Roche, Jörg; Terrasi-Haufe, Elisabetta (Hrsg.): Mehrsprachigkeit und Sprachenerwerb. Tübingen: Narr Francke Attempto, 2018 (Kompendium DaF/DaZ, 4). -- ISBN 978-3-8233-8182-2, 345 Seiten, € 19,99.

Stephanie Kunzemann

doi:10.1515/infodaf-2020-0070

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Roche, Jörg; Terrasi-Haufe, Elisabetta (Hrsg.): Mehrsprachigkeit und Sprachenerwerb. Tübingen: Narr Francke Attempto, 2018 (Kompendium DaF/DaZ, 4). -- ISBN 978-3-8233-8182-2, 345 Seiten, € 19,99.

Stephanie Kunzemann

Published/Copyright: April 17, 2020

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From the journal Informationen Deutsch als Fremdsprache Volume 47 Issue 2-3

Rezensierte Publikation:

Roche, Jörg; Terrasi-Haufe, Elisabetta (Hrsg.): Mehrsprachigkeit und Sprachenerwerb. Tübingen: Narr Francke Attempto, 2018 (Kompendium DaF/DaZ, 4). -- ISBN 978-3-8233-8182-2, 345 Seiten, € 19,99.

Der vierte Band der Reihe Kompendium DaF/DaZ mit dem Titel Mehrsprachigkeit und Sprachenerwerb besteht aus acht Kapiteln. Es handelt sich um eine Textsammlung, deren zentraler Gegenstand der multiple Sprachenerwerb, d. h. die Mehrsprachigkeit ist. Jedes Kapitel der Textsammlung stellt einen gesonderten Lektürebereich dar. Der Eröffnung eines Kapitels ist eine eigene Seite reserviert, was dem Leser bei der Orientierung sehr hilft: Nach der Kapitelüberschrift wird knapp in den Inhalt der drei folgenden Lerneinheiten eingeführt und auf ihre enge Verknüpfung hingewiesen. Auffallend ist die Selbstbezeichnung der Autorenschaft mit „wir“, die die Leserschaft direkt mit „Sie“ anspricht, im Sinne von „wir präsentieren Ihnen hier folgendes“.

Jede Lerneinheit ist ein Textganzes: In einer Binnengliederung erfolgt die Differenzierung in nun dreistellige Teiltexte. Das in diesem Buch auffällige System aus Unter- und Überordnung könnte kompliziert erscheinen. Doch bevor die eigentliche Lektüre der Lerneinheit beginnt, wird zur Orientierung ein Rahmen mit grauer Hintergrundfarbe und schwarzem Rand vorangestellt, wo die „Lektüreportionen“ und die „Lernziele“ signalisiert werden: Statt hin und her zu blättern, gibt es die Vorgabe einer Lektüre, wobei man nichts Weiteres tun muss, als der strengen hierarchischen Relation unter den Teiltexten zu folgen. Was aber nicht heißen soll, dass man das ganze Buch von vorne anfangen und hinten aufhören muss: Die Ganzheit lässt sich zugunsten einer Vielzahl von Lektüren aufbrechen. Vorgängige und anschließende Texteinheiten (seien es ganze Kapitel oder einzelne Lerneinheiten) können vorübergehend ausgeblendet werden. Die numerische Gliederung und die Überschriften -- jeder Teiltext einer Lerneinheit trägt eine eigene Überschrift -- dienen der schnellen und gezielten Auffindbarkeit von Gelesenem und noch zu Lesendem und sind ausgeprägt leserorientiert. Fettgedruckte Wörter, Tabellen, Listen im Text sind ebenfalls Gebrauchsanweisungen für den Leser. Am Ende einer Lerneinheit stehen übersichtlich in einer Liste eine kurze Zusammenfassung und Aufgaben zur Wissenskontrolle. Wo bei der Eröffnung gern auf das „wir“ hingewiesen wird, enthält die Beendigung den ausdrücklichen Bezug auf das „Sie“. Schnell kommt man zu dem Schluss: Alle im Buch gesammelten Texte sind leseradressiert, was aber nicht ausschließt, dass es hochwertige linguistische, d. h. wissenschaftliche Texte sind. Schon in der Einleitung wird als Leitziel hervorgehoben, dass die Anforderungen bei der Aus-, Fort- und Weiterbildung im Bereich der Sprachvermittlung Angebote braucht, die gleichzeitig theoretisch fundiert und praxistauglich sind.

Das Beispiel der Lerneinheit 3.1 Prozesse des Spracherwerbs soll helfen tive, ggf. auch argumentative Struktur der Texte dient in erster Linie uns, den Lesern.

Die ganze Lerneinheit ist im Sinne einer Aufgabenstellung konzipiert, gut erkennbar an der Formulierung der Lernziele gleich in der Eröffnung.
Es gibt laufend präzisierende Begriffserläuterungen und Klärungen von Forschungsstandpunkten oder -ergebnissen. Die Bezüge auf andere wissenschaftliche Texte mithilfe bibliografischer Angaben sind zahlreich, dabei kommt dem unter Kapitel 9 aufgeführten Literaturverzeichnis eine wichtige Rolle zu, um die Verbindung vom Zitat zum Ursprungstext herstellen zu können.
Der Beschreibung z. B. der Basisvarietät durch die im Text fettgedruckten linguistischen Begriffe „pragmatic mode“ (pragmatischer Modus) und „syntactic mode“ (syntaktischer Modus) folgt der Vergleich mit der chinesischen Sprache, wo sich der pragmatische Modus erhalten hat: Mehrere Beispiele chinesischer Sätze und deren Übersetzung ins Deutsche haben eine explanative Funktion.
Es gibt Vereinfachungen in Form von Listen, die z. B. die Frage nach der Basisvarietät und ihrer Strukturierungsprinzipien übersichtlich und auf das Wesentliche reduziert zusammenfassen (99). Zu diesem Prinzip der Vereinfachung zählt auch die Zusammenfassung am Ende der Lerneinheit.
Von der Erklärung soll zum Experiment übergeleitet werden (102). Der Lernende wird folgerichtig aufgefordert, die Erklärungen im Text an der Praxis der Sprachvermittlung zu messen. Frage 4 in den Aufgaben zur Wissenskontrolle lautet (103): „Welche Konsequenzen ergeben sich für Sie im Unterricht?“ Hier entsteht Raum für eine potenzielle argumentative Auseinandersetzung mit dem Gelesenen.
Diese Aufgaben zur Wissenskontrolle schließen jede Lerneinheit, so auch Lerneinheit 3.1, ab. Bei zwei von vier Aufgaben handelt es sich dabei um Warum-Fragen, die zwei Sachverhalte zum Konzept der Basisvarietät als besonders erklärungsbedürftig kennzeichnen. Tatsächlich werden in den Texten 3.1.1 und 3.1.2 ausführliche Erklärungen dazu gegeben, die den Lesenden befähigen, diese Fragen zu beantworten.
Auch der Übergang zur folgenden Lerneinheit ist gewährleistet: Aus den in der Lerneinheit 3.1 gewonnenen Erkenntnissen lassen sich Schlüsse ziehen, die Lerneinheit 3.2 aufgreifen wird: „In Lerneinheit 3.1 haben Sie gelernt, wie die Zerlegung der Eingabe, das Erproben neuer Strukturen und die Auseinandersetzung mit der Rückmeldung anderer Sprecher bei Lernern, die sich ungesteuert eine neue Sprache aneignen, unabhängig von der Ausgangssprache, zu einer selektiven Ausprägung grammatischer Kompetenzen führt“ (104). Die Basis für die weitere Lektüre ist gelegt.

Es ist der Aufbau des Buches, der überzeugt, dass die Autoren ernst nehmen, was die Reihe Kompendium DaF/DaZ anstrengt, und zwar „die Vermittlung von Erkenntnissen aus der Spracherwerbs-, Sprachlehr- und Sprachlernforschung sowie deren Anwendung auf die Sprach- und Kulturvermittlungspraxis“ (7). So gesehen, profitiert man bei der Lektüre des vorliegenden Bandes Mehrsprachigkeit und Sprachenerwerb von der Vielfalt des thematischen Angebots: Aus mehreren Perspektiven wird das Phänomen der Mehrsprachigkeit behandelt, wobei konsequent auf eine umfassende Darstellung relevanter Forschungsergebnisse als auch auf Anleitungen zu deren Umsetzung geachtet wird.

Online erschienen: 2020-04-17

Erschienen im Druck: 2020-04-08

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https://doi.org/10.1515/infodaf-2020-0070