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Giulia Vettori, Bonae matronae e bona matronarum: donne e capacità patrimoniale tra Repubblica e Principato. Bari, Edipuglia 2022

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Published/Copyright: October 1, 2025
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Rezensierte Publikation:

Giulia Vettori, Bonae matronae e bona matronarum: donne e capacità patrimoniale tra Repubblica e Principato. 2022 Casa Editrice Edipuglia Bari, 9791259950161, € 55,–


Giulia Vettori setzt sich in ihrem Buch mit Frauen der Späten Republik und der Frühen Kaiserzeit sowie ihren Möglichkeiten auseinander, Vermögen zu erlangen und zu verwalten. Nach einer Einleitung (S. 11–16) beginnt die Autorin ihre Untersuchung im ersten Kapitel „La matrona e l’economia domestica. Oltre il modello“ (S. 17–100) mit den Handlungsräumen von Frauen und den ihnen zugeschriebenen Tugenden, lässt jedoch meines Erachtens den male gaze des Quellenmaterials und die androzentrische Ideenwelt unberücksichtigt, was auch Teilen der Forschungsliteratur attestiert werden muss, die Giulia Vettori nutzt. Im zweiten Kapitel „La dote“ (S. 101–154) wendet sie sich der Bedeutung von Mitgiften im Hinblick auf das Familienvermögen und seiner Verwaltung zu. In „La successione ereditaria“ (S. 155–226), dem dritten Kapitel der Studie, beschäftigt sich die Autorin mit der Rolle von Frauen im römischen Erbrecht, wobei sie zunächst die rechtlichen Grundlagen und die aus ihnen ersichtlich werdenden Beschränkungen der weiblichen Handlungsmacht im komplexen Spannungsfeld von officium pietatis (Pflicht zur Loyalität) aufzeigt. Im vierten Kapitel „I negotia“ (S. 229–278) geht es um die Investitionen der matronae, wobei Vettori herausarbeiten kann, dass die constitutio dotis nicht ausschließlich ein officium des pater familias war. In ihrem Schlusskapitel (S. 279–283) resümiert Giulia Vettori hinsichtlich der zentralen Unterscheidung ihrer Studie zwischen der rechtlichen Fähigkeit von Frauen, Vermögen zu besitzen, und der tatsächlichen Kontrolle über dieses Vermögen.

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass es Giulia Vettori gelingt aufzuzeigen, wie Frauen trotz rechtlicher Beschränkungen oft Wege fanden, ihr Vermögen effektiv zu verwalten und wirtschaftlich aktiv zu sein. Sie belegt anhand zahlreicher Beispiele aus epigraphischen und literarischen Quellen, dass Frauen keineswegs nur passive Nutznießerinnen männlicher Vermögensverwaltung waren, sondern dass sie als Kreditgeberinnen und -nehmerinnen, Immobilienbesitzerinnen, Besitzerinnen von Sklaven und Sklavinnen sowie als Geschäftsfrauen auftraten. Die Autorin differenziert dabei deutlich zwischen der formalen rechtlichen Fähigkeit und der tatsächlichen Handlungsmöglichkeit, die oft durch soziale Konventionen, familiäre Beziehungen und individuelle Umstände beeinflusst wurde. Die Stärke der Studie liegt in der Quellenanalyse. Giulia Vettori verknüpft gekonnt juristische Quellenpassagen mit den oft lückenhaften, aber aufschlussreichen Informationen der literarischen und epigraphischen Quellen. Diese Herangehensweise ermöglicht eine differenzierte Rekonstruktion der ökonomischen Lebenssituation römischer Frauen, lässt aber auch die tiefe Kenntnis und den profunden Umgang der Autorin mit verschiedenen Quellengattungen erkennen. Giulia Vettori gelingt es hervorragend, die oft widersprüchlichen Informationen zu synthetisieren und ein klares Bild der rechtlichen Situation der Römerinnen zwischen Später Republik und Früher Kaiserzeit zu zeichnen. Denn trotz der guten Quellenlage dieser Zeit wird über Frauen deutlich seltener berichtet, was auch am generischen Maskulinum der juristischen Quellen liegt. Auch durch das Quellenmaterial bedingt, konzentriert sich diese Studie vornehmlich auf das Tun von Frauen der Elite und Subelite. Weniger wohlhabende Römerinnen, Frauen aus unteren Schichten, vom Land oder den Provinzen bleiben außen vor. Weniger gelungen ist zum einen der sehr kurze Schluss sowie das Register; während an dem detaillierten Quellenregister nichts zu beanstanden ist, fehlen jedoch Personen- und Sachregister. Neben diesen formalen Kritikpunkten muss zum anderen angemerkt werden, dass es Giulia Vettori versäumt, androzentrische Machtstrukturen klar als das zu benennen, was sie sind, und das, obwohl sie stereotype Vorstellungen von Weiblichkeit hinsichtlich der ausschließlich passiven römischen Frau widerlegt. Dass aber die gezeigte weibliche Anpassung und ihre wirtschaftliche Einflussnahme nur in geduldeten, eng umhegten Feldern möglich war, bleibt unbenannt.

Online erschienen: 2025-10-01

© 2025 bei den Autorinnen und Autoren, publiziert von Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

This work is licensed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivatives 4.0 International License.

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  11. Jörg Baberowski, Der sterbliche Gott. Macht und Herrschaft im Zarenreich. München, C. H. Beck 2024
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  18. Robert Holschuh Simmons, Demagogues, Power, and Friendship in Classical Athens. Leaders as Friends in Aristophanes, Euripides, and Xenophon. New York, Bloomsbury Academic 2023
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  21. Giovanni Parmeggiani, Ephorus of Cyme and Greek Historiography. Cambridge, Cambridge University Press 2023
  22. Julian Gieseke, Vom äußersten Westen der Welt. Die Griechische Ethnographie und die Völker Iberiens und der Keltiké im Schatten der römischen Expansion (2. Jahrhundert v. Chr. – 1. Jahrhundert n. Chr.). Stuttgart, Steiner 2023
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  24. Selen Kılıç Aslan, Lycian Families in the Hellenistic and Roman Periods. A Regional Study of Inscriptions: towards a Social and Legal Framework. Leiden, Brill 2023
  25. Frederik Juliaan Vervaet, Reform, Revolution, Reaction. A Short History of Rome from the Origins of the Social War to the Dictatorship of Sulla. Zaragoza, Universidad de Zaragoza 2023
  26. Thomas Blank, Religiöse Geheimniskommunikation in der Mittleren und Späten Römischen Republik. Separatheit, gesellschaftliche Öffentlichkeit und zivisches Ordnungshandeln. Stuttgart, Steiner 2024
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  28. Jan-Markus Kötter, Hannibal. Roms größter Feind. München, C. H. Beck 2024
  29. Peter Scholz, Lucullus. Herrschen und Genießen in der späten römischen Republik. Stuttgart, Klett-Cotta 2024
  30. James B. Rives, Animal Sacrifice in the Roman Empire (31 BCE – 395 CE). Power, Communication, and Cultural Transformation. Oxford, Oxford University Press 2024
  31. R. R. R. Smith / Christian Niederhuber, Commodus. The Public Image of a Roman Emperor. Wiesbaden, Reichert Verlag 2023
  32. Averil Cameron, Transitions. A Historians Memoir. Turnhout , Brepols 2024
  33. Stefan Esders / Massimiliano Bassetti / Wolfgang Haubrichs (Hrsg.), Verwaltete Treue. Ein Verzeichnis vereidigter Personen aus dem Norden des „regnum Italiae“ zur Zeit Ludwigs II. Berlin/Boston, De Gruyter 2024
  34. Matthew Gabriele, Between Prophecy and Apocalypse. The Burden of Sacred Time and the Making of History in Early Medieval Europe. Oxford, Oxford University Press 2024
  35. Janel M. Fontaine, Slave Trading in the Early Middle Ages. Long-Distance Connections in Northern and East Central Europe. Manchester, Manchester University Press 2025
  36. David Bates / Julie Barrau (Eds.), Lives, Identities and Histories in the Central Middle Ages. Cambridge, Cambridge University Press 2021
  37. Christoph Waldecker (Bearb.), Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz. Das Erzbistum Mainz 3: Die Mainzer Erzbischöfe von 1089 bis 1200. Herausgegeben von Jasmin Hoven, Bärbel Kröger, Nathalie Kruppa und Christian Popp. (Germania Sacra. Die Kirche des Alten Reiches und ihre Institutionen. Dritte Folge, Bd. 23.) Berlin/Boston, De Gruyter 2024
  38. Sini Kangas, War and Violence in the Western Sources for the First Crusade. (History of Warfare, Vol. 143.) Leiden, Brill 2024
  39. Knut Görich (Hrsg.), Cappenberg. Der Kopf, das Kloster und seine Stifter. Unter Mitarbeit von Michael Kister und Maria Luisa Cremer. Regensburg, Schnell & Steiner 2021
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  42. Thomas Steinfeld, Goethe. Porträt eines Lebens, Bild einer Zeit. Reinbek, Rowohlt 2024
  43. Britt Schlünz, Pastoral und Politik. Katholische Frömmigkeit im Spanien des 19. Jahrhunderts. (Schriftenreihe „Religion und Moderne“, Bd. 29.) Frankfurt am Main, Campus 2024
  44. Konstantina Zanou, Transnational Patriotism in the Mediterranean, 1800–1850. Stammering the Nation. Oxford, Oxford University Press 2023
  45. Elias Buchetmann, Hegel and the Representative Constitution. Cambridge, Cambridge University Press 2023
  46. Jonas Schuster, Karl Theodor von Heigel (1842–1915). Geschichtswissenschaft in Bayern zwischen Politik und Öffentlichkeit. (Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der wissenschaften, Bd. 113.) Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht 2024
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  48. Wilfried Setzler (Hrsg.), Robert Hirsch (1857–1939). Ein jüdischer Schwabe, seine Familie und seine Erinnerungen. Ostfildern, Thorbecke 2023
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  52. Roger Chickering, The German Empire, 1871–1918. Cambridge, Cambridge University Press 2024
  53. Benjamin Ziemann, Gesellschaft ohne Zentrum. Deutschland in der differenzierten Moderne. Ditzingen, Reclam 2024
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  55. Christine Bold, „Vaudeville Indians“ on Global Circuits, 1880s–1930s. (The Henry Roe Cloud Series on American Indians and Modernity.) London, Yale University Press 2022
  56. Cornelia Jöchner / Christin Nezik / Gáspár Salamon u. a., Museale Architekturdörfer 1880–1930. (Das Eigene in transnationalen Verflechtungen. Visuelle Geschichtskultur Bd. 21.) Dresden, Sandstein 2023
  57. Sybille Bauer / Juliane Egerer, Vom Schüler einer christlichen Kolonialschule zum Wotansverehrer. Deutsche Kolonialgeschichte im schriftlichen Nachlass von Wilhelm L. G. Elmenhorst. Göttingen, Wallstein 2023
  58. Laura Carter, Histories of Everyday Life. The Making of Popular Social History in Britain, 1918–1979. Oxford, Oxford University Press 2024
  59. Peter Martin, „Der Kuss des Judas“. Die Befreiungsbewegung schwarzer Arbeiter und die „Afrikanisierung“ der sowjetischen Außenpolitik (1919–1933). Leipzig, Leipziger Universitätsverlag 2024
  60. Rainer Nicolaysen / Eckart Krause / Gunnar B. Zimmermann (Hrsg.), 100 Jahre Universität Hamburg. Studien zur Hamburger Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte in vier Bänden. Bd. 2: Geisteswissenschaften, Theologie, Psychologie. Göttingen, Wallstein 2021
  61. Michael Thöndl, Richard Nikolaus Graf Coudenhove-Kalergi, die „Paneuropa-Union“ und der Faschismus 1923–1944. Leipzig, Leipziger Universitätsverlag 2024
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  65. Wolfgang Klietz, Waffenhändler in Uniform. Geheime Im- und Exporte der DDR. Stuttgart, Kohlhammer 2024
  66. Robert Gildea, Backbone of the Nation. Mining Communities and the Great Strike of 1984–85. London, Yale University Press 2023
  67. Kerstin Brückweh (Hrsg.), Die Wiederbelebung eines „Nicht-Ereignisses“? Das Grundgesetz und die Verfassungsdebatten von 1989 bis 1994. Eine Veröffentlichung aus dem Arbeitskreis für Rechtswissenschaft und Zeitgeschichte an der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz. Tübingen, Mohr Siebeck 2024
  68. Eingegangene Bücher
  69. Eingegangene Bücher
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