Steinig, Wolfgang; Huneke, Hans-Werner: Sprachdidaktik Deutsch. Eine Einführung. 5., neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Berlin: Schmidt, 2015. – ISBN 978-3-503-15587-3. 339 Seiten, € 19,95.

Andrea Bies

doi:10.1515/infodaf-2017-0077

Artikel Öffentlich zugänglich

Steinig, Wolfgang; Huneke, Hans-Werner: Sprachdidaktik Deutsch. Eine Einführung. 5., neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Berlin: Schmidt, 2015. – ISBN 978-3-503-15587-3. 339 Seiten, € 19,95.

Andrea Bies

Veröffentlicht/Copyright: 27. Juni 2017

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Aus der Zeitschrift Informationen Deutsch als Fremdsprache Band 44 Heft 2-3

Rezensierte Publikation:

Steinig Wolfgang; Huneke Hans-Werner: Sprachdidaktik Deutsch. Eine Einführung. 5., neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Berlin: Schmidt, 2015. – ISBN 978-3-503-15587-3. 339 Seiten, € 19,95.

Steinigs und Hunekes Einführung in die Sprachdidaktik geht nun seit ihrem ersten Erscheinen 2001 in die fünfte Auflage. An Neuerungen bietet sie eine Aktualisierung des Diskussionsstands der Sprachdidaktik sowie eine Erweiterung zu den Bereichen Ausgangsschriften, Wortschatzarbeit und forschendes Lernen.

Das erste Kapitel bestimmt den Erwerb des Lesens und Schreibens als Grundlage sprachdidaktischen Handelns und zeichnet die Entwicklung der Sprachdidaktik unter Einbeziehung ihrer Bezugswissenschaften nach. Dabei werden auch die Defizite der aktuellen deutschen Sprachdidaktik benannt, die bisher weder für den Umgang mit Mehrsprachigkeit noch für den Umgang mit der Sprache der neuen Medien didaktische Lösungen bereit hält (49). Beide Themen sind im ganzen Band gegenwärtig, ihnen ist außerdem ein jeweils eigenes Kapitel gewidmet.

Es folgt im zweiten Kapitel ein Überblick zur Geschichte der Sprachdidaktik vom Mittelalter bis heute, wobei die Autoren hier wie auch in den anderen Kapiteln stets die enge Verbindung von Sprachdidaktik und Politik hervorheben. Um die Schulung der mündlichen und den Erwerb einer metakommunikativen Kompetenz geht es im dritten Kapitel, wobei hier von den Autoren neben der öffentlichen Redekompetenz vor allem das Training von Gesprächsrhetorik, interkultureller Gesprächskompetenz und einer demokratischen Gesprächskultur gefordert wird. Die drei nächsten Kapitel befassen sich mit dem Schreiben, und zwar mit dem Schriftspracherwerb, der in dieser Auflage um die aktuelle Diskussion zur Ausgangsschrift erweitert wurde, dem Verfassen von Texten, in dem die Autoren auch die aktuelle Tendenz zur konzeptionellen Mündlichkeit ansprechen und hier für eine stärkere didaktische Ausrichtung an der Stilistik statt Grammatik plädieren, und der Rechtschreibung. Das siebte Kapitel zum Thema Sprachreflexion enthält neben Anregungen zur Arbeit mit Grammatik, Sprachwandel und Sprachvarianz auch einen in dieser Ausgabe neuen Abschnitt zur Wortschatzarbeit. Da ein reicher Wortschatz für alle sprachlichen Fähigkeiten relevant ist, überrascht die Diagnose der Autoren, dass der Schwierigkeitsgrad des Wortmaterials in der Schule ebenso abnimmt wie die von den Ministerien vorgegebenen orthographisch zu beherrschenden Grundwortbestände (183 f.). Die Autoren illustrieren, dass das Erlernen von Fachsprachlichkeit ein Prozess ist, der bereits in der Grundschule beginnt, und kritisieren die vorherrschende Kommunikationssituation in der Klasse, in der die Schüler kaum zu Wort kommen und somit hinsichtlich der Erweiterung eines literalen Wortschatzes keine „stimulierende Sprachlernsituation“ entstehen kann (184).

Kapitel 8 befasst sich mit dem Lesen (Leseprozess und Lesesozialisation) und den didaktischen Entscheidungen zur Entwicklung einer Medienkompetenz. Es schließt mit einer ausführlichen Darstellung der Kompetenzformen im Lesen der PISA-Studie 2000, an der die Autoren die funktionale Ausrichtung kritisieren, die ästhetische Erfahrungen des Lesens ausblendet (228). Das neunte Kapitel widmet sich dem aktuellen Sorgenkind der Sprachdidaktik, der Mehrsprachigkeit im Deutschunterricht. Huneke und Steinig beginnen hier mit den polyglotten Wurzeln des Deutschunterrichts im Mittelalter und skizzieren die Entwicklung bis in die heutige Zeit, in der kaum mehr eine Klasse ohne mehrsprachige Schüler existiert. Sie beschreiben die Lernsituation anderssprachiger Schüler und gehen dann auf die immer noch unzureichend umgesetzten didaktischen Möglichkeiten ein, die Sprachvielfalt im Deutschunterricht zu nutzen. Das letzte Kapitel widmet sich schließlich der Unterrichtsplanung und enthält in dieser Auflage angesichts des Beschlusses der KMK zur Ausweitung der Praxisphasen im Lehramtsstudium einen neuen Abschnitt zur Reflexion und Erforschung des Unterrichts. Dieses Kapitel bietet aber auch für erfahrene (DaF-)Lehrer eine wahre Fundgrube an Möglichkeiten, seinen Unterricht forschend zu hinterfragen. Daran anschließend findet sich wie gewohnt eine Auswahl an Arbeitsmitteln für den Unterricht, ein aktualisiertes Literaturverzeichnis, ein Glossar und ein Sachregister.

Dass dieser ‚Klassiker‘ nun schon in der fünften Auflage vorliegt, beweist den Erfolg des sprachdidaktischen Einführungskonzepts von Huneke und Steinig. Dieser Erfolg ist neben der profunden Fachkenntnis, die stets den Praxisbezug im Blick hat, auch der guten Lesbarkeit des Textes zu verdanken, die andere Sprach-Didaktiken absurderweise oft schmerzlich vermissen lassen.

Während das von den gleichen Autoren stammende Einführungswerk Deutsch als Fremdsprache. Eine Einführung (2013) in keiner Bibliothek eines DaF-Lehrers fehlen sollte, ist dieser Band jedoch nur für diejenigen Leser aus dem DaF-Bereich interessant, die sich auch für die Didaktik des Deutschen als Muttersprache und sprachpolitische Entwicklungen in Deutschland interessieren. Ein Muss also nicht, aber auf jeden Fall ein Plus.

Literatur

Huneke, Hans-Werner; Steinig, Wolfgang (2013): Deutsch als Fremdsprache. Eine Einführung. 6. Auflage. Berlin: Schmidt.Suche in Google Scholar

Online erschienen: 2017-6-27

Erschienen im Druck: 2017-6-8

Artikel in diesem Heft

https://doi.org/10.1515/infodaf-2017-0077