Klotz, Verena; Merkelbach, Matthias: Fokus Deutsch: Erfolgreich in Alltag und Beruf B2. Berlin: Cornelsen, 2017. – ISBN 978-3-06-020991-0, 276 Seiten, € 23,99.

Dieses im Folgenden analysierte und beschriebene Lehrwerk für Deutsch als Fremdsprache richtet sich an DaF-Lernende, die die Niveaustufe B1 abgeschlossen haben. In einem Band sind das Kurs- und Übungsbuch integriert. Dieses Lehrwerk ist zwar nicht gezielt berufsorientiert, aber es behandelt neben den alltäglichen Themen auch ein breites Spektrum von für die Arbeit in Deutschland als Zielsprachenland relevanten Themenbereichen.

Das Lehrwerk ist in 15 Einheiten gegliedert, von denen jede 4 Themen umfasst (mit den Buchstaben von A bis D). Die Themen von A bis C sind umfangreicher und länger (umfassen jeweils 2 Seiten im Kurs- und Übungsbuchteil), wobei der Teil D wesentlich kürzer gehalten ist. In den Abschnitten A und B werden allgemeinsprachliche Themen behandelt, in den Teilen C und D vorwiegend berufsspezifische oder interkulturelle Inhalte thematisiert.

Der Kursbuchteil wird von dem darauf unmittelbar folgenden Übungsteil durch eine Zusammenfassung „Kurz und bündig“ abgetrennt, in der die für die Kommunikation relevanten Redemittel und die Grammatik zusammengestellt werden. Zu Sprechabsichten (z. B. etwas kommentieren, Ärger ausdrücken) bzw. zu Kommunikationssituationen (z. B. über Auswandern, interkulturelle Zusammenarbeit, Rechte und Pflichten bzw. über Konfliktlösung am Arbeitsplatz sprechen) werden relativ viele unterschiedliche Redemittel präsentiert. Diese beziehen sich nicht nur auf Sprech- (z. B. eine Podiumsdiskussion führen), sondern auch auf Schreibsituationen (z. B. eine schriftliche Beschwerde verfassen). In dieser Zusammenstellung werden auch Redemittel für berufsspezifische Kommunikationssituationen (z. B. über Berufe und Einkommen bzw. über Rechtsfragen am Arbeitsplatz und Zahlungsarten sprechen) erfasst. Dem folgt eine Grammatikübersicht, in der die in einer bestimmten Einheit behandelten grammatischen Phänomene sowohl theoretisch erklärt, als auch am Beispiel konkrete Sätze veranschaulicht werden, wobei die darin vorkommende, gerade besprochene grammatische Struktur farblich hervorgehoben wird. In jeder Einheit wird der Arbeitsbuchteil mit einer Prüfungsaufgabe abgeschlossen, die DaF-Lernende mit Aufgabenformaten für die Prüfung telc Deutsch B2 bekannt macht. Zu den meisten Prüfungsaufgaben werden auch Strategien vermittelt, die bei der Aufgabenbearbeitung hilfreich sein können. Prüfungsaufgaben für das Goethe-Zertifikat B2 werden in Einheiten integriert und mit einem „P“-Zeichen gekennzeichnet.

Jedes Kapitel deckt vier Sprachfertigkeiten ab, die abwechselnd behandelt werden, und enthält neben Übungen zur Wortschatz- auch die zur Grammatikarbeit. Eine übersichtliche Strukturierung jeder Lektion sorgt für eine klare Orientierung des Nutzers, denn jede Einheit bzw. jedes Kapitel ist nach dem gleichen Schema aufgebaut. Die Einführung in einen umfangreichen Themenbereich erfolgt über das bunte Bildmaterial, das von drei bis zu acht Fotos umfasst. Diese werden in manchen Kapiteln auch durch Statistiken, Begriffe bzw. sogar kurze Texte (z. B. Definitionen) ergänzt. Dieses Bildmaterial stellt einen guten Ausgangspunkt für Hypothesenstellungen, Beschreibungen, für die Beurteilung von etwas dar, d. h. es kann als Sprechanlass zur Aktivierung des Wortschatzes aus einem Bereich genutzt werden. Auch zu diesem Bildmaterial werden in vielen Einheiten Redemittel bereitgestellt, die bei der mündlichen Äußerung hilfreich sein können. In einigen Kapiteln steuern auch Leitfragen eine längere Äußerung. Dem Bildmaterial folgen verschiedene Aufgaben zum Hörverstehen, Leseverstehen, Sprechen bzw. zur Wortschatzarbeit.

Nach fünf Einheiten (also dreimal im Lehrwerk) erscheinen Stationen zu den Themen Bewerbungsmappe, Vorstellungsgespräch und Schreibtraining. Auf jeweils vier Seiten wird ein berufsorientiertes Thema vertieft. Hier findet man Aufgaben zu allen Sprachfertigkeiten und Subsystemen und quasi authentische Beispiele für Bewerbungsschreiben, für ein Vorstellungsgespräch und E-Mails. DaF-Lernende werden darin nicht nur mit den für bestimmte Textsorten bzw. Situationen geltenden Regeln vertraut gemacht, sondern auch auf typische Fehler und auf das zu vermeidende Verhalten aufmerksam gemacht.

Das Lehrwerk, in dem viele Texte aus verschiedenen Bereichen zu finden sind, deckt ein breites Spektrum von Themen ab. In einzelnen Einheiten werden u. a. Alltagsthemen wie Lebenswege, Freizeit, Konflikte im Haus, lebenslanges Lernen, soziale Medien und Sozialleben, aber auch berufsspezifische Themen (z. B. Branchen und Berufe, das neue Großraumbüro, am Arbeitsplatz, Arbeit heute, fairer Handel, Auftrag, Wettbewerb um Fachkräfte, Reklamationen und Beschwerden, Ämter und Behörden, Rechte und Pflichten am Arbeitsplatz, Zahlungsverhalten und Zahlungsschwierigkeiten, Arbeitswelt im Wandel, innovative Mitarbeiterführung) behandelt. Darüber hinaus werden interkulturelle Themen angesprochen wie z. B. Distanzzonen und interkulturelle Zusammenarbeit. Dies ist ein großer Vorteil des Lehrwerks, das vielen Interessen der Erwachsenen Rechnung tragen kann. Die Texte sind aktuell, betreffen interessante Themen und scheinen authentisch zu sein. Auch landeskundliche Themen finden hier ihren Platz. Ihre Form ist ästhetisch und motiviert zum Lesen.

In jeder Einheit werden im Kursbuchteil vier konkrete Themen detailliert behandelt. Darin werden DaF-Lernende mit vielen Texten unterschiedlicher Länge und mit verschiedenen Textsorten konfrontiert. Erörterungswert ist die textbasierte Arbeit, die der Erweiterung des Vokabulars bzw. der Förderung der Sprachfertigkeiten dient. Zwar werden zu Lesetexten verschiedene Übungen zum Leseverstehen in Form von offenen Fragen, Richtig/Falsch- und Multiple-Choice-Aufgaben dargeboten, aber darüber hinaus werden DaF-Lernende in der Textarbeit zum Notizenmachen bzw. zur Suche nach bestimmten Informationen im Text angeregt.

In diesem Lehrwerk ist besonders die Verbindung der Textarbeit mit der Arbeit am Wortschatz hervorzuheben. Die Aufmerksamkeit der DaF-Lernenden wird von Lehrwerkautoren gezielt auf wichtige und lernrelevante lexikalische Einheiten gelenkt. Dies kommt darin zum Ausdruck, dass diese aus den Texten exzerpiert und zum Übungsgegenstand gemacht werden, so dass sie in den Lernprozess integriert werden. In Texten vorkommende (feste) Wortverbindungen sollen zum einen in lexikalischen Übungen vervollständigt bzw. rekonstruiert werden, zum anderen soll ihre Bedeutung erkannt bzw. den Lernenden bewusst gemacht werden. Dieses Vokabular kann weiterhin bei der Diskussionsführung zu dem jeweiligen Thema hilfreich sein, denn die Texte bilden immer die Grundlage für den mündlichen Ausdruck. Darüber hinaus stellen sie auch den Ausgangspunkt für die Grammatikeinführung bzw. -behandlung dar, denn anhand der Lesetexte müssen korrekte grammatische Phänomene erkannt bzw. grammatische Strukturen vervollständigt werden.

Erörterungswert ist auch die Bandbreite der Textsorten, die zum Leseverstehen eingesetzt werden. Zum einen sind es Alltagstexte (z. B. private E-Mails, Zeitungsartikel, SMS), zum anderen Sachtexte, berufsbezogene Texte (wie Bewerbungsgespräch, Anfrage, Beschwerdebrief, Angebot) sowie Gebrauchstexte (eine Gesprächsnotiz, eine Rechnung, ein Formular) und literarische Texte. So eine Vielfalt an Textsorten, die in diesem Lehrwerk beeindruckt, ist selten in einem Band eines Lehrwerks zu finden, aber bei der Vielzahl, die dieses Lehrwerk enthält, kann dies nicht verwundern.

Das Hörverstehen wird kontinuierlich in allen Einheiten trainiert. Die Anzahl der Hörtexte variiert je nach dem Kapitel von 3 bis 7. Zu ihnen sind auch verschiedene Hörverstehensaufgaben konzipiert. Sie reichen von Zuordnungsaufgaben (Zuordnung der Fotos, der Überschriften bzw. Sätze zu den Dialogen) über Richtig-/Falsch- und Multiple-Choice-Aufgaben, offene Fragen bis zu Korrekturaufgaben (Notizen zu den Hörtexten müssen korrigiert bzw. ergänzt werden). Ähnlich wie im Falle der Lesetexte ist die Vielfalt der Hörtextsorten hervorzuheben. Hörverstehen wird nämlich anhand der Textsorten private und berufliche Gespräche (z. B. Bewerbungsgespräch), Dialoge, Umfragen, Interviews, Bericht, Radiosendungen, Nachrichtensendungen, Radioreportagen, Nachrichten vom Anrufbeantworter geschult. Die Aufgaben zum Hörverstehen sind jedoch nicht losgelöst von anderen Sprachfertigkeiten, denn Hörtexte stellen zum einen den Ausgangspunkt und die Grundlage für Schreib- und Sprechaufgaben dar; DaF-Lernende werden in einigen Aufgaben zur Anfertigung von Notizen, zum Austausch von Informationen oder zu einer Lösungsfindung angeregt. Zum anderen dienen sie der Bewusstmachung bzw. der Einübung von Redemitteln und der Ausspracheschulung.

Da die Art des lexikalischen Übens die Vernetzung der lexikalischen Einheiten im mentalen Lexikon beeinflussen kann, ist hier die Quantität und die Qualität der Wortschatzübungen hervorzuheben. Fokus Deutsch. Erfolgreich in Alltag und Beruf B2 weist ein breites Spektrum an lexikalischen Übungen auf. Diese beziehen sich größtenteils auf die Wortsyntagmatik, d. h. sie haben das Üben und folglich die Förderung der Speicherung der festen bzw. konventionellen, für Deutsch spezifischen Wortverbindungen zum Ziel. In diesen Übungen müssen in Texten vorkommende Wortverbindungen rekonstruiert (Zuordnungsübungen), korrekte bzw. unkorrekte syntagmatische Wortverbindungen erkannt oder vervollständigt (Ergänzungsübungen) werden. Darüber hinaus sind hier einige Übungen zur Wortbildung und eine zu Synonymen zu finden. Wortschatzübungen lenken die Aufmerksamkeit der DaF-Lernenden auf die Form und auf die Bedeutung verschiedener Phrasen (z. B. der Redewendungen oder Sprichwörter, darauf, ob bestimmte Wörter etwas Positives oder Negatives ausdrücken). Die meisten lexikalischen Übungen kommen im Übungsteil vor.

In jeder Einheit werden zwei bis fünf verschiedene grammatische Phänomene thematisiert, die kontextualisiert dargeboten werden. Wiederholt und trainiert werden darin u. a. Vergangenheitstempora, Konjunktiv II Präteritum und Plusquamperfekt, Passiv und Passiversatzformen, Relativsätze, Modalpartikeln, Rektion der Verben und vieles mehr. Die Grammatik wird nicht nur in die Einheiten eingeflochten, sondern auch im Teil „Kurz und bündig“ zusammengefasst. Hier werden neben den theoretischen Erklärungen bzw. Regeln auch Beispielsätze angegeben. In einigen Einheiten sind vollständige Regeln zu finden, in anderen dagegen müssen diese von den DaF-Lernenden selbstständig anhand der angegebenen Beispielsätze vervollständigt, ergänzt bzw. formuliert werden. In den vorgegebenen Beispielsätzen, die eine neue grammatische Struktur enthalten, wird das neue grammatische Phänomen bunt markiert. Bei manchen Grammatikphänomenen werden DaF-Lernenden Regeln bzw. Tipps vermittelt. Grammatische Phänomene werden in unterschiedlichen Grammatikübungsarten trainiert, z. B. in Ergänzungs- (auf der Phrasen- und Satzebene) und Umformulierungsaufgaben sowie in Aufgaben, in denen Sätze anhand der Satzteile rekonstruiert werden müssen.

Auch die Schreibfertigkeit wird in jeder Einheit gefördert. In diesem Lehrwerk sind zwei Arten von Schreibaufgaben zu finden. Zum einen werden offene Aufgaben formuliert, in denen DaF-Lernende aus ihrer Perspektive auf ein Thema eingehen sollen. Dabei wird der Schreibprozess durch die Angabe von Leitfragen gesteuert. Zum anderen werden sie zu komplexen schriftlichen Äußerungen (eine konkrete Textsorte soll verfasst werden) angeregt, wobei Textbausteine für die jeweilige Textsorte (z. B. für eine schriftliche Reklamation, einen Beschwerdebrief und eine Kurzbiographie) bereitgestellt werden. Aufgaben zum schriftlichen Ausdruck beziehen sich sowohl auf alltägliche (z. B. Werbung für eine Stadt, Grafikbeschreibung) als auch auf berufsorientierte Themen (z. B. Verfassen eines Textes für einen Prospekt anhand der angegebenen Begriffe).

Sprechfertigkeit wird praktisch in jeder Lektion gefördert. Wie oben angedeutet, werden alle Einheiten mit einem umfangreichen Bildmaterial eingeleitet, womit Lehrwerkautoren ein konkretes Ziel verfolgen; Fotos und Grafiken dienen hierbei als Sprechanlass, denn zu ihnen werden konkrete Fragen gestellt. Diese beziehen sich zum einen auf das Visuelle bzw. Sichtbare. Zum anderen regen sie zum Berichten über sich selbst, über die eigene Einstellung zu etwas bzw. zum Hypothesenstellen an. Dabei werden auch Beispielsätze in Sprechblasen angeboten, die bei Beginn der eigenen Äußerung helfen können. Weiterhin erfolgt die Förderung der Sprechfertigkeit durch Fragen, die zu jedem Lesetext gestellt werden, sowie durch die zu einigen Texten bereitgestellten Redemittel. Diese Sprechaufgaben animieren DaF-Lernende sowohl zum monologischen als auch zum dialogischen Sprechen. Im Falle der ersten Sprechaufgabe müssen DaF-Lernende über etwas berichten (z. B. über eigene Erlebnisse, Erfahrungen und Einstellungen), etwas vorstellen, Stellung zu etwas nehmen bzw. in der Gruppe diskutieren. Dialogisches Sprechen wird beispielsweise durch folgende Aufgaben gefördert: sich gegenseitig interviewen, Meinungen austauschen. Mehr Sprechaufgaben kommen im Lehrbuchteil vor.

Insgesamt ist festzuhalten, dass es sich bei diesem DaF-Lehrwerk für die Niveaustufe B2 um eine wertvolle und beachtenswerte Publikation handelt, die sowohl den DaF-Lehrkräften als auch den DaF-Lernenden zu empfehlen ist. Das Lehrwerk weist viele Vorteile auf. Erstens ist hier die übersichtliche Strukturierung jeder Lektion hervorzuheben, die für eine klare Orientierung des Nutzers und für das schnelle Erkennen der inhaltlichen Schwerpunkte sorgt. In den transparent aufgebauten Lektionen werden gleichmäßig alle Sprachfertigkeiten gefördert und trainiert. Zweitens ist hier eine Vielzahl von vorwiegend authentischen Lesetexten, die aus vielen Lebens- und Arbeitsbereichen kommen, betonenswert. Ein weiterer Pluspunkt dieser Publikation liegt in der textbasierten Arbeit an allen Sprachfertigkeiten, denn Texte vermitteln hier nicht nur konkrete Inhalte, sondern sorgen auch für die Wortschatzerweiterung bzw. Vertiefung des lexikalischen Wissens und die Vermittlung, Bewusstmachung und das Training der grammatischen Strukturen. Alle Sprachfertigkeiten, die in Anlehnung an Texte trainiert werden, werden stufenweise ausgebaut. Die Arbeit mit diesem Lehrwerk hilft zweifelsohne, den DaF-Unterricht auf der Niveaustufe B2 handlungs- und kompetenzorientiert durchzuführen.