Anthony A. Barrett / J. C. Yardley, The Emperor Caligula in the Ancient Sources. Oxford, Oxford University Press 2023

Martin Lindner

doi:10.1515/hzhz-2025-1014

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Anthony A. Barrett / J. C. Yardley, The Emperor Caligula in the Ancient Sources. Oxford, Oxford University Press 2023

Martin Lindner

Veröffentlicht/Copyright: 1. Februar 2025

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Aus der Zeitschrift Historische Zeitschrift Band 320 Heft 1

Rezensierte Publikation:

Anthony A. Barrett, The Emperor Caligula in the Ancient Sources. 2023 Oxford University Press Oxford, 9780198854579, € 24,90

Vor gut drei Jahrzehnten begann, gemessen an der Zahl wissenschaftlicher Biographien, eine kurze Hochphase des römischen Kaisers Caligula. Viele Beiträge von A. Ferrill bis S. Wilkinson sind heute kaum noch im Forschungsdiskurs präsent. Andere – etwa die Neuauflage von H. Sachs’ „Bubi Caligula“ nach 59 Jahren – wirkten schon damals wie Versuche, auf einen Trend aufzuspringen. Im deutschen Sprachraum erlangte die 2003 zum Ende dieser Hochphase publizierte Biographie von A. Winterling andauernde Bedeutung. Im englischen Sprachraum gelang dies A. Barrett mit „Caligula. The Corruption of Power“, 1989 erstmals erschienen und 2015 in überarbeiteter Fassung als „The Abuse of Power“ neu aufgelegt. In diesem Sinne ist der vorliegende Quellenband eine Art didaktischer Nachtrag zum letztgenannten Werk, auch wenn seine Urheber durchaus neue Aspekte einbringen wollen.

Der Vorrede zufolge richtet sich das Buch an eine breite Zielgruppe von interessierten Laien bis zum Fachpublikum. Erstere werden Einstiegshilfen wie das umfangreiche Glossar zu schätzen wissen. Gleiches gilt für die niedrigschwellige Einleitung, die einen biographischen Essay mit einer Vorstellung der wichtigsten antiken Autoren sowie des Grundproblems der caligulafeindlichen Überlieferung kombiniert. Der Struktur des Bandes merkt man die Nähe zu seinen oben genannten Vorläufern an, wenn etliche der acht Hauptkapitel analog zu „The Abuse of Power“ aufgebaut oder gar benannt sind.

Diese thematischen Kapitel werden jeweils mit einem kurzen narrativen Überblick eingeleitet. Es folgen kleinteilige Einheiten, die mit ihren sprechenden Überschriften gut als Orientierung für Referate im Proseminarbereich geeignet sein dürften. Auch die Anordnung und Hilfestellungen scheinen auf eine ähnliche Verwendung ausgerichtet zu sein: Zitiert werden vor allem zentrale Texte von Philon, Sueton und Cassius Dio, gerne in kurzen Passagen hintereinander arrangiert und fallweise um einzelne weitere Autoren ergänzt. Die wenigen Münzen und Inschriften werden sehr grundlegend eingeordnet. Die Fußnoten sind meist erzählende Erläuterungen und Kommentare mit ausgewählten Quellenverweisen. Am Ende jedes Kapitels findet sich, ähnlich einem Companion, eine Empfehlung von rund einer Handvoll Titeln als „Further Reading“. Ein Quellenregister gibt es nicht, dafür einen allgemeinen Index, der zielgruppengerecht fast ohne Fachtermini auskommt.

Die numismatischen Quellen bilden insofern eine Ausnahme innerhalb des Bandes, als die Münzlegenden im lateinischen Wortlaut transkribiert und aufgelöst sowie anschließend übersetzt werden. Die große Mehrzahl der antiken Zeugnisse, die eben aus erzählenden Texten besteht, wird dagegen nur in auf Lesbarkeit optimierter englischer Übersetzung abgedruckt. Barrett hat diese Lösung mit einer Verlagsentscheidung begründet, die ihm als akzeptabler Kompromiss angesichts von Kostensteigerungen in der Buchproduktion erscheine (BMCR 2024.10.21 als Reaktion auf P. Garrett in BMCR 2024.09.07).

Wer (Alte) Geschichte auf Englisch lehrt, dürfte den Band von Barrett und Yardley auch so als einsteigerfreundliches und preiswertes Hilfsmittel begrüßen. In der deutschsprachigen Lehre gibt es für fast alle behandelten antiken Autoren gute zweisprachige Ausgaben als Alternative. Wer weitere Inschriften und Münzen sucht, wird – jeweils im Original ohne Übersetzung – in „Documents Illustrating the Principates of Gaius, Claudius and Nero“ von E. Smallwood (ergänzte Neuauflage 1984) fündig. Die Erläuterungen im vorliegenden Band gehen über Smallwood hinaus. Sie sind allerdings im Vergleich mit den quellenkundlichen Passagen von Barretts „The Abuse of Power“ nur punktuell aktualisiert und dafür oft knapper gehalten. Wer genau diese kompakte und niedrigschwellige Lösung sucht, hat mit „The Emperor Caligula in the Ancient Sources“ eine gute Option im didaktischen Werkzeugkasten.

Online erschienen: 2025-02-01

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