Home Social Sciences Beyza Unal: Cybersecurity of NATO’s Space-based Strategic Assets. London: Chatham House, Juli 2019
Article Publicly Available

Beyza Unal: Cybersecurity of NATO’s Space-based Strategic Assets. London: Chatham House, Juli 2019

  • Dennis G. Hennecken
Published/Copyright: June 4, 2020

Reviewed Publication:

Unal Beyza Cybersecurity of NATO’s Space-based Strategic Assets London Chatham House Juli 2019


Die Autorin betrachtet, ausgehend von der These, dass alle Nato Missionen und Operationen auf satellitengestützte Informationsweitergabe angewiesen sind, die Frage, inwiefern Attacken aus dem Cyberraum heraus Einfluss auf die Operationsführung nehmen könnten.

Zunächst stellt die Autorin die Struktur von Strategischen Weltraumfähigkeiten vor, die generell aus drei Elementen bestünde: einer Bodenstation, einem Weltraum- und einem Benutzersegment. In der NATO verfügten die meisten Mitgliedstaaten über eigene Satelliten und stellten diese der NATO für ihre Operationsführung zur Verfügung. Für NATO Operationen, die in den vier Domänen Luft, Land, Cyber und See durchgeführt würden, sei eine weltraumbasierte Architektur essentiell, um diese mit Daten und Diensten zu unterstützen. Daher könne sich jede Verwundbarkeit der Weltraum Infrastruktur auch negativ auf alle Domänen auswirken. Das Augenmerk habe bislang noch nicht ausreichend auf den cyber-relevanten Herausforderungen an strategische Assets der NATO und ihrer Mitglieder gelegen. Von daher bestünde ein dringender Bedarf, sich mit dieser Frage auseinanderzusetzen. Die Autorin geht sodann in drei Schritten vor: zunächst benennt sie die wachsende Gefahr durch Cyberbedrohungen für strategische Assets, sodann geht sie speziell auf die Cyberbedrohungen für weltraumabhängige strategische Assets ein, um abschließend zu untersuchen, wie diesen Risiken begegnet werden kann.

Cyberbedrohungen für weltraumgestützte Strategische Systeme erwüchsen und entwickelten sich stetig. Elektronischer Kampf und Cyberattacken ließen dabei die Linien eines bewaffneten Konfliktes zwischen Nationen verschwimmen. Die Autorin nennt als Beispiel unter anderem die Störungen des GPS Signals während der NATO Übung Trident Juncture im Jahr 2018. Die Autorin fordert daher, dass Cyberaktivitäten aus dem rein passiven Status auch in einen aktiven erweitert werden müssten, etwa mit der Möglichkeit der Unterbrechung von Angreifern. Als neuer Zukunftsschritt sei damit zu rechnen, dass die Entwicklung und Nutzung von Quanten Computertechnologie auch die Verwundbarkeit von Satellitensystemen beeinträchtigen könne. Verwundbarkeiten der militärischen Systeme kämen auch dadurch zustande, dass bei der Verwendung von dual-use Komponenten Produkte privater Firmen nicht immer alle Sicherheitsstandards eingehalten werden können. Zum verbesserten Schutz schlägt die Autorin die Härtung der entsprechenden Systeme vor, um diese militärisch sicher nutzen zu können. Eine weitere Herausforderung sei, dass zwar das Fehlen von Daten einfach erkannt werden könne, die Verfälschung oder heimliche Auflösung der Geheimhaltung dagegen nur sehr schwer auffalle. Gefahren entstünden dabei insbesondere durch eine hohe Zahl von Interfaces, den Betrieb von isolierten Netzwerken durch Einzelmitglieder, den Gebrauch alter Soft- und Hardware und die Unfähigkeit zeitgerecht Updates einzuspielen.

Sodann identifiziert die Autorin die für NATO Operationen benötigten weltraumbasierten Fähigkeiten und den Einfluss eines möglichen Ausfalls auf die Operationen. Zuerst nennt sie position, navigation and timing, bei deren Ausfall u. a. die Fähigkeit zum Kontakt mit verbündeten Truppen verloren ginge. Kommunikation, etwa der Befehlshaber entlang der Befehlskette nach unten, würde ebenfalls unterbunden. Die Fähigkeiten zur Raketenabwehr würden eingeschränkt, ebenso wie die space situational awarness und das environmental monitoring. Die ISR Fähigkeiten würden erheblich gestört und könnten zu empfindlichen Fehleinschätzungen und darauf aufbauend zu falschen Entscheidungen bei der Reaktion auf Gefahren führen.

Nachdem sie so die Problematiken ausgearbeitet hat, stellt die Autorin vor, was die notwendigen Voraussetzungen dafür sind, um Fähigkeiten anhand des DOTMLPF-I Ansatzes für den NATO Defence Planning Process zu entwickeln. So müsse zum Beispiel auf organisatorischer Ebene eine tiefergehende Kooperation mit dem privaten und öffentlichen Sektor gesucht werden. Auch müsse das Training von Personal auf allen Ebenen erweitert werden, um insbesondere ein Bewusstsein für worst case Szenarios zu schaffen.

Die Autorin empfiehlt unter anderem, die NATO Mitgliedstaaten dazu anzuhalten den Schutz ihre eigenen weltraumbasierten Befähigung ernst zu nehmen und auszubauen. Sie fordert die Schaffung eines Center of Excellence for space, um Informationen untereinander auszutauschen. Zudem schlägt sie die Einrichtung einer NATO Industrial Advisory Group vor. Bei Beschaffungsvorhaben solle zudem auf security-by-design geachtet werden. Die Cyberverteidigung könne auch durch eine NATO Industry Cyber Partnership gestärkt werden. Um das Bewusstsein auf allen Ebenen zu schärfen, seien Übungen und Tests erforderlich, um den Anwendern den nötigen Einblick in die Funktionsweise der Systeme zu verschaffen.

Die Verfasserin beklagt zudem, dass das derzeit bestehende Rechtsregime zum Cyberspace unausgereift sei, was sich auch auf weltraumbasierte Assets auswirke. Ein klares Normenregime im Cyberspace könnte helfen, die Sicherheit im Weltraum zu steigern. Die NATO habe den Weltraum bisher nicht als Domäne definiert. Die Autorin erachtet eine Analyse der Fähigkeitslücken im Bereich des Weltraums als dringend erforderlich. Schließlich könne die NATO durch das Ausarbeiten von Gefahrenpotenzialen für Weltraumsysteme und das Festlegen von Standards eine stärkere Widerstandsfähigkeit in diesem Bereich aufbauen.

https://www.chathamhouse.org/sites/default/files/2019-06-27-Space-Cybersecurity-2.pdf

Published Online: 2020-06-04
Published in Print: 2020-05-26

© 2020 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

Articles in the same Issue

  1. Titelseiten
  2. Editorial
  3. Editorial
  4. Aufsätze
  5. Kriege und Kriegsgefahren im kommenden Jahrzehnt
  6. Nordkoreas Cyber-Krieg Strategie: Kontinuität und Wandel
  7. Afghanistan: Droht durch die „Friedensvereinbarung“ eine Vietnamisierung des Konflikts?
  8. Operative Anpassung von NATO-Streitkräften seit der Krim: Muster und Divergenzen
  9. Kurzanalysen und Berichte
  10. Clausewitz, Corbett und Corvetten – Great Power Competition durch die Augen eines Meliers
  11. Sicherheitspolitische Dilemmata der baltischen Staaten
  12. Was verrät uns das russische Großmanöver Tsentr-2019?
  13. Literaturbericht
  14. Russlands subversive Kriegsführung in der Ukraine
  15. Ergebnisse internationaler strategischer Studie
  16. Sicherheit in Nordeuropa
  17. Robert M. Klein/Stefan Lundqvist/Ed Sumangil/Ulrica Pettersson: Baltics Left of Bang. The Role of NATO with Partners in Denial-Based Deterrence. Stockholm: Strategic Forum, 2019
  18. Arseny Sivitsky: Belarus-Russia: From a Strategic Deal to an Integration Ultimatum. Philadelphia, PA: Foreign Policy Research Institute (FPRI), Dezember 2019
  19. Maria Domańska/Szymon Kardaś/Marek Menkiszak/Jadwiga Rogoża/Andrzej Wilk/Iwona Wiśniewska/Piotr Żochowski: Fortress Kaliningrad. Ever Closer to Moscow. Warschau: Center for Eastern Studies (OSW), November 2019
  20. Verteidigung im Rahmen der NATO
  21. Claudia Major: Die Rolle der Nato für Europas Verteidigung – Stand und Optionen zur Weiterentwicklung aus deutscher Perspektive. Berlin: Stiftung Wissenschaft und Politik, 2019
  22. Colin Smith/Jim Townsend: Not enough Maritime Capability. Washington, D.C.: Center for a New American Security, November 2019
  23. Pauli Järvenpää/Claudia Major/Sven Sakkov: European Strategic Autonomy. Operationalising a Buzzword. Tallinn: International Center for Defence and Security/Konrad Adenauer Foundation, 2019
  24. Russland
  25. Susanne Oxenstierna/Fredrik Westerlund/Gudrun Persson/Jonas Kjellén/Nils Dahlqvist/Johan Norberg/Martin Goliath/Jakob Hedenskog/Tomas Malmlöf/Johan Engvall: Russian Military Capability in a Ten-Year Perspective, Stockholm: FOI, Dezember 2019
  26. Finish Ministry of Defence: Russia of Power. Helsinki, Juni 2019
  27. Pavel Baev: Russian Nuclear Modernization and Putin’s Wonder-Missiles. Real Issues and False Posturing. Paris: Ifri, August 2019
  28. Philip Hanson: Russian Economic Policy and the Russian Economic System. Stability versus Growth. London: Chatham House, Dezember 2019
  29. Globale Großmachtrivalität
  30. Angela Stent: Russia and China. Axis of Revisionists? Washington, D.C.: The Brookings Institution, February 2020
  31. Bruce Jones: China and the return of great power strategic competition. Washington, D.C.: The Brookings Institution, Februar 2020
  32. Chris Dougherty: Why America Needs a New Way of War. Washington, D.C.: Center for a New American Security, November 2019
  33. Patrick M. Cronin/Ryan Neuhard: Total Competition. China’s Challenge in the South China Sea. Washington, D.C.: Center for a New American Security, Januar 2020
  34. Chinas Belt and Road Initiative und Europa
  35. Frank Jüris: The Talsinki Tunnel. Channeling Chinese Interests into the Baltic Sea. Talllin: ICDS, Dezember 2019
  36. Steven Blockmans/Weinian Hu: Systemic Rivalry and Balancing Interests: Chinese Investment meets EU Law on the Belt and Road. Brüssel: CEPS, März 2019
  37. Cyberspace
  38. Lillian Ablon/Anika Binnendijk/Quentin E. Hodgson/Bilyana Lilly/Sasha Romanosky/David Senty/Julia A. Thompson: Operationalizing Cyberspace as a Military Domain. Santa Monica, Cal.: RAND Corp., Juni 2019
  39. Beyza Unal: Cybersecurity of NATO’s Space-based Strategic Assets. London: Chatham House, Juli 2019
  40. Jean-Christophe Noël: What Is Digital Power? Paris: Ifri, November 2019
  41. Elsa B. Kania: Securing Our 5G Future. The Competitive Challenge and Considerations for U.S. Policy. Washington, D.C.: Center for a New American Security, November 2019
  42. Buchbesprechungen
  43. Rob de Wijk: De nieuwe wereldorde. Hoe China sluipenderwijs de macht overneemt (Die neue Weltordnung: wie China klammheimlich die Macht übernimmt) Amsterdam: Uitgeverij Balans 2019, 438 Seiten
  44. Sergio Fabbrini, 2019: Europe’s Future. Decoupling and reforming. Cambridge: Cambridge University Press, 180 Seiten
  45. Dmitry Adamsky: Russian Nuclear Orthodoxy. Religion, Politics, and Strategy. Stanford, Cal.: Stanford University Press, 2019, 376 Seiten
  46. David A. Haglund: The US “Culture Wars” and the Anglo-American Special Relationship. Cham, Switzerland: Palgrave Macmillan, 2019, 254 Seiten
  47. Sebastian Kaempf: Saving Soldiers or Civilians? Casualty-Aversion versus Civilian Protection in Asymmetric Conflicts. Cambridge: Cambridge University Press, 2018, 302 Seiten
  48. Bildnachweise
  49. Translated Articles (e-only)
  50. North Korea’s Evolving Cyber Strategies: Continuity and Change
Downloaded on 22.12.2025 from https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/sirius-2020-2027/html
Scroll to top button