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Regine Othmer seit 40 Jahren bei den feministischen studien – wir gratulieren!

  • Claudia Gather

    Claudia Gather war von 1998–2017 Herausgeberin und Redaktionsmitglied

    , Anna Maria Stuby

    Anna Maria Stuby von 1985–2006

    , Mechthild Veil

    Mechthild Veil von 1996–2013

    und Ulla Wischermann

    Ulla Wischermann von 1986–2015; alle sind bis heute Mitglieder des wissenschaftlichen Beirates der Zeitschrift.

Veröffentlicht/Copyright: 10. November 2025
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Die folgenden Seiten sind Regine Othmer gewidmet, die seit unglaublichen 40 Jahren Mitglied der Redaktion der feministischen studien ist und damit einen entscheidenden Anteil an der Stabilität und Kontinuität dieser damals und heute so wichtigen feministischen Stimme in der Wissenschaft hat. Danke, liebe Regine!

Geschrieben, gedichtet, collagiert haben vier ehemalige Redaktionsmitglieder, ohne die nicht nur diese Laudatio, sondern weit darüber hinaus die feministischen studien gar nicht denkbar wären. Auch sie bilden seit 40 Jahren das Rückgrat unserer Arbeit. Die nächsten Seiten sind also speziell für Regine, im Besonderen aber auch für all die bemerkenswerten feministischen Wissenschaftler:innen, die die Redaktionsarbeit über Jahrzehnte mitgetragen und begleitet haben. Ohne euch, gäbe es das wunderbare Projekt nicht!

Salzburg, Düsseldorf, Hamburg, Dortmund, Berlin, Paderborn und Tübingen im August 2025,

Elisabeth Klaus, Christiane Leidinger, Katharina Liebsch, Mona Motakef, Aline Oloff, Birgit Riegraf, Jenny Schrödl und Tanja Thomas

Die 1982 in Frankfurt/ Main gegründete Zeitschrift feministische studien steht in ihrem 43sten Erscheinungsjahr. 1985 wurden Mechthild Rumpf und Regine Othmer (beide Universität Hannover) in das Herausgeberinnen-Gremium für das Heft 2/1985 aufgenommen. Noch im gleichen Jahr trat auch Anna Maria Stuby (Literaturwissenschaftlerin, ebenfalls aus Hannover) dem Zeitschriften-Team bei. Alle drei gehörten dann nach dem Wechsel des Verlages im Jahr 1988, den sie wesentlich mitgestaltet und organisiert hatten, zur neuen Redaktion. Auf diese Weise verlegte sich das geographische Zentrum von Frankfurt/ Main nach Hannover. Vom genannten Triumfeminat wurde dort 2002, also 17 Jahre später, unter beachtlicher internationaler Beteiligung und medialer Aufmerksamkeit eine Konferenz zum 20jährigen Bestehen der feministischen studien ausgerichtet.

Das erste Heft, das Regine Othmer gemeinsam mit Helgard Kramer, Mechthild Rumpf und Annemarie Tröger 1985 herausgab, trug den Titel »Konstruktionen des Weiblichen in den Sozialwissenschaften« (2/1985). Seitdem, also vier Jahrzehnte lang, gehört Regine zu den Herausgeberinnen der Zeitschrift und arbeitet in der Redaktion; vor allem verantwortet sie den Manuskripteingang, die Rezensionen, sowie die Abgabe des gesamten Heftes beim Verlag. Zudem ist sie seit 2017 Vorsitzende des die Zeitschrift unterstützenden Fördervereins, der zuvor viele Jahre (bis 2015) von Mechthild Rumpf geleitet wurde. In dieser langen Zeit hat die Literatur- und Sozialwissenschaftlerin neben zahlreichen Rezensionen und Berichten viele Aufsätze sowie Übersetzungen in den feministischen studien publiziert, aber vor allem regelmäßig Hefte mitherausgegeben.

Unsere Gratulation greift schlaglichtartig Erinnerungen auf, die zeigen, wie wichtig in der Zusammenarbeit für die Zeitschrift freundschaftliche Beziehungen sind und auch, wie sehr Privates und Politisches ineinandergreifen. Nicht zuletzt dadurch – so unsere These – wurde ein wichtiges Fundament für das Funktionieren der Zeitschrift gelegt und zu ihrer langjährigen Existenz beigetragen. Die Kontakte und Netze, die zwischen den Herausgeberinnen bestanden, basierten nicht nur auf der gemeinsamen Redaktionsarbeit, also der inhaltlichen Arbeit, sondern sie wurden verstärkt durch spezifische Formen der Geselligkeit und Aktivitäten, die eher privaten Charakter hatten. Nehmen wir einmal die Redaktionstreffen in unterschiedlichen Städten, die zwei- bis dreimal jährlich stattfanden, und zwar oft im privaten Rahmen, manchmal auch in Ferienhäusern von Redaktionsmitgliedern. Wenn bei der Sitzung im Frühsommer ein See in der Nähe lag, war es möglich morgens sehr früh oder nach getaner Arbeit eine Runde schwimmen zu gehen. Falls nötig, besorgte diejenige, die einer Institution angehörte, einen Tagungsraum, z. B. in der Universität, Getränke und Imbiss wurden weitgehend von den Redaktionsmitgliedern ›vor Ort‹ mitgebracht. Die Abende wurden in einem Restaurant, manchmal auch in einer Wohnung verbracht, die Mahlzeiten gemeinsam eingenommen. Nicht selten hat Regine auch gekocht, so ist einigen ihre kräftige Aioli, die sie während einer Sitzung auf Mallorca gemacht hat, noch heute in Erinnerung. Oft genug ging es dann weiter zu den privaten Schlafplätzen bei einzelnen Redaktionsmitgliedern. Und dort wurde mit und ohne Zigaretten und Alkohol die halbe Nacht gemeinsam verbracht: Wie war der Stand der wissenschaftlichen Arbeit? Wie sahen die beruflichen Perspektiven gerade aus? Welche Lebensentwürfe im Privaten wurden verfolgt? Welche feministischen Themen waren besonders aktuell und sollten aufgegriffen werden? Wie sollte sich die Zeitschrift im feministischen Diskurs situieren? Auch Urlaube und Familien- und Beziehungsthemen fanden Platz in den langen Nächten mit viel zu wenig Schlaf. Bei Ulla Wischermann in Frankfurt übernachteten laut Aussage der anderen immer »die Schlimmsten« – gemeint waren meist Anna Maria und Regine –, also diejenigen, die nie ins Bett fanden. Und morgens begann die Redaktionssitzung verspätet, weil einige noch zum Gemüsehändler mussten, um Kräuter für die berühmte »Frankfurter Grüne Sauce« zu kaufen und sie im Zug mit nach Hause zu nehmen.

Im Laufe der Jahre hat Regine als erfahrenstes Redaktionsmitglied viele neue Redakteurinnen an die Hand genommen. Die Arbeit geht von der Diskussion des Heftschwerpunktes, der Einwerbung der Manuskripte, dem Einholen der anonymen Gutachten, der Diskussion in der Redaktion, ggf. Ablehnung oder oft gründliche Überarbeitung, dem strengen Redigieren der Texte, der Kommunikation mit den Autor*innen, bis zur Zusammenstellung des Heftes und Abgabe beim Verlag. Als letztes kommt dann die Fahnenkorrektur. Bei jedem Heft hat Regine den Überblick, die Zeitpläne und auch das Zepter in der Hand. Zum Beispiel berichtet Claudia Gather, dass sie als neues Redaktionsmitglied ein Heft mit ihr herausgegeben und dabei viel lernte und bei diesem ersten Heft vermutlich mehr gestaunt als tatsächlich Wesentliches beigetragen hat. Diese Endredaktion im Jahr 1999 fand bei Claudia zu Hause statt. Regines Ansprüchen genügten damals viele der Manuskripte nicht, manches fand sie schlampig oder nicht sonderlich gut geschrieben. Auch das Deutsch in den Übersetzungen wurde noch verbessert. Durch gründliches und sorgfältiges Redigieren, teilweise mühevoll von Satz zu Satz, wurden die Manuskripte bis tief in die Nacht – manchen fielen schon die Augen zu – überarbeitet. Unterbrochen wurden damals die zwei Tage nur durch gemeinsames Essen (auch beim Kochen zeigte Regine Expertise, später stellte sich heraus, dass Kochen eine ihrer Leidenschaften ist), Rauchen und Trinken ging damals noch nebenbei.

Regine Othmer verfügt über vier Jahrzehnte kontinuierliche Redaktions-, Lektorats- und Übersetzungserfahrung bei den feministischen studien. Das macht ihr außer Alice Schwarzer (Emma) so leicht niemand nach! Die inhaltliche und redaktionelle Arbeit geht ihr professionell von der Hand. Im Umgang mit Autor*innen ist sie kritisch und anspruchsvoll; sie hat im Laufe der Zeit kontinuierlich konzeptionell und redaktionell mitgearbeitet und unzählige Manuskripte der feministischen studien betreut. Sie hat die Arbeit der Redaktion in all den Jahren klug und kritisch begleitet, so Ute Gerhard, eine der Gründerinnen der Studien, in der »Extra Ausgabe« 2016 zu Regines 70. Geburtstag und maßgeblich zum Gelingen und Erfolg der Zeitschrift beigetragen. Dafür sei ihr herzlich gedankt!

For Regine

An erudite lady from Hannover city,

Well-read, feisty, charming and witty,

Has fought forty years for the feminist cause

Relentlessly working without any pause.

We raise our voices in unanimous applause.

Now that your ink-stained work is nearly done

We toast your merits, battles lost and won.

Your pen was a compass, a bridge, a light,

You taught the silenced how to fight.

Our journal bent but never broke

Its pages live, diverse and woke.

Your fingerprints still grace its spine

Though seasons change, one truth will shine:

What you made here will endure through time.

Thank you, Regine!

About the authors

Claudia Gather

Claudia Gather war von 1998–2017 Herausgeberin und Redaktionsmitglied

Anna Maria Stuby

Anna Maria Stuby von 1985–2006

Mechthild Veil

Mechthild Veil von 1996–2013

Ulla Wischermann

Ulla Wischermann von 1986–2015; alle sind bis heute Mitglieder des wissenschaftlichen Beirates der Zeitschrift.

Published Online: 2025-11-10
Published in Print: 2025-11-25

©2025 Claudia Gather, Anna Maria Stuby, Mechthild Veil und Ulla Wischermann, published by De Gruyter

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Artikel in diesem Heft

  1. Gesamtheft 43 ②
  2. Frontmatter
  3. Artikulationen von Klasse und Geschlecht II
  4. Artikulationen von Klasse und Geschlecht. Konzeptionelle Überlegungen
  5. Von Männerquartetten und Abgehängten: Ein Gespräch über Gender, Race, Class im Kapitalismus
  6. Klasse oder was? Perspektiven einer klassismuskritischen queerfeministischen Politik
  7. »Feminist movement cannot put forward a perspective of social change without addressing the question of class«. Wages for Housework Campaign, witch-hunting today and feminist politics of the commons
  8. Archiv
  9. Clara Zetkin und die sozialistische Frauenemanzipationstheorie
  10. Rede auf dem Parteitag der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands zu Gotha (16. Oktober 1896)
  11. Klasse, Geschlecht und Distributionsverhältnisse
  12. Bilder und Zeichen
  13. Elif Saydam – Lebensfreude gegen Klassismus, Rassismus und Sexismus
  14. Malereien aus den Schwamm- und Spätiserien
  15. Diskussion
  16. Die Unaushaltbarkeit demokratischer Kontingenz? Über Angriffe auf trans* Lebensweisen und Politiken als Angriffe auf Demokratie
  17. Im Gespräch
  18. »This year the Pride represented a tipping point« – the 2025 Pride Parade in Budapest, the restrictions of LGBTIQ+ rights and gender and queer studies in Hungary
  19. Dank
  20. Regine Othmer seit 40 Jahren bei den feministischen studien – wir gratulieren!
  21. Ausstellungsbericht
  22. »Milieudinge – von Klasse und Geschmack« und von Geschlecht?
  23. Rezensionsessay
  24. Bibliothekarinnen, Erbinnen, Feministinnen, Frauen- und Geschlechterforscherinnen im Institut für Sozialforschung zwischen 1923/24 und 2025
  25. Rezension
  26. Dagmar Hoffmann, Florian Krauß, Moritz Stock, (Hrsg.): Fernsehen und Klassenfragen
  27. Brigitte Aulenbacher / Helma Lutz / Ewa Palenga-Möllenbeck / Karin Schwiter (eds.), 2024: Home Care for Sale. The Transnational Brokering of Senior Care in Europe
  28. Vincent Streichhahn (Hrsg.): Feministische Internationale. Texte zu Geschlecht, Klasse und Emanzipation 1832–1936
  29. Katharina Hajek / Ina Kerner, Iwona Kocjan, Nicola Mühlhäuser: Gender Studies zur Einführung
  30. Beate von Miquel, Claudia Mahs, Antje Langer, Birgitt Riegraf, Katja Sabisch, Irmgard Pilgrim (Hrsg.): #Me too in Science
  31. Autorenverzeichnis
  32. Zu den Autor:innen
  33. Abstracts
  34. Abstracts
  35. Erratum
  36. Erratum zu: Sperk, Verena (2025): »Was hat uns Österreich gekostet?« Affektive Artikulationen von Klassen-, Geschlechter- und Migrationsverhältnissen in Ein schönes Ausländerkind
  37. Jahresinhaltsverzeichnis
  38. Jahresinhaltsverzeichnis
  39. Bestellformular
  40. Bestellformular
  41. Förderverein
  42. Förderverein
  43. Ausblick
  44. Ausblick auf die nächsten Hefte
Heruntergeladen am 31.12.2025 von https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/fs-2025-0037/html
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