Startseite Stephen Tankel/Lisa Curtis/Joshua Fitt/Coby Goldberg: Positive Visions, Powerful Partnerships. The Keys to Competing with China in a Post-Pandemic Indo-Pacific. Washington, D.C.: Center for a New American Security, März 2021
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Stephen Tankel/Lisa Curtis/Joshua Fitt/Coby Goldberg: Positive Visions, Powerful Partnerships. The Keys to Competing with China in a Post-Pandemic Indo-Pacific. Washington, D.C.: Center for a New American Security, März 2021

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Veröffentlicht/Copyright: 26. August 2021

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Tankel Stephen Curtis Lisa Fitt Joshua Goldberg Coby Positive Visions, Powerful Partnerships. The Keys to Competing with China in a Post-Pandemic Indo-Pacific Washington, D.C. Center for a New American Security März 2021


Diese am Center for a New American Security entstandene, 44 Seiten lange Studie untersucht die Frage, inwieweit die COVID-19-Pandemie die geopolitischen Trends im indopazifischen Raum beeinflusst hat und wie die USA darauf reagieren soll. Die Autoren Stephen Tankel, Lisa Curtis, Joshua Fitt und Coby Goldberg definieren als Ausgangslage, dass die USA im indopazifischen Raum relativ zu China an Macht verlieren. Untersucht wird nun, wie sich COVID-19 auf diesen Trend in den Bereichen Diplomatie, Wirtschaft und Verteidigung auswirkt und wie dieser Trend im Zuge der Bewältigung von COVID-19 abgemildert oder umgekehrt werden kann. Obwohl es nicht expliziter Analysegegenstand der Studie ist, nimmt dabei auch die Politik Donald Trumps – bzw. deren regionale Nachwirkungen – eine wichtige Rolle ein.

Die Studie, die von der japanischen Regierung finanziert wurde, empfiehlt der US-amerikanischen Regierung ein verstärktes Engagement vor allem in der Schlüsselregion Südostasien, in enger Koordination mit den anderen Staaten des Quadrilateral Security Dialogue (kurz Quad), Japan, Indien und Australien. Der Quad wird als Kerninstrument identifiziert, um das Engagement multilateral zu koordinieren, lokal zu implementieren und um gute, effektive Beziehungen zu ASEAN zu unterhalten. Das Engagement soll eine Diversifizierung der regionalen Wirtschaften weg von China sowie den Aufbau regionaler Impf- und Gesundheitsinfrastrukturen unabhängig von China fördern und militärischem Druck seitens China durch Einbindung und Befähigung von Bündnispartnern vorbeugen.

Das erste Kapitel widmet sich dem amerikanisch-chinesischen strategischen Wettbewerb im Indopazifik. Es wird konstatiert, dass die USA nach wie vor signifikante diplomatische, wirtschaftliche und militärische Verbindungen nach Südostasien haben. Während China jedoch alle Machtinstrumente im Dienste einer Strategie integriert und damit eine außenpolitische Position erreicht, die „mächtiger ist als die Summe ihrer Teile“, behinderten sich die USA selbst: Trump suchte zwar die sicherheitspolitische Konfrontation mit China, verprellte aber gleichzeitig militärisch verbündete Regionalstaaten durch seine aggressive Handelspolitik. Da Wirtschaftspolitik oft de-facto Priorität über Sicherheitspolitik hat, setzt sich Amerikas Rolle als bevorzugter Sicherheitspartner somit nicht direkt in politischen Einfluss um.

Das Bild der USA als verlässlicher regionaler Partner habe durch nationale Fehler bei der Bekämpfung von COVID-19 sowie durch „Impfnationalismus“ weiter gelitten. Chinas umfassende Hilfsleitungen (Schutzkleidung, medizinisches Gerät, Impfstoff usw.), gepaart mit offensiver Public Diplomacy, hätten hingegen den Einfluss des Landes gestärkt. Chinas Marktmacht als Exporteur, Importeur und Produktionsstandort habe sich während der Pandemie erneut gezeigt, allerdings nicht nur zum Vorteil des Landes: Zum einen versuchten etliche Länder nun aktiv, die Abhängigkeit ihrer Lieferketten und Absatzmärkte von China zu reduzieren, zum anderen habe auch Chinas stark exportorientierte Wirtschaft unter dem Einbruch der Weltwirtschaft gelitten. Dies könnte dazu führen, dass China in Zukunft seinem Binnenmarkt möglicherweise mehr Priorität einräumt.

Verteidigungspolitisch seien, so die Autoren, die Auswirkungen von COVID-19 vergleichsweise gering, allerdings sei feststellbar, dass es während der pandemiebedingten Abwesenheit der U.S. Navy zu aggressiven chinesischen Manövern rund um die umstrittenen Senkaku Inseln und Scarborough Shouls kam. Perspektivisch sei absehbar, dass sowohl in den Regionalstaaten als auch in den USA die Maßnahmen zur Bewältigung von COVID-19 (und seiner wirtschaftlichen Folgen) zu finanziellen Engpässen führen werden, die sich auch auf die Verteidigungsbudgets auswirken könnten.

Zur Bewältigung dieser Entwicklungen empfiehlt die Studie eine enge Zusammenarbeit mit den größten demokratischen Anrainerstaaten Indien, Japan und Australien, die unter dem Druck Chinas bereits eine enge Zusammenarbeit und große Handlungsbereitschaft entwickelt hätten. In Kapitel Zwei geht die Studie auch dezidiert auf die Entwicklungen und Sichtweisen in diesen drei Staaten ein. Es wird warnend betont, dass die südostasiatischen Staaten die Fähigkeit der USA, ihnen bei der Bewältigung von COVID-19 zu helfen, als Test für die „Glaubwürdigkeit, Kompetenz und das Engagement“ der USA in der Region sehen werden.

Die Studie regt daher eine umfangreiche „Impfdiplomatie“ an, gepaart mit Public Diplomacy, die auch Chinas Desinformationskampagnen entgegenwirken soll. Perspektivisch sollen die Gesundheitssysteme und deren Krisenfestigkeit insgesamt durch mehr Koordination und bessere Früherkennung verbessert werden. Weiterhin sollten die USA sich dafür einsetzen, etwaige Schuldenprobleme regionaler Staaten abzumildern, die sich aus der Bewältigung von COVID-19 ergeben. Der Trend, Lieferketten und Absatzmärkte zu diversifizieren, sollte unterstützt werden – zunächst durch kleinere bilaterale Abkommen sowie durch die Quad-Partnerstaaten; perspektivisch sollte aber auch ein Beitritt der USA zur CPTPP geprüft werden. Verteidigungspolitisch sollte die Fähigkeit zur integrierten Gefechtsführung mit Japan und Australien durch gemeinsame Manöver und Systemintegration gestärkt werden – perspektivisch bis zu dem Punkt, an dem die USA nicht mehr die Führung und Hauptlast eines militärischen Konflikts in der Region tragen müssten. Weiterhin sollte die rüstungs- und verteidigungspolitische Zusammenarbeit mit Indien – trotz der nicht ganz unkomplizierten Historie – vertieft werden. Kleinere Anrainerstaaten sollten durch gemeinsame Manöver und eine verstetigte Präsenz von nötigenfalls kostengünstigeren kleineren Kontingenten mit höherer Stehzeit rückversichert werden.

https://www.cnas.org/publications/reports/positive-visions-powerful-partnerships

Published Online: 2021-08-26
Published in Print: 2021-08-24

© 2021 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

Artikel in diesem Heft

  1. Titelseiten
  2. Editorial
  3. Editorial
  4. Aufsätze
  5. Verteidigung ist Pflicht – Deutschlands außenpolitische Kultur muss strategisch werden – Teil 1
  6. Deutschland am Scheidepunkt – eine aktive Verteidigungs- und Bündnispolitik ist überfällig
  7. Governance vulnerabler strategischer Wertschöpfungsketten im Zeichen der Deglobalisierung
  8. Kurzanalysen und Berichte
  9. Deutsche Sicherheitspolitik im Indo-Pazifik zwischen Anspruch und Realität
  10. Der Krieg um Bergkarabach – Folgen für die deutsche und europäische Sicherheitspolitik
  11. Kommentar
  12. Betrachtungen einer Millennial über das „Neue Deutsche Problem“ nach 30 Jahren Frieden
  13. Literaturbericht
  14. Westliche Russlandpolitik: Mythen, Fehlbeurteilungen und Strategien
  15. Ergebnisse strategischer Studien
  16. Großmächtekonkurrenz
  17. Andrea Kendall-Taylor/David Shullman: Navigating the Deepening Russia-China Partnership. Washington, DC: Center for a New American Security, Januar 2021.
  18. Miranda Priebe/Bryan Rooney/Nathan Beauchamp-Mustafaga/Jeffrey Martini/Stephanie Pezard: Implementing Restraint. Changes in U.S. Regional Security Policies to Operationalize a Realist Grand Strategy of Restraint. Santa Monica, CA: RAND Corporation, 2021.
  19. Stephanie Segal/Dylan Gerstel: Degrees of Separation. A Targeted Approach to U.S.-China Decoupling – Interim Report. Washington, DC: CSIS, Februar 2021.
  20. Paul Scharre/Ainikki Riikonen: Defense Technology Strategy. Washingon, D.C.: Center for a New American Security (CNAS), November 2020
  21. Konflikt und Kooperation in der Arktis
  22. Paul Stronksi/Grace Kier: A Fresh Start on U.S. Arctic Policy Under Biden. Moskau: Carnegie Moscow Center, 17. Mai 2021
  23. Jim Townsend/Andrea Kendall-Taylor: Partners, Competitors, or a Little of Both? Russia and China in the Arctic. Washington, D.C.: Center for a New American Security, März 2021
  24. Eugene Rumer/Richard Sokolsky/Paul Stronski: Russia in the Arctic – A critical examination. Washington, DC: Carnegie Endowment for International Peace, März 2021
  25. Russische Streitkräfte
  26. Estonian Foreign Intelligence Service: International Security and Estonia − Report on Russia. Tallinn: Estonian Foreign Intelligence Service, März 2021
  27. Dmitry (Dima) Adamsky: Moscow’s Aerospace Theory of Victory: Western Assumptions and Russian Reality. Washington, D.C.: Center for Naval Analyses, February 2021
  28. Europa
  29. Alice Billon-Galland/Richard G. Whitman: Towards a strategic agenda for the E3. Opportunities and risks for France, Germany and the UK. London: Chatham House, April 2021
  30. Wolfram Lacher: Unser schwieriger Partner: Deutschlands und Frankreichs erfolgloses Engagement in Libyen und Mali. Berlin: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), SWP-Studie 3, Februar 2021
  31. Stephen Tankel/Lisa Curtis/Joshua Fitt/Coby Goldberg: Positive Visions, Powerful Partnerships. The Keys to Competing with China in a Post-Pandemic Indo-Pacific. Washington, D.C.: Center for a New American Security, März 2021
  32. Cleo Paskal: Indo-Pacific strategies, perceptions and partnerships. The view from seven countries. London: Chatham House, März 2021
  33. Hiroyuki Suzuki: Building Resilient Global Supply Chains. The Geopolitics of the Indo-Pacific Region. Washington, DC: Center for Strategic & International Studies (CSIS), Februar 2021
  34. Indo-Pazifik
  35. Stephen Tankel/Lisa Curtis/Joshua Fitt/Coby Goldberg: Positive Visions, Powerful Partnerships. The Keys to Competing with China in a Post-Pandemic Indo-Pacific. Washington, D.C.: Center for a New American Security, März 2021
  36. Cleo Paskal: Indo-Pacific strategies, perceptions and partnerships. The view from seven countries. London: Chatham House, März 2021
  37. Hiroyuki Suzuki: Building Resilient Global Supply Chains. The Geopolitics of the Indo-Pacific Region. Washington, DC: Center for Strategic & International Studies (CSIS), Februar 2021
  38. Jason Bartlett: Exposing the Financial Footprints of North Korea’s Hackers. Washingon, D.C.: Center for a New American Security (CNAS), November 2020
  39. Globale Klimapolitik
  40. Christian Schaller: Der Meeresspiegelanstieg als Herausforderung für die maritime Ordnung. Kann das Seevölkerrecht Stabilität gewährleisten? Berlin: Stiftung Wissenschaft und Politik, SWP-Studie 1, Januar 2021
  41. Buchbesprechungen
  42. Wilfried von Bredow: Armee ohne Auftrag. Die Bundeswehr und die deutsche Sicherheitspolitik. Zürich: Orell Füssli Verlag, 2020, 200 Seiten
  43. Andreas Lutsch: Westbindung oder Gleichgewicht? Die nukleare Sicherheitspolitik der Bundesrepublik Deutschland zwischen Atomwaffensperrvertrag und NATO-Doppelbeschluss. Berlin: DeGruyter Oldenbourg 2020, 878 Seiten
  44. Jochen Maurer/Martin Rink (Hrsg.): Einsatz ohne Krieg? Die Bundeswehr nach 1990 zwischen politischem Auftrag und militärischer Wirklichkeit. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht, 2021, 432 Seiten
  45. Gregor Schöllgen/Gerhard Schröder: Letzte Chance. Warum wir jetzt eine neue Weltordnung brauchen. München: Deutsche Verlags-Anstalt, 2021, 256 Seiten
  46. Klaus Schwab/Thierry Malleret: COVID-19: The Great Reset. Genf: World Economic Forum 2020, Edition 1.0, 280 Seiten
  47. Alex S. Wilner/Andreas Wenger (Hg.): Deterrence by Denial. Theory and Practice. Amherst, NY: Cambria Press, 2021, 294 Seiten
  48. Bildnachweise
  49. Bildnachweise
Heruntergeladen am 15.9.2025 von https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/sirius-2021-3020/html
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