Jan-Markus Kötter, Hannibal. Roms größter Feind. München, C. H. Beck 2024

Frank Goldmann

doi:10.1515/hzhz-2025-1251

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Jan-Markus Kötter, Hannibal. Roms größter Feind. München, C. H. Beck 2024

Frank Goldmann

Published/Copyright: October 1, 2025

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From the journal Historische Zeitschrift Volume 321 Issue 2

Rezensierte Publikation:

Jan-Markus Kötter, Hannibal. Roms größter Feind. 2024 C. H. Beck München, 978-3-406-82262-9, € 12,–

In der Reihe Wissen des Verlags C. H. Beck, die 2025 ihr 30-jähriges Jubiläum feiert, werden erfolgreiche Bände nicht mehr nur nachgedruckt oder überarbeitet neu aufgelegt, sondern nunmehr auch jüngeren Autorinnen oder Autoren anvertraut, die einen neuen Blick auf die schon einmal behandelten Themen werfen. 1998 ist in dieser Reihe eine Biographie Hannibals erschienen, die nun von der des Düsseldorfer Althistorikers Jan-Markus Kötter abgelöst wird. Auch Kötter beschäftigt sich mit den bekannten Problemen der Hannibal-Forschung wie der Schuldfrage im Zweiten karthagisch-römischen Krieg oder dem ausgebliebenen Angriff auf die Stadt Rom, er spart die klassische Quellenkritik nicht aus und geht in neun Kapiteln, die von einem Pro- und einem Epilog gerahmt werden, chronologisch vor. Das wirkt zunächst traditionell, doch informiert der Autor seine Leserschaft nicht nur auf dem aktuellen Stand der Forschung, sondern wählt einen Ansatz, der die Konstruktion des Hannibal-Bildes durch die antiken Autoren stärker betont als manche seiner Vorgänger. So sei „letztlich niemals ein historischer Hannibal greifbar, sondern immer nur ein historiographischer“ (S. 9). Der Autor erhebt daher nicht den Anspruch, ein in irgendeiner Weise objektives Lebensbild des Karthagers zeichnen zu können, er möchte stattdessen darstellen, „wie die Quellen einen der größten Helden der Antike nicht allein beschreiben und präsentieren, sondern in gewisser Weise überhaupt erst erschaffen“ (S. 16).

Dabei gelingt es Kötter vorzüglich, einem breiten Publikum allen Quellenkonstruktionen zum Trotz die Faszination nahezubringen, die „Roms größter Feind“ bis heute ausübt. Beispielhaft sei auf das dritte Kapitel verwiesen, in der er den berühmten Eid Hannibals behandelt, mit dem sein Vater Hamilkar den Neunjährigen am Altar des Baal habe schwören lassen, den Römern niemals ein Freund zu sein. Die Szene wurde in der Forschung sowohl als authentisch angesehen wie auch als unhistorische, romtreue Erfindung verworfen. Auch wenn Kötter die Historizität des Schwurs fraglich nennt (S. 29) und an anderer Stelle befindet, diese nicht mehr klären zu können (S. 37), ist ihm wichtiger herauszuarbeiten, wie viele Akteure und Gruppen – die Römer oder prorömische Historiker, Hannibal selbst, aber auch karthagische Gegner Hannibals – zu verschiedenen Zeiten eigene Interessen an dieser Überlieferung hatten.

In seinem Epilog betont Jan-Markus Kötter zu Recht noch einmal, dass die Literarisierung von Hannibals Leben unmittelbar nach seinem Tod, wenn nicht schon zu seinen Lebzeiten einsetzte, dass Hannibal „zur Projektionsfläche für den angeblich vorbildlichen Charakter der Römer“ (S. 115) wurde und wie viele „Potentiale [...] durch die Faktizität der verwirklichten Geschichte abgeschnitten worden“ waren (S. 117), bis „sich in seinen Lebensweg daher kaum mehr anders Sinn einweben [ließ] als durch die tragische Geschichte des Scheiterns seiner historischen Mission“ (S. 118).

Online erschienen: 2025-10-01

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