Zusammenfassung
Erkundungsreisen durch Offiziere waren gegen Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine beliebte und international übliche Methode, um an militärische Informationen über ausländische Staaten und deren Armeen zu gelangen. Auch der preußisch-deutsche Generalstab machte im Vorfeld des Ersten Weltkrieges ausgiebig von der Möglichkeit Gebrauch, Offiziere mit bestimmten Aufträgen in bisher unbekannte Gebiete zu schicken. Rekognoszierungen dienten unter anderem dazu, fremde Festungen auszuspähen, Terrainstudien zu betreiben, die Dislokation des Gegners festzustellen oder den Zustand von Garnisonen und Truppen zu evaluieren. Gerade mit den verdeckt durchgeführten Reisen ging allerdings ein großes Risiko einher, da die Festsetzung der betreffenden Offiziere rasch außenpolitische Spannungen verursachen konnte, die das deutsche Auswärtige Amt vermieden wissen wollte. Kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges setzte sich die Behörde daher beim Generalstab und beim Kriegsministerium mit ihrem Wunsch durch, die risikoreichen Reisen einzuschränken oder teilweise ganz zu verbieten.
1 Einleitung
Erkundungsreisen durch Offiziere, im militärischen Fachjargon auch Rekognoszierungen genannt, waren gegen Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine beliebte und international übliche Methode, um an militärische Informationen über ausländische Staaten und deren Armeen zu gelangen. Die meisten europäischen Mächte griffen auf reisende Offiziere zurück, wenn es darum ging, die Dislokation ausländischer Heere, die Beschaffenheit von Wegenetzen oder die Passierbarkeit von Flüssen und Sümpfen auszuloten.[1] Auch in der preußischen Armee besaßen Rekognoszierungen eine lange Tradition.[2] Bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts, während der Koalitionskriege gegen Napoleon, stützte sich das preußische Heer auf die Erkenntnisse von Offizierserkundungen.[3] Selbst der »große Schweiger« Helmuth von Moltke, der 1857/58 das Amt des Generalstabschefs übernahm, führte im Laufe seiner Offizierslaufbahn Erkundungsreisen durch.[4] Bis zur Jahrhundertmitte beschränkten sich diese jedoch zumeist auf Terrainerkundungen innerhalb des Deutschen Bundes.[5] Erst mit dem gesteigerten Bedarf an militärischen Informationen, der vor allem durch den rasanten technischen Fortschritt, den Ausbau der Eisenbahn und die Weiterentwicklung der Waffentechnik bedingt wurde, nahmen im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts Häufigkeit, Aufgaben und Reichweite der Offiziersreisen zu. Die Professionalisierung der Armeekommandostrukturen durch die Einführung und den Ausbau von Generalstäben sowie die Institutionalisierung der Informationsbeschaffung und -auswertung ermöglichten eine geregeltere und detailliertere Sammlung militärischer Nachrichten und begünstigten damit auch Rekognoszierungen. Deren Resultate konnten nun erstmals umfassend analysiert und angewendet werden.
Im preußisch-deutschen Heer zeichnete der Große Generalstab mit seinem Sitz in Berlin für die Auswertung militärischer Informationen verantwortlich.[6] Bis 1900 waren innerhalb der Behörde zunächst zwei, anschließend drei und seit 1910 sogar vier Abteilungen, die sogenannten Länderabteilungen, mit der Sammlung »möglichst genauer Notizen über die Kriegsanstalten fremder Staaten, sowohl über ihre Armeen, deren Stärke, Organisation, Reglements, Bewaffnung, Dislokation und Kriegsbereitschaft, als die Natur und Beschaffenheit der fremden Kriegstheater und deren Verstärkungsmittel«, mit der »Uebersicht der Land- und Wasser-Communicationen fremder Länder« sowie der Aufzeichnung der »Militair-Geographie« befasst.[7] Auf der Grundlage dieser Aufgabenzuschreibung war die 1. Abteilung des Generalstabes für die Beobachtung der Armee des Zarenreichs, der Nordischen Staaten, Ostasiens, Persiens und des Osmanischen Reiches zuständig, während die 3. Abteilung das Heerwesen Frankreichs und Großbritanniens umfasste. Die 9. Abteilung bearbeitete die Armeen der Benelux-Staaten, Spaniens, Portugals, der Schweiz und der amerikanischen Staaten. Die 10. Abteilung widmete sich dem Heerwesen Österreich-Ungarns und der Balkanstaaten.[8] Die militärischen Informationen, die Offiziere in Erfahrung bringen konnten, wurden auf diese Weise je nach Ziel der Reisen in verschiedenen Abteilungen des Generalstabes ausgewertet und analysiert.
Die während der Reisen gemachten Beobachtungen wiesen einen hohen Wert für die Länderabteilungen des Generalstabes auf, weil sie – anders als Beobachtungen durch vor Ort ansässige Spione, Handelsreisende oder Diplomaten – durch Offiziere und damit durch Militärexperten gemacht wurden. Die oft für Erkundungsaufträge im Ausland eingesetzten Generalstabsoffiziere kannten die Forderungen der einzelnen Länderabteilungen genau und konnten daher das Gesehene sehr gut bewerten und in den Gesamtzusammenhang einordnen.[9] Häufig waren die reisenden Offiziere selbst Mitglieder einer Generalstabsabteilung, die sich mit Feindaufklärung befasste, sodass sie am besten wussten, welche Informationen die betreffende Abteilung benötigte.[10]
Trotz ihrer militärischen Bedeutung waren Rekognoszierungen jedoch keineswegs unumstritten. Besonders in den letzten Jahren der Kanzlerschaft Otto von Bismarcks bemühte sich die deutsche Reichsleitung um eine Eindämmung der Offiziersreisen, da sie im Falle von Verhaftungen der betreffenden Militärs politische Spannungen fürchtete. Bismarck setzte sich letztlich erfolgreich bei Kaiser Wilhelm I. für ein Verbot der Rekognoszierungen ein.[11] Nach dem Rücktritt des »Eisernen Kanzlers« wurden die Restriktionen jedoch kaum noch beachtet. Vielmehr erhielt das Erkundungsmittel der Offiziersreisen unter der Ägide von Alfred von Schlieffen, der von 1891 bis 1905 an der Spitze des preußischen Generalstabes stand, einen nachhaltigen Bedeutungsschub. Der neue Chef förderte persönlich Erkundungsmissionen von deutschen Offizieren und regte mehrfach Reisen einiger ihm nahestehender Offiziere ins Ausland an. Auch der neue Kaiser Wilhelm II. versprach sich von derartigen Unternehmungen Vorteile für das Deutsche Reich. Der Monarch hoffte, dass im Falle eines deutsch-russischen Krieges deutsche Offiziere einen polnischen Aufstand gegen die Herrschaft des Zaren anzetteln könnten,[12] und legte dem Generalstab bei der Wiederbelebung der Rekognoszierungen daher keine Steine in den Weg.
Die zunehmenden Spannungen zwischen den europäischen Großmächten im Vorfeld des Ersten Weltkrieges ließen die mithilfe von Rekognoszierungen gewonnenen militärischen Informationen erst recht unverzichtbar werden. Wie sein Vorgänger setzte auch Helmuth von Moltke der Jüngere, der seit 1906 als Chef des Generalstabes amtierte, auf einen Ausbau der geheimdienstlichen Strukturen und der Feindaufklärung innerhalb der Behörde. Das Mittel der Offiziersreisen erfreute sich daher in den letzten Jahren vor Beginn des Krieges einer ungebrochenen Beliebtheit. Allerdings waren der Spionagetätigkeit auch in wilhelminischer Zeit Grenzen gesetzt.[13]
Generell sollten alle deutschen Offiziere bei einem Aufenthalt im Ausland ihre Augen offen halten und möglichst unauffällig alles zur Kenntnis nehmen, was für den Generalstab relevant sein konnte.[14] Vor allem Offiziere mit ausländischer Herkunft und einem großen Verwandten- und Bekanntenkreis außerhalb des Deutschen Reichs machten von ihren Kontakten reichlich Gebrauch.[15] Offiziere, die bereits im Ausland gewesen waren, schrieben ihre Beobachtungen in Berichten nieder, die nicht nur alles Wissenswerte über militärische Begebenheiten, sondern teilweise auch Studien zu Land und Leuten beinhalteten. Zudem versorgten sie den Generalstab mit Material, wie künftige Reisen im jeweiligen Raum noch besser und einfacher durchgeführt werden konnten.[16]
Die teilweise abenteuerlich anmutenden Unternehmungen der deutschen Offiziere waren trotz aller Vorsicht und Geheimhaltung nicht ungefährlich. Wurde »man dabei erwischt, so war Sibirien sicher«, erinnerte sich Karl von Einem, der als Generalstabsoffizier eine Reise nach Russisch-Polen unternommen hatte.[17] Bereits kleine Verdachtsmomente konnten genügen, um den betreffenden Offizier zu verhaften und vor Gericht zu stellen.[18] Nach den Bestimmungen des russischen Strafgesetzbuches führte bereits das Führen eines falschen Namens durch einen ausländischen Offizier zu »Verlust der Standesrechte und Verschickung in entfernte Gouvernements«, wie der deutsche Generalkonsul in Warschau, Walter von Wangenheim, die russischen Straflager vornehm umschrieb.[19] Für die meisten deutschen Offiziere, die während ihrer Mission ertappt worden waren, gingen die Verhaftungen jedoch relativ glimpflich aus – vor allem Dank energischer Fürsprache durch das Auswärtige Amt.
Ungeachtet gewisser Risiken maß man den Missionen von höchster Generalstabsstelle eine derart hohe Bedeutung zu, dass man nicht auf die Offiziersrekognoszierungen verzichten wollte. Die Reisen wurden daher zumeist direkt vom Generalstab angeregt und mit einem bestimmten Auftrag versehen. Diese Praxis ging sogar so weit, dass die Berliner Militärbehörde Offiziere mit finanziellen Anreizen zum Urlaub in Gebieten bewegte, die erkundet werden sollten.[20] Obwohl die Offiziere auf diese Weise einer Spionagetätigkeit nachgingen, galt ihre Art der Informationsbeschaffung, anders als diejenige herkömmlicher Spione, nicht als unehrenhaft, weshalb sich stets genug Kandidaten für Aufträge im Ausland rekrutieren ließen.[21] Allerdings war auch eine Ablehnung solcher Spionagemissionen möglich, ohne ein berufliches Fortkommen zu gefährden.[22]
Die folgenden Ausführungen schildern den Ablauf von Offiziersreisen und zeigen dabei den Sinn und Zweck des Erkundungsmittels auf. Mehrere Fragen stehen dabei im Mittelpunkt: Unter welchen Gesichtspunkten wurden Rekognoszierungen durchgeführt? Welche Länder standen im Fokus deutscher Offiziere? Welche Vor- und Nachteile hatten Offiziersrekognoszierungen im Vergleich zu anderen Aufklärungsmitteln? Wie beurteilte die zivile Reichsleitung die Reisen? Und schließlich: Wie groß war ihr Wert für die deutsche Feindaufklärung vor dem Ersten Weltkrieg?
2 Sinn, Zweck und Ziele der Rekognoszierungen
Grundsätzlich unterschieden sowohl die militärischen als auch die zivilen Behörden vor dem Ersten Weltkrieg mehrere Kategorien von Offizierserkundungen. So differenzierte vor allem das Auswärtige Amt zwischen offiziellen Dienstreisen (kürzere Entsendungen und längere Kommandierungen) und Beurlaubungen von deutschen Offizieren, zu denen die Berliner Militärbehörde keine Erlaubnis durch das Auswärtige Amt benötigte.[23] Der Generalstab entsandte aber auch zahlreiche Offiziere zu speziellen Rekognoszierungen, die sich weder unter Urlaubs- noch unter Dienstreisen, sondern vielmehr unter Spionagemissionen fassen ließen, die im Geheimen abliefen und über die das Auswärtige Amt nicht informiert wurde. Bei der Zielsetzung und Durchführung einer solchen Reise unterblieb in den allermeisten Fällen eine Zusammenarbeit zwischen den militärischen und den zivilen Spitzen. Somit blieben die Missionen der Offiziere eine rein militärische Domäne, auf die das Auswärtige Amt oder der Reichskanzler keinen Einfluss hatten.
Obwohl sich die klassischen Spionagereisen zumeist als ergiebigste Variante erwiesen, konnten auch während offizieller Reisen, die nicht zwangsläufig durch den Generalstab angeregt worden waren, nützliche militärische Informationen gesammelt werden. Alle Offiziere waren dazu angehalten, über jeden Auslandsaufenthalt einen ausführlichen Bericht anzufertigen, was nicht immer auf Zustimmung der zivilen Reichsbehörden stieß. So wies der im Auswärtigen Amt für Spionagesachen zuständige Legationsrat Botho von Wedel das preußische Kriegsministerium darauf hin,
»dass die für Offiziere bestehende dienstliche Aufforderung, wonach sie über ihre Beobachtungen bei Auslandsreisen Berichte zu erstatten haben [...], die Offiziere bei den bestehenden Spionagegesetzen grossen Gefahren aussetzen, gegen die wir sie nicht schützen könnten, und zugleich die auswärtige Politik erschwere«.[24]
Wie der Offizier und spätere Friedensaktivist Paul von Schoenaich berichtet, waren sich aber auch die ausländischen Militärbehörden über derartige Erkundungspraktiken durchaus im Klaren. Im Falle Schoenaichs versuchte der gastgebende General auf einer Jubiläumsfeier eines russischen Regiments den deutschen Offizier betrunken zu machen und ihn so von interessanten Vorgängen abzulenken.[25] Gerade im Zarenreich war die Vorstellung weit verbreitet, »daß ein Offizier nur zu Spionagezwecken ins Ausland reise«,[26] wie der spätere Chef des deutschen militärischen Geheimdienstes, Walter Nicolai, in seinen Erinnerungen schrieb.
a) Rekognoszierung des Terrains und von ausländischen Festungen
Ungeachtet des Bedeutungswachstums der Offiziersreisen waren ihre ursprünglichen Ziele, die Terrainerkundungen, auch nach der Jahrhundertwende nicht obsolet geworden. Gerade die deutsche Militärplanung war auf detaillierte Angaben des gegnerischen Geländes angewiesen. Mit der Fertigstellung des sogenannten »Schlieffenplans«[27], der auf jahrelanger und akribischer Detailarbeit basierte und minutiös geplant war, nahm der Bedarf an Nachrichten über das für den Vormarsch der deutschen Armeen vorgesehene Gebiet (die Benelux-Staaten und Nordfrankreich) schlagartig zu. Die für die Aufmarsch- und Kriegsplanung zuständige 2. Abteilung des Generalstabes stattete die für die Rekognoszierungen vorgesehenen Militärs mit gezielten Erkundungsaufträgen innerhalb der westlichen Grenzräume aus, welche die für die Kriegsplanung notwendigen Informationen erbringen sollten.[28] Ausführliche Instruktionen oder Fragebögen ergänzten die mündlichen Aufträge.[29] Allerdings lassen die großen Quellenlücken, die durch den Brand des Potsdamer Heeresarchivs im April 1945 verursacht wurden, gerade im Bereich der Auftragserteilungen keine weiterreichenden Schlüsse zu.
Angesichts der gezielten Rekognoszierung des deutsch-französischen bzw. deutsch-belgischen Grenzraumes tauchten in der französischen Presse immer wieder Beschwerden auf, der Osten Frankreichs werde regelrecht von deutschen Offizieren überflutet.[30] Ähnlich ließ sich die Stimmung in Russland fassen. So berichtete Bogdan von Hutten-Czapski, der im Auftrag Schlieffens im Jahr 1892 Russisch-Polen erkundet hatte:
»Die Spionenseherei hat beinah dieselben Grenzen wie in Frankreich erreicht. Ueberall hört man von deutschen und namentlich von österreichischen Offizieren, welche in den verschiedensten Verkleidungen Pläne von Festungen aufnehmen sollen.«[31]
Terrainerkundungen erstreckten sich aber nicht nur auf Mitteleuropa, sondern wurden auch in Asien durchgeführt. Im Umfeld der Jahrhundertwende geriet unter anderem das indische Hochland verstärkt in den Blick der deutschen Generalstabsführung. Der Russisch-Japanische Krieg 1904/05[32], der das europäische Machtgleichgewicht nachhaltig erschütterte, hatte dabei den finalen Anstoß zu einer umfassenderen außereuropäischen Rekognoszierung gegeben. Da die deutsche Reichsleitung die Gunst der Lage ausnutzen wollte und dem schwächelnden Russland ein Bündnisangebot machte, fragte Reichskanzler Bernhard von Bülow im November 1904 im Generalstab an, inwiefern das Zarenreich als militärischer Bundesgenosse hilfreich sein könne. Bülow hatte dabei vor allem ein russisches Eingreifen gegen Großbritannien im Sinn, das sich mehr und mehr als kommender Rivale des Deutschen Reiches herauskristallisierte. Schlieffen betonte in seiner Antwort, dass das Zarenreich dem britischen Empire einzig in der britischen Kronkolonie Indien gefährlich werden könne. Allerdings würde eine ausgedehnte russische Unterstützung mehrere Monate in Anspruch nehmen, da zwischen Russland und Indien das »Dach der Welt« liege.[33]
Obwohl Schlieffen somit ein militärisches Vorgehen des Zarenreiches gegen Indien für unwahrscheinlich hielt, ließ er in den folgenden Monaten die für einen solchen Vormarsch in Frage kommenden Gebirgspässe umfassend durch Generalstabsoffiziere auskundschaften. Die für Großbritannien und seine Kolonien zuständige 3. Abteilung und ihr Chef Hermann von Kuhl statteten die Offiziere mit ausführlichen Fragebögen aus, darunter auch einen Reisenden, der von sich aus an die Behörde herangetreten war.[34] So sprach der deutsche Generalkonsul in Kalkutta, Albert von Quadt, in einem Schreiben an das Auswärtige Amt davon, »dass in der letzten Zeit eine verhältnismässig bedeutende Anzahl von deutschen Offizieren Indien besucht haben und sich zum Teil noch hier aufhalten«. Dabei seien »einige dieser Herren seitens des Grossen Generalstabs mit besonderen Aufgaben betraut worden«. Vielfach hätten sich die Offiziere dabei an den britischen Oberbefehlshaber Horatio Herbert Kitchener oder an seinen Stab gewandt, um die Erlaubnis zu Reisen in das indische Hochland zu erhalten.[35]
Eine wesentliche Bedeutung kam den Offiziersrekognoszierungen bei der Erkundung von gegnerischen Festungen und Sperrriegeln zu. Obwohl sich während des Ersten Weltkrieges schnell zeigen sollte, dass – sieht man von wenigen Ausnahmen wie Verdun ab – die Zeit der befestigten Plätze und Forts in der modernen Kriegführung abgelaufen war, schrieben die militärischen Fachdiskurse vor 1914 den Festungen doch eine entscheidende Rolle bei der Verteidigung bestimmter Linien zu.[36] Dementsprechend häufig befassten sich deutsche Offiziersreisen mit der Erkundung und Kartierung von Sperrforts, wobei das Hauptaugenmerk vor allem auf den grenznahen Anlagen in Frankreich, Belgien und Russland lag. Gerade jene Festungen, die eine entscheidende Rolle in der deutschen Kriegsplanung spielten, wurden akribisch studiert. In den letzten Jahren vor Kriegsbeginn hatte der Generalstab beispielsweise das gesamte Festungs- und Eisenbahnnetz der belgischen Stadt Lüttich sowie sämtliche Wege dorthin umfassend ausgekundschaftet, um eine reibungslose Eroberung der Forts zu gewährleisten.[37] Schließlich hatte Moltke den Plan seines Vorgängers Schlieffen in einigen entscheidenden Punkten abgeändert. Er verzichtete unter anderem auf die Verletzung der niederländischen Neutralität, sodass der geplante deutsche Vormarschweg durch den Festungsring Lüttich stark eingeengt wurde und der Sperrriegel daher beseitigt werden musste.[38] Angesichts der operativen Bedeutung des belgischen Festungsnetzes war sich selbst der Chef der »Aufmarschabteilung«, Erich Ludendorff, nicht zu schade, eine Erkundungsreise nach Lüttich zu unternehmen.[39]
Auch die russischen Festungen waren wiederholt das Ziel deutscher Offiziere. So bereiste Max Bauer, im Weltkrieg ein wichtiger Mitarbeiter Ludendorffs, als Mitglied der 7. Generalstabsabteilung – und damit als verantwortlicher Generalstabsoffizier für die Sammlung von Informationen über die russischen Festungen –, einige Jahre vor Kriegsbeginn den westlichen Teil des Zarenreichs. Als Holzkaufmann getarnt, erkundete er unbemerkt die wichtigen Grenzfestungen in Wilna, Kowno, Grodno und Lomza, wobei er einige Forts sogar von innen auskundschaften konnte. Bauers Unverfrorenheit, per Auto direkt in die hochgeheime Anlage von Lomza hineinzufahren und den diensthabenden russischen Offizier – scheinbar orientierungslos – nach dem richtigen Weg zu fragen, wurde auf diese Weise belohnt.[40] Im Fokus standen aber auch die russischen Ostseefestungen, die im Falle einer deutschen Landungsoperation von Bedeutung waren.[41] Dabei war im Zarenreich die Gefahr für spionierende Offiziere besonders groß, wie auch der Schlieffen-Vertraute Hutten-Czapski betonte:
»Die Russen, welche in mancher Beziehung Fremden gegenüber sehr unvorsichtig sind, bewahren peinlich ihre Festungen und jeder, der sich in der Nähe eines Forts irgend wie sehen lässt, kann mit Sicherheit auf eine dauernde Aufmerksamkeit der Polizei rechnen.«[42]
Wie Russland war auch Frankreich ein wiederholtes Ziel deutscher Festungsrekognoszierungen, zumal das westliche Nachbarland über zahlreiche Sperrriegel verfügte, die im Falle eines Krieges von deutscher Seite auf jeden Fall überwunden werden mussten. Mit Bedacht unterlagen die französischen Grenzforts den strengsten Geheimhaltungsmaßnahmen. So war es deutschen Offizieren von den französischen Behörden untersagt worden, ihren Urlaub in den betreffenden Regionen Frankreichs zu verbringen oder sich den Festungsstädten zu nähern.[43] Während für die Auskundschaftung der Forts an der deutsch-französischen Grenze keine Quellen vorliegen,[44] richtete sich die deutsche Aufmerksamkeit aber auch auf Frankreichs Festungen am Ärmelkanal.[45] Hier konnte der Generalstab zudem auf die Mithilfe des deutschen Admiralstabs bauen, der ebenfalls großes Interesse an der Erkundung ausländischer Seefestungen hatte. Nicht immer waren die Missionen dabei von Erfolg gekrönt. Der zur topografischen Abteilung gehörende Generalstabsoffizier Hecker fotografierte im Jahr 1902 auf einer Hafenrundfahrt in Cherbourg die Festungsanlagen der Stadt. Jedoch wurde er bei dieser Tätigkeit entdeckt und musste die Abzüge der französischen Gendarmerie übergeben. Trotz seiner Spionagetätigkeit durfte Hecker das Land unbestraft verlassen.[46]
Neben den Forts der mutmaßlichen Hauptkonkurrenten in einem kommenden Krieg standen auch die Festungen neutraler Staaten im Fokus des Generalstabes.[47] Seit dem russisch-französischen Militärbündnis von 1892/94 gerieten vor allem die Forts Dänemarks verstärkt ins Visier der Berliner Militärbehörde. Obwohl als militärischer Faktor nicht beachtenswert, kam dem Land aufgrund seiner Lage zwischen Nord- und Ostsee eine entscheidende strategische Bedeutung zu. Um gemeinsame russisch-französische Seeoperationen verhindern zu können, zog die deutsche Militärführung im Falle eines europäischen Großmächtekrieges die Besetzung Dänemarks in Betracht. Folgerichtig arbeitete der Generalstab seit 1892 Pläne zur Eroberung des Landes aus.[48] Im Juni 1892 wurden daher Major von der Groeben und Kapitänleutnant Braun mit der Erkundung der Forts und Hafenbefestigungen von Kopenhagen beauftragt. In einem ausführlichen Bericht stellten die beiden Offiziere nach ihrer Rückkehr fest, dass die Stadt von einem gigantischen Festungssystem umgeben wurde.
»Die ganze großartige Anlage der Befestigungen läßt die Absicht Dänemarks erkennen, im Kriegsfall erforderlichenfalls alles Gebiet aufzugeben, und sich auf die Verteidigung der Hauptstadt mit der gesamten Wehrkraft zu beschränken.«[49]
Von da an beobachtete der Generalstab die Anlagen in der dänischen Hauptstadt kontinuierlich.[50]
Mit den wachsenden Spannungen zwischen Großbritannien und dem Deutschen Reich, die nach der Jahrhundertwende einen Krieg zwischen den beiden Staaten nicht mehr unmöglich erscheinen ließen, kam Dänemark eine zusätzliche Bedeutung zu. Da man auf deutscher Seite aufgrund der Überlegenheit der britischen Flotte unmöglich einen Angriff auf den Inselstaat selbst erwägen konnte, blieb im Falle eines bewaffneten Konflikts nur die Schwächung der britischen Position mithilfe der Erringung eines »Faustpfandes«[51] auf dem Kontinent. In militärischen und zivilen Kreisen wurde dabei zwar in erster Linie an Frankreich gedacht, doch zählte auch Dänemark zum Kreis möglicher »Faustpfänder«. Eine gemeinsame Kommission des General- und des Admiralstabes hatte bereits 1902 verschiedene Stellen festgelegt, die für eine deutsche Landung in Dänemark infrage kamen, sollte es zwischen Großbritannien und dem Deutschen Reich zum Krieg kommen. Eine ausgiebige Erkundung der dänischen Ostseehäfen und ‑inseln durch den zur 3. Abteilung gehörenden Generalstabsoffizier Wachs prüfte »an Ort und Stelle«, auf welche Weise Dänemark am schnellsten besetzt werden konnte und welche Orte sich für Truppenausschiffungen eigneten. Wachs segelte zu diesem Zweck die gesamte Ostküste Dänemarks entlang und schilderte in seinem im Anschluss an die Reise verfassten Bericht minutiös, an welchen Stellen größere Truppenanlandungen möglich seien.[52]
In einem britisch-deutschen Krieg konnte Dänemark aber auch Ziel einer britischen Invasion sein. Während der ersten Marokkokrise 1905/06[53], die Europa an den Rand eines Krieges trieb, entsandte Schlieffen daher zwei Generalstabsoffiziere nach Dänemark, die – getarnt als Kaufleute – die Bewegungen der Royal Navy zu beobachten hatten und auf diese Weise die Befürchtungen einer möglichen britischen Landung in Dänemark zerstreuen sollten.[54] Im Jahr 1912 kam der Generalstab schließlich zu dem Schluss, dass eine britische Landung an der dänischen Westküste einzig in Esbjerg möglich sei.[55] Auch wenn nicht explizit erwähnt, ist es wahrscheinlich, dass diese Schlussfolgerung auf Informationen beruhte, die durch Offiziersreisen gewonnen worden waren. Schließlich plante der Generalstab noch im Mai 1912 die nächste Rekognoszierung Dänemarks und fragte daher bei dem deutschen Admiralstab an, ob die Marine Wünsche hinsichtlich weiterer Erkundungen habe.[56]
Auch die Offiziersreisen im Bereich der Festungserkundungen blieben nicht auf den europäischen Kontinent beschränkt. So erkundete der zum Stab des ostasiatischen Expeditionskorps gehörige Major Bauer im Jahr 1901 während seiner Rückreise von China nach Deutschland die russischen Festungen in Port Arthur und Wladiwostok. Seine Absicht, durch die Mandschurei nach Sibirien zu reisen, um sich unter anderem auch die Anlagen von Mukden anzusehen, musste Bauer allerdings aufgeben, da ihm die örtlichen russischen Militärbefehlshaber die Erlaubnis verweigerten. In Tieling, wo der deutsche Offizier auf den gestrandeten englischen Oberst Powell traf, der mit einem ähnlichen Auftrag unterwegs gewesen war, war Bauers Mission daher beendet.[57]
Neben dem Fernen wurden auch der Nahe und Mittlere Osten das Ziel deutscher Festungsrekognoszierungen. Im Jahr 1908 entsandte der Generalstab Oberleutnant Paul Göldner, um die osmanischen Forts an den Dardanellen und am Bosporus zu erkunden. Anschließend rekognoszierte Göldner zudem die Festungen von Sewastopol, Batum und Kertsch und drang auf diese Weise in den Kaukasus vor, der vom deutschen Militärattaché in Sankt Petersburg aufgrund der großen Entfernung von der russischen Hauptstadt nicht oder nur selten besucht werden konnte.[58]
Angesichts der Häufigkeit von Festungserkundungen stützten sich die 4. (Fremde Festungen West) und die 7. Abteilung (Fremde Festungen Ost), die innerhalb des Generalstabes für die Beobachtung, Analyse und Kartierung fremder Festungen zuständig waren, bei der Informationssammlung über ausländische Befestigungsanlagen hauptsächlich auf Beobachtungen von reisenden Offizieren, wie die Jahresberichte der 7. Abteilung von 1909 und von 1910 ausdrücklich betonen.[59] Allerdings konnten sich die beiden Abteilungen nicht völlig blind auf die gelieferten Informationen verlassen. Dass die Auskundschaftung einer ausländischen Festung neben der Gefahr, als Spion entdeckt zu werden, auch von rein praktischen Problemen begleitet wurde, verdeutlicht das Beispiel des bayerischen Generalstabsoffiziers Kaspar Häusler. Dieser hatte sich ohne Erlaubnis seiner Vorgesetzten und ohne Generalstabsauftrag nach Russisch-Polen begeben, wo er bei der Erkundung der Festungswerke von Warschau aufgefallen und verhaftet worden war.[60] Bei seiner anschließenden Durchsuchung stellten russische Soldaten »Karten und Zeichnungen hiesiger Festungswerke« sicher, die so unvollkommen waren, »daß sie den Spott hiesiger Militärs erregt hätten«,[61] wie der deutsche Generalkonsul Wangenheim in einem Bericht an das Auswärtige Amt hervorhob. Gerade bei Anfertigungen von komplexen und detailgetreuen Festungskarten griff der Generalstab daher lieber auf Fachmänner wie Bauer zurück. Letztlich kam aber auch Häusler glimpflich davon: Er wurde nach kurzer Haft lediglich dazu aufgefordert, Russland zu verlassen.
b) Erkundung der innenpolitischen Vorgänge in Russland
Neben der Erkundung des Terrains und fremder Festungen dienten die Offiziersreisen aber auch der Beobachtung von innenpolitischen Vorgängen im Ausland und der Anfertigung von Stimmungsberichten im Falle von Revolutionen, Streiks oder sonstiger innerer Krisen. Im Auftrag Schlieffens bereiste der deutsche Offizier Hutten-Czapski, als »Rittergutsbesitzer« getarnt und ohne Wissen des Auswärtigen Amts, im Jahr 1892 Russisch-Polen, weite Teile der heutigen Ukraine und Weißrusslands. Dort unterhielt er zahlreiche Gewährsmänner, die ihn über Neuigkeiten informierten. Seine Beobachtungen fasste er für Schlieffen in einer Denkschrift zusammen, die ausführlich auf die politischen Zustände innerhalb des Zarenreiches einging und sich an den zuvor formulierten Fragestellungen des Generalstabschefs orientierte.[62] Hutten-Czapski hatte dabei den Eindruck gewonnen, dass die Polen die russische Herrschaft zutiefst verachteten, sie daher »einen Krieg wünschen und falls derselbe je ausbrechen sollte, für die deutsche Heeresleitung nützliche[,] für die deutsche Politik vielleicht unbequeme Bundesgenossen sein würden«. Die antirussische Gärung sei im Falle eines Krieges sicher als deutscher Vorteil zu werten.[63]
Auch nach der Jahrhundertwende stand vor allem Russland im Fokus von politischen Rekognoszierungen. Die dortige wirtschaftliche, soziale und politische Ordnung war durch die zunehmende Industrialisierung erschüttert worden, was bei weiten Teilen der Bauernschaft und der liberalen Kräfte zu dem Wunsch nach mehr Rechten und Mitsprachemöglichkeiten geführt hatte. Auch die Niederlage gegen Japan hatte die Unzufriedenheit genährt, die sich seit Januar 1905 in Streiks und Protesten entlud und schließlich in einer Revolution gipfelte. Da diese auch große Teile der Armee erfasste und somit weitreichende Folgen für die militärische Macht Russlands hatte, widmete der deutsche Generalstab den Ereignissen innerhalb des Zarenreiches große Aufmerksamkeit.[64]
Bereits im Sommer 1904, und damit vor dem Beginn der Unruhen, hatte der Generalstabsoffizier Albrecht von Thaer, der kurz zuvor zum Mitglied der 2. Abteilung avanciert war, eine Dienstreise nach Russland unternommen und dabei auch eine ausführliche Studie der inneren Verhältnisse des Zarenreiches angefertigt. Den Bericht des Offiziers hielt Schlieffen immerhin für so bedeutend, dass er ihn in gekürzter Form an Bülow und das Auswärtige Amt weiterleitete. Darin schilderte Thaer die Stimmung gegenüber der Regierung des Zaren als äußerst besorgniserregend. Angesichts der »zerrütteten inneren Verhältnisse« sei die Befindlichkeit der meisten hohen Beamten und der gebildeten Schichten sehr pessimistisch. Große Teile dieser Gruppe hofften gar auf eine Niederlage der russischen Armeen, um nach dieser eine »Regeneration und Gesundung der russischen Verhältnisse« einleiten zu können.[65] Die Wirkung des Berichts auf die Generalstabsführung ist zwar nicht belegt, doch finden sich zahlreiche ähnliche Schilderungen über die innerrussischen Zustände in den Jahresberichten der 1. Abteilung, was darauf hindeutet, dass Thaers Beobachtungen durchaus ernst genommen wurden.[66]
Eine weitere Reise eines Generalstabsoffiziers nach Russland von Oktober bis Dezember 1909 diente dazu, die langfristigen Folgen der Revolution für die Zarenarmee zu evaluieren. Paul Klette, der seit 1905 in der 1. Abteilung des Generalstabes arbeitete, galt als ausgewiesener Russland-Fachmann. Er hatte die Kriegsakademie als Jahrgangsbester abgeschlossen und ein Dolmetscherexamen in Russisch absolviert.[67] In seinem Bericht, der ebenfalls an das Auswärtige Amt weitergereicht wurde, ging er der Frage nach, ob die inneren Unruhen dauerhaft eingedämmt waren. Bislang, so Klette, seien die Maßnahmen zur Bekämpfung der Revolution von Erfolg gekrönt gewesen. Doch eine »allgemeine Mobilmachung würde alles umwerfen und man kann es verstehen, wenn überall in Rußland die Ansicht verbreitet ist, ein Krieg wäre gleichbedeutend mit Revolution«.[68]
Der Generalstabsoffizier Georg von Weidner beschäftigte sich während einer Reise nach Finnland mit der Möglichkeit eines finnischen Aufstands gegen die Herrschaft des Zaren, wobei der Oberstleutnant zu dem Schluss kam, dass die Finnen selbst »bei einer großen russischen Revolution oder einem auswärtigen Kriege [...] nicht ohne weiteres losschlagen, sondern abwarten« würden.[69] Dies waren aus Sicht des Generalstabes wichtige Informationen, die keinen Zweifel daran aufkommen ließen, dass sich das Zarenreich auch drei Jahre nach Krieg und Revolution keinesfalls erholt hatte. Die Mitteilungen Thaers, Klettes und Weidners deckten sich mit den Schilderungen der deutschen Militärattachés, die der russischen Armee ebenfalls eine langwährende Stagnation bescheinigten, ergänzten diese aber in einigen zentralen Punkten.[70] Schließlich war der Militärdiplomat nur in der Lage, die Stimmung in der russischen Hauptstadt zu analysieren.
Zuweilen widersprachen die Berichte reisender Offiziere aber auch den Mitteilungen des örtlichen deutschen Militärattachés. So zeigte sich der deutsche Attaché in London, Roland Ostertag, äußerst verstimmt über den Bericht des Generalstabsoffiziers Georg Schröder, der in übertriebener Weise von einer »britischen Kriegslust« gesprochen und die Gefahr, die von Großbritannien ausging, in grellsten Farben gemalt hatte. Schröder, der seit 1909 der 3. Abteilung angehörte, hatte während eines dreimonatigen Urlaubs in England vom 17. Juli bis zum 16. Oktober 1909 ein ausführliches Stimmungsbild erstellt und dabei den Eindruck gewonnen, »daß man in England mehr denn je alles versucht, Deutschland in einen kontinentalen Krieg zu verwickeln. Man will Deutschland militärisch, industriell und wirtschaftlich lahmlegen«. Mit allen Mitteln verfolge Großbritannien nur ein Ziel: »Die Niederwerfung Deutschlands durch einen kontinentalen Krieg.«[71] Militärattaché Ostertag und der deutsche Botschafter in London, Paul von Metternich, waren hingegen gänzlich anderer Meinung:
»Der Militärattaché stimmt mit mir darin überein, daß die Ausführungen des betreffenden Offiziers keinen Wert haben, insbesondere daß derselbe Kriegsfurcht und Kriegslust verwechselt hat. – Das sensationelle Machwerk ist ein Gemisch von etwas Wahrem mit viel Falschem«[72],
berichtete Metternich nach Berlin. So war es durchaus möglich, dass reisende Offiziere andere Mitteilungen machten als die wichtigste Quelle des Generalstabes – die Militärattachés.[73]
c) Weitere militärische und wissenschaftliche Rekognoszierungen
Eine weitere, überaus bedeutsame Aufgabe von Offiziersrekognoszierungen war die Erkundung des gegnerischen Eisenbahnnetzes, der Truppendislokationen und des Zustandes der jeweiligen Militärgarnisonen. So entsandte Schlieffen im Jahr 1899 Offiziere der Eisenbahnabteilung des Generalstabes nach Russland, um die dortigen Eisenbahnlinien in Augenschein zu nehmen.[74] Der bereits erwähnte Kavallerieoffizier Thaer machte auf seiner Dienstreise nach Russland während des Russisch-Japanischen Krieges die Beobachtung, dass die russische Westgrenze völlig von Truppen entblößt war und nur durch einen dünnen Kavallerie-Schleier gedeckt wurde. Sofort nach seiner Rückkehr informierte Thaer Generalstabschef Schlieffen und Generalquartiermeister Moltke von dem Fehlen gegnerischer Truppen an der deutschen Ostgrenze. Gegenüber letzterem betonte Thaer angesichts der russischen Dislokation die günstige Gelegenheit zu einer »Reinigung der Differenzen« mit Frankreich, da das Zarenreich zurzeit gelähmt sei. Moltke, der spätestens ab 1912 vehement für einen präventiven Schlag votierte, war zu diesem Zeitpunkt jedoch gänzlich gegen einen Präventivkrieg, sodass er den jungen Generalstabsoffizier ungnädig entließ.[75]
Ungeachtet ihres offiziellen Charakters boten sich vielen deutschen Offizieren auch auf Dienstreisen zahlreiche Möglichkeiten, um militärisch relevante Informationen einzuholen. So besuchte Eberhard von Tettau, der als ausgewiesener Russlandexperte galt und der 1. Abteilung als Sektionschef angehörte, im Jahr 1903 aufgrund einer Einladung des späteren russischen Kriegsministers Wladimir Suchomlinow die Manöver der Truppen des russischen Militärbezirks Kiew. Tettau hatte mehrere Jahre in Russland ein Gut bewirtschaftet und sprach fließend Russisch. Da er wiederholt russische Militärliteratur ins Deutsche übersetzt hatte, war er Suchomlinow positiv aufgefallen und wurde zum Dank zu den Übungen geladen. Während seines zweimonatigen Aufenthaltes, den Tettau mit einem Empfang bei Zar Nikolaus II. begann und auch zu Gesprächen mit einflussreichen Petersburger Militärs nutzte, gewann er einen äußerst positiven Eindruck von der Leistungsfähigkeit des Zarenheeres.[76] Tettaus einseitig positive Berichterstattung wurde allerdings nur ein Jahr später durch die Leistungen der russischen Armee im Russisch-Japanischen Krieg widerlegt. Dabei blieb es dem deutschen Offizier, der auf russischer Seite als Beobachter an dem Konflikt teilnahm, selbst überlassen, seine früheren Aussagen zu revidieren.[77]
Um den Zustand ausländischer Truppen zu rekognoszieren, unternahmen deutsche Offiziere auch Dienstreisen in die weit entfernten Kolonialgebiete des britischen Empire. So besuchten die Generalstabsoffiziere Maximilian von Hagenow und Ernst von Hoiningen gen. Huene, letzterer seit 1882 Mitglied der 3. Abteilung und späterer Militärattaché in Frankreich, die Manöver der »Indian Army«.[78] Auf diese Weise sollten beide »Erfahrungen über militärische Einrichtungen für tropische Verhältnisse« sammeln und ein
»Urtheil über die dortigen Truppen und ihre Leistungen gewinnen, um bei etwaigen Complicationen, in die wir hineingezogen werden könnten, zu ermessen, welche und wieviel Truppen Rußland und England eventuell in Asien zu beschäftigen haben würden.«[79]
Darüber hinaus kam es häufig vor, dass abgesehen vom deutschen Militärattaché noch weitere deutsche Offiziere heimlich oder öffentlich zu ausländischen Armeemanövern entsandt wurden und über die dortigen Beobachtungen Berichte anfertigen mussten. Der spätere Generaloberst Colmar von der Goltz besuchte beispielsweise bereits im Jahr 1878 die französischen Manöver.[80] Der Chef der für Russland und Skandinavien zuständigen 1. Abteilung, Arthur von Lüttwitz, schaute sich im Jahr 1911 die Leistungen der schwedischen Truppen an.[81] Auch ein anderer Abteilungschef war sich für derartige Erkundungen nicht zu schade: So nahm Kuhl, der Frankreichexperte des deutschen Generalstabes, in Begleitung eines bayerischen Offiziers an den französischen Manövern im Jahr 1906 teil.[82] Die Vorteile der zusätzlichen Manöverbeobachter lagen auf der Hand: Schließlich konnten die Männer in Zivil manche Details sehen, die dem offiziell geladenen Attaché verborgen bleiben mussten.[83]
Eine besonders relevante Rolle unter den Dienstreisen genossen die Kommandierungen deutscher Offiziere zur Erlernung der russischen Sprache. So berichtete der spätere Gouverneur von Deutsch-Ostafrika, Eduard von Liebert, der 1881 in die 1. Abteilung kommandiert wurde, Sinn dieser Sprachreisen sei es gewesen, »den östlichen Kriegsschauplatz durch Augenschein kennenzulernen«.[84] Innerhalb des Generalstabes wurde darauf geachtet, dass Generalstabsoffiziere, die in den Länderabteilungen Fuß fassen wollten, offizielle Sprachreisen nach Frankreich oder Russland absolvierten. Hinter der russischen oder französischen Erlaubnis solcher Reisen stand zumeist die Absicht, die künftigen Gegenspieler des eigenen Geheimdienstes kennenzulernen.[85] Im Gegenzug wurden auch die nach Deutschland kommandierten russischen Offiziere einer »angemessene[n] Ueberwachung« seitens der deutschen Militärbehörden unterzogen.[86] In den Akten lässt sich erstmals für das Jahr 1890 eine offizielle Entsendung zweier Generalstabsoffiziere nach Charkow zu Sprachstudien nachweisen.[87] Unter den Offizieren, die bis 1914 nach Russland kommandiert wurden, befanden sich unter anderem auch der später für seinen Beitrag in der Schlacht von Tannenberg berühmt gewordene Max Hoffmann,[88] der bereits erwähnte Nicolai[89] und der spätere Militärbevollmächtigte in Sankt Petersburg, Gustav von der Wenge gen. von Lambsdorff.[90]
Zudem spielten bei einigen Rekognoszierungen nicht nur militärische, sondern auch rüstungstechnische Fragen eine Rolle. Unmittelbar vor Beginn des Ersten Weltkrieges stand dabei vor allem die Beobachtung der französischen Militärluftfahrt im Fokus des deutschen Generalstabes. Zahlreiche Studien und Denkschriften der Berliner Militärbehörde widmeten sich den wachsenden Bemühungen Frankreichs zum Aufbau einer Flugzeugflotte.[91] Angesichts dessen erkundete Hauptmann Hildebrandt im Jahr 1912 die Fortschritte der französischen Armee auf dem Gebiet des Flugzeugbaus und musste in seinem Bericht konstatieren: »Der Vorsprung der Franzosen im Flugwesen ist doch noch ausserordentlich gross; sie suchen den Vorsprung nicht nur aufrecht zu erhalten, sondern noch zu vergrössern.«[92]
Abgesehen davon besuchten deutsche Offiziere mehrfach Weltausstellungen oder internationale Messen, um sich über dort vorgestellte Neuerungen zu informieren. So wurden Friedrich von Bernhardi und der Chef der 1. Abteilung, Maximilian Yorck von Wartenburg, im Jahr 1900 zur Weltausstellung nach Paris entsandt, um die dort präsentierten waffentechnischen Innovationen zu studieren.[93] Auch topografische Einrichtungen waren wiederholt das Ziel reisender deutscher Offiziere. In der Amtszeit Moltkes besichtigten Generalstabsoffiziere unter anderem das französische und italienische topografische Institut oder den französischen »service géographique«.[94] Die reisenden Offiziere konnten den deutschen Generalstab auf diese Weise über wissenswerte technische Neuerungen informieren.
Schließlich dienten Rekognoszierungen auch einem militärgeschichtlichen Zweck. Da der siegreiche Deutsch-Französische Krieg in Generalstabskreisen bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges als Musterbeispiel gelungener Kriegführung galt, widmete sich die Kriegsgeschichtliche Abteilung der Berliner Militärbehörde äußerst akribisch dem Studium des Konflikts.[95] Mehrfach entsandte der Generalstab daher Offiziere auf die Schlachtfelder im Elsass, in Lothringen, in den Ardennen und in der Champagne, um die damaligen Heeresbewegungen vor Ort nachvollziehen zu können.[96] Major Albert Buddeke durfte sogar die Akten des französischen Kriegsministeriums in Paris einsehen.[97]
Abseits der Kriege, die bereits Jahrzehnte zurücklagen, standen aber auch zeitgenössische Konflikte im Mittelpunkt der deutschen Besichtigungen. So entsandte der Generalstab im November 1913 zwei Offiziere auf die Schlachtfelder des Balkankrieges nach Thrakien, um die kürzlich beendeten Auseinandersetzungen rekonstruieren und auswerten zu können.[98] Wie während des Russisch-Japanischen Krieges waren zuvor auch die kriegerischen Auseinandersetzungen auf dem Balkan durch mehrere deutsche Offiziere beobachtet worden.[99]
Festzuhalten bleibt, dass der Generalstab aus zahlreichen und völlig unterschiedlichen Gründen auf reisende Offiziere zurückgriff, um an militärische Informationen zu gelangen. Dabei beschränkten sich die Rekognoszierungen keineswegs auf Europa, sondern wurden auch auf dem asiatischen, amerikanischen und afrikanischen Kontinent durchgeführt. Obwohl die Offiziere auch während offizieller Dienstreisen nützliche Erkundigungen einziehen konnten, setzte der deutsche Generalstab mit Vorliebe auf geheime Reisen, bei denen sich die Reisenden völlig frei und unbeobachtet bewegen konnten. Nicht immer ging die Anregung solcher Reisen dabei von der Militärbehörde aus, sondern vielfach von den Offizieren selbst. Diese betrachteten es als patriotische Pflicht, möglichst zahlreiche Erkundigungen über das Heer ihres Gastgeberlandes in Erfahrung zu bringen.
3 Wachsende Unstimmigkeiten zwischen Militär und Diplomatie
Obwohl das Auswärtige Amt und der deutsche Reichskanzler gelegentlich auch von den Ergebnissen der Offiziersreisen profitierten, beispielsweise durch Weiterleitung der Berichte durch den Generalstab,[100] setzte sich die Reichsleitung im Vorfeld des Ersten Weltkrieges für eine Einschränkung der Praxis ein. Schließlich besaßen die Spionagemissionen reisender Offiziere ungeachtet ihrer Vorteile einen gravierenden Nachteil: Bei einer Entdeckung der Offiziere drohten bilaterale Spannungen.
a) Bilaterale Spannungen aufgrund von Offiziersreisen
Während Spionagemissionen durch enttarnte Agenten in der Regel durch das Deutsche Reich geleugnet werden konnten, da die für diese Zwecke eingesetzten Spione oftmals keine deutschen Staatsangehörigen waren,[101] klärte sich bei verhafteten reisenden Offizieren zumeist rasch ihre wahre Identität. Da Offiziere zudem als militärische Fachmänner angesehen wurden und die heimischen Behörden ihren Ergebnissen daher mehr Wert beimaßen als den Berichten gewöhnlicher Spione, waren die aus einer Verhaftung resultierenden Friktionen ungleich größer. Zwar lösten Festnahmen von reisenden Offizieren in der Regel keine internationalen Krisen aus, doch waren sie dazu geeignet, Annäherungsbemühungen zwischen dem Deutschen Reich und seinen Nachbarn zu gefährden, zumindest aber zu verzögern.
So nahmen die russischen Militärbehörden im Bezirk Odessa am 6. August 1909 den zum Großen Generalstab kommandierten Offizier Ramon von Ondarza auf einem Truppenübungsplatz fest, wo der deutsche Soldat mit Terrain- und Truppenstudien beschäftigt gewesen war. Nach einer Durchsuchung fanden die örtlichen Militärs geheime Pläne und Karten, die zum Teil in Geheimschrift niedergeschrieben worden waren. Ungeachtet dieses belastenden Materials wurde Ondarza auf energisches Betreiben des Auswärtigen Amtes bereits am 8. August wieder freigelassen, sodass der Offizier unbehelligt zurück nach Deutschland reisen konnte.[102] Ondarza selbst hatte zu Protokoll gegeben, er habe keine Geheimmaterialien bei sich gehabt. Die angebliche Geheimschrift seien lediglich stenografische Notizen gewesen und auch das Kartenmaterial habe er ganz legal in einer Buchhandlung gekauft.[103] Trotz des glimpflichen Ausgangs der Affäre sorgte der »Fall Ondarza« bei den örtlichen russischen Behörden für erhebliche Verstimmungen, wie auch der deutsche Generalkonsul in Odessa, Wilhelm Ohnesseit, an Reichskanzler Bethmann Hollweg berichten musste. Der russische Generalgouverneur des Militärbezirks, Alexander von Kaulbars, habe sich in lebhafter Weise über das deutsche Gebaren beschwert.[104]
Die latenten Spannungen zwischen dem Deutschen Reich und Russland wurden auch in der Folgezeit durch weitere Verhaftungen verschärft. Im Auftrag des Generalstabes sollte sich der Offizier Wenzel im Jahr 1910 über den Zustand der russischen Truppen des Militärbezirks Moskau erkundigen. Ihm war aufgetragen worden, als Privatmann die Manöver der örtlichen Verbände zu beobachten. Wenzel wurde allerdings am dritten Tag der Übungen entdeckt und zweieinhalb Tage gefangen gehalten. Trotz gründlicher Durchsuchung durch die russischen Behörden konnte kein belastendes Material sichergestellt werden, sodass Wenzel anschließend wieder freigelassen wurde.[105] In einer näheren Erörterung des Falles in Deutschland trat allerdings zu Tage, dass Wenzel es versäumt hatte, eine förmliche Genehmigung zur Beobachtung der Manöver bei den russischen Militärbehörden einzuholen, was von offizieller russischer Seite klagend hervorgehoben wurde.[106] Obwohl sich der Offizier keiner Schuld bewusst war, konstatierte er am Ende seiner schriftlichen Stellungnahme: »Bei dem Fehlen jeder Manöverzuschauer und der Ärmlichkeit der Gegend mußte ich von vornherein auffallen.«[107] Folglich konterkarierten die aus diesen Verhaftungen resultierenden Verstimmungen der russischen Behörden die zaghaften Entspannungsbemühungen, die das Deutsche Reich und Russland mit der Entrevue von Potsdam 1910 (und später auch von Baltisch Port 1912) eingeleitet hatten.[108]
Meldungen von verhafteten Offizieren strapazierten aber nicht nur die deutsch-russischen Beziehungen. Auch die britische Regierung beschwerte sich in den letzten Jahren vor Beginn des Ersten Weltkrieges über die zunehmenden deutschen Spionagereisen. Botschafter Metternich bemühte sich in der Folge mehrfach, dass einmal gesäte Misstrauen zu zerstreuen,[109] zumal Reichskanzler Bethmann Hollweg eine Annäherung an Großbritannien als Ziel seiner Außenpolitik ausgegeben hatte.[110] Im Jahr 1910 wurde schließlich Oberleutnant Siegfried Helm in der englischen Küstenstadt Portsmouth verhaftet, weil er – ohne Auftrag des Generalstabes – Zeichnungen von den Hafen- und Befestigungsanlagen angefertigt hatte. Der Fall beschäftigte nicht nur die Regierungen der beiden Staaten, sondern fand auch in der englischen Presse, die aufgrund der deutschen Flottenrüstung gegenüber dem Deutschen Reich ohnehin schon skeptisch eingestellt war, ein großes Echo. Helm wurde für schuldig befunden und zu einer Geldstrafe verurteilt, ehe er nach Deutschland ausreisen durfte.[111]
Als äußerst belastend stellten sich Offiziersreisen auch für das seit dem Krieg von 1870/71 angespannte deutsch-französische Verhältnis dar. Deutschen Militärs, die sich zu Urlaubszwecken oder aufgrund einer Dienstreise in der Dritten Republik aufhielten, war zur Vermeidung unliebsamer Zwischenfälle bereits die Auflage gemacht worden, sich in der deutschen Botschaft in Paris und bei den örtlichen französischen Behörden anzumelden. Auf diese Weise waren sie für die französische Polizei jederzeit auffindbar.[112] Mit den zunehmenden Spannungen zwischen beiden Ländern im Vorfeld des Ersten Weltkrieges, die sich besonders an der Frage um die Zukunft Marokkos entzündeten, war vor allem der deutsche Botschafter in Paris, Wilhelm von Schoen, darauf bedacht, Zwischenfälle jeder Art zu vermeiden.[113] Umso störender erwies sich daher die wachsende Anzahl deutscher Offiziere, die der vorgeschriebenen Meldung nicht nachkamen und damit französische Proteste bei der deutschen Regierung auslösten.[114]
Abseits spektakulärer Spionagemissionen konnten aber auch offizielle Dienstreisen die zwischenstaatlichen Beziehungen trüben. So sorgte die Reise der zum ostasiatischen Expeditionskorps zugehörigen Offiziere Fischer, Schenk von Stauffenberg und Staupel durch Sibirien und die Mongolei im Jahr 1901 für unangenehmes Aufsehen bei den örtlichen russischen Behörden, da die deutschen Militärs nicht darauf verzichten wollten, ihre Khaki-Uniformen und Waffen zu tragen. Daher sehe sich die örtliche Militärverwaltung dazu genötigt, den deutschen Reisenden einen militärischen Schutz gegen Räuberbanden zur Verfügung zu stellen, wie der russische Kommandeur missmutig betonte.[115] Generalstabschef Schlieffen hatte den Offizieren im Anschluss an die Niederschlagung des chinesischen »Boxeraufstandes« den Auftrag erteilt, auf ihrer Heimreise von China nach Deutschland die dortigen geografischen und eisenbahntechnischen Begebenheiten zu erkunden.[116]
Die aus Offiziersreisen resultierenden Probleme waren allerdings keineswegs ein Phänomen der unmittelbaren Vorkriegszeit. Bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts hatten die sich häufenden Fälle, in denen Rekognoszierungen durch deutsche Offiziere für politische Misstöne sorgten, die Reichsleitung und ihre diplomatischen Vertreter verärgert. Vor allem Reichskanzler Bismarck sah durch die wiederholten Verhaftungen deutscher Militärs in Russland seine Annäherungsbemühungen an das Zarenreich ernsthaft gefährdet, zumal sich der russische Außenminister Nikolaj de Giers wiederholt über die Aktivitäten deutscher Offiziere im Zarenreich beschwert hatte. Als der deutsche Botschafter in Sankt Petersburg, Hans Lothar von Schweinitz, am 30. Juli 1885 von einer neuerlichen Arretierung eines deutschen Offiziers, der sich unter falschem Namen als Gutsbesitzer ausgegeben hatte, in der Nähe von Mitau berichtete,[117] forderte Bismarck den deutschen Kaiser in einem eindringlichen Bericht zum Verbot derartiger Rekognoszierungen auf. Sie seien geeignet, die Beziehungen zwischen dem Deutschen Reich und Russland, denen der Reichskanzler den allerhöchsten Wert beimaß, nachhaltig zu vergiften. Ohnehin war Bismarck der Meinung, dass »die Maßregeln und Beobachtungen, die ein Reisender, mit noch so sicherem Blicke, durchreisend anstellen kann, sehr selten im Kriegsfalle von irgend einem Nutzen« seien.
»Die praktischen Resultate, welche für unsere zukünftige Kriegsführung aus diesen Expeditionen bisher gewonnen worden sind, vermag ich zwar nicht mit Bestimmtheit zu schätzen; ich glaube aber nicht, daß sie den politischen Nachtheilen, die damit verbunden sind, die Waage halten.«[118]
Allerdings war Bismarck selbst nicht hinreichend über die Aufgaben und Zielsetzungen der Offiziersreisen informiert, sodass er den Wert der Rekognoszierungen für die deutsche Militärführung zu gering einstufte. Tatsächlich konnten Offiziersmissionen das lückenhafte Wissen der deutschen Militärführung über ausländische Heere in einigen zentralen Punkten durchaus sinnvoll ergänzen.
Nach dem Erhalt des Bismarck’schen Schreibens zeigte sich auch Wilhelm I. über die Angelegenheit äußerst verärgert und stimmte dem Reichskanzler in vollem Umfang zu.[119] Da sich auch der deutsche Militärattaché in Paris, Karl von Villaume, dafür ausgesprochen hatte, angesichts der latent deutschfeindlichen Stimmung in Frankreich Beurlaubungen von Offizieren in die Dritte Republik möglichst zu vermeiden,[120] ließ Wilhelm I. den Chef seines Militärkabinetts, Emil von Albedyll, eine Allerhöchste Kabinettsorder ausarbeiten, die Reisen nach Frankreich auf das notwendigste begrenzte und die am 8. Mai 1886 in Kraft trat.[121] Ein Jahr später wurden die Restriktionen auch auf Russland ausgedehnt.[122]
Trotz der eindeutigen Bestimmungen hielt sich die Reichsleitung in den Jahren nach Bismarcks Rücktritt mit Einsprüchen gegen die wieder einsetzende Entsendung von Offizieren ins Ausland weitgehend zurück. In einem Memorandum kam die deutsche Botschaft in Sankt Petersburg beispielsweise zu dem Schluss, dass die sich häufenden Offizierserkundungen in Russland nur dann negativ auffielen, wenn sie immer an denselben Orten durchgeführt würden, und empfahl daher einen stetigen Wechsel der Reiseziele.[123] Kriegsministerium und Generalstab erreichten in langwierigen Verhandlungen mit der Reichsleitung sogar eine schrittweise Lockerung der Bestimmungen von 1886.[124] Zu wichtig schienen die Informationen zu sein, die die Militärbehörden mithilfe von Offizierserkundungen erhielten. Über die geheimen Rekognoszierungen von Generalstabsoffizieren wurde das Auswärtige Amt ohnehin erst gar nicht informiert, sodass ein Einspruch gegen diese Praxis kaum möglich war.
b) Einschränkung der Rekognoszierungen
Erst in den letzten Jahren vor dem Ersten Weltkrieg machte sich im Auswärtigen Amt Widerstand gegen die umstrittene militärische Praxis bemerkbar. So beschwerte sich der deutsche Generalkonsul in Kalkutta, Quadt, im Jahr 1906 über das zunehmende Auftreten deutscher Offiziere in militärisch sensiblen Gebieten Indiens. »Nach meiner unmassgeblichen Auffassung sollte sich keiner unserer Offiziere hier mit irgend einer Aufgabe befassen, die er nur im geheimen und hinten herum erledigen kann. Aktuelle Interessen, die für uns von wirklicher Bedeutung sind, kann doch wohl der Generalstab hier nicht haben.« Durch ihr Auftreten nährten die Reisenden auf britischer Seite vielmehr den Eindruck, das Deutsche Reich spioniere im Interesse Russlands die indische Grenzregion aus. Dabei wurde auch die kaiserliche Vertretung im Dunkeln gelassen: »In einem Spezialfall ist mir sogar gesagt worden, dass ein deutscher Offizier darum gebeten hat, vor mir seine Anwesenheit und seine Bewegungen geheim zu halten.«[125]
Nachdem das Auswärtige Amt das Brandschreiben Quadts an den Generalstab und das preußische Kriegsministerium weitergeleitet hatte, sagten beide Militärbehörden zu, die Entsendung von Offizieren nach Indien einzuschränken. Der Chef der zuständigen 3. Generalstabsabteilung, Kuhl, versprach darüber hinaus, dass von Generalstabsseite alles getan werde, um die Stellung des kaiserlichen Generalkonsulats nicht zu gefährden. Alle Offiziere, die künftig von der Berliner Militärbehörde ausgesandt werden sollten, würden sich fortan bei Quadt melden und diesem die Verhandlungen mit der britischen Seite überlassen.[126] Ebenso konziliant äußerte sich das preußische Kriegsministerium. Nach einem Immediatvortrag durch Einem, der von 1903 bis 1909 Kriegsminister war, erließ Wilhelm II. eine Allerhöchste Kabinettsorder, die es nach Indien reisenden Offizieren fortan zur Pflicht machte, sich vorab bei der kaiserlichen Vertretung in Kalkutta zu melden.[127]
Hatte diese Episode aufgrund des Einlenkens der Militärbehörden noch einvernehmlich beigelegt werden können, so sorgte die »Ondarza-Affäre« für erneute Spannungen zwischen Reichsleitung und Auswärtigem Amt auf der einen und Generalstab und Kriegsministerium auf der anderen Seite. Infolge des neuerlichen Zwischenfalls forderte Schoen, zu diesem Zeitpunkt Staatssekretär des Äußeren, von Moltke eine verbindliche Anordnung, die den nach Russland beurlaubten Offizieren extreme Vorsicht und Zurückhaltung auferlegen sollte.[128] Doch der Generalstabschef zeigte sich in seiner Antwort uneinsichtig. »Die Ansicht Euerer Exzellenz«, betonte Moltke in seinem kurze Zeit später verfassten Schreiben, »daß Vorfälle, wie der in Rede stehende, unerfreuliche Rückwirkungen auf die Stellung unserer amtlichen Vertreter im Auslande haben können, bedauere ich nicht teilen zu können.« Alle Offiziere würden durch den Generalstab genau unterrichtet, dass sie sich vor allem in Russland extrem vorsichtig zu verhalten hätten. Er sehe daher davon ab, die Offiziere erneut für angemessenes Verhalten bei Reisen ins Ausland zu sensibilisieren.[129]
Da der Generalstabschef somit keine neuen Anordnungen traf, wandte sich das Auswärtige Amt an das preußische Kriegsministerium. Friedrich Wilhelm von Frantzius, Direktor der für Rechtsfragen zuständigen Abteilung III, versuchte nun Josias von Heeringen, von 1909 bis 1913 Kriegsminister, für schärfere Bestimmungen für reisende Offiziere zu gewinnen. Frantzius betonte, so löblich das Sammeln von militärischen Informationen aus Sicht der Militärbehörden auch sei, »so birgt es doch die Gefahr in sich, daß die Offiziere, besonders wenn sie in jugendlichem Alter stehen und bei ihren Beobachtungen nicht die gebotene Vorsicht walten lassen, die Aufmerksamkeit der russischen Behörden in unliebsamer Weise auf sich lenken«. Abschließend bat Frantzius den Kriegsminister, auf eine Berücksichtigung der »vorstehenden Gesichtspunkte hinwirken zu wollen«.[130] Eine Antwort Heeringens ist in den Akten allerdings nicht überliefert.
Bereits ein Jahr später wurde der Streit zwischen militärischer und ziviler Führung anlässlich der Verhaftung des Oberleutnants Helm in Portsmouth wieder aufgerollt. Reichskanzler Bethmann Hollweg machte sich nunmehr dafür stark,
»dass den ins Ausland sich begebenden Offizieren kein Zweifel darüber gelassen wird, dass sie für eine Beteiligung auf dem Gebiete der militärischen Erkundung ohne einen hierzu erteilten bestimmten Auftrag nicht nur keine Anerkennung, sondern disziplinarische Ahndung zu erwarten haben«.[131]
Zudem konnte sich Bethmann Hollweg einen kleinen Seitenhieb gegen Generalstabschef Moltke nicht verkneifen und betonte, »dass über den Grad der zu beobachtenden Vorsicht an massgebenden militärischen Stellen Anschauungen bestehen, die sich mit dem von mir im Hinblick auf die möglichen politischen Konsequenzen vertretenen Standpunkt nicht ganz decken«. Da sich Moltke geweigert habe, den Offizieren Vorsicht und Takt zur Pflicht zu machen, habe sich Staatssekretär Schoen gezwungen gesehen, »die kaiserlichen Vertretungen in Russland dahin zu instruieren, dass sie sich jeder Unterstützung dorthin beurlaubter Offiziere in Dingen militärischer Natur zu enthalten hätten«. Abschließend hob Bethmann Hollweg hervor, dass er eine Ausweitung dieser Instruktion auf sämtliche deutsche Vertretungen weltweit ins Auge fasse, sollten sich Fälle wie Helm oder Ondarza fortgesetzt wiederholen.[132]
Preußens Kriegsminister Heeringen verteidigte in seiner Antwort entschieden die Notwendigkeit von Offiziersrekognoszierungen. Er gestand ein, dass Helm äußerst unglücklich agiert habe, hielt es aber für falsch, dass »dieser einzige Fall« den Anlass zu einer Ausdehnung des Unterstützungsverbots geben sollte. Ondarza habe hingegen
»nur das getan, was von jedem Offizier erwartet und gefordert werden muß: nicht achtlos an militärischen Vorgängen im Ausland vorbeizugehen, sondern mit offenen Augen sich umzusehen, um durch eigene Beobachtung unsere Kenntnis einer wichtigen fremden Militärmacht zu erweitern. Auf solche selbstverständliche und straffreie Tätigkeit, besonders in dem gegen jede Nachrichtenübermittlung durch die Presse fast völlig abgeschlossenen russischen Reiche, kann im Interesse unserer Landesverteidigung nicht verzichtet werden.«
Heeringen führte anschließend drei Fälle an, in denen deutsche Offiziere zu Unrecht durch die russischen Militärbehörden verhaften worden waren, und verlangte von Bethmann Hollweg einen offiziellen Protest. Zudem hob er die zahlreichen russischen Rekognoszierungen auf deutschem Gebiet hervor. Folgerichtig forderte der Kriegsminister den Reichskanzler zum Abschluss dazu auf, eine Rücknahme des Schoen’schen Erlasses zu erwirken.[133]
Das unnachgiebige Verhalten der deutschen Militärbehörden mache einen neuerlichen Zwischenfall mehr als wahrscheinlich, hob Bethmann Hollweg in seiner Antwort hervor. Eine Aufhebung der Beschränkungen lehnte er folgerichtig ab, um weitere politische Dissonanzen mit der russischen und französischen Regierung zu vermeiden.[134] Heeringen kam den Erwartungen des Reichskanzlers anschließend ein Stück weit entgegen, indem er nochmals das gesamte Offizierkorps zu Vorsicht bei Reisen in Russland mahnte. Gleichwohl gab der Kriegsminister zu erkennen, dass das Unterstützungsverbot, das den Konsulaten in Russland auferlegt worden war, »eine schwerlich zu begründende Einengung des Bestrebens, die Heeresverhältnisse anderer Länder zu erkennen, und damit eine unserer eigenen Landesverteidigungsinteressen« bedeute.[135]
Die Militärbehörden schränkten in den folgenden Monaten die Entsendung deutscher Offiziere nach Russland drastisch ein, ohne jedoch vollständig auf Rekognoszierungen zu verzichten. Noch im November 1911 war der Generalstabshauptmann Werner von Stünzner in Russisch-Polen verhaftet worden, da er sich als Handelsreisender ausgegeben hatte und verdächtige Papiere mitführte.[136] Der deutsche Botschafter in Sankt Petersburg, Friedrich von Pourtalès, machte daher im Februar 1912 den Vorschlag, deutsche Offiziere »zu Erkundungszwecken überhaupt nicht mehr nach Rußland« zu schicken.[137] Schnell wies Heeringen in einem neuerlichen Schreiben an den Reichskanzler noch einmal darauf hin, »dass auf Erkundungen durch Offiziere nicht ganz verzichtet werden kann, wenn wir in der Lage bleiben wollen, die russische Wehrkraft richtig einzuschätzen«. Fortan sollten solche Missionen aber auf das »notwendige Mass« beschränkt werden.[138] Als sich auch die nach Frankreich beurlaubten Offiziere nicht an ihre Meldepflicht bei den französischen Behörden hielten, ließ das Kriegsministerium dem Auswärtigen Amt drei Erlasse zukommen, die Heeringen im Laufe des Jahres an das Offizierkorps gerichtet hatte.[139] Darin forderte der Kriegsminister die nach dem Zarenreich beurlaubten Offiziere zu strengster Zurückhaltung auf, um »die Sicherheit der dienstlich nach Rußland entsandten Offiziere« nicht durch spektakuläre Spionageprozesse zu gefährden.[140]
Trotz des Entgegenkommens blieben die Militärbehörden jedoch unnachgiebig, wenn es um die völlige Einstellung der Rekognoszierungen ging. Heeringen sagte zwar zu, die Entsendung von jungen, unerfahrenen Offizieren zu unterlassen, doch sei »ein gänzliches Verbot von Beurlaubungen nach Rußland, auch zu Sprachstudien, auf die Dauer nicht aufrecht zu erhalten«.[141] Das Auswärtige Amt fragte daher im Sommer 1913 bei Pourtalès nach, ob eine Kommandierung von Offizieren zu Sprachstudien politisch opportun sei, was der deutsche Botschafter bejahte. Gleichwohl schränkte Pourtalès ein, dass »von einer Beurlaubung deutscher Offiziere nach Russland in grösserem Umfange auch fernerhin Abstand zu nehmen« sei.[142] Damit war bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges die Linie vorgegeben, an die sich die Militärbehörden mehr oder weniger hielten. Jedenfalls lassen sich weitere Unterlagen über spektakuläre Verhaftungen deutscher Offiziere in den Akten nicht mehr finden.
Der Generalstab erließ schließlich im Jahr 1913 in Zusammenarbeit mit dem preußischen Kriegsministerium »Bestimmungen über die Beurlaubung von Offizieren nach dem Ausland«, die in erster Linie warnenden Charakter hatten und keinen Aufruf zu Erkundungen enthielten.[143] Diese neuen Bestimmungen waren aber nicht nur als Entgegenkommen für die Reichsleitung gedacht, sondern entsprachen auch einem militärischen Interesse. Schließlich war auch der Generalstab zunehmend darüber verärgert, dass Offiziere im Ausland von sich aus auf offensive Weise Erkundigungen einzogen, die Aufmerksamkeit auf sich lenkten und so die durch den Generalstab beauftragten Reisenden ebenfalls in Gefahr brachten. Sogar die deutsche Presse berichtete über die zahlreichen Spionagereisen deutscher Offiziere.[144] Darüber hinaus waren die Beobachtungen der deutschen Urlauber, die von sich aus an die Militärbehörden herantraten, häufig durch äußerst subjektive Urteile gekennzeichnet. So schrieb Kuhl nach dem Krieg, dass Berichte reisender Offiziere, die sich in der Regel recht abfällig über die französische Armee äußerten, »häufig Kopfschütteln« in der 3. Abteilung erregt hätten: »Gelegentliche Beobachtungen gaben Veranlassung zu vorschnellen und verallgemeinernden Urteilen.«[145]
Die Bemühungen der Militärbehörden, die Überhand nehmende und auf eigene Initiative der Offiziere durchgeführte Spionage in den Griff zu bekommen, machten auf die Reichsleitung vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges allerdings keinen Eindruck mehr. Angesichts der negativen Erfahrungen, die das Auswärtige Amt mit reisenden Offizieren gemacht hatte, mussten diese auf die vor allem vor der Jahrhundertwende so ausgiebig gewährte Unterstützung durch die deutschen diplomatischen Vertretungen in militärischen Dingen auch weiterhin verzichten.[146]
4 Schlussbetrachtung: Vor- und Nachteile der Offiziersreisen
Wie die zahlreichen Beispiele und die intensiven Auseinandersetzungen zwischen Reichsleitung und Militärbehörden zeigen, bildeten Rekognoszierungen durch reisende Offiziere vor dem Ersten Weltkrieg eines der wichtigsten, zugleich aber auch eines der umstrittensten Informationsmittel der deutschen Feindaufklärung. Der Generalstab stattete die Offiziere vielfach mit Aufträgen und Fragebögen aus, um Einblicke in Bereiche zu erhalten, die über andere Nachrichtenkanäle nicht getätigt werden konnten. Aufgrund großer Quellenverluste lassen sich über diese Auftragserteilungen allerdings keine weiterreichenden Aussagen mehr tätigen. Die im Verborgenen stattfindenden Rekognoszierungen wurden häufig durch offizielle Dienstreisen ergänzt, da sich auch in dienstlicher Mission relevante Beobachtungen machen ließen. Sämtlichen deutschen Offizieren war aufgetragen worden, bei Auslandsaufenthalten Augen und Ohren offen zu halten und relevantes Material an den Generalstab weiterzuleiten.
Im Fokus deutscher Offiziersreisen standen besonders die beiden deutschen Nachbarländer Frankreich und Russland, die der deutsche Generalstab spätestens seit dem zwischen beiden Staaten existierenden Militärbündnis von 1892/94 als mutmaßliche Hauptkonkurrenten in einem kommenden Krieg ausgemacht hatte. Allein aufgrund der Größe des Russischen Reiches waren die Informationen, die durch reisende Offiziere gesammelt wurden, eine willkommene Ergänzung zu den restlichen Quellen, auf die die deutsche Feindaufklärung hinsichtlich des Zarenreiches zurückgreifen konnte. Für den deutschen Militärattaché in Sankt Petersburg war es aufgrund seiner Verpflichtungen in der Hauptstadt beispielsweise nicht möglich, die Festungen des Schwarzmeerraums oder die Wegeverhältnisse in Sibirien zu erkunden. Hier konnten die Rekognoszierungen durch Offiziere die bestehenden Lücken schließen.
Der wesentliche Vorteil der Erkundungen durch Offiziere lag allerdings darin, dass die Beobachtungen durch militärische Fachmänner gemacht wurden und nicht durch Diplomaten oder zuweilen unzuverlässig agierende Spione. Der Generalstab entsandte für besonders wichtige Missionen mit Vorliebe Generalstabsoffiziere der Auslandsabteilungen, die täglich mit der Sammlung und Auswertung von Informationen über fremde Heere befasst waren und daher die Anforderungen der Behörde genau kannten. Wie das Negativbeispiel des auf eigene Initiative agierenden bayerischen Generalstabsoffiziers Häusler zeigt, war eine sorgfältige Auswahl der Offiziere, die für Spionagereisen bestimmt waren, unumgänglich. Anhand der erhaltenen Reiseberichte lässt sich erkennen, dass die Berliner Militärbehörde bestrebt war, für die in Frage kommenden Bereiche stets die jeweiligen Fachmänner mit besonders relevanten Missionen im Ausland zu betrauen.
Abseits der beiden Hauptziele bereisten deutsche Offiziere aber auch die restlichen Staaten Europas sowie weite Teile Asiens und Afrikas. Ohne die Möglichkeiten einer Luftbild- oder Satellitenaufklärung war der Generalstab auf Erkundungen vor Ort angewiesen, vor allem bei der Festungs- und Dislokationsaufklärung sowie bei der Terrainerkundung – jene Bereiche, die die wichtigsten Ziele der Offiziersreisen bildeten. Die für fremde Festungen zuständigen Abteilungen stützten sich folglich zu einem Großteil auf Informationen, die durch reisende Offiziere gesammelt wurden. Wie die Beispiele der Terrainerkundung zeigen, standen je nach Lage der militärpolitischen Situation des Deutschen Reiches verschiedene Länder im Fokus der Bemühungen. So rückte die Rekognoszierung Dänemarks und Indiens vermehrt in den Blick, als sich die Beziehungen zwischen Deutschland und Großbritannien nach der Jahrhundertwende deutlich verschlechterten, während die Geländeverhältnisse an Deutschlands Westgrenze vor allem seit der Festlegung des Operationsplans im Fokus standen.
Auch die Sammlung politischer Stimmungsbilder bildete einen zentralen Zweck von Offiziersrekognoszierungen. Vor allem im politisch instabilen Zarenreich, das in den letzten Jahren vor dem Ersten Weltkrieg regelmäßig von Streiks, Aufständen und Revolutionen erschüttert wurde, waren die Beobachtung der politischen Situation und die Einschätzung ihrer Auswirkungen auf die Armee von großer Bedeutung. Der Generalstab verfügte somit in gewisser Weise über eigene Diplomaten, die ihre politischen Beobachtungen direkt an die Militärbehörde sandten. Das für diese Fragen eigentlich zuständige Auswärtige Amt erfuhr von den Schlussfolgerungen der Offiziere, wenn überhaupt, erst im Nachhinein. Von der Planung und Durchführung der Offiziersreisen waren die zivilen Stellen ohnehin ausgeschlossen.
Ungeachtet der Vorteile der Offiziersrekognoszierungen wies das Erkundungsmittel einige Nachteile auf, die seinen Wert für die deutsche Feindaufklärung schmälerten. So litten vor allem offizielle Dienstreisen darunter, dass die Offiziere nur das sehen und beobachten konnten, was ihnen von den einheimischen Behörden gezeigt wurde. Ihnen waren daher enge Grenzen gesetzt. Aber auch verdeckte Offiziersreisen konnten immer nur Beobachtungen über einen kurzen Zeitraum durchführen, während eine Langzeitanalyse nicht möglich war.[147] Der Generalstab musste sich daher stärker auf das Urteil des Militärattachés verlassen, der dauerhaft vor Ort war und der daher die wichtigste Quelle der Militärbehörde bildete.[148]
Der Fall Tettau zeigt überdies, dass die Berichterstattung der reisenden Offiziere stets nur einen höchst subjektiven Eindruck vermittelte und daher durch andere Informationen ergänzt werden musste. So erwies sich Tettaus überaus positive Berichterstattung über die Armee des Zaren bereits ein Jahr später durch die Ereignisse des Russisch-Japanischen Krieges als vollkommen überholt.[149] Dies galt erst recht für die zahlreichen Beobachtungen von Offizieren, die anlässlich ihres Urlaubs im Ausland weilten und unaufgefordert Berichte an den Generalstab schickten. Den Urteilen dieser Schreiben traute die Berliner Militärbehörde daher nur selten, zumal es bei Berichten, die aus eigener Initiative angefertigt wurden, häufig vorkam, dass ihre Autoren die Schilderungen ausschmückten.
Schließlich war mit der Entsendung von Offizieren stets die Gefahr eines politischen Zwischenfalls verbunden, was vor allem die Reichsleitung als schwerwiegenden Nachteil der Rekognoszierungen wertete. Bereits unter Bismarck war von ziviler Seite ein Verbot der Reisen durchgesetzt worden, doch gelang es den Militärbehörden mit Geschick und Beharrlichkeit, nach und nach eine Lockerung der Restriktionen durchzusetzen. Erst die sich häufenden Skandale rund um Verhaftungen deutscher Offiziere in Frankreich, Großbritannien und vor allem in Russland führten dazu, dass sich das Auswärtige Amt und die Reichskanzlei mit ihrem Wunsch nach einer erneuten Eindämmung der Missionen durchsetzten. Interessant wäre in diesem Zusammenhang, ob die Ministerien für auswärtige Angelegenheiten der anderen europäischen Staaten in ähnlicher Weise auf das Gebaren der jeweiligen Militärbehörden reagierten, wenn es um die Entsendung von Offizieren für Rekognoszierungszwecke ging. Hier wären weitere Forschungen durchaus wünschenswert. Insgesamt lässt sich festhalten, dass die Resultate der Offiziersreisen zwar nur einen kleinen, dafür aber einen höchst wichtigen Anteil im nachrichtendienstlichen Gesamtbild ausmachten.
© 2017 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston
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- Buchbesprechungen: Allgemeines
- Globale Machtkonflikte und Kriege. Festschrift für Stig Förster zum 65. Geburtstag. Hrsg. von Flavio Eichmann, Markus Pöhlmann und Dierk Walter in Verb. mit Birgit Beck-Heppner, Paderborn [u. a.]: Schöningh 2016, 344 S., EUR 49,90 [ISBN 978-3-506-78392-9]
- Geheime Netzwerke im Militär 1700–1945. Hrsg. von Gundula Gahlen, Daniel Marc Segesser und Carmen Winkel, Paderborn [u. a.]: Schöningh 2016, 223 S. (= Krieg in der Geschichte, 80), EUR 34,90 [ISBN 978-3-506-77781-2]
- Deutsche Offiziere. Militarismus und die Akteure der Gewalt. Hrsg. von Galili Shahar, Göttingen: Wallstein 2016, 254 S. (= Tel Aviver Jahrbuch für deutsche Geschichte, 44), EUR 34,00 [ISBN 978-3-8353-1956-1]
- Markus Pöhlmann, Der Panzer und die Mechanisierung des Krieges. Eine deutsche Geschichte 1890 bis 1945, Paderborn [u. a.]: Schöningh 2016, XII, 604 S. (= Zeitalter der Weltkriege, 14), EUR 44,90 [ISBN 978-3-506-78355-4]
- Jann M. Witt, 125 Jahre Deutscher Marinebund. Vom Marine-Ehemaligenverband zur größten maritimen Interessenvertretung Deutschlands, Berlin: Palmedia 2016, 221 S., EUR 19,95 [ISBN 978-3-9817375-0-9]
- 100 Jahre Bibliothek für Zeitgeschichte 1915–2015. Festschrift. Hrsg. von Christian Westerhoff, Vorw. von Hansjörg Kowark, Stuttgart: Württembergische Landesbibliothek 2015, 167 S., EUR 18,00 [ISBN 978-3-88282-080-5]
- Joachim Wachtel und Günther Ott, Im Zeichen des Kranichs. Die Geschichte der Lufthansa von den Anfängen bis 1945. Unter Mitarbeit von Werner Bittner. Mit Sonderheft »Die Lufthansa und ihre ausländischen Arbeiter im Zweiten Weltkrieg« von Lutz Budraß, München [u. a.]: Piper 2016, 333+116 S., EUR 39,95 [ISBN 978-3-492-05788-2]
- Lutz Budrass, Adler und Kranich. Die Lufthansa und ihre Geschichte 1926–1955, München: Blessing 2016, 704 S., EUR 34,99 [ISBN 978-3-89667-481-4]
- Nikolaus Faulstroh, Die Balkankrisen von 1908–1914 und die Jugoslawienkonflikte von 1991–1999 im Beziehungsgeflecht der Großmächte. Das Verhalten von internationalen Akteuren bei der Ausbreitung von Konflikten auf dem Balkan, Baden-Baden: Nomos 2015, 381 S., EUR 69,00 [ISBN 978-3-8487-2675-2]
- Lexikon zur Überseegeschichte. Hrsg. von Hermann Hiery im Auftrag der Gesellschaft für Überseegeschichte, Stuttgart: Steiner 2015, XIII, 922 S., EUR 99,00 [ISBN 978-3-515-10000-7]
- Gudrun Krämer, Der Vordere Orient und Nordafrika ab 1500, Frankfurt a. M.: S. Fischer 2016, 664 S. (= Neue Fischer Weltgeschichte, 9), EUR 30,00 [ISBN 978-3-10-010829-6]
- Rolf Steininger, Deutschland und der Nahe Osten. Von Kaiser Wilhelms Orientreise 1898 bis zur Gegenwart, Reinbek, München: Lau 2015, 259 S., EUR 22,00 [ISBN 978-3-95768-161-4]
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- Markus Somm, Marignano. Die Geschichte einer Niederlage, 2., unveränd. Aufl., Bern: Stämpfli 2015, 343 S., CHF 44.00 [ISBN 978-3-7272-1441-7]
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- Konrad Repgen, Dreißigjähriger Krieg und Westfälischer Friede. Studien und Quellen. Hrsg. von Franz Bosbach und Christoph Kampmann, 3., überarb. und bedeutend erw. Aufl., Paderborn [u. a.]: Schöningh 2015, XXVI, 1169 S., EUR 148,00 [ISBN 978-3-506-77959-5]
- Benjamin van der Linde, Das Leibregiment der friesischen Statthalter. Kriegsgerichte, Offizierslaufbahnen und militärische Lebenswelten in den Garnisonsstädten Leeuwarden, Groningen und Emden 1666–1752, Berlin: Duncker & Humblot 2016, 580 S. (= Historische Forschungen, 113), EUR 99,90 [ISBN 978-3-428-14899-8]
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- Jan Ganschow und Olaf Haselhorst, 1815 – Die Befreiungskriege und das Ende des Napoleonischen Zeitalters. Vorgeschichte – Verlauf – Folgen, Graz: Ares 2015, 488 S., EUR 29,90 [ISBN 978-3-902732-41-5]
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- Verdun 1916. Eine Schlacht verändert die Welt. Hrsg. von Michael Hörter und Diego Voigt im Auftrag des Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Münster: Aschendorff 2016, 311 S., EUR 19,95 [ISBN 978-3-402-13158-9]
- Kathrin Orth und Eberhard Kliem, »Wir wurden wie blödsinnig vom Feind beschossen«. Menschen und Schiffe in der Skagerrakschlacht 1916, Berlin: Miles 2016, 248 S., EUR 19,80 [ISBN 978-3-945861-34-9]
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- Christian Koch, Giftpfeile über der Front. Flugschriftpropaganda im und nach dem Ersten Weltkrieg, Essen: Klartext 2015, 485 S. (= Zeit der Weltkriege, 3), EUR 32,95 [ISBN 978-3-8375-1364-6]
- Dwight R. Messimer, The Baltimore Sabotage Cell. German Agents, American Traitors, and the U-Boat Deutschland during World War I, Annapolis, MD: Naval Institut Press 2015, XIII, 265 S., $ 35.95 [ISBN 978-1-59114-184-6]
- Hans Werner Neulen, Die Adler des Kaisers im Orient 1915–1919. Unser Freund, der Feind, Aachen: Helios 2016, 241 S., EUR 39,90 [ISBN 978-3-86933-159-1]
- Mihran Dabag und Kristin Platt, Verlust und Vermächtnis. Überlebende des Genozids an den Armeniern erinnern sich, 2., durchges. Aufl., Paderborn [u. a.]: Schöningh 2016, 388 S., EUR 29,90 [ISBN 978-3-506-78483-4]
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- Norman Polmar and Edward Whitman, Hunters and Killers, vol. 2: Anti-Submarine Warfare from 1943, Annapolis, MD: Naval Institute Press 2016, XV, 256 S., $ 49.95 [ISBN 978-1-61251-897-8]
- Peter Steinbach, Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Wagnis – Tat – Erinnerung, Stuttgart: Kohlhammer 2015, 120 S. (= Mensch – Zeit – Geschichte), EUR 25,00 [ISBN 978-3-17-022226-7]
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- Franziska A. Zaugg, Albanische Muslime in der Waffen-SS. Von »Großalbanien« zur Division »Skanderbeg«, Paderborn [u. a.]: Schöningh 2016, 346 S. (= Krieg in der Geschichte, 96), EUR 39,90 [ISBN 978-3-506-78436-0]
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- Jens Westemeier, Hans Robert Jauß. Jugend, Krieg und Internierung, Konstanz: Konstanz University Press 2016, 367 S., EUR 29,90 [ISBN 978-3-86253-082-3]
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- Michael Heinlein, Die Erfindung der Erinnerung. Deutsche Kriegskindheiten im Gedächtnis der Gegenwart, Bielefeld: transcript 2010, 201 S., EUR 24,80 [ISBN 978-3-8376-1609-5]
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- Deutsche Offiziere. Militarismus und die Akteure der Gewalt. Hrsg. von Galili Shahar, Göttingen: Wallstein 2016, 254 S. (= Tel Aviver Jahrbuch für deutsche Geschichte, 44), EUR 34,00 [ISBN 978-3-8353-1956-1]
- Markus Pöhlmann, Der Panzer und die Mechanisierung des Krieges. Eine deutsche Geschichte 1890 bis 1945, Paderborn [u. a.]: Schöningh 2016, XII, 604 S. (= Zeitalter der Weltkriege, 14), EUR 44,90 [ISBN 978-3-506-78355-4]
- Jann M. Witt, 125 Jahre Deutscher Marinebund. Vom Marine-Ehemaligenverband zur größten maritimen Interessenvertretung Deutschlands, Berlin: Palmedia 2016, 221 S., EUR 19,95 [ISBN 978-3-9817375-0-9]
- 100 Jahre Bibliothek für Zeitgeschichte 1915–2015. Festschrift. Hrsg. von Christian Westerhoff, Vorw. von Hansjörg Kowark, Stuttgart: Württembergische Landesbibliothek 2015, 167 S., EUR 18,00 [ISBN 978-3-88282-080-5]
- Joachim Wachtel und Günther Ott, Im Zeichen des Kranichs. Die Geschichte der Lufthansa von den Anfängen bis 1945. Unter Mitarbeit von Werner Bittner. Mit Sonderheft »Die Lufthansa und ihre ausländischen Arbeiter im Zweiten Weltkrieg« von Lutz Budraß, München [u. a.]: Piper 2016, 333+116 S., EUR 39,95 [ISBN 978-3-492-05788-2]
- Lutz Budrass, Adler und Kranich. Die Lufthansa und ihre Geschichte 1926–1955, München: Blessing 2016, 704 S., EUR 34,99 [ISBN 978-3-89667-481-4]
- Nikolaus Faulstroh, Die Balkankrisen von 1908–1914 und die Jugoslawienkonflikte von 1991–1999 im Beziehungsgeflecht der Großmächte. Das Verhalten von internationalen Akteuren bei der Ausbreitung von Konflikten auf dem Balkan, Baden-Baden: Nomos 2015, 381 S., EUR 69,00 [ISBN 978-3-8487-2675-2]
- Lexikon zur Überseegeschichte. Hrsg. von Hermann Hiery im Auftrag der Gesellschaft für Überseegeschichte, Stuttgart: Steiner 2015, XIII, 922 S., EUR 99,00 [ISBN 978-3-515-10000-7]
- Gudrun Krämer, Der Vordere Orient und Nordafrika ab 1500, Frankfurt a. M.: S. Fischer 2016, 664 S. (= Neue Fischer Weltgeschichte, 9), EUR 30,00 [ISBN 978-3-10-010829-6]
- Rolf Steininger, Deutschland und der Nahe Osten. Von Kaiser Wilhelms Orientreise 1898 bis zur Gegenwart, Reinbek, München: Lau 2015, 259 S., EUR 22,00 [ISBN 978-3-95768-161-4]
- Buchbesprechung: Altertum und Mittelalter
- Thukydides, Der Peloponnesische Krieg. Vollständige Ausgabe. Übertr. von August Horneffer. Durchges. von Gisela Strasburger. Eingel. von Hermann Strasburger, Wiesbaden: Marix 2010, 638 S., EUR 20,00 [ISBN 978-3-86539-251-0]
- Buchbesprechungen: Frühe Neuzeit
- Stefan Xenakis, Gewalt und Gemeinschaft. Kriegsknechte um 1500, Paderborn [u. a.]: Schöningh 2015, 405 S. (= Krieg in der Geschichte, 90), EUR 46,90 [ISBN 978-3-506-78230-4]
- Markus Somm, Marignano. Die Geschichte einer Niederlage, 2., unveränd. Aufl., Bern: Stämpfli 2015, 343 S., CHF 44.00 [ISBN 978-3-7272-1441-7]
- Therese Schwager, Militärtheorie im Späthumanismus. Kulturtransfer taktischer und strategischer Theorien in den Niederlanden und Frankreich (1590–1660), Berlin, Boston: De Gruyter 2012, XIV, 824 S. (= Frühe Neuzeit, 160), EUR 149,95 [ISBN 978-3-11-025662-8]
- Konrad Repgen, Dreißigjähriger Krieg und Westfälischer Friede. Studien und Quellen. Hrsg. von Franz Bosbach und Christoph Kampmann, 3., überarb. und bedeutend erw. Aufl., Paderborn [u. a.]: Schöningh 2015, XXVI, 1169 S., EUR 148,00 [ISBN 978-3-506-77959-5]
- Benjamin van der Linde, Das Leibregiment der friesischen Statthalter. Kriegsgerichte, Offizierslaufbahnen und militärische Lebenswelten in den Garnisonsstädten Leeuwarden, Groningen und Emden 1666–1752, Berlin: Duncker & Humblot 2016, 580 S. (= Historische Forschungen, 113), EUR 99,90 [ISBN 978-3-428-14899-8]
- Friedrich Wilhelm Carl von Schmettau, Einrichtung des Krieges-Wesens für die Preußische Infanterie zu Friedens-Zeiten (1773), Bd 1: Text; Bd 2: Pläne und Figuren. Bearb. und eingel. von Martin Winter, Berlin: Duncker & Humboldt 2016, VIII, 676 S. + XV, 174 S. (= Veröffentlichungen aus den Archiven Preußischer Kulturbesitz. Quellen, 70), EUR 159,90 [ISBN 978-3-428-14923-0]
- Ulrike Ludwig, Das Duell im Alten Reich. Transformation und Variationen frühneuzeitlicher Ehrkonflikte, Berlin: Duncker & Humblot 2016, 390 S. (= Historische Forschungen, 112), EUR 99,90 [ISBN 978-3-428-14673-4]
- Buchbesprechungen: 1789–1870
- Die Völkerschlacht bei Leipzig. Verläufe, Folgen, Bedeutungen 1813 – 1913 – 2013. Hrsg. von Martin Hofbauer und Martin Rink, Berlin [u. a.]: De Gruyter Oldenbourg 2017, VIII, 396 S. (= Beiträge zur Militärgeschichte, 77), EUR 49,95 [ISBN 978-3-11-046244-9]
- Das Jahr 1813, Ostmitteleuropa und Leipzig. Die Völkerschlacht als (trans-)nationaler Erinnerungsort. Hrsg. von Marina Dmitrieva und Lars Karl, unter Mitarbeit von Paweł Gorszczyński, Köln [u. a.]: Böhlau 2016, 299 S. (= Visuelle Geschichtskultur, 15), EUR 50,00 [ISBN 978-3-412-50399-4]
- Jan Ganschow und Olaf Haselhorst, 1815 – Die Befreiungskriege und das Ende des Napoleonischen Zeitalters. Vorgeschichte – Verlauf – Folgen, Graz: Ares 2015, 488 S., EUR 29,90 [ISBN 978-3-902732-41-5]
- Buchbesprechungen: 1871–1918
- Konrad Canis, Die bedrängte Großmacht. Österreich-Ungarn und das europäische Mächtesystem 1866/67–1914, Paderborn [u. a.]: Schöningh 2016, 567 S., EUR 68,00 [ISBN 978-3-506-78564-0]
- Wilhelm Hartmut Pantenius, Alfred Graf von Schlieffen. Stratege zwischen Befreiungskriegen und Stahlgewittern, Leipzig: Eudora 2016, 1054 S., EUR 49,00 [ISBN 978-3-938533-57-4]
- Marcus Mühlnikel, »Fürst, sind Sie unverletzt?« Attentate im Kaiserreich 1871–1914, Paderborn [u. a.]: Schöningh 2014, 337 S., EUR 34,90 [ISBN 978-3-506-77860-4]
- Europa 1914. Wege ins Unbekannte. Hrsg. von Nils Löffelbein, Silke Fehlemann und Christoph Cornelißen, Paderborn [u. a.]: Schöningh 2016, 287 S., EUR 39,90 [ISBN 978-3-506-78572-5]
- The Next Great War? The Roots of World War I and the Risk of U. S.-China Conflict. Ed. by Richard N. Rosecrance and Steven E. Miller, Cambridge, MA, London: MIT Press 2015, XXIII, 285 S. (= Belfer Center Studies in International Security), £ 18.95 [ISBN 978-0-262-02899-8]
- Rolf Steininger, Der Große Krieg 1914–1918 in 92 Kapiteln, Reinbek: Lau 2016, 262 S., EUR 12,95 [ISBN 978-3-95768-177-5]
- Aus dem Großen Hauptquartier. Kurt Riezlers Briefe an Käthe Liebermann 1914–1915. Hrsg. von Guenther Roth und John C. G. Röhl, Wiesbaden: Harrassowitz 2016, VIII, 299 S. (= Kultur- und sozialwissenschaftliche Studien, 15), EUR 49,00 [ISBN 978-3-447-10596-5]
- Verdun 1916. Eine Schlacht verändert die Welt. Hrsg. von Michael Hörter und Diego Voigt im Auftrag des Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Münster: Aschendorff 2016, 311 S., EUR 19,95 [ISBN 978-3-402-13158-9]
- Kathrin Orth und Eberhard Kliem, »Wir wurden wie blödsinnig vom Feind beschossen«. Menschen und Schiffe in der Skagerrakschlacht 1916, Berlin: Miles 2016, 248 S., EUR 19,80 [ISBN 978-3-945861-34-9]
- Martin Schmitz, »Als ob die Welt aus den Fugen ginge«. Kriegserfahrungen österreichisch-ungarischer Offiziere 1914–1918, Paderborn [u. a.]: Schöningh 2016, 434 S. (= Krieg in der Geschichte, 86), EUR 49,90 [ISBN 978-3-506-78115-4]
- Christian Koch, Giftpfeile über der Front. Flugschriftpropaganda im und nach dem Ersten Weltkrieg, Essen: Klartext 2015, 485 S. (= Zeit der Weltkriege, 3), EUR 32,95 [ISBN 978-3-8375-1364-6]
- Dwight R. Messimer, The Baltimore Sabotage Cell. German Agents, American Traitors, and the U-Boat Deutschland during World War I, Annapolis, MD: Naval Institut Press 2015, XIII, 265 S., $ 35.95 [ISBN 978-1-59114-184-6]
- Hans Werner Neulen, Die Adler des Kaisers im Orient 1915–1919. Unser Freund, der Feind, Aachen: Helios 2016, 241 S., EUR 39,90 [ISBN 978-3-86933-159-1]
- Mihran Dabag und Kristin Platt, Verlust und Vermächtnis. Überlebende des Genozids an den Armeniern erinnern sich, 2., durchges. Aufl., Paderborn [u. a.]: Schöningh 2016, 388 S., EUR 29,90 [ISBN 978-3-506-78483-4]
- Buchbesprechungen: 1919–1945
- Erinnern an den Ersten Weltkrieg. Archivische Überlieferungsbildung und Sammlungsaktivitäten in der Weimarer Republik. Hrsg. von Rainer Hering, Robert Kretzschmar und Wolfgang Zimmermann, Stuttgart: Kohlhammer 2015, 256 S. (= Werkhefte der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg, Serie A, 25), EUR 26,00 [ISBN 978-3-17-029068-6]
- Uta Jungcurt, Alldeutscher Extremismus in der Weimarer Republik. Denken und Handeln einer einflussreichen bürgerlichen Minderheit, Berlin [u. a.]: De Gruyter Oldenbourg 2016, IX, 395 S., EUR 69,95 [ISBN 978-3-11-045477-2]
- Lars Lüdicke, Hitlers Weltanschauung. Von »Mein Kampf« bis zum »Nero-Befehl«, Paderborn [u. a.]: Schöningh 2016, 199 S., EUR 19,90 [ISBN 978-3-506-78575-6]
- Helmut Maier, Chemiker im »Dritten Reich«. Die Deutsche Chemische Gesellschaft und der Verein Deutscher Chemiker im NS-Herrschaftsapparat, Weinheim: Wiley-VCH 2015, X, 731 S., EUR 99,00 [ISBN 978-3-527-33846-7]
- Heinrich Gerlach, Durchbruch bei Stalingrad 1944. Hrsg., mit einem Nachw. und dokumentarischem Material versehen von Carsten Gansel, Berlin: Galiani 2016, 693 S., EUR 34,00 [ISBN 978-3-86971-121-8]
- Richard Lakowski, Ostpreußen 1944/45. Krieg im Nordosten des Deutschen Reiches, Paderborn [u. a.]: Schöningh 2016, VI, 264 S. (= Zeitalter der Weltkriege, 15), EUR 34,90 [ISBN 978-3-506-78574-9]
- Marco Büchl, Dogface Soldiers. Die Frontsoldaten der US-Infanterie und der Krieg gegen Hitlers Wehrmacht im Mittelmeerraum und in Nordwesteuropa, Wien [u. a.]: Böhlau 2016, 302 S., EUR 40,00 [ISBN 978-3-205-20217-2]
- Frank van Lunteren, Spearhead of the Fifth Army. The 504th Parachute Infantry Regiment in Italy from the Winter Line to Anzio, Philadelpia, PA, Oxford: Casemate 2016, XIII, 342 S., £ 19.99 [ISBN 978-1-61200-427-3]
- Norman Polmar and Edward Whitman, Hunters and Killers, vol. 2: Anti-Submarine Warfare from 1943, Annapolis, MD: Naval Institute Press 2016, XV, 256 S., $ 49.95 [ISBN 978-1-61251-897-8]
- Peter Steinbach, Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Wagnis – Tat – Erinnerung, Stuttgart: Kohlhammer 2015, 120 S. (= Mensch – Zeit – Geschichte), EUR 25,00 [ISBN 978-3-17-022226-7]
- Verräter? Vorbilder? Verbrecher? Kontroverse Deutungen des 20. Juli 1944 seit 1945. Mit Beiträgen von Magnus Brechtken [u. a.]. Hrsg. vom Haus der Geschichte Baden-Württemberg, Berlin: Frank & Timme 2016, 264 S. (= Geschichtswissenschaft, 25), EUR 19,80 [ISBN 978-3-7329-0276-7]
- Klemens von Klemperer, Der einsame Zeuge. Von der existentiellen Dimension des Widerstands gegen den Nationalsozialismus. Hrsg. von Ekkehard Klausa, Berlin: Lukas 2016, 389 S. (= Schriften der Gedenkstätte Deutscher Widerstand. Reihe B: Quellen und Zeugnisse, 7), EUR 24,90 [ISBN 978-3-86732-242-3]
- Christian König, Adler über See. Bordflugzeuge und Küstenaufklärer Arado Ar 196, Aachen: Helios 2016, 204 S., EUR 39,90 [ISBN 978-3-86933-163-8]
- Ludger Tewes, Rotkreuzschwestern. Ihr Einsatz im mobilen Sanitätsdienst der Wehrmacht 1939–1945, Paderborn [u. a.]: Schöningh 2016, 525 S. (= Krieg in der Geschichte, 93), EUR 59,00 [ISBN 978-3-506-78257-1]
- Franziska A. Zaugg, Albanische Muslime in der Waffen-SS. Von »Großalbanien« zur Division »Skanderbeg«, Paderborn [u. a.]: Schöningh 2016, 346 S. (= Krieg in der Geschichte, 96), EUR 39,90 [ISBN 978-3-506-78436-0]
- Buchbesprechungen: Nach 1945
- 1945 bis heute. Die globalisierte Welt. Hrsg. von Akira Iriye, München: C. H. Beck 2013, 955 S. (= Geschichte der Welt), EUR 48,00 [ISBN 978-3-406-64106-0]
- Jens Westemeier, Hans Robert Jauß. Jugend, Krieg und Internierung, Konstanz: Konstanz University Press 2016, 367 S., EUR 29,90 [ISBN 978-3-86253-082-3]
- Christian Adam, Der Traum vom Jahre Null. Autoren, Bestseller, Leser: Die Neuordnung der Bücherwelt in Ost und West nach 1945, Berlin: Galiani 2016, 441 S., EUR 28,00 [ISBN 978-3-86971-122-5]
- Christian Th. Müller, Aschaffenburg als amerikanischer Militärstandort. Vom Kriegsende bis zur Konversion, Aschaffenburg: VDS Verlagsdruckerei Schmidt 2016, VIII, 302 S. (= Veröffentlichungen des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg, 65), EUR 35,00 [ISBN 978-3-87965-128-3]
- Michael Heinlein, Die Erfindung der Erinnerung. Deutsche Kriegskindheiten im Gedächtnis der Gegenwart, Bielefeld: transcript 2010, 201 S., EUR 24,80 [ISBN 978-3-8376-1609-5]
- Gunnar Maus, Erinnerungslandschaften: Praktiken ortsbezogenen Erinnerns am Beispiel des Kalten Krieges, Kiel: Selbstverlag des Geographischen Instituts der Universität Kiel 2015, 293 S. (= Kieler Geographische Schriften, 127), EUR 16,50 [ISBN 978-3-923887-69-9]
- Militärisch-Industrieller Komplex? Rüstung in Europa und Nordamerika nach dem Zweiten Weltkrieg. Mit Beitr. von Torsten Diedrich [u. a.]. Im Auftrag des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr hrsg. von Dieter H. Kollmer, Freiburg i.Br.: Rombach 2015, VIII, 312 S., EUR 24,80 [ISBN 978-3-7930-9808-9]
- Ökonomie im Kalten Krieg. Hrsg. von Bernd Greiner, Christian Th. Müller und Claudia Weber, Hamburg: Hamburger Edition 2010, 528 S. (= Studien zum Kalten Krieg, 4), EUR 35,00 [ISBN 978-3-86854-225-7]
- Österreich im Kalten Krieg. Neue Forschungen im internationalen Kontext. Hrsg. von Maximilian Graf und Agnes Meisinger. Unter Mitarb. von Sophie Bitter-Smirnov, Florentine Kastner und Isabella Lehner, Göttingen: Vienna University Press bei V&R unipress 2016, 298 S. (= Zeitgeschichte im Kontext, 11), EUR 45,00 [ISBN 978-3-8471-0589-3]
- Rudolf J. Schlaffer und Marina Sandig, Die Bundeswehr 1955 bis 2015: Sicherheitspolitik und Streitkräfte in der Demokratie. Analysen, Bilder und Übersichten. Hrsg. vom ZMSBw, Freiburg i.Br. [u. a.]: Rombach 2015, 248 S., EUR 28,00 [ISBN 978-3-7930-9836-2]
- Moritz Brake und Heinrich Walle, 60 Jahre Deutsche Marine im Bild, Hamburg [u. a.]: Mittler 2016, 144 S., EUR 29,95 [ISBN 978-3-8132-0965-5]
- Northern Europe in the Cold War, 1965–1990. East-West Interactions of Trade, Culture, and Security. Ed. by Poul Villaume, Ann-Marie Ekengren, and Rasmus Mariager, Tampere: Juvenes Print 2016, 332 S. (= Aleksanteri Cold War Series, 3/2016), EUR 20,00 [ISBN 978-951-51-0021-4]
- Lawrence Wright, Dreizehn Tage im September. Das diplomatische Meisterstück von Camp David. Aus dem Engl. von Susanne Aeckerle, Darmstadt: Theiss 2016, 415 S., EUR 29,95 [ISBN 978-3-8062-3381-0]
- Adolf Brüggemann, Als Offizier der Bundeswehr im Auswärtigen Dienst. Meine Erinnerungen als Militärattaché in Seoul (Republik Korea) 1978–83 und in Prag (Tschechoslowakei/Tschechien) 1988–93, Berlin: Miles 2015, 270 S., EUR 19,80 [ISBN 978-3-945861-13-4]
- Die Einheit. Das Auswärtige Amt, das DDR-Außenministerium und der Zwei-plus-Vier-Prozess. Hrsg. im Auftrag des Instituts für Zeitgeschichte München – Berlin von Horst Möller [u.a]. Bearb. von Heike Amos und Tim Geiger, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2015, 834 S., EUR 35,00 [ISBN 978-3-525-30076-3]
- Thomas Kunze und Thomas Vogel, Das Ende des Imperiums. Was aus den Staaten der Sowjetunion wurde, 2., aktual. Aufl., Berlin: Ch. Links 2015, 325 S., EUR 20,00 [ISBN 978-3-86153-894-3]
- Stabilisierungseinsätze als gesamtstaatliche Aufgabe. Erfahrungen und Lehren aus dem deutschen Afghanistaneinsatz zwischen Staatsaufbau und Aufstandsbewältigung (COIN). Hrsg. von Robin Schroeder und Stefan Hansen, Baden-Baden: Nomos 2015, 427 S., EUR 79,00 [ISBN 978-3-8487-0690-7]
- Douglas Porch, Counterinsurgency. Exposing the Myths of the New Way of War, Cambridge [u. a.]: Cambridge University Press 2013, XIII, 434 S., £ 19.99 [ISBN 978-1-107-0738-1] Lukas von Krshiwoblozki, Asymmetrische Kriege. Die Herausforderung für die deutsche Sicherheitspolitik im 21. Jahrhundert, Marburg: Tectum 2015, 796 S., EUR 49,95 [ISBN 978-3-8288-3513-9]
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