Heinz Erich Stiene (Bearb.), Die Gründungsgeschichte der Abtei Brauweiler. Fundatio monasterii Brunwilarensis. Köln, Böhlau 2024

Dominik Waßenhoven

doi:10.1515/hzhz-2025-1018

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Heinz Erich Stiene (Bearb.), Die Gründungsgeschichte der Abtei Brauweiler. Fundatio monasterii Brunwilarensis. Köln, Böhlau 2024

Dominik Waßenhoven

Veröffentlicht/Copyright: 1. Februar 2025

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Aus der Zeitschrift Historische Zeitschrift Band 320 Heft 1

Rezensierte Publikation:

Heinz Erich Stiene, Die Gründungsgeschichte der Abtei Brauweiler. Fundatio monasterii Brunwilarensis. 2024 Böhlau (Köln) Köln, 978-3-412-52996-3, € 39,–

In der „Fundatio monasterii Brunwilarensis“ berichtet ein Brauweiler Mönch nicht nur von der Gründung seines Klosters, sondern auch von der Familiengeschichte des Stifterpaares Ezzo und Mathilde, insbesondere der ottonischen Kaiser, Mathildes Vorfahren. Aber auch Ezzo und die zahlreichen Kinder des Paares werden ausführlich gewürdigt, so dass man den Text als wichtige Quelle für die Reichsgeschichte und die rheinische Landesgeschichte dess 11. Jahrhunderts bezeichnen kann. Mit der Übersetzung von Heinz Erich Stiene, die anlässlich des 1000. Jahrestags der Gründung erscheint, liegt die „Fundatio“ erstmals in deutscher Sprache vor und kann – so die im Vorwort formulierte Hoffnung – „einem breiteren Publikum von historisch Interessierten, von Studierenden sowie von Schülerinnen und Schülern zugänglich gemacht werden“ (S. 7).

Die Ausgabe bietet neben dem lateinischen Text und der deutschen Übersetzung eine historische Einführung von Karl Ubl, einen ausführlichen Kommentar und eine Einleitung zur „Fundatio“ sowie zu den „Miracula sancti Nicholai Brunwilarensis“, deren Text ebenfalls in einer zweisprachigen Ausgabe enthalten ist. In der historischen Einführung (S. 13–18) gibt Ubl einen kurzen Überblick über die Gründung, bei der er Mathilde als treibende Kraft sieht, sowie über die weitere Entwicklung des Klosters bis zum Streit des Konvents mit Erzbischof Anno von Köln um das Moselgut Klotten, der den Anlass zur Niederschrift gab. Als Darstellungsabsichten sieht Ubl – neben dem Anspruch des Klosters auf Klotten – die Verherrlichung der Ottonen, um durch die Verbindung des Klosters mit der Kaiserdynastie das eigene Prestige zu unterstreichen, sowie die Etablierung eines Kults um Mathilde und Ezzo. Stienes Einführung zum Text beginnt etwas überraschend mit einem Überblick über die literarische Produktion in Brauweiler nach dem Anschluss des Klosters an die Bursfelder Kongregation (1467) sowie im Mittelalter (S. 19–25). Erst im Anschluss kommt der Herausgeber auf die „Fundatio“ selbst zu sprechen und erläutert kenntnisreich Fragen der Verfasserschaft, des Werktitels, des Sprachstils und der Abfassungszeit, bevor er ausführlich auf die Überlieferung eingeht und schließlich eine bisher unbeachtete Handschrift des 16. Jahrhunderts vorstellt. Sie stimmt so sehr mit einer der bekannten Handschriften überein, dass eine neue kritische Edition nicht nötig sei.

Die Abweichungen im lateinischen Text der Ausgabe zur zugrundegelegten Edition von Hermann Pabst (1874) werden in der Einleitung aufgeführt (S. 41–44), nicht aber in der Edition. Es wäre besser gewesen, die wenigen Stellen (insgesamt 24) als Fußnoten einzufügen, zumal die Fußstege der Seiten von Edition und Übersetzung durchgängig sehr großzügig bemessen sind. Gewöhnungsbedürftig ist die durchgängige Nummerierung jeder Zeile in Edition und Übersetzung, wobei sich der praktische Nutzen nicht erschließt, da der nach Kapiteln gegliederte Kommentar keine Verweise auf Seiten- oder Zeilennummern enthält. Im Kommentar dienen lediglich einzelne Stichworte oder der lateinische Wortlaut des Textes als Lemmata, während weder in der Edition noch in der Übersetzung ersichtlich ist, zu welchen Stellen es einen Kommentar gibt. Damit wird es gerade auch dem „breiteren Publikum“ unnötig erschwert, die Stellen ausfindig zu machen, auf die sich die Kommentare beziehen. Inhaltlich umfasst der Kommentar sowohl Erläuterungen zu historischen Personen und Ereignissen, Anmerkungen zu einzelnen Wendungen, Parallelstellen in der Bibel und in anderen Quellen sowie Hinweise auf weiterführende Literatur. Die parallele Benutzung von lateinischem Text und deutscher Übersetzung wird dadurch erleichtert, dass jeder Satz in einer neuen Zeile beginnt. Im lateinischen Text führt das zu Leerzeilen, die gelegentlich auch innerhalb eines Satzes vorkommen, sofern in der deutschen Übersetzung ein neuer Satz anfängt. Es fehlt eine Zusammenfassung des Inhalts oder ein Verzeichnis der einzelnen Kapitel – der Abriss zum historischen Inhalt (S. 28–30) gibt nur einen groben Überblick. Die Übersetzung lehnt sich eng an das Original an, liest sich aber dennoch sehr flüssig. Daher bestehen trotz der genannten Beanstandungen gute Voraussetzungen dafür, dass dieser spannende und anekdotenreiche Text sowohl in der Lehre eingesetzt als auch insgesamt breiter rezipiert werden kann.

Online erschienen: 2025-02-01

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https://doi.org/10.1515/hzhz-2025-1018

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