Hoffmann, Sabine; Stork, Antje (Hrsg.): Lernerorientierte Fremdsprachenforschung und -didaktik. Festschrift für Frank G. Königs zum 60. Geburtstag. Tübingen: Narr, 2015 (Gießener Beiträge zur Fremdsprachendidaktik). – 978-3-8233-6875-5. 394 Seiten, € 68,00.

Einen beachtlichen Fundus von knapp 30 Autorenbeiträgen zu den Schlüsselbereichen Mehrsprachigkeit, Kompetenzen, Methodik der Fremdsprachenvermittlung und Ausbildung von Fremdsprachenlernenden versammelt die Festschrift zum 60. Geburtstag von Frank G. Königs in den Gießener Beiträgen zur Fremdsprachendidaktik. Königs wissenschaftliche Wegbegleiterinnen würdigen damit eine Persönlichkeit, die sich seit Jahrzehnten in Forschung und Lehre zu den genannten Themenbereichen in und über Deutschland hinaus verdient gemacht hat.

Im Anschluss an eine einführende Übersicht über Königs Lehrstationen, Arbeitsschwerpunkte und Werke (mit Hinweis auf deren oft bereits im Titel seiner Beiträge erkennbare analytische Herangehensweise des Fragens) durch das Herausgeberteam, stellt Claus Gnutzmann im ersten Teil „Mehrsprachigkeit“ die Frage nach der Nützlichkeit des Englischen als Lingua franca in der Wissenschaftskommunikation. Er positioniert sich hier für die Bezeichnung „Englisch als globale/weltweite Wissenschaftssprache (25), räumt die reale Befürchtung ein, dass die Rolle des Englischen als „Universalsprache“ (29) in den Rechts-, Sozial- und Geisteswissenschaften zu einer „Verdrängung kulturgebundener Wissenschaftsparadigmen und zu einer wissenschaftlichen, angelsächsisch dominierten Monokultur“ führe (29) und regt an, die universitäre Infrastruktur von forschungsbasierten englischen Sprachenservices sowie Sprachkursen zu verbessern.

Dem Thema „Mehrsprachiges Lernen im Fremdsprachenunterricht: Ebenen und Arten des sprachenvernetzenden Lernens“ widmet sich anschließend Wolfgang Hallet und gesteht zunächst ein, dass der Beitrag der Fremdsprachendidaktik (abgesehen von der Interkomprehensionsdidaktik) zur Entwicklung von Instrumenten mehrsprachigen Lehrens und Lernens in der Schule doch relativ bescheiden ausfalle. Hallet plädiert für die Stärkung eines inhalts- und kommunikationsorientierten Mehrsprachigkeitslernens, das er an fünf Beispielen (Konzept-Lernen: ‚Familie‘; Kulturhistorisches Lernen: Olympia; Generisches Lernen: A day in my life; Globales Lernen: Migration; Literarisches Lernen: Holocaust Survivor-Erzählungen; 37–42) erläutert und mit der Forderung verknüpft, die Aufgaben- und Materialentwicklung in der mehrsprachigen Lehrerausbildung hin auf das Konzept der komplexen Kompetenz- oder Lernaufgabe auszurichten.

Britta Hufeisen nutzt ihren Beitrag „Zur möglichen Rolle der sogenannten Klassischen Sprachen für Gesamtsprachencurriculumskonzepte“ zunächst für einen Dank an den Jubilar, der mit seiner Frage zur Stellung von Latein im Gesamtsprachencurriculum an die Autorin im Rahmen eines Kongresses auf ein – auch interdisziplinäres – Forschungsdesiderat hingewiesen hat. Hufeisen zufolge ist die Selbsteinschätzung des Fachs dadurch gekennzeichnet, dass Latein nicht als ordentliche Fremdsprache angesehen wird, da es nicht dem Lernziel kommunikativer Kompetenz folgt, man andererseits aber weder als reguläre Fremdsprache noch als Reflexions- oder Metasprache betrachtet werden möchte. Die Autorin skizziert eine Palette möglicher Funktionen und Aufgaben in Kombination mit anderen Sprachen und den Sachfächern, die Latein je nach Schule, Situation und Lernenden übernehmen kann.

Hans-Jürgen Krumm fordert in seinem Grundsatzbeitrag „Bildungssprache Deutsch und das Curriculum Mehrsprachigkeit“ einen Paradigmenwechsel in Sachen Mehrsprachigkeit, demzufolge die Sprachen, die Kinder mitbringen, aktiv in die Sprachbildung mit einbezogen werden müssen und unter Berücksichtigung der jeweiligen regionalen/lokalen Situation eine grundsätzliche Ausweitung des Sprachenangebots stattfinden müsse. Krumm weist zu Recht darauf hin, dass sich bildungssprachliche Fähigkeiten in separaten Sprachfördermaßnahmen oft nur begrenzt entwickeln lassen und setzt sich für einen „Sprachgebrauchsunterricht“ (64) ein – einen Sprachunterricht in realen Kontexten und mit relevanten Inhalten. Ähnlich wie Hufeisen fordert er auf der Grundlage seines Curriculums für Mehrsprachigkeit ein Konzept für eine integrierte Sprachbildung, eine stärkere Diversifizierung des Sprachenangebots sowie eine entsprechende Ausbildung für PädagogInnen in Kindergärten und Schulen.

„[...] Sprachtransfer, Lerntransfer, Intakeoptimierung beim ersten Leseversuch in Schwedisch“ überschreibt Franz Joseph Meißner seinen Mehrsprachigkeits-Beitrag und hebt hier zunächst die Leistung der Interkomprehensionsdidaktik zur Ausdifferenzierung und Spezifizierung der Transferprozesse beim Lernen und Lehren fremder Sprachen hervor. Aus der Auswertung von Daten aus einem Interkomprehensionsversuch zur ersten Lektüre eines schwedischen Zeitungstextes schließt Meißner u. a., dass sich die Interkomprehensionsforschung mit Blick auf die Lehrwerkentwicklung noch stärker der Intakeoptimierung sowie bei der Untersuchung von interlingualen und didaktischen Transferprozessen der Analyse der Struktur von Ziel- und Brückensprachen zuwenden muss.

Der Romanist Lars Schmelter stellt in seinem Artikel „Klein aber fein? – Ein minimalinvasiver Weg zu schulischen Förderung von Mehrsprachigkeit“ ein Forschungsprojekt zur Vermittlung von Lexiktransferstrategien vor, um die Bedingungsfaktoren für das Erlernen von Französisch als dritter Sprache im Sinne des Faktorenmodells von Hufeisen empirisch zu überprüfen. Zwar ist es noch zu früh, von nachhaltigen Effekten etwa in Richtung einer höheren Sprachkompetenz, eines höheren Sprachbewusstseins sowie einer höheren Akzeptanz von Mehrsprachigkeit zu sprechen, doch stellt das Projekt, so Schmelter, an sich schon einen gelungenen Versuch dar, die mit dem schulischen Französischunterricht befassten Akteure zu versammeln, um neue Wege in der Förderung von Mehrsprachigkeit im Klassenraum zu gehen.

In seinem Beitrag „Deutsch als zweite oder weitere Fremdsprache – vom Lernerprofil zu einer spezifischen Didaktik und Methodik“, der den ersten Teil der Festschrift abschließt, konturiert Wolfgang Dönshoff hervorstechende Charakteristika des Lernerprofils für den Unterricht des Deutschen als zweite oder weitere Fremdsprache sowie didaktische Prinzipien als Rahmenkonzept, unter denen dieser Unterricht geführt werden soll, und ein sich hieraus ergebendes Qualifikationsprofil für Deutschlehrkräfte. Einmal mehr verweist auch Tönshoff auf Forschungsdesiderata im Bereich der Mehrsprachigkeit, z. B. im Hinblick auf psycholinguistisch orientierte Studien sowie auf wissenschaftliche Arbeiten, die sich mit dem Bereich der Sprachrezeption beschäftigen.

Den Auftakt zum zweiten Teil „Kompetenzen ausbilden, prüfen und erforschen“ macht Sylwia Adamczak-Krysztofowicz mit einem Beitrag zur adressatengerechten Förderung der Hörverstehenskompetenz aus der Perspektive des DaF-Unterrichts mit Erwachsenen in Polen. Sie benennt zunächst erwachsenspezifische Schwierigkeitsfaktoren und didaktisch-methodische Vorgehensweisen bei der HV-Förderung im Erwachsenenalter und geht dann auf die Ergebnisse einer Befragung im Rahmen ihrer Habilitationsarbeit zur Einschätzung von Schwierigkeiten der Erwachsenen und zu Bedürfnissen bezüglich der Optimierung ihres HV-Trainings im DaF-Unterricht in Polen ein, die in Thesen zu einer adressatengerechten Förderung von HV-Kompetenzen, wie etwa die altersgerechte Aufbereitung von Aufgaben oder eine längere Vorentlastungsphase etc. münden.

Den Einfluss von Frank G. Königs’ Modell des Übersetzungsprozesses auf die prozessorientierte Forschung im Rahmen der Übersetzungswissenschaft macht Fabio Alves zum Gegenstand seiner Ausführungen. Alves konfrontiert u. a. die drei Hauptelemente von Königs’ Modell (Ad-hoc, Rest Block und Verfeinerung) mit späteren Modellen (etwa dem von Alves und Jakobsen), zeigt ihre Gemeinsamkeiten auf und stellt Forderungen für einen kompetenzorientierten Übersetzungsunterricht auf, der seiner Ansicht nach insbesondere auf der Verstärkung von Bewusstmachungsprozessen beim Übersetzen beruhen sollte.

Aufgaben zur Entwicklung und zum Überprüfen von Kompetenzen in der gymnasialen Oberstufe und im Abitur wendet sich Eva Burwitz-Melzer in ihrem Beitrag zu. Sie skizziert zunächst die Entwicklungslinien des Konzepts innerhalb der Fremdsprachendidaktik und die Anforderungen an gute Lernaufgaben (Authentizität, Lebensweltbezug, Gelegenheiten zur praktischen Anwendung von Wissen etc.), bevor sie einen Überblick über die zentralen Testkriterien zur Überprüfung der Sprachkompetenzen im Rahmen der Abiturprüfung gibt. Dabei weist sie u. a. auf Messschwierigkeiten kommunikativer und interkultureller Leistungen in ethnisch-kulturell heterogenen Lernergruppen hin.

Rüdiger Grotjahn und Karin Kleppin beschäftigen sich in ihren Ausführungen ebenfalls mit einem Testverfahren zum Nachweis deutscher Sprachkenntnisse, und zwar mit der Feststellungsprüfung. Sie misst mündliche und schriftliche Kompetenzen, die für den schulischen Handlungskontext besonders wichtig sind, z. B. um den Fachunterricht sprachlich leiten, mit Kolleginnen und Kollegen sowie Eltern angemessen sprachlich interagieren zu können. Die Autoren fordern, dass die Feststellungsprüfung aufgrund der großen Heterogenität der Teilnehmer und der hohen Bedeutung persönlicher und affektiver Faktoren, möglichst flexibel und adaptiv durchgeführt werden sollte.

Mit Interviews als sozialer Praxis am Beispiel von Sprachlernberatungsgesprächen in DaF setzt sich Sabine Hoffmann auseinander. Sie stellt eine Studie vor, in deren Rahmen Interviews mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern eines Goethe-Sprachkurses in Palermo durchgeführt wurden, um dem Zusammenhang zwischen mündlicher Kompetenz und Bewusstsein auf den Grund zu gehen. Es gelingt ihr zu zeigen, wie durch den Einsatz und die Wechselwirkung bestimmter sprachlicher Mittel und Konstruktionen bei beiden Gesprächspartnern Prozesse des Kooperierens, Ko-Konstruierens und Koproduzierens in Gang gesetzt werden.

„Wissen wir bereits genug über die Lernenden und Lehrenden?“ Diese Frage stellt sich Claudia Riemer im Titel ihres Aufsatzes und kommt zu der Feststellung, dass zwar bisher eine Reihe von wichtigen Lernerfaktoren, wie etwa Lernstile und Lernmotivation, empirisch umfassend untersucht worden sind, Forschungslücken aber immer noch hinsichtlich der affektiven, kognitiven und sozialen Voraussetzungen des Lehrerhandelns (z. B. Einstellungen gegenüber didaktischen Konzepten, Erwartungen an den Einsatz von Lehr-, Lernmaterialien, Lehrerhabitus) bestehen. Diese Lücke zu schließen ist, so Riemer, erforderlich, um die Wechselwirkung zwischen Lehren und Lernen im Unterrichtsprozess besser nachvollziehen zu können.

Ein Plädoyer für die stärkere Vernetzung von Kompetenzorientierung im Fremdsprachenunterricht und sprachpsychologischen Entwicklungsmodellen hält Dieter Wolff und konzentriert sich hierbei insbesondere auf den Fertigkeitsbereich des Schreibens. Über einen Vergleich der in Kernlehrplänen formulierten Schreibkompetenzen kommt er zu dem Ergebnis, dass zur Entwicklung von Lehrplänen und auf ihnen basierenden Aufgabenstellungen GER-basierte Kompetenzmodelle und psycholinguistische Kompetenz- und Erwerbsmodelle miteinander vernetzt werden sollten.

Teil III der Festschrift für Frank G. Königs setzt sich mit den Methoden der Fremdsprachenvermittlung auseinander. Den Auftakt macht Ruth Albert mit Methoden der Alphabetisierung in der Fremdsprache Deutsch. Ausgehend von dem Problem, dass DaZ-Lerner ohne Kenntnis des lateinischen Alphabets gleichzeitig Schrift und Sprache erlernen müssen, beschreibt die Autorin Methoden (z. B. Montessoris Methode des spontanen Schreibens, Silbenmethode, Morphemmethode, Spielerisches Lernen), die im Rahmen des Forschungsprojekts Alphamar bzw. Alphamar 2 empirisch auf ihre Wirksamkeit getestet wurden. Albert kann empirisch nachweisen, dass nicht jede Methode für die Förderung einzelner Teilfertigkeiten geeignet ist, sondern dass unter Berücksichtigung des Lernstands und der Zusammensetzung der jeweiligen Lernergruppe nur der Einsatz mehrerer verschiedener auch binnendifferenzierender Methoden erfolgreich sein kann.

Zwei Beiträge – die von Stefan Baier und Simon Falk – wenden sich dem Fremdsprachenlernen unter Einsatz digitaler Medien zu. Baier stellt mit voki.com, Glogster und wordl.com drei 2.0-Lernplattformen vor, die sich kompetenzübergreifend in einem schülerzentrierten Fremdsprachenunterricht einsetzen lassen. Im Mittelpunkt des Beitrags von Falk steht das mobile Lernen. Er referiert das Ergebnis einer Untersuchung zum Gebrauch und zur Effektivität von mobilen Anwendungen für den Bereich des Fremdsprachenlernens und weist auf das Desiderat von Langzeitstudien mit größeren Testgruppen hin.

Das Feld der Landeskundedidaktik in der Gießener Festschrift vertritt Uwe Koreik. Am Beispiel des Films Der kleine Nazi bejaht Koreik seine im Titel gestellte Frage, ob Kurzfilme ein Königsweg zur Kultur- und Sprachvermittlung darstellen. Er begründet dies mit dem Potenzial des Films, einen befreienden und dennoch gehaltvollen und nachhaltigen Einstieg in ein gesellschaftlich-historisch schwieriges Thema leisten zu können.

Jörg Roche beschäftigt sich in seinem Aufsatz mit dem Thema Handlungs- und Aufgabenorientierung als Alternative beim Erwerb und der Vermittlung von Sprache. Insbesondere für den Deutschunterricht an berufsbildenden Schulen zeigen laufende Forschungsvorhaben, so Roche, die günstigen Auswirkungen eines auf authentisches Handeln ausgerichteten Unterrichts auf die Wissenskonstruktion und Handlungsfähigkeit im Berufsalltag.

Einem der ersten wissenschaftlichen Schwerpunktthemen Frank G. Königs’, dem Übersetzen, widmet sich Dietmar Rösler in seinem Beitrag unter dem Titel „Übersetzen und Übersetzungen als sprachdidaktische und kulturkundliche Herausforderungen für den Fremdsprachenunterricht“. Rösler steht für eine kommunikativ-funktionale Ausrichtung von Übersetzungsaufgaben im Fremdsprachenunterricht. Er fordert, dass das Übersetzen in fremdsprachenphilologischen (literaturwissenschaftlich ausgerichteten) Studiengängen stärker durch Übungen zur Entwicklung von Lesestrategien vorentlastet werden sollte. Das Potenzial von Übersetzungen für den Landeskundeerwerb, genauer im Sinne einer kulturwissenschaftlich ausgerichteten Erkundung sprachlicher und gesellschaftlicher Normen der Zielkultur, lässt sich, so Rösler, insbesondere auch durch den Vergleich von Übersetzungen literarischer Texte ausschöpfen.

Mediale Zugänge zum Fremdsprachenlernen eröffnen Dagmar Silbenstein („Der Einsatz der Fernsehserien ‚Berlin, Berlin‘ für die Vermittlung von Modalpartikeln“) und Victoria Storozenko („Tatort Fremdsprachenunterricht: Fremdsprachenlernen mit Krimis“) mit ihren beiden Beiträgen. So kann Silbenstein zeigen, welche Möglichkeiten das Medium Film bietet, um Fremdsprachenlernern Modalpartikel-Funktionen und -Wirkungen zu veranschaulichen. Auch der Einsatz von Kriminalliteratur liefert vielfältige Möglichkeiten für den Fremdsprachenunterricht. Storozenko weist insbesondere darauf hin, dass das stets wiederkehrende Basisinventar des Genres (Täter, Motiv, Opfer, Ermittler etc.) das inhaltliche Verständnis entlastet und den Weg zu unterschiedlichen Unterrichtsmethoden bahnt (z. B. Transformations- und Umschreibetechniken).

Der Teil Methodik der Fremdsprachenvermittlung schließt mit einem Beitrag von Wolfgang Zydatiß zur domänenorientierten Diskursfähigkeit in bilingualen Bildungsgängen. Zydatiß fordert zur Förderung domänenbezogener fachsprachlicher Kompetenz im (sprachsensiblen sowie bilingualen) Fachunterricht vor allem fachliches und sprachliches Lernen verzahnende Übungen zur Sprachbewusstheit und zum Ausbau von Text- bzw. Ausdrucksroutinen, um das fachkommunikative Sprachenkönnen nachhaltig zu entwickeln.

Der letzte, IV. Teil der Festschrift versammelt Beiträge, die der (Aus-)Bildung von Fremdsprachenlehrenden gewidmet sind. Karin Aguado macht hier den Auftakt zu forschendem Lehren und Lernen als Strategien zur Professionalisierung von Fremdsprachenlehrerinnen und -lehrern. Sie fordert eine verstärkte Berücksichtigung des Ansatzes der Aktionsforschung in der Lehrerausbildung, im Rahmen derer Microteaching, damit verbundene kooperative Planung und gegenseitiges Peer-Feedback eingeübt werden sollten.

Auch David Gerlach fordert in seinem anschließenden Aufsatz Maßnahmen zur Reflexion in der Fremdsprachenlehrerbildung. Partner- und Gruppendiskussionen, fallorientiertes Analysieren und (individuelles) reflexives Schreiben gehören für ihn dabei zum methodischen Repertoire in der Ausbildungspraxis, um die Arbeit von Lehrkräften zu professionalisieren.

Michael Legutke und Imke Mohr gehen mit ihrem Beitrag einen ähnlichen Weg zur Verstärkung von Theorie und Praxis in der Lehrerfort- und -weiterbildung. Das von ihnen vorgestellte Projekt Deutsch Lehren Lernen, das durch den Beirat deutsche Sprache des Goethe-Instituts sowie Expertinnen und Experten des Fachs DaF wissenschaftlich begleitet wurde, sieht als zentrales Element von Fortbildungen die Planung, Durchführung und Präsentation eines Praxiserkundungsprojekts in Kleingruppen vor, in das die Lehrenden ihr lokales Wissen und ihre Unterrichtserfahrungen einbringen können, das aber auch ihre eigenen Vorstellungen über Unterricht, ihre individuellen Erklärungen für eigenes Handeln überdenken und ggf. neu ausrichten helfen soll.

Der Frage, ob die Lehrbarkeit von Kompetenzen möglich ist, stellt sich Hélène Martinez in ihrem Festschrift-Aufsatz. Es gehe, so Martinez, in der Lehrer(aus)bildung vor allem darum, Lerngelegenheiten und Szenarien zu schaffen, in denen systematisch Ressourcen mit Blick auf savoir, savoir-faire, savoir-être und savoir-apprendre aufgebaut werden.

Die letzten beiden Festschriftbeiträge rücken interkulturelles Lernen und Verstehen in der Fremdsprachenlehrerausbildung in den Fokus. Angela Schmidt-Bernhardt und Antje Stork heben dabei die Bedeutung des Austauschs über interkulturelle Erfahrungen durch Studierende hervor, etwa in Form von Lerntagebüchern oder Portfolios. Frauke und Heinz Stübig beschreiben mit dem fächerübergreifenden Projekt zu den politischen Mechanismen im Umfeld der deutschen Besatzung eines französischen Internierungslagers im Jahre 1942 Wege interkulturellen Verstehens unter deutschen und französischen Schülerinnen und Schülern.

Der abschließende V. Teil des Bandes gibt einen Überblick über den Lebenslauf und die Publikationen des Jubilars Frank G. Königs bis zum Jahr 2014.

Insgesamt bieten die Beiträge der Festschrift Lernerorientierte Fremdsprachenforschung und -didaktik eine sehr vielschichtige Draufsicht auf aktuell relevante Fragen, Konzepte und Methoden der Fremdsprachenvermittlung nicht nur aus der Perspektive der Lerner aber auch sehr wichtige Impulse für die Forschung zur Ausrichtung der Lehrerausbildung. Und sie machen einmal mehr deutlich, welche wichtigen Impulse Frank G. Königs mit seinen mittlerweile nahezu vier Jahrzehnten wissenschaftlichen Schaffens für die Fremdsprachendidaktik gegeben hat.