Benz, Jasmin: Deutsch als Zweitsprache lehren lernen. Eine Wirksamkeitsstudie zu Lehrerfortbildungen. Weinheim: Beltz Juventa, 2019. – ISBN 978-3-7799-6002-7. 272 Seiten, € 34,95.

Moritz Schildge

doi:10.1515/infodaf-2020-0016

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Benz, Jasmin: Deutsch als Zweitsprache lehren lernen. Eine Wirksamkeitsstudie zu Lehrerfortbildungen. Weinheim: Beltz Juventa, 2019. – ISBN 978-3-7799-6002-7. 272 Seiten, € 34,95.

Moritz Schildge

Published/Copyright: April 17, 2020

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From the journal Informationen Deutsch als Fremdsprache Volume 47 Issue 2-3

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Benz, Jasmin: Deutsch als Zweitsprache lehren lernen. Eine Wirksamkeitsstudie zu Lehrerfortbildungen. Weinheim: Beltz Juventa, 2019. – ISBN 978-3-7799-6002-7. 272 Seiten, € 34,95.

Jasmin Benz untersucht in ihrer Studie Deutsch als Zweitsprache lehren lernen die Wirksamkeit von Fortbildungen für Lehrer*innen von Kindern und Jugendlichen, welche keine oder nur sehr geringe Deutschkenntnisse haben und daher in sogenannten Vorbereitungsklassen gefördert werden. Sie betont, dass es nur wenige empirische Studien zur Wirksamkeit von Fortbildungen bzw. Fortbildungskonzepten im Bereich Deutsch als Zweitsprache gibt und widmet sich zunächst einer akribischen Grundlagenreflexion über das Konzept der Wirksamkeit sowie die Kriterien, mit denen sie sich messen lässt. In dieser Reflexion liegt bereits die große Stärke (und Aktualität) der Studie: Sie lotet die ungeheure Bandbreite und Komplexität der Lehranforderungen aus, die sich gerade in Vorbereitungsklassen ergeben, und nimmt dabei besonders die fachdidaktische Analysekompetenz in den Blick. Lehrexpertise wächst nicht automatisch mit den Lehrjahren, stellt sie fest. Darunter versteht sie die Fähigkeit, zunehmende Automatisierung mit einer ganzheitlichen Betrachtung von Lehr- und Lernsituationen zu verbinden und auch in unvorhergesehenen Situationen angemessen zu reagieren. Der Lehrberuf lasse sich deswegen auch, den Ausbildungsstandards der Kulturministerkonferenz 2014 gemäß, als ständige Lernaufgabe begreifen. In den oft sehr heterogenen und von hoher Fluktuation geprägten Vorbereitungsklassen betrifft dies vor allem den vorausschauenden Umgang mit Unterrichtsstörungen und die Gestaltung von thematischen und methodischen Übergängen, aber auch die motivationale und kognitive Aktivierung der Schüler*innen ― im nicht zu unterschätzenden Spannungsfeld zwischen Sprachförderung und Leistungsfeststellung.

Auf die sehr ausführliche Diskussion der wissenschaftlichen Ausgangslage folgt dann die eigentliche empirische Untersuchung, die ein wichtiges Teilprojekt des von mehreren baden-württembergischen Hochschulen getragenen Promotionskollegs „Professionalisierung im Lehrberuf“ (ProfiL) darstellt. Konkret bezieht sie sich auf ein Fortbildungsangebot der PH Ludwigsburg aus den Jahren 2015 und 2016: Annähernd 150 Lehrkräfte nahmen hier an insgesamt sechs DaZ-Fortbildungen für sowohl die Primar- als auch die Sekundarstufe teil. Die Fortbildung bestand aus mehreren inhaltlichen Bausteinen wie Zweitspracherwerb, Sprachstandserhebung und Sprachförderung sowie Grundprinzipien und Rahmenbedingungen des DaZ-Unterrichts, verteilt auf drei Präsenztage an der PH Ludwigsburg, die wiederum durch zwei mehrwöchige Zwischenphasen an der Schule voneinander getrennt waren.

Das Resultat der Untersuchung wird gut aufgeschlüsselt und ist für Fortbilder*innen auch dank einiger Fallbeispiele, die qualitativ ausgewertet wurden, sehr aufschlussreich, birgt im Großen und Ganzen allerdings keine Überraschungen: Der kollegiale Austausch wurde geschätzt, die Schwerpunktsetzung (die Förderung der fachdidaktischen Analysekompetenz) gelobt, aber noch mehr Interaktion und Praxisbezug gefordert.

Jasmin Benz sieht die untersuchte Fortbildung daher mehr als eine Vorbereitung und Auftaktveranstaltung für zukünftige und noch spezifischere Fortbildungsangebote, die an den Bedarf angepasst werden müssten. Der Wunsch nach mehr Praxisbezug lasse sich aber mit den aktuellen personellen und zeitlichen Ressourcen der Fortbildungsstätte nicht oder nur schwer vereinbaren, so dass entweder die Fortbildungsdauer verlängert oder die Zwischenphasen noch besser genutzt werden müssten. Immerhin scheinen sich die fachdidaktische Analysekompetenz und die Selbsteinschätzung der Teilnehmenden tatsächlich verbessert zu haben, womit das ursprüngliche Fortbildungsziel erreicht wurde.

Jasmin Benz verweist immer wieder auf die Wichtigkeit der Akzeptanz des Fortbildungsangebots seitens der teilnehmenden Lehrkräfte sowie auf hochfrequente Risikomuster bei deren Arbeitsbelastung und Stressbewältigung. Hieran könnten sich weitere Studien anschließen. Interessant wäre auch, das Potenzial von Fortbildungen im Team als Team vertiefend zu betrachten, nicht zuletzt im Zusammenhang mit der Frage nach der Fortbildungsfreudigkeit der Lehrkräfte. Bedauerlich ist, dass die Arbeit von Jasmin Benz zwar sehr detailliert die möglichen Auswirkungen von DaZ-Fortbildungen auf die Lehrenden untersucht, eine Diskussion der Auswirkungen auf den konkreten Lernfortschritt der Schüler*innen aber schuldig bleibt.

Fazit: Der Titel der Studie, Deutsch als Zweitsprache lehren lernen, ist ein bisschen irreführend, denn hier werden allerlei Fragen und Begrifflichkeiten definiert und austariert, aber keine konkreten Handreichungen für den Unterricht oder Rezepte für erfolgreiche Fortbildungsangebote formuliert. Wer sich aber für die Konzeption von Fortbildungen interessiert, bekommt hier genau dies: einen profunden Überblick über das große, noch zu bestellende Forschungsfeld und über das Instrumentarium für die Messbarmachung von Fortbildungserfolgen. Die Studie ist ein erfreulich sachdienlicher Beitrag in Zeiten von wenig zielführenden populistischen Diskussionen um den Sinn und Unsinn von schulbegleitender Sprachförderung.

Online erschienen: 2020-04-17

Erschienen im Druck: 2020-04-08

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https://doi.org/10.1515/infodaf-2020-0016