Zusammenfassung
Der Aufsatz beschreibt einen innovativen Service, der im Sommer 2022 erfolgreich an der SLUB Dresden getestet wurde. Unter dem Servicetitel „Lernpause mit Pfötchen“ wird Studierenden in der Bibliothek eine konzentrationsförderliche aktive Lernpause angeboten, die aus Interaktionsmöglichkeiten mit einem Therapiebegleithund besteht. Ein solcher Service lässt sich aus einem Lernraumkonzept sowie aus empirischer Wirkungsforschung und Serviceevaluationen ableiten.
Abstract
The essay describes an innovative service that was successfully tested at SLUB Dresden in summer 2022: Under the service title “Learning break with a paw”, students in the library are offered an active learning break that promotes concentration and consists of interaction opportunities with a therapy dog. Such a service can be derived from a learning space concept as well as from empirical research.
1 Aktive Lernpause im Lernraumkonzept
Das Lernraumkonzept der Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek (SLUB) ist ein Servicekonzept. Das bedeutet, dass aufeinander abgestimmte Services angeboten und stetig weiterentwickelt werden, die die Wissensaneignung aller Bibliotheksnutzenden vor Ort unterstützen. Das können räumliche Services sein, zum Beispiel Kleingruppenarbeitsräume oder Grüne Klassenzimmer, das können mobiliare Services sein, zum Beispiel Lesesofas oder Laufbänder (bewegtes Lernen), das können technische Services sein, zum Beispiel digitale Raumreservierung oder Audioaufzeichnungstechnik, das können Beratungsservices sein, zum Beispiel Schreibberatung oder Recherchetrainings, das können auch Services sein, die helfen, Lernpausen lernförderlich zu gestalten (aktive Lernpause). Das Lernraumteam der SLUB hat sich entschieden, den bisher serviceunentwickelten Bereich der Lernpause auszubauen. Eines dieser Angebote für eine aktive Lernpause ist auf eine bestimmte Zielgruppe und eine bestimmte Zeit gemünzt: Studierende in ihren Prüfungszeiten (mehrwöchige Phasen, in denen Studierende sich in Bibliotheken auf eine hohe Anzahl aufeinander folgender Prüfungsleistungen lernend vorbereiten). In dieser lernintensiven Phase werden Lernpausen zu einem lernerfolgskritischen Faktor.[1] Solche fünf bis zwanzig Minuten dauernden – passiv oder aktiv gestalteten – Auszeiten sind so etwas wie mentales Kurzparken, das durch intellektuelle Entspannung dazu beiträgt, lernerfolgshinderliche mentale Überlastsituationen, die im ungünstigsten Fall Schreib- und Lernblockaden begünstigen, einzudämmen. Eine Variante des mentalen Kurzzeitparkens (innerhalb jenes Rahmens), die nachhaltig wirksam zu sein scheint, sind aktiv gestaltete Interaktionen mit einem Therapiebegleithund. Deren Wirksamkeit auf Studierende auch in Lernstressphasen wurde jüngst empirisch untersucht und belegt.[2] Die SLUB, die wie die meisten Hochschulbibliotheken der größte Anbieter studentischer Lernumgebungen auf dem Campus ist, machte zur Prüfungszeit im Sommersemester 2022 daraus einen testweise angebotenen Service mit der Bezeichnung „Lernpause mit Pfötchen“: Lernende können – allein oder als Kleingruppe – unter Aufsicht einer (nicht bibliothekarischen) Fachkraft eine Viertelstunde mit einem solchen Hund im Bibliotheksgarten der SLUB interagieren.
2 Das funktioniert? „Einfach toll!“
So überraschend dieses Angebot für die Lernenden war, so nahezu ausnahmslos positiv waren deren Rückmeldungen. Sie reichten von „Alles richtig super :) Vielen Dank!“ über „mehr Hund!“ bis „Warum gab es das denn nicht schon bei uns!“.[3] Waren sie es nicht, dann deswegen, weil das neue Angebot testweise quantitativ sehr limitiert war: „Mehr Termine unabhängig von der Prüfungsphase!“, „Mehr Hunde und öfter Termine!“, „gerne mehr & länger!“.[4] An der TU Dresden – für die die SLUB Dresden u. a. die Informationsversorgung sicherstellt – forscht seit 2004 am Institut für Sozialarbeit, Sozialpädagogik und Wohlfahrtswissenschaften die Forschungsgruppe Mensch-Tier-Beziehung, die u. a. Forschungsfragen im Bereich Tiergestützte Interventionen (TGI) untersucht. Mit ihnen gemeinsam wurde das Angebot wirkungsevaluiert, d. h. eine so genannte Programmevaluation in Gestalt einer Teilnehmerbefragung erarbeitet, die die (subjektive) Wirksamkeit dieses Angebots erfragte.
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Mir hat das Angebot geholfen Stress abzubauen |
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Das Angebot hat meine Erwartungen erfüllt. |
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Teilnehmerbefragung von Juli bis August 2022
Aus Sicht derjenigen, die dieses Angebot nutzten, ist das bibliotheksseitig konzeptionell gesetzte Ziel, mit einer aktiven Lernpause (Lern-)Stress zu minimieren und so wahrscheinlich zu einem Lernerfolg in der Bibliothek beizutragen, erreicht worden. Die positive Resonanz der Zielgruppe spiegelte sich auch im Buchungstempo: Nach rund zwei Stunden waren die 35 freigeschalteten Einzeltermine ausgebucht. In der journalistischen Berichterstattung wurde der neue Service rasch wahrgenommen. Die Lokalpresse, die Dresdner Neuesten Nachrichten, widmete diesem Angebot einen ausführlichen Artikel unter der Überschrift „Lernpause mit Pfötchen: Therapiehunde sollen Studenten in der SLUB durch Prüfungszeit und Leistungsdruck helfen“.[5] Der Artikel endet mit einem O-Ton einer interviewten Studentin: „Die Aktion sei ‚eine der coolsten Ideen, die die SLUB je hatte‘“.[6] Auch die Universitätspresse, das Dresdner Universitätsjournal, widmete diesem Service einen ausführlichen Bericht unter der Überschrift „‚Wahrscheinlich deutschlandweit einmalig‘: Pilotprojekt Lernpause mit Pfötchen erzielte an der SLUB sensationelle Resonanz“.[7] Wenig später wurde der Service eingeladen, sich auf den nächsten Aktionstag „Stressfrei durchs Studium“ (April 2023), veranstaltet von der Medizinischen Fakultät Dresden, zu präsentieren. Aus dieser Resonanz schließen wir, dass das Angebot auf ein Bedürfnis lernender Studierender traf.
3 Servicebeschreibung aus Sicht einer Besucherin
Perspektivwechsel. Sehen wir auf diesen Service mit den Augen der Zielgruppe. Wir begeben uns gewissermaßen in den Kopf einer fiktiven Studentin, nennen wir sie Anna. Sie studiert im 3. Semester Wirtschaftswissenschaften an der TU und steckt momentan mitten in ihrer Prüfungszeit. Seit Wochen sitzt sie von früh bis spät in der Bibliothek und dort meist vor ihrem Laptop. Liest und lernt. Und liest. Und lernt. Seit Tagen geht das schon so. Sie fühlt sich – wie ihre Kommilitoninnen, die seit Tagen kein anderes Thema mehr haben – inzwischen gestresst, hat sogar teilweise Kopfschmerzen bekommen, bräuchte dringend eine tiefenwirksame Pause. Heute, gegen 12 Uhr, an einem vergleichsweise normal warmen Sommertag, ist sie, wie immer, auf dem Weg zu ihrer Mittagspause. Dort fällt ihr ein Poster ins Auge. Der Hund darauf lächelt sie freundlich an. Neugierig geworden scannt sie den auf dem Poster gedruckten QR-Code, auf ihrem Smartphone erscheint eine Webseite der SLUB Dresden, auf der Wissenswertes über Tiergestützte Interventionen geschrieben steht und wie das Angebot „Lernpause mit Pfötchen“ aufgebaut ist. Das ist leicht verständlich geschrieben und rasch gelesen. Ein solcher Einzeltermine dauert rd. 15 Minuten. 15 Minuten? Das kann sie ohne Gewissensbisse entbehren, obwohl Annas Lernplan streng und eng gestaltet ist. Kurz entschlossen meldet sie sich für morgen an. Am nächsten Tag ist Anna wieder in der Bibliothek und lernt. Doch statt sich wie gewohnt in der Mittagspause mit ihrem Handy in die Cafeteria zu setzen, geht sie heute in den Bibliotheksgarten der Zweigbibliothek August-Bebel-Straße. Dort wird sie gleich von einem (Therapiebegleit-)Hund, der Tarana heißt, empfangen. Er begrüßt sie schwanzwedelnd. Eine Frau kommt dazu und stellt sich als die ausgebildete Fachkraft vor, die heute die Lernpause von Anna begleitet. Sie unterhalten sich kurz, Anna erzählt von ihrem Stress, den die Prüfungszeit für sie bedeutet und ihrer Prüfungsangst. Die ausgebildete Fachkraft ist während des gesamten Termins anwesend und entscheidet gemeinsam mit Anna, wie sie die Zeit mit Tarana gestalten sollte. Sie behält auch die Bedürfnisse von Tarana im Blick. Inzwischen wuselt Tarana den beiden bereits um die Beine und Anna krault ihr zwischen den Ohren, streichelt sie und lässt sich dann unter Anleitung der Fachkraft sogar noch die Pfote geben. Dafür bekommt Tarana ein Leckerli. So geht das die nächsten Minuten: Beide spielen, reden, bewegen sich miteinander. Anna genießt die Zeit an der frischen Luft, in der sie einmal nicht am Bildschirm sitzt und an etwas Anderes als an die bevorstehenden Prüfungen denkt. Sie merkt, wie sie von Minute zu Minute entspannter und fröhlicher wird. Viel zu schnell sind die 15 Minuten um. Anna nimmt sich vor, schon bald wieder einen Termin für eine solche Lernpause zu buchen. Das nächste Mal möchte sie mit Tarana spazieren gehen oder einen Parcours laufen. Irgendwie fühlt sich Anna nun frisch und erholt. Und sitzt ein paar Minuten später wieder vor ihrem Laptop. Das Lernen fällt ihr um einiges leichter. Sogar ihre Kopfschmerzen sind verschwunden. Und sie hat heute ihren Kommilitoninnen und WG-Mitbewohnerinnen etwas zu erzählen.
4 Grundlagen: Tiergestützte Intervention
In der Konzeptionsphase meldeten sich zu Recht auch einige Zweifel. Was soll es bringen, eine Viertelstunde einen Hund zu streicheln? Kann man sich nicht auch einfach in die Sonne setzen und seine Pause genießen? Begeben wir uns auf einen kleinen Exkurs zum Thema Wirkung von Tier- bzw. Hund-Mensch-Interaktionen.
Eine Tiergestützte Intervention (TGI) umfasst Angebote in direktem oder indirektem Kontakt zu Tieren, die für einen Menschen therapeutische, erzieherische oder motivierende Vorteile bieten sollen. Zum direkten Kontakt gehören z. B. Streicheln und Füttern, zum indirekten das Reinigen eines Geheges oder das Beobachten. Der direkte Kontakt kann selbstverständlich nur mit domestizierten Tieren angeboten werden. Das müssen nicht – wie im Beispiel der SLUB – zwingend Hunde sein. Die International Society for Animal Assisted Therapy (ISAAT) hat eine Liste mit möglichen Therapiebegleittieren zusammengestellt, darunter Alpakas, Esel, Ziegen, Pferde.[8] Die Fachliteratur mit Studien zum Einfluss von Tieren auf die mentale und psychische Gesundheit des Menschen ist reichhaltig. Untersucht wurden verschiedene Kontaktarten zwischen Mensch und Tier. Die meisten der Studien beziehen sich auf Angebote mit Hunden. Beispielsweise können auf dem Weg solcher systematisch angeleiteten Interaktionen nachweislich menschliche soziale Interaktionen verbessert werden, indem Selbstvertrauen und Empathie stimuliert und aggressives Verhalten minimiert werden. Allein schon die Anwesenheit eines Hundes in einem Klassenzimmer kann die Aufmerksamkeit von Erstklässlern gegenüber den Lehrenden steigern.[9] Die von Pendry und Vandagriff an der Washington State University campusweit durchgeführte Studie im Rahmen des Animal Visitation Programs (s. Abschnitt 1) untersuchte anhand von Speichelproben den Kortisolspiegel der Studierenden, die Zeit mit einem Therapiebegleithund (und Katzen) verbrachten. Das Hormon Kortisol ist – gemeinsam mit einigen anderen Hormonen – relevant für das Stressempfinden; die Menge nimmt u. a. bei psychischen Belastungen zu, die, wenn sie lang anhaltend sind, zu Erkrankungen führen können.[10] Die Probanden dieser Studie gaben sowohl vor als auch nach dem Kontakt mit jenen Hunden (und Katzen) eine Speichelprobe ab, von der die Höhe des Kortisolspiegels gemessen wurde. Die Ergebnisse waren eindeutig: Der Kortisolspiegel der Post-Tests waren signifikant geringer als die der Pre-Tests.[11]
5 Umsetzung: Checkliste
Wenn Sie nun beschließen, für Ihre Bibliotheksbesucherinnen ein ähnliches Angebot zu testen, stehen Sie vor vielen Fragen. Wie finde ich geeignete Anbieter? Welche räumlichen Gegebenheiten brauche ich? Wie und für wen stelle ich die Termine zur Verfügung? Wir haben für solche und ähnliche Fragen eine Checkliste erstellt, die als Startpunkt für die Konzeption dienen kann.[12] Sie ist unterteilt in Gründungsphase (Wer ist die Zielgruppe des Angebots? Welche typischen Hürden sollten im Vorfeld geräumt werden?), (testweise) Durchführungsphase (Wie viele Termine können pro Tag angeboten werden? Wo bewerbe ich das Angebot? Wie kommuniziere ich intern?) und schließlich der Regelbetriebsphase. Hier seien Beispiele für Lösungsvorschläge von zwei typischen Umsetzungsaufgaben aufgeführt:
Anbieterauswahl: Bei der Anbieterauswahl sollte darauf geachtet werden, dass eine Zertifizierung der Fachkraft nach ESAAT (European Society for Animal Assisted Therapy) oder ISAAT (International Society for Animal Assisted Therapy) vorliegt. Auch der Therapiebegleithund sollte in diese Zertifizierung mit eingebunden werden und die passende Ausbildung durchlaufen haben. Die Fachkraft sollte die passende Haftpflichtversicherung und eine Erlaubnis zur gewerblichen Haltung von Hunden besitzen. Passende Anbieter lassen sich beispielsweise nach Bundesland geordnet auf der Webseite des Bundesverbandes Tiergestützte Intervention e. V. finden.
Hundeangst: Zu Beginn der Konzeptphase taucht die Frage auf, wie man mit Bibliotheksbesucherinnen umgeht, die Angst vor Hunden oder eine Hundehaarallergie haben. Auch hierfür kann mit ausreichender Planung eine Lösung gefunden werden. An der SLUB findet das Angebot beispielsweise draußen im Bibliotheksgarten statt. So wird der Regelbetrieb der Lernenden im Gebäude nicht gestört. Zudem werden die Bibliotheksbesucherinnen auf der Homepage, auf Social-Media-Kanälen und mit Plakaten vor Ort darauf hingewiesen, dass die Therapiebegleithunde wieder da sind und welche Hintergründe dieses Angebot hat.
6 „Das geht zu weit!“ vs. „Probieren!“: Die interne Diskussion
Haustiere in einer wissenschaftlichen Bibliothek – das gibt es entweder nur auf Gemälden und auf Fotos in Social-Media-Plattformen. Oder in Gestalt eines Blindenhundes, dem vermutlich alle Bibliotheksbenutzungsordnungen eine Art geduldetes Aufenthaltsrecht gestatten. Sollen Haustiere, zum Beispiel Hunde, in den Dienst einer solchen Bibliothek treten, kann schnell bei der einen oder anderen Kollegin die berufliche Offenheit für Weiterentwicklungen abrupt enden. Die meisten Leserinnen dieses Artikels benötigen vermutlich auch nicht viel Phantasie, sich dazu die passende Lebhaftigkeit vorzustellen. So war es auch an der SLUB und einigen anderen wissenschaftlichen Bibliotheken, die von diesem neuen Angebot hörten. Neben jene Haltung traten auch sachliche Gegenargumente: Tierhaarallergie, Haftungsfragen für den Fall einer Hundeaggression, personeller Aufwand sowie der Verweis auf andere Einrichtungen auf dem Campus, die die mit jenem neuen Angebot verbundene konzeptionelle Zielstellung (Prüfungsstressprävention, Stressmanagement) bereits mit anderen Angeboten verfolgen. Aber der Reihe nach. Tierhaarallergie: Ja, Tierhaarallergien gibt es. Viele Besucherinnen erwarten vermutlich eine tierhaarfreie Bibliothek. Auch aus diesem Grund findet dieses Lernpausenangebot im Freien statt, im Bibliotheksgarten. Aggressives Hundeverhalten: Was auch immer Therapiebegleithunde sind, etwas sind sie genau nicht: zur Aggression neigend oder verleitbar. Sie bzw. ihre Fachkraft (das ist in der Regel die Hundeeigentümerin) müssen zuvor eine besondere Betriebsgenehmigung und Haftpflichtversicherung nachweisen. Ferner sind sie für solche Situationen ausgebildet und unterliegen einem berufsverbandlichen Audit, das nicht nur solche Anforderungen, sondern auch tierethische Standards umschließt (s. o.). Personeller Aufwand: Es handelt sich um eine eingekaufte Dienstleistung. Der personelle Planungs- und Durchführungsaufwand ist im Regelbetrieb daher gering, ca. 8 h/Semester. Anbieterkonkurrenz: Angebote mit dieser konzeptionellen Zielsetzung findet man auf dem Campus bereits, z. B. als Teil der Psychosozialen Beratungsangebote des Studierendenwerks oder, selten, der eigenen Hochschule. So auch in Dresden. Unsere Gespräche mit den Ansprechpartnerinnen ergaben, dass nicht nur coronabedingt die Nachfrage Studierender nach psychologischen Unterstützungsangeboten enorm gestiegen ist und dass dieser Bedarf nicht annährend abgedeckt werden kann. Die SLUB nehmen sie auch deswegen nicht als Konkurrenz, sondern als Kooperationspartner wahr.
Gewissermaßen als (internes) Gegenstück zu jener eingangs genannten Haltung stand (und steht) die Überzeugung, dass dieses Konzept Hand und Fuß hat und die Haltung: Im Zweifel ausprobieren! Die rührt schon aus dem Tagesgeschäft der Benutzungs- oder Servicebereiche der SLUB, in denen vieles immer wieder neu ist, für das es also kein exakt passendes Verfahren gibt. Wer beispielsweise an Servicetheken oder im Beschwerdemanagement täglich arbeitet, weiß, wovon wir schreiben: Viele Fälle sind und bleiben individuelle Einzelfälle, für die kein Prozessablauf, kein Metadatenschema, keine Katalogisierungsregel passt. Insofern ist in diesen Arbeitsbereichen mit direktem Kundenkontakt die Offenheit für Unbekanntes gewissermaßen berufliche DNA. Die wurde in diesen Arbeitsbereichen zu einer Probierkultur weiterentwickelt, auf die auch diese Idee zu jenem Angebot traf. Nach Prüfung des Konzeptes, der Risiken und Chancen hieß es dann: Klingt verrückt, aber lasst es uns ausprobieren!
7 So geht’s weiter
Der Testlauf verlief erfolgreich und bereicherte das Lernraum-Serviceportfolio als neues Angebot. Es macht die Bibliothek sichtbarer und festigt ihren Ruf als Anbieter professioneller Lernumgebungen. Ob der starken Nachfrage wird es in jeder Prüfungszeit angeboten, d. h. im Sommer- und im Wintersemester. Um dieses Konzept weiterzuentwickeln, um Erfahrungen mit Berufskolleginnen überregional zu teilen und um den vielen Nachfragen von Interessierten nachkommen zu können, haben wir das Netzwerk TIERB (Tiere erobern Bibliotheken) ins Leben gerufen, das seine Arbeit im vierten Quartal 2023 aufgenommen hat. Eintragungen sind möglich unter: TIERB@slub-dresden.de. Nicht zuletzt war dieses Angebot der Anstoß, ähnliche Angebote zu bündeln, weiterzuentwickeln und unter dem Dach eines Servicebereichs zu bewerben, den wir fortan Study-Life-Balance nennen. Das sind Lernraum-Services, die auf die mentale Lernunterstützung Lernender zielen, z. B. Schreibberatungen (u. a. im Format Spaziergang), prokrastinationspräventive Workshops, Yoga basierte Konzentrationstrainings (Kurztraining) und Arbeitsräume für Lärmsensible. Für einen Teil dieser Services ist die SLUB nur der Durchführungsort; sie werden in Kooperation mit dem studentischen Gesundheitsmanagement der TU Dresden, dem Hochschulsportzentrum der TU Dresden, dem Studierendenwerk Dresden, den örtlichen Krankenkassen oder Dienstleistern in der SLUB realisiert.
Über die Autoren

Pauline Geissert

Jens Ilg
Literaturverzeichnis
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© 2023 bei den Autoren, publiziert von Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston
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Artikel in diesem Heft
- Titelseiten
- Editorial
- Zum Themenschwerpunkt „Fehlerkultur in Bibliotheken“
- Themenschwerpunkt: Fehlerkultur in Bibliotheken
- „Man macht natürlich Fehler“: Interview mit Petra-Sibylle Stenzel
- Lassen Sie uns über das Scheitern bzw. den Umgang mit Misserfolgen sprechen: Ein Interview mit Dietrich Rebholz-Schuhmann
- Lassen Sie uns über das Scheitern bei Projekten mit kommerziellen Partnern sprechen: Ein Interview mit Andreas Degkwitz
- Fehler, Irrtümer und andere Wortklaubereien – Eine notwendige Auseinandersetzung mit Begrifflichkeiten
- Nie zu Ende: Professionelle Dilemmata im Bibliotheksberuf
- Weniger Fehler durch Lern-Lehr-Orientierung in der Wissensarbeit
- Glück im Unglück – wie wird das Scheitern als Lerngelegenheit in deutsch- und englischsprachigen Bibliothekscommunities genutzt?
- Über die Bedeutung des Spaßfaktors in Forschungsprojekten – Ein Erfahrungsbericht
- Quer im Feld? Ein Annäherungsversuch an die Fehlerkultur einer Mittelschulbibliothek aus der Perspektive einer Quereinsteigerin
- Psychologische Sicherheit und ihre Bedeutung für eine gesunde Fehlerkultur
- Fehlerkulturen in Organisationen: Was sie uns sagen und wie wir aus ihnen lernen können
- DH, wir müssen reden! Eine Konversation über das Scheitern in den Digital Humanities
- Fehlerkultur – Leitbild für Bibliotheken
- Eine Bibliografie des Scheiterns im Bibliothekswesen
- Zukunftsgestalter
- Gemeinsam InTakt – mit Veeh-Harfen® die Welt der Musik entdecken
- Mobile Jugendarbeit im Europaviertel
- Kreative Freiräume – Dritte Orte an den Leipziger Städtischen Bibliotheken
- Mit Augmented Reality orientieren, navigieren, vernetzen – eine App für die Zentralbibliothek Düsseldorf im KAP1
- Kommt ein Hund in die Bibliothek: Neuer Lernraumservice
- Fragmentarische Fundstücke – NS-Provenienzforschung in modernen Universitätsbibliotheken
- Sonstige Beiträge
- Die Digitalisierung von kulturellem Erbe am Beispiel von Liebesbriefen
- Aufgabenprofile im Wandel: Bibliotheken in der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur
- Rezensionen
- Geschichte des deutschen Buchhandels im 19. und 20. Jahrhundert. Im Auftrag des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels herausgegeben von der Historischen Kommission. Band 5. Im Auftrag der Historischen Kommission herausgegeben von Christoph Links, Siegfried Lokatis und Klaus G. Saur in Zusammenarbeit mit Carsten Wurm: Deutsche Demokratische Republik. Teil 2: Verlage 2. IX, 592 Seiten. Abbildungen und Tabellen. Berlin, Boston: De Gruyter, 2023. ISBN 978-3-11-056529-4, 169,95 €
- Lux, Claudia: Praxishandbuch richtige Lobbyarbeit für Bibliotheken (De Gruyter Reference). Berlin, Boston: De Gruyter, 2022. 383 S. Ill., gebundene Ausgabe, ISBN 978-3-11-067333-3
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