Beyza Unal: Cybersecurity of NATO’s Space-based Strategic Assets. London: Chatham House, Juli 2019
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Dennis G. Hennecken
Reviewed Publication:
Unal Beyza Cybersecurity of NATO’s Space-based Strategic Assets London Chatham House Juli 2019
Die Autorin betrachtet, ausgehend von der These, dass alle Nato Missionen und Operationen auf satellitengestützte Informationsweitergabe angewiesen sind, die Frage, inwiefern Attacken aus dem Cyberraum heraus Einfluss auf die Operationsführung nehmen könnten.
Zunächst stellt die Autorin die Struktur von Strategischen Weltraumfähigkeiten vor, die generell aus drei Elementen bestünde: einer Bodenstation, einem Weltraum- und einem Benutzersegment. In der NATO verfügten die meisten Mitgliedstaaten über eigene Satelliten und stellten diese der NATO für ihre Operationsführung zur Verfügung. Für NATO Operationen, die in den vier Domänen Luft, Land, Cyber und See durchgeführt würden, sei eine weltraumbasierte Architektur essentiell, um diese mit Daten und Diensten zu unterstützen. Daher könne sich jede Verwundbarkeit der Weltraum Infrastruktur auch negativ auf alle Domänen auswirken. Das Augenmerk habe bislang noch nicht ausreichend auf den cyber-relevanten Herausforderungen an strategische Assets der NATO und ihrer Mitglieder gelegen. Von daher bestünde ein dringender Bedarf, sich mit dieser Frage auseinanderzusetzen. Die Autorin geht sodann in drei Schritten vor: zunächst benennt sie die wachsende Gefahr durch Cyberbedrohungen für strategische Assets, sodann geht sie speziell auf die Cyberbedrohungen für weltraumabhängige strategische Assets ein, um abschließend zu untersuchen, wie diesen Risiken begegnet werden kann.
Cyberbedrohungen für weltraumgestützte Strategische Systeme erwüchsen und entwickelten sich stetig. Elektronischer Kampf und Cyberattacken ließen dabei die Linien eines bewaffneten Konfliktes zwischen Nationen verschwimmen. Die Autorin nennt als Beispiel unter anderem die Störungen des GPS Signals während der NATO Übung Trident Juncture im Jahr 2018. Die Autorin fordert daher, dass Cyberaktivitäten aus dem rein passiven Status auch in einen aktiven erweitert werden müssten, etwa mit der Möglichkeit der Unterbrechung von Angreifern. Als neuer Zukunftsschritt sei damit zu rechnen, dass die Entwicklung und Nutzung von Quanten Computertechnologie auch die Verwundbarkeit von Satellitensystemen beeinträchtigen könne. Verwundbarkeiten der militärischen Systeme kämen auch dadurch zustande, dass bei der Verwendung von dual-use Komponenten Produkte privater Firmen nicht immer alle Sicherheitsstandards eingehalten werden können. Zum verbesserten Schutz schlägt die Autorin die Härtung der entsprechenden Systeme vor, um diese militärisch sicher nutzen zu können. Eine weitere Herausforderung sei, dass zwar das Fehlen von Daten einfach erkannt werden könne, die Verfälschung oder heimliche Auflösung der Geheimhaltung dagegen nur sehr schwer auffalle. Gefahren entstünden dabei insbesondere durch eine hohe Zahl von Interfaces, den Betrieb von isolierten Netzwerken durch Einzelmitglieder, den Gebrauch alter Soft- und Hardware und die Unfähigkeit zeitgerecht Updates einzuspielen.
Sodann identifiziert die Autorin die für NATO Operationen benötigten weltraumbasierten Fähigkeiten und den Einfluss eines möglichen Ausfalls auf die Operationen. Zuerst nennt sie position, navigation and timing, bei deren Ausfall u. a. die Fähigkeit zum Kontakt mit verbündeten Truppen verloren ginge. Kommunikation, etwa der Befehlshaber entlang der Befehlskette nach unten, würde ebenfalls unterbunden. Die Fähigkeiten zur Raketenabwehr würden eingeschränkt, ebenso wie die space situational awarness und das environmental monitoring. Die ISR Fähigkeiten würden erheblich gestört und könnten zu empfindlichen Fehleinschätzungen und darauf aufbauend zu falschen Entscheidungen bei der Reaktion auf Gefahren führen.
Nachdem sie so die Problematiken ausgearbeitet hat, stellt die Autorin vor, was die notwendigen Voraussetzungen dafür sind, um Fähigkeiten anhand des DOTMLPF-I Ansatzes für den NATO Defence Planning Process zu entwickeln. So müsse zum Beispiel auf organisatorischer Ebene eine tiefergehende Kooperation mit dem privaten und öffentlichen Sektor gesucht werden. Auch müsse das Training von Personal auf allen Ebenen erweitert werden, um insbesondere ein Bewusstsein für worst case Szenarios zu schaffen.
Die Autorin empfiehlt unter anderem, die NATO Mitgliedstaaten dazu anzuhalten den Schutz ihre eigenen weltraumbasierten Befähigung ernst zu nehmen und auszubauen. Sie fordert die Schaffung eines Center of Excellence for space, um Informationen untereinander auszutauschen. Zudem schlägt sie die Einrichtung einer NATO Industrial Advisory Group vor. Bei Beschaffungsvorhaben solle zudem auf security-by-design geachtet werden. Die Cyberverteidigung könne auch durch eine NATO Industry Cyber Partnership gestärkt werden. Um das Bewusstsein auf allen Ebenen zu schärfen, seien Übungen und Tests erforderlich, um den Anwendern den nötigen Einblick in die Funktionsweise der Systeme zu verschaffen.
Die Verfasserin beklagt zudem, dass das derzeit bestehende Rechtsregime zum Cyberspace unausgereift sei, was sich auch auf weltraumbasierte Assets auswirke. Ein klares Normenregime im Cyberspace könnte helfen, die Sicherheit im Weltraum zu steigern. Die NATO habe den Weltraum bisher nicht als Domäne definiert. Die Autorin erachtet eine Analyse der Fähigkeitslücken im Bereich des Weltraums als dringend erforderlich. Schließlich könne die NATO durch das Ausarbeiten von Gefahrenpotenzialen für Weltraumsysteme und das Festlegen von Standards eine stärkere Widerstandsfähigkeit in diesem Bereich aufbauen.
https://www.chathamhouse.org/sites/default/files/2019-06-27-Space-Cybersecurity-2.pdf
© 2020 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston
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- Bildnachweise
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