Abstract
Wie Ungleichheiten nach Gender, Race, Class im Kapitalismus Gestalt annehmen, das ist das eine, wie Kapitalismus durch die drei Herrschaftsverhältnisse geprägt ist, das andere. In diesem Gespräch geht es um beides. Es bewegt sich entlang dreier Fragen: erstens, wie Gender, Race und Class im Kapitalismus zusammenwirken; zweitens, wie Ungleichheiten, Herrschaft und Kapitalismus in theoretischer Hinsicht zusammenhängen; und drittens, ob Gleichheit im Kapitalismus möglich ist. Wir blicken von den Herrschaftsverhältnissen auf die Art und Weise, wie Kapitalismus organisiert ist und welche Folgen dies hat. Es geht uns darum, uns über Sichtweisen und Ansätze auszutauschen, die unsere theoretischen und empirischen Suchbewegungen anregen, aber auch um ein Benennen von Leerstellen, deren Füllung wir als Herausforderung für unsere Arbeit begreifen.
Abstract
How inequalities based on gender, race, and class take shape in capitalism is one thing; how capitalism is shaped by these relations is another. This conversation is about both. It revolves around three questions: first, how gender, race, and class interact in capitalism; second, how inequalities, domination, and capitalism are related in theoretical terms; and third, whether equality is possible under capitalism. We look at relations of domination that shape capitalism and its consequences. Our conversation aims at exchanging perspectives and discussing approaches that stimulate our research, but also identifies gaps challenging our theoretical work.
Zur Einführung
Der nachfolgende Beitrag ist als Anfrage der Redaktion an die Autorinnen entstanden. Wir wollten in diesem Heft insbesondere konzeptionelle Positionen zu den aktuellen Artikulationen von Klasse und Geschlecht versammeln. Wir fragten bei Brigitte Aulenbacher und Tine Haubner nach. Aulenbacher beschäftigt sich mit feministischer Gesellschaftstheorie und Kapitalismusanalyse, Carearbeit und dem Wandel der Arbeitsgesellschaft. Arbeit, Care, Wohlfahrt und soziale Ungleichheit sind Schwerpunkte von Tine Haubner. Die beiden sagten uns einen Beitrag zu, wollten aber vorzugsweise ihre Gedanken im gemeinsamen Gespräch entwickeln.
Der im folgenden abgedruckte Austausch ist im besten Sinne des Wortes ein Dialog, in dem unterschiedliche Positionen erklärt werden, Raum finden, vom Gegenüber aufgegriffen und weitergeführt werden. Als Leser:innen können wir an einem feministischen Erkenntnisprozess teilnehmen, werden in die Überlegungen einbezogen, wie Gender, Race und Class im Kapitalismus heute zusammenwirken. Ganz en passant erhalten wir damit anhand der umfangreichen, in den Fußnoten ergänzend beigefügten Literatur, einen Überblick über feministische Arbeiten zu Klasse und Geschlecht, die inzwischen mehr als 50 Jahre Forschungstätigkeit umfassen.
Die Unterschiede zwischen beiden Wissenschaftlerinnen kurz zu benennen ist nicht einfach. Aulenbacher verwendet den Begriff des Kapitalismus und der Klassengesellschaft, kritisiert aber zugleich aus intersektionaler Perspektive die damit einhergehende Entnennung von Race und Gender. Sie zeigt anhand ihrer empirischen Forschung sowie ihrer theoretischen Arbeiten, welche Bedeutung für ein Verständnis der gesellschaftlichen Entwicklungen die drei Kategorien und ihre Verschränkungen haben und betont, dass Kapitalismus als Herrschaftszusammenhang zu sehen ist. Haubner geht von einer anderen, stärker von materialistisch-feministischen Gesellschaftstheorien beeinflussten Perspektive aus, wenn sie danach fragt, wie die Analyse von Gender, Race und Class das Verständnis von Kapitalismus erhellen kann. Sie knüpft dabei insbesondere an feministisch-marxistische Theorien sozialer Reproduktion an, möchte diese stärken und weiterentwickeln, um die Unterdrückungsverhältnisse im gegenwärtigen Kapitalismus erfassen zu können. Beiden gemeinsam ist, dass sie Herrschaft in den Verhältnissen von Gender, Race und Class zwar als historisch konstitutiv für den Kapitalismus begreifen, die weitere gesellschaftliche Entwicklung damit aber keineswegs als bereits ausgemacht ansehen. Dies begründen und verstehen sie jedoch jeweils anders.
Der folgende Dialog der beiden Wissenschaftlerinnen über das Zusammenwirken von Gender, Race und Class im Kapitalismus dreht sich um zweierlei: wie Ungleichheiten im Kapitalismus Gestalt annehmen und wie Kapitalismus durch die drei Herrschaftsverhältnisse geprägt ist. Das Gespräch wird durch drei Fragen strukturiert: Am Beginn geht es um eine empirisch-exemplarische Annäherung an die gegenwartskapitalistische Entwicklung. Beide Gesprächspartnerinnen können dabei auf aktuelle Studien und Projektergebnisse zurückgreifen, an denen sie beteiligt waren. Anschließend stehen ihre jeweiligen Theorieperspektiven im Mittelpunkt, mit denen sie jeweils den Zusammenhang von Ungleichheiten und Herrschaft nach Gender, Race, Class und Kapitalismus zu fassen versuchen. Abschließend fragen sie danach, ob Gleichheit im Kapitalismus möglich ist. Aulenbacher und Haubner sehen das Gespräch als Teil theoretisch-empirischer Suchbewegungen in ihren Kapitalismus- und Gesellschaftsanalysen, die sie von verschiedenen Ausgangspunkten aus verfolgen. [1]
Elisabeth Klaus und Mona Motakef als Herausgeberinnen
Empirisch-exemplarische Annäherungen: Wie wirken Gender, Race, Class im Kapitalismus zusammen?
Brigitte Aulenbacher: Zwar verwende ich den Kapitalismusbegriff in gesellschaftskritischer Absicht, problematisiere ihn aber aus intersektioneller Sicht. Er bringt diese Wirtschaftsweise und Gesellschaftsformation auf den Begriff, indem er das Kapitalverhältnis kategorial abbildet, während er, wie auch der Begriff Klassengesellschaft, Gender und Race entnennt. Die begriffliche Engführung verstellt den Blick auf Herrschaftsverflechtungen, die ich in unserem Gespräch in Bezug auf Wirtschaft, Technologie und Organisation ansprechen will.
Dass kapitalistisches Wirtschaften mit Ungleichheiten und Herrschaft nach Gender, Race, Class verbunden ist, lässt sich beispielsweise am Gefälle zwischen Wirtschaftssektoren ablesen. Wissenschafts- und technologieintensive Investitionsgüterindustrien wie die Stahlindustrie oder die IT-Branche rangieren, was die ihnen zugesprochene wirtschaftliche und daraus abgeleitete gesellschaftliche Bedeutung angeht, vor Konsumgüterindustrien wie der Lebensmittelindustrie oder vor sozialen Dienstleistungen. Dieser Rangordnung ist ein Gefälle nach Gender, Race, Class eingeschrieben. Die historisch traditionsreiche Maskulinisierung und Aufwertung von Arbeit auf der einen Seite und ihre Feminisierung und Abwertung [2] auf der anderen Seite zeigt sich beispielsweise in beharrlichen Lohngefällen zwischen maskulinisierten und feminisierten Branchen wie der Automobil- und Bekleidungsindustrie oder in der ungleichen Gratifikation der maskulinisierten Entwicklung der Pflegerobotik im Verhältnis zur feminisierten Pflege. [3]
Wie sich Gender, Race, Class der Wirtschaft einschreiben, sei für eine globale Migrationsindustrie vertieft: Die Bereitstellung häuslicher Dienste durch Agenturen, die Migrant:innen aus ärmeren Bevölkerungsteilen und Weltregionen in Mittel- und Oberklassehaushalte vermitteln, wo sie als Live-in-Arbeitskräfte wohnen, leben, arbeiten. In Österreich, wo die Branche wohlfahrtsstaatlich eingebettet ist, rekrutieren Agenturen meist weibliche Arbeitskräfte aus Zentral- und Osteuropa, um sie im zwei- oder mehrwöchigen Turnus als Selbstständige an die Haushalte zu vermitteln. Ihre Tätigkeit unterliegt dem Gewerbe-, nicht dem Arbeitsrecht, weshalb Arbeitsbedingungen individuell, oft informell ausgehandelt werden. Das Vermittlungsgeschäft basiert auf der Verfügbarkeit billiger weiblicher migrantischer Arbeitskraft, um häusliche Dienste gewinnbringend anbieten zu können, wobei anti-osteuropäische Rassismen den Einsatz der Arbeitskräfte zu Arbeitsbedingungen legitimieren, die österreichische Standards unterbieten. In Sri Lanka ist die Branche davon geprägt, dass der Staat Arbeitsmigration fördert, darunter die Langzeitmigration von Haushaltsarbeiterinnen in die Mittel- und Oberklassenhaushalte der Golfstaaten. Dabei wird das im arabischen Raum etablierte Kafala-System angewandt, eine mit dem Arbeitsvertrag verbundene Schuld, die unter Einschränkung der Mobilität (Verlassen von Haushalt, Arbeitgeber, Land) über einen bestimmten Zeitraum abzuarbeiten ist. Das Geschäftsmodell basiert auf der Anwerbung einheimischer billiger weiblicher Arbeitskraft für die Migration, wobei beispielsweise (helle oder dunkle) Hautfarbe als Vergabekriterium für Arbeiten mit herangezogen wird. [4] Wie Class (Selbstständigenmodell oder Kafala-System, Arbeitskräfte und Privathaushalte aus verschiedenen Klassen), Race (migrantische Arbeitskräfte und anti-osteuropäischer Rassismus oder Rassifizierung nach Whiteness/Brownness), Gender (Einsatz vor allem weiblicher Arbeitskräfte in den feminisierten, gering bewerteten häuslichen Dienstleistungen) ineinandergreifen, prägt, wie die Branche wirtschaftet und reguliert ist, wie darin gearbeitet wird und wie sie Gewinne macht, aber auch wie und worum arbeitspolitische Auseinandersetzungen geführt werden.
Tine Haubner: Meine Perspektive unterscheidet sich von deiner insofern, als mich vor allem die Frage interessiert, inwieweit die Analyse von Class, Race und Gender und ihr Verhältnis zueinander unser Verständnis von Kapitalismus aufhellen. Dafür sind Bereiche sozialer Reproduktion aufschlussreich. Ein Beispiel aus meiner Forschung ist das freiwillige Engagement, das seit Ende der 1990er Jahre im Zuge gewandelter Reproduktionsbedingungen in verschiedenen westlichen Wohlfahrtsstaaten an Bedeutung gewonnen hat und das in Deutschland eine Class-, Race- und auch Gender-Struktur aufweist. Obwohl sich Frauen durchschnittlich etwas weniger als Männer engagieren, dominieren sie im »sozialen Engagement« und damit in sorgearbeitsnahen Engagementbereichen wie der Pflege oder der Familien- und Altenhilfe. In der Forschung findet man Hinweise darauf, dass auch die Tätigkeiten im Engagement dem vergeschlechtlichten Muster folgen »den Männern die Ehre, den Frauen die Arbeit« [5]. Wenn Männer sich engagieren, dann führen, repräsentieren und organisieren sie, während Frauen im Engagement Fürsorgeaufgaben übernehmen, betreuen, beraten und helfen.
In einem Forschungsprojekt [6] mit Kolleginnen wurde jedoch deutlich, dass die Tätigkeiten im sozialen Engagement weniger stark geschlechtsspezifisch verteilt sind. Männliche Engagierte unterstützten ältere Menschen bei Einkäufen, begleiteten sie zu Arztbesuchen, halfen im Haushalt und betreuten Kinder. Die Geschlechtsspezifik trat allerdings bei der Betrachtung der Zugänge ins soziale Engagement und den damit verbundenen Motivationen in Erscheinung. Das soziale Engagement ist in den westdeutschen Untersuchungsorten von älteren Frauen der Mittelklasse um die 60 dominiert, die den Großteil ihres Arbeitslebens als Hausfrauen verbrachten. Und das Engagement ist in Deutschland insgesamt ein von der weißen Mittelklasse dominiertes Feld. Deutlich wird darin eine tradierte geschlechtsspezifische häusliche Sorgearbeitsteilung: Frauen übernehmen den Großteil der unbezahlten Haus- und Sorgearbeit. Die Sphärentrennungen zwischen weiblich konnotierter Privatsphäre und männlich konnotierter Öffentlichkeit sind wesentliche Einflussfaktoren dafür, dass sich Frauen im sozialen Engagement hausarbeitsnah einbringen. Das zeigt sich auch in ihrer Motivation. In unseren Interviews mit weiblichen Engagierten war die Nähe zu Familie und Sorgearbeit und damit der Familienbezug ein wiederkehrendes Motiv, während die befragten Männer stärker auf Erwerbsarbeit rekurrierten und das Engagement als Fortsetzung dieser rahmten. Dass sich Frauen der Mittelklasse sozial freiwillig engagieren können, verdankt sich zumeist ihrer materiellen Absicherung durch ihre Partner. Im Falle mangelnder Absicherung rächt sich hingegen für viele Frauen der Umstand, dass Engagement unentgeltliche Arbeit ist, die keine Rentenanwartschaften produziert oder Lohneinkommen garantiert und damit eine Form verdeckter weiblicher Armut ist.
Brigitte Aulenbacher: Neben der Bedeutung der von dir angesprochenen tradierten Geschlechterarrangements zeigt der Stand der Forschung auch, dass die Erwerbsarbeitsgesellschaft und mit ihr die Herrschaftsverflechtungen nach Gender, Race, Class in Bewegung sind. [7] Das fordistische Male Breadwinner-Modell der einheimischen Mittelklassen, das eine von familiärer Sorgearbeit weitgehend befreite männliche Arbeitskraft ins Zentrum rückte, ist vom post-fordistischen Adult Worker-Modell abgelöst worden, das die Vorstellung voller Verfügbarkeit für Erwerbsarbeit als Maßgabe verallgemeinert. [8] Feministisch betrachtet handelt es sich um eine Ironie der Geschichte: Im Male Breadwinner-Modell hatte die unbezahlte Sorgearbeit noch einen Platz; als Hintergrundarbeit war sie offen diskriminierend der Ehefrau als Hausfrau zugewiesen, die aus dem Familienlohn des Familienernährers finanziell unterhalten wurde. Im Adult Worker-Modell ist Sorgearbeit nicht mehr vorgesehen und daher scheint es gleichgültig zu sein, wer sie wie leistet. Insofern von allen Erwerbsfähigen volle Erwerbstätigkeit erwartet wird, diskriminiert das Modell verdeckt jedoch diejenigen, die dieser Maßgabe, zum Beispiel aufgrund ihrer Übernahme unbezahlter Sorgearbeit, nicht entsprechen – das sind nach wie vor mehrheitlich Frauen.
Ferner greifen in der Erwerbsarbeit zwei voneinander unabhängige Entwicklungen ineinander: Die ökonomisch hervorgebrachte Prekarisierung von Arbeit, Beschäftigung und sozialer Sicherheit hat sich im Vergleich zum Male Breadwinner-Modell nicht zuletzt für Männer der einheimischen Arbeiter:innen- und Mittelklassen mit Abstiegen, Privilegien- und Identitätsverlusten verbunden. Zeitgleich wurden bürgerliche Gleichheitsrechte durchgesetzt, die in Verbindung mit Gleichstellungs- und Diversitätspolitiken, Frauen, Migrant:innen, LGBTQI+-Personen in der prekären Erwerbsarbeitsgesellschaft Chancengewinne verschafft haben, sofern sie dem Adult Worker-Modell entsprechen. [9] Zwar gibt die autoritäre Konsolidierung des Kapitalismus durch rechtspopulistische Parteien denjenigen, die prekaritätsbedingte Abstiege erfahren haben, ein Wiederaufstiegsversprechen. Politisch wird aber nicht die Prekarisierung von Arbeit, Beschäftigung und sozialer Sicherheit, sondern werden Gleichstellungs- und Diversitätspolitiken zurückgenommen. [10]
An der Spitze der Hierarchie finden wir schließlich noch High-Tech-Unternehmer wie Elon Musk, Jeff Bezos und Mark Zuckerberg. Wenn sie bei Donald Trumps Inauguration als Präsident der USA in der ersten Reihe mit dabei waren, dann zeigte sich hier, ohne Herrschaft personalisieren zu wollen, eine machtvolle Koalition von Wirtschaft, Medien und Politik in personifizierter Gestalt. Dieses Männerquartett repräsentiert den US-amerikanischen Kapitalismus, seine Geschlechterordnung, darunter aktuelle Formen »hegemonialer Männlichkeit« [11] und heteronormativer Begehrensweisen, sowie seine Suprematieansprüche und Hegemoniebestrebungen in der globalen wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Konkurrenz der Kapitalismen (z. B. der BRICS-Staaten, Japans, Europas) und beeinflusst die Entwicklung wirkmächtig.
Tine Haubner: Die von dir genannte Dynamik der Arbeitsteilungen und -bewertungen zeigt sich auch, wenn wir von den ehemaligen Schlüsselsektoren des fordistischen Industriezeitalters weg- und gewissermaßen zu ihren Verfallsformen hingehen, nämlich den deindustrialisierten Regionen. In einem Forschungsprojekt zu ländlicher Armut untersuchten wir, was passiert, wenn sich Kapital und Industrie aus ländlichen Regionen zurückziehen und eine Spur der sozialen Verwüstung hinterlassen. Und diese Spur ist stark von Strukturen entlang von Gender und Class durchzogen. In Bezug auf männliche ländliche Industriearbeiter sehen wir insbesondere bei Geringqualifizierten eine kollektive Entwertung von Arbeitskraft. Daneben lässt sich eine ländliche Krise der sozialen Reproduktion beobachten, deren ökonomische und soziale Folgen intersektional ungleich verteilt sind. [12] Das wird anhand der Lage erwerbsloser alleinerziehender Mütter der ländlichen Arbeiter:innenklasse besonders deutlich. Es zeigt sich so etwas wie eine Sackgassensituation, weil es in der Regel keine Erwerbsmöglichkeiten im lokalen Nahraum der Frauen gibt und sie häufig unter Mobilitätsarmut und unzureichenden Angeboten der Kinderbetreuung leiden. Auch in Bezug auf unbezahlte Sorgearbeit haben wir eine Mangelsituation, weil durch den Wandel von Haushalts- und Familienstrukturen informelle Ressourcen bei der Kinderbetreuung wegbrechen. Diese ländliche Reproduktionskrise wird durch Gentrifizierungsprozesse noch verschärft, wenn in kleinen Orten durch Wohnraummangel und Touristifizierung die Mietpreise steigen. Dadurch entstehen für Frauen der ländlichen Arbeiter:innenklasse multiple Benachteiligungen, die sie für Teile des Kapitals wiederum attraktiv machen. Aus der Landforschung wissen wir, dass sich Niedriglohnbereiche strategisch in strukturschwachen Regionen ansiedeln, [13] weil die Arbeitskräfte aufgrund mangelnder Alternativen und einem niedrigeren Reproduktionsniveau zu schlechteren Bedingungen beschäftigt werden können. Wir finden eine strukturelle Kopplung von Marginalisierungs-, Exklusions- und Ausbeutungsprozessen. Frauen kompensieren hier die Defizite der sozialen Daseinsvorsorge durch unbezahlte Sorgearbeit. Wir haben also auf der einen Seite die Hochtechnologie-Sektoren und eine Renaissance androzentrischer Vorstellungen von Fortschritt und Modernisierung. Auf der anderen Seite haben wir gering qualifizierte Dienstleistungsarbeit, soziale Abstiegs- und Entwertungsprozesse, die ebenfalls klassen- und geschlechtsspezifisch, insbesondere, aber nicht nur zu Lasten von Frauen, strukturiert sind. Beides spiegelt die enge Verzahnung der Dynamik von Kapitalismus und Herrschaft wider.
Brigitte Aulenbacher: Der von dir angesprochene ländliche Raum hält von Beginn des Kapitalismus an Arbeitskräfte bereit, die zu schlechten Arbeitsbedingungen rekrutier- und einsetzbar sind. Aber auch im städtischen Raum machen sich ganze Wirtschaftssektoren, etwa das globale Geschäft mit den oft männlichen migrantischen Fahrradkurier:innen, Prekarität und Armut zunutze, um ihre Dienstleistungen unter Unterbietung bisheriger Arbeitsbedingungen profitabel zu vermarkten. Die führenden Technologiekonzerne hingegen greifen, wenn es um die von ihnen als wichtig erachteten Arbeitskräfte geht, in noch anderer Weise ganzheitlich auf Arbeitsvermögen zu, indem sie beispielsweise Sport und Wellness am Arbeitsplatz anbieten oder Social Freezing finanziell unterstützen, um Mutterschaft auf die Phase nach der antizipierten höchsten beruflichen Leistungsfähigkeit zu verlagern.
Tine Haubner: Dabei zeigt sich, wie das Kapitalverhältnis von den Ungleichheiten, auch innerhalb der Arbeiter:innenklasse, profitiert, die es selbst erzeugt. Es gibt aber auch Ungleichheiten, die ohne fremden Nutzen in Kauf genommen werden. In unseren ländlich strukturschwachen Untersuchungsregionen zeigte sich eine Polarisierung der Sozialstruktur und die Entstehung abgehängter »Surplus Populations« [14], die mit Prozessen sozialräumlichen Machtverlusts und Abwertung, aber auch Gentrifizierungsprozessen und der Aufwertung ländlicher Räume durch den Tourismus einhergehen. Wenn eine stadtmüde Mittelklasse, die sich die steigenden Mieten in den großen Städten nicht mehr leisten kann, in den ländlichen Raum abwandert, zugleich ländliche Räume abgewertet werden und sich Niedriglohnbereiche wie Gastronomie- und Dienstleistungsgewerbe ansiedeln, polarisiert sich die Sozialstruktur zwischen kaufkräftigen Tourist:innen, lokaler Mittelklasse, einem Dienstleistungsproletariat und abgehängten Bevölkerungsgruppen, die von der Kapitalverwertung zunehmend abgekoppelt, von sozialer Teilhabe ausgeschlossen sind und der Armut überantwortet werden. [15]
Theoretische Suchbewegungen: Wie lässt sich Kapitalismus im Kontext von Gender, Race und Class betrachten und ihr Zusammenwirken erklären?
Tine Haubner: Die Frage nach dem Zusammenwirken von Ungleichheitskategorien wie Class, Race und Gender kann mithilfe des Intersektionalitätsansatzes beantwortet werden. Was ich daran schätze ist, dass er eine wichtige Kritik an den Essentialisierungen von Ungleichheitskategorien in feministischen und marxistischen Debatten geliefert hat. Die alte Frage nach einer analytischen Vorrangstellung von Klasse oder Geschlecht wird aufgegeben, verschiedene Ungleichheitsverhältnisse werden gleichrangig und in ihren Überlagerungen betrachtet. Kritiker:innen werfen diesem Ansatz wiederum vor, zu wenig aufzuklären, warum und auf welche Weise bestimmte Formen der Unterdrückung zusammenspielen und was das mit gesellschaftlichen Strukturen zu tun hat. [16] Eine Folge ist, Ungleichheiten nicht ausreichend zu erklären, sondern vorauszusetzen und damit erneut zu essentialisieren.
Demgegenüber beanspruchen feministisch-marxistische Theorien sozialer Reproduktion, Ungleichheiten und Unterdrückung in einen Erklärungszusammenhang mit kapitalistischer Vergesellschaftung zu stellen. [17] Eine Schwachstelle dieser Ansätze besteht wiederum darin, in Reduktionismen und Funktionalismen abzudriften. Geschlechtliche Ungleichheit und Frauenunterdrückung werden zwar als konstitutive Merkmale des Kapitalismus verstanden und in Bezug auf die Besonderheiten dieser Gesellschaftsform ursächlich erklärt. Sie werden aber darauf zurück- und enggeführt, dass sie funktional für das Kapital und seinen Akkumulationsprozess sind. Es stimmt natürlich, dass die Unterdrückung von Frauen für das Kapital funktional ist, insofern es damit seinen »sozial-reproduktiven Widerspruch« [18] bearbeiten, Reproduktionskosten niedrig halten und Frauen in der Produktion niedrigere Löhne zahlen kann. Trotzdem bleibt unklar, warum es ausgerechnet Frauen trifft. Reproduktionsfeministischen Klassentheorien wird entsprechend vorgeworfen, dass sie nicht wirklich erklären können, warum und wie es zu einer konkreten gesellschaftlichen Arbeitsteilung zwischen Produktion und Reproduktion kommt. Und das rührt u. a. daher, dass sie das Geschlechterverhältnis funktionalistisch aus dem Kapitalverhältnis ableiten und Aspekte wie Ideologie, Staatsapparate, kulturelle Prozesse und symbolische Repräsentation zu wenig berücksichtigen. [19]
Ich glaube aber, dass man aus diesen Schwachstellen lernen und feministische Reproduktionstheorie weiter entwickeln kann, um ihre Vorzüge in Bezug auf die Analyse von kapitalistischen Gegenwartsgesellschaften und die darin eingelassenen Unterdrückungs- und Ungleichheitsverhältnisse zu stärken. Reproduktion muss nicht auf die funktionalen Erfordernisse der Kapitalakkumulation enggeführt werden. Der Reproduktionsbegriff enthält die Ebene der biologischen und die der sozialen Reproduktion. Also die Reproduktion des Lebens auf der einen und die Reproduktion der Ware Arbeitskraft auf der anderen Seite. Beide Ebenen verweisen auf das Spannungsverhältnis von ökonomischen Funktionalismen und den täglichen Anforderungen der (Wieder-) Herstellung menschlichen Lebens im Kapitalismus.
Es gibt aus meiner Sicht ein paar Prämissen, wie wir reproduktionstheoretisch die Bestimmung des Verhältnisses von Klasse und Geschlecht weiterdenken können und alte Fehler vermeiden. Das wäre zum Ersten eine Erweiterung des Verständnisses von Class bzw. Arbeiter:innenklasse. Dabei geht es nicht um die Produktion von Mehrwert und die Frage, wessen Arbeitskraft im Sinne von Marx »produktiv« ist, sondern darum, wer ökonomisch vom Kapital abhängig ist und das schließt »unproduktive« Arbeits- und Existenzformen (wieder im Sinne von Marx) ein. [20] Zweitens, und diese Prämisse ist sehr alt, müssen wir Ökonomie im Plural denken. Die Beziehung von Frauen zur Klassenstruktur wird immer stärker über Lohnarbeit bestimmt. Sie ist aber zugleich über Familie, Hausarbeit, informelle Beschäftigung und Abhängigkeit vom männlichen Lohn bestimmt. Um kapitalistische Klassengesellschaften angemessen zu erfassen, können wir uns nicht auf die Sphäre der Produktion verlassen, sondern müssen immer die Reproduktionssphäre und verschiedene Formen von Arbeit mit einbeziehen. Das klingt mittlerweile beinahe trivial, wird aber zum Beispiel in der soziologischen Arbeitsforschung noch immer nicht wirklich eingelöst. [21] Drittens müssen wir versuchen, uns ökonomische Reduktionismen und Funktionalismen ein wenig auf Abstand zu halten. Das heißt, die Teilung der Arbeit im Kapitalismus wird zwar durch die Erfordernisse der Kapitalakkumulation strukturiert. Die konkrete Form, die sie dabei annimmt, ist aber Resultat von kulturellen, sozialen, politischen, räumlichen und ideologischen Prozessen. [22] Der Marxismus kann zwar hervorragend Verhältnisse erklären, aber daraus kann kein Verhalten abgeleitet werden. [23] In der Konsequenz bedeutet das, dass die feministisch-marxistische Reproduktionstheorie mehr Subjekt- und Handlungstheorie betreiben muss. Last but not least brauchen wir ein neues, weniger auf ökonomische Funktionalismen zugeschnittenes, Begriffsverständnis von sozialer Reproduktion. [24]
Brigitte Aulenbacher: Meine Suchbewegungen reihen sich anders als deine Verortung bei marxistisch-feministischen Reproduktionstheorien in feministische und intersektionelle Ansätze ein, die die kapitalistische Gesellschaftsformation mit Blick auf ihre Wirtschafts-, Arbeits- und Lebensweise im Kontext ihres arbeitsteilig und funktional differenzierten Institutionengefüges verstehbar machen wollen. [25] Ich begreife Ungleichheiten und Herrschaft in den Verhältnissen von Gender und Race als historisch konstitutiv für den Kapitalismus und gehe davon aus, dass die Art und Weise, wie sie sich in Verbindung mit Class in seiner Entwicklung geltend machen, zugleich als historisch kontingent anzusehen ist. Im Folgenden gehe ich auf die historische Konstitution des Kapitalismus ein.
Die Transformation der feudalen Stände-, patriarchalen Geschlechter- und kolonialen Weltordnung zu einer industriellen Klassengesellschaft mit ihrer Neuordnung der Verhältnisse von Gender und Race wurzelt in der europäischen Moderne und, im Weiteren, auch der nordamerikanischen Entwicklung. In der kapitalistischen Gesellschaftsformation verbinden sich die moderne Nationalstaatlichkeit, die funktionale Ausdifferenzierung der Gesellschaft, die bürgerliche Gleichheits- und die ökonomische Ungleichheitsordnung miteinander. [26] In der Frage nach der Bedeutung von Gender und Race setze ich theoretisch-analytisch bei gesellschaftlichen Trennungen an, [27] da sie für kapitalistisches Wirtschaften logisch und historisch konstitutiv sind. Im Blick habe ich die historische Trennung von »Ökonomie« und »Gesellschaft« [28], »Betrieb« und »Haushalt« [29] oder, wenn ich Deinen Theoriekontext aufnehme, »Produktion« und »Reproduktion« bzw. die weiteren sektoralen Trennungen im funktional differenzierten Institutionengefüge der modernen Gesellschaft wie Privathaushalt/Familie, Staat, Dritter Sektor u. a. m.
Solche Trennungen sind erforderlich, damit der privatwirtschaftliche Sektor relativ autonom profit- und verwertungsorientierten akkumulationsgetriebenen Dynamiken folgen kann, indem er von einem Teil seiner Voraussetzungen (beispielsweise Sorgearbeit) und seiner Folgen (beispielsweise ökologische Katastrophen) abstrahiert, sofern sie funktionsnotwendig anderweitig bearbeitbar sind. Wurden solche Trennungen, die diese strukturell sorglose kapitalistische Ökonomie ermöglicht haben, in Bezug auf Gender und Race herrschaftsförmig organisiert, dann sind diese Herrschaftsverhältnisse auch als historisch konstitutiv für den Kapitalismus zu betrachten. So ist die Transformation der feudalen Stände- zur industriellen Klassengesellschaft [30] in ihrer Herrschaftsgeschichte nicht von der Durchsetzung genuin moderner euro- und androzentrischer Suprematieansprüche zu trennen, [31] die sich der neu entstandenen kapitalistischen Formation, ihrer Eigentumsordnung, ihrer Arbeits- und Funktionsteilung, ihrer Institutionenordnung und ihrer profit- und verwertungsorientierten akkumulationsgetriebenen Wirtschaftsweise eingeschrieben haben. [32] Die historische Einschreibung von Herrschaft zeigt sich beispielsweise im modernen Fortschritts- und Organisationsverständnis. Beide sind nicht losgelöst von der dichotomen modernen Ordnung zu sehen, in der etwa Kultur/Natur, Seele/Leib, Geist/Körper, Vernunft/Gefühl, Rationalität/Emotionalität gleichgerichtet zu Moderne/Tradition, Öffentlichkeit/ Privatheit, Mann/Frau unterschieden, getrennt und hierarchisiert worden sind. [33]
Das moderne Fortschrittsverständnis zielt auf die wissenschaftlich-technologische Durchdringung und Beherrschung der menschlichen und außermenschlichen Natur. Es ist mit Kultur, Geist, Vernunft, Rationalität assoziiert, die in der genuin euro- und androzentrischen kapitalistischen Wirtschafts-, Arbeits- und Lebensweise durch das westliche bürgerliche männliche Lebensmodell repräsentiert werden. [34] Und es ist von Motiven durchzogen, in denen in einer Linie etwa Natur, Körper, Leib für Weiblichkeit, Tradition und Rückständigkeit stehen, die es in Verbindung mit dem Fortschrittsstreben zu durchdringen und beherrschen bzw. überwinden gilt. [35] Dieses Fortschrittsverständnis nimmt im Männerquartett von Trump, Musk, Bezos und Zuckerberg personifizierte Gestalt an, wenn sie, sei es mit Blick auf Künstliche Intelligenz, sei es mit Blick auf den Weltraum, im Rahmen profit- und verwertungsorientierter akkumulationsgetriebener wirtschaftlicher Dynamiken in die globalkapitalistische Konkurrenz um die wissenschaftlich-technologische Beherrschung der menschlichen und außermenschlichen Natur treten. »Occupy Mars« [36] reiht sich nahtlos in die Geschichte wissenschaftlich-technologischer kapitalistischer Naturbeherrschung ein, deren Anthropozentrismus sich als genuin moderner Euro- und Androzentrismus dechiffrieren lässt. [37] Umgekehrt gewinnen Technologien unter gegebenen wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Vorzeichen ihrer Entwicklung eine Gestalt, in der sich die sexistische, rassistische und klassistische Ordnung der Gesellschaft niederschlagen kann – jüngst gesellschaftspolitisch vor allem mit Blick auf Robotik oder Künstliche Intelligenz ein Thema. [38]
Das moderne Verständnis von Organisation, etwa als »formal«, »rational«, »unpersönlich«, [39] ist assoziiert mit rationalen Beziehungen und Verfahren statt irrationaler Herrschaft. Durch die Brille der (pro)feministischen und intersektionellen Organisationsforschung [40] betrachtet, lässt es sich jedoch als Schimäre bezeichnen. Es trügt darüber hinweg, dass sich in Organisationen, darunter Wirtschaftsorganisationen, genuin andro- und eurozentrische kapitalistische Suprematieansprüche strukturell und kulturell eingeschrieben haben und sie, was in der dichotomen Ordnung der Moderne nicht vorgesehen ist, zudem emotionalisierte und sexualisierte Orte sind. Nicht von ungefähr kann Diskriminierung nach Gender und Race in modernen kapitalistischen Organisationen greifen und sind sie im Kontext der Durchsetzung bürgerlicher Gleichheitsansprüche seit Jahrzehnten einerseits gleichstellungs- und diversitätspolitisch, in jüngerer Zeit andererseits durch die autoritäre Zurückdrängung von Gleichheitsgewinnen umkämpft.
Wenn Herrschaft in den Verhältnissen von Gender und Race, so mein Zwischenfazit, als historisch konstitutiv für den Kapitalismus anzusehen ist und sich ihm als Wirtschaftsweise und Gesellschaftsformation eingeschrieben hat, dann bedeutet dies, dass er auch in seinen Spezifika als rein kapitalistisch nicht zureichend begriffen werden kann.
Tine Haubner: In diesem Punkt unterscheiden sich unsere Perspektiven auf den Kapitalismusbegriff. Ich würde mit Marx daran festalten, dass der Arbeitsvertrag und die profitgetriebene Akkumulation genuin kapitalistisch sind. Dabei wird allerdings oft übersehen, dass Marx’ Begriffe zur Erklärung kapitalistischer Gesellschaften auf verschiedenen Ebenen angesiedelt sind. Ein schönes Beispiel dafür ist Marx’ Begriff vom Äquivalententausch. Demnach werden auf einer abstrakten werttheoretischen Ebene Lohn gegen Arbeitsleistung als wertförmige Äquivalente getauscht. Gleichzeitig macht Marx mit seiner Wortwahl immer wieder polemisch klar, dass dabei keineswegs alles mit rechten Dingen zugeht. Unter der oberflächlich friedvollen Ebene des Äquivalententausches herrschen Zwang, Gewalt und Ausbeutung. Von einer »reinen« kapitalistischen Bestimmung halte ich insofern auch nichts, wenn damit gemeint ist, dass Kapitalismus »gesetzeskonform« [41] ohne Gewalt, Zwang und Ausbeutung existieren könne und diese lediglich Phänomene vorkapitalistischer Verhältnisse seien. Stattdessen würde ich sagen, dass Kapitalismus ein in sich widersprüchliches System ist, das sich permanent über seine reproduktiven Grundlagen und Gewaltexzesse ausschweigt.
Von deiner Position des androzentrisch-kulturellen Ideal- und Trugbilds der vollkommenen und reproduktionsbefreiten Verfügbarkeit von Arbeitskraft bin ich auch noch nicht ganz überzeugt. Um diese Verfügbarkeit zu erklären, hätte ich mit Marx gute ökonomische Argumente. Ich würde beispielsweise mit dem Begriff der Reduktionen argumentieren. [42] Ich bin auch skeptisch gegenüber deiner Betonung der historischen Konstitution des Kapitalismus. Das klingt entweder so, als sei der Kapitalismus unfassbar konservativ, obwohl er so dynamisch ist, weil er an bestimmten Ungleichheiten sehr lange festhält, auch in der Hochtechnologie-Branche. Oder zeigt das vielleicht, dass er gar nicht so kontingent und veränderbar ist? Der momentane Backlash an toxischer Maskulinität, den wir sehen, könnte auf das aktuelle Zeitalter von Aufrüstung und autoritärem Neoliberalismus verweisen. Zugleich hat der Kapitalismus vor kurzem noch Wokeness und Queer-Culture vereinnahmt. Mich interessiert, wie du dein Verständnis von Kapitalismus jenseits marxistischer Theorie und ihrer ökonomistischen Fallstricke entwickelst.
Brigitte Aulenbacher: Ich gehe Marx nicht aus dem Weg, aber ich setze nicht dort an. Der Arbeitsvertrag und die profit- und verwertungsorientierte akkumulationsgetriebene Wirtschaftsweise sind genuin kapitalistisch, falls du damit meinst, dass sie mit dem Kapitalismus entstanden sind und ihn als historische Spezifika von allen bisherigen Wirtschaftsweisen und Gesellschaftsformationen unterscheiden. Rein kapitalistisch sind sie aus meiner Sicht nicht. Ich nehme deinen Ball, den Äquivalententausch, auf. Im Tausch von Arbeitskraft gegen Lohn wird ihr Wert an der gesellschaftlich durchschnittlich notwendigen Arbeitszeit bemessen, derer es bedarf, um ihre »Reproduktionskosten« zu decken, während der »Reproduktionsaufwand« [43] nicht berücksichtigt ist – weder ökonomisch noch bei Marx. Die Feststellung, dass kapitalistisches Wirtschaften abstrahiert, reicht aber nicht; die Frage ist auch, wovon es abstrahiert. Historisch gesehen handelt es sich beispielsweise um eine Abstraktion von unentgeltlichen Arbeiten (»Reproduktionsaufwand«), die, im weiten Kontext der heteronormativen Organisation von Begehrensweisen, mit der Durchsetzung androzentrischer Suprematieansprüche in Erwerbsarbeit, Familie, Staat geschlechtshierarchisch verteilt worden sind. Die Hervorbringung einer Wirtschaftsweise, die sich Arbeitsvermögen als »fiktive Ware« [44] Arbeitskraft verfügbar machen und entsprechende Ausbeutungs-, Verwertungs- und Akkumulationsdynamiken entfalten kann, ist also weder voraussetzungslos noch ein rein kapitalistisches Geschehen; das bleibt ökonomisch und bei Marx verdeckt.
Nach Marx weisen die kapitalistische Produktion und das Kapitalverhältnis allen übrigen Produktionen und Verhältnissen in dieser Gesellschaftsformation »Rang und Einfluss« an; daher muss das Kapitalverhältnis oder die Ware aus seiner Sicht »Ausgangspunkt wie Endpunkt« der Analyse sein. [45] So betrachtet transformiert der Kapitalismus Wirtschaftsbereiche (wie z. B. die Hauswirtschaft) und Herrschaftsverhältnisse nach Gender und Race entlang von Class. Wie, in umgekehrter Perspektive, der Kapitalismus in Herrschaftsverflechtungen Gestalt annimmt und zwar auch im Inneren seiner Ökonomie (Arbeitsvertrag, Verwertung, Akkumulation), das ist bei Marx und in intersektionellen Kapitalismustheorien Marxscher Provenienz hingegen wenig Thema. [46] Wenn ich mit Marx bei der Ware und damit der versachlichten Gestalt des Kapitalismus ansetze, dann ist diese Wirtschaftsweise gleichgültig dagegen, wessen Arbeitsvermögen, dasjenige von Männern, Frauen, LGTBQI+-Personen, Erwachsenen, Kindern, Migrant:innen, als »fiktive Ware« [47] Arbeitskraft einverleibt wird. Allerdings verleiht sie in der ihr eingeschriebenen genuin euro- und androzentrischen Ausrichtung nicht zufällig dem genannten Männerquartett Macht und Wirkmächtigkeit und gewinnt – siehe das Beispiel der Migrationsindustrien – ihre Gestalt nicht zuletzt dadurch, wie sie wessen Arbeitskraft ent-, be-, verwertet.
In Marxscher Perspektive wird klassenpolitisch darüber entschieden, wie Arbeitskraft vergesellschaftet wird. In intersektioneller Perspektive sind es gesellschaftliche Auseinandersetzungen mit Blick auf eine Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung, in die sich, mit der wesensverwandten [48] genuin euro- und androzentrischen kapitalistischen Suprematie, Herrschaft und Ungleichheit nach Gender, Race, Class eingeschrieben haben. Wie dies die kapitalistische Formation verändert, ist, um nun auf meinen zweiten oben genannten Begriff zurück zu kommen, als historisch kontingent zu sehen: Herrschaft kann stabilisiert oder überwunden werden.
Zum Schluss: Kann es im Kapitalismus Gleichheit geben?
Brigitte Aulenbacher: Formale Gleichheit ist möglich. Die Geltung der bürgerlichen Gleichheitsordnung kann von benachteiligten Gruppen erstritten werden (z. B. Frauenwahlrecht, gleichgeschlechtliche Ehe). Von modernen Technologien, Organisationen, Institutionen darf mit Blick auf die bürgerliche Gleichheitsordnung erwartet werden, dass sie nicht diskriminieren. Was die ökonomische Ungleichheitsordnung angeht, bedarf kapitalistisches Wirtschaften bürgerlicher Gleichheit und Freiheit, nicht zuletzt mit Blick auf den Arbeitsvertrag, der zwischen formal gleichen und freien Parteien geschlossen wird. [49] Last but not least gehört zur modernen Wettbewerbs-, Leistungs- und (Erwerbs)Arbeitsgesellschaft die meritokratisch gerahmte soziale Mobilität nach oben und unten. Eine Migrant:in aus der Arbeiter:innenklasse kann auf-, ein Mann aus der einheimischen Oberklasse absteigen und »m, w, d« ist Standard bei Stellenausschreibungen.
Substanzielle Gleichheit ist nicht möglich. Kapitalistisches Wirtschaften bringt untrennbar Reichtum und Ungleichheit hervor. Mit Blick auf die Eigentumsverhältnisse steht die besitzindividualistische private Aneignung des Reichtums durch wenige, wofür das Männerquartett von Trump, Musk, Bezos, Zuckerberg angesichts der globalen Eigentumsverteilung in den Verhältnissen von Gender, Race, Class exemplarisch steht, der Kooperation der vielen gegenüber, die ihn hervorbringen, und deren Arbeitskraft sexistisch, rassistisch, klassistisch be-, ver- und entwertet wird. Somit und aufgrund der ihr eingeschriebenen Abstraktionen von Belangen des Lebens lässt sich diese Wirtschaftsweise und Gesellschaftsformation auch nicht substanziell gleich- und freiheitlich, sozial und ökologisch nachhaltig gestalten. Dazu braucht es eine solidarische, mit Blick auf Gender, Race, Class herrschaftsfreie Gesellschaft.
Tine Haubner: Dass du auf formale Gleichheit ansprichst, ist ein wichtiger Punkt. Auch bei der materiellen und sozialen Gleichheit, würde ich mitgehen und sagen, Kapitalismus kann aus mindestens zwei Gründen keine solche herstellen. Erstens, weil es eine Wirtschaftsweise ist, die Warenproduktion auf Wettbewerbsmärkten mit dem Ziel der Profitmaximierung betreibt und Arbeitskraft und natürlichen Reichtum in Kapital verwandeln möchte. Um das zu erreichen, ist disponible Arbeitskraft erforderlich und das wiederum setzt eine Privateigentumsordnung also unterschiedliche Zugänge zur Verfügungsgewalt über Produktionsmittel voraus. Damit haben wir eine grundlegende materielle Ungleichheit, die die Voraussetzung dafür ist, dass es überhaupt disponible Arbeitskräfte gibt und andere, die sie beschäftigen und zu eigenen Zwecken kommandieren, weil Kapitalismus ein System der kollektiven Erwirtschaftung von Reichtum und dessen privater Aneignung ist. Und zum Zweiten ist es der sozial-reproduktive Widerspruch. Die Warenproduktion zum Zweck der Profitmaximierung ist demnach das, was an der Spitze des Eisbergs passiert, und unten drunter verbirgt sich die soziale Reproduktion, für die das Kapital nur begrenzt Sorge trägt, die aber dennoch gewährleistet sein muss. Damit dies geschieht, zu möglichst profisteigernden Bedingungen, braucht es Gruppen, die die überwiegend unbezahlte Reproduktionsarbeit übernehmen, weil sie sozial verwundbar sind. Diese Verwundbarkeit wird durch Diskriminierungspraktiken erzeugt. Gleichzeitig können wir, das hat unsere Diskussion deutlich gemacht, die Existenz und Wiederherstellung dieser Ungleichheiten nicht nur funktional aus dem Kapitalverhältnis ableiten. Ich wäre bei Dir, zu sagen, wer die verfügbare Reserve für die soziale Reproduktion ist, ist erst einmal nachrangig für das Kapital. Dass es sie geben muss, ist hingegen essenziell. Zugleich ist eine Abwesenheit von kapitalistischer Warenproduktion kein Garant dafür, dass Gleichheit realisiert wird, das haben die realsozialistischen Länder gezeigt. Die Abwesenheit von Kapitalismus allein ist nicht die Lösung, sondern wir müssen an verschiedenen Fronten kämpfen, wenn es um die Herstellung von sozialer Gleichheit geht.
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©2025 Brigitte Aulenbacher und Tine Haubner, published by De Gruyter
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