Abstracts
Brigitte Aulenbacher und Tine Haubner
Von Männerquartetten und Abgehängten: Ein Gespräch über Gender, Race, Class im Kapitalismus
Abstract: Wie Ungleichheiten nach Gender, Race, Class im Kapitalismus Gestalt annehmen, das ist das eine, wie Kapitalismus durch die drei Herrschaftsverhältnisse geprägt ist, das andere. In diesem Gespräch geht es um beides. Es bewegt sich entlang dreier Fragen: erstens, wie Gender, Race und Class im Kapitalismus zusammenwirken; zweitens, wie Ungleichheiten, Herrschaft und Kapitalismus in theoretischer Hinsicht zusammenhängen; und drittens, ob Gleichheit im Kapitalismus möglich ist. Wir blicken von den Herrschaftsverhältnissen auf die Art und Weise, wie Kapitalismus organisiert ist und welche Folgen dies hat. Es geht uns darum, uns über Sichtweisen und Ansätze auszutauschen, die unsere theoretischen und empirischen Suchbewegungen anregen, aber auch um ein Benennen von Leerstellen, deren Füllung wir als Herausforderung für unsere Arbeit begreifen.
Schlagwörter: Herrschaft in den Verhältnissen von Gender, Race, Class, Ungleichheit und Gleichheit, Kapitalismus- und Gesellschaftstheorie
Abstract: How inequalities based on gender, race, and class take shape in capitalism is one thing; how capitalism is shaped by these relations is another. This conversation is about both. It revolves around three questions: first, how gender, race, and class interact in capitalism; second, how inequalities, domination, and capitalism are related in theoretical terms; and third, whether equality is possible under capitalism. We look at relations of domination that shape capitalism and its consequences. Our conversation aims at exchanging perspectives and discussing approaches that stimulate our research, but also identifies gaps challenging our theoretical work.
Keywords: domination in the relations of gender, race, class, inequality and equality, theory of capitalism and society
Marie Kottwitz, Martina Witte, Brigitte Theißl, Francis Seeck, Tanja Abou
Klasse oder was? Perspektiven einer klassismuskritischen queerfeministischen Politik
Abstract: Fragend danach wie eine feministische Politik aussehen kann, die Klassenverhältnisse in ihr Zentrum rückt, wagen wir eine Bestandsaufnahme queerfeministischer Klassismuskritik. Mit dem Begriff Klassismus wird die Diskriminierung entlang der Klassenherkunft oder Klassenposition bezeichnet. Ausgehend von feministischen und klassismuskritischen Debatten der 1980er/1990er Jahre werden historische Entwicklungen des Begriffes und damit verbundene Kämpfe um Sichtbarkeit nachgezeichnet. Seitdem haben sich feministische Bewegungen durch ihre Akademisierung verändert, doch zahlreiche antiklassistische Interventionen, beispielsweise die der Prololesbengruppen in den 1980er und 1990er Jahren, halten Klasse im Blick. Interveniert wird zumeist aus queerfeministischen Kontexten, die unter anderem die aktuelle Wissens- und Theorieproduktion kritisieren.
Schlagworte: queer, Klasse, Soziale Bewegung, Feministische Kritik, Soziale Ungleichheit
Abstract: Asking what a feminist politics that focuses on class relations might look like, we venture to take stock of queer-feminist critiques of classism. The term classism refers to discrimination based on class origin or class position. Based on feminist and classism-critical debates of the 1980s and 1990s, we trace the historical developments of the term and the associated struggles for visibility. Since then, feminist movements have changed as a result of their academization, but numerous anti-classist interventions, such as those of the Prololesbian groups in the 1980s and 1990s, continue to focus on class. Interventions mostly come from queer-feminist contexts, which criticize, among other things, the current production of knowledge and theory.
Keywords: queer, class, social movement, feminist critique, social inequality
Silvia Federici
»Feminist movement cannot put forward a perspective of social change without addressing the question of class«. Silvia Federici on the Wages for Housework Campaign, witch hunting today and feminist politics of the commons
Abstract: In the interview with feministische studien, Silvia Federici reflects on the development of feminist class analysis since the 1970s. She emphasizes that feminist movements cannot pursue social transformations without addressing class relations, as capitalist exploitation is organized through gendered and racialized divisions of labor. Referring to the International Wages for Housework Campaign she helped to initiate, Federici shows that the demand for wages was a political strategy to make reproductive work visible as central to capitalist accumulation. The campaign aimed to reorder power relations between women, men, and capital. Today, Federici promotes a wider concept of reproductive work that includes education, health, food sovereignty, and ecological resources. In her theory of the commons, Federici develops collective forms of social reproduction and analyzes phenomena such as migration regimes, witch-hunts, and the commodification of care as continuations of capitalist dispossession.
Keywords: class, housework, politics of the commons, capitalism, social reproduction
Abstract: Im Interview mit den feministischen studien reflektiert Silvia Federici die Entwicklungslinien feministischer Klassenanalyse seit den 1970er-Jahren. Sie betont, dass feministische Bewegungen gesellschaftliche Transformation nicht ohne Klassenverhältnisse denken können, da kapitalistische Ausbeutungsverhältnisse über geschlechtliche und rassialisierte Arbeitsteilung strukturiert ist. Mit Bezug auf die von ihr mitinitiierte Lohn für Hausarbeit-Kampagne verdeutlicht sie, dass die Forderung nach Entlohnung eine politische Strategie war, um reproduktive Arbeit als zentral für kapitalistische Akkumulation sichtbar zu machen. Die Kampagne zielte auf eine Neuordnung von Machtverhältnissen zwischen Frauen, Männern und Kapital. Federici vertritt heute ein erweitertes Konzept reproduktiver Arbeit, das auch Bildung, Gesundheit, Ernährungssouveränität und ökologische Ressourcen umfasst. In den Commons sieht sie Möglichkeiten, kollektive Formen sozialer Reproduktion durchzusetzen. Sie analysiert Phänomene wie Migrationsregime, Hexenjagden und die Kommodifizierung von Sorgearbeit als Weiterentwicklung kapitalistischer Enteignung.
Schlagworte: Klasse, Hausarbeit, Politik der Commons, Kapitalismus, soziale Reproduktion
Gundula Ludwig und Zoe* Ragna Steinsberger
Die Unaushaltbarkeit demokratischer Kontingenz? Über Angriffe auf trans* Lebensweisen und Politiken als Angriffe auf Demokratie
Abstract: Anti-Trans-Politik ist heute ein zentraler Bestandteil rechtsextremer Politik und stößt auch bei geschlechteressentialistischen Feminismen auf große Zustimmung. In diesem Beitrag untersuchen wir die affektiven Konvergenzen zwischen diesen Positionen in Deutschland. Dabei identifizieren wir Anti-Trans-Politik als einen Ort affektiver Allianzen zwischen der extremen Rechten und geschlechteressentialistischen Feminismen. Wir konzentrieren uns auf drei zentrale affektive Gefühlslagen, die diese Allianzen strukturieren und aufrechterhalten: Angst, Empörung und Nostalgie. Ausgehend von Jacques Rancières Theorie der radikalen Demokratie und Erkenntnissen aus den Trans Studies zur Durchsetzung des cis-heteronormativen Sex/Gender-Regimes argumentieren wir, dass diese affektiven Allianzen grundlegend antidemokratisch sind, da sie darauf abzielen, die Grundfesten demokratischer Gesellschaften zu untergraben.
Schlagworte: Autoritarismus, Transfeindlichkeit, Demokratie, Affect Studies
Abstract: Anti-trans politics are central to contemporary far-right politics and also resonate strongly within gender-essentialist feminisms. This paper examines the affective convergences between these positions in the German context, identifying anti-trans politics as a site of affective alliances between the far right and gender-essentialist feminisms. We focus on three key affective atmospheres that structure and sustain these alliances: fear, outrage, and nostalgia. Drawing on Jacques Rancière’s theory of radical democracy and insights from Trans Studies on the enforcement of the cis-heteronormative sex/ gender regime, we argue that these affective alliances are fundamentally anti-democratic, as they seek to undermine the very foundations of democratic societies.
Keywords: authoritarianism, transphobia, democracy, Affect Studies
©2025 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston
This work is licensed under the Creative Commons Attribution 4.0 International License.
Artikel in diesem Heft
- Gesamtheft 43 ②
- Frontmatter
- Artikulationen von Klasse und Geschlecht II
- Artikulationen von Klasse und Geschlecht. Konzeptionelle Überlegungen
- Von Männerquartetten und Abgehängten: Ein Gespräch über Gender, Race, Class im Kapitalismus
- Klasse oder was? Perspektiven einer klassismuskritischen queerfeministischen Politik
- »Feminist movement cannot put forward a perspective of social change without addressing the question of class«. Wages for Housework Campaign, witch-hunting today and feminist politics of the commons
- Archiv
- Clara Zetkin und die sozialistische Frauenemanzipationstheorie
- Rede auf dem Parteitag der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands zu Gotha (16. Oktober 1896)
- Klasse, Geschlecht und Distributionsverhältnisse
- Bilder und Zeichen
- Elif Saydam – Lebensfreude gegen Klassismus, Rassismus und Sexismus
- Malereien aus den Schwamm- und Spätiserien
- Diskussion
- Die Unaushaltbarkeit demokratischer Kontingenz? Über Angriffe auf trans* Lebensweisen und Politiken als Angriffe auf Demokratie
- Im Gespräch
- »This year the Pride represented a tipping point« – the 2025 Pride Parade in Budapest, the restrictions of LGBTIQ+ rights and gender and queer studies in Hungary
- Dank
- Regine Othmer seit 40 Jahren bei den feministischen studien – wir gratulieren!
- Ausstellungsbericht
- »Milieudinge – von Klasse und Geschmack« und von Geschlecht?
- Rezensionsessay
- Bibliothekarinnen, Erbinnen, Feministinnen, Frauen- und Geschlechterforscherinnen im Institut für Sozialforschung zwischen 1923/24 und 2025
- Rezension
- Dagmar Hoffmann, Florian Krauß, Moritz Stock, (Hrsg.): Fernsehen und Klassenfragen
- Brigitte Aulenbacher / Helma Lutz / Ewa Palenga-Möllenbeck / Karin Schwiter (eds.), 2024: Home Care for Sale. The Transnational Brokering of Senior Care in Europe
- Vincent Streichhahn (Hrsg.): Feministische Internationale. Texte zu Geschlecht, Klasse und Emanzipation 1832–1936
- Katharina Hajek / Ina Kerner, Iwona Kocjan, Nicola Mühlhäuser: Gender Studies zur Einführung
- Beate von Miquel, Claudia Mahs, Antje Langer, Birgitt Riegraf, Katja Sabisch, Irmgard Pilgrim (Hrsg.): #Me too in Science
- Autorenverzeichnis
- Zu den Autor:innen
- Abstracts
- Abstracts
- Erratum
- Erratum zu: Sperk, Verena (2025): »Was hat uns Österreich gekostet?« Affektive Artikulationen von Klassen-, Geschlechter- und Migrationsverhältnissen in Ein schönes Ausländerkind
- Jahresinhaltsverzeichnis
- Jahresinhaltsverzeichnis
- Bestellformular
- Bestellformular
- Förderverein
- Förderverein
- Ausblick
- Ausblick auf die nächsten Hefte
Artikel in diesem Heft
- Gesamtheft 43 ②
- Frontmatter
- Artikulationen von Klasse und Geschlecht II
- Artikulationen von Klasse und Geschlecht. Konzeptionelle Überlegungen
- Von Männerquartetten und Abgehängten: Ein Gespräch über Gender, Race, Class im Kapitalismus
- Klasse oder was? Perspektiven einer klassismuskritischen queerfeministischen Politik
- »Feminist movement cannot put forward a perspective of social change without addressing the question of class«. Wages for Housework Campaign, witch-hunting today and feminist politics of the commons
- Archiv
- Clara Zetkin und die sozialistische Frauenemanzipationstheorie
- Rede auf dem Parteitag der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands zu Gotha (16. Oktober 1896)
- Klasse, Geschlecht und Distributionsverhältnisse
- Bilder und Zeichen
- Elif Saydam – Lebensfreude gegen Klassismus, Rassismus und Sexismus
- Malereien aus den Schwamm- und Spätiserien
- Diskussion
- Die Unaushaltbarkeit demokratischer Kontingenz? Über Angriffe auf trans* Lebensweisen und Politiken als Angriffe auf Demokratie
- Im Gespräch
- »This year the Pride represented a tipping point« – the 2025 Pride Parade in Budapest, the restrictions of LGBTIQ+ rights and gender and queer studies in Hungary
- Dank
- Regine Othmer seit 40 Jahren bei den feministischen studien – wir gratulieren!
- Ausstellungsbericht
- »Milieudinge – von Klasse und Geschmack« und von Geschlecht?
- Rezensionsessay
- Bibliothekarinnen, Erbinnen, Feministinnen, Frauen- und Geschlechterforscherinnen im Institut für Sozialforschung zwischen 1923/24 und 2025
- Rezension
- Dagmar Hoffmann, Florian Krauß, Moritz Stock, (Hrsg.): Fernsehen und Klassenfragen
- Brigitte Aulenbacher / Helma Lutz / Ewa Palenga-Möllenbeck / Karin Schwiter (eds.), 2024: Home Care for Sale. The Transnational Brokering of Senior Care in Europe
- Vincent Streichhahn (Hrsg.): Feministische Internationale. Texte zu Geschlecht, Klasse und Emanzipation 1832–1936
- Katharina Hajek / Ina Kerner, Iwona Kocjan, Nicola Mühlhäuser: Gender Studies zur Einführung
- Beate von Miquel, Claudia Mahs, Antje Langer, Birgitt Riegraf, Katja Sabisch, Irmgard Pilgrim (Hrsg.): #Me too in Science
- Autorenverzeichnis
- Zu den Autor:innen
- Abstracts
- Abstracts
- Erratum
- Erratum zu: Sperk, Verena (2025): »Was hat uns Österreich gekostet?« Affektive Artikulationen von Klassen-, Geschlechter- und Migrationsverhältnissen in Ein schönes Ausländerkind
- Jahresinhaltsverzeichnis
- Jahresinhaltsverzeichnis
- Bestellformular
- Bestellformular
- Förderverein
- Förderverein
- Ausblick
- Ausblick auf die nächsten Hefte