Horst-Dieter Beyerstedt, 1000 Jahre Mögeldorf. (Quellen und Forschungen zur Geschichte und Kultur der Stadt Nürnberg, Bd. 49.) Nürnberg, Stadtarchiv 2024

Maren-Sophie Fünderich

doi:10.1515/hzhz-2025-1233

Enjoy 40% off

academic books on De Gruyter Brill *

Article Open Access

Horst-Dieter Beyerstedt, 1000 Jahre Mögeldorf. (Quellen und Forschungen zur Geschichte und Kultur der Stadt Nürnberg, Bd. 49.) Nürnberg, Stadtarchiv 2024

Maren-Sophie Fünderich

Published/Copyright: October 1, 2025

Published by

Become an author with De Gruyter Brill

Author Information Explore this Subject

From the journal Historische Zeitschrift Volume 321 Issue 2

Rezensierte Publikation:

Horst-Dieter Beyerstedt, 1000 Jahre Mögeldorf. Quellen und Forschungen zur Geschichte und Kultur der Stadt Nürnberg, Bd. 49. 2024 Stadtarchiv Nürnberg Nürnberg, 978-3-925002-49-6, € 36,–

Das 1000-jährige Bestehen von Mögeldorf, einem Stadtteil von Nürnberg, gab den Anstoß zu dem vorliegenden Buch von Horst-Dieter Beyerstedt. Der Historiker und Archivar setzte sich in seinem Ruhestand das Ziel, zum diesjährigen Jubiläum den Forschungsstand zusammenzufassen, alle verfügbaren Quellen in kommunalen, staatlichen und kirchlichen Archiven in Bayern zu sichten und eine wissenschaftlich fundierte, auch für Laien verständliche Geschichte Mögeldorfs zu schreiben. Das Projekt und seine Finanzierung wurden von dem Bürger- und Geschichtsverein Mögeldorf vorangetrieben, der den Band zusammen mit dem Stadtarchiv Nürnberg auch herausgegeben hat.

Der Verfasser möchte in bewusster Abgrenzung von den älteren Abhandlungen und Bildbänden über Mögeldorf „die historische Entwicklung und die übergreifenden Zusammenhänge“ in den Mittelpunkt rücken und „neue, bislang wenig beachtete Themenbereiche […] wie den Einfluss klimatischer Veränderungen, des sozialen und wirtschaftlichen Wandels vor dem Beginn der Industrialisierung und innere Konflikte der Dorfgesellschaft“ (S. 3) in den Blick nehmen. Es ist eine beachtliche Leistung, dass tausend Jahre Geschichte nicht von einer Gruppe ausgewählter Autorinnen und Autoren bearbeitet wurden, sondern ein einzelner Verfasser sich dieser Aufgabe angenommen hat und nach sechs Jahren Recherche einen faktenreichen und mit vielen Abbildungen versehenen Band vorlegt.

Die konventionell gehaltene Darstellung beginnt in vorgeschichtlicher Zeit vor etwa 220 Millionen Jahren und spannt den Bogen vom Mittelalter mit der Ersterwähnung von „Megelendorf“ (S. 34) in der Datumszeile einer Urkunde König Konrads II. über die Neuzeit und das lange 19. Jahrhundert mit Industrialisierung und Verstädterung schließlich bis in die Gegenwart. Dabei lässt Beyerstedt Leserinnen und Leser an seiner Recherche teilhaben und diskutiert anhand der Sekundärliteratur immer wieder die Aussagekraft einzelner Quellen: Hat der königliche Hof auf dem Weg von Regensburg nach Bamberg im Mai 925 tatsächlich in Mögeldorf übernachtet oder lediglich Rast gemacht? (S. 35 f.)

Der Band gliedert sich in acht unterschiedlich lange Kapitel, die in weitere Unterkapitel und zusätzliche Abschnitte unterteilt sind. Auf die Einleitung folgt das zweite Kapitel über den Raum Mögeldorf in der Vor- und Frühgeschichte. Die weiteren Kapitel befassen sich mit dem Dorf als „Streitobjekt lokaler Gewalten“ bis zum Ende des Mittelalters und mit der „Zeit der Umbrüche“ in Reformation und Dreißigjährigem Krieg, schließlich mit Mögeldorf im späten 17. und 18. Jahrhundert. Das sechste Kapitel untersucht „Das preußische Jahrzehnt 1796–1806“. Es folgen die beiden längsten Kapitel über die „moderne Gemeinde im Königreich Bayern“ bis zu ihrer Eingemeindung 1899 und über „Mögeldorf als Vorort Nürnbergs“ mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts, den beiden Weltkriegen und dem Nationalsozialismus hin zu Wiederaufbau und späterem Strukturwandel in den 1970er Jahren bis in die jüngste Vergangenheit mit Globalisierung, Flüchtlingskrise und Corona-Pandemie. Zeittafel, Quellen- und Literaturverzeichnis sowie Orts- und Personenregister beschließen den Band.

Es sind jene für die Mögeldorfer Ortsgeschichte „neuen“ Themenbereiche, die die Lektüre lohnenswert machen: Da sind die klimatischen Veränderungen, etwa im 17. Jahrhundert mit der „Kleinen Eiszeit“, als Landwirtschaft und Viehwirtschaft aufeinander abgestimmt werden mussten, oder in den 1830er Jahren mit der Waldvernichtung durch Raupenfraß, die sich im Jahr 1930 bei einer Hitzewelle wiederholen sollte. Der soziale und der ökonomische Wandel wird deutlich, als etwa im 19. Jahrhundert mit Industrieansiedlung, Umweltverschmutzung und Arbeitskämpfen aus dem ländlichen Dorf eine Nürnberger Vorstadt wurde, noch bevor Mögeldorf offiziell eingemeindet war. Schließlich sind es die sozialen Konflikte, die über die Jahrhunderte hinweg aus unterschiedlichen Anlässen aufbrachen und hier nachgezeichnet werden. Horst-Dieter Beyerstedts Ortsgeschichte weist über Mögeldorf hinaus – sie ist ein Spiegel der allgemeinen Geschichte. In der dicht geschriebenen, bebilderten und gut lesbaren Gesamtdarstellung werden die Mögeldorfer sicher viel Neues finden, und das Fachpublikum bekommt eine ebenso anregende wie faktenreiche Fallstudie in die Hand.

Online erschienen: 2025-10-01

This work is licensed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivatives 4.0 International License.

Articles in the same Issue

https://doi.org/10.1515/hzhz-2025-1233

Creative Commons

BY 4.0