Home Social Sciences Maria Domańska/Szymon Kardaś/Marek Menkiszak/Jadwiga Rogoża/Andrzej Wilk/Iwona Wiśniewska/Piotr Żochowski: Fortress Kaliningrad. Ever Closer to Moscow. Warschau: Center for Eastern Studies (OSW), November 2019
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Maria Domańska/Szymon Kardaś/Marek Menkiszak/Jadwiga Rogoża/Andrzej Wilk/Iwona Wiśniewska/Piotr Żochowski: Fortress Kaliningrad. Ever Closer to Moscow. Warschau: Center for Eastern Studies (OSW), November 2019

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Published/Copyright: June 4, 2020

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Domańska Maria Kardaś Szymon Menkiszak Marek Rogoża Jadwiga Wilk Andrzej Wiśniewska Iwona Żochowski: Piotr Fortress Kaliningrad. Ever Closer to Moscow Warschau Center for Eastern Studies (OSW) November 2019


Das in Deutschland wenig bekannte Institut für Oststudien (Ośrodek Studiów Wschodnich, Abk. OSW) hat eine 91 Seiten umfassende, gut recherchierte Studie über die Entwicklungen in der russischen Exklave Kaliningrad erstellt. Alle wichtigen Aspekte, politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche sowie die Beziehungen zwischen der Exklave und Moskau werden eingehend untersucht. In Teil 1 wird die Dynamik der politischen Situation mit besonderem Augenmerk auf den Verhältnissen innerhalb der Machtelite und Veränderungen in den Beziehungen zwischen der Bundeszentrale und dem Gebiet (oblast’) untersucht. Teil 2 befasst sich mit der Analyse der wirtschaftlichen Lage und insbesondere mit den sozialen und wirtschaftlichen Indikatoren und der Entwicklung der Moskauer Wirtschafts- und Finanzpolitik gegenüber der Region sowie Verkehrs- und Energieprojekten. Teil 3 befasst sich mit den Beziehungen des Gebiets zur Außenwelt, einschließlich seiner grenzüberschreitenden Kontakte und Kooperationen, der Personenbewegung und des wirtschaftlichen Austauschs. Teil 4 schließlich befasst sich mit Fragen der inneren Sicherheit und der Ausweitung der militärischen Präsenz und Fähigkeiten Russlands in der Region.

Die Politik Moskaus gegenüber dem Kaliningrader Gebiet sei in den letzten Jahren immer konsequenter geworden. Hauptziel sei es gewesen, die Exklave und ihre Verbindungen zum russischen Mutterland in politischer, sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht noch enger als bisher zu knüpfen. Kaliningrad sei Moskau noch stärker untergeordnet worden, was einem allgemeinen Trend in den Beziehungen zwischen der russischen Zentralregierung und den Regionen entspreche.

Besonders aufschlussreich und verdienstvoll ist Teil 4 der Studie. Aufgrund der strategisch bedeutsamen Lage des Kaliningrader Gebiets im Ostseeraum und der Präsenz eines Kontingents russischer Streitkräfte, so die Autoren, spielten der Inlandsgeheimdienst (FSB) und der Föderale Bewachungsdienst (FSO) eine große Rolle. Dies gelte auch für Geheimdienstoperationen in Litauen und Polen. Nach der im April 2016 erfolgten Schaffung der Nationalgarde der Russischen Föderation (Rosgvardija) mit der Integration der Inneren Truppen und Spezialeinheiten des Innenministeriums einschließlich des motorisierten Spezialregiments Nr. 2659 und OMON-Sondereinheiten seien diese Strukturen neben der Erfüllung von Sicherheits- und Schutzaufgaben zunehmend in die Aufgaben der Streitkräfte eingebunden worden.

In den Jahren 2017–2018 habe Russland eine erhebliche Modernisierung und Ausbau seiner militärischen Fähigkeiten in der Region Kaliningrad vorgenommen und so die Offensivfähigkeiten seiner dort stationierten Streitkräfte verbessert. Im Einzelnen gehörten dazu die folgenden Maßnahmen:

  1. Ausbau der militärischen Infrastruktur − einschließlich des Ausbaus des Militärflugplatzes und der Aufrüstung von Nuklearwaffenlagern.

  2. Erhöhung der Anzahl aller Teilstreitkräfte − einschließlich der Reaktivierung eines Panzerregiments und einer Kampfflugzeugdivision.

  3. Neuaufstellung und Modernisierung der Streitkräfte −einschließlich der permanenten Stationierung der Iskander-Raketensysteme, Ausbau der Raketensysteme zur Küstenverteidigung und Dislozierung zusätzlicher Kampfflugzeuge, Hubschrauber, Panzer und Kriegsschiffe.

  4. Verstärkte Trainingsaktivitäten mit Übungen, die Angriffsszenarien vorsehen.

Wie groß der seitdem erfolgte Ausbau der Militärpräsenz ist, lässt sich zwei umfangreichen Anhängen der OSW-Studie entnehmen. Dort werden die im Gebiet Kaliningrad stationierten Einheiten der Land- und Luft- und Weltraumstreitkräfte und der Marine akribisch aufgelistet und die seit 2016 erfolgten Veränderungen beschrieben. Rechnet man, wie der Autor auf Nachfrage dieses Rezensenten erklärt hat, diese Angaben zusammen, so kommt man zu dem Ergebnis, dass die in der „Festung Kaliningrad“ stationierten Bodentruppen rund 12.000 Mann und die Marineeinheiten einschließlich der Marineinfanterie ungefähr 15.000 Mann umfassen und sich somit eine Gesamtstärke der dortigen russischen Militärpräsenz von 25.000 bis 30.000 Mann ergibt.

https://www.osw.waw.pl/en/publikacje/osw-report/2019-11-07/fortress-kaliningrad

Published Online: 2020-06-04
Published in Print: 2020-05-26

© 2020 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

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