des Ostfeldzuges war die im armenischen Sophene liegende Stadt Armosata, die nach Polybios in der sogenannten „Schönen Ebene“ (Καλὸν πεδίον) zwischen Tigris und Euphrat lag und der Sitz von König Xerxes war. Dieser sei angesichts der von Antiochos getroffenen Vorbereitungen für die Belagerung der Stadt geflohen, was Xerxes alsbald bereut habe, da er mit dem Verlust seiner Residenz auch das Ende seiner Herrschaft befürchtete. Aus diesem Grund habe Xerxes den seleukidischen König um eine Unterredung gebeten, die Letzterer der Fortsetzung der Belagerung vorgezogen hat.[9] Im Vorfeld rieten Antiochos’ φίλοι, den jungen sophenischen König beim Treffen gefangen zu nehmen: Dadurch hätte man die Herausgabe der Stadt erzwingen können, deren δυναστεία anschließend Mithridates, dem Sohn seiner Schwester, übergeben werden sollte.[10] Der Vorschlag stieß bei Antiochos auf Ablehnung, stattdessen ließ er Xerxes zu sich kommen und söhnte sich mit ihm aus (Polyb. 8,23,4: ὁ δὲ βασιλεὺς τούτων μὲν οὐδενὶ προσέσχε, μεταπεμψάμενος δὲ τὸν νεανίσκον διελύσατο τὴν ἔχθραν). Daraufhin wurde Xerxes der Großteil der Tributschulden seines Vaters erlassen, worauf Antiochos 300 Talente, 1000 Pferde und 1000 Maultiere mit Gerätschaften erhielt. Anschließend habe Antiochos ihm seine Schwester Antiochis zur Ehefrau gegeben und seine Herrschaft umfassend rückerstattet.[11] Diese Taten hätten laut Polybios dazu geführt, dass Antiochos von allen Bewohnern der Sophene als überaus edel und königlich wahrgenommen wurde.[12]
Ob diesen gegenseitigen Maßnahmen ein Vertrag zwischen den beiden Königen zu Grunde lag, lässt sich der fragmentarischen Passage bei Polybios nicht entnehmen, dennoch deutet die von ihm verwendete Formulierung ihrer Aussöhnung darauf hin, dass ein vertragliches Abkommen geschlossen wurde. Die Wendung ἐχθρὰν διαλύειν (bzw. καταλύειν oder καταλλάσσειν), eine Feindschaft auflösen/beilegen, ist wiederholt Bestandteil von zwischenstaatlichen Friedensverträgen.[13] Dementsprechend lassen sich die von Polybios angeführten Punkte als Bedingungen ihrer friedlichen Übereinkunft verstehen, insbesondere da es für Antiochos ein Leichtes gewesen wäre, die Sophene militärisch und politisch durch die Gefangennahme des Xerxes und die Einsetzung seines Neffen unter seine Kontrolle zu bringen. Seine Absicht war es vielmehr, Xerxes langfristig an sich zu binden. Hierfür sprechen nicht nur der großzügige Schuldenerlass und die Vermählung, sondern auch die von Polybios gewählte Formulierung, dass von Antiochos die gesamte Herrschaft des Xerxes wiederhergestellt wurde (κατὰ τὴν ἀρχὴν ἅπαντ᾽ ἀποκατέστησε). Damit war sicherlich die Fortsetzung der Führung des Königstitels gemeint, der für Xerxes, seinen Vater Arsames und für andere Vorgänger numismatisch belegt ist.[14] In Bezug auf die Bronzemünzen des Xerxes wurde ferner beobachtet, dass sich auf ihnen zwei Kontrollzeichen finden, die gleichermaßen auf den Tetradrachmen von Antiochos aus Seleukeia am Kalykadnos und Tarsos abgebildet sind, weswegen jene Bronzen entweder in diesen Stätten oder von einem von dort stammenden Personal geschlagen wurden.[15]
Auf diese Weise wird Antiochos zwar die Loyalität des sophenischen Königs gewonnen haben, zugleich waren die materiellen Gegenforderungen enorm und die zukünftige Anwesenheit seiner Schwester am Hof des Xerxes stellte eine Absicherung dar, die wenige Jahre nach dem Ende des Ostfeldzuges ihren Zweck erfüllen sollte. Laut dem im siebten Jahrhundert n. Chr. schreibenden Historiker Johannes von Antiochia habe Antiochis ihren Gatten auf Befehl ihres Bruders hin ermordet, woraufhin er die Herrschaft über Persien wiedererlangt habe.[16] Diese Inbesitznahme vollzog sich in zwei Schritten: So wurde nach Xerxes’ Ermordung für die Sophene ein seleukidischer Strategos namens Zariadris eingesetzt; Ähnliches passierte in Großarmenien.[17] Der letzte Orontide wurde dort zeitgleich durch den Strategos Artaxias ersetzt.[18] In welcher Beziehung Orontes zu Antiochos vor diesem Machtwechsel stand, bleibt unklar, durch eine griechische Inschrift auf einem großen Felsbrocken in Armavir wird jedoch ersichtlich, dass Orontes innen- wie außenpolitisch als Herrscher wahrgenommen wurde. So wird dieser in der Inschrift von einem ansonst unbekannten König der Armadoeiroi namens Mithras als βασιλεὺς angesprochen.[19] Die Gründe, die Antiochos schlussendlich dazu bewogen, beide Könige durch Strategen ersetzen zu lassen, bleiben zwar im Dunkeln, ihre Absetzung stellt aber eine klare Kehrtwende seiner Politik der militärischen Abschreckung und versöhnlichen Diplomatie dar. Während er zuvor noch auf eine Gefangennahme von Xerxes sowie eine Installation einer Fremdherrschaft in der Sophene verzichtet hatte, riskierte er nun, sein unter der dortigen Bevölkerung gewonnenes Ansehen zu verlieren sowie einen potenziellen Unruheherd zu schaffen.
2. In Bundesgenossenschaft mit Arsakes von Parthyene
Nach der friedlichen Beilegung des Konfliktes mit Xerxes im Jahr 212 v. Chr. setzt die Überlieferung erst wieder in den Jahren 211/10 v. Chr. ein. Aus einem Fragment am Ende des neunten Buches der „Historien“ erfährt man, dass der Transport der Truppen (ἡ κομιδή τῶν δυνάμεων) aufgrund des niedrigen Standes des Euphrats und der Überfüllung der Schiffe (πλοῖα) nur sehr langsam vonstattenging.[20] Vermutlich im Frühjahr 209 v. Chr. erreichte Antiochos die in hellenistischer Zeit wiedergegründete medische Hauptstadt Ekbatana[21], um dort seine Kriegskasse aufzufüllen und Rüstungen vorzunehmen. Erstes wird von Polybios als Abschluss einer seit Alexander dem Großen erfolgten Plünderung der Stadt beschrieben: Alexander und nach ihm Antigonos Monophthalmos und Seleukos I. hätten die silbernen und goldenen Decken-, Wand- und Säulenverkleidungen sowie die silbernen Dachziegel des königlichen Palastes geraubt.[22] Nur im Tempel der Aine (ὅ ναὸς τῆς Αἴνης) hätten noch vergoldete Säulen gestanden, im Inneren wiederum habe man silberne Dachziegel aufgehäuft vorgefunden und von goldenen Ziegelsteinen habe es schließlich nur mehr wenige, dafür aber zahlreiche silberne gegeben.[23] Polybios zufolge habe Antiochos aus dem Gold und Silber des Tempels Münzen im Wert von 4000 Talenten prägen lassen.[24] In diesen Kontext wird man die aus dem 41. Buch der Trogus-Epitome stammende Information und einzige Erwähnung von der Gesamtstärke des seleukidischen Heeres während des Ostfeldzuges zu setzen haben, wonach Antiochos mit 100 000 Fußsoldaten und 20 000 Reitern gegen den Parther Arsakes gezogen sei.[25]
Ebenfalls im Frühjahr 209 v. Chr. musste Antiochos sich mit einer für ihn wohl unerwarteten Personalfrage beschäftigen. Aus einem am 23. Dystros (Februar) in diesem Jahr verfassten Brief an seinen Stellvertreter in Kleinasien Zeuxis erfährt man, dass Nikanor, einer seiner φίλοι und σύντροφος, um Entlassung von seinem Würdenamt als Kammerherr (ἐπὶ τοῦ κοιτῶνος) ersucht hat und stattdessen Oberpriester aller Heiligtümer jenseits des Taurus (ἀρχιερεύς τῶν ἱερῶν πάντων ἐν τῆι ἐπέκεινα τοῦ Ταύρου) werden wollte. Dem Ansinnen Nikanors hatte Antiochos zugestimmt und ihm nicht nur die Verantwortung für die Opferhandlungen übertragen, sondern darüber hinaus die Verwaltung der Einkünfte der Heiligtümer als ἐπὶ τῶν ἱερῶν überantwortet. Zeuxis und seine Untergeordneten sollten mit Nikanor bei der Umsetzung dieser Anordnung zusammenarbeiten.[26] Ob der zum engsten Kreis des Seleukidenherrschers gehörende Nikanor mit seiner Freistellung aus dem königlichen Umfeld und dem ehrenvollen Ruhestandsposten[27] den weiteren Strapazen des Ostfeldzuges entgehen wollte, ist unklar; das πρόσταγμα des Königs unterstreicht aber, wie Antiochos die Gelegenheit des Abganges eines Vertrauten und dessen Vorschlag nutzte, um seinen Zugriff auf einen in den kommenden Jahren fernab gelegenen Reichsteil zu festigen.[28]
Über den mühseligen und kleinteiligen Kampf gegen Arsakes II. ist wiederum der Bericht von Polybios erhalten geblieben.[29] Eingehend wird von ihm beschrieben, wie es bei der Durchquerung der zwischen Ekbatana und der parthischen Stadt Hekatompylos liegenden Wüste zu Sabotagen der Trinkbrunnen durch die Parther kam[30], wobei Arsakes von der Kühnheit des Antiochos überrascht worden sei, da er einen Wüstendurchzug mit einem derart großem Heer nicht erwartet hatte[31]. Es folgt die Schilderung der Überschreitung des zwischen Tagai und dem hyrkanischen Tambrax verlaufenden Labosgebirges, in welchem das seleukidische Heer mehrere Sperranlagen überwinden musste, bevor es nach acht Tagen auf der Passhöhe die gegnerische Streitmacht in die Flucht schlagen konnte.[32] Gleichermaßen ausführlich sind die anschließenden Beschreibungen von der Belagerung der hyrkanischen Hauptstadt Sirynx und von der missglückten Flucht der Parther nach dem Einsturz der Stadtmauer; mit dem Vormarsch durch die Bresche und ihrer Kapitulation bricht der polybianische Bericht ab.[33]
Über das weitere Schicksal von Arsakes und den Parthern bietet Iustinus einen wichtigen Anhaltspunkt. Arsakes sei nach seinem wackeren Widerstand von Antiochos in eine societas aufgenommen worden (Iust. 41,5,7: „ad postremum in societatem eius adsumptus est“). Darunter wurde gemeinhin verstanden, dass Antiochos mit Arsakes ein militärisches Bündnis geschlossen habe, wie es die Verwendung von societas vermuten lässt.[34] Das Abkommen habe demnach eine parthische Heeresfolge umschlossen und ähnliche Bedingungen wie gegenüber Xerxes beinhaltet, wozu auch der Königstitel gehört habe[35], obgleich Arsakes ihn nicht auf seinen Münzen stehen hat und er von Polybios nicht als βασιλεὺς bezeichnet wird[36]. Für diesen Widerspruch gibt es aber eine einvernehmliche Lösung, da die von Iustinus benutzte Wendung „in societatem adsumere“ noch einen weiteren Schluss zulässt[37]: So wird mit ihr in den Trogus-Epitomen etwa die Aufnahme von Gefährten bei einem Unterfangen, das Hinzuziehen von Verschwörern oder die Teilnahme an einer Flucht beschrieben[38] – eine adsumptio (oder adscriptio) in ein bestehendes Bündnis durch einen Vertrag wird man wiederum auszuschließen haben[39]. Dies würde bedeuten, dass Arsakes und die besiegten Parther zwar unter die socii des Antiochos aufgenommen wurden, jedoch nur zur gemeinsamen Kriegsführung und ohne weitere Zugeständnisse.[40] Damit ließe sich das Fehlen des Königstitels sowohl auf den Münzen des Arsakes als auch im polybianischen Bericht erklären – ihm wurde schlicht nicht wie Xerxes und später Euthydemos die Benutzung des Königstitels zugestanden, dessen eigenständige Prägetätigkeit ohnehin nach ihrer Übereinkunft zeitweilig versiegte.[41] Erst sein Nachfolger Phriapatios sollte auf seinen Münzen den Titel eines βασιλεὺς führen, wohingegen der Vater des Arsakes, Arsakes I., sich auf seinen Münzen αὐτοκράτωρ nannte.[42]
Durch das Aufbieten massiver Truppenstärke und durch die Hartnäckigkeit im Wüsten-, Berg- und im Städtekampf gelang es Antiochos, die Gegenwehr des Arsakes und der Parther zu brechen, die er – vermutlich abermals zu ihrer Überraschung – zu militärischen Bundesgenossen machte. Abschreckung und Diplomatie zeitigten erneut ihre Erfolge.
3. Im Militärbündnis mit Euthydemos, dem König von Baktrien
Nach dem Sieg über die Parther und ihrer militärischen Einbindung belagerte Antiochos eine westlich des Ariosflusses gelegene und namentlich nicht überlieferte Stadt, deren Einnahme er aufgab, als ihn die Nachricht erreichte, dass der baktrische König Euthydemos I. mit seinem Heer in Tapurien stehe und eine Vorhut von zehntausend Reitern den Flussübergang bewache. Da der Arios nur bei Tag und nicht in der Nacht bewacht wurde, brach Antiochos auf und nutzte diese Nachlässigkeit, um mit der Reiterei und einem Teil seines Heeres überzusetzen. Durch Späher alarmiert, rückten die baktrischen Reiter aus und griffen das nach der Flussüberquerung noch in Unordnung befindliche seleukidische Heer an, weswegen Antiochos seine königliche Reiterei (οἱ τοῦ βασιλέως ἱππεῖς) von 2000 Mann an die Spitze stellte, um den eigenen Truppen die nötige Zeit zur Formierung zu verschaffen. Auch wenn sich der König als tapfer im Kampf erwiesen habe (so sei sein Pferd gefallen und er habe durch einen Schlag ins Gesicht mehrere Zähne verloren), musste er sich nach dem Ansturm von drei ἱππαρχίαι zurückziehen. In der Zwischenzeit stand sein Heer zum Gegenschlag bereit, welches der baktrischen Reiterei eine vernichtende Niederlage beibrachte, die Euthydemos zum Rückzug nach Zarispa alias Baktra bewog.[43]
Aus einem Verweis aus dem 29. Buch der „Historien“ erfährt man, dass Polybios die zwei Jahre dauernde Belagerung Baktras behandelt hatte, die entsprechenden Passagen aus dem elften Buch jedoch verloren sind.[44] Dafür sind in einem längeren Fragment desselben Buches die über einen Mittelsmann namens Teleas geführten Verhandlungen zwischen Antiochos und Euthydemos aus dem Jahr 206 v. Chr. erhalten. Wer von den beiden den Anstoß zur Beilegung der Feindseligkeiten gegeben hat, ist unklar. Dass der Vermittler zur Aussöhnung ein aus Magnesia stammender Landsmann des Euthydemos war, wird aber kein Zufall, sondern eine bewusste Wahl des Antiochos gewesen sein.[45] Dieser habe nämlich laut Polybios lange nach einer Lösung dieser schwierigen Staatsgeschäfte (λύσις τῶν πραγμάτων) gesucht, weswegen der seleukidische König bereitwillig auf den Friedensvorschlag (πρὸς τὰς διαλύσεις) des Euthydemos eingegangen sei.[46] In diesem von Teleas vorgelegten Angebot ging es vor allem um die Anerkennung des Königstitels, wofür Euthydemos zwei Argumente besonders stark gemacht habe: Zum einen sei nicht er von Antiochos abgefallen, sondern hätte die Nachkommen des eigentlichen Sezessionisten (ἀποστάτης) gestürzt.[47] Zum anderen würde seine Absetzung ein Sicherheitsproblem nach sich ziehen, da Nomaden ungehindert einfallen würden, was einer Barbarisierung des Landes gleichkäme.[48] Sollte Antiochos ihm die königliche ὀνομασία und προστασία nicht missgönnen[49], würde er somit weder ein Unrecht begehen noch ein Sicherheitsvakuum verursachen. Polybios zufolge sei Teleas noch mehrmals zwischen beiden hin und her gereist[50], was darauf hindeutet, dass Antiochos eigene Bedingungen gestellt hat, bevor er auf das Angebot eingegangen ist. Schließlich schickte Euthydemos seinen Sohn Demetrios zur Ratifizierung des Vertrages[51], dessen Begegnung mit Antiochos von Polybios wie folgt beschrieben wird (Polyb. 11,34,8–10):
„[S]chließlich schickte Euthydemos seinen Sohn Demetrios zur Ratifizierung des Vertrages: Diesen empfing der König freundlich, der den jungen Mann gemäß seiner Erscheinung, seines Benehmens und Ansehens der Herrschaft für würdig hielt, sodass er erstens versprach, ihm eine seiner Töchter zur Frau zu geben, zweitens gestand er seinem Vater den Königstitel zu. Über das Übrige wurde ein schriftlicher Vertrag gemacht und ein beeidetes Bündnis, woraufhin er nach reichlicher Verteilung von Getreiderationen an die Truppen und der Übernahme der vorhandenen Elefanten aus dem Besitz des Euthydemos aufbrach.“[52]
Zu den Forderungen des Antiochos gehörten sicherlich die Kornversorgung der Truppen und die Übergabe von Elefanten, auch die Vermählung seiner namentlich nicht genannten Tochter mit dem Sohn des Euthydemos wird man dazu zählen können, von dessen königlicher Erscheinung (ἐπιφάνεια), seinem Benehmen (ἔντευξις) und seiner προστασία sich Antiochos persönlich einen Eindruck verschaffte. Während des Treffens wurde dem Demetrios schließlich die Zusage gegeben, dass sein Vater den Königstitel (ὁ τῆς βασιλείας ὄνομα) führen dürfe, der sich auf den Emissionen des Euthydemos findet[53] und zum ὁ μέγιστος πάντων βασιλέων gesteigert in einem privaten Weihepigramm an die Göttin Hestia auftaucht.[54] Dieses Vorgehen von Antiochos überrascht, erklärt sich aber mit Blick auf Xerxes, der als Nachfolger einer dynastischen Linie an die Macht gekommen war, mit der die Seleukiden bereits in politischem Kontakt standen, wenngleich zuletzt während des Bruderkrieges zwischen Antiochos Hierax und Seleukos II. auf der Verliererseite.[55] Im Unterschied dazu hatte Euthydemos die Macht in Baktrien mit Gewalt an sich gerissen[56], weswegen es wohl zunächst einer eingehenden Prüfung ihrer königlichen Eignung für eine mögliche zukünftige Zusammenarbeit bedurfte, bevor Vater und Sohn die Führung des Königstitels bestätigt werden konnte.
All dies sei schriftlich aufgezeichnet worden, jedoch wurde kein Frieden geschlossen, wie man nach dem Angebot von Euthydemos meinen möchte, sondern eine ἔνορκος συμμαχία.[57] Bei diesem mit einem Eid besiegelten Militärbündnis wird es sich wohl um eine Anpassung der Bündnisform wegen des von Euthydemos vorgebrachten Argumentes der Nomaden- und Barbarengefahr gehandelt haben. Dass diese durchaus einer realen Bedrohungskulisse entsprach, lässt sich mehreren Hinweisen bei Polybios im Zusammenhang mit der Schilderung des Ostfeldzuges entnehmen: So seien auf Anordnung Alexanders des Großen an den Grenzen von Medien mehrere Poleis zum Schutz vor den benachbarten Barbaren gegründet worden; ferner werden die Parther mehrmals als Barbaren bezeichnet, welche vor ihrer Flucht aus Sirynx die in der Stadt wohnenden Hellenen abgeschlachtet hätten; und die nomadischen Apasiaken drangen offenbar mit ihren Pferden derart häufig nach Hyrkanien vor, dass mehrere Erklärungen für ihre Überwindung des Flusses Oxus kursierten.[58] Die Symmachie wäre somit eine Präventivmaßnahme gegen einen bevorstehenden Angriff gewesen. Aus diesem Grund kann davon ausgegangen werden, dass sie keine Freund-Feind-Klausel (was aufgrund des späteren Indienfeldzuges des Demetrios ohnehin fraglich erscheint[59], sofern man keinen Vertragsbruch annehmen will), dafür aber eine Schutzklausel beinhaltete. Der Bündnisfall wäre somit nur bei einem feindlichen Angriff auf das Territorium des Bündnispartners eingetreten. Diese weniger bindende und flexibler anwendbare Form der Symmachie wäre folglich sowohl dem baktrischen Autonomiestreben als auch dem Interesse der seleukidischen Großmacht entgegengekommen.[60]
Im Gegensatz zu den vorangehenden Etappen auf dem Ostfeldzug musste Antiochos einen erheblichen militärischen und diplomatischen Aufwand betreiben, um den Konflikt mit Euthydemos zu beenden. Im Ergebnis war das Taktieren mit Abschreckung und Diplomatie also entscheidend vom Einlenken bzw. vom Widerstand seiner Gegner abhängig.
4. In Freundschaft mit Sophagasenos, dem König von Indien
Die vierte und letzte bekannte Etappe des Ostfeldzuges war Indien, das Antiochos nach der Überschreitung des Kaukasus erreichte. In knappen Worten behandelt Polybios die Gebirgsreise sowie die anschließende Begegnung mit einem indischen König (Polyb. 11,34,11–12):
„Nachdem er den Kaukasus überwunden hatte, kam er in Indien an, wo er die Freundschaft mit Sophagasenos, dem König der Inder, erneuerte und erhielt Elefanten, sodass er insgesamt auf hundertfünfzig kam, außerdem ließ er hier noch einmal Getreiderationen an die Truppen ausgeben und brach mit dem Heer auf, ließ aber Androsthenes von Kyzikos für den Transport der hohen Geldsumme zurück, welche ihm vom König versprochen wurde.“[61]
Bei dem mit Sophagasenos ohne schwere Kämpfe und lange Verhandlungen erneuerten Abkommen handelt es sich um den im Jahr 303 v. Chr. zwischen Seleukos I. und Sandrokottos (Chandragupta) geschlossenen Freundschaftsvertrag.[62] Über diese ältere φιλία schreibt Strabon, dass Seleukos dem Sandrokottos die am Indus gelegenen Satrapien Paropamisadai, Arachosien und Gedrosien übergab, nachdem er einer Hochzeit (ἐπιγαμία) zugestimmt hatte; im Gegenzug habe Seleukos 500 Elefanten erhalten.[63] Auch im Fall der erneuerten φιλία erhält Antiochos Elefanten, wodurch deren Zahl auf 150 gestiegen sei. Ob bei der Vertragserneuerung auch eine Bestätigung der unter Seleukos beschlossenen Gebietsabtretungen erfolgte und man abermals eine Heiratsverbindung einging, ist zumindest für Letzteres angesichts der vorangehenden Vermählungen denkbar, aber nicht zwingend.[64] Neu hingegen ist die bereits durch das Bündnis mit Euthydemos bekannte Kornversorgung des seleukidischen Heeres sowie die durch Sophagasenos zugesicherte hohe Geldsumme (γάζα), für deren Transport Androsthenes von Kyzikos vom König zurückgelassen wurde.[65]
Im Anschluss trat Antiochos mit seinem Heer den Rückmarsch an, der sie von Arachosien, wo der Fluss Erymanthos überquerte wurde, über Drangiana nach Karmanien führte. Dort bezogen König und Heer ihr Winterquartier.[66] Laut Polybios habe damit der Ostfeldzug des Antiochos sein Ende gefunden.[67] Militärisch mag diese Einschätzung von Polybios zutreffend sein, betrachtet man aber die weitere Reiseroute des Antiochos, stellt seine Teilnahme am akitu-Fest in Babylon den Abschlusspunkt der Anabasis dar.
Zunächst machte Antiochos jedoch in Antiocheia in der Persis halt, von wo im Jahr 205 v. Chr. zwei königliche Briefe nach Magnesia am Mäander abgingen, die der westkleinasiatischen Polis ihr Ansuchen um die Erhöhung des penteterischen Agons für die Stadtgottheit Artemis Leukophryne in den Rang eines isopythischen Wettkampfes mit Kranzpreisen bestätigten.[68] Ferner befahl der König in Eigeninitiative den ἐπὶ τῶν πραγμάτων τεταγμένοι schriftlich, dass die ihnen unterstehenden Poleis ebenfalls das Ansuchen der Magneten anzuerkennen haben[69], was von einer Reihe südmesopotamischer Städte auch getan wurde, wie man einer nur mehr teilweise erhaltenen Städteliste auf der Urkundenwand von Magnesia entnehmen kann[70]. Wie im Fall der Einsetzung Nikanors zum Archiereus in Kleinasien, verfolgte Antiochos mit der Förderung des magnetischen Lokalkultes in Südmesopotamien erneut eine Verschränkung verschiedener Reichsteile. Im selben Jahr landete er mit der Flotte an der Ostküste der arabischen Halbinsel, um gegen die im Handel aktiven Gerrhaeer in den Kampf zu ziehen.[71] Diese baten ihn brieflich um Friede (εἰρήνη) und Freiheit (ἐλευθερία), welche er ihnen bestätigte, wobei die von Polybios verwendete Partizipialkonstruktion κυρωθείσης τῆς ἐλευθερίας an eine Ratifizierung ihrer Freiheit in Vertragsform denken lässt.[72] Als Gegenleistung erhielt er von ihnen jedenfalls 500 Silbertalente, Weihrauch im Wert von 1000 Talenten sowie Myrrhenöl im Umfang von 200 Talenten. Danach segelte er zur Insel Tylos und von dort reiste er nach Seleukeia am Tigris.[73]
Nach diesen Stationen traf Antiochos schließlich in Babylon ein, um am jährlich im Neujahrmonat Nisannu (März/April) stattfindenden akitu-Fest teilzunehmen, wie man der fragmentarischen Tafelrückseite eines in das Jahr 204 v. Chr. (SE 107) datierten astronomischen Tagebuches entnehmen kann. Dort steht am Ende des entsprechenden Monatsberichtes, dass König Antiochos am achten Tag der Feierlichkeiten den Palast in Richtung des Ezagila-Tempels verlassen habe. Vor dem Tempeltor habe er für Marduk vor aller Augen Weihgaben dargebracht, woraufhin im Tempel Opfer für Isthar und für das Leben des Königs folgten.[74] Demnach bot das mehrtägige akitu-Fest mit seiner Prozession und der Zurschaustellung von Kriegsbeute die ideale Gelegenheit, die Erfolge des Ostfeldzuges einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren.[75] Vielleicht war die Teilnahme am babylonischen Neujahrfestes auch von langer Hand geplant gewesen, zumindest lässt die Nachlieferung der hohen Geldsumme aus dem Besitz des Sophagasenos durch einen Vertrauten an eine spätere Verwendung denken, die nicht unmittelbar zum Zweck der Finanzierung des Feldzuges gedacht war.
III. Eine βασιλεία über Asia und Europa: Schlussüberlegungen zu einer Herrschaft durch Abschreckung und Diplomatie
Im vorangehenden Abschnitt wurde gezeigt, wie Antiochos während des Ostfeldzuges eine Bandbreite vertraglicher Formen und diplomatischer Mittel nutzte, um mit den zentral- und südasiatischen Herrschern Konflikte beizulegen oder bestehende Beziehungen zu festigen: So schloss er einen Friedensvertrag mit Xerxes, trat mit Arsakes in eine militärische Bundesgenossenschaft, ließ sich wegen Barbareneinfällen auf eine Symmachie mit Euthydemos ein und erneuerte eine fast 100 Jahre alte Freundschaft mit Sophagasenos. Diesen Übereinkünften voran gingen stets das Aufgebot militärischer Stärke oder kriegerische Auseinandersetzungen, wobei die Reaktion des Gegners den weiteren diplomatischen Weg des Antiochos vorgab. Im Fall von geringer oder fehlender Gegenwehr wie bei Xerxes und Sophagasenos wurden Friedens- und Freundschaftsverträge geschlossen. Wurde hingegen massiver Widerstand geleistet, wie es Arsakes oder Euthydemos taten, wählte man eine militärische Kooperationslösung. Die Grundlage des in Babylon im Rahmen des akitu-Festes gefeierten Triumphzuges war somit eine durch militärische Abschreckung und versöhnliche Diplomatie verfolgte Politik der zwischenstaatlichen Konfliktlösung und Beziehungspflege.
Diese Form der Zwischenstaatlichkeit gegenüber den zentral- und südasiatischen Herrschern scheint Antiochos laut Polybios schon weit vor dem Beginn des Ostfeldzuges angedacht und gegenüber Artabazanes, dem Herrscher über Media Atropatene, im Jahr 220 v. Chr. erstmalig umgesetzt zu haben. Dieser hatte nämlich den Usurpator Molon unterstützt[76], weswegen Antiochos nach der Niederschlagung des Aufstandes eine Strafexpedition plante. Ziel dieses und zukünftiger Feldzüge gegen die an seinen Satrapien angrenzenden δυνάσται τῶν βαρβάρων sollte die Verbreitung von Angst durch Bedrohen und Erschrecken (ἀναταθῆναι καὶ καταπλήξασθαι) sein, sodass sie keine weiteren Usurpatoren (ἀποστάται) mit Nachschub oder Truppen unterstützen würden.[77] Als nun Antiochos in Atropatene mit seinem Heer eindrang, sei Artabazanes dann auch derart erschrocken, dass er sich in Anbetracht seines sehr hohen Alters den Umständen beugte und mit dem seleukidischen König eine nicht näher bestimmte συνθήκη schloss.[78] Das spätere Vorgehen von Antiochos durch militärische Stärke und mit vertraglichen Mitteln außenpolitische Erfolge zu erzielen, findet demnach in der Strafexpedition gegen Artabazanes seine erste Anwendung. Langfristig führte die wiederholte Verwendung von Abschreckung und Diplomatie zu einer Veränderung in der Wahrnehmung der Herrschaft Antiochos’, die sich eindrücklich am viel beachteten Resümee zum Ostfeldzug von Polybios am Ende des elften Buches der „Historien“ aufzeigen lässt (Polyb. 11,34,14–16):
„An dieser Grenze also fand der Feldzug des Antiochos in die innersten Regionen sein Ende, bei dem er sich nicht nur die Oberen Satrapen gehorsam machte, sondern auch die an der Küste liegenden Städte und die Herrscher diesseits des Taurus, kurz er festigte dadurch das Königreich, indem er alle seine Untertanen durch seine Kühnheit und seinen Eifer in Erstaunen versetzte. Denn durch diesen Feldzug erschien er der königlichen Macht würdig, nicht nur bei den Asiaten, sondern auch bei den Europäern.“[79]
Von Interesse an dieser Stelle ist zunächst die Verwendung von ὑπήκοος, womit nicht nur eine (tributpflichtige) Gehorsamkeit, sondern auch ein (lauschendes) Zuhören gemeint ist, das an die Diplomatie des Antiochos gegenüber den zentral- und südasiatischen Herrschern erinnert. Zudem erhält die Abschreckungstaktik eine neue Konnotation. Indem das Partizip καταπληξάμενος durch τόλμα (Kühnheit) und φιλοπονία (Eifer) eine positive Note erfährt und es auf die Untertanen bezogen wird, drückt es keine militärische Schockwirkung auf auswärtige Herrscher mehr aus. Insgesamt gesehen habe der ganze Feldzug laut Polybios dazu beigetragen, dass Antiochos seine βασιλεία festigen konnte und der König sowohl in Asien als auch in Europa ihrer für würdig erachtet wurde. Diese massive Steigerung seiner schon in Sophene gewonnenen Beliebtheit und die deutliche Ausweitung seines nun bis nach Süd- und Zentralasien reichenden Einflussraumes scheint man auch außerhalb des seleukidischen Reiches wahrgenommen zu haben, sofern man einer Stelle bei Iustinus Glauben schenkt, wonach der makedonische König Philipp V. vor der Schlacht bei Kynoskephalai im Jahr 197 v. Chr. den Truppen gesagt haben soll, dass Persien, Baktrien, Indien sowie ganz Asien bis zu den Grenzen des Orients von Makedonen völlig bezwungen wurden.[80] Dass diese Einschätzungen bei Iustinus und Polybios keine haltlosen Übertreibungen waren, sondern aus der Rückschau Kondensate des reichsweiten Herrschaftsanspruches von Antiochos darstellten, zeigen mehrere seiner verwaltungstechnischen, religionspolitischen und herrschaftsrepräsentativen Maßnahmen zur Verschränkung und Vereinheitlichung des heterogenen Seleukidenreiches, die er während des Ostfeldzugs und danach ergriffen hatte.[81]
Somit lässt sich abschließend über den Ostfeldzug Antiochos und seine Praxis der Vertragsschließung mit zentral- und südasiatischen Herrschern festhalten, dass der kombinierte Einsatz militärischer und diplomatischer Mittel bei der Durchsetzung seiner politischen Interessen deutliche Auswirkungen auf seine Wahrnehmung als βασιλεύς im eurasischen Raum hatte. Im Gegensatz zu anderen hellenistischen Königen hatte er den Nutzen von zwischenstaatlichen Verträgen für die Herrschaft über ein Großreich erkannt, das sich nicht allein durch militärische Sieghaftigkeit zusammenhalten ließ.[82] Dabei erwies sich sowohl sein Rückgriff auf etablierte Praktiken des griechisch-hellenistischen Vertragswesens als auch ihre Umsetzung entlang bisheriger Herrschaftsmaßnahmen als innovativ[83]: Denn kein anderer seleukidischer Herrscher vor und nach Antiochos dem Großen sollte eine so hohe Zahl und Vielfalt an zwischenstaatlichen Abkommen abschließen, um sein Imperium zu festigen.[84] Gerade vor dem Hintergrund der modernen Forschungsdiskussion um die Abwägung des Umgangs mit Lokalherrschaften im Seleukidenreich zeigt die Berücksichtigung von imperialen Formen der Zwischenstaatlichkeit, dass die wiederholte Verwendung von Abschreckung und Diplomatie eine Variante der Machtkontrolle über den eurasischen Verflechtungsraum darstellte, die konzeptionelle Züge einer begrenzten Realpolitik trägt. Wenngleich mit der Niederlage bei Magnesia 190 v. Chr. diese von Antiochos verfolgte Imperiumspolitik schnell ihr Ende fand[85], agierte er doch für einige Jahre als ein Diplomatenkönig, dessen zeitweilige Suzeränität über Eurasien von seinen Untertanen bestaunt, von seinen Bündnispartnern akzeptiert und von anderen Zeitgenossen gewürdigt wurde.
Zusammenfassung
Zwischen 212 und 204 v. Chr. befand sich Antiochos der Große auf seinem Ostfeldzug gegen zentral- und südasiatische Herrscher, mit denen er verschiedene zwischenstaatliche Verträge abschloss. Bislang wurden diese Übereinkommen mit armenischen, parthischen, baktrischen und indischen Lokalherrschern jedoch nur unzureichend untersucht, was im ersten Teil der vorliegenden Studie nachgeholt werden soll. Dabei wird sich zeigen, dass in jedem einzelnen Fall eine andere Bündnisform zum Einsatz kam. Im Anschluss werden die gewonnenen Ergebnisse in den Kontext der Imperiumspolitik des Antiochos gestellt: Durch die Kombination von militärischer Abschreckung und versöhnlicher Diplomatie gewann der Seleukidenkönig zum einen die Loyalität der zentral- und südasiatischen Herrscher und erlangte zum anderen eine breite Akzeptanz für seine βασιλεία über Eurasien. Dieser Ansatz erweitert unser Verständnis von imperialer Herrschaft im Hellenismus.
Widmung
Mein Dank gilt zunächst Reinhold Bichler (Innsbruck) und Hilmar Klinkott (Kiel), die mich auf diese Verträge aufmerksam gemacht haben; für hilfreiche Anmerkungen bin ich Felix K. Maier (Zürich), Matthias Hoernes (Wien) und den beiden anonymen Gutachtern dankbar.
© 2025 The author(s), published by Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston
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Articles in the same Issue
- Frontmatter
- Aufsätze
- Ein eurasischer Diplomatenkönig. Antiochos der Große und seine zwischenstaatlichen Verträge mit zentral- und südasiatischen Herrschern
- Konstellationen von Rassismus im späten Mittelalter. Wenden und Cagots im Vergleich
- Pharmazeutische Industrie und Kolonialismus. Globale Verflechtungen einer deutschen Leitindustrie am Beispiel von Boehringer Mannheim, 1859–1997
- Politik als Quadratur des Kreises. Das Ende der Weimarer Republik und die Antinomien der Demokratie
- Thomas Großbölting (1969–2025)
- Corrigendum
- Rezensionen
- Horst-Dieter Beyerstedt, 1000 Jahre Mögeldorf. (Quellen und Forschungen zur Geschichte und Kultur der Stadt Nürnberg, Bd. 49.) Nürnberg, Stadtarchiv 2024
- Jörg Baberowski, Der sterbliche Gott. Macht und Herrschaft im Zarenreich. München, C. H. Beck 2024
- Matthias Middell (Ed.), French Globalization Projects. (Handbooks of Globalization Projects, Vol. 1.) Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht 2024
- Markus Thurau (Hrsg.), Konfliktkulturen in Geschichte und Gegenwart. Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht 2024
- Mahmood Mamdani, Neither Settler nor Native. The Making and Unmaking of Permanent Minorities. Cambridge, MA, Harvard University Press (Cambridge) 2020
- Susanne Friedrich / Jana Mangold / Susanne Rau (Hrsg.), Wandlungen des Sammelns. Praktiken, Wissen, Anordnungen. Bielefeld, Transcript 2024
- Alexandra Katharina Krebs, Geschichten im digitalen Raum. Historisches Lernen in der „App in die Geschichte“. (Medien der Geschichte, Bd. 7.) Berlin/Boston, De Gruyter 2024
- Pieter D’Hoine / Geert Roskam / Stefan Schorn et al. (Eds.), Polemics and Networking in Graeco-Roman Antiquity. (Studies in the Transmission of Texts and Ideas, Vol. 12.) Turnhout , Brepols 2022
- Robert Holschuh Simmons, Demagogues, Power, and Friendship in Classical Athens. Leaders as Friends in Aristophanes, Euripides, and Xenophon. New York, Bloomsbury Academic 2023
- Jessica L. Lamont, In Blood and Ashes. Curse Tablets and Binding Spells in Ancient Greece. Oxford, Oxford University Press 2023
- David M. Pritchard (Ed.), The Athenian Funeral Oration. After Nicole Loraux. Cambridge, Cambridge University Press 2024
- Giovanni Parmeggiani, Ephorus of Cyme and Greek Historiography. Cambridge, Cambridge University Press 2023
- Julian Gieseke, Vom äußersten Westen der Welt. Die Griechische Ethnographie und die Völker Iberiens und der Keltiké im Schatten der römischen Expansion (2. Jahrhundert v. Chr. – 1. Jahrhundert n. Chr.). Stuttgart, Steiner 2023
- Jasmin Welte, Helmut Berve und die Alte Geschichte. Eine deutsche Biographie. Basel, Schwabe 2023
- Selen Kılıç Aslan, Lycian Families in the Hellenistic and Roman Periods. A Regional Study of Inscriptions: towards a Social and Legal Framework. Leiden, Brill 2023
- Frederik Juliaan Vervaet, Reform, Revolution, Reaction. A Short History of Rome from the Origins of the Social War to the Dictatorship of Sulla. Zaragoza, Universidad de Zaragoza 2023
- Thomas Blank, Religiöse Geheimniskommunikation in der Mittleren und Späten Römischen Republik. Separatheit, gesellschaftliche Öffentlichkeit und zivisches Ordnungshandeln. Stuttgart, Steiner 2024
- Giulia Vettori, Bonae matronae e bona matronarum: donne e capacità patrimoniale tra Repubblica e Principato. Bari, Edipuglia 2022
- Jan-Markus Kötter, Hannibal. Roms größter Feind. München, C. H. Beck 2024
- Peter Scholz, Lucullus. Herrschen und Genießen in der späten römischen Republik. Stuttgart, Klett-Cotta 2024
- James B. Rives, Animal Sacrifice in the Roman Empire (31 BCE – 395 CE). Power, Communication, and Cultural Transformation. Oxford, Oxford University Press 2024
- R. R. R. Smith / Christian Niederhuber, Commodus. The Public Image of a Roman Emperor. Wiesbaden, Reichert Verlag 2023
- Averil Cameron, Transitions. A Historians Memoir. Turnhout , Brepols 2024
- Stefan Esders / Massimiliano Bassetti / Wolfgang Haubrichs (Hrsg.), Verwaltete Treue. Ein Verzeichnis vereidigter Personen aus dem Norden des „regnum Italiae“ zur Zeit Ludwigs II. Berlin/Boston, De Gruyter 2024
- Matthew Gabriele, Between Prophecy and Apocalypse. The Burden of Sacred Time and the Making of History in Early Medieval Europe. Oxford, Oxford University Press 2024
- Janel M. Fontaine, Slave Trading in the Early Middle Ages. Long-Distance Connections in Northern and East Central Europe. Manchester, Manchester University Press 2025
- David Bates / Julie Barrau (Eds.), Lives, Identities and Histories in the Central Middle Ages. Cambridge, Cambridge University Press 2021
- Christoph Waldecker (Bearb.), Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz. Das Erzbistum Mainz 3: Die Mainzer Erzbischöfe von 1089 bis 1200. Herausgegeben von Jasmin Hoven, Bärbel Kröger, Nathalie Kruppa und Christian Popp. (Germania Sacra. Die Kirche des Alten Reiches und ihre Institutionen. Dritte Folge, Bd. 23.) Berlin/Boston, De Gruyter 2024
- Sini Kangas, War and Violence in the Western Sources for the First Crusade. (History of Warfare, Vol. 143.) Leiden, Brill 2024
- Knut Görich (Hrsg.), Cappenberg. Der Kopf, das Kloster und seine Stifter. Unter Mitarbeit von Michael Kister und Maria Luisa Cremer. Regensburg, Schnell & Steiner 2021
- Joachim Smet, Die Karmeliten. Geschichte des Karmelitenordens. Bd. 1: Von ca. 1200 bis zum Konzil von Trient. Hrsg. von Edeltraud Klueting. (Schriften des Forschungsinstituts der Deutschen Provinz der Karmeliten, Bd. 5,1.) Münster, Aschendorff 2023
- Sabrina Späth (Bearb.), Die Nürnberger Briefbücher I. 1404–1408. (Quellen und Forschungen zur Geschichte der Stadt Nürnberg, Bd. 44.) Nürnberg, Stadtarchiv 2024Anna Bub / Julian Krenz / Martin Mayr u. a. (Bearb.), Die Nürnberger Briefbücher II. 1408/1409. (Quellen und Forschungen zur Geschichte der Stadt Nürnberg, Bd. 45.) Nürnberg, Stadtarchiv 2024; Simon Bürcky / Julian Krenz / Martin Mayr u. a. (Bearb.), Die Nürnberger Briefbücher III. 1409–1412. (Quellen und Forschungen zur Geschichte der Stadt Nürnberg, Bd. 46.) Nürnberg, Stadtarchiv 2024
- Thomas Steinfeld, Goethe. Porträt eines Lebens, Bild einer Zeit. Reinbek, Rowohlt 2024
- Britt Schlünz, Pastoral und Politik. Katholische Frömmigkeit im Spanien des 19. Jahrhunderts. (Schriftenreihe „Religion und Moderne“, Bd. 29.) Frankfurt am Main, Campus 2024
- Konstantina Zanou, Transnational Patriotism in the Mediterranean, 1800–1850. Stammering the Nation. Oxford, Oxford University Press 2023
- Elias Buchetmann, Hegel and the Representative Constitution. Cambridge, Cambridge University Press 2023
- Jonas Schuster, Karl Theodor von Heigel (1842–1915). Geschichtswissenschaft in Bayern zwischen Politik und Öffentlichkeit. (Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der wissenschaften, Bd. 113.) Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht 2024
- Ute Frevert, Verfassungsgefühle. Die Deutschen und ihre Staatsgrundgesetze. Göttingen, Wallstein 2024
- Wilfried Setzler (Hrsg.), Robert Hirsch (1857–1939). Ein jüdischer Schwabe, seine Familie und seine Erinnerungen. Ostfildern, Thorbecke 2023
- Florence Bernault, Colonial Transactions. Imaginaries, Bodies, and Histories in Gabon. (Theory in Forms.) Durham, NC, Duke University Press 2019
- Angela Ilić, Identitäten in regionalen Zentren der Habsburgermonarchie 1867–1918. Die Fallbeispiele Rijeka und Maribor. Wiesbaden, Harrassowitz 2024
- Daniela Simon, Die bedrohte Ordnung der Vielfalt. Kulturelle Hybridität in Istrien, 1870–1914. Bielefeld, Transcript 2024
- Roger Chickering, The German Empire, 1871–1918. Cambridge, Cambridge University Press 2024
- Benjamin Ziemann, Gesellschaft ohne Zentrum. Deutschland in der differenzierten Moderne. Ditzingen, Reclam 2024
- Benoit Vaillot, L’invention d’une frontière. Entre France et Allemagne, 1871–1914. Paris, CNRS Éditions 2023
- Christine Bold, „Vaudeville Indians“ on Global Circuits, 1880s–1930s. (The Henry Roe Cloud Series on American Indians and Modernity.) London, Yale University Press 2022
- Cornelia Jöchner / Christin Nezik / Gáspár Salamon u. a., Museale Architekturdörfer 1880–1930. (Das Eigene in transnationalen Verflechtungen. Visuelle Geschichtskultur Bd. 21.) Dresden, Sandstein 2023
- Sybille Bauer / Juliane Egerer, Vom Schüler einer christlichen Kolonialschule zum Wotansverehrer. Deutsche Kolonialgeschichte im schriftlichen Nachlass von Wilhelm L. G. Elmenhorst. Göttingen, Wallstein 2023
- Laura Carter, Histories of Everyday Life. The Making of Popular Social History in Britain, 1918–1979. Oxford, Oxford University Press 2024
- Peter Martin, „Der Kuss des Judas“. Die Befreiungsbewegung schwarzer Arbeiter und die „Afrikanisierung“ der sowjetischen Außenpolitik (1919–1933). Leipzig, Leipziger Universitätsverlag 2024
- Rainer Nicolaysen / Eckart Krause / Gunnar B. Zimmermann (Hrsg.), 100 Jahre Universität Hamburg. Studien zur Hamburger Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte in vier Bänden. Bd. 2: Geisteswissenschaften, Theologie, Psychologie. Göttingen, Wallstein 2021
- Michael Thöndl, Richard Nikolaus Graf Coudenhove-Kalergi, die „Paneuropa-Union“ und der Faschismus 1923–1944. Leipzig, Leipziger Universitätsverlag 2024
- Alan E. Steinweis, The People’s Dictatorship. A History of Nazi Germany. Cambridge, Cambridge University Press 2023
- Anna Hájková, The Last Ghetto. An Everyday History of Theresienstadt. Oxford, Oxford University Press 2023
- Lukas Willmy, Operation Donnerschlag. Imperiale Aufstandsbekämpfung aus der Luft und das „Morale Bombing” deutscher Städte durch die britische Royal Air Force 1945. Göttingen, Wallstein 2024
- Wolfgang Klietz, Waffenhändler in Uniform. Geheime Im- und Exporte der DDR. Stuttgart, Kohlhammer 2024
- Robert Gildea, Backbone of the Nation. Mining Communities and the Great Strike of 1984–85. London, Yale University Press 2023
- Kerstin Brückweh (Hrsg.), Die Wiederbelebung eines „Nicht-Ereignisses“? Das Grundgesetz und die Verfassungsdebatten von 1989 bis 1994. Eine Veröffentlichung aus dem Arbeitskreis für Rechtswissenschaft und Zeitgeschichte an der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz. Tübingen, Mohr Siebeck 2024
- Eingegangene Bücher
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