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Hiroyuki Suzuki: Building Resilient Global Supply Chains. The Geopolitics of the Indo-Pacific Region. Washington, DC: Center for Strategic & International Studies (CSIS), Februar 2021

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Published/Copyright: August 26, 2021

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Suzuki Hiroyuki Building Resilient Global Supply Chains. The Geopolitics of the Indo-Pacific Region Washington, DC Center for Strategic & International Studies (CSIS) Februar 2021


Der Autor geht in seiner Studie der Frage nach, inwieweit globale Versorgungsketten eine größere Widerstandsfähigkeit erreichen können angesichts des zunehmenden Protektionismus einzelner Staaten. Dieser habe in Folge der Covid-19 Pandemie zu schmerzhaften Störungen in der seit Dekaden gewohnten Just-in-time Lieferung von (Teil-)Produkten geführt. Als geographischen Raum wählt Suzuki den Indo-Pazifik, da dieser für die Entwicklung des weltweiten Handels entscheidend sei. Bei der Suche nach der Restrukturierung globaler Versorgungsketten und der Reduzierung von Risiken identifiziert er drei unterschiedliche Szenarien:

  • Reshoring als Strategie zur Rückführung von Produktionseinrichtungen auf den heimischen Markt. Dies ist eine Strategie, die vor allem von den USA mit Blick auf den Handelskrieg mit China, aber auch die Folgen der Corona Pandemie verfolgt werde.

  • Near-Shoring als Strategie zur Regionalisierung von Produktion und Versorgungsketten. Dies lasse sich beispielsweise beobachten, wenn amerikanische Firmen nach Mexiko und Mittelamerikanische Staaten ausweichen oder europäische Firmen nach Nordafrika, Osteuropa oder den Europäischen Markt.

  • China plus one als Strategie von Handelsbeziehungen mit China und anderen Staaten. Dabei werden Handelsbeziehungen zu China aufrechterhalten, aber sie werden durch weitere Handelsbeziehungen mit anderen Staaten so erweitert, dass das Risiko einer marktbestimmenden Abhängigkeit zu China reduziert werden kann. So gingen 2019 die Exporte elektronischer Güter aus China in die USA zurück, während deren Einfuhr aus Vietnam, Malaysia und Taiwan zunahm. Diese Strategie, sei, so der Verfasser, für Asien die derzeit am meisten Erfolg versprechende.

Unter der Betonung, dass Wirtschaftsunternehmen geopolitische Veränderungen mehr als heute im Blick haben müssten, untersucht der Autor die entsprechenden Entwicklungen in den USA und China und ihre möglichen gegenseitigen Beeinflussungen. Hieraus leitet er Überlegungen für andere Handelsnationen ab, um deren Versorgungsketten widerstandsfähiger zu gestalten.

Mit Blick auf die USA befasst sich der Verfasser mit der reshoring Strategie. Für Suzuki ist das Beispiel der chinesischen IT-Firma Huawei ein abschreckendes Beispiel für eine international agierende Firma, die ins Visier der amerikanischen Behörden geraten ist und der der Zugang zum Telekommunikationsmarkt in den USA verwehrt wird. Zusätzlich übten die USA Druck auf andere Staaten aus, um diese in eine Allianz zur Einhegung Chinas zu bewegen. Die Politik Chinas zur illegalen Erweiterung von Herrschaftsansprüchen im Südchinesischen Meer über die Errichtung künstlicher Inseln, deren Befestigung und schließlich militärische Bewaffnung sei ein weiterer Motor für die amerikanische reshoring Strategie gewesen. Aus seiner Sicht war die Reaktion der USA und ihrer regionalen Alliierten begründet, die Restriktionen gegen chinesische Firmen erlassen haben, um deren Zugang zu den Weltmärkten zu begrenzen. Er sieht durchaus die Gefahr einer Verschärfung des Umgangs mit China durch die Biden-Administration und die mögliche Sanktionierung eigener Alliierter, wenn diese sich nicht in die harte Linie gegenüber China einbinden lassen wollen.

Im Gegenzug habe China nicht nur die Sprache seiner Wolf Warrior Diplomacy zur Durchsetzung eigener Ziele abgemildert, da diese sich zunehmend als kontraproduktiv erwiesen habe, sondern auch eine Stärkung seiner nationalen Wirtschaft eingeleitet. China wolle seine Politik des Exports und Imports von Gütern (extern circulation) zu Gunsten einer Politik des nationalen Verbrauchs (domestic circulation) verändern. Daneben wäre 2020 auch eine neue Industriepolitik mit der Bezeichnung dual circulation beschlossen worden, die ebenfalls stärker auf den nationalen Bedarf ausgerichtet werde. Die Entwicklungen in den USA und China mit der jeweiligen Betonung des nationalen Bedarfs und dem Schutz vor dem jeweils anderen werde beinahe zwangsläufig auf einen künftigen Abbau der wirtschaftlichen Interdependenz zwischen beiden Volkswirtschaften hinauslaufen und beiden schaden.

Umso wichtiger erscheint es für den Autor, dass andere Staaten stabile internationale Versorgungskettenstrategien entwickeln, die über die Handelsbeziehungen zu den USA und China hinausgehen. Hierzu führt der Autor als Beispiel Japan an, das seine Handelsbeziehungen zu den ASEAN Staaten verstärken wolle. Daneben hätte Japan mit Australien und Indien eine Versorgungsketten Initiative gestartet, um die Wirtschaften der im Indo-Pazifischen Raum agierenden Mittelmächte besser und gemeinsam zu schützen. Nach Suzuki solle Japan zeigen, dass es ein Handels- und Investitionsumfeld schaffen will, das frei, fair, umfassend, transparent und stabil und ohne Ausgrenzung bestimmter Staaten ist, um einen offenen regelbasierten Markt zu schaffen, der auch widerstandsfähige Versorgungsketten ermögliche.

https://www.csis.org/analysis/building-resilient-global-supply-chains-geopolitics-indo-pacific-region

Published Online: 2021-08-26
Published in Print: 2021-08-24

© 2021 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

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