Streim, Gregor: Deutschsprachige Literatur 1933–1945. Eine Einführung. Berlin: Schmidt, 2015. – ISBN 978-3-503-163779. 267 Seiten, € 19,95.

Antonella Catone

doi:10.1515/infodaf-2017-0079

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Streim, Gregor: Deutschsprachige Literatur 1933–1945. Eine Einführung. Berlin: Schmidt, 2015. – ISBN 978-3-503-163779. 267 Seiten, € 19,95.

Antonella Catone

Published/Copyright: June 27, 2017

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From the journal Informationen Deutsch als Fremdsprache Volume 44 Issue 2-3

Rezensierte Publikation:

Streim Gregor: Deutschsprachige Literatur 1933–1945. Eine Einführung. Berlin: Schmidt, 2015. – ISBN 978-3-503-163779. 267 Seiten, € 19,95.

Die Forschung zur deutschsprachigen Literatur zwischen 1933 und 1945 differenziert ihr Gebiet in zwei klar voneinander abgegrenzte Felder: auf der einen Seite die Literatur in Nazideutschland und auf der anderen Seite die Exilliteratur (55), wobei in der älteren Forschung die im Exil und die im Nationalsozialismus entstandene Literatur zumeist in politischer Hinsicht voneinander unterschieden werden (9). Man betrachtet die im nationalsozialistischen Deutschland und die im Exil entstandenen Werke als zwei verschiedene Typen von Literatur, auch wenn diese Auffassung eine besondere Schwierigkeit bietet, da es eine Reihe von Autoren gibt, die sich in dieses duale Schema nicht einordnen lassen (wie im Fall von Thomas Mann und Carl Zuckmayer).

In der Einführung Deutschsprachige Literatur 1933–1945 werden die Exilliteratur und die Literatur im Nationalsozialismus, die (wie zuvor hier erwähnt) als zwei literarisch-kulturelle Entwicklungen eigene Forschungsgebiete bilden, in einem Zusammenhang dargestellt. Mit seiner Einführung liefert Gregor Streim eine Darstellung von „exemplarisch ausgewählten Autoren und Texten“ (10), die aufgrund ihres klaren Aufbaus und ihrer guten Lesbarkeit hervorragend für Studierende des Faches Germanistik geeignet sind. Neben weniger bekannten Schriftstellern erschließen sich dem Leser kanonische Werke von Autoren wie Mann, Seghers und Jünger, wobei jedoch auch die wichtigsten Forschungsfelder und aktuelle Forschungsdiskussionen angesprochen werden.

Die hier ausgewählten Autoren und Texte vermitteln ein anschauliches Bild der im Zeitraum von etwa 1933 bis 1945 entstandenen Literatur. Bei dem vorliegenden Werk handelt es sich nicht nur um eine klassische Einführung in Themen, Autoren und Epoche, sondern gleichzeitig um eine interessant gestaltete Vermittlung von verschiedenen Konzeptionen der Zeit. Es werden Begriffe wie Exil-Literatur und NS-Literatur kritisch hinterfragt und in ihrer historischen Semantik erläutert. Ferner analysiert Streim das Problem der Epochenbegrenzung bzw. die Frage nach Kontinuität und Diskontinuität in der deutschen Literatur.

Eröffnet wird die Publikation durch eine Einleitung des Verfassers, in der er erklärt, dass der Band nicht den Anspruch einer literarhistorischen Gesamtdarstellung der Epoche mit all ihren Genres und Richtungen habe. Trotz der problemgeschichtlichen Konzeption des Bandes, folgt die Gesamtanordnung der Kapitel tendenziell der historischen Chronologie: von der Spaltung der deutschen Literatur 1933 (Kap. 1) bis in das Jahr 1945 mit Exil und anschließender Remigration und Nachkriegsliteratur (Kap. 13). Analysiert wird außerdem das Schreiben im NS-Staat und im Exil sowie das Schicksal der Avantgarde, die Propaganda im Nationalsozialismus und die jüdischen Erfahrungen in dieser Zeit. Besonders gut aufgezeigt werden die Reflexionen über die Konzeptionen von Exil, Emigration und „innerer Emigration“ (Kap. 9 und 10). Interessant ist die Analyse der Epochendeutung im Exilroman, die der Verfasser mit Fokus auf die intellektuelle Kulturkritik im Exil am Beispiel von Brochs Der Tod des Vergil und Manns Doktor Faustus durchführt. Ein ganzes Kapitel ist der Fremden Sprache, nämlich der Konfrontation mit einer fremden Alltagssprache bzw. die Aufspaltung von Alltagssprache und Literatursprache gewidmet (Kap. 12). In diesem Kapitel wird der Fokus auf Exil als Sprachnot, Sprachwechsel und Akkulturation im Exilland und Sprachkritik in der NS-Diktatur gerichtet (vgl. das propagandistische Vokabular, 206).

Besonders möchte ich diese Einführung Studenten und Absolventen des Faches Deutsche Literatur empfehlen, da sie sich auch zum Selbststudium zur Vorbereitung von Vorlesungen und Seminaren eignet, auch dank des Sach- und Personenregisters, der empfohlenen weiterführende Literatur und der finalen kurzen Zusammenfassung für jedes Kapitel, die eine schnelle Orientierung und zudem eine interessante Perspektive zur Vertiefung der Argumente bieten. Im Unterschied zu anderen Einführungen liest sich die von Streim verständlich und ist gut strukturiert. Streim legt den Fokus auf die Thematik und lenkt hierdurch wenig von seiner Argumentation ab. Darüber hinaus empfehle ich das Buch von Streim für alle Interessierten, die einen tieferen Einblick in Probleme, Debatten, Themen und Tendenzen der Literatur jener Zeit nehmen möchten.

Online erschienen: 2017-6-27

Erschienen im Druck: 2017-6-8

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https://doi.org/10.1515/infodaf-2017-0079