Cerri, Chiara; Jentges, Sabine (Hrsg.): „Das musst du an Ruth fragen“. Aktuelle Tendenzen der Angewandten Linguistik. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren, 2015 (Perspektiven Deutsch als Fremdsprache, 31). – ISBN 3-8340-1431-3. 240 Seiten, € 32,00.

Magdalena Pieklarz-Thien

doi:10.1515/infodaf-2017-0026

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Cerri, Chiara; Jentges, Sabine (Hrsg.): „Das musst du an Ruth fragen“. Aktuelle Tendenzen der Angewandten Linguistik. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren, 2015 (Perspektiven Deutsch als Fremdsprache, 31). – ISBN 3-8340-1431-3. 240 Seiten, € 32,00.

Magdalena Pieklarz-Thien

Published/Copyright: June 27, 2017

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From the journal Informationen Deutsch als Fremdsprache Volume 44 Issue 2-3

Rezensierte Publikation:

Cerri Chiara; Jentges Sabine (Hrsg.): „Das musst du an Ruth fragen“. Aktuelle Tendenzen der Angewandten Linguistik. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren, 2015 (Perspektiven Deutsch als Fremdsprache, 31). – ISBN 3-8340-1431-3. 240 Seiten, € 32,00.

Mit diesem Band wird Ruth Albert anlässlich ihres Geburtstags geehrt. Ihre langjährigen Wegbegleiterinnen und -begleiter sowie Menschen, die von ihr und ihren Forschungsbeiträgen in der eigenen Forschungstätigkeit inspiriert worden sind, haben die Jubilarin mit diesem Band gewürdigt.

Charakteristisch für das wissenschaftliche Wirken von Ruth Albert ist das Brückenschlagen zwischen Sprachforschung und DaF-Unterricht. Schon vor mehr als 20 Jahren hat sie die Beziehung zwischen Fremdsprachendidaktik und Linguistik konturiert und damit die Aufgaben der Fremdsprachendidaktiker spezifiziert: „Aufgabe der Fremdsprachendidaktiker ist, die Erkenntnisse von ihren Bezugsdisziplinen Linguistik, Pädagogik und Gesellschaftswissenschaften unter Zuhilfenahme eigener Forschung (im wesentlichen Sprachlehrforschung) so aufzubereiten, daß dabei Konzepte und Material für den Fremdsprachenunterricht in verschiedenen Zielgruppen entstehen.“ (Albert 1995: 82). So besteht ihr wissenschaftliches Werk aus einer Reihe mehrerer Arbeiten im Bereich der Angewandten Linguistik, der Fremdsprachendidaktik und Sprachlehrforschung. Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass die beiden Herausgeberinnen Chiara Cerri und Sabine Jentges dem Ruth Albert würdigenden Band den Untertitel Aktuelle Tendenzen der Angewandten Linguistik verliehen haben.

Das Buch gliedert sich in fünf thematisch abgeschlossene Kapitel und beinhaltet insgesamt sechsundzwanzig Beiträge, die in Anlehnung an die Schwerpunkte des Werks Ruth Alberts strukturiert wurden.

Im ersten Themenschwerpunkt finden sich hauptsächlich Arbeiten, die unterschiedliche Aspekte der Wortschatzaneignung präsentieren. Der das Kapitel eröffnende Beitrag von Frank G. Königs hinterfragt die Umsetzung des Mehrsprachigkeitskonzeptes in Deutschland und regt zur Reflexion über die Standortbestimmung der Mehrsprachigkeit und ihrer Didaktik an. Antje Stork geht der Frage nach, wie die lexikalische Kompetenz durch den Einsatz von Lerntagebüchern gefördert werden kann. Christina Kauschke und Ulrike Domahs berichten darüber, wie Kinder im Laufe des DaZ-Erwerbs das Pluralsystem des Deutschen meistern. Madjid Nezhad Masum untersucht die mentale Verarbeitung des regulären Verbs im Persischen. Inna Gushchina beschäftigt sich mit der Frage, ob es bei Personen, die lange in einer anderen Sprachumgebung leben und hauptsächlich die neue Landessprache benutzen, zu einem Abbau der muttersprachlichen Kompetenz kommen kann.

Im zweiten Block stehen sprachliche Strukturen im Mittelpunkt. Rüdiger Zimmermann beschreibt seine Lernerfahrungen mit einer strukturell so andersartigen Sprache wie Türkisch und zeigt aus Lernersicht sowohl Schwierigkeitsfelder als auch Erleichterungsquellen für Lernende auf. Dietmar Rösler diskutiert am Beispiel der Vermittlung erweiterter Partizipialattribute in einer vergleichenden Analyse von zwei didaktischen Grammatiken die Frage, inwieweit didaktische Grammatiken sich auf die Vermittlung der Form konzentrieren sollten und inwieweit es darüber hinaus möglich ist, diese Formvermittlung mit Aufgaben zu verbinden, die es den Lernenden ermöglichen, die neu gelernte Form mit ihrer Angemessenheit für bestimmte Textsorten und kommunikative Kontexte zu verbinden. Susanne Krauß stellt ein interaktives Selbstlernmaterial vor, das in verständlicher Sprache grundlegende grammatische Themen erklärt und mittels interaktiver Übungen und Hilfestellungen die Lerner dazu befähigt, sich ihrer Fehler bewusst zu werden und selbständig zu einer Lösung zu gelangen. Sabine Jentges diskutiert am Beispiel einer Korpusanalyse der (Nicht-)Verwendung von Modalverben in schriftlichen Textproduktionen fortgeschrittener niederländischer Deutschlernender, inwieweit konstruktionsgrammatisch orientierte und kontrastiv orientierte Ansätze eine geeignete Hilfestellung für niederländische Deutschlernende bedeuten können. Im dem das Kapitel abschließenden Beitrag untersucht Maurice Vliegen die Verwendung der direkten Rede in deutschen Pressetexten.

Im dritten Teil geht es um die Fertigkeit Schreiben im DaF-Unterricht. Anne Heyn stellt Überlegungen darüber an, wie wir mit Sprache und Schrift umgehen und wie schwierig der Spracherwerb im Erwachsenenalter insbesondere bei Analphabeten sein kann. Das Thema Analphabetismus beschäftigt auch Frauke Teepker, die das Reflexionsvermögen bei lernungewohnten Lernern mit Migrationshintergrund untersucht, sowie Judith Reisewitz, die eine empirische Untersuchung zu Lernstrategien in Alphabetisierungskursen präsentiert. Britta Hufeisen diskutiert dagegen die Frage, warum Schreibzentren selbst forschen bzw. warum sie beforscht oder mit Begleit- und Aktionsforschung arbeiten sollten. Ihren Überlegungen folgt Sandra Ballweg, die sich mit der Grammatikarbeit in L2-Schreibberatungen beschäftigt. Irakleia-Evangelia Kreuzer stellt die Konzeption eines Seminars zum wissenschaftlichen Schreiben für nicht-muttersprachliche Studenten dar.

Im vierten Block werden unterschiedliche Aspekte aus dem Gegenstandsfeld DaF/DaZ präsentiert. Nicole Marx diskutiert die Änderungen, welche die DaF-Studiengänge in Deutschland in den letzten zwei Jahrzehnten erfahren haben, und skizziert deren Folgen und mögliche Auswirkungen in der Zukunft. Kathrin Sokolowski gibt einen Überblick über Verfahren der Sprachstandsdiagnostik für den schulischen Bereich in Deutschland. Aleksandra Obradović stellt den Stellenwert der deutschen Sprache an Schulen und Universitäten in Serbien dar und ermittelt anhand einer empirischen Untersuchung das Deutschlandbild der serbischen Schüler. Ähnlich motiviert ist der Beitrag von Julia Fennell, der die aktuelle Lage von Deutsch als Fremdsprache in Honkong beschreibt und ebenfalls das Deutschlandbild der Lernenden erfasst. Jin Zhao und Yi Wang umreißen die Problematik der Deutschlehrerausbildung in China und diskutieren anschließend die Einsatzmöglichkeiten eines E-Learning-Modells als Maßnahme zur Professionalisierung der Lehrkräfte in China.

Das fünfte und letzte Kapitel zum Thema „Interkulturelle Pragmatik und Kommunikation“ wird vom Beitrag von Christa M. Heilmann über die Ausdrucksformen des Körpers im Gespräch in interkultureller Perspektive eröffnet. Ihm folgt der Beitrag von Lien-Chuan Yeh, der Gesten der Deutschen als Lehrmaterial für den DaF-Unterricht behandelt. Dimka Dimova befasst sich mit dem Einfluss des Komplimentthemas auf die sprachliche Realisierung von Komplimentantworten. Chiara Cerri diskutiert die Problematik von critical incidents in der akademischen Kommunikation und stellt anschließend ein praxisorientiertes Mentorenkonzept vor, das mit Studierenden der internationalen Studiengänge durchgeführt werden kann. Anthonya Visser beschäftigt sich in ihrem Beitrag mit dem Heimat-Begriff in zwei Kurzfilmen in Lars von Triers Projekt Europäische Visionen des Jahres 2004.

Den Band schließen „Ruth Albert. Wissenschaftliche Bio-Bibliographie“ und „Tabula gratulatoria“ ab.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die in dem vorliegenden Band präsentierten Beiträge in Bezug auf die dargestellten Themen, die Pluralität der Methoden wie auch die wissenschaftliche Tiefe sehr heterogen sind. Der Band stellt aber eine lesenswerte Publikation dar, vor allem wegen der Verbindung der Theorie-Diskussion und der Erfahrungen aus der Praxis, was auch die Angewandte Linguistik als Disziplin ausmacht. Die Lektüre des Buches bringt dem fremdsprachendidaktisch orientierten Leser bestimmt neue Impulse und Denkanstöße.

Literatur

Albert, Ruth (1995): „Der Bedarf des Fachs ‚Deutsch als Fremdsprache‘ an linguistischer Forschung“. In: Deutsch als Fremdsprache 32, 2, 82–90.10.37307/j.2198-2430.1995.02.03Search in Google Scholar

Online erschienen: 2017-6-27

Erschienen im Druck: 2017-6-8

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https://doi.org/10.1515/infodaf-2017-0026