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Quellen und Forschungen zur Literatur- und Kulturgeschichte

  • Herausgegeben von: Mark-Georg Dehrmann und Christiane Witthöft
ISSN: 0946-9419
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Die traditionsreiche Reihe QUELLEN UND FORSCHUNGEN ZUR LITERATUR- UND KULTURGESCHICHTE, deren Ursprung auf das Jahr 1874 zurückgeht, gehört zum festen Bestand renommierter Publikationsforen der Deutschen Literaturwissenschaft. Von Mark-Georg Dehrmann und Christiane Witthöft herausgegeben, präsentieren die QUELLEN UND FORSCHUNGEN hochwertige wissenschaftliche Arbeiten, die literarische Texte im Zusammenhang mit kulturhistorischen Phänomenen, besonders auch mit den anderen Künsten, untersuchen. Philologische Studien mit transdisziplinärem Ansatz sind ausdrücklich erwünscht. Der Schwerpunkt der Serie liegt auf der deutschen Literatur vom Mittelalter bis in die Gegenwart.

Da die kulturgeschichtliche Ausrichtung der Reihe Aspekte interkultureller Erfahrung und nationaler Fremdwahrnehmung einbegreift, stehen die QUELLEN UND FORSCHUNGEN im Einzelfall aber auch komparatistischen Arbeiten offen. Veröffentlicht werden Monographien, Dissertationen und Habilitationsschriften. Die Maßstäbe für die Aufnahme in die Reihe bilden wissenschaftliche Relevanz und Exzellenz in Methode und Darstellung.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2024
Band 104 (338) in dieser Reihe

Schon bevor Friedrich von Hardenberg Ende der 1790er Jahre zum Romantiker ‚Novalis‘ wird, war er literarisch überaus aktiv. Viele der während seiner Schul- und frühen Studienzeit zwischen 1788 und 1791 entstandenen Gedichte, Erzähltexte, Listen, Notizen, Essays, Übersetzungen, Versepen- und Dramenentwürfe sind für den Autor später durchaus untypisch und zeigen einen anderen Hardenberg als den bekannten. Sie geben Auskunft über die intellektuelle Sozialisation eines der bedeutendsten Autoren um 1800. Ihr Einbezug ermöglicht überdies allerlei frische Deutungszusammenhänge und Kontextbezüge für das Gesamtwerk. Durch die Lupe des Jugendnachlasses wird der Blick zudem nah heran an die Synthesen und Spannungen des 18. Jahrhunderts gelenkt, und so macht seine Untersuchung auch untergründige Verbindungen von Spätaufklärung und Romantik sichtbar. Und schließlich bietet die Editionsgeschichte dieser Texte auch neue Perspektiven auf das Nachlassbewusstsein im 19. Jahrhundert.

Die sechszehn Beiträge des Bandes beschäftigen sich mit diesem bisher weitgehend unbekannten Korpus und seinen Kontexten sowie seinen Konsequenzen im Hardenberg’schen Gesamtwerk und darüber hinaus. Zudem enthält der Band die Edition von sechzehn neu zugeschriebenen Dichtungen. So lässt sich auch bei einem so prominenten Autor im Wortsinne des Pseudonyms ‚Novalis‘ immer noch ‚Neuland bestellen‘.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2024
Band 103 (337) in dieser Reihe

Die vorliegende Studie verbindet erstmals die Entwicklung der utopischen Literatur der Jahre 1720–1820 nicht nur mit derjenigen des praktisch-philosophischen Denkens dieser Zeit, sondern setzt beide auch in Verbindung mit einem dritten, romanpoetologischen Diskurs: der pragmatischen Geschichte.

Im 18. Jahrhundert durchläuft das utopische Denken eine wichtige Veränderung: Während Utopien im 16. und 17. Jahrhundert den Zustand des vollkommenen Menschen und seiner idealen Gesellschaft vorstellten, interessieren sie sich nun verstärkt für die Entwicklung, die der Mensch von seinem jetzigen unvollkommenen hin zu jenem vollkommenen Zustand nehmen muss, und für die Möglichkeiten, die er von Natur aus hierfür mitbringt. Diese in der Forschung als Dynamisierung und Subjektivierung der Utopie bekannt gewordene Gattungsentwicklung geht einher mit dem zeitgleichen Trend zu einer verstärkt anthropologischen und psychologischen Grundlagentheorie in der Moral- und Rechtsphilosophie sowie der Ästhetik. Vom Naturzustand zum Idealzustand: Diese Perspektive erfordert schließlich auch eine erzählerische Innovation, welche die Zeitgenossen unter dem Rubrum Historia Pragmatica fassen. Das ursprünglich aus der Historiographie stammende und über die Philologie und Moralphilosophie in die Romanpoetik übergegangene Paradigma pragmatischer Geschichte fühlt sich einem anthropologischen Realitätssinn ebenso verpflichtet wie einem moralischen Vervollkommnungsideal, liefert damit eine bestimmte Legitimation der Fiktion und bildet das Fundament für jene charakteristische Erneuerung der Utopie, wie sie bis in die Romantik wirkt.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2022
Band 102 (336) in dieser Reihe

Kaum eine philosophische Strömung hat das deutschsprachige 18. Jahrhundert so nachhaltig geprägt wie der Rationalismus Leibniz-Wolffscher Prägung. Und kaum eine Frage hat die zeitgenössischen Diskurse so entschieden beeinflusst wie die nach der Beziehung von Sinnlichkeit und Verstand und der damit verbundenen Vorstellung vom Menschen.

Auf breiter Textbasis und in eingehender Quellenarbeit rekonstruiert die Studie das facettenreiche Verhältnis von Sinnlichkeit und Verstand anhand zentraler Denkstrukturen und Termini in Psychologie, Moralphilosophie und Kunsttheorie und legt so die konzeptuellen und theoriegeschichtlichen Bedingungen einer Aufwertung der Sinnlichkeit zu Beginn des 18. Jahrhunderts frei. Wolff und Gottsched erweisen sich nicht als Vorgeschichte einer fortschrittlichen, an der Sinnlichkeit orientierten Kunsttheorie, sondern, wie Baumgarten, als ein sie bestimmender Teil. Die in ihren Schriften artikulierten, durchaus positiven Konzeptionen von Sinnlichkeit haben die Rezeption sinnlichkeitsorientierter Konzepte britischer oder französischer Denker ermöglicht. Und so lässt sich über Lessing, Sulzer und Mendelssohn bis hin zu Herder, Schiller und Goethe die Wirkmacht der rationalistischen Sinnlichkeit verfolgen.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2020
Band 101 (335) in dieser Reihe
Die Vorstellung, dass Gleiches sich gerne zu Gleichem geselle, ist so alt wie das menschliche Nachdenken über Beziehungen selbst und prägt auch die höfische Literatur des Mittelalters, in der insbesondere die Gleichheit des sozialen Status sowie äußerer und innerer Idealität beziehungskonstituierend wirkt. Im 13. Jahrhundert entstehen dann allerdings einige Romane, die dieses Prinzip problematisieren und hinterfragen: Weshalb ist Ähnlichkeit eine Bedingung für ideale Beziehungen? Welche Merkmalsgleichheiten sind relevant, welche nicht? Und was geschieht mit denen, die bestimmten Ähnlichkeitsnormen nicht entsprechen? Die vorliegende Studie untersucht erstmals systematisch die narrativen Inszenierungen von Ähnlichkeit in vier späthöfischen Romanen, in denen dieses elementare Beziehungsprinzip der Gleichheit ins Zentrum des Erzählens rückt und sowohl die Handlungsstruktur als auch die Figurenkonstellation maßgeblich bestimmt. Auf einen kulturhistorischen Überblick über die Grundlagen mittelalterlichen Ähnlichkeitswissens folgen vergleichende Detailanalysen von Konrad Flecks ‚Flore und Blanscheflur‘, Rudolfs von Ems ‚Barlaam und Josaphat‘, Konrads von Würzburg ‚Engelhard‘ und Ulrichs von Etzenbach ‚Wilhalm von Wenden‘.
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2021
Band 100 (334) in dieser Reihe
Ernst Jüngers Texte durchzieht ein dichtes Netz von Metaphern und Begriffen, die der Paläontologie und Vorgeschichtsforschung entlehnt sind. Die vorliegende Studie rekonstruiert erstmals systematisch die Anverwandlung paläobiologischer, geologischer und historiographischer Diskurse in werkchronologischer Ordnung. Sie eröffnet dabei neue, wissens- und wissenschaftsgeschichtlich konturierte Perspektiven auf Jüngers Mythisierung von Geschichte.
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2020
Band 99 (333) in dieser Reihe
Insel, Höhle und Wald sind im 12. Jahrhundert Schauplätze ganz besonderer Jenseitserzählungen. Die Protagonisten betreten auf körperliche, nicht-visionäre Weise das Paradies oder purgatoriale Räume, machen außerweltliche, endzeitliche Erfahrungen und kehren unbeschadet in die Welt zurück. ‚Erzählen im Zwischenraum‘ untersucht die narratologischen Explikationen dieses epistemologischen Problems – diachron, diskurshistorisch, kulturwissenschaftlich.
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2020
Band 98 (332) in dieser Reihe

Anhand der transatlantischen Rezeptionslinie Goethe, Emerson, Whitman, Thomas Mann rekonstruiert die Studie eine vernachlässigte Facette der Literaturgeschichte: das Programm einer kollektiven Poetik. Bestimmend für diesen Ansatz ist der Versuch, das moderne Leben in der ganzen, reichen Mannigfaltigkeit seiner intellektuellen und sozialen Erscheinungsformen abzubilden, ohne zugleich das Bestreben einer lockeren Einheitsbildung aufzugeben. Gestalt erhält dieses Unterfangen einerseits in Aspekten der poetischen Form (Teil-Ganzes-Beziehung, Stimmenvielfalt, ironische Erzählhaltung), andererseits in gesellschaftlichen Strukturen und Positionen (Liberalität, Demokratie, Individualität). Die Genese der Kollektivpoetik ist dabei wesentlich geknüpft an die Gründung der Vereinigten Staaten als einer ebenso außerordentlichen wie eigenständigen Kulturnation; der kollektivpoetische Text setzt das Leitbild der USA, ja der offenen Gesellschaften insgesamt literarisch ins Werk: E pluribus unum.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2019
Band 97 (331) in dieser Reihe
Die vorliegende Studie untersucht erstmals systematisch und umfassend Mediävalismus im Werk Stefan Georges. Sie liefert der Forschung damit wichtige Erkenntnisse zu poetischen Verarbeitungen europäischen Kulturerbes bei George, die bislang vor allem mit Schwerpunkt auf Klassizismus und Renaissancismus untersucht worden sind. Die besondere Bedeutung von Georges Mittelalter-Imaginationen zeigt sich nicht zuletzt in ihrer großen Wirkmacht zu Beginn des 20. Jahrhunderts, vermittelt unter anderem durch den George-Kreis.
Der Begriff ‚Mediävalismus‘ wird neu gefasst und verstanden als doppelseitiges Phänomen aus Rezeption und Imagination. Untersucht werden Formen, Funktionen und Entwicklungen mediävalisierender Bezugnahmen vom Buch der Sagen und Sänge (1895) bis zum Spätwerk Das Neue Reich (1928). Genaue Einzelanalysen sowie übergreifende Kontextualisierungen erweisen Georges Mediävalismus als ein intrikates Spiel mit Zitaten, Andeutungen, historischen Überblendungen und poetologischen Reflexionen. Am Beispiel Georges beleuchtet die Studie damit zugleich die Hybridität und Vielschichtigkeit des Phänomens Mediävalismus insgesamt.
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2019
Band 96 (330) in dieser Reihe

Die Studie untersucht erstmals umfassend eine zentrale Denkform des 18. Jahrhunderts: die Gradation. Ursprünglich eine Ordnungsidee der Naturlehre, erfährt sie seit dem 17. Jahrhundert einen weitreichenden Wandel. Die Gradation wird zu einer Beschreibungs- und Ordnungsfigur, mit deren Einsatz sich graduell-intensive Verlaufsformen erfassen und herstellen lassen. So befassen sich Rhetorik, Philosophie und Ästhetik ausgiebig mit der Ablösung statischer Sprach-, Emotions- und Erkenntnismodelle, die zunehmend zugunsten eines allumgreifenden Gradualismus abgelöst werden. In der Literatur avanciert insbesondere das Drama zu einem Schauplatz intensiver Steigerungsfiguren und nuancierter Darstellung, welche auch in der Musik seit Mitte des 18. Jahrhunderts in Form des Crescendo Einzug halten. Die dabei entstehenden Crescendo-Kulturen deuten auf Transformationen und Transgressionen der gradationalen Denkform gleichermaßen hin. Mit der Gradation wird somit eine zentrale diskursübergreifende und –bündelnde Figur ins Zentrum gerückt, die nicht nur kanonische Texte aus neuer Perspektive erschließt, sondern auch heute als bestimmend für menschliche Denkstrukturen und Darstellungsweisen gelten kann.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2018
Band 95 in dieser Reihe

Welche Rolle spielen Raumentwürfe für die Mikro- und Makrostruktur narrativer Texte? Wie werden mithilfe räumlicher Strukturen auch nichträumliche Konzepte codiert, und wie werden diese Raumentwürfe im Wiedererzählen von Antike zu Mittelalter transformiert? Die Studie analysiert die narrativen Raumentwürfe des Apollonius von Tyrland Heinrichs von Neustadt (um 1300) und seiner spätantiken Vorlage, der Historia Apollonii Regis Tyri aus raum- und transformationstheoretischer Perspektive. Sie diskutiert zunächst kritisch ein mögliches raumanalytisches Instrumentarium, das den besonderen interpretatorischen Herausforderungen vormoderner Texte gerecht wird. In Detailanalysen werden die Raumentwürfe beider Texte und die ihnen zugrundeliegende Raumordnung herausgearbeitet. Im Mittelpunkt stehen Techniken der semantischen Aufladung narrativer Raumentwürfe, die Funktionsweisen von Grenzen und der Zusammenhang von Raum und Figurenhandeln. Diese Untersuchungsschwerpunkte erlauben nicht nur eine Gesamtinterpretation des Apollonius, sie machen auch die engen Verknüpfungen von Raum, Herrschaft und Geschlecht sichtbar, die beide Bearbeitungen des Apolloniusstoffes wesentlich prägen.     

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2019
Band 94 (328) in dieser Reihe
Die Arbeit untersucht, wie in Friedrich Hölderlins zwischen 1800 und 1806 geschriebenen Gedichten in der Verbindung unterschiedlicher religiöser und (natur-)wissenschaftlicher Diskurse und Traditionen eine 'Neue Religion' konzipiert wird. In der eingehenden Analyse der Gedichte 'Der Nekar', 'Der Wanderer', 'Heimkunft', 'Der Einzige' und 'Germanien' werden die religions- und diskursgeschichtlichen Hintergründe der in den Texten beschriebenen göttlichen Mächte erarbeitet. Die Untersuchung zeigt, dass dafür weniger die in der Forschung vielfach behauptete synkretistische Verknüpfung unterschiedlicher Wissensbestände von Bedeutung ist. Entscheidend ist vielmehr die Ambiguität der von Hölderlin verwendeten Begriffe, Konzepte und syntaktischen Verknüpfungen. Deren Vielschichtigkeit eröffnet unterschiedliche Konnotationsräume, innerhalb derer die Texte das Göttliche beschreiben. Auf diese Weise zeigt die Arbeit erstmals umfänglich, aus welchen traditionsgeschichtlichen Quellen sich die religiösen Vorstellungen von Hölderlins späten Gedichten speisen und wie sie diese miteinander sowie mit zeitgenössisch aktuellen Wissensbeständen verbinden, um eine 'Neue Religion' zu entwerfen.
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2018
Band 93 (327) in dieser Reihe

Seit dem Spätmittelalter entstehen zunehmend differenzierte Theorien der Meditation, denen eine zentrale und konfessionsübergreifende Bedeutung für die Ästhetik des geistlichen Theaters im deutschsprachigen Raum des 16. Jahrhunderts zukommt. Die Studie rekonstruiert das Konzept der ‚Betrachtung‘ als Leitmodell für die Rezeption geistlich geprägter Theaterformen. Sie erschließt in materialnahen Untersuchungen den Einfluss meditativer Traditionen auf theatrale Stoffe, Szenentypen und Figurenkonzeptionen sowie auf Modelle der affektiven und imaginativen Wirkung. Im Zentrum steht eine vergleichende Analyse von Dramen mit Todes-, Endzeit- und Passionsthematik. Die Arbeit berücksichtigt vorreformatorische, katholische, lutherische und reformierte Texte und revidiert mithilfe bislang unausgewerteter Quellen das überkommene Bild einer protestantischen Skepsis gegenüber dem geistlichen Spiel. Im Ergebnis zeigt sich: Die Theatergeschichtsschreibung hat die Persistenzen spätmittelalterlicher Frömmigkeit, die interkonfessionellen Verflechtungen und die innerkonfessionellen Widersprüchlichkeiten in den Dramentraditionen der Reformationszeit bislang unterschätzt.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2018
Band 92 (326) in dieser Reihe

Im ersten Teil wird der Text des Karlsruher Originalmanuskripts samt der Wiener Variante "König Frondalpheo" zum ersten Mal publiziert.

Der zweite Teil untersucht die Themenabhängigkeit von einer durch Englische Komödianten vermittelten Version des Shakespeareschen Wintermärchens. Motive und Probleme aus dem Bereich der Wanderbühne und des Volksmärchens, der dramaturgische Aufbau und die Realisierung auf der Bühne sind weitere Schwerpunkte der Arbeit.

Der dritte Teil verzeichnet die erhaltenen Wanderbühnendramen, deren Rezeptionswege und Aufführungsdaten. Repertoirelisten bekannter Wandertruppen, deren Komödianten und Bühnenrollen ermöglichen einen umfassenden Überblick über das Bühnengeschehen und dessen Entwicklung in der Anfangsphase des deutschen Berufstheaters.

Da Laurentius von Schnüffis während der zehn Jahre seiner Komödiantenzeit wahrscheinlich mehr als nur einen Spieltext für seine Truppe geschrieben haben dürfte, eröffnet sich hier ein Forschungsgebiet und die Motivation, die Autorenfrage für bisher anonyme Spieltexte anhand sprachlicher Kriterien neu aufzuwerfen und zu klären.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2017
Band 91 (325) in dieser Reihe

Freundschaft und Legenden stehen immer wieder im Fokus mediävistischer Untersuchungen, doch nur selten wird Freundschaft in Legenden perspektiviert und fast gar nicht in Ordengründerlegenden. Diesem Umstand widmet sich nun die vorliegende Studie, wenn sie sowohl die lateinischen, als auch die volkssprachlichen Erzählungen des 13.-15. Jahrhunderts analysiert. Die im Zentrum stehenden OrdensgründerInnen (Birgitta, Klara, Bruno, Dominikus, Franziskus, Norbert und Robert) sind jeweils Teil eines komplexen Relationsgefüges. Gott, ihre Gemeinschaft und die Institution Kirche stellen in den Erzählungen konkurrierende Geltungsansprüche an sie. Mit Hilfe eines systemtheoretischen Freundschaftsbegriffs werden in den Texten sowohl die Differenzen markiert, als auch die übergreifenden Funktionen des Erzählens skizziert. Es sind die Semantiken, Narrative und Figurationen der Freundschaft, die die divergenten Relationen ausgleichen und das legendarische Erzählen stabilisieren. Freundschaft erweist sich also als Konstituens der Ordensgründerlegende, ein wichtiges Ergebnis für die historische Ordens- und Freundschaftsforschung, aber ebenso für die narratologische Legendenforschung.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2018
Band 90 (324) in dieser Reihe

Mandevilles Reisen (um 1370) stehen für eine Vielzahl handschriftlicher und gedruckter Überlieferungen in nahezu allen europäischen Volkssprachen und sind ein für die europäische Wahrnehmung des Fremden grundlegendes Narrativ. Aus dezidiert christlicher Perspektive beschreiben sie die Welt des späten Mittelalters und bedienen sich dabei in einer raffinierten Zusammenlesung anderer Texte des tradierten Wissens über fremde Länder, Völker, Sitten und Religionen.

Die Untersuchung widmet sich der Darstellung des fremden Religiösen und analysiert, unter Berücksichtigung der Relationen zwischen der Topographie und der in ihr situierten Religionen und Rituale, die Semantisierungs-, Wertungs- und Reflexionsprozesse, über die in Handschriften und Frühdrucken das Verhältnis zwischen Fremdem und Eigenem unterschiedliche Akzente erfährt. Dabei zeigt sich erstens, dass je nach Entstehungskontext und Überlieferungsform die Textlogiken der einzelnen Versionen stark variieren, und zweitens, dass die Reisen bei weitem nicht so tolerant dem fremden Religiösen gegenüber sind, wie bisher von der Forschung angenommen wurde. Vielmehr setzen sie sich kritisch mit dem Glauben der Fremden und den Praktiken und Institutionen der eigenen Kirche auseinander.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2017
Band 89 (323) in dieser Reihe

Die interdisziplinäre Studie zum Text-Bild-Verhältnis geht der Frage nach, wie der Ausdruck der ‚vremde‘ in den illuminierten Handschriften des Parzival Wolframs von Eschenbach konnotiert ist.
Die sprachliche Untersuchung ausgewählter Textzeugen (Cgm 19, cpg 339 und Cod. AA 91) gibt Aufschluss über die Semantik der ‚Fremde‘ zwischen der Mitte des 13. und der zweiten Hälfte des 15. Jh. Die Bildanalyse widmet sich den zeitgenössischen stereotypen Vorstellungen von ‚vremde‘ und zeigt z.B. auf welche Weise Feirefiz als ‚heide‘ dargestellt ist. Weiterhin wird erkennbar, wie bildgestalterische Mittel quasi rhetorisch zur visuellen Umsetzung mit den semantischen Teilbedeutungen der ‚vremde‘ beitragen. Das reicht von inhaltlichen dargestellten Details – etwa wenn Cundrie einen Eberzahn erhält – bis hin zu formalen Gestaltungelementen wie Farbe oder Bildaufteilung. Die Untersuchung trägt zur Forschungdsdiskussion bebilderter Handschriften bei und plädiert für die Untersuchung eines Codex als Gesamtwerk. Textuelle und bildliche Inhalte sind für die Wahrnehmung und Interpretation durch den Betrachter ebenso relevant wie die Schrift, die Seitengestaltung und die gesamte Materialität.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2017
Band 88 (322) in dieser Reihe

Schillers Anthropologie und die Philosophische Anthropologie – dahinter stehen zwei Denksysteme mit zahlreichen Parallelen. Während den Theorien selbst in den letzten Jahrzehnten große Aufmerksamkeit geschenkt wurde, ist die Analogie zwischen ihnen bislang nur wenig erforscht.

Die Studie nutzt Schlüsselbegriffe und konstante Denkfiguren, die aus den Werken Schelers, Plessners und Gehlens herausgearbeitet und vor ihrem wissenschaftlichen wie gesellschaftlichen Hintergrund erklärt werden, zu dem heuristischen Zweck einer Neuinterpretation der schillerschen Philosophie vom Menschen. So deckt der typologische Vergleich zwischen den Schriften des späten 18. und des frühen 20. Jahrhunderts strukturelle Parallelen ihrer gedanklichen Konfliktsituationen auf und macht Schillers Theorie vom Menschen als spezifische Philosophie der Moderne begreiflich, die auf die Krisenerfahrungen ihrer Epoche mit einer ästhetischen Anthropologie der Freiheit unter der Bedingung menschlicher Lebendigkeit antwortet.

Auf diesem Wege eröffnen sich neue Perspektiven, durch die der Anthropologe Schiller gegenüber dem 'Moraltrompeter von Säckingen' ins rechte Licht rückt und Spannungen seines Denkens, wenn auch nicht aufgelöst, so doch verständlich gemacht werden.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2017
Band 87 (321) in dieser Reihe

Faszination ist eine zentrale Form ästhetischen Erlebens in der Gegenwart, deren Merkmale und historisches Profil bislang nur ansatzweise beschrieben sind. Ausgehend vom modernen Verständnis von Faszination entwickelt die begriffsgeschichtlich breit fundierte Untersuchung einen formalen Begriff dieser ästhetischen Emotion, der für zwei bedeutende Epochen der ästhetischen, poetologischen und semiotischen Theoriebildung – die griechische Antike und das 18. Jahrhundert – diskutiert wird. In der Auseinandersetzung mit antiken Konzepten der Metapher und des Erhabenen sowie mit ästhetischen Positionen bei Addison, Mendelssohn, Klopstock, Hamann, Kant, Stewart und Goethe werden grundlegende Erklärungskomponenten für die Entstehung und Wirkung sprachlich induzierter Faszination aufgezeigt. Ästhetische Faszination ist kein Pathos-, sondern ein Tiefenkonzept. Sie resultiert aus einer Divergenzerfahrung in der Prozessierbarkeit von Sinnlichkeit und Bedeutung. Faszination bewirkt keine Verabschiedung, sondern eine Stimulierung des Intelligiblen.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2017
Band 86 (320) in dieser Reihe

Das Libretto ist die vielleicht letzte terra incognita der Literaturwissenschaft. Doch einmal vom Status einer randständigen Gattung entkleidet, offenbart es seine ästhetischen Qualitäten, intertextuellen Bezüge und weitreichende Bedeutung innerhalb der deutschen und europäischen Literatur und ihrer Debatten.
Die ,Librettologie‘ präsentiert das Libretto als eigenständiges Kunstwerk und verdeutlicht zugleich seine Ausrichtung auf die transmediale Gattung Oper.
Als Musik- und Lesetext schließt der ‚Alceste‘-Stoff mit sieben deutschen, französischen und italienischen Libretto-Bearbeitungen (u. a. von v. König, Quinault, Calzabigi/du Roullet) die großen Barockromane ‚Aramena‘, ,Römische Octavia‘ und ‚Asiatische Banise‘ mit der französischen ‚Querelle‘ zusammen und leitet mit seinen Vertonungen (u. a. durch Schürmann, Lully, Gluck) hin auf eine ausführliche Analyse von C. M. Wieland und Anton Schweitzers ‚Alceste‘, in der sich die Tendenzen des 17. und 18. Jahrhunderts exemplarisch bündeln lassen.
Die Studie liefert eine ausführliche historische wie methodische Einführung, die sie als Einstieg für den musikologisch nicht vorgebildeten Leser nutzbar macht und zugleich an den aktuellen Stand der Forschung anschließt.

Buch Open Access 2016
Band 85 (319) in dieser Reihe

Die vorliegende Studie geht von dem überraschenden Befund aus, dass an keiner deutschsprachigen Universität vor 1933/38 so viele Frauen im Fach Deutsche Philologie habilitiert wurden wie in Wien. Um die Frage zu klären, wie es zu dieser Entwicklung gekommen ist, widmet sich die Verfasserin zunächst der Wissenschafts- und Institutionengeschichte der Wiener Germanistik von 1848 bis 1938, hier insbesondere der herrschenden Berufungspraxis, der Amtszeit des Neugermanisten Walther Brecht und dem sich wandelnden Status der Privatdozentur. Darauf aufbauend folgen differenzierte wissenschaftshistorische Portraits der drei Privatdozentinnen Christine Touaillon (1878-1928), Marianne Thalmann (1888-1975) und Lily Weiser (1898-1987). Auf Basis einer Vielzahl bislang unbeachteter und komplexer Quellen und durch die umsichtige Verschränkung von Struktur-, Wissenschafts- und Methodengeschichte werden mit Blick auf übergreifende fachliche Entwicklungsprozesse die Rahmenbedingungen universitärer Karrieren von Frauen in der Germanistik vor 1938 rekonstruiert und gleichzeitig wird eine differenzierte Fachgeschichte der Disziplin Deutsche Philologie in Wien im späten 19. Jahrhundert und im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts entworfen.

Die Open-Access-Publikation wurde vom Österreichischen Wissenschaftsfond (FWF) gefördert .

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Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2016
Band 84 (318) in dieser Reihe

Die literarische Darstellung von Herr-Knecht-Beziehungen gewinnt im Verlauf des 18. Jahrhunderts an Brisanz, weil das Gottesgnadentum als Begründung für monarchische Herrschaftsansprüche nicht mehr anerkannt wird. In Folge dessen werden Herr- und Knechtschaftsverhältnisse – auch in der Literatur – neu gedacht. Dennoch liegt bis dato keine gattungs- und epochenübergreifende literaturwissenschaftliche Studie zum Thema vor. Die vorliegende Arbeit sucht diese Lücke zu schließen. Aus ideengeschichtlicher Perspektive werden exemplarische literarische Texte u.a. von Beaumarchais, Brecht, Diderot, Grillparzer, Hofmannsthal, Horváth, Strindberg, Tolstoi und R. Walser analysiert und vor dem Hintergrund paradigmatischer, epochen- und gattungsübergreifender Modelle interdependenter Herrschaft in der Literatur vorgestellt. Auf diese Weise wird deutlich, wie die Literatur vom 18. bis ins 20. Jahrhundert an den herrschaftstheoretischen Debatten ihrer Zeit partizipiert.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2016
Band 83 (317) in dieser Reihe

Die erste historisch-kritische Briefedition der bis auf wenige Ausnahmen unbekannten 195 Schreiben Sophie von La Roches an den Darmstädter Prinzenerzieher Johann Friedrich Christian Petersen bringt für das biografische Alterskapitel Sophie von La Roches überraschende Erkenntnisse. Die Neuidentifizierung des Korrespondenzpartners ist bereits die erste: Bisher war man davon ausgegangen, die Briefe seien an den berühmten Neologen, Hofprediger Georg Wilhelm Petersen, gerichtet. Die ‚mikrohistorische‘ Analyse der Texte ermöglicht es, die politischen Positionen der Schriftstellerin zu rekonstruieren: Ihre Haltung in den zwei letzten in Offenbach verlebten Jahrzehnten war mitnichten resignativ. La Roche nahm nachhaltigen Einfluss auf die Erziehung eines zukünftigen Souveräns und initiierte Heiratsprojekte zwischen Darmstadt, Braunschweig und Großbritannien, um eine restaurative, preußenfreundliche Politik zu befördern.

Die standortgetreue diplomatische Umschrift erlaubt die Lektüre ihrer Briefe mit minimalen editorischen Eingriffen. Die lebhafte Topografie der Schreiben entsprach ihrer Auffassung vom Brief als einem schriftlich fixierten Gespräch. Ausführliche Kommentare erläutern die Sinnzusammenhänge und decken neue Bezüge in La Roches europaweitem Netzwerk auf.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2015
Band 82 (316) in dieser Reihe

Die Studie untersucht das Reichsdenken deutscher Literaten von der Aufklärung bis zur Romantik. Sie verhilft einem zentralen Thema der Sattelzeit aus dem toten Winkel der Disziplinüberschneidung. Das Heilige Römische Reich war für Autoren wie Wieland, Herder, Schiller und Goethe, aber auch für Jean Paul, Eichendorff und Kleist keineswegs eine quantité négligeable, vielmehr stellte es einen wichtigen Bezugspunkt ihres Denkens und Dichtens dar.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2014
Band 81 (315) in dieser Reihe

Den ästhetischen Kategorien „Umriss“ und „Kontur“ kommt innerhalb ästhetischer und erkenntnistheoretischer Diskussionen verschiedenster Epochen zentrale Bedeutung zu. Besonders an Epochenschwellen werden Reflexionen über die erkenntnistheoretischen und produktions- wie wirkungsästhetischen Implikationen von Umrissphänomenen als Medium kunsttheoretischer Abgrenzung ausgestaltet. Anhand der Problemgeschichte dieser Kategorien ergeben sich Diagramme einer Geschichte ästhetischen Denkens in seinen Konstanten, Brüchen und Modifikationsmechanismen.
Die Dissertation zeichnet die Geschichte der ästhetischen Denkfigur ‚Kontur' in signifikanten Stationen nach, von der antiken Wahrnehmungstheorie und Überlieferungen zur Entstehung der Kunst über die Kunsttheorie der italienischen Renaissance und des französischen Klassizismus hin zum Hauptteil der Studie, deren Schwerpunkt die Entwicklung der deutschsprachigen Kunstliteratur bildet: von den Anfängen bei Rivius und Sandrart über Winckelmann und die Kunsttheorie von Klassik, Frühromantik und Realismus bis zu Rilkes Rodin-Studien.
Die der Studie zugrundeliegende Dissertation wurde mit dem Scherer-Preis 2012 der Richard M. Meyer-Stiftung ausgezeichnet (Nachwuchspreis für deutsche Philologie).

Buch Noch nicht erschienen 2026
Band 80 (314) in dieser Reihe

Dämonen und Teufel tauchen in der Literatur des Spätmittelalters häufig und in vielerlei Gestalt auf. In den vorliegenden Studien wird dieser Komplex diabolischer Bedrohungen erstmals mit einem Schwerpunkt auf der mittelalterlichen niederdeutschen Literatur systematisch untersucht – und damit zugleich ein Stück der in der Germanistik tendenziell vernachlässigten niederdeutschen Literaturgeschichte geschrieben. Es stehen drei Gattungstraditionen im Mittelpunkt: die Novellistik, die Exempel und die Legenden.
Neben den niederdeutschen Texten wie ‚Bruder Rausch‘, dem ‚Verlorenen Sohn‘, dem ‚Großen Seelentrost‘, der Zeno‑ und der Brandan‑Legende werden dabei auch – im Sinn einer notwendigen Vergleichsfolie – hochdeutsche, mittellateinische, altfranzösische und mittelniederländische Texte einbezogen.
Als Figuren des Diabolischen gelten dabei nicht nur die narrativ konstituierten Protagonisten, sondern vor allem die spezifischen Umgangsweisen mit jenem negativ Numinosen, dessen Bearbeitung literarische Erfahrungen stets überschreitet. Methodisch geht die Arbeit von dem hermeneutischen Grundanliegen aus, jene Fragen zu finden, auf welche die untersuchten Texte die Antworten darstellen und integriert dabei historisch-anthropologische mit diskursanalytischen Ansätzen.
Das Buch richtet sich an Literaturwissenschaftler und Mediävisten aller Fachrichtungen.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2013
Band 79 (313) in dieser Reihe

Die Übersetzertätigkeit von Friedhelm Kemp, Paul Celan, Ludwig Harig und Volker Braun repräsentiert eine bislang nur teilweise erforschte Hochphase französisch-deutscher Lyrikvermittlung. Unter Einbezug historischer Entstehungskontexte und poetologischer Prämissen untersucht die vorliegende Arbeit Strategien semantischer, klanglicher und metrischer Transformation, mit denen die Übersetzer in der Zielsprache individuelle Lesarten der Ausgangstexte – u. a. von Yves Bonnefoy, René Char, Raymond Queneau, Alain Lance – gestalten. Diese Übersetzungen, so die These, zeugen von einem sich neu herausbildenden Paradigma: dem der poetischen Interaktion.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2013
Band 78 (312) in dieser Reihe

Wie kann anschaulich von vor dem Tod unerfahrbaren Räumen wie der Hölle, dem Fegefeuer oder dem Paradies erzählt werden? Die Monographie nimmt die Gattung der Jenseitsreisen in den Blick und beginnt mit einer Analyse der Jenseitsreise des Apostels Paulus (2 Kor 12,2-4). An diesen Text schließt die apokryphe Paulus-Apokalypse an, deren Jenseitserzählung sich signifikant von der der früheren Petrus-Apokalypse unterscheidet. Um das Verhältnis der beiden Apokalypsen zu klären, wird das sich in der frühjüdischen Tradition herausbildende Erzählverfahren der Jenseitsreise rekonstruiert. Ein zweiter Blick auf die frühchristlichen Apokalypsen zeigt, dass anders als in der Petrus-Apokalypse, die sich auf die pagan-antiken ›spectacula‹ bezieht, in der Paulus-Apokalypse dieses Erzählverfahren konsequent umgesetzt wird. Auf die Analyse frühmittelalterlicher Entwürfe folgt die Untersuchung der suggestiv erzählenden Visio Tnugdali und des Tractatus de Purgatorio S. Patricii, der nicht nur auf komplexe Weise die Patrickslegende voraussetzt, sondern seine eigene Medialität unter Rekurs auf den viktorinischen Symbolismus reflektiert: Das anschaulich erzählte Jenseits wird als ›lesbar‹ in Hinsicht auf eine nichtsichtbare Wirklichkeit verstanden, die es bezeichnet. Am Ende der Arbeit steht die Visio Thurkilli, gleichsam eine ›summa visionum‹.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2013
Band 77 (311) in dieser Reihe

Mit Beginn der Moderne wird Gegenwartsdichtung von einer akademischen Disziplin beobachtet. Umgekehrt stehen Autoren in Bezug zur Fachwissenschaft, die das Wissen über deutsche Literatur ordnet und erweitert. Vorliegende Studie erörtert diesen Bezug erstmals systematisch, indem die Disziplin als Bildungsbegriff verstanden wird. Die jeweilige philologische Disziplin – die von einer transhistorischen und -kulturellen Auffassung des Philologischen als Textumgangsform zu unterscheiden ist – zeigt sich in ihrer bildungsgeschichtlichen, zugleich auch in ihrer produktionsästhetischen Bedeutung für die Dichtung.

Wie lässt sich das philologische Interesse der Poesie als disziplinär konditioniert beschreiben? Für diese Frage werden einzelne Autorschaften und ihre Werke exemplarisch untersucht. An Arno Holz' Dafnis, Thomas Manns Lotte in Weimar, Ernst Stadlers Der Aufbruch, Hermann Brochs Der Tod des Vergil, Albrecht Schaeffers Parzival und Rudolf Borchardts Der Durant wird diskutiert, auf welche Weise moderne Dichtung am Wissensdiskurs der Germanistik partizipiert und sich zu seinen epistemologischen Grundsätzen verhält, um bestenfalls sowohl affirmativ als auch kritisch ihre Problemstellung von ihm aus zu gewinnen.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2013
Band 76 (310) in dieser Reihe

Mit der Frage nach Geld in den Romanen Thomas Manns hat sich die Forschung – über den Romanerstling Buddenbrooks hinaus – bisher nur vereinzelt befasst. Die vorliegende Studie unternimmt vor dem Hintergrund moderner Geldtheorie eine textnahe Analyse, die das Sinn- und Bewusstseinspotential des Geldes bis in die Tiefenstruktur des Oeuvres verfolgt. Wie die Verfasserin zeigt, befinden sich die Romane geldtheoretisch auf der Höhe ihrer Zeit und legen nicht nur den Unsicherheitsfaktor, sondern auch das Faszinationsmoment moderner Geldwirtschaft offen. Kennzeichnend ist dabei eine Engführung der geldzeichentheoretischen Diskussion mit den psychischen Dispositionen der Protagonisten: Thomas Mann erkennt das vertrauenslogische Fundament der modernen Geldwirtschaft und die Entsubstanzialisierungserfahrung, die ihren Ausdruck in der Geldstrommetaphorik findet, nicht nur als politisches, sondern auch als poetisches Problem.

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Band 75 (309) in dieser Reihe

Die Studie begründet, warum die späte Dramatik Friedrich Schillers in Folge der Rezeption der Ästhetiken Kants und Diderots und als Reaktion auf die Französische Revolution einen Publikums- und Öffentlichkeitsbegriff impliziert, der eine große Affinität zu dem der französischen Tragödie aufweist. Dabei wird dargelegt, wie in den Dramaturgien der französischen Klassik, der des bürgerlichen Trauerspiels und der des Schillerschen Spätwerks das Verhältnis zwischen Szene und Publikum verstanden wird und welche Öffentlichkeitsform dem jeweiligen Publikumsbegriff zugrunde liegt. Die erste Fragestellung, die sich dem Verhältnis von Szene und Publikum widmet, behandelt unter dem Begriff des Tableaus eine ästhetische, die zweite, die der durch das Publikum gegebenen Öffentlichkeit nachgeht, eine politische Problematik. Unter Berücksichtigung beider Teilaspekte lässt sich die Affinität der Schillerschen Spätdramatik zur tragédie classique begründen. Dabei werden beide Momente, der ästhetische und der politische, auf dasselbe in den Dramen implizierte Theatralitätsverständnis zurückgeführt. Sie lassen sich mithin beide aus einem gleich gearteten Verhältnis des Theaterpublikums zur Dramenfiktion herleiten.

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Band 74 (308) in dieser Reihe

Stendhals De l’Amour, aber auch die im 19. Jahrhundert weit verbreiteten Glückseligkeitslehren bringen zu Bewusstsein, dass Liebe vergänglich ist und dass zu ihrem Erhalt Imagination und Sorgfalt investiert werden müssen. Die auch in Deutschland seit dem Vormärz in die Diskussion geratene Ehe kann vor der „Stagnation in der Prosa des Alltäglichen“, wie Ferdinand Gregorovius schreibt, nur bewahrt werden durch „den dauernden Reiz geheimnisvoller Magie“. Ein solches ‑ so die These dieser Arbeit ‑ den Verklärungstechniken des poetischen Realismus verwandtes Verfahren der Spannungserhaltung und -übertragung realisiert sich im Brief.

Das Anwachsen der Briefe zu regelrechten Erzählwerken und das eklektische Aufgreifen empfindsamer und romantischer, aber auch naturwissenschaftlicher Muster sind in den hier dargestellten Briefwechseln darauf gerichtet, der Liebe Dauer zu geben.

Wenn der Kulturkritiker Max Nordau 1885 höhnisch von einer modernen „Literaturliebe“ spricht, die den ursprünglichen Trieb „verkünstelt“ habe, dann trifft er damit letzten Endes sehr genau, was hier passiert: Die Entdeckung der Literatur als Praxis einer diskursivierten Liebe, die sich in jedem Augenblick aufs Neue erzählen muss.

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Band 73 (307) in dieser Reihe

Die Rhetorik als ‚Seelenkunst‘ hat enormen Anteil an der in empfindsamer Literatur ausgestellten so genannten ‚natürlichen Seelenaussprache‘ ‑ ihre Artistik wird als Verbergungskunst ausgestellt. Als ‚Rhetorik der Mitte‘ (mesótes-Ideal) stellt die Empfindsamkeit einen Positivkatalog der Emotionalisierung bereit, denn der Affektstufe ethos wird zugeschrieben, mittels sanfter Affekte zu erfreuen, zu besänftigen und mittels Menschlichkeit Sympathie und Sittlichkeit zu erreichen (Quintilian). Darunter lassen sich insbesondere die integrativen (früh-)aufklärerischen Ausgleichsbestrebungen der Empfindsamkeit fassen, die das ‚prodesse et delectare‘ propagieren und empfindsame Literatur ‑ ‚Moderomane‘ beispielsweise ‑ zwischen Tugendbotschaft und Unterhaltungskunst ansiedeln.

Die literarische Empfindsamkeit schlägt eine Brücke zwischen einer Seelenkunst, die im 18. Jahrhundert zu einer subjektiven und individuellen Größe avanciert, und einer Geselligkeit, die den Einzelnen in die Gemeinschaft integrieren soll. Ziel der Studie ist es, durch die strukturelle Verknüpfung von Tugendethos und ‚Rhetorik der Mitte‘ eine rhetorik- und kulturgeschichtlich fundierte Lesart empfindsamer Literatur anzubieten, die den Publikumserfolg ‚am und für den Menschen‘ ebenso zu erklären vermag wie das gleichzeitige Scheitern an den eigenen Vorgaben.

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Band 72 (306) in dieser Reihe

Die Ästhetik Friedrich Schillers nimmt im Horizont einer Literatur- und Ideengeschichte der ‚Sattelzeit‘ vor und um 1800 eine zentrale Stellung ein. Die vorliegende Studie widmet sich diesem Werkkomplex in einer neuen Perspektive. Sie setzt nicht bei den großen Essays der 1790er Jahre (Über Anmut und Würde, Über naive und sentimentalische Dichtung usw.) an, sondern bei den Arbeiten des frühen und mittleren Schiller ‑ ‚vor der Klassik‘ also. Im Durchgang durch zentrale Texte und Werkkomplexe dieser Periode (medizinische und anthropologische Schriften, Lyrik, Geisterseher, Geschichtsschreibung und Geschichtsphilosophie, Bürger-Rezension, Kalliasbriefe u.a.) fragt sie nach der Genealogie der klassischen Ästhetik jenseits des Kant-Erlebnisses. Die diskurs- und ideengeschichtliche Rekonstruktion dieser Vorgeschichte legt die frühen, oft verdeckten Anknüpfungspunkte späterer Themen und Begriffe (Schein, Spiel, Mitteilung) offen, zeigt Kontinuitäten des Schiller’schen Denkens (commercium-Problematik, Gedanke einer ästhetischen Erziehung, Macht und Kunst) und markiert die wichtigsten Linien, die Schillers Proto-Ästhetik mit Themen der 1790er Jahre und mit den poetischen Werken der klassischen Phase (bis 1805) verbinden.

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Band 71 (305) in dieser Reihe

Die Studie analysiert das Nibelungenlied aus wissenspoetologischer Perspektive. Sie fragt nach dem Verhältnis der Geschlechter in der nibelungischen Welt vor dem Hintergrund unterschiedlicher historisch-zeitgenössischer Wissensgebiete. Korrespondenzen des literarischen Textes mit medizinischer und naturphilosophischer Fachliteratur sowie mit juristisch-normativen Schriften, die im 12. und frühen 13. Jahrhundert entstanden sind, werden untersucht. Durch die Konfrontation der unterschiedlichen Schriftzeugnisse und mit Hilfe von close readings werden Übereinstimmungen und Differenzen hinsichtlich Themen, Denkfiguren und Problemkonstellationen sowie ihrer Darstellungsmodi herausgearbeitet. Dabei zeigt sich die besondere Art und Weise, in der der literarische Text Wissen präsentiert. Ausgehend von den Wissensfeldern Medizin und Recht lassen sich darüber hinaus die Relationen der Geschlechter in der imaginierten Welt detailliert charakterisieren. So werden theoretische Auseinandersetzungen der jüngsten Vergangenheit mit dem Verhältnis von Literatur und Wissen für die geschlechterspezifische Untersuchung eines prominenten heldenepischen Textes produktiv gemacht.

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Band 70 (304) in dieser Reihe

Diese Studie rekonstruiert die historische, kultur- und wissenschaftsgeschichtliche Bedeutung der Berliner Gesellschaft für deutsche Literatur, die am Ende des 19. Jahrhunderts die größte neugermanistische Vereinigung im Deutschen Reich war. In einer umfassenden Darstellung wird nicht nur die Geschichte der Gesellschaft von ihrer Gründung bis zur Selbstauflösung 1938 nachgezeichnet, sondern auch ihre soziale Zusammensetzung, ihre dichte Vernetzung im Berliner Vereinswesen und ihre überregionale Ausstrahlung erfasst.

Die im 19. Jahrhundert von den Vereinen angeregten und mäzenatisch geförderten Aufgaben wurden im Laufe des 20. Jahrhunderts von der staatlichen Wissenschaftsförderung übernommen, sodass das Wissen um den Beitrag und die Bedeutung dieser Gesellschaften rasch aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwanden. Dies gilt insbesondere auch für die Leistungen zahlreicher jüdischer Gelehrter, denen aufgrund des akademischen Antisemitismus der Zugang zu universitären Positionen verwehrt war und denen nur die Gesellschaft ein Forum für den wissenschaftlichen Austausch bot. Ihrer Rolle schenkt die Studie besonderes Augenmerk.

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Band 69 (303) in dieser Reihe

Stefan George und sein Kreis erfahren seit geraumer Zeit starke Aufmerksamkeit. Interesse wird meist den Personen, ihren Werdegängen, ihren politischen Überzeugungen und sexuellen Präferenzen entgegengebracht. Was aber hat das mit der Produktion von Lyrik im George-Kreis zu tun? Die Autorin zeigt, dass beide Aspekte durch ein umfassendes Konzept von Nachahmung verbunden sind. In Georges Lyrik und Poetik identifiziert sie eine Nachahmungstheorie, die sowohl den sozialen Interaktionsformen des Kreises als auch seinen Gedichten zugrunde liegt. Über die stilistische Nachahmung beim Verfassen von Gedichten will der Meister seine Gefolgsleute zu ethischer Nachahmung erziehen und mittelbar auf die Erziehung des ganzen Volkes wirken. Das Buch leistet einen Brückenschlag zwischen sozialgeschichtlichen und poetologischen Ansätzen, die in der George-Forschung bisher unverbunden nebeneinanderstehen. Es versteht die soziale Kreiskonstellation als Folge poetologischer Grundanschauungen. Lyrik und Poetik des Kreises, seine weltanschaulichen und pädagogischen Konzepte sowie individualistische Gegenprogramme konkurrierender Positionen werden in eingehenden Textanalysen dargestellt.

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Band 68 (302) in dieser Reihe

Die vorliegende Untersuchung zeigt auf, in welchem Maße das Denken Friedrich Schlegels nicht nur in der produktiven Phase der Jenaer Frühromantik, sondern weit darüber hinaus durch eine intensive Auseinandersetzung mit der Literatur, Philosophie und Religion der Antike geprägt wurde. Sie beleuchtet den hohen Stellenwert der Antikerezeption für die Genese der frühromantischen Poetik sowie die Bedeutung der Antike als konzeptueller Bezugspunkt kulturphilosophischer, ethischer und politischer Positionen Schlegels. Erstmalig erfolgt im Rahmen dieser Untersuchung eine systematische Auswertung der religionsphilosophischen und -wissenschaftlichen Orientstudien, mit denen Friedrich Schlegel seinen kulturgeschichtlichen Gesichtskreis von der griechischen und römischen Antike bis auf den asiatischen Kulturraum vom frühesten Altertum an ausweitete. Mit Blick auf die übergreifende Auseinandersetzung Friedrich Schlegels mit der Literatur, Philosophie und Religion des Altertums zeichnen sich zugleich Kontinuitäten in seinem Denken ab, die sein Frühwerk mit den späten Schriften ‑ bei allen leicht zu identifizierenden Brüchen im zerklüfteten Werk dieses Autors ‑ verbinden.

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Band 67 (301) in dieser Reihe

Als Lyriker wird Gottfried Keller nur noch von wenigen Gebildeten gekannt und geschätzt, in Anthologien fristet er eher ein Schattendasein. Der Ruhm seiner Novellistik („Die Leute von Seldwyla“) und seiner großen Epik („Der grüne Heinrich“) scheint den Glanz seiner Lyrik zu verdunkeln. Dass seine Gedichte, die bis in die Anfänge des 20. Jahrhunderts zahlreiche Leser gefunden haben, eine Wiedererweckung verdienen, zeigt der vorliegende Band. Er stellt Kellers Lyrik nach ihren dominanten Merkmalen und ästhetischen Formzügen in 16 Kapiteln vor. Jedes Kapitel enthält prägnante Hinweise zu einzelnen Gedichten und eine oder mehrere exemplarische Textinterpretationen. Beabsichtigt ist - unter Berücksichtigung der Forschung - die erste wissenschaftliche Gesamtdarstellung der Lyrik Kellers.
Die thematische Vielfalt seines poetischen Schaffens reicht von der Natur- bis zur Liebeslyrik, von der Selbstdurchleuchtung des lyrischen Ichs bis zur kritischen Darstellung zentraler Zeitprobleme, von der Wertschätzung großer Kunst bis zur Würdigung kreatürlicher Details. Nicht minder weit gespannt sind Kellers ästhetische Verfahrensweisen. Sie entfalten - in innovativer Gestalt - verschiedene Spielarten des Humors, der Ironie und der Melancholie, sie verwenden virtuos volksliedhafte Sprachregister und symbolisch-allegorische Darstellungsweisen, sie erproben die Kunst der Zwischentöne ebenso wie die der funkelnden Pointe. Zur längst fälligen Renaissance der Lyrik Kellers ebnet dieser Band den Weg.

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Band 66 (300) in dieser Reihe

Spätestens seit der Französischen Revolution geriet ‚Adel‘ als politisches Konzept in die Defensive. In den literarischen Texten wie auch in den Lebensläufen zahlreicher Autoren der Romantik ist der Adel dennoch erstaunlich präsent. Analysen zu Texten von Novalis, Tieck, Kleist, Brentano, Eichendorff u.a. erweisen, dass Bedeutungsaspekte von ‚Adel‘ wie ‚Spiel‘, ‚Anökonomie‘, ‚Rittertum‘, ‚Genealogie‘ (dem Adel zugeschriebene Praktiken also) zur Realisierung romantischer Transzendentalpoesie beitragen. An der Schwelle moderner Autorschaft bewegen sich zudem die Romantiker zwischen einem Adel der Geburt und einem Aristokratismus der Distanz zum literarischen Markt.
Kulturhistorische und literaturwissenschaftliche Fragestellungen werden verschränkt zu einer ‚Kulturpoetik‘, einem „Studium der kollektiven Erzeugung unterschiedlicher kultureller Praktiken und d[er] Erforschung der Beziehungen zwischen ihnen“ (Stephen Greenblatt): In ihrer Summe konfigurieren literarische und andere neue Entwürfe von ‚Adel‘ „soziale Energie“ noch im Zeichen des sozialen Abstiegs und des langsamen Abschieds von einer jahrhundertealten Kultur.

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Band 65 (299) in dieser Reihe

Die Briefe vermitteln ein Bild von Brochs politischen Diskussionen mit Kahler im amerikanischen Exil. In ihnen geht es u.a. um den Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg, die Gefahr der Atombombe für die Menschheit, um den Kalten Krieg mit den Folgen der McCarthy-Ära, die Einstellung zu Deutschland und Österreich in den Nachkriegsjahren und die Frage der Hilfe für diese beiden Länder, die Gründung Israels und die Rolle des Intellektuellen allgemein. Zudem schildert Broch die Intentionen seiner Romane „Der Tod des Vergil“ und „Die Schuldlosen“ sowie seiner Studien zu den internationalen Menschenrechten, seiner Überlegungen zur demokratischen Erziehung, zur „Massenwahntheorie“ und seines kulturhistorischen Werks „Hofmannsthal und seine Zeit“. Im Persönlichen werden jüdisch-altösterreichische Retrospektiven eingeschaltet, aktuelle Frauenfreundschaften, die ihn überfordern, geschildert und die Bemühungen seiner Gönner kommentiert, die ihm den Nobelpreis verschaffen wollen, Stellen an deutschen Universitäten vermitteln möchten und ihn zum Mitglied der Darmstädter Akademie gewählt haben, dies meistens mit ironischem Unterton und einer für den Autor typischen Selbstkritik.

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Band 64 (298) in dieser Reihe

Der Band zeigt Christoph Martin Wielands eigenständige Position in Literatur und Kultur um 1800 auf neue Weise: In doppelter Bezugnahme auf die aufklärerischen Wissensbestände einerseits, auf antike philosophische und ästhetische Traditionen andererseits beschreibt Wielands Werk einen bedeutenden Wissenstransfer zwischen Früher Neuzeit und Moderne. Die humanistisch-gelehrte Bildungswelt, die Religion und die narrative und rhetorische Verfasstheit der Wissensbestände geraten vor allem im Spätwerk in eine produktive Spannung zu den Verfahren des Tradierens, den Um-, Neu- und Übersetzungen dieses Wissens sowie der Dynamik von Bewahrung und ‚Modernisierung‘.

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Band 63 (297) in dieser Reihe

Die Anthologien von Rudolf Borchardt (1877-1945) - Deutsche Denkreden, Ewiger Vorrat deutscher Poesie und Der Deutsche in der Landschaft (1925-27) - zählen neben Stefan Georges und Karl Wolfskehls Deutsche Dichtung (1900-1902), Hugo von Hofmannsthals Deutsches Lesebuch (1922/1926) oder Walter Benjamins Deutsche Menschen (1936) zu den bedeutendsten Anthologien der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die vorliegende Studie unternimmt es erstmals, Borchardts Anthologien umfassend zu analysieren und zu kontextualisieren. Die eigenwillige Textauswahl, die teilweise drastischen Eingriffe in die versammelten Texte und der unverhohlene Absolutheitsanspruch des Herausgebers, nach dem allein in seinen Anthologien sich die wahre deutsche Tradition finden lasse, passen schlecht zu der Demut, die Herausgebern von Anthologien üblicherweise eigen ist. Hier wird deutlich, dass Borchardts Sammlungen nicht nur als literaturhistorische oder kanonbezogene Phänomene zu lesen sind, sondern vor allem als poetische. Indem die einzelnen Texte und ihre Dichter dabei dem konservativen kulturpolitischen Programm einer „Schöpferischen Restauration“ untergeordnet werden, erweisen sich Borchardts Anthologien als ein integraler Bestandteil seines Gesamtwerks.

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Band 62 (296) in dieser Reihe

Unter den bedeutenden Autoren der deutschsprachigen Romantik ist August Wilhelm Schlegel trotz seines immensen Einflusses einer der am wenigsten erforschten, und dies, obwohl er immer wieder als Zentralgestalt der Vermittlung zwischen den nationalen Kulturen Europas sowie einer Komparatistik avant la lettre gesehen wurde. Er gilt als der wichtigste Übersetzer (Shakespeare, Calderón, Ariost u.a.) unter den deutschen Romantikern und hat mit seinen Berliner (1801-1804) und den Wiener Vorlesungen (1808) nicht nur im deutschsprachigen Raum gewirkt, sondern auch die Romantiker-Generationen in anderen europäischen Ländern und den USA nachhaltig beeinflusst. Als Grenzgänger zwischen ‚Poesie‘ und ‚Wissen‘ hat Schlegel neben seinen Übersetzungen und seinen weniger rezipierten literarischen Texten eine enorme Anzahl kritischer und literaturtheoretischer Arbeiten sowie, als Begründer der deutschen Indologie, sprachwissenschaftlicher Werk hinterlassen. Anhand des immer noch nicht textkritisch erschlossenen Œuvres, der weit verzweigten Korrespondenz und der einschlägigen Rezeptionszeugnisse analysiert der Band die Bedeutung A.W. Schlegels als europäischem Kulturvermittler zwischen Orient und Okzident.

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Band 61 (295) in dieser Reihe

Durch die Fokussierung auf die Rolle der deutschen Volkssprache und ihre literarischen Zeugnisse erbringt die Untersuchung neben den fachspezifisch-altgermanistischen Ergebnissen zugleich eine Basis für eine grundsätzliche (Neu-)Bewertung des interkulturellen Verhältnisses von Juden und Christen zwischen 1150 und 1500. Fragmente des Transfers jüdischer Motive und Stoffe in die christliche Literatur des deutschen Mittelalters werden aufgezeigt, die sich als wesentlich zahlreicher und vielfältiger herausstellen, als bisher angenommen, und sich keinesfalls auf eine subliterarische Ebene und die Epoche der frühmittelhochdeutschen Literatur beschränken, sondern sowohl in geistlichen und weltlichen Zusammenhängen, in höfischer und (patrizisch-)städtischer Literatur zu finden sind. Unser Bild der mittelalterlichen deutschsprachigen Literatur wird somit um einen bedeutsamen Aspekt vervollständigt. Zudem wird ein weiterer Beitrag dazu geleistet, das Verhältnis von Juden und Christen, von Judentum und Christentum für das deutsche Mittelalter flächendeckend verstehen zu können.

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Band 60 (294) in dieser Reihe

Die vorliegende Studie interpretiert in vier eng miteinander verzahnten Kapiteln die Texte einer der langlebigsten Erzähltraditionen des deutschen Mittelalters und zielt auf eine Neubeschreibung der aventiurehaften Dietrichepik aus rezeptionsästhetischer Perspektive. Dabei gelangt die Arbeit zu neuen Einsichten im Bereich der narrativen Konstanten des Korpus und zeigt, wie der lang anhaltende Erfolg der Texte zu erklären ist. Die Arbeit lässt sich zugleich als Versuch verstehen auszutesten, wie ‚wörtlich‘ man mittelalterliche Schemaliteratur eigentlich lesen darf.

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Band 59 (293) in dieser Reihe

Die vorliegende Studie widmet sich einer Analyse des Sebald'schen Prosastils unter Rekonstruktion des literarischen Produktionsprozesses. Erstmals in einer Monografie wird seine Handbibliothek im Deutschen Literaturarchiv Marbach erschlossen, um die stilistischen Einflüsse von Dichtern und Denkern wie Adorno, Benjamin, Bernhard, Bassani und Lévi-Strauss in seinem Werk herauszustellen. Mit Blick auf seine Rezeption der Fortschrittskritik der Frankfurter Schule werden als wesentliche Schlüssel zum Werk W.G. Sebalds nicht Holocaust und Zweiter Weltkrieg, sondern die dialektischen Prozesse von Geschichte nachgewiesen.

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Band 58 (292) in dieser Reihe

Faust, der mit dem Teufel einen Pakt schließt, um seine Pläne zu verwirklichen, gilt als Symbolfigur des modernen Menschen. Doch bereits das frühe Christentum kennt Teufelsbündner-Gestalten; einer von ihnen ist Theophilus. Ein anonymer byzantinischer Autor hat im 7. Jahrhundert die Geschichte seiner Errettung durch Maria gestaltet. Im 9. Jahrhundert übermittelte die Übersetzung des neapolitanischen Diakons Paulus Text, Stoff und Figur ans Abendland. Anschließend machte Theophilus im Zeichen der sich verbreiternden Marienverehrung erst in lateinischen, dann volkssprachigen Texten bis ins Jesuitendrama eine große literarische Karriere. Zahlreich sind zudem die Rezeptionszeugnisse in Skulptur, Buch-, Wand- und Glasmalerei des Mittelalters.

Die Edition macht die bedeutendste deutschsprachige Fassung, das niederdeutsche Spiel des 15. Jahrhunderts, auf der Basis der Ausgabe Robert Petschs (1908) erneut, und dank Paralleldruck von H und S besser zugänglich. Sie erschließt das Werk sodann erstmals durch eine Übersetzung sowie einen Sprach- und Sachkommentar. Eine Einführung vermittelt wesentliche Fakten zur Stoffgeschichte und Werküberlieferung und erörtert im Horizont literatur-, frömmigkeits- und mediengeschichtlicher Interessen Grundprobleme des Textverständnisses. Die Theophilus-Ikonographie dokumentiert schließlich ein breit angelegter Literaturbericht.

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Band 57 (291) in dieser Reihe

Die Geschichte von Amicus und Amelius wurde vom späten 11. Jahrhundert an bis über das Spätmittelalter hinaus in vielen europäischen Sprachen erzählt. Es entstanden ganz unterschiedliche Texte, die verschiedenen Gattungen zuzuordnen sind. Im Zentrum stehen jeweils zwei Freunde, die einander zum Verwechseln ähneln. Ihre intensive Bindung behauptet sich gegen alle anderen sozialen Anforderungen und Verhaltensregeln. Diese Studie arbeitet die gemeinsame narrative Grundstruktur sowie Differenzen der mittelalterlichen Bearbeitungen heraus und untersucht die kollektiven Deutungsmuster, denen die Texte verpflichtet sind. Zudem wird das Freundschaftsmodell untersucht, das von den Amicus-Amelius-Texten als wichtigstes Muster der Identitäts- und Herrschaftsbildung entworfen wird. Dieses Modell verknüpft auf spezifische Weise die ideale Gleichheit der Freunde mit der Ausübung von Gewalt. Zudem wird das Männerbündnis zu anderen Vergesellschaftungsformen in Beziehung gesetzt. Die Amicus-Amelius-Texte formulieren eigene Annahmen über die Konstruktion von Kultur und Soziabilität, die an den Zusammenhang von Männlichkeit, Identität und Gewaltausübung gekoppelt sind.

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Band 56 (290) in dieser Reihe

Der Parzival Wolframs von Eschenbach ist der am breitesten überlieferte höfische Roman des deutschsprachigen Mittelalters. Dessen ungeachtet wurde die text- und überlieferungsgeschichtliche Aufarbeitung dieses bedeutenden Werkes stark vernachlässigt. In der vorliegenden Monographie wird versucht, den Stellenwert des Überlieferungszweiges *T unter Berücksichtigung der aktuellen Methodendiskussion um den Fassungsbegriff zu bestimmen. Darüber hinaus werden durch umfassende Textanalysen Einblicke in die inhaltlichen Qualitäten dieser der Forschung bisher nahezu unbekannten Fassung gegeben.

Die Arbeit wurde mit dem Zeno Karl Schindler-Preis für Deutsche Literaturwissenschaft ausgezeichnet.

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Band 55 (289) in dieser Reihe

Die herausragende literarische Bedeutung von Wolframs Parzival für das deutschsprachige Mittelalter zeigt sich nicht zuletzt darin, dass der Roman aus der höfischen Blütezeit noch am Ende des Mittelalters immer wieder neu abgeschrieben wurde und sogar Aufnahme in das Verlagsprogramm eines Frühdruckers gefunden hat. Die Monographie untersucht vier charakteristische Überlieferungszeugen aus dieser medialen Umbruchszeit des 15. Jahrhunderts und zeichnet die vielfältigen Transformierungsprozesse nach, die der Text in einer knapp 300-jährigen Überlieferungsgeschichte durchlaufen hat. Dabei wird die Eigenart der Handschriften in einer bewussten Synthese divergenter philologischer Ansätze im Spannungsfeld zwischen Traditions- und Situationsgebundenheit verortet, da der alleinige Rekurs auf eine Verderbnis der Überlieferung den Textzeugen ebenso wenig gerecht wird wie der völlige Verzicht auf historische Einordnung. Unter dieser Perspektive werden die späten Parzival-Zeugen als vielschichtige Textensembles verstehbar, die sich einerseits durch die Rückbindung an die frühe, hier erstmals vorgestellte Fassung *m als bedeutsam für die Textgeschichte, andererseits aufgrund ihrer innovativen Layoutverfahren als aussagekräftig für ihre Epoche erweisen.

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Band 54 (288) in dieser Reihe

Die Untersuchung widmet sich den Denk- und Darstellungsformen von Vergänglichkeit und Weltabsage in der Lyrik und Epik des 12. bis 15. Jahrhunderts. Da weltliche Dichtung selbst „Weltwerk“ ist, stehen sie von vornherein im Zeichen einer glücklichen Paradoxie: Weltflucht ist in der Poesie immer von einem latenten Weltbezug begleitet. Die poetischen Problementwürfe steuern somit auf eine Pluralität des Denkens und der ästhetischen Imagination zu, die die rigiden Konzepte der theologischen Tradition untergräbt und gleichsam deren neuzeitliche Überwindung vorbereitet.

Erörtert werden u.a. Allegorien der Vanitas wie Frau Welt, die Negativierung des erotischen Begehrens und der Konnex von weltlicher Liebe und Weltliebe, Modelle des Lebensweges und der Umkehr, Referenzen zwischen poetischer Weltabsage und theologischem contemptus mundi, Kontingenz und Unverlässlichkeit des Weltlichen in narrativen Sujets und Handlungsstrukturen, schließlich die Relevanz des Themas auf einer poetologischen Ebene (Tod des Autors, Permanenz der Schrift, Wiederholbarkeit der Lektüre). Im Zentrum der Analysen stehen das poetische Werk Walthers von der Vogelweide, Dantes und Petrarcas, das mittellateinische Alexanderepos und der höfische Roman.

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Band 53 (287) in dieser Reihe

Die Studie widmet sich dem letzten vollendeten Werk Thomas Manns. Sie versucht, die bisherige Vernachlässigung der Novelle durch die Forschung nicht nur zu kompensieren, sondern auch rezeptionsästhetisch mit dem Gegensatz zu erklären, in den die Resultate einer genaueren Lektüre zu den verfestigten Annahmen dieser Forschung geraten müssen. Untersucht wird die Stellung des Texts im Gesamt-, ganz besonders im Spätwerk sowie sein intrikates Verhältnis zu den sehr verschiedenen Kontexten, in denen er erst verständlich wird: Literatur- und mentalitätsgeschichtliche, religiöse und mythologische, philosophische und altertumskundliche, medizin- und wissenschaftshistorische, politische, ideologische und ideologiekritische Aspekte finden Berücksichtigung und eröffnen einen Blick auf die oft unterschätzten Bewegungen und Veränderungen, aber auch auf bislang übersehene Konstanten des Gesamtwerks. Ausgangspunkt ist die einzigartige Rolle, die hier einer Frau als Hauptfigur einer Liebes- und Krankheitsgeschichte zufällt und die in einer Reihe von intertextuell, aber auch quellen- und textkritisch ausgerichteten close readings erstmals näher untersucht wird. Das Erkenntnisinteresse richtet sich dabei insbesondere auf die subtile und daher bisher unbemerkte Beziehung, in der dieser eine, aber auch Texte wie Doktor Faustus oder schon Mario und der Zauberer zur Kulturtheorie des neunzehnten Jahrhunderts und ihrer Renaissance in den Zwanzigerjahren stehen.

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Band 52 (286) in dieser Reihe

Am Ende des 19. Jahrhunderts, das den Fortschritt und die wissenschaftlich-technische Beherrschung des Lebens zu kulturellen Leitmaximen erklärt, rückt ein menschliches Vermögen in den Vordergrund: die Willenskraft. Im breiten Spektrum zwischen der Literatur des Naturalismus und den philosophischen, thermodynamischen, psychophysischen, experimentalpsychologischen und sozialtheoretischen Konjunkturen des Begriffs rekonstruiert die Arbeit die vielfältigen Selbstdeutungen, die die Ermächtigungen und Erschöpfungen des Willens der modernen Kultur bereitstellen. Im Namen dieses doppelten Willens begründet der Naturalismus eine literarische Moderne, die ihr mitleidloses Bewegungsgesetz dem darwinistischen Daseinskampf ablauscht, die sich ‑ lange vor dem Dezisionismus der Weimarer Zeit ‑ willig Tätern, Entscheidern und Opfergewalten überlässt und die sich zugleich als Elegie ihrer überlebten sozialen Traditionen und entropischen Formverluste betrauert. Vor diesem Hintergrund entsteht eine naturalistische Vorgeschichte jener ‚klassischen‘ literarischen Moderne, die sich nach 1900 gewöhnlich als traditionslos begreift.

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Band 51 (285) in dieser Reihe

Die produktive Verbindung von ästhetischer und technischer Modernität machte den Sport am Beginn des 20. Jahrhunderts zu einem Paradigma der kulturellen Moderne, dessen Bedeutung Robert Musil als einer der ersten reflektierte. Vor dem Hintergrund der zeitgenössischen Diskurse über die Techniken des bewegten Körpers in Arbeit, Wettkampf und Kultur, die den Sport als Lebensform des modernen Menschen propagierten, untersucht die Verfasserin 'Sport' als Gegenstand der Kulturkritik und als poetologisches Konzept in Musils Werk. An der Schnittstelle von Naturwissenschaft, Technik und moderner Ästhetik leistet die Studie einen wesentlichen Beitrag zur Kulturgeschichte des Sports, zu Theorie und Ästhetik der Moderne sowie zur Musil-Forschung.

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Band 50 (284) in dieser Reihe

Wolframs von Eschenbach Willehalm zählt zu den meistdiskutierten Dichtungen des deutschen Hochmittelalters. Die Forschung ist sich bis heute nicht einig, inwieweit dieser Text als Plädoyer für Kreuzzugsideologie, für Toleranz oder gar für Menschlichkeit zu lesen ist. Außerdem kämpft man ebenfalls bis heute mit dem schwer fassbaren, scheinbar widersprüchlichen Helden Willehalm. Das vorliegende Werk sieht einen Schlüssel zu diesen bedeutenden Fragen im empathielenkenden Potential bestimmter Textstrukturen in Bezug auf den mittelalterlichen Rezipienten: Wie, wann und für vermag der Text dessen Empathie, Mitleid oder gar Sympathie zu wecken? Mit wem fühlte, weinte und lachte der mittelalterliche Hörer oder Leser? Ergibt sich auf diesem Wege ein kohärentes Bild der fremden Heiden und des umstrittenen Helden? Über die Untersuchung des wolframschen Willehalm, seines altfranzösischen Vorlagentextes Aliscans und einer spätmittelalterlichen Stoffbearbeitung Hystoria von dem wirdigen ritter sant Wilhelm erweist sich das in der Forschungsarbeit präsentierte Analysemodell als praktikabler und gewinnbringender Zugang zu mittelalterlichen Texten: Alternative Lesarten können aufgezeigt werden, und die Sonderstellung des wolframschen Werkes erscheint am Ende in neuem Licht.

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Band 49 (283) in dieser Reihe

In der deutschen Literatur und Philosophie vom Ende der zwanziger bis in die fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts begegnen immer wieder Bilder und Denkfiguren einer geschichtslosen Existenz. In Abkehr vom modernen Rationalismus, Humanismus und Vitalismus versucht man, „den Menschen“ als geistig, geschichtlich und natürlich unbestimmtes Wesen neu zu entwerfen. Dabei wird die in der Weimarer Republik breit diskutierte Kultur- und Wissenskrise nun als Krise des neuzeitlichen Vernunft- und Geschichtsglaubens, ja als Ende des homininen Zeitalters gedeutet. Die vorliegende Studie rekonstruiert erstmals fallstudienartig die Entstehung und Wandlung dieses existenzial-anthropologischen Diskurses. Sie eröffnet dabei zum einen einen neuen Blick auf die literatur- und denkgeschichtlichen Verbindungen zwischen dem Ende der Weimarer Republik und den Anfangsjahren der Bundesrepublik. Zum anderen entwickelt sie einen neuen, wissensgeschichtlichen Interpretationszugang zu Texten bekannter und wenig bekannter Autoren dieser Zeit, darunter Gottfried Benn, Otto Friedrich Bollnow, Arnold Gehlen, Ernst Jünger, Horst Lange, Gerhard Nebel und Egon Vietta.

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Band 48 (282) in dieser Reihe

Josef Nadlers stammeskundlicher Ansatz der Literaturgeschichtsschreibung wurde wegen seiner Affinität zu NS-Ideologemen oft kritisiert, doch die frühe Entwicklung seiner Theorien und die Gründe für deren anfängliche Ablehnung und späteren Erfolg blieben weitgehend unbeleuchtet. Nadler entwickelte ab 1909 im Rahmen des „Methodenpluralismus“ der Germanistik ein System deutscher Volkstümer, die auf erbgebundenen Stammescharakteren und deren „geistiger Aneignung“ einer Landschaft basieren. Für dieses bis 1951 beibehaltene Grundkonzept versuchte der Literaturhistoriker mit wechselndem Erfolg den Anspruch auf Wissenschaftlichkeit durchzusetzen. Die unterschiedlichen Darstellungsweisen des Ansatzes und dessen Rezeptionsgeschichte reflektieren die sich wandelnden inner- und interdisziplinären sowie politischen Kontexte. Indem die Entwicklung der stammeskundlichen Literaturgeschichtsschreibung, Nadlers akademische Laufbahn und die Rezeption seines Werks ständig neu miteinander in Beziehung gesetzt werden, entsteht ein Bild von der Konjunktur eines germanistischen Konzepts des 20. Jahrhunderts, das Licht auf die Entwicklung der gesamten Disziplin und die Historizität der Kriterien für die Wissenschaftlichkeit philologischer Forschung wirft.

Diese Arbeit wurde von der FWF gefördert.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2007
Band 47 (281) in dieser Reihe

Über 70 Jahre lang – von 1788 bis 1859 – verfasste Alexander von Humboldt zahlreiche Monographien, Hunderte von Aufsätzen und Tausende von Briefen. Erstmals untersucht diese Studie den literargeschichtlichen Kontext dieser schriftstellerischen Karriere. Wie Humboldt das Schreiben erlernte, welchen Vorbildern er nacheiferte, in welchen Gattungen (vom fiktionalen Brief über die didaktische Erzählung bis zum Reisebericht und der kulturhistorischen Abhandlung) er sich übte, welches Publikum er ansprach, welchen Problemen er als Autor in verschiedenen Sprachen und bei Übersetzungen begegnete und wie er schließlich, mit den Ansichten der Natur, den Ideen zu einer Geographie der Pflanzen und vor allem mit dem Kosmos seinen Ruhm als deutscher Nationalautor zu begründen suchte. Bis zuletzt blieb der prominente Kosmopolit den Traditionen der deutschen Aufklärung und Weimarer Klassik verpflichtet. Seine Bücher faszinieren bis heute, weil er versuchte, empirische Naturforschung und idealistische Bildung zu vereinbaren und bei aller Spezialisierung des Wissens die Natur als Ganzes zu fassen. Hinter diesen heroischen Versuchen – so macht das Buch plausibel – steht viel mehr als ein gedanklicher Entwurf, nämlich die unermüdliche literarische Praxis und die professionelle Arbeit eines „gelehrten Schriftstellers“, als der Humboldt sich zeitlebens verstand.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2007
Band 46 (280) in dieser Reihe

Das Buch untersucht paratextuelle Rahmen literarischer Werke aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Textuelle Grenzregionen stellen Orte dar, an welchen bevorzugt die Einbindung von Texten in kulturelle und kommunikative Zusammenhänge geleistet wird. Im Zusammenhang autonomer Kunst apostrophiert der Rahmen des Textes dessen Einheit und Geschlossenheit – nicht ohne zugleich die Abhängigkeit dieser Einheitsstiftung von der Rezeption zu betonen. Historisch gesehen ist dabei eine Verschiebung festzustellen: Der literarische Text hört auf, sich mittels seines Rahmens an ihm vorgängige, metaphysisch grundierte Weltdeutungen anzuschmiegen; vielmehr werden literarische Rahmen nun so arrangiert, daß sie den Text in eine ‚Welt für sich‘ einbetten. Die Analyse handelt diese Verschiebung nicht nur im Kontext ästhetischer und poetologischer Diskussionen ab (Gottsched, Moritz), sondern auch vor dem Hintergrund sich wandelnder Begriffe von Kontingenz und Kausalität. Im Zentrum des Interesses stehen solche literarische Texte, die noch dem alten Modell literarischer Rahmung anhängen, dennoch aber den Übergang zum neuen Modell spektakulär meistern: Wielands Geschichte des Agathon, Sternes Tristram Shandy und Jean Pauls Der Jubelsenior.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2007
Band 45 (279) in dieser Reihe

Nationen gelten heute als Konstrukte im Spannungsfeld von Politik und Kultur und damit auch von Literatur. Parallel dazu hat sich in der interdisziplinär-mediävistischen Nationenforschung ein tief greifender Paradigmenwandel vollzogen, der unter anderem zu einer weit späteren Datierung der Anfänge deutschen Nationsbewusstseins geführt hat als lange üblich. Beide Entwicklungen fordern in neuer Weise auch die Literaturwissenschaften zu kritischer Reflexion. Die Monographie setzt hier an, indem sie erstmals systematisch aus germanistisch-mediävistischer Perspektive nach Genese und Modus narrativer Konstruktion (vor-)nationaler Identität in der deutschsprachigen Literatur des Mittelalters fragt und zugleich aktuelle Entwicklungen der historischen Linguistik mitberücksichtigt. Dadurch geraten gängige Interpretationsmuster so bekannter Texte wie des ‚Annoliedes‘ und der ‚Kaiserchronik‘ auf den Prüfstand, und sukzessive weitet sich der Blick auf verschiedene Repräsentanten so unterschiedlicher (differenzierungsbedürftiger) Gattungen wie mittelhochdeutscher Chanson-de-geste-Adaptation, deutscher Heldenepik oder spätmittelalterlicher (Reim-)Chronistik. Dabei zeichnen sich Konsequenzen ab, die auch die Humanismusforschung betreffen.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2009
Band 44 (278) in dieser Reihe

Im Zentrum der Studie steht ein kulturgeschichtlich fundamentaler Vorgang der europäischen Vormoderne: die Technologisierung von Unterricht durch Schrift. Schule hält nicht nur die Voraussetzungen für die Literalisierung der mittelalterlichen Gesellschaft bereit, sondern muss den Umgang mit dem Medium Schrift auch selbst erlernen. Entsprechend verändern sich die Unterrichtsmedien von Jahrhundert zu Jahrhundert. Den wechselnden Formen der Darbietung von Lektüretexten in Handschrift und Buchdruck und ihrer Erschließung durch Glosse und Kommentar lässt sich eine zunehmende funktionale Auffaltung des mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Schulbuchs ablesen, in der wiederum entscheidende Phasen der Institutionalisierung und Ausdifferenzierung von Schule überhaupt sich manifestieren.

Ein erster Untersuchungsteil zieht Grundlinien der Verschriftlichung des Anfangsunterrichts in der grammatica im europäischen Rahmen und vom 8. Jahrhundert bis zum Buchdruck aus. Ein zweiter Abschnitt verfolgt die Integration der Volkssprache ins Schulbuch, die als pragmatische Annäherung an die Lernvoraussetzung des zunächst volkssprachigen Lateinschülers verstanden werden kann, im deutschen Sprachraum an den Übersetzung der ‚Disticha Catonis‘ von ihren Anfängen im 13. Jahrhundert bis zu Martin Opitz 1629. Ein Quellenanhang stellt einen umfangreichen Thesaurus vormoderner Schulbücher bereit.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2007
Band 43 (277) in dieser Reihe

Erzählen impliziert einen teleologischen Schematismus, weil es sich stets zielgerichtet vollzieht. Bis ins 19. Jh. wurde auch die Wirklichkeit teleologisch aufgefasst. So konnte beispielsweise Friedrich von Blanckenburg in seinem Versuch über den Roman (1774) die zweckmäßige Einrichtung des Romans noch durch den Verweis auf die göttliche Wirklichkeit legitimieren. Die Studie zeigt detailliert, wie mit Ludwig Feuerbach und der Darwin-Rezeption in Deutschland eine ateleologische Wirklichkeitsauffassung popularisiert wurde. Nun geraten das teleologische Erzählen und die kontingent verstandene Wirklichkeit in ein Spannungsverhältnis. Wie passte sich die Erzählliteratur des Realismus, die Wirklichkeit wiedergeben und verklären sollte, an die nun kontingent aufgefasste Wirklichkeit an? Wie veränderte sich die auf idealistischen Prämissen beruhende Ästhetik des Realismus? Diese Fragen werden beispielhaft an Friedrich Theodor Vischers Ästhetik, seinem Roman Auch Einer (1879), sowie an Gottfried Kellers Romanfassungen des Grünen Heinrich (1854/55 u. 1879/80) erörtert. Über das Einzelwerk hinaus zeichnet sich am Horizont dieser ideengeschichtlichen Untersuchung die epochale Bedeutung des Teleologieproblems für die Literatur des ausgehenden 19. Jahrhunderts ab.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2007
Band 42 (276) in dieser Reihe

Erstmals werden hier zwei frühneuzeitliche Jedermann-Dramen gemeinsam vorgelegt und einem breiteren Publikum erschlossen: die Hecastus-Komödie des niederländischen Humanisten Georgius Macropedius und ihre frühneuhochdeutsche Bearbeitung durch Hans Sachs. Beide Texte reflektieren auf hohem literarischen Niveau die Umbrüche der Reformationszeit und stellen damit den markantesten Ausschnitt aus einer Stoffgeschichte dar, die von der Spätantike über Hofmannsthal bis zu Philip Roth reicht.

Der Editionsteil stellt den lateinischen und den frühneuhochdeutschen Text einander gegenüber und macht dadurch auch sichtbar, wo Sachs von seiner Vorlage abweicht. Eine Übersetzung des lateinischen Textes ermöglicht auch Nicht-Latinisten einen Vergleich beider Versionen. Einleitung und Kommentar geben ausführliche Informationen zu den unterschiedlichen Kontexten der beiden Dramen: neulateinisches Schul- und volkssprachiges Meistersingerdrama, Reformkatholizismus und Reformation, neulateinisch-humanistische und volkssprachige Literatur. Der Band vermittelt so auch einen Einblick in die Bedingungen literarischer Kommunikation in der Frühen Neuzeit und in die Wechselbeziehungen zwischen neulateinischer und frühneuhochdeutscher Literatur.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2006
Band 41 (275) in dieser Reihe

In dem sich erst in jüngster Zeit etablierenden Forschungsfeld der Biographik setzt die Studie „Biographische Anthropologie“ neue Akzente, wenn die Bedeutung anthropologischer und moraldidaktischer Theorien und Anliegen für die Beschreibung fremder Lebensläufe im chronologischen Durchgang durch über 100 Jahre Gattungsgeschichte detailliert beschrieben wird. Gegenüber traditionellen Standortbestimmungen der Biographie zwischen Kunst und Wissenschaft, Roman und Historiographie wird diese nun als anthropologische Fallgeschichte und didaktisches Exempel umrissen. Schwerpunkte: Positionen zur Biographik des 19. Jahrhunderts (Varnhagen, Stifter, Laube, Gutzkow, Droysen, Ranke, Smiles, Gottschall) – psychologische und biologische Modelle – die ‘moderne Biographik’ (Wassermann, Zweig, Ludwig) – nationalbiographische Texte (Ritter, Molo, Schäfer).

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2006
Band 40 (274) in dieser Reihe

Über 500 verschiedene Minnereden sind heute noch erhalten. Die Texte, in denen ein Ich-Sprecher seine Minneerfahrung oder sein Wissen über die Minne mitteilt, zeugen von einer ungebrochenen Faszinationskraft dieses Themas im späten Mittelalter. Konzentriert auf die Gattung der Minnereden, werden in den zwölf Beiträgen des Bandes innovative Zugänge zum Verhältnis von Text und Kultur im Mittelalter entworfen. Grundlage dafür ist eine zunächst provozierende Ausgangsthese, die gleichwohl zu einer überraschenden Einsicht führt: Gerade von dem, was man heute an den Minnereden im pejorativen Sinne ‚trivial‘ finden mag, scheint für mittelalterliche Zeitgenossen große Faszination ausgegangen zu sein. In den Blick kommen auf diese Weise u. a. die Dichte an Wiederholungen, die Verfügbarkeit von Redegesten, die Konventionalität und der Konventionsbruch, die Verwilderung der Metaphorik sowie die Konstruktion von Geschlechterrollen.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2006
Band 39 (273) in dieser Reihe

Die Formen, in denen in der Literatur des Mittelalters Emotionen zum Ausdruck gebracht werden, unterliegen anderen sozialen, kommunikativen und ästhetischen Bedingungen als in der Moderne. An Vertretern des ‚sentimentalen' Liebesromans des Mittelalters werden in der Untersuchung Konventionen des Emotionsausdrucks im historischen Wandel ermittelt.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2006
Band 38 (272) in dieser Reihe

Die Studie unternimmt eine Re-Lektüre der wohl meistgelesenen Texte der deutschen Literatur. Goethes Romane und Erzählungen werden hier entschieden gegen den Strich aller ihnen unterstellten Gewissheiten und Erbaulichkeiten gelesen. In ständig verändernden und wiederkehrenden Konfigurationen halten sie die Ambivalenzen des Subjekts präsent. Denn gerade der Autor, der am mächtigsten „Ich“ zu sagen wusste, präsentiert seine Figuren nicht als zur Einheit geformte Identitäten, sondern als Schauplätze der Suche danach und der Verzweiflung daran.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2005
Band 37 (271) in dieser Reihe

Durch die Aufführung der ersten neulateinischen Tragödie aus deutscher Hand schreibt 1495 Jacob Locher, Poetik-Lektor in Freiburg, Theater- und Mediengeschichte: Mit der Darstellung zeitgeschichtlicher Ereignisse auf der Bühne ist das Theater als Medium politischer Einflussnahme im Reich eingeführt. Locher ist heute als der Übersetzer von Brants "Narrenschiff" bekannt; seine dramatischen Werke sind weitgehend in Vergessenheit geraten. Hier werden sie in chronologischer Reihenfolge vorgestellt und in ein dichtes Geflecht literarischer und außerliterarischer Beziehungen eingebettet. Der Einfluss des italienischen Renaissancedramas findet ebenso Beachtung wie der lokaler Spieltraditionen; prominente Positionen kommen der Reichs- und Universitätspolitik zu. Seitenblicke auf die Bühnenwerke von Dichterkollegen verdeutlichen die Sonderrolle, welche Locher als Tragöde in einer Zeit enthusiastischer Terenzrezeption spielt: Sein Blick richtet sich nicht auf Probleme des Studiums, sondern auf den Hof in Wien. Es geht ihm um den gerechten Krieg und um die Rolle des Dichters im Staat. Im Anhang: eine Edition der sieben Dramen Lochers.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2005
Band 36 (270) in dieser Reihe

Die im Spätmittelalter überaus beliebten Dichtungen über Wolfdietrich gelten in der Forschung als typisch nachklassische Adaptionen mittelalterlicher Erzählstoffe von geringer ästhetischer Qualität. Die Dichtungen zeigen sich im Übermaß handlungsfixiert und präsentieren die unterschiedlichsten Abenteuer. Die Autorin fragt nach den möglichen Funktionen und Ursachen für ein derart "wildes" Erzählen und erschließt in einer vergleichenden Untersuchung der einzelnen Fassungen eine eigene Poetologie der Texte. Sie versteht den Handlungsaufbau der Wolfdietriche mit den zahlreichen parallel geführten und teilweise widersprechenden Handlungssträngen nicht als poetische Fehlleistung, sondern als literarisches Programm. Durch Neukombination und Montage von tradierten und bewährten Schemata und ihrer spielerischen Variation wird eine Erzählstruktur geschaffen, die mehrere sinntragende Handlungsstränge miteinander verbindet. Dabei werden die in den traditionellen Erzählstrategien bereitgestellten Verständigungsmuster dynamisiert und in der Erprobung durch andere, variierende Konstellationen umbesetzt und erneuert. Der aus dieser Montagetechnik resultierende hybride Charakter der Dichtungen bietet vielfältige Lektüreangebote, worin auch der Erfolg der Texte über einen langen Zeitraum begründet liegt.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2005
Band 35 (269) in dieser Reihe

Das Buch bietet erstmals eine systematische Gesamtschau der Entstehung und Gestalt dessen, was als "deutscher Orientalismus" in der Forschung seit längerem diskutiert wird. Mit historischem Fokus auf dem frühen 19. Jahrhundert werden die literarischen, wissenschaftlichen und politischen Bedingungen skizziert, unter denen sich das deutsche Orientbild der Neuzeit konstituiert hat. Das Schlüsselwerk der Orientalismus-Forschung, Edward Saids Orientalism, erfährt dabei ein grundlegende theoretische Revision, die den analytischen Blick auf die Regeln orientalistischer Imagination frei macht. Gestützt auf eine breite Materialbasis zeigt die Studie den Paradigmenwechsel des deutschen Orientalismus um 1800 auf und zeichnet das diskursive Spielfeld nach, auf dem er sich seither bewegt. Detaillierte Einzelstudien zu Goethes West-östlichem Divan, zu Hauffs Märchen und zu orientalischen Phantasien des preußischen Hofes loten die Möglichkeitsräume orientalistischer Ästhetik aus.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2005
Band 34 (268) in dieser Reihe

Die interdisziplinär angelegte Studie wirft einen neuen Blick auf die Kunsttheorie des Weimarer Klassizismus. Hinter dem Klischee "edler Einfalt und stiller Größe" wird dabei eine dynamische Ästhetik erkennbar, für die die künstlerische Darstellung von Pathos, Ausdruck und Bewegung keinesfalls ausgeschlossen, sondern im Gegenteil sogar konstitutiv ist. Die Struktur der auf einer breiten Basis von Bildbeispielen argumentierenden Untersuchung ergibt sich aus den drei für den Neoklassizismus zentralen Diskursen: der Archäologie, der Kunsttheorie sowie der zeitgenössischen Kunstkritik. Herausgearbeitet wird der von den "Weimarischen Kunstfreunden" unternommene Versuch, die noch von Winckelmann und Lessing als übertrieben abgelehnte "Nachahmung des Gewaltsamen" in die Kunstlehre zu reintegrieren, um auf diese Weise den spätestens seit den 1780er Jahren in eine Krise geratenen Klassizismus theoretisch flexibler wie auch ästhetisch attraktiver zu gestalten.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2004
Band 33 (265) in dieser Reihe

Die Untersuchung geht der Frage nach, wie Normen über das gegenseitige Verhalten von Frauen und Männern vermittelt werden. Aus sozialpsychologischen, ritual- und diskurstheoretischen Ansätzen entwickelt sie für das Medium Drucktext ein Modell, wonach vor allem die Darstellung von Konfliktverläufen normativ wirkt.
Die Arbeit führt vor, dass in protestantischen deutschen Drucktexten des 17. Jahrhunderts die fünf Konfliktverlaufsmuster 'Kompliment', 'Disputation', 'Verleumdung', 'Rehabilitation' und 'Buße' für die Vermittlung von Normen des gegenseitigen Verhaltens der Geschlechter verantwortlich sind. Sie kommen in so unterschiedlichen Gattungen wie Schäfergedicht und Landesordnung vor, halten sich nicht an Grenzen inhaltlich definierter Diskurse und werden als normative Muster selbst durch abweichende Variation konstitutiert.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2004
Band 32 (264) in dieser Reihe

Als prekärer Teil des affirmativen Reichspatriotismus (1870–1880) trieben diffamierte oder gering geachtete Geschichtsromane wie Dahns Kampf um Rom, Fontanes Vor dem Sturm, Freytags Ahnen oder Sacher-Masochs Weiblicher Sultan Geschichtsreflexion und Identitätsbildung entscheidend voran. Wie Meyers Jürg Jenatsch problematisieren sie den zeitgenössischen Umgang mit Geschichte und stehen damit am Beginn der Krise des Historismus.
Die vorliegende Dispositivanalyse weist das hochreflexive Ineinander von Affirmation und Subversion nach, zu dem sich die Romane mit Nietzsches Historienschrift, Droysens Geschichtssemiotik, Menzels Abkehr vom Geschichtsgemälde, aber auch mit Denkmaleinweihungen, den Jubelfeiern 1870/71, Verlagsanzeigen, Professorenromanen, Zeitschriftenartikeln und -illustrationen verschränken. Eingehende Interpretation gängiger und abseitiger Text- und Bilddokumente entwerfen zentrale Elemente der Kulturgeschichte des 19. Jahrhunderts völlig neu.

Buch Nur in gedruckter Form 2004
Band 31 (265) in dieser Reihe

In seinen frühen Romanprojekten, Prosaskizzen und Tagebuchheften experimentiert Kafka mit Möglichkeiten zu schreiben. Die Studie untersucht wichtige Zeugnisse dieser bisher wenig beachteten Werkphase. In textnahen Lektüren wird sichtbar gemacht, wie sich Kafkas Erzählverfahren in verändernder Variation entwickeln. Im Zentrum steht dabei das Verhältnis von Erzählen und Traum. Vom phantasierenden Welt-Entwurf in seiner Novelle "Beschreibung eines Kampfes" ausgehend, erprobt Kafka sprachliche Techniken, um das zu Erzählende in traum-analoger Weise als imaginativen Prozess zu entfalten. In den Miniaturen der "Betrachtung" und in der literarischen Werkstatt der frühen Tagebücher entwickelt er Schreibweisen, die das erzählte Geschehen aus der erzählenden Rede hervorgehen lassen. Aus diesem erfindend-entwerfenden, phantasierenden Schreiben entsteht schließlich die traumähnliche Erzählung "Der Heizer". Sie trägt bereits jene Signatur des Phantastischen, die Kafkas spätere Texte prägt. - Die hier erstmals nachgezeichnete Entwicklungsgeschichte von Kafkas Schreibweise macht Kontinuitäten deutlich, die bisher kaum bemerkt worden sind: Sie zeigt, wie in jahrelanger Schreib-Arbeit die Voraussetzungen für den literarischen Durchbruch geschaffen wurden, mit dem der Autor im Jahr 1912 als Erzähler in Erscheinung trat.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2004
Band 30 (264) in dieser Reihe

Nach dem politischen Verständnis der Frühen Neuzeit ist der Tod der regierenden Königin als Opfer zu begreifen, das die Kontinuität männlicher Herrschaft gewährleistet. Verweist das Leben der Monarchin auf die Stellvertretungsfunktion, die sie erfüllt, so ihr Sterben auf den Fortbestand der Institution der Krone, deren Dauer nur der König verkörpern kann. Der politische Sinn, den der Tod der Königin erzeugt, besteht darin, dass er die Ordnung der Macht in ähnlicher Weise symbolisch erfahrbar werden lässt, wie der Vorgang des rituellen Tötens die heilige Gewalt des Lebens.

Peter-André Alt untersucht das politische Denken, das im Tod der Königin vergegenwärtigt wird, anhand deutscher und englischer Trauerspiele des 17. Jahrhunderts. Sein interdisziplinär angelegtes Buch, das auch Blicke auf die bildende Kunst und die Rechtshistorie wirft, ist ein Beitrag zur Geschichte der Souveränität und der sie begründenden Konstruktionen von Natur, Gewalt, Körper und Geschlecht.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2004
Band 29 (263) in dieser Reihe

Die Entdeckung Pompejis und Herculaneums schien Anfang des 18. Jahrhunderts in glücklicher Koinzidenz mit der Genese des klassizistischen Geschmacks zu erfolgen. Anstelle von "edler Einfalt und stiller Größe" erblickten Reisende jedoch eine Stadt kleiner, arabesk verzierter Gebäude mit fensterlosen, nicht selten obszön ausgeschmückten Räumen. Ihre Berichte ringen um einen Ausgleich mit dem klassizistischen Antikebild.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2003
Band 28 (262) in dieser Reihe

Selbst seine kritischen Rezensenten mussten einräumen, dass Vulpius (1762 - 1827) insbesondere nach dem Erfolg seines Räuberromans Rinaldo Rinaldini (1799) zu den wahrhaft populären Autoren seiner Zeit zu zählen war, 'berühmt wie ein Sprichwort'. Trotz etlicher Versuche im hohen Stil tragischer Formen, die selbst am Wiener Hoftheater Beachtung fanden, wurde er mit über 30 dramatischen Texte und annähernd 70 Romanen zu einem der meistgelesenen Unterhaltungsautoren der Goethezeit, dem selbst Thomas Mann in "Lotte in Weimar" seinen Tribut nicht versagte. Wenngleich die literarische Kritik mitunter wünschte, dass seine 'Fruchtbarkeit nicht permanent' sei, gelang es Goethes Schwager Vulpius, ausgehend vom galanten Unterhaltungston Wielands, vor allem erzählende Genres zu entwickeln, deren Montagetechnik unmittelbar auf die serielle Produktion der Kolportageromane des 19. und 20. Jahrhunderts wirkte. Verblüffend muss der heutige Leser konstatieren, dass auf dem Revers der glänzenden Medaille Weimarer Klassik eine 'triviale Klassik' ihre Spuren hinterlassen hat.

Die vorliegende mit einer umfangreichen Einführung versehene Ausgabe seiner Korrespondenz umfasst etwa 750 Briefe von und ca. 160 Briefe an Vulpius, die das gesamte Feld seiner Tätigkeit erschließen und eine Innenperspektive der Organisation kultureller Institutionen des Klassischen Weimar eröffnen. Ergänzt um mehrere Hundert amtliche Schriften und erschlossene Briefe, über die in Regestform berichtet wird, dokumentiert dieses Briefkorpus verwaltungstechnische wie ästhetische Entscheidungsprozesse innerhalb des Herzoglichen Hoftheaters, für das Vulpius als Dramaturg Goethes die Bühneneinrichtungen nahezu sämtlicher Opern und Singspiele in den 1790er Jahren vornahm und vor allem der Herzoglichen Bibliothek, in der er eine Karriere vom Registrator bis zum die Geschäfte leitenden Herzoglichen Bibliothekar durchlief. Vor allem als von den Zeitgenossen geschätzter Verfasser und Herausgeber vorwiegend lokalhistorischer Zeitschriften wie Die Vorzeit und den Curiositäten hat auch Vulpius seinen Anteil an der Entwicklung öffentlichkeitsorientierter Strukturen des kollektiven Gedächtnisses.

Der zweite Band enthält einen umfassenden philologisch-historischen Kommentar.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2003
Band 27 (261) in dieser Reihe

Um 1500 floriert ein poetisches Verfahren, das Metaphern von Sprichwörtern nutzt, um daraus Holzschnitte oder Erzählungen zu gewinnen. Es bildet sich die neue Gattung des Sprichwortbilder-Buchs. Exemplarisch wird dafür das berühmte Narrenschiff analysiert. Ein narratives Pendant ist der Ulenspiegel, dessen Schwänke komplett auf Sprichwörtern fußen. Narrative und piktoriale Varianten gehören zu demselben Verfahren, was intertextuelle Bezüge belegen. Das Verfahren wird u.a. satirisch genutzt, die Sprichwortbilder aber auch mnemonisch oder als Rebus. Rezipienten sind neben dem "Volk" Bürger, Gelehrte und Adlige. Die literarischen Bezüge sind vielfältig: zum illustrierten Flugblatt, zur Hieroglyphik und Emblematik oder zur Menippea.

Das literarhistorische Thema wird erstmals in systematischer Grundlegung und umfassender Synopse behandelt.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2003
Band 26 (260) in dieser Reihe

Das Buch bietet die erste Gesamtdarstellung zu einer Gattung, die von der Romantik-Forschung kaum beachtet wurde. Sämtliche Dramen von Tieck, Brentano, Arnim und Eichendorff werden textnah und im übergreifenden Werk- und Epochenzusammenhang interpretiert. Witzige Spielgemälde, literarische Experimente in Szenenform, kombinieren und steigern Varianten der europäischen Dramengeschichte (Shakespeare, Calderón u.a.) auf neuartige - poetische - Weise.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2003
Band 25 (259) in dieser Reihe

Die interdisziplinär angelegte Untersuchung widmet sich der Entstehung und Entwicklung der Anthropologie im 18. Jahrhundert und bietet eine umfassende Bestandsaufnahme des nur schwer überschaubaren anthropologischen Denkens vor seinem kultur- und problemgeschichtlichen Hintergrund. Aus vier in sich abgeschlossenen, zugleich aufeinander aufbauenden Studien ergibt sich so eine Geschichte der Anthropologieentwicklung im 18. Jahrhundert.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2003
Band 24 (258) in dieser Reihe

Die Arbeit analysiert Patrick Süskinds Gesamtwerk im Rahmen der postmodernen Wiederkehr des Erzählens. Im Mittelpunkt stehen Fragen von Produktion und Rezeption, Zeitlichkeit und Intermedialität sowie von Räumlichkeit und Figurengestaltung. Leitende Perspektive ist die erzählerische Reduktion von Komplexität durch die sinnlich (aisthetisch) eingeschränkte Weltwahrnehmung - Hören, Riechen, Sehen - der Figuren.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2003
Band 23 (257) in dieser Reihe

Dass der angebliche Stürmer und Dränger J.M.R. Lenz einst langjähriger Schüler Immanuel Kants war, ist ein von der Literaturwissenschaft bislang weitgehend ausgeklammerter Umstand. In der vorliegenden Studie wird Kants gravierender Einfluss auf die geistige und künstlerische Entwicklung Lenzens erstmals umfassend untersucht. Das Ergebnis ist nicht nur ein verändertes Verständnis von Lenzens literarischem Werk, sondern auch das einer literarischen Bewegung, zu deren Protagonist Lenz zu Unrecht gemeinsam mit Goethe erhoben wurde.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2003
Band 22 (256) in dieser Reihe

Aufzählungen finden sich in der modernen Literatur außerordentlich häufig, z.B. bei Flaubert, Joyce, Borges, Perec... Sie gehören aber auch quer durch die Geschichte und die Kulturen zur Literatur überhaupt; man denke an Homer, die Bibel, Sei Shonagon, Rabelais, Swift... Ihre konkreten Gestalten sind Inventar, Litanei, Gesetzestafel, Beschreibung, Rezept, Fragebogen, Chronik u.a.

Die Arbeit versucht weder eine Geschichte noch eine Typologie des Aufzählens zu bieten, sondern stellt die Frage 'How to do things with lists?' anhand von Texten verschiedenster Art. Sie zeigt die vielfältigen Funktionen und die besondere Wandlungsfähigkeit dieses schlichten Sprachmodus. Der Schwerpunkt liegt auf der Literatur nach dem Verfall der traditionellen Katalogtopoi. Neben Fragen der Rhetorik und Poetik kommen Probleme der Wissenschaftsgeschichte und Medialität zur Sprache.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2002
Band 21 (255) in dieser Reihe

Die 'Poetik der Sinne' ist für Rilkes Spätwerk zentral und unterstreicht seine Bedeutung für die Lyrik der Moderne. Ausgehend vom Bild der 'fünffingrigen Hand' der Sinne im Aufsatz "Ur-Geräusch" (1919) erschließt die Arbeit erstmals die poetologische Argumentation des Autors und weist sie in der dichterischen Praxis nach. Rilkes Poetik folgt weder einer Hierarchie der Sinne noch synästhetischen Konzepten; vielmehr halten alle fünf Sinne auf eine Grenze des sinnlich Erfahrbaren zu. Das Sehen, werkgeschichtlich bislang leitend, wird im Spätwerk nicht durch das Hören als neuem Leitsinn abgelöst, sondern bleibt in umgewerteter Weise für das poetische Raumkonzept unabdingbar. Sehen und Hören sind überdies eingespannt in eine Konfiguration der Sinne, in der sich die Spannung zwischen Faßbarkeit und Unfaßbarkeit realisiert.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2002
Band 20 (254) in dieser Reihe

Von der großartigen Kultur des Erzählens im Mittelalter zeugen noch heute die höfischen Romane. Wenig aber weiß man von der Praxis des Erzählens: Wo, wann und zu welchen Anlässen wurde erzählt? Welche sozialen Funktionen erfüllte das Erzählen? Welche Regeln des Erzählens galten in den Vortragssituationen? Mit diesen Leitfragen und mit modernen Methoden der Textanalyse finden die zehn Beiträge des Bandes einen neuen Zugang zur mittelalterlichen Erzählkultur.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2001
Band 19 (253) in dieser Reihe

Aus vier in sich abgeschlossenen Werkinterpretationen - zu Albertinus' Landtstörtzer Gusman (1615), Dürers Lauf der Welt Und Spiel des Glücks (1668), Grimmelshausens Simplicissimus Teutsch (1669) und Beers Corylo (1679) - ergibt sich in Umrissen eine Geschichte des Schelmenromans und zugleich eine Sozialgeschichte der Modernisierung von Raum und Zeit im 17. Jahrhundert.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2002
Band 18 (252) in dieser Reihe

Zur sinnhaltigen Verknüpfung ihrer Fakten bedienen sich die Geschichtsschreiber des16. Jahrhunderts literarischer Gattungsmuster und Darstellungsstrategien. Anhand der Truchsessenchronik, Küngs Chronik der Württemberger, der Zollernchronik und der Zimmerischen Chronik werden die Funktion einer Literarisierung der Geschichte sowie die politisch-dynastischen Interessen, das Wahrheitsverständnis und die Weltdeutungsversuche der Autoren untersucht.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2001
Band 17 (251) in dieser Reihe

Das vielzitierte Musikalische in Jean Pauls Dichtung - seit 200 Jahren einer der wichtigsten Rezeptionstopoi in der Jean-Paul-Forschung, aber niemals überzeugend rekonstruiert - wird in dieser Arbeit in den Landschaften identifiziert und erstmals systematisch dargestellt.

Im ersten Teil ordnet Julia Cloot zunächst Jean Paul in die Kunstästhetik des späten 18. Jahrhunderts genauer ein, während sie im zweiten Teil die als musikalisch empfundenen Erscheinungen im Erzähltext aufspürt und deutet. Dabei geht sie von zwei Thesen aus: zum einen erweisen sich die musikästhetischen Diskurse der Zeit um 1800 als Prätexte für Jean Pauls Romanschaffen, d. h. als geheime Texte, die den Suggestionen erklingender Musik zu unterlegen sind; zum anderen macht Musik in den Romanen Jean Pauls nicht nur die erzählte Zeit als solche erfahrbar, sondern spannt auch imaginäre Räume zwischen den Polen von Nähe und Ferne auf.

Damit beschränkt sich Julia Cloot nicht nur auf die Analyse der Erzähltechnik, sondern sie untersucht die Wechselwirkung zwischen Musik und Sprache im Werk Jean Pauls.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2000
Band 16 (250) in dieser Reihe

Die Fallstudie ist ein Beitrag zu der noch jungen Paratextforschung und erprobt ihre Fruchtbarkeit, indem sie Goethes lyrisches Œuvre im Hinblick auf seine Titelgebung neu erschließt: mit dem Ergebnis, daß Goethe die poetischen Möglichkeiten, die die schriftliche Realisation seiner Lyrik bietet, mannigfaltig nutzt, dabei aber den mündlichen Charakter vieler seiner Gedichte nicht verdeckt. Dieser Sachverhalt wird aus literatur-, kultur- und mentalitätsgeschichtlicher Sicht erklärt.

Burkhard Moennighoff sichtet Goethes Gedichttitel nach Maßgabe von Voraussetzungen, die in einem gemischt deduktiv-induktiven Vorgehen gewonnen werden. Die Beschreibung von Goethes Titelkunst orientiert sich am Leitfaden der Entwicklungsgeschichte seiner Lyrik (unter Berücksichtigung der Goethischen Gedichtsammlungen), beginnend mit den Gedichten des Knaben und endend mit den Alterslyrica. Es wird dabei gezeigt, daß sich die geschriebene Lyrik Goethes sowohl an ein lesendes als auch an ein hörendes Publikum richtet.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1999
Band 15 (249) in dieser Reihe
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1998
Band 14 (248) in dieser Reihe
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1998
Band 13 (247) in dieser Reihe
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1998
Band 12 (246) in dieser Reihe
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1997
Band 11 (245) in dieser Reihe
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1997
Band 10 (244) in dieser Reihe
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1996
Band 9 (243) in dieser Reihe
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1996
Band 8 (242) in dieser Reihe
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1996
Band 6 (240) in dieser Reihe
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1996
Band 5 (239) in dieser Reihe
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1995
Band 4 (238) in dieser Reihe
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1995
Band 2 (236) in dieser Reihe
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1995
Band 1 (235) in dieser Reihe
Buch Open Access 2025
Band 106 (340) in dieser Reihe

Die Studie untersucht die Darstellungsstrategien von Schriftsteller/innen-Figuren im Zeitraum von ca. 1750 bis 1850 anhand von 16 Texten unterschiedlicher Gattungen. Die Komödie zeichnet Schriftsteller/innen als typisierte Witzfiguren und inventarisiert sie zunehmend als theatralen Standard, der ohne weitere Begründungen auf die Bühne gebracht werden kann. Als Symbolfiguren werden die Schriftsteller/innen im Dichter/innen-Gedicht der Zeit diesen dramatischen Witzfiguren gegenübergestellt. In den Gedichten zeigen sie sich als nur vage personalisierte Entitäten und werden so zu übermenschlichen Diskurskonzentrationen, erzeugen also ihren eigenen kulturellen Wert. Gerade Dichterinnen setzen sich hierbei immer wieder mit der Marginalisierung weiblichen Schreibens auseinander und inszenieren parareligiöse Rechtfertigungen ihrer Tätigkeit. In Romanen schließlich hebeln die Individualfiguren typisierende Darstellungen gezielt aus. Hier avanciert die schreibende Tätigkeit zu einer (überlebens-)wichtigen Strategie der Persönlichkeitsbildung. Zu seinem logischen Schluss führt Jean Paul die Figur, wenn er den typisierten und symbolisierten Schriftsteller in die Umwelt des realistisch-individualisierenden Romans verpflanzt und so die zwangsläufige Fiktion jeder Schriftsteller-Figur augenscheinlich macht: Schriftsteller/innen gibt es mithin nur in der Literatur selbst.

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Heruntergeladen am 7.11.2025 von https://www.degruyterbrill.com/serial/qf-b/html
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