Zusammenfassung
Es ist die Aufgabe der Bibliotheken, möglichst effizient daran mitzuwirken, die Bedürfnisse der Gesellschaft und Wissenschaft nach qualifizierter Information zu befriedigen. Dazu müssen bauliche, organisatorische und vielfältige andere Voraussetzungen geschaffen werden, die finanzielle Aufwendungen der Öffentlichen Hand erfordern. Dies ist in einem demokratischen Land nur möglich, wenn die Aufgaben der Bibliotheken gesellschaftlich anerkannt werden und Politiker*innen und Amtsträger*innen dafür gewonnen werden, die konkreten Bedürfnisse der Bibliotheken zu unterstützen und dafür die erforderlichen gesetzlichen und finanziellen Voraussetzungen zu schaffen. Erfahrungen des Autors in Freiburg i. Br., Karlsruhe und Göttingen und in den nationalen und internationalen Bibliotheksverbänden werden ausgewertet.
Abstract
It is the task of libraries to contribute as efficiently as possible to satisfy the needs of society and science for qualified information. Creating the structural, organisational, and other prerequisites for this requires financial expenditure from the public sector. This is only possible if the tasks of libraries are recognised by society and politicians, and public officials are persuaded to create the legal and financial conditions. The author’s experiences in Freiburg i. Br., Karlsruhe, and Göttingen and in the national and international library associations are analysed.
Kurze Zeit nach meinem Dienstantritt in der Universitätsbibliothek Freiburg i. Br. im April 1968 wurde die Arbeitsgruppe Bibliotheksplan Baden-Württemberg vom Minister für Kultur Wilhelm Hahn mit dem Ziel berufen, ein umfassendes Planungskonzept vor allem für die wissenschaftlichen Bibliotheken des Landes zu entwickeln. Ich wurde zum Sekretär dieser Gruppe berufen. Die über 5 Jahre dauernde Tätigkeit brachte mir vielfältige Erfahrungen mit der Arbeitsweise von Ministerien und ihrer Rolle bei der politischen Entscheidungsfindung und -umsetzung. Kontakte zu Politikern, Ministerien und Planungsgruppen weit über Baden-Württemberg hinaus wurden mir zur Routine: eine wichtige Voraussetzung, bibliothekarische Zielsetzungen in meinem weiteren Berufsleben zu verfolgen und – natürlich mit wechselhaftem Erfolg – durchzusetzen. In der Freiburger Zeit hatten Wolfgang Kehr und ich (der mich bald zu seinem Stellvertreter in der Bibliothek machte) den Vorteil, dass die Politik in der Zeit der Studentenunruhen ein großes Interesse daran hatte, schnell sichtbare Reformmaßnahmen durchzuführen. Das führte dazu, dass viele Empfehlungen – etwa für die Ausstattung von Lehrbuchsammlungen vielgebrauchter Studienliteratur oder den Aufbau von Gesamtkatalogen mit dem Ziel, aufeinander abgestimmte Bibliothekssysteme mit zentralen und dezentralen Elementen zu schaffen – schon umgesetzt werden konnten, bevor die Planungspapiere veröffentlicht waren. Zwischenergebnisse konnten dann bereits in deren endgültigen Fassungen verwertet werden. Dabei wurde mir früh bewusst, dass auch die besten Planungspapiere nur Erfolg bringen, wenn man bereit ist, sie im konkreten Bibliotheksalltag umzusetzen. Eine der ersten Positionen, in denen ich das zu realisieren suchte, war die Badische Landesbibliothek Karlsruhe, die ich seit August 1964 leitete. Dort standen wie an den anderen Orten meiner bibliothekarischen Tätigkeiten in der Zeit geradezu explodierender wissenschaftlicher Buchproduktion und schnell wachsender Studierenden- und Nutzerzahlen, der Bibliotheksbau wegen seiner hohen finanziellen Aufwendungen im Vordergrund meiner Aktivitäten.[1]
1 BLB Karlsruhe – Von der Aufstockung des Verwaltungsgebäudes zum Neubau an zentralem Platz
„Es ist die Aufgabe der Verwaltung, das sachlich Notwendige möglich zu machen“, diese herausfordernde Devise wurde mir als jungem Direktor der Badischen Landesbibliothek von Heinrich Müller, Mitglied des Senats des Rechnungshofs Baden-Württemberg in Karlsruhe, für meine Bemühungen auf den Weg gegeben, als ich Lösungen für die schwierige Bausituation suchte. Er motivierte mich, an die Öffentlichkeit zu gehen und auch bei Schwierigkeiten und Rückschlägen nicht aufzugeben. Die Situation, in die ich geraten war, kam nicht ganz unterwartet. Aus den Zahlen, die ich als Sekretär der Arbeitsgruppe Bibliotheksplan Baden-Württemberg berechnet hatte, ergab sich, dass die Magazinkapazität der Bibliothek mit den vorhandenen Nutzflächen bis etwa 1976 reichen würde. Als ich im August 1974 das Amt von Franz-Anselm Schmitt übernahm, berichtete er mir allerdings voll Stolz, dass es ihm gelungen sei, die Genehmigung eines Aufstockungsplan für das Benutzungs- und Verwaltungsgebäude vom Finanzministerium erreicht zu haben. Wesentliches Ziel: eine Erweiterung der Leseflächen für die Benutzer und damit verbunden eine Verbesserung für die Unterbringung des Personals. Gleichzeitig aber wurde mir drastisch vor Augen geführt, wie dringlich die Magazinsituation war: In einen Kellerraum waren kurzfristig 1500 lfdm. Zeitungen, die als Pflichtexemplare aufzubewahren und zugänglich zu halten waren, aus einem Nebenmagazin des Naturkundemuseums wegen Eigenbedarf umgesetzt worden. Ein sofortiger Hilferuf ans Kultusministerium stieß zunächst auf taube Ohren: Dort war man nicht bereit, erneut zum Finanzministerium zu gehen, um es mit der Magazinproblematik zu befassen. Man fürchtete den Vorwurf der fehlenden Sachkompetenz, wenn man so kurz nach der erfolgreichen Durchsetzung einer Lesesaalerweiterung zugeben musste, das offensichtliche Problem der fehlenden Aufstellungskapazität für die Literatur nicht gesehen zu haben. Als sich nach fast zwei Jahren die räumliche Situation nicht geändert hatte, ging ich mit „Bilanz 76“ an die Öffentlichkeit.[2] In der örtlichen Presse gab es die erwünschte Resonanz (Badische Neueste Nachrichten: „Bibliothek platzt aus allen Nähten“); auch die Stuttgarter Nachrichten berichtete von der Raumnot, forderten aber im Kommentar „Rationalisierungsreserven“ mit der Württembergischen Landesbibliothek zu kooperieren – ich musste erkennen, dass in der Landeshauptstadt wenig Unterstützung zu erwarten war. Als später das Gespräch auf einen möglichen Neubau für die Badische Landesbibliothek kam, erfuhr ich von Justizminister Traugott Bender (der sich in den für ihn besonders belastenden Zeiten des Bader-Meinhof-Prozesses gelegentlich vor der Fahrt nach Stuttgart eine Handschrift von mir zeigen ließ), dass er bei einem Empfang vom früheren Direktor der Württembergischen Landesbibliothek, Wilhelm Hoffmann, angesprochen worden sei. Seine (Benders) Unterstützung der Badischen Landesbibliothek – habe er gesagt – sei sicher ehrenwert, aber man müsse bedenken, dass die Finanzen des Landes es nicht möglich machten, zwei Bibliotheken an der Entwicklung des Bibliothekswesens teilhaben zu lassen. Bender hat sich dankenswerterweise weiter im Kabinett für die Karlsruher Bibliothek eingesetzt. Inzwischen hatte ich auch guten Kontakt zu den Landtagsabgeordneten aller Parteien, die nicht selten sogar an den Eröffnungen von Ausstellungen der BLB präsent waren. Als allerdings der FDP-Abgeordnete Morlok (aus der Opposition heraus) eine Anfrage im Landtag zur Raumsituation stellte, war sie für meine Bemühungen eher schädlich. Beim nächsten Mal war ich schlauer: Wichtige Forderungen nach Mitteln für Buchrestaurierung wurden aufgrund einer interfraktionellen Anfrage aller Karlsruher Abgeordneten in den Nachtragshaushalt 1977/78 aufgenommen.
Im Kontext der Vorstellung der „Bilanz 76“ wurde die Ausstellung „Aus Kultur und Geschichte am Oberrhein“ gezeigt. Der Elsässer Abbé Adam, Leiter der Humanistenbibliothek Schlettstadt, entwarf ein lebendiges Bild der engen kulturellen Beziehungen der Oberrheinlande, die sich in besonderer Weise auch in den Karlsruher Beständen spiegeln, wie wertvolle Drucke in der Ausstellung zeigten. In seinem Grußwort gab Oberbürgermeister Dullenkopf ein klares Bekenntnis zur Landesbibliothek und ihrer Bedeutung für die Stadt und die Region – dabei blieb auch nicht unerwähnt, dass sie deutschlandweit zu der am intensivsten benutzten Landesbibliothek geworden war. Die positive Einstellung des OB verdankte ich nicht zuletzt der Fürsprache des Leiters der Stadtbibliothek, Dr. Ludwin Langenfeld, mit dem ich ein freundschaftliches Kooperationsverhältnis aufgebaut hatte. Als im September 1976 ruchbar wurde, dass eine großzügiges 32 Millionenprojekt für den Neubau der Stuttgarter Staatsgalerie geplant sei, nahm Dr. Dullenkopf in seinen Brandbrief an Ministerpräsident Filbinger neben der Forderung nach Wiederaufbau des Nordflügels der Kunsthalle auch die dringend notwendige Sicherung der Leistungsfähigkeit der Badischen Landesbibliothek als Forderung auf. Die ehemalige badische Landeshauptstadt fühle sich „sprichwörtlich vernachlässigt“ – die Raumsituation „ihrer“ Landesbibliothek war zum Politikum geworden.[3] Der Brief zeigte Wirkung: im Dezember 1976 – es war wieder einmal Wahlkampfzeit – besuchte Ministerpräsident Filbinger bei einem „Karlsruher Tag“ demonstrativ die Kunsthalle und das Landesmuseum und gab auf Nachfrage der Presse das Versprechen, einen Besuch bei der Landesbibliothek bald nachzuholen.
Das Staatshochbauamt hatte inzwischen Überlegungen angestellt, über das Verwaltungs- und Benutzungsgebäude zusätzlich 4 Magazinstockwerke zu bauen. Bevor diese Idee der „hängenden Bibliothek“ mir zum Alptraum werden konnte, wurden die Pläne durch negative Presseberichte u. a. mit Hinweis auf die Gefahr für den ohnehin durch die „Stadtautobahn“ (Kriegstraße) bedrängten und durch das Verwaltungs- und Nutzungsgebäude verkleinerten Nymphengarten gestoppt.[4] Stattdessen wurde erstmals das Gelände vor St. Stephan – dem Magazinflügel der Bibliothek im Naturkundemuseum direkt gegenüber – öffentlich zunächst zur Lösung der Magazinprobleme ins Gespräch gebracht. Es war jahrzehntelang ein Tabubereich geblieben, denn man hatte den Platz des im Krieg zerstörten Badischen Außenministeriums im Zentrum der Stadt in der Hoffnung freigehalten, dort das Parlament eines zukünftigen Südweststaats unter Einschluss der Pfalz mit Karlsruhe als Hauptstadt errichten zu können. Doch nach dem klaren Votum im zweiten badischen Volksentscheid für den Verbleib beim Land Baden-Württemberg 1970 waren solche Pläne obsolet. Der Platz war ideal für eine zukunftssichernde Unterbringung der Badischen Landesbibliothek, es kam nun darauf an, ihn für diesen Zweck zu gewinnen. Fahrt kam auf, als mit Lothar Späth ein Schwabe Ministerpräsident wurde, der seine Bereitschaft auf Badische Forderungen einzugehen, unter Beweise stellen musste.[5] Im Interview mit den Badischen Neuesten Nachrichten sagte er im September 1978 die Erweiterung der Landesbibliothek aus dem Sonderprogramm des Landes zur Verbesserung der Stadtqualität zu. Der Bann war gebrochen, das Ziel aber noch nicht erreicht. Dass für die Erweiterung der Magazinkapazität nur das im Westen gelegene Gelände infrage kam, war klar – das Finanzministerium war aber zunächst nur bereit, dies als einen Ergänzungsbau zu akzeptieren. Es gelang aber auf der Grundlage der Beschreibung der Nutzflächenanforderungen, die ich vor meinem Wechsel an die Universitätsbibliothek Heidelberg erstellt hatte, einen Wettbewerb auszuloben.[6] Gerhard Römer legte die kaum veränderte Fassung mit einem Kompromisstitel vor: Beschreibung der Nutzflächenanforderungen des Neubaus vor allem im Blick auf die erste Baustufe (= Ergänzungsbau).[7] Ich war mir bei meiner Versetzung an die Universitätsbibliothek Heidelberg sicher, dass der Neubau kommen werde: An diesem zentralen Platz in der Innenstadt konnte man keinen Torso stehen lassen. Und so kam es auch: Beim Wettbewerb 1979 – an dem ich (aus Heidelberg kommend) noch als Fachpreisrichter mitwirken konnte – wurde der Entwurf des bekannten Architekten Oswald Mathias Unger prämiert. Der vollendete Neubau konnte am 17. Januar 1992 feierlich eröffnet werden.[8]
Halten wir fest: Für die zunächst aussichtslos erscheinende Durchsetzung eines Neubaus der Badischen Landesbibliothek war die politische Unterstützung durch die Politiker der Stadt entscheidend. Die Karlsruher Landtagsabgeordneten setzen sich ebenso wie der in der Stadt wohnende Justizminister nachhaltig für sie ein. Der Oberbürgermeister konnte mit Unterstützung des Direktors der Stadtbibliothek gewonnen werden, ihm eine vorrangige Stellung bei den Forderungen der Stadt an das Land zu geben. Die erfolgreiche Vernetzung mit den politischen Akteuren ermöglichte es, das durch die Baden-Abstimmung „frei“ gewordene ideale Gelände bei der Stephanskirche für die Badische Landesbibliothek zu gewinnen – wobei der Erfolg durch die Realisierung des städtebaulich perfekten Entwurf eines renommierten Architekten gekrönt worden ist. Vernetzung und Glück waren die entscheidenden Faktoren dieses Erfolgs, der auch durch Störfeuer von außen nicht verhindert werden konnte.[9]
2 Das Vorbild Freiburg – Von der Serviceoffensive zu neuen Bauten
Ohne das Vorbild der gekonnten Durchsetzung eines Neubaus durch meinen Freiburger Chef Wolfgang Kehr wäre ich sicher beim Agieren in Karlsruhe nicht so zielsicher vorangekommen.[10] Als er 1967 von der Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt/Main nach Freiburg kam, hatte er sofort erkannt, dass er mit dem nach dem Zweiten Weltkrieg leicht erweiterten neugotischen Bau des Architekten Carl Schäfer aus dem Jahre 1903 das Konzept der benutzerorientierten Bibliothek Frankfurter Prägung mit klarer Ausrichtung auf umfangreiche frei zugängliche Bestände und ein großes Angebot von Arbeitsplätzen nicht würde realisieren können. Sofort begann er mit einer groß angelegten Serviceoffensive, mit der z. B. die Zahl der Ausleihen vor Ort innerhalb von 5 Jahren verdoppelt werden konnte (1966: 147 019 Bücher, 1971: 295 045 Bücher). Im Pressespiegel der Jahre 1967–1994 kann man gut nachverfolgen, wie es mit positiven Meldungen über Serviceverbesserungen gelang auf die Bibliothek aufmerksam zu machen.[11] Kehr ging aber schon Anfang des Jahres 1968 mit der Vision eines Neubaus für drei bis dreieinhalb Millionen Bänden an die Öffentlichkeit. Die Freiburger Presse berichtete darüber nicht als trockene Nachricht, sondern griff mit der rhetorischen Fangfrage „Soll die Universitätsbibliothek ein Bücherfriedhof werden?“ das Thema auch emotional auf, um im Untertitel gleich die Antwort zu geben: „Es gibt nur eine Lösung: Ein Neubau …“[12] – die Presse war gewonnen.
Parallel dazu galt es, das Projekt auf dem Verwaltungsweg voranzubringen. Rektor Bruno Boesch und Kanzler Siburg erkannten die Notwendigkeit an. Auch das Universitätsbauamt (das dem Finanzministerium unterstellt ist) konnte überzeugt werden. Der Leiter, Ortwin Müller, nahm sich vor, die komplexe Bauaufgabe möglichst ohne öffentlichen Wettbewerb mit eigenen Kräften durchzuführen. Kehr legte ein gemeinsam erarbeitetes funktionales Raumkonzept vor, in dem jeder Raum entsprechend seiner Bestimmung in seinen Dimensionen ermittelt und die benötigte Ausstattung (bis zum Papierkorb) knapp beschrieben wurde. Es war mein Vorbild beim Erarbeiten der Karlsruher Benutzungsanforderung. Die ermittelten Daten ergaben den gleichen Nutzflächenbedarf wie die damals erstmals im Bibliotheksplan Baden-Württemberg veröffentlichten Baustandards. Wissenschafts- und Finanzministerium akzeptierten die Anforderungen. Die Baukommission des Wissenschaftsrates, deren positive Empfehlung im Rahmen des Hochschulbauförderungsgesetzes eine hälftige Beteiligung des Bundes ermöglichte, befürwortete mit großem Lob für die vorgesehene Funktionalität das Bauvorhaben. Doch vor Ort regte sich der Widerstand gegen den dafür notwendigen Abriss des noblen Neorenaissancegebäudes des Rotteckgymnasiums. In den damaligen expansionsorientierten Zeiten konnte er u. a. mit dem Hinweis überwunden werden, dass im Neubau eine Verzehnfachung der Raumnutzung erreicht werde.[13] Doch es gab auch Konkurrenz: Auf der Landesliste der Hochschulbauten hatte ein schon lange geplanter Neubau der Universitätsbibliothek Heidelberg auf dem Neuenheimer Feld höchste Priorität. Die uni-presse Freiburg schrieb zwar im April 1971 über die „Haltbarkeit unhaltbarer Zustände in der UB Freiburg“.[14] Es bedurfte aber schwererer Geschütze: Ein vom Universitätsbauamt als Aufsichtsbehörde in Auftrag gegebenes Gutachten eines Statikers ließ Überlastungen und gravierende Probleme durch Korrosion von Regalteilen erkennen. Von einem auf den anderen Tag wurde die Bibliothek im Februar 1972 geschlossen, bis vorläufige Stützmaßnahmen durchgeführt waren. Teile der Bestände wurden in die nahegelegene Tiefgarage der Universität ausgelagert.[15] Das deutschlandweite negative Presseecho rief auch die Politiker auf den Plan: Ministerpräsident Filbinger informierte sich demonstrativ im April 1972 – mitten im Wahlkampf – vor Ort und versprach schnelle Hilfe.[16] Vielleicht wäre seine in der Presse als vage kritisierte Aussage „dass wahrscheinlich 1974 die neue Bibliothek gebaut wird“ eines der üblichen Wahlversprechen von Politikern geblieben, wenn nicht im August 1972 ein Starkregen, der großen Schaden anrichtete, in das unterirdische Magazin der Universitätsbibliothek Stuttgart eingedrungen wäre. Das aufgeschreckte Finanzministerium ließ sich aus dem ganzen Land berichten, ob auch anderswo derartige Gefahren drohten. Es war in Freiburg der Fall. Durch das Gebäude der alten Bibliothek, die auf dem Gelände einer Mühle errichtet worden war, wird unterirdisch der Freiburger Gewerbebach geführt. Sollte der Durchfluss bei Starkregen verstopft werden, würden sich die Wassermassen in die Tiefgarage mit den ausgelagerten Büchern wälzen. Die Würfel waren gefallen. Das Rotteckgymnasium wurde abgerissen.[17] Den ersten Spatenstich für den Neubau habe ich noch mitmachen können – dann begann meine Tätigkeit an der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe. Kurz nach dem Ende meiner dortigen Dienstzeit konnte ich im Frühjahr 1979 an der Eröffnung des Freiburger Neubaus teilnehmen – nicht ahnend, dass das von den Benutzenden hoch geschätzt Gebäude wegen vieler Mängel, nicht zuletzt wegen des Brutalismus seiner Fassade und extremen Energieverbrauchs („Energievernichtungsmaschine“), schon 2015 durch einen weiteren Neubau ersetzt werden musste, der allerdings inzwischen trotz seiner hohen Funktionalität wegen der Blendwirkung seiner außergewöhnlichen Außenfassade und vielfältiger Baumängel auch negative Schlagzeilen verursachte.[18]
Das Freiburger Beispiel zeigt deutlich die Bedeutung überzeugender Serviceleistungen als Voraussetzungen für die Akzeptanz von Bibliotheken bei den Unterhalsträgern, Nutzenden und den Medien. Allerdings musste man dabei nach dem bekannten Motto aller Öffentlichkeitsarbeit „Tue Gutes – und rede darüber“ verfahren. Für die Durchsetzung größerer Vorhaben wie einen Neubau bedurfte es aber massiverer Anstrengungen, einer starken Unterstützung durch die Bauverwaltung, aber auch des gezielten Drucks auf die Politik – und nicht zuletzt wieder einer guten Portion Glück.
3 Heidelberg – Kampf um Platz für Bücher und Menschen in der Innenstadt – Phönix aus der Asche: die Ausstellung „Bibliotheca Palatina“
3.1 Neustrukturierung eines alten Gebäudes mit ergänzendem Tiefmagazin
Ein Neubau der Heidelberger Universitätsbibliothek im Neuenheimer Feld stand – wie schon erwähnt – in den 1970er-Jahren an der Spitze der Bauvorhaben für die Universitäten Baden-Württembergs. Als ich 1979 meinen Dienst antrat, war er in der Liste aber nicht mehr zu finden.[19] Ich erkannte schnell, dass es – anders als in Freiburg und Karlsruhe – wenig Sinn mache würde, das Neubauprojekt weiter zu verfolgen. Zum damaligen Zeitpunkt wäre es sozusagen die richtige Bibliothek am falschen Ort geworden. Denn die einmal angestrebte Verlagerung auch der Geisteswissenschaften aus der Innenstadt an das rechte Neckarufer war längst aufgegeben worden. Konsequent wäre es gewesen, einen Ausbau der Bibliothek für die buchwissenschaftlich orientierten Fachgebiete in der Altstadt vorzunehmen, wie man das schon in den 1960er-Jahren aufwendig untersucht, aber nicht realisiert hatte. Stattdessen aber hatte man das schon bei der Planung im 19. Jahrhundert zur Erweiterung der Bibliothek vorgesehene Gelände im Norden für das sogenannte Triplexgebäude – Mensa, Institutsräume und Tiefgarage – genutzt; die UB wurde darin nur mit marginalen Ergänzungsflächen bedacht. Als ich 1979 in die Bibliothek kam, war eine Sanierung des Gebäudes im Gange, die vor allem die Schäden beseitigt hätte, die durch die vorangegangene Großbaumaßnahme in der unmittelbaren Nachbarschaft entstanden waren. Von einer Anpassung an die veränderten Bedürfnisse einer Massenuniversität war so gut wie nichts zu erkennen. Erste Aufgabe musste es also sein, eine neue Baukonzeption zu entwickeln, die drei Minimalziele verfolgte: Freihandbestände anzubieten, Leseplätze zu schaffen und die Arbeitsbedingungen des Personals zu verbessern. Zur Verblüffung meiner Mitarbeiter Dr. Ewald und Frauenfeld, die mit der Sanierung betraut waren, gelang es gemeinsam, die Funktionen in dem Gebäude, das einst als ein Beispiel bezeichnet worden war, wie man eine Bibliothek nicht bauen sollte, so neu zu ordnen, dass sich diese Ziele (wenn auch mit relativ geringem Raumangebot) realisieren ließen. Eine Kernvoraussetzung war, dass man in die Magazinbereiche ein Treppenhaus integrierte, das außerhalb vorgesehen war. Dankenswerterweise war der Leiter des Staatshochbauamtes Werkle bereit, diese Planänderung mitten in der begonnen Maßnahme umzusetzen, noch bevor eine offizielle Genehmigung der Bauverwaltung erteilt war. Die Umwidmung von Magazinen zu Lese- bzw. Freihandbereichen hatte natürlich Auswirkungen auf die Stellkapazität, die deutlich vermindert wurde. Damit wurde die Gefahr vergrößert, dass die ausgelagerten geisteswissenschaftlichen Bestände nicht wieder in die Innenstadt zurückgebracht werden konnten – mit allen negativen Konsequenzen von der verzögerten Bereitstellung bis zum extremen Verschleiß der Bücher durch die Transporte. Doch das Erweiterungsgelände der Bibliothek war verbaut – und ringsherum standen stattliche Gebäude von der Peterskirche über ein Schulgebäude bis zu Neuen Universität. Einziges freies Gelände in der näheren Umgebung war der Innenhof der Neuen Universität. Otwin Vinzent, mein bauerfahrener Kollege aus Saarbrücken, erklärte mir bei einem Besuch rundheraus, dass das Ziel, in diesem Bereich mit alten Bäumen und dem historischen Hexenturm ein Tiefmagazin zu errichten und es unter der Straße mit der Bibliothek zu verbinden, unerreichbar sei. Ich musste es trotzdem versuchen.
Erste Versuche, die Presse über die Neukonzeption zu informieren, führten nur in einem Artikel der kleineren örtlichen Zeitung, dem Heidelberger Tageblatt zu einer Erwähnung auch der Magazinproblematik.[20] Für die Verbreitung dieser Ideen war die auflagenstärkere Rhein-Neckar-Zeitung besonders wichtig. Der Zufall kam mir zu Hilfe. Vor einem Konzert in der Alten Aula sprach mich mein Nachbar auf dem Nebenplatz darauf an, was ich denn mit der Bibliothek vorhätte. Es war Hans Werner von der Rhein-Neckar-Zeitung. Ich erzählte ihm offen von meinen Problemen und Zielen. Womit ich nicht gerechnet hatte: Zwei Wochen später kam er zu mir, um mir mitzuteilen, dass er der Redaktionskonferenz von meinen Nöten und Plänen berichtet habe: „Wir haben beschlossen, Ihnen zu helfen.“ Das erste Ergebnis war ein umfangreicher Artikel in der Osterausgabe 1980[21] – ihm sollten viele folgen. Die Presse war gewonnen. Doch wie an die Politik herankommen? Ich suchte nach Verbündeten. Ein Weg war, europäische Kollegen einzubeziehen. Bei der ersten Zusammenkunft der auf diese Weise von mir wieder belebten „LIBER architecture group“ stand die Sanierung historischer Bibliotheksgebäude im Vordergrund. Der Vorsitzende der Baukommission des Deutschen Bibliotheksinstituts, Gerhard Liebers, lobte im LIBER-Bulletin die Umbaupläne.[22] Politisch relevant aber wurde, dass im Rahmen des Seminars auch eine Podiumsdiskussion unter dem Motto „75 Jahre Gebäude der Universitätsbibliothek Heidelberg in der Plöck – und was nun?“[23] stattfand, zu dem auch die Öffentlichkeit eingeladen war. So ergab sich eine stattliche Zuhörerschaft, die dem Gespräch unter der Moderation des Heidelberger Studioleiters des Süddeutschen Rundfunks Schlemmer mit Spannung folgte. Der Leiter des Universitätsbauamtes Werkle stellte das Konzept vor, wie man in der Heidelberger Innenstadt ohne Neubau wieder funktionierende Bibliotheksverhältnisse schaffen könne. Rektor Laufs und Kanzler Kraft forderten, die Maßnahmen für das 600-jährige Universitätsjubiläum zu verwirklichen. Oberbürgermeister Zundel und der Vorsitzende Vereins Alt-Heidelberg sahen die Chance, auch ein Angebot für die Bürger zu ermöglichen, dass sie am liebsten schon morgen realisiert sehen wollten. Die Vertreter des Wissenschafts- (Kissling) und des Finanzministeriums (Reichenecker) diskutierten eigentlich nur noch, ob insbesondere das Tiefmagazin zum Universitätsjubiläum eingeweiht oder mit dem ersten Spatenstich begonnen werden sollte. Die Rhein-Neckar-Zeitung textete daraufhin in ihrem Bericht: „Auferstandene Hoffnungen – begrabene Bücher“.[24] Ich stelle das hier relativ ausführlich dar, um zu verdeutlichen, wie wichtig es ist, möglichst viele Gruppen des Umfelds für die Unterstützung seiner Ziele zu gewinnen. Es sei bei dieser Gelegenheit auch verraten, dass ich für die Teilnehmer „Sprechzettel“ vorbereitet hatte, deren Argumente weitgehend in den Redebeiträgen aufgenommen worden sind. Wenige Wochen später war die Lage der Universitätsbibliothek auch Thema im Landtag. Die Anfrage des Stellvertretende Fraktionsvorsitzenden der DVP/FDP (Koalitionspartner der CDU) Enderlein wurde Mitte Januar 1981 von Minister Engler (mir als früherer Rektor der Universität Freiburg wohlvertraut) in positiver Weise für die (inzwischen auch vom Wissenschaftsrat positiv begutachtete) Neustrukturierung des historischen Gebäudes beantwortet, der Bau des Tiefmagazins werde vom Universitätsbauamt geprüft.[25] Die in mehreren Abschnitten erfolgte Sanierung hatte großen Erfolg: Die Leseplätze in den umgewidmeten oberen Magazingeschossen (teilweise mit Schlossblick) wurden gut angenommen, die Freihandaufstellung der neuesten Literatur ließ die Nutzung deutlich steigen. Es zeigte sich, dass es richtig war, zunächst auf einen Neubau zu verzichten. Dabei wurde aber als Option offengehalten, ihn mit naturwissenschaftlichem und medizinischem Schwerpunkt später zu errichten; inzwischen werden diese Ansätze mit großer Verzögerung – übrigens am schon an dem zu meiner Zeit avisierten Standort – aufgegriffen.[26] Im Oktober 1984 fasste dann das Kabinett den Beschluss, das Tiefmagazin als Geschenk des Landes zum Universitätsjubiläum zu realisieren.[27] Ich hatte immer Bedenken, dass es für einen Politiker ohne Reiz sein dürfte, sich für ein unterirdisches Gebäude einzusetzen. Aber Ministerpräsident Späth wusste sich beim ersten „Spatenstich“, einem viel beachteten Ereignis im Rahmen des Universitätsjubiläums 1986, richtig in Szene zu setzen: Er bediente dafür einen Schaufelbagger[28] (Abb. 1). Die Realisierung sollte allerdings eine Zitterpartie werden, weil der Hexenturm, das älteste erhaltene Gebäude der Stadt, in die Baugrube zu rutschen drohte.[29] Aber es wurde letztlich ohne große Probleme vollendet.[30] 1,2 Mio. Bücher konnten wieder in die Innenstadt zurückgebracht werden – ein wichtiger Schritt, um die Leistungsfähigkeit der Bibliothek wieder herzustellen.[31]

Ministerpräsident Lothar Späth beim „Spatenstich“ für das Tiefmagazin der Universitätsbibliothek Heidelberg[32]
3.2 Ausstellung „Bibliotheca Palatina“
Ein kurzer Blick sei auch auf die komplexe diplomatische Aufgabe geworfen, zum Heidelberger Universitätsjubiläum eine Ausstellung der Bibliotheca Palatina zu erreichen – ein Unterfangen, das wenige für realisierbar gehalten haben. Manche wollten auch lieber an den Internationalen Gerichtshof in Den Haag gehen, um die Rückgabe der im 30-jährigen Krieg als Beute nach Rom transportierten Bücherschätze einzuklagen – ein hoffnungsloses Unterfangen, weil ein Verbot, Kulturgut zu erbeuten, erst im 19. Jahrhundert internationales Recht geworden ist. Heidelberger Versuche, im Rahmen des Universitätsjubiläums 1886 eine Rückgabe der in Rom verbliebenen Bestände zu erhalten, hatten nur zur Übergabe von Katalogen von Teilen der Bestände geführt. Eine erste Kontaktaufnahme zum Präfekten der Vatikanischen Bibliothek Stickler war beim Belser Verlag 1982 in Stuttgart möglich. Er entwickelte damals die Serie der Faksimile-Editionen aus der Vatikanischen Bibliothek, mit deren Erlös er den Bau der unterirdischen Handschriftenmagazins zu finanzieren hoffte. Ich sprach ihn auf eine mögliche Ausstellung von Palatinabeständen zum Universitätsjubiläum an, erhielt aber nur die ausweichende Antwort, ich müsse nach Rom kommen, um dort mit ihm zu verhandeln. Allerdings machte er die Bemerkung, Heidelberg sei etwas Besonderes, als ich ihn auf das grundsätzliche Ausleihverbot ansprach. Ich wusste von einem früheren Botschafter beim Vatikan, dass Ministerpräsident Filbinger eine schmerzhafte Abfuhr von Papst Paul VI. erhalten hatte, als er ihn in einer Audienz um Ausleihe des Falkenbuchs Kaiser Friedrich II. für die Stauferausstellung 1977 bat. Mit einiger Mühe erreichte ich die Bewilligung einer Dienstreise zu einem ersten Besuch der Vatikanischen Bibliothek im Februar 1982. Ich erhielt zwar dort die Erlaubnis, die Bestände (zunächst unter Bewachung) systematisch durchzusehen, von einer Bewilligung zur Ausstellung war aber keine Rede. Der Präfekt fürchtete, wie mir später klar wurde, einen Einspruch seines Vizepräfekten. Erst als er 1983 zum Titularbischof von Bolsena und Probibliothekar (und damit – wie er sagte – zu seinem eigenen Vorgesetzten) berufen wurde, gab er mir zu erkennen: Jetzt kann der Ministerpräsident ein Schreiben mit der Bitte um Ausleihe senden. Wir sprachen den Inhalt ab und durch Vermittlung des Rektors zu Putlitz erging von Ministerpräsident Späth ein Schreiben an den Papst, das dann (natürlich von Stickler verfasst) vom Kardinalstaatsekretär beantwortet wurde. Die Antwort war kryptisch. 100 Handschriften, um die ich neben Druckschriften gebeten hatte, seien zu viel, aber man werde etwas erhalten. Keine Motivation für das Team von Wissenschaftlern, das ich inzwischen gewonnen hatte, die Katalogtexte für gewünschte Exponate fertigzustellen. Doch es kam besser: 1984 wurde Leonard Boyle Präfekt der Bibliothek, der sich die Öffnung der Vaticana[33] zum Ziel gesetzt hatte. Er war von der Idee der Ausstellung begeistert – und Stickler, der im Mai 1985 zum Kardinalbibliothekar berufen worden war, sagte mir zu, dass er alles bewilligen werde, was Boyle uns zu geben bereit sei. Damit war der Weg offen, eine repräsentative Auswahl von rund 600 Werken fünf Monate am historischen Ort auf den Emporen der Heiliggeistkirche in Heidelberg in der Ausstellung Bibliotheca Palatina zu zeigen, die mit fast 280 000 Besuchern die wohl erfolgreichste Bibliotheksausstellung aller Zeiten bleiben wird. Niemand hatte damit gerechnet, dass von 600 alten Büchern nach oft mehrstündigem Warten eine solche Faszination ausgehen könnte. Für die Heidelberger war es ein Stück Rückgewinnung der eigenen Vergangenheit; doch die Begeisterung war allgemein: Ein Besucher schrieb ins Gästebuch „Jetzt habe ich Der Name der Rose verstanden“ – Umberto Ecos Bestseller, der damals in aller Munde war. Es bedeutete einen Imagegewinn für das gesamte Bibliothekswesen, dass die Bibliothek als kulturelles Gedächtnis monatelang in Tages- und Wochenzeitungen, aber auch in Rundfunk und Fernsehen an einem herausragenden Beispiel thematisiert wurde.
Wie richtig es war, den Weg zur Ausstellung über den Präfekten und nicht den Papst zu bahnen, wurde mir deutlich, als ich bei ihrer Eröffnung Ministerpräsident Späth führte und wir – der Zufall wollte es so – seinem Vorgänger Filbinger bei der Betrachtung des Falkenbuchs Kaiser Friedrichs II. begegneten, das er vergebens auszuleihen versucht hatte. Am Rande sei erwähnt, dass es gelungen ist, den sicheren Transport der Werke von Rom und wieder dorthin zurück von Transallmaschinen der Bundeswehr mit Unterstützung des italienischen und amerikanischen Militärs durchzuführen. Ich verdanke es dem Kommandanten der Bundeswehr Gottfried Greiner, der Verteidigungsminister Wörner dafür gewinnen konnte – wobei die Umsetzung in die Praxis noch viel zusätzlichen Einsatz erforderlich machen sollte.
4 Den Moment nutzen
Manchmal ergeben sich unerwartet Begegnungen, die Geistesgegenwart verlangen, um sie zu nutzen. Zwei seien hier kurz angesprochen.
4.1 Wirtschaftsminister Fischer und der DFN-Verein
Einen Empfang im Funkhaus Hannover musste ich vorzeitig verlassen, um einen Zug zu erreichen. Knapp in der Zeit, wie ich es gewohnheitsmäßig bin, sprach ich einen Herrn an, der gleichzeitig zu seinem Dienstwagen eilte, ob er mich vielleicht zum Hauptbahnhof mitnehmen könne. Wirtschaftsminister Peter Fischer war gern dazu bereit. Es ergab sich ein Gespräch, in dem ich ihm von den Problemen des DFN (Deutsches Forschungsnetz)-Vereins berichtete, ausreichende Bandbreiten für die wissenschaftliche Forschung von der Telekom bereitgestellt zu bekommen. Er forderte mich mit der Bemerkung, er sei Mitglied im Verwaltungsrat, dazu auf, ihm detailliertere Unterlagen zukommen zu lassen. Er werde in der Sitzung kommende Woche das Thema ansprechen. Die Bewilligung der Anforderungen kam prompt – die Kollegen des DFN wählten mich daraufhin in ihren Verwaltungsrat, in dem ich einige Jahre auch wichtige bibliothekarische Anforderungen unterstützen konnte. Dabei kam ich auch enger mit dem hochprofessionellen Geschäftsführer Maassen zusammen, der bei der Vorbereitung einer gemeinsame Presseerklärung formulierte: „Sie wissen, dass sich die Kritik der PR-Fachleute darauf bezieht, dass die Texte zu abstrakt sind. Ich arbeite daher daran, Fallbeispiele, zu sammeln und aufzubereiten. So etwas braucht die Öffentlichkeitsarbeit.“ Sätze, die es lohnt, sie zu beherzigen.
4.2 Ministerpräsident Platzek und das IKMZ
Bei der Eröffnung einer Ausstellung, in der bedeutende Ungarica der SUB Göttingen in der Ungarischen Botschaft (Berlin, Unter den Linden) gezeigt wurden, stand ich völlig überraschend durch einen Vorhang verborgen neben dem Ministerpräsidenten Brandenburgs, Matthias Platzek, hinter dem Rednerpult, an das wir beide kurze Zeit später zu treten hatten. Ich fasste mir ein Herz und fragte ihn, ob er bereit sei, zur Verleihung des Preises Bibliothek des Jahres nach Cottbus zu kommen, wenn das IKMZ dafür nominiert werden sollte. Er sagte spontan zu und forderte mich auf, mich wegen eines Termins mit seinem Büro Kontakt aufzunehmen. Als Mitglied des Preisgerichts gelang es mir, die Kolleg*innen davon zu überzeugen, dass diese bibliothekarische Einrichtung mit dem seltsamen Namen Informations-, Kommunikations- und Medienzentrum Cottbus, in dem auch die Konzeption der engen Verbindung mit dem Rechenzentrum ausgedrückt werden sollte, und mit ihrem Gebäude, in der die digitale Transformation versinnbildlich ist, ein Markenzeichen für die Bibliothek der Zukunft sein könne. Die Dokumentation der Übergabe des Preises am 24. Oktober 2006 zeigt den Ministerpräsidenten bei seinem Grußwort.[34]

Verleihung des Preises Bibliothek des Jahres im IKMZ Cottbus 2006 ©IKMZ, MMZ 2006
5 Göttingen – Sanierung des Historischen Gebäudes und die Einführung von PICA
Als ich in Heidelberg nach dem Erfolg der Palatina und mit der erfolgreichen Sanierung des alten Gebäudes und der Durchsetzung des Tiefmagazins wichtige Aufgaben erfüllt hatte, kam die Anfrage aus Göttingen, ob ich bereit sei, die Leitung der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek für mich als gerade Fünfzigjährigen im richtigen Moment. Ich entschloss mich dazu, weil ich die anstehenden Aufgaben „einen Neubau zu vollenden, einen Altbau zu sanieren und ein regionales EDV-System flottzumachen“[35] als Herausforderungen empfand, für die ich mich aufgrund meiner Vorerfahrungen gut vorbereitet fühlte.
5.1 Mit Schrot schießen
Das Göttinger Universitätsbauamt wollte nach der absehbaren Vollendung des neuen Gebäudes sofort die Sanierung des Altbaus in Angriff nehmen. So wurde ich schon vor meinem Dienstbeginn im Oktober 1990 gebeten, an Sitzungen zu seiner Neukonzeption teilzunehmen – nicht ahnend, dass fast ein Jahrzehnt vergeblicher Bemühungen vergehen sollten, bis mit der Umsetzung begonnen werden konnte. Ich nahm jede Gelegenheit wahr, dafür zu werben, auch die Einladung über die Bibliothek und ihr historisches Gebäude zur Verleihung des Alexanderpreises, mit dem Journalisten in Göttingen für herausragende regionale Berichterstattung ausgezeichnet werden, zu sprechen. Es fiel mir schwer, bei der sonstigen beruflichen Belastung meine Zusage zu der wenig spektakulären Veranstaltung einzuhalten – aber, sagte ich mir, man muss mit Schrot schießen – und sollte ein Volltreffer landen. Nach meinem Vortrag sprach mich ein jung aussehender Mann an und äußerte seine Bewunderung bezüglich der Bibliothek, für die dringend etwas getan werden müsse. Am Sonntag darauf war Wahl in Niedersachsen und wenige Wochen später war der gar nicht so junge Mann – mein Minister. Mit Thomas Oppermann begann eine sehr erfolgreiche Kooperation. Er ermöglichte den Beginn der Sanierung des Historischen Gebäudes. In der Paulinerkirche konnte aus dem Stand der Historische Saal, den Heine in seiner Harzreise verewigt hat, in Anlehnung an seine alte Form wieder errichtet werden. Um die Regale mit eingebauten Vitrinen zu finanzieren, musste ich allerdings Sponsoren suchen – bis hin zum „Verkauf“ von namentlich bezeichneten Regalbrettern reichte die erfolgreiche Spendenkampagne. Rechtzeitig konnten parallel zur Weltausstellung in Hannover die Göttinger Gutenbergbibel und die wertvolle Inkunabelsammlung der Bibliothek präsentiert werden. Die Zusammenarbeit brachte weitere Früchte. Auch die finanziellen Voraussetzungen für die Digitalisierung der kostbar illuminierten vollständigen Göttinger Pergamentexemplare wurden durch Oppermann geschaffen.

Minister Thomas Oppermann beim Scannen der Göttinger Gutenbergbibel 1999[36]
Die Presse zeigte ihn gern bei der Digitalisierung (Abb. 3). Damit konnte die Göttinger Bibliothek im Jahre 2000 als erste die Gutenbergbibel im Internet präsentieren – und damit den zum Mann des zweiten Jahrtausends Gewählten sozusagen auch zu einer Person des dritten machen. Mit der Neugestaltung der Paulinerkirche war die als Maßnahme im Rahmen des Hochschulbauförderungsgesetzes längst empfohlene Sanierung des Historischen Gebäudes außerplanmäßig in Gang gekommen und musste nun auch vollendet werden, um den Bundeszuschuss nicht verfallen zu lassen… In der Ministerzeit Oppermanns konnte noch manche gemeinsame Aktivität durchgeführt werden – von der Ausstellung „Das Göttinger Nobelpreiswunder“ bis zur Gründung des Niedersachsenkonsortiums, mit dem es möglich wurde, den Zugriff aller wissenschaftlichen Bibliotheken des Landes auf elektronische Zeitschriften wesentlich zu verbessern. Und auch in seiner Berliner Zeit hatte Oppermann immer ein offenes Ohr, z. B. als ich ihn um Unterstützung bei den hart umkämpften Regelungen des Urheberrechts-Wissensgesellschafts-Gesetz (UrhWissG) bat, das dann durch seine Initiative als Fraktionsgeschäftsführer der SPD 2017 noch rechtzeitig vor Ende der Legislaturperiode im Bundestag verabschiedet wurde. Beim Symposium „Transfer und Transformation“ aus Anlass meines 80. Geburtstags wollte er sprechen. Er ist jedoch kurz vorher plötzlich verstorben.
Wer wagt, gewinnt
Schon vorher war mit ministerieller Unterstützung ein epochemachendes Projekt gelungen: die Einführung des niederländischen Verbundsystems PICA in Niedersachsen.[37] Die im Bibliotheksrechenzentrum Niedersachsen (BRZN) in Göttingen auf Siemens-Rechnern entwickelte Software war obsolet geworden. In einem intensiven Auswahlverfahren war das in den Niederlanden entwickelte PICA-System als optimal erkannt worden. Mit Klaus-Dieter Lehmann von Der Deutschen Bibliothek (heute Deutsche Nationalbibliothek) hatte ich eine Kooperation bei der Einführung vereinbart. Das war die Grundlage dafür, in Niedersachsen die allgemein in deutschsprachigen Ländern verwendeten Regeln für die alphabetische Katalogisierung (RAK) einzuführen – eine der Voraussetzungen der Zustimmung der DFG-Gremien, ohne die eine Finanzierung im Rahmen des Hochschulbauförderungsgesetzes mit Bundesbeteiligung nicht möglich war. Durch verschiedene Vorgespräche war auch in anderen Fragen eine weitgehende Abstimmung mit der DFG erreicht, so dass ich den Entwurf des HBFG-Antrages Anfang Juni 1991 zunächst als Anfrage aus Göttingen an den Unterausschuss für Datenverarbeitung richten konnte, der ihn in einer Sitzung am 11.06.1991 in Frankfurt behandeln wollten, zu der Gerhard Schlitt und ich eingeladen waren. Da kam vom Referatsleiter Bibliotheken im Wissenschaftsministerium, Dr. Hesse, die Nachricht, dass er einer Teilnahme nicht zustimmen könne. Hintergrund war, dass das Wirtschaftsministerium eine Ausschreibung des Vorhabens forderte, an der die Pica-Stiftung nicht hätte teilnehmen können, die einen Kooperationsvertrag anstrebte. Mein Kollege Schlitt und ich waren entschlossen, wenn nötig auch auf eigene Verantwortung den Frankfurter Termin wahrzunehmen, um nicht alle bisher geleisteten Vorarbeiten zunichtezumachen. Da eröffnete sich durch einen glücklichen Zufall eine Chance: Dr. Klaus Volle, der Kanzler der Universität Göttingen, ermöglichte mir die Teilnahme an einer Tagung zur Wissenschaftspolitik Niedersachsens, die just am 7. und 8. Juni in Loccum stattfand, an der u. a. Ministerin Schuchardt und Staatssekretär Reinhardt teilnahmen. So kam es in einer Nachtsitzung mit Dr. Reinhardt und Dr. Volle zum Beschluss der Teilnahme an der DFG-Sitzung, der am nächsten Morgen in einem Gespräch mit der Ministerin bestätigt wurde. (Später hat sie pressewirksam die erste Recherche durchgeführt.) Die Spitze des MWK war für den Weg des Kooperationsvertrages mit Pica gewonnen, das Wirtschaftsministerium noch nicht. Ein Grund dafür war auch, dass es gleichzeitig Verhandlungen des Landes zur Ansiedlung von Fabriken mit Siemens gab – das PICA-System aber nur auf Tandem-Rechnern lief. Die turbulente weitere Entwicklung, bei der insbesondere auch der Landesrechnungshof in der Person Dierk Fittschens eine entscheidende Rolle spielte, hat er selbst detailliert dargestellt.[38] Mit der PICA-Einführung war Niedersachsen in kurzer Zeit in die vorderste Front der Einführung von Verbundsystemen gerückt, so dass die Verbundzentrale in Göttingen in wenigen Jahren zum Zentrum des Gemeinsamen Bibliotheksverbundes von sieben Ländern und der Staatsbibliothek Stiftung Preußischer Kulturbesitz zu Berlin mit vielen zusätzlichen Teilnehmern werden konnte. Die teilweise dramatischen Geburtswehen sind längst vergessen – aber ein Beispiel dafür, an welch seidenem Faden wichtige Entwicklungen manchmal hängen, die nur durch die geglückte Zusammenarbeit von Politik und Fachleuten gelingen können. Dabei war in Niedersachsen noch eine wesentliche Voraussetzung des Erfolgs gegeben: Man war sich im Willen, PICA einzuführen, im Beirat für das Bibliothekswesen völlig einig – das erleichterte den Politikern die Unterstützung, weil die Chance erfolgreichen Engagements für sie dann groß ist. Kontroverse Vorhaben verlieren an Aktualität und sind für Politiker wenig attraktiv.
6 Gemeinsam sind wir stark – Bundesvereinigung Deutscher Bibliotheksverbände
Bei der Gründung der Bundesvereinigung Deutscher Bibliotheksverbände BDB am 20. September 1989 in Heidelberg war wesentliches Ziel, den vielstimmigen Chor von Äußerungen der Einzelverbände zu Bibliotheksfragen, die sich überschnitten oder sogar widersprüchlich sein konnten, zu bündeln und ihnen damit mehr Durchschlagskraft zu geben. Die Bereitschaft, sich aktiv einzubringen, war groß, so dass es schon bei der ersten Pressekonferenz mit guter Resonanz ein breites Spektrum von Themen angesprochen werden konnte. Um dauerhaft effizient zu arbeiten, musste die interne Kommunikation auf eine neue Basis gestellt werden; Arbeitsgruppen für aktuelle Fragestellungen mit Mitgliedern aus allen Verbänden ermöglichten, die Vorstellungen zusammenzuführen und sie dann mit einer Stimme nach außen zu vertreten. Auch Grundsatzpapiere wie die Aktualisierung des Planungspapiers Bibliotheken 73 konnten so gemeinsam angepackt werden[39] und erwiesen sich schon im Entstehungsprozess als wertvolles Hilfsmittel, als wir vor der völlig unerwarteten Aufgabe standen, eine Basis für die gemeinsame Weiterentwicklung des Bibliothekswesens in ganz Deutschland zu finden. Denn wenige Wochen nach der Gründung der BDB war die Berliner Mauer gefallen. Der Weg zur Wiedervereinigung öffnete sich. Für die Arbeit in neuen Dimensionen mit einem hohen Bedarf an Koordination war die BDB genau zum richtigen Zeitpunkt gegründet worden.
6.1 Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Bildung
Es zahlte sich dabei aus, dass ich schon sehr früh mit dem „Klinkenputzen“ begonnen hatte. Bei meinem Besuch beim damaligen Staatssekretär Lammert im Bundesministerium für Bildung im Januar 1990 fand ich offene Ohren. In meinen ersten Schreiben an Minister Jürgen Möllemann stand das von ihm initiierte Überlastprogramm im Vordergrund, damit darin auch die Bibliotheken genannt wurden. Ich legte ihm dann im Frühjahr 1990 einen konkreten Vorschlag für den Aufbau von Lehrbuchsammlungen in der vielgebrauchten Studienliteratur in der (damals noch) DDR mit einem Dreijahresprogramm von 6,5 Mio. DM im ersten und je 5 Mio. DM in den beiden Folgejahren vor. Der Wunsch wurde übererfüllt: Im Juni konnte ich mit Ministerialrat Hirsch über die konkrete Umsetzung eines 15 Mio. Paketes für 1990 verhandeln. Vor allen war mir dabei wichtig, dass nicht – wie vom Ministerium geplant – westdeutsche Bibliotheken mit diesen Mitteln die Bücher für die ostdeutschen Kolleg*innen zusammenstellen sollten, sondern diese selbst – informiert durch Titellisten westdeutscher Lehrbuchsammlungen – diese selbständig erwerben konnten. Es war eine psychologisch wichtige Entscheidung, die den Kollegen das Vertrauen signalisierte, das man in ihre fachliche Kompetenz hatte (und dann den Nebeneffekt hatte, dass in den ostdeutschen Bibliotheken in den ersten Monaten nach der Wiedervereinigung bis in die Nächte gearbeitet werden musste, um die Riesenmittel rechtzeitig auszugeben, während in der Nachbarschaft in vielen Betrieben die Lichter ausgingen). Der Kontakt zum Ministerium wurde in der Deutsch-Deutschen Kommission, die bald zu Bund-Länder-Arbeitsgruppe Bibliothekswesen wurde, intensiviert und nach deren Ende kontinuierlich fortgesetzt.[40] Dadurch konnten auch Krisen, wie der Plan eines Ministerialen, die Zeitschriftenmittel der TIB Hannover drastisch zu kürzen, erfolgreich gemeistert werden.
Wie effektiv die von der BDB koordinierte Pressearbeit war, zeigte sich auch bei der Tagung, die im September 1990 in Wolfenbüttel zusammenkam. Die schiere Menge der rund 20 000 westdeutschen und (damals noch) 15 000 ostdeutschen Bibliotheken beeindruckte und brachte den Hilferufen zur Unterstützung gegen den zu befürchtenden Kahlschlag bei den Öffentlichen Bibliotheken im Osten ein breites Echo in regionalen wie überregionalen Zeitungen aber auch der Wochenzeitung die ZEIT. Rolf Michaelis forderte Bundeskanzler Kohl auf, die Kulturförderung über die Sportbezuschussung nicht zu vergessen und feierte den rechtzeitigen Zusammenschluss der fünf westdeutschen Bibliotheksverbände 1989: „Das Dach für die neu hinzukommenden Spezialisten aus der DDR ist schon gezimmert.“[41]
6.2 Kooperation mit dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels
Eine enge Zusammenarbeit wurde auch mit dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels begonnen. Meinen Vorschlag zu gemeinsamen Spitzengesprächen griff die Vorsteherin Dorothee Hess-Maier schon 1989 auf. Neben praktischen Fragen wie der Überarbeitung der Empfehlung für den Geschäftsverkehr zwischen Bibliotheken und Buchhandel (die nach intensiven Diskussionen 1992 im Börsenblatt des Deutschen Buchhandels erscheinen konnte), suchte man auch in komplexen Themen wie der Harmonisierung des Urheberrechts oder des Vermiet- und Verleihrechts, die auf europäischer Ebene vorbereitet wurden, einen Gesprächsfaden zu knüpfen. Auch die Wiedervereinigung war eine Herausforderung, die z. B. 1991 zu einer gemeinsame Veranstaltung Bibliotheken und Buchhandel in den neuen Ländern auf der Leipziger Buchmesse führte. Es entwickelte sich daraus über mehrere Jahre eine von der Buchmesse gesponserte Veranstaltungsreihe für osteuropäischen Bibliothekar*innen, die von der BDB organisiert wurde. Durch meine Mitgliedschaft im Messebeirat war es der BDB zudem möglich, sich aktiv an deren Weiterentwicklung zu beteiligen. Besonders in der Amtszeit von Vorsteher Gerhart Kurtze ergab sich seit 1992 eine enge Zusammenarbeit mit regelmäßigen Spitzengesprächen. Auch im politischen Raum suchten wir gemeinsame Auftritte. Eine Einladung auf den Bonner Buchhändlertagen, zu denen auch Bundeskanzler Kohl erschien, ein Referat zu halten, konnte ich leider nicht wahrnehmen. Die Termine des 5. Bibliothekskongress (1. bis 5. Juni 1993) und der Buchmesse 1993 in Leipzig wurden miteinander verzahnt, obwohl diese dazu in die Pfingstwoche verlegt werden musste. Für die bibliothekarischen Teilnehmenden (erstmals wurde die magische Teilnehmerzahl von 3000 überschritten) war es attraktiv, für den Messebesuch einen Tag länger in Leipzig zu bleiben. Das Börsenblatt berichtete über den Bibliothekskongress auf 15 Sonderseiten.[42] „Die Gemeinsamkeiten mußten nicht beschworen werden.“ war das zusammenfassende Resümee.[43] Die größten bibliothekarische Sorgen waren damals die finanziellen Restriktionen, die z. B. bei den wissenschaftlichen Bibliotheken durch Mittelkürzungen und -sperrungen bei exorbitant steigenden Zeitschriftenpreisen einen Kahlschlag bei den Abonnements befürchten ließen. Die Hochschulrektorenkonferenz (auch ein wichtiger Kooperationspartner) sprach in diesem Zusammenhang von der Gefahr der Verprovinzialisierung der deutschen Wissenschaft. Auf dem Empfang des Börsenvereins zum Abschluss des Bibliothekskongresses versprach Kurtze, dass die Bibliothekare sich auf die Unterstützung der Buchhändler verlassen könnten. Und er hielt Wort. 1994 begann der Börsenverein eine bildungspolitische Kampagne unter dem Motto Bücher sichern Zukunft, bei deren Auftaktveranstaltung mit Frau Hamm-Brücher und dem Abgeordneten Duve ich auch sprechen konnte. Vorsteher Kurtze schickte mit mir abgestimmte Briefe an Bundeskanzler Kohl und die Spitzenpolitiker aller Parteien, wies auf die studienverlängernde Literaturnot der Studierenden hin und forderte eine Bildungsreform durch Bibliotheksausbau unter Einschluss der Öffentlichen Bibliotheken. Darüber hinaus besuchte er sämtliche Minister der einschlägigen Ministerien in allen Bundesländern. Es ist natürlich besonders wirksam, wenn sich ein anderer derart aktiv für die eigenen Belange einsetzt (was natürlich nicht nur aus Altruismus geschah). Es war damals sogar möglich, gemeinsame Erklärungen von Börsenverein und BDB auch zu umstrittenen Themen wie SUBITO[44] zu erarbeiten. Nach der Feststellung der unterschiedlichen Rechtsauffassungen wurde die Zustimmung zu einer zweijährigen Testphase gegeben. Gemeinsame Entwicklungsprojekte wurden am 12.6.1996 auch in „Bibliotheken und Buchhandel vor der Online-Herausforderung“[45] angestoßen. Diese noch von mir verhandelten Papiere wurden von meiner Nachfolgerin, Sprecherin Birgit Dankert unterzeichnet. Diese kooperative Phase ließ sich allerdings nicht auf Dauer halten. Der Streit um den Kopienversand, den die TIB Hannover im In- und Ausland sehr aktiv bewarb, spitzte sich trotzdem weiter zu. Immerhin ließ sich der Börsenverein Zeit, bis zum Juni 2004 durch ein Rechtsanwaltsbüro der TIB eine Abmahnung zustellen, die die dann Ausgangspunkt langjähriger Rechtsstreitigkeiten um das Urheberrecht werden sollte.
7 LIBER und die EU – Die Harmonisierung des Urheberrechts
Für die Durchsetzung bibliothekarischer Zielsetzungen wurde die europäische Zusammenarbeit immer wichtiger. Rechtliche und wirtschaftliche Vorgaben der Europäischen Union haben konkrete Auswirkungen auf die Regelungen in den einzelnen Mitgliedsstaaten. Die Förderprogramme der EU boten und bringen weiter Chancen, durch kooperative Projekte zukunftsorientierte Services zu entwickeln und gemeinschaftlich Informationsinfrastrukturen aufzubauen. Hier sei als Beispiel das Wirken von LIBER (Ligue des Bibliothèques Européennes) in diesem politischen Raum in der Phase der Harmonisierung des Urheberrechtes dargestellt.
Die 1886 angenommene Berner Übereinkunft zum Schutz von Werken der Literatur und Kunst ist seitdem immer wieder revidiert worden. Sie wird von der Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO) verwaltet, die 1996 den WIPO-Urheberrechtsvertrag (WTC) verabschiedet hat, der Urheberrechtsaspekte der Informationsgesellschaft regelt. Er reduzierte insbesondere die Möglichkeiten der Vervielfältigung und führte ein enges Recht der Zugänglichmachung ein, bot aber auch die Chance, neue Schranken (Ausnahmeregelungen) einzuführen. Dieses hatte Emanuella Giavarra von EBLIDA (European Bureau of Library, Information and Documentation Associations) auch im Namen von LIBER bei den Verhandlungen in Genf vorangebracht, mit der ich im Project ECUP (the European Copyright User Platform) eng zusammenarbeitete. Der nächste Schritt war die Umsetzung der neuen Regelungen in den einzelnen Ländern. In der EU hatte die Kommission die Aufgabe, dies durch eine Direktive für die Mitgliedsstaaten vorzubereiten. Die bibliothekarische Öffentlichkeit musste darauf vorbereitet werden. Dafür organisierte ich als Vizepräsident 1997 einer Preconference (The Berne Convention in the Digital Age: What will happen after the WIPO Conference December 1996?) im Rahmen der Annual General Conference von LIBER in Bern, dem Ursprungsort der internationalen Urheberrechtsregelungen.[46] Von Jukka Liedes, Finnland, der die WIPO-Konferenz geleitet hatte, erhielten wir Information über Ablauf und Ziel aus erster Hand. Der Urhberrechtsspezialist Helge M. Sönneland, Norwegen, brachte seine Erfahrungen als Berater und später als Ministerialrat im Ministerium für Kultur und Kirche ein. Dr. Jörg Reinbothe war bei Europäischen Kommission aktiv bei Vorbereitung der Richtlinie beteiligt und konnte wertvolle Einblicke in die Arbeitsweise der Kommission geben. Emanuella Giavarra entwickelte die inhaltlichen Vorstellungen, die von den Bibliotheken vertreten werden sollten. Die Veranstaltung war für alle informativ, mir war sie eine wichtige Grundlage, die European Library Declaration on behalf of European National, Academic and Research Libraries Copyright für die LIBER-conference 1998 in Paris vorzubereiten. Sie wurde von der Vollversammlung akzeptiert und rechtzeitig vor Beginn der Beratungen bei der Europäischen Kommission eingereicht. Ziel des Papiers war es zu erreichen, dass die Möglichkeiten voll ausgeschöpft werden, die der WIPO-Vertrag zugunsten ausgewogener, die Bedürfnisse von Erziehung, Information und Forschung berücksichtigender Regelungen bot. Die Information ging nicht nur an die Kommission, sondern auch gezielt an die Abgeordneten des Parlaments, die mit Rechts- und Medienfragen befasst waren. Darüber hinaus wurden die Mitglieder von LIBER aufgefordert, ihre nationalen Abgeordneten anzuschreiben, als das Parlament sich damit befasste. Mit diesem Vorgehen konnte erreicht werden, dass rechtliche Regelungen für elektronische Medien weitgehend denen für analoge entsprechen. Der Kampf setzte sich dann auf nationaler Ebene fort, der in Deutschland erst durch das schon erwähnte Urheberrechts-Wissensgesellschafts-Gesetz 2017 zu einigermaßen befriedigenden Ergebnissen für Forschung und Information führte.
8 Ein paar Merkposten zum Schluss
Es ist eine wesentliche Aufgabe der Bibliotheken, möglichst effizient daran mitzuwirken, die Bedürfnisse der Gesellschaft und Wissenschaft nach qualifizierter Information zu befriedigen. Dazu müssen bauliche, organisatorische und vielfältige andere Voraussetzungen gegeben sein oder geschaffen werden, die insbesondere finanzielle Aufwendungen der öffentlichen Hand erfordern. Dies ist in einem demokratischen Land nur möglich, wenn die Aufgaben der Bibliotheken gesellschaftlich anerkannt werden und Politiker*innen und Amtsträger*innen dafür gewonnen werden, die konkreten Bedürfnisse der Bibliotheken zu unterstützen und dafür erforderlichen gesetzlichen und finanziellen Voraussetzungen zu schaffen.
Claudia Lux hat in ihrem Praxishandbuch[47] umfassend das Umfeld, die Felder und das Vorgehen für richtige Lobbyarbeit dargestellt. in ihrem praktischen Teil gibt sie auch konkrete Handlungsempfehlungen. Zum Teil hat sie dabei Beispiele für die Arbeit mit Politikern ausgewertet, die in diesem Beitrag auf ihre Anregung hin erneut aufgegriffen werden. Als Resümee aus meinen Erfahrungsberichten möchte ich abschließend einige Leitsätze festhalten.
Demokratie ist Öffentlichkeit also
Tue Gutes und rede darüber,
Sei sichtbar u. a. durch
„Gesichtsmassage“
Anwesenheit bei Veranstaltungen
Besuche bei Abgeordneten, Bürgermeistern, ….
Öffentlichkeitsarbeit
Ausstellungen
Veranstaltungen …
Guten Kontakt mit den Medien
Schieß mit Schrot – auch scheinbar nebensächliche Kontakte und Auftritte in der Öffentlichkeit können große Wirkung haben.
Denk an die Interessen der anderen
Welchen Nutzen kann ein dein Anliegen einem Politiker, Bürgermeister, Präsident… bringen?
Schaffe Ereignisse, bei den sie sich präsentieren können.
Suche Partner für
Mitarbeit in Verbänden
Gründen von Arbeitsgruppen …
Erwarte nicht, dass andere deine Probleme lösen.
Bitte sie, bei machbaren Vorhaben mitzuwirken.
Bitte sie, dich zu beraten, um die Erfolgschancen von Projekten aufgrund ihrer Kenntnisse und Erfahrung zu verbessern.
Verzichte darauf zu jammern.
Nutze den Moment
Wer nichts wagt, der nicht gewinnt.
Manchmal muss man alles auf eine Karte setzen.
Auch Berufungen auf andere Stellen z. B. können in die Waagschale geworfen werden.
Sei darauf gefasst, dass
es Widerstände gibt.
Schüsse von hinten nicht ausbleiben.
bei personellen Wechseln der Leitungen (Rektoren, Bürgermeister, Präsidenten) Erfolge von gestern Probleme von heute werden können.
Bleib trotzdem freundlich und offen.
In Führungspositionen ist es nicht so wichtig, alles richtig zu machen, sondern das Richtige zu tun.
Über den Autor / die Autorin

Prof. em. Dr. Drs. h.c. Elmar Mittler
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- Anne Baillot: From Handwriting to Footprinting: Text and Heritage in the Age of Climate Crisis. Cambridge: Open Book Publishers, 2023, 179 Seiten, ISBN 978-1-80511-089-7, https://doi.org/10.11647/OBP.0355
- Hassan Soilihi Mzé: Geöffnet – Gelenkt – Umgebaut. Universitätsbibliothek Leipzig, Deutsche Bücherei und Leipziger Stadtbibliothek zwischen institutioneller Reorganisation und politischer Instrumentalisierung (1945–1968/69). Leipzig: Leipziger Universitätsverlag, 2023. 266 S., ISBN 978-3-96023-555-2. Hardcover € 33,–
- Madeleine C. Fombad, Collence Takaingenhamo Chisita, Omwoyo Bosire Onyancha und Mabel K. Minishi-Majanja (Hrsg.): Information Services for a Sustainable Society: Current Developments in an Era of Information Disorder. Berlin, Boston: Walter de Gruyter, 2023. VII, 369 Seiten: Illustrationen, 129,00 €, ISBN 978-3-11-077268-5. Auch als PDF & EPUB
- Stefan Alker-Windbichler, Axel Kuhn, Benedikt Lodes, Günther Stocker (Hrsg.): Akademisches Lesen. Medien, Praktiken, Bibliotheken. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, V&R unipress 2022. 370 S.
- Verena-Christin Schmidt: Digitale und hybride Lernraumgestaltung in Wissenschaftlichen Bibliotheken, Wiesbaden: b.i.t. verlag gmbh, 2023, 118 Seiten, 24,50 €, ISBN 978-3-9824425-5-6