Moraldo, Sandro M. (Hrsg.): Sprachwandel. Perspektiven für den Unterricht Deutsch als Fremdsprache. Heidelberg: Winter, 2018. -- ISBN 978-3-8253-6863-0. 205 Seiten, € 54,00.

Martin Wichmann

doi:10.1515/infodaf-2020-0056

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Moraldo, Sandro M. (Hrsg.): Sprachwandel. Perspektiven für den Unterricht Deutsch als Fremdsprache. Heidelberg: Winter, 2018. -- ISBN 978-3-8253-6863-0. 205 Seiten, € 54,00.

Martin Wichmann

Published/Copyright: April 17, 2020

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From the journal Informationen Deutsch als Fremdsprache Volume 47 Issue 2-3

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Moraldo, Sandro M. (Hrsg.): Sprachwandel. Perspektiven für den Unterricht Deutsch als Fremdsprache. Heidelberg: Winter, 2018. -- ISBN 978-3-8253-6863-0. 205 Seiten, € 54,00.

Der von Sandro M. Moraldo herausgegebene Sammelband Sprachwandel -- Perspektiven für den Unterricht Deutsch als Fremdsprache ist 2018 erschienen und versammelt ein breites Spektrum an Beiträgen zu diesem Themenfeld. Im Zentrum steht die Frage, wie Sprachwandelphänomene im DaF-Unterricht didaktisch umgesetzt werden können.

Ludwig M. Eichinger arbeitet in seinem Beitrag heraus, dass Sprachwandel unterschiedlich wahrgenommen wird. Dabei behandelt er exemplarisch die drei Bereiche Wortschatz, Subkultur und neue Mehrsprachigkeit sowie Veränderungen im Sprachsystem (z. B. die Marginalisierung des Genitivs als Objektklasse). Eva Neuland diskutiert, ab wann Sprachwandelphänomene für den DaF-Unterricht didaktisch relevant werden. Dies spitzt sie auf die noch grundlegendere Frage zu, welches Deutsch im DaF-Unterricht gelehrt werden soll. Im Unterschied zum muttersprachlichen Unterricht hat die Behandlung von Sprachwandelprozessen (z. B. im Bereich der Jugendsprache) noch nicht systematisch Eingang in den DaF-Unterricht gefunden. Neuland kritisiert dies und zeigt zugleich Möglichkeiten für die didaktische Umsetzung auf, wobei sie die Authentizität und den Kontextbezug der Beispiele besonders herausstellt. Ausgehend vom muttersprachlichen Deutschunterricht, entwirft sie ein Programm der Sprachreflexion, das sie mit spezifischer Zielsetzung auch auf den DaF-Unterricht übertragen wissen möchte. Anhand verschiedener Beispiele gibt sie einen Überblick über die Gegenstandsfelder der Reflexion über Sprachwandelprozesse. Jürgen Schiewe fokussiert auf das Konzept der Sprachkritik. Aus dieser Perspektive werden Sprachwandelprozesse vor allem unter dem Kriterium der funktionalen Angemessenheit beurteilt. Sprachwandel und Sprachkritik hängen auf zweierlei Weise miteinander zusammen: Zum einen werden Sprachwandelprozesse kritisch beurteilt. Zum anderen wird durch Sprachkritik auch Sprachgebrauch verändert. Didaktisches Ziel ist die kritische Beurteilung von Sprachwandelprozessen. Schiewe bezeichnet diese als Sprachspielkompetenz und zeigt anhand konkreter Beispiele Umsetzungsmöglichkeiten für den DaF-Unterricht auf.

Ines Bose et al. beschäftigen sich mit Sprachwandelphänomenen im Bereich Aussprache und geben konkrete Anregungen für deren Umsetzung im DaF-Unterricht. Zentrales Lernziel ist die phonetisch-prosodische Kompetenz im Fremdsprachenunterricht (FSU). Bose et al. konzentrieren sich dabei auf drei phonetische Phänomene: Reduktion/Elision bei schwachtonigem e in der Endsilbe –en, Wortakzentuierung in Fremdwörtern und englisch überformte Aussprache bei Fremdwörtern aus dem Französischen. Sie untersuchen, ob gebrauchsorientierte Aussprachewörterbücher die beschriebenen Sprachwandelphänomene berücksichtigen und gleichen dies mit Daten aus einem Radionachrichtenkorpus ab. Es zeigt sich, dass die Phänomene z. T. schon Eingang in die Wörterbücher gefunden haben. In der Umgangssprache scheint dieser Wandel schon etabliert zu sein. Claudio di Meola fokussiert auf die Präpositionen, wobei er zwischen den primären Präpositionen als stabilem Kern und den sekundären Präpositionen als der sich verändernden Peripherie unterscheidet. Er arbeitet die Behandlung der Präpositionen in Übungsgrammatiken heraus, kontrastiert sie mit der wissenschaftlichen Darstellung und deutet Ideen für die didaktische Umsetzung an. Dabei stellt er fest, dass didaktische Progression und Übungstypologien durchaus angemessen sind. Problematisch ist vielmehr die Erklärung, die sich wissenschaftlich nicht immer halten lässt.

Die Internetkommunikation steht im Zentrum des Beitrags von Christa Dürscheid, die kritisch fragt, ob sich DaF-Lerner überhaupt mit authentischen Chatdialogen beschäftigen sollen -- sei es rezeptiv oder produktiv. Dürscheid hält dies nicht für sinnvoll und plädiert stattdessen dafür, alternative Kommunikationsformen mit Muttersprachlern, wie z. B. Tandem-Lernen, zu nutzen. Dies begründet sie damit, dass der DaF-Unterricht auch (Nonstandard-)Varianten aufgreifen sollte, was sich aus der Vermittlung der kommunikativen Kompetenz als des zentralen Lernziels des FSU ableitet. Sandro M. Moraldo untersucht die diachrone Verwendung von obwohl und weist nach, wie es sich vom Konnektor zum Diskursmarker entwickelt hat. Moraldo zeigt dies anhand einer Korpus-Studie, die diachron ausgerichtet ist. Dabei fällt auf, dass sich der Konnektor bereits in Dialogen literarischer Texte des 19. Jahrhunderts findet.

Der Sammelband vereint ein breites Spektrum an Beiträgen zum Thema Sprachwandel. Das Bemühen der linguistischen Beiträge um einen stärkeren Bezug zum DaF-Unterricht ist positiv zu bewerten. Beispielgebend ist sicherlich der Beitrag von Bose et al., der fremdsprachendidaktische Literatur und Lernerwörterbücher berücksichtigt, an konkretem empirischen Material arbeitet und auch den direkten Bezug zum GER herstellt. Ein solcher Zugang dürfte die Rezeption in der Fremdsprachendidaktik wesentlich erleichtern und dafür sorgen, dass ein noch stärkerer Brückenschlag aus dem linguistischen Diskurs heraus erfolgt.

Online erschienen: 2020-04-17

Erschienen im Druck: 2020-04-08

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https://doi.org/10.1515/infodaf-2020-0056