Falkenhagen, Charlott; Grimm, Nancy; Volkmann, Laurenz (Hrsg.): Internationalisierung des Lehramtsstudiums. Modelle, Konzepte, Erfahrungen. Paderborn: Schöningh, 2018. – ISBN 978-3-506-72845-6. 412 Seiten, € 99,00.

Sarah Moldenhauer

doi:10.1515/infodaf-2020-0032

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Falkenhagen, Charlott; Grimm, Nancy; Volkmann, Laurenz (Hrsg.): Internationalisierung des Lehramtsstudiums. Modelle, Konzepte, Erfahrungen. Paderborn: Schöningh, 2018. – ISBN 978-3-506-72845-6. 412 Seiten, € 99,00.

Sarah Moldenhauer

Published/Copyright: April 17, 2020

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From the journal Informationen Deutsch als Fremdsprache Volume 47 Issue 2-3

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Falkenhagen, Charlott; Grimm, Nancy; Volkmann, Laurenz (Hrsg.): Internationalisierung des Lehramtsstudiums. Modelle, Konzepte, Erfahrungen. Paderborn: Schöningh, 2018. – ISBN 978-3-506-72845-6. 412 Seiten, € 99,00.

Dass das Lehramtsstudium einer gehörigen Portion Internationalisierung bedarf, ist nicht neu. Dass Bildungssysteme jedoch sehr spezifischen kulturellen, historischen und vor allem politischen Rahmenbedingungen unterliegen, stellt dabei wohl eine der größten Herausforderungen dar. Denn aus Gegebenheiten und Erfahrungen anderer Länder zu lernen und diese auf den eigenen kulturellen Kontext zu beziehen, ist fraglos ein komplexes Unterfangen.

So fordern auch die HerausgeberInnen des Sammelbands Internationalisierung des Lehramtsstudiums im Vorwort eine aktualisierte Lehramtsausbildung, um „auch in dem stark von föderalen bildungspolitischen Interessen geprägten deutschen Lehrerbildungssystem den zunehmenden Mobilitätsansprüchen und komplexen multikulturellen Lebens- und Arbeitskontexten des 21. Jahrhunderts zu entsprechen“ (1).

In den meisten Branchen ist es seit Jahrzehnten üblich, das CV mit Auslandsaufenthalten und zahlreichen Sprachkursen zu schmücken, um so die Job- und Karrierechancen zu erhöhen. Gerade die Lehramtsausbildung bereitet jedoch auf einen ‚Beruf ohne Karriere‘ vor. Die Aussicht, eines Tages Fachbereichsleiterin zu werden und sich damit zwar ein paar Stunden anrechnen lassen zu können, sich aber dennoch einer ungeheuren Mehrarbeit gegenüberzusehen, ist wahrlich nur für sehr wenige Lehrerinnen und Lehrer attraktiv. Zudem wird der Auslandsaufenthalt im Lehramtsstudiums aufgrund recht unflexibler und kleinteiliger Strukturen erschwert. Wenn nicht gerade eine Sprache studiert wird und damit ein Auslandsaufenthalt folgerichtig und nötig erscheint, gibt es für die meisten Lehramtsstudierenden wenig Anreiz eine Zeit lang im Ausland zu studieren: „Ebenso erwähnen die Studierenden, dass eine Auslandsphase im Studium derzeit leider nicht die beruflichen Chancen verbessert, da ein solcher Aufenthalt bei der späteren Bewerbung für eine Planstelle im Schuldienst bisher nicht berücksichtigt wird“ (183; vgl. auch die Beiträge von Frederick Ahlgrimm, Andrea Westphal, Sebastian Heck und Anne Wallert „Weshalb Studierende (nicht) ins Ausland gehen: Prädiktoren für Mobilität im Lehramtsstudium“ und Martin Schifferings und Jan Kercher „Auslandsmobilität von Lehramtsstudierenden in Deutschland: Ein Überblick zur Datenlage und zu praktischen Umsetzungsbeispielen“).

Der Band stellt an diese Überlegungen anknüpfend vor, wie der Umgang mit einer immer stärker globalisierten Lehramtsausbildung produktiv gestaltet werden kann. Dabei überzeugt er mit zahlreichen konkreten Fallbeispielen und eröffnet dabei sowohl empirische, theoretische als auch praktisch-applizierbare Perspektiven.

Die vier Hauptkapitel des Buches reichen von theoretisch-konzeptuellen Ansätzen, über empirische Erfahrungsberichte zu Internationalisierungsstrategien und deren Rahmenbedingungen bis hin zum Ausblick auf strategische Bildungskooperationen.

Besonders hervorzuheben ist der Beitrag von Michael Kämper-van den Boogaart, der historisch nachzeichnet, wie provinziell die Lehramtsausbildung in Deutschland aufgrund ihrer starken Regionalisierung war und mittels teilweise noch immer vorhandener Ideale bis heute ist. Könnte jene Provinzialisierung und der Bildungsföderalismus also der Grundstein für die bis in heutige Zeit defizitäre Internationalisierung des Lehramtsstudiums sein? In jedem Fall kann Rolf Koerrenz’ Ansatz der reflexiven Lehrerbildung eine Hilfe zur Überwindung jenes Defizits sein. In seinem Beitrag „Historische Bildung als Globale Bildung. Bausteine einer reflexiven Lehrerbildung“ legt er überzeugend dar, dass gerade in der vergleichenden Auseinandersetzung mit der Geschichte der Pädagogik eine durchdringende Reflexion über die eigene provinzielle Brille möglich wird.

Bleibt die Frage, ob Auslandsaufenthalte während des Studiums tatsächlich dazu beitragen, „einen wertschätzenden wie gewinnbringenden Umgang mit Diversität zu entwickeln“ (193), wie Astrid Krämer und Jan Springob in ihrem Beitrag „Mobilität von Lehramtsstudierenden – Desiderat in Lehre und Forschung. Beispiele der Umsetzung an der Universitat zu Köln“ konstatieren. Denn um die Studienleistungen ihres Auslandssemesters anerkennen zu lassen, absolvieren viele Studierende ihren Aufenthalt lieber vorsorglich an einer Deutschen Auslandsschule. Aber nur weil diese außerhalb von Deutschland angesiedelt sind, zeugt das noch nicht von einem hohen Grad an internationaler Ausrichtung, geschweige denn einem aktuellen Umgang mit Transkulturalität im Klassenraum. Zudem handelt es sich dabei um Privatschulen mit einer entsprechend zahlungskräftigen Klientel. Inwiefern in dieser sozialen Umgebung also ein Einblick in andere Kulturen möglich wird, ist fragwürdig. Dies unterstreicht auch Andreas Hänssig in seinem Beitrag „Think Global – Teach International Deutsche Auslandsschulen – international genug?“, wenn er feststellt (176): „Ob eine studienrelevante, lehramtsbezogene Kompetenzerweiterung durch einen Auslandsaufenthalt tatsächlich erreicht werden kann, lässt sich bisher nur vermuten. [...] Stimmen die Annahmen, dass durch Auslandsaufenthalte und Schulpraktische Studien im Ausland tatsächlich die gewünschten interkulturellen Kompetenzen erworben werden?“ Die befragten Studierenden beantworteten diese Fragen in ihren Erfahrungsberichten jedenfalls einhellig positiv.

Insgesamt ist die Lektüre ausgewählter Beiträge aus Internationalisierung des Lehramtsstudiums durchaus zu empfehlen. Wer sich lediglich einen Überblick über die aktuelle Debatte und einzelne Aspekte verschaffen möchte, dem sei das sehr ausführliche Vorwort des Bandes ans Herz gelegt.

Online erschienen: 2020-04-17

Erschienen im Druck: 2020-04-08

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https://doi.org/10.1515/infodaf-2020-0032