Siiner, Maarja; Hult, Francis M.; Kupisch, Tanja (Hrsg.): Language Policy and Language Acquisition Planning. Cham: Springer International Publishing, 2018 (Language Policy, 15). -- ISBN 978-3-319-75962-3. 256 Seiten, € 96,29.

Paul Voerkel

doi:10.1515/infodaf-2020-0077

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Siiner, Maarja; Hult, Francis M.; Kupisch, Tanja (Hrsg.): Language Policy and Language Acquisition Planning. Cham: Springer International Publishing, 2018 (Language Policy, 15). -- ISBN 978-3-319-75962-3. 256 Seiten, € 96,29.

Paul Voerkel

Published/Copyright: April 17, 2020

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From the journal Informationen Deutsch als Fremdsprache Volume 47 Issue 2-3

Rezensierte Publikation:

Siiner, Maarja; Hult, Francis M.; Kupisch, Tanja (Hrsg.): Language Policy and Language Acquisition Planning. Cham: Springer International Publishing, 2018 (Language Policy, 15). -- ISBN 978-3-319-75962-3. 256 Seiten, € 96,29.

Für die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts lässt sich aufgrund fortschreitender Globalisierung und weltweiter Vernetzung ein stetiger Ausbau an sprachlichen und kulturellen Begegnungen zwischen Menschen verschiedenster Lebensrealitäten und Hintergründe konstatieren. Diese Entwicklung führte zu einer immer intensiveren Auseinandersetzung mit den verschiedenen Faktoren, die Erwerb und Erlernen von Fremdsprachen beeinflussen -- wozu nicht zuletzt auch die Sprachenpolitik zählt. Diese wird zwar seit langem als politisches Instrument genutzt, aber erst in den letzten Jahren wurde ihre tatsächliche Bedeutung für die Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik (AKBP) erkannt und systematisch untersucht (vgl. Maaß 2015: 53).

Auf die Schnittmenge zwischen Spracherwerbstheorien, (Sprach-)Planung und Bildungspolitik setzt die vorliegende Publikation. In Form eines Sammelbandes vereint sie Beiträge der 2015 in Schweden abgehaltenen Tagung „Bridging Language Acquisition and Language Policy“ und hat zum Ziel, aktuelle Konzepte und empirische Studien zu (öffentlicher) Sprachenplanung und Fremdsprachenlernen und -lehren miteinander in Verbindung zu setzen. Dieses Vorhaben wird auf reichlich 250 Seiten in 13 Artikeln umgesetzt und macht deutlich, wie vielschichtig die Auseinandersetzung mit Sprachenpolitik sein kann. Englisch ist hierbei nicht nur die gemeinsame Sprache aller Beiträge, sondern in seiner Rolle als lingua franca an mehreren Stellen auch Gegenstand der Betrachtung bzw. einer kritischen Diskussion.

Untergliedert ist der Sammelband in drei unterschiedlich umfangreiche Teile -- der erste und der zweite bieten Best-Practice-Beispiele und die Diskussion konkreter Fälle von Fremdsprachenerwerb, der dritte umfasst mehrere theoretische Fragestellungen. Den Teilen vorangestellt ist ein Enführungstext des Herausgeberteams, in dem die Bedeutung von (öffentlicher) Sprachenplanung und -politik auf die gesellschaftliche Sprach(en)praxis anhand verschiedener Perspektiven und Beispiele dargestellt wird (1–10).

Die sechs Beiträge in Teil 1 (Basic and Secondary Education, 12–133) beziehen sich auf Sprachenlernen und Sprachenpolitik im Kindes- und Jugendalter. Die Artikel konzentrieren sich dabei auf die Akteure und Dynamiken des Fremdsprachenlernens im Schulbereich, nehmen aber auch den Einfluss der Familie (insbesondere der Eltern) in den Blick. Der rote Faden, der die Beiträge verbindet, ist die Frage nach den Einflussfaktoren von Politik, (öffentlichen) Institutionen, ihren Akteuren und der Spracherwerbsforschung auf das Fremdsprachenlernen an sich.

In den vier Beiträgen von Teil 2 (Higher Education, 136–199) stehen die Hochschulen und die dort verwendeten Praktiken des Sprachenlernens und der Sprachenplanung im Vordergrund. Alle Artikel beziehen sich auf die Bemühungen von Universitäten, sich über die Verwendung des Englischen stärker zu internationalisieren, zeigen aber gleichzeitig die Grenzen von Englisch als lingua franca im Hochschulbereich und die Notwendigkeit einer weiteren Auseinandersetzung mit Mehrsprachigkeitskonzepten auf.

Die drei Beiträge in Teil 3 (Epilogue, 202–255) gehen auf bestimmte theoretische Teilbereiche ein, die sich aus der vorangegangenen Diskussion ergeben: erstens die Ergebnisse von Zweitsprachenerwerbsforschung, -planung und -politik im Licht der Komplexitätsforschung und ihrer Interpretationsmöglichkeiten, zweitens Inklusion als ein Zukunftsthema von (insbesondere auch europäischen) Gesellschaften und drittens bilingualer Spracherwerb unter dem Gesichtspunkt von Synergien aus Bildung, Sprachförderung und Sprachenpolitik. In allen drei Artikeln geht es um eine kritische Reflexion und Zusammenfassung der Ergebnisse aus den empirischen Beiträgen der ersten beiden Teile.

Auffällig an dieser Publikation ist die große Bandbreite an Autorinnen und Autoren sowie Settings, die vom Herausgeberteam durchaus intendiert ist: die 21 Beitragenden sind an Institutionen in 14 Ländern verankert (und zwar: Australien, Brasilien, China, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Indonesien, Italien, Japan, Kanada, Norwegen, Schweden, Tschechische Republik und USA), und die Settings umfassen zehn Länder (Brasilien, China, Dänemark, Frankreich, Indonesien, Japan, Kapverden, Schweiz, Tschechische Republik und USA) sowie acht Sprachen (Chinesisch, Deutsch, Englisch, Französisch, Griechisch, Serbisch, Slowakisch, Spanisch, Türkisch). Es handelt sich somit um eine wahrhaft weltumspannende Darstellung des Themas.

Als Tenor des Sammelbandes kann gelten, dass die Planung von Spracherwerbsprozessen zwar durchaus in Hinblick auf die Akteure und Dynamiken im Klassenraum gesehen werden sollte, es aber immer auch darum geht, das ‚große Ganze‘ nicht aus den Augen zu verlieren und bewusst wahrzunehmen, dass Sprachenplanung und -politik stets multifaktorielle Prozesse sind. Für die Leserinnen und Leser zeigt die Publikation auf, wie wichtig es einerseits ist, Sprachenpolitik bei der Planung von Spracherwerb und Fremdsprachenunterricht mitzudenken, andererseits aber auch die üblicherweise geltenden Fachgrenzen zu überschreiten -- beides ist die grundlegende Idee der Reihe von Fachpublikationen (Language Policy), in welcher der Sammelband erschienen ist. Dass diese Themen wichtig sind -- nicht zuletzt, um die deutsche AKBP sinnvoll mit Leben füllen zu können --, kann als unbestritten gelten. Allerdings spiegeln die Ausbildungsangebote im Bereich Deutsch als Fremdsprache bzw. Germanistik dies bisher kaum wider: wünschenswert wäre in allen Studiengängen ein didaktisches Fachangebot, das Planung nicht nur eng auf den Sprachunterricht bezieht, sondern Sprachenplanung auch auf der Makro-Ebene und anhand von AKBP-Inhalten vermittelt.

In der Gesamtsicht handelt es sich um einen fachlich relevanten Sammelband, der zahlreiche Fallanalysen und Berichte aus der ganzen Welt zusammenträgt. Geeignet ist er weniger für den Einstieg in das Thema, sondern eher zum Weiterdenken und für Fachleute, die an den Schnittstellen zwischen Theorie und Praxis sowie zwischen verschiedenen Fachdisziplinen arbeiten und sich dafür weitere Anregungen holen möchten.

Literatur

Maaß, Kurt-Jürgen (2015): „Vielfältige Umsetzungen -- Ziele und Instrumente der Auswärtigen Kulturpolitik“. In: Maaß, Kurt-Jürgen (Hrsg.): Kultur und Außenpolitik. Handbuch Wissenschaft und Praxis. Baden-Baden: Nomos, 47–54. 10.5771/9783845255453-46Search in Google Scholar

Online erschienen: 2020-04-17

Erschienen im Druck: 2020-04-08

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https://doi.org/10.1515/infodaf-2020-0077