Home Koloniale Kontexte in der Bibliothek. Vernetzen, Erschließen, Bereitstellen
Article Open Access

Koloniale Kontexte in der Bibliothek. Vernetzen, Erschließen, Bereitstellen

  • Sabine Imeri ORCID logo EMAIL logo , Moritz Strickert ORCID logo and Julia Zenker ORCID logo
Published/Copyright: January 29, 2024

Zusammenfassung

Der Beitrag thematisiert die Rolle von Bibliotheken in den gesellschaftspolitischen Debatten zum Umgang mit der (deutschen) Kolonialgeschichte und ihren Wirkungen. Konkret werden die Vernetzung von Initiativen im Netzwerk Koloniale Kontexte, die Vokabular- und Normdatenarbeit sowie der Umgang mit Forschungsdaten indigenen Ursprungs vor dem Hintergrund ethisch-politischer Fragestellungen dargestellt.

Abstract

The article addresses the role of libraries in socio-political debates on the history of (German) colonialism and its effects up to the present. In particular, the collaboration of initiatives in the network Colonial Contexts, the work on vocabulary, and authority files as well as the handling of research data of indigenous origin are presented against the background of ethical-political questions.

1 Einleitung

Seit einigen Jahren sind Debatten um Dekolonisierung und angemessenere Formen der Auseinandersetzung mit der (deutschen) Kolonialgeschichte fester Bestandteil öffentlicher Diskussion geworden. Themen wie der Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses und der Einzug des Humboldt-Forums, damit verbunden die Forderungen nach der Rückgabe von Objekten aus den Beständen deutscher Museen[1] oder die umstrittenen Straßenumbenennungen überall in Deutschland[2] sind immer wieder Gegenstand breiter medialer Aufmerksamkeit.

In den Wissenschaften liegt der Beginn der kritischen Revision ihrer kolonialen Grundlagen und Einbettungen länger zurück. Aufbauend auf politischen und sozialen Auseinandersetzungen im Kontext so unterschiedlicher Bewegungen und intellektueller Projekte wie dem Panafrikanismus[3], der Négritude[4], dem antikolonialen Befreiungskampf[5] indigener Widerstandsbewegungen in beiden Amerikas[6] oder der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung weisen postkoloniale Wissenschaftler*innen spätestens seit den 1970er-Jahren auf die Verschränkung von imperialer Macht und Wissenschaft hin, hinterfragen ihren Neutralitätsanspruch und kritisieren die Marginalisierung nicht-westlicher Perspektiven.[7] Ausgehend von Diskussionen insbesondere in südamerikanischen Kontexten hat sich in den letzten Jahren der Begriff der Dekolonisierung zunehmend für eine grundlegende Emanzipation von westlich geprägten Wissensformationen durchgesetzt.[8]

Die theoretischen Auseinandersetzungen um postkoloniale Positionen waren und sind dabei auch mit ganz konkreten Bestrebungen verbunden, die wissenschaftlichen Institutionen selbst zu dekolonisieren. Einen wesentlichen Ausgangspunkt der letzten Jahre markiert hier die südafrikanische Rhodes-Must-Fall-Bewegung[9] von 2015, die bald auch in Oxford und London mit Studierendenprotesten rund um die Frage „Why is my curriculum white?“ Widerhall fand. Zentrale Forderungen waren u. a. eine stärkere Berücksichtigung von nicht-westlichen Autor*innen in universitären Lehrplänen sowie die Bekämpfung der Unterrepräsentation und des Mangels an Sozialleistungen für Minderheiten im wissenschaftlichen Personal und unter den Studierenden.[10]

Die Forderung nach einem diverseren Bildungskanon, der in viel stärkerem Maße Autor*innen aus dem Globalen Süden einschließt, betrifft direkt auch die wissenschaftlichen Bibliotheken, die mit ihren Beständen und Services wesentliche Ressourcen für Lehre und Forschung bereitstellen. Viele britische Universitätsbibliotheken wie z. B. die der Universitäten in Essex[11], Cambridge[12] oder London[13], aber auch die niederländische Universität Gent[14] versprechen inzwischen die Umsetzung selbst erarbeiteter Dekolonisierungsstrategien. An der Universität von British Columbia in Kanada möchte man die dortige Lehre durch Einbeziehung indigener Bildungsinhalte dekolonisieren,[15] z. B. mit der X̱wi7x̱wa Library, die als Teil der Universitätsbibliothek indigene Ressourcen zur Verfügung stellt.[16] Auch im deutschsprachigen Raum haben sich inzwischen Initiativen gegründet, die sich mit diesem Themenfeld beschäftigen, wie z. B. das Netzwerk Decolonize the library.[17] Gemeinsame Grundlage dieser Initiativen ist, dass sie einen kritischen Blick auf das Neutralitätsgebot der Bibliotheken werfen und Bibliotheken insgesamt stärker in ihrer Einbettung in gesellschaftliche (Macht-)strukturen betrachten. Der damit angestrebte Perspektivwechsel bezieht sich dabei durchaus auch auf andere gesellschaftspolitische Debatten oder Fragen der bibliothekarischen Arbeitsethik.[18]

Dass in der Arbeit des Fachinformationsdienstes Sozial- und Kulturanthropologie (FID SKA) die Auseinandersetzung mit dem Kolonialismus und seinen Zeugnissen in Bibliotheken, Archiven und Sammlungen derzeit eine besondere Rolle spielt,[19] hat auch mit seinen spezifischen Zielgruppen zu tun: Der FID SKA agiert primär als Infrastrukturpartner der ethnologischen Fächer und zugehöriger Einrichtungen – neben universitären und außeruniversitären Instituten auch Museen und andere Gedächtniseinrichtungen – und damit im Rahmen von Disziplinen, deren Entwicklung historisch eng mit kolonialen Strukturen verbunden war. Heute untersuchen Ethnolog*innen soziale Wirklichkeiten und kulturelle Praktiken in global verflochtenen Gesellschaften und deren historische Entwicklungen, die Vielfalt menschlichen Denkens sowie Prozesse politischer Transformation. Sie forschen mithin in gesellschaftlich häufig umstrittenen Feldern mit asymmetrisch verteilter Macht und Deutungshoheit. Die Wirkungen kolonialer Strukturen und kolonialen Denkens bis in die Gegenwart sind dabei in vielen Forschungsfeldern ein zentraler Bezugspunkt. Weil Fachinformationsdienste insgesamt ‚ihre‘ spezifischen Fachcommunities in die Ausrichtung ihrer Arbeitsschwerpunkte einbeziehen, kontinuierlich Impulse aufnehmen und Services im engen Austausch mit Fachwissenschaftler*innen entwickeln, ist es folgerichtig, dass sich diese fachlichen Debatten und Diskurse – gerade in ihren gesellschaftspolitischen und vor allem ethischen Dimensionen – zunehmend auch auf infrastrukturelle Fragen und damit auf die Arbeit des FID SKA auswirken. FID bilden in diesem Sinne zwar einen spezifischen Ausschnitt von Bibliotheksarbeit im Bereich ‚Forschungsnahe Dienste‘ ab, können aber mit ihrer institutionenübergreifenden und überregionalen Orientierung gleichzeitig zur Bearbeitung von Fragen beitragen, die sich ähnlich auch an anderen Bibliotheken stellen. Denn spätestens die Rückgabeforderungen und -verhandlungen zu musealen Objekten aus kolonialen Kontexten haben die Verantwortung auch anderer Gedächtniseinrichtungen für ihre überkommenen Sammlungen aufgezeigt und in ein neues Licht gerückt. In der Arbeit des FID SKA zeigt sich auf unterschiedlichen Ebenen, dass es dabei nicht ‚nur‘ um die Provenienz von Werken in Bibliotheken geht, sondern auch um Erschließungssysteme und -terminologien, um Fragen der Sichtbarkeit von oder die Kontrolle über Daten – vor allem dann, wenn Objekte, historische Literatur oder Forschungsdaten digital präsentiert werden.

Konkret entsteht im FID SKA Handlungs- und Diskussionsbedarf z. B. mit Blick auf die Frage, wie meist sensible Daten aus ethnografischer Forschung archiviert und für Nachnutzungen zur Verfügung gestellt werden können. Aus datenschutzrechtlichen, aber auch ethischen Gründen können sie in der Regel nicht offen publiziert, sondern bestenfalls unter kontrollierten Bedingungen zugänglich gemacht werden.[20] Neben der Umsetzung der FAIR-Prinzipien[21] und ethischer Anforderungen aus den ethnologischen Fächern ist dabei auch eine Auseinandersetzung mit den CARE-Prinzipien für Indigenous Data Governance[22] erforderlich, die von der Global Indigenous Data Alliance dezidiert für die Handhabung indigener Daten entwickelt wurden. Eng damit verbunden ist die Frage der verwendeten Vokabulare zur Beschreibung dieser Daten sowie aller anderen Informationsressourcen der ethnologischen Fächer. Hier stößt man immer wieder auf unterschiedliche, wenn nicht gegensätzliche Bedarfe von Wissenschaft und breiterer Öffentlichkeit: Eine zentrale (kultur-)politische Aufgabe von Bibliotheken ist die möglichst niedrigschwellige Zugänglichmachung von Informationen. Auf dem Stand der internationalen Fachdebatten basierende Fachsprache(n) und verständliche, etablierte – und im Fall hier oftmals eurozentrische – Allgemeinsprache lassen sich aber nicht ohne Weiteres in Übereinstimmung bringen. Gleichzeitig erfordert die zunehmende globale Vernetzung eine Reflexion der bestehenden Wissenssysteme, die Überprüfung westlich-europäischer Perspektiven sowie etwaige Anpassungen oder neue Funktionen, um diese Zugänglichkeit – gerade auch in ihren globalen Dimensionen – wo immer möglich sicherzustellen.

Das gilt ähnlich mit Blick auf die (Massen-)Digitalisierung historischer ethnologischer Fachliteratur. Bei genauerem Hinsehen handelt es sich dabei in vielen Fällen um Ergebnisse von Forschungen, die von kolonialen Strukturen profitierten und von kolonialem Denken geprägt sind.[23] Zwar sind diese Materialien in Bibliotheken seit langem zugänglich, bei der Überführung in den digitalen Raum und in eine gewünschte, im Internet frei zugreifbare Form stellen sich jedoch Fragen nach der Verbreitung diskriminierender und rassistischer Sicht- und Darstellungsweisen in diesen Werken auf eine neue Weise. Ebenfalls problematisch ist das Zeigen sog. secret/sacred objects, also von Objekten oder Praktiken, die als geheim oder rituell bedeutsam gelten. Daraus erwächst auch eine neue Verantwortung, über mögliche Formen der Einordnung und Kontextualisierung nachzudenken.[24] Auch wenn sich die Diskussionen um ethnologische und andere museale Sammlungen in einem hoch politisierten Feld[25] nicht eins zu eins auf Digitalisate historischer Fachliteratur übertragen lassen, stellen sich auch hier Fragen nach der Deutungshoheit: Wer entscheidet, mit welchen Begriffen welche Ressourcen angemessen beschrieben werden sollten? Und was kann vielleicht nicht oder eben nur eingeschränkt gezeigt werden?[26] Neben Überlegungen zu ethisch begründeten Restriktionen muss zudem weiter daran gearbeitet werden, wie gerade für Angehörige der dort dargestellten Gruppen und Personen der Zugang zu solchen Materialien verbessert werden kann. Auch die Zusammenführung von Materialien aus kolonialen Kontexten, die in den letzten zwanzig Jahren überall in Deutschland verstärkt digitalisiert wurden, ist bisher ein Desiderat.

2 Das Netzwerk Koloniale Kontexte

Solche Fragen lassen sich – sowohl in ihren ethischen Dimensionen als auch mit Blick auf ihre infrastrukturellen Konsequenzen – kaum von einer Institution allein bearbeiten. Der FID SKA beteiligt sich deshalb intensiv am „Netzwerk für nachhaltige Forschungsstrukturen zur Bearbeitung von Sammlungen und Beständen aus kolonialen Kontexten“[27] – kurz: Netzwerk Koloniale Kontexte –, das Akteur*innen zusammenführt, die mit ähnlichen Problemen vor allem im Bereich der Provenienzforschung oder der (Retro-)Digitalisierung etwa von kolonialen Bildarchiven konfrontiert sind.

Die Idee, ein solches Netzwerk zu gründen, entstand zunächst in informellen Gesprächen. Als ein erster konkreter Schritt wurde von Vertreter*innen der Arbeitsgruppe Koloniale Provenienzen des Arbeitskreises Provenienzforschung e. V., dem Deutschen Zentrum Kulturgutverluste, der Koordinierungsstelle für wissenschaftliche Universitätssammlungen in Deutschland, dem FID Afrikastudien und dem FID Sozial- und Kulturanthropologie ein DFG-Rundgespräch beantragt, das den Kreis der Beteiligten erweitern und damit verteilte Expertise mit je spezifischen Schwerpunkten zusammenbringen sollte. Im Herbst 2020 nahmen dann über 30 Kolleg*innen aus etwa fünfzehn Einrichtungen an diesem ersten – pandemiebedingt virtuellen – Gespräch teil. Es kristallisierte sich schnell der Bedarf nach verstetigtem Austausch und nach Offenheit für weitere Interessierte heraus. Das in der Folge ins Leben gerufene Netzwerk beschäftigt sich seither an der Schnittstelle von (Provenienz-)Forschung und Forschungsinfrastrukturen mit Fragen der Bearbeitung, der digitalen Zusammenführung und Sichtbarkeit sowie den Nutzungsmöglichkeiten von Materialien und Daten aus kolonialen Kontexten unter Beachtung ethischer Vorbehalte. Die ethnologische Forschung ist im Netzwerk durch den Bereich der ethnologischen Sammlungen an Museen und anderen Institutionen, durch fachhistorische Aufarbeitungen von Provenienzen und Forschungsgeschichte sowie methodisch-theoretische Neubewertungen von Objekten und Forschungsergebnissen – teils aus internationalen Kooperationen mit Angehörigen sog. Herkunftsgesellschaften[28] heraus – eingebunden.

Seit 2020 trifft sich das Netzwerk als in diesem Sinne offener Zusammenschluss zweimal im Jahr. Übergeordnetes Ziel ist es, Akteur*innen zu vernetzen, die digitale Zugänge zu relevanten Forschungsdaten zur Kolonialzeit benötigen, schaffen oder nachhaltig gewährleisten wollen. Ein wesentliches Anliegen ist zudem, Kolleg*innen aus den Herkunftsgesellschaften in die Netzwerkarbeit einzubinden, um eine Vielzahl von Perspektiven, vor allem aber von konkreten Bedarfen berücksichtigen zu können. So wird z. B. hinsichtlich der Planung von Datenbanken auf beschränkten Internetzugang in einigen Herkunftsregionen hingewiesen. Das Datenvolumen könnte entsprechend angepasst, Printversionen zur Verfügung gestellt und auf wartungsintensive Software verzichtet werden.[29]

Neben den übergreifenden Netzwerktreffen arbeiten verschiedene Arbeitsgruppen an eigenen Schwerpunktthemen. Die AG 3-Wege-Strategie hat es sich zum Ziel gesetzt, die Umsetzung der gleichnamigen Strategie von Bund und Ländern kritisch und konstruktiv zu begleiten und mit Informationen und Feedback aus der weiteren nationalen und internationalen Forschungsgemeinschaft zu unterstützen. Bisher bezieht sich das vor allem auf das Portal „Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten“ (Collections from Colonial Contexts – CCC-Portal)[30] innerhalb der Deutschen Digitalen Bibliothek (DDB), welches im Zusammenhang mit der 3-Wege-Strategie geschaffen wurde. Mit der „3-Wege-Strategie zur Erfassung und digitalen Veröffentlichung von Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten“ haben sich Bund und Länder zum Ziel gesetzt, einen zentralen Zugang zu bereits digital erfasstem Sammlungsgut zu schaffen, Bestände zu digitalisieren und zu veröffentlichen sowie gemeinsam mit den Herkunftsstaaten Standards für die langfristige digitale Verfügbarmachung zu schaffen.[31]

Die AG Drittmittelförderung bemüht sich um die finanzielle Grundlage der Netzwerkarbeit sowie einzelner Projekte, wie z. B. der Verstetigung des Archivführers Deutsche Kolonialgeschichte.[32] Die AG Internationale Kooperationen möchte den Bedarf an Austausch über kulturelle Kontexte, rechtliche Rahmenbedingungen und Reflexionsprozesse bei laufenden Projekten im Netzwerk sicherstellen. Im Ergebnis einer eigenen Workshopreihe stellt die AG Empfehlungen für kollaborative Digitalisierungsprojekte zur Verfügung, die Erfahrungen und Reflexionen aus der Praxis zusammenfasst.[33] Die AG Forschungstool beschäftigt sich mit der Nutzung, Evaluation und Entwicklung kooperativer Forschungstools und -umgebungen. In der – derzeit größten – AG Thesauri wiederum geht es um Fragen der Standardisierung von kontrollierten Vokabularen und deren kritische Reflexion.

3 Kontrollierte Vokabulare und Normdaten als Ausdruck hegemonialer Wissenssysteme

Normdaten und kontrollierte Vokabulare sind als Sammlungsverwaltungs- und Erschließungsinstrumente zentral und unverzichtbar, auch weil sie die Zusammenführung und Verknüpfung getrennter Bestände unterstützen. Vokabulare sind jedoch kein neutrales Arbeitsinstrument.[34] Sie sind vielmehr historisch geprägt und eingebettet in politische Diskurse, die Fragen der Repräsentation und Multiperspektivität sowie der ethischen Erschließungspraxis[35] betreffen. Damit – und das ist eine wesentlich politische Dimension – werden auch Fragen der Deutungshoheit aufgeworfen: Was sind adäquate Begrifflichkeiten? Wer definiert Sachverhalte und wer wird davon definiert? Wie lassen sich andere – hier nicht-westliche – Perspektiven in Vokabulare und Datenstrukturen integrieren, ohne auf die Vorteile von Standardisierung zu verzichten? Wie kann eine Öffnung der Systeme ermöglicht werden, die egalitärere Kommunikation und Kollaborationen ermöglicht?[36]

Gerade in Digitalisierungs- und Erschließungsprozessen von Material aus kolonialen Kontexten spielen diese Fragen eine herausgehobene Rolle. Durch Onlineportale, die (digitalisierte) Bestände einem breiteren Publikum niedrigschwelliger zugänglich machen und dabei auf verstärkte Teilhabe zielen, wird auch transparenter, welche Ressourcen – Objekte, Fotosammlungen, Archivmaterialien u.Ä. – sich überhaupt in den Einrichtungen befinden. Auf dieser Grundlage können die Daten und die Bestände selbst nicht nur auf neue Weise Teil von wissenschaftlicher Forschung oder auch von Citizen-Science-Projekten werden, sie können auch zu neuen Kooperationen – und wie im Fall musealer Objekte – eben auch zu Restitutionsforderungen führen. Mit Blick auf die verwendete Sprache zur Bezeichnung von Objekten, Materialien aber auch Ereignissen – es macht z. B. einen Unterschied, ob ein Objekt als „gesammelt“ oder als „geraubt“ gekennzeichnet wird – gewinnen Fragen der adäquaten Repräsentation in diesen Portalen zunehmend an Bedeutung. Für Bestände aus kolonialen Kontexten ist dies vor dem Hintergrund ihres historischen Entstehungskontextes besonders relevant, da dort Definitions- und Kategorisierungsprozesse meist einseitig vom Globalen Norden ausgingen und dabei den Globalen Süden als Objekt begriffen. Vokabulare müssen in diesem Sinn als Element der Dekolonisierung von Infrastrukturen angesehen werden, indem sie niedrigschwelliger Zugänge für Herkunftsgesellschaften ermöglichen, z. B. durch die Möglichkeit der Implementierung von Mehrsprachigkeit. In diesem Sinne weist Crystal Vaughan darauf hin, dass „it is a librarian’s job to work at decolonizing colonial structures so that everyone has equitable access to information.“[37]

4 Vokabulararbeit im Netzwerk Koloniale Kontexte

Um diese Themen kollaborativ anzugehen, hat sich innerhalb des Netzwerks Koloniale Kontexte die oben erwähnte AG Thesauri[38] zusammengefunden. Ziel ist zunächst eine Bestandsaufnahme bereits bestehender kontrollierter Vokabulare. Perspektivisch wird zudem deren Verknüpfung, Angleichung und kritische Überprüfung angestrebt. Auf dieser Grundlage soll die Auffindbarkeit und dadurch die (internationale) Zugänglichkeit ebenso heterogener wie verteilter Bestände im Bereich des Netzwerks und darüber hinaus zeitnah unterstützt werden. Die AG versucht, unterschiedliche Personen aus dem GLAM-Bereich, Wissenschaftler*innen und Mitarbeiter*innen von Infrastruktureinrichtungen über Domänengrenzen hinweg ins Gespräch zu bringen sowie gemeinsam an Vokabularen zu arbeiten. Angestrebt wird auch hier die Zusammenarbeit und der Austausch mit Forschenden aus Herkunftsregionen sowie Vertreter*innen der Herkunftsgesellschaften, z. B. über angemessene Bezeichnungen von Sprachen, Orten oder Objekten.

Die Arbeitsgruppe hat zunächst erhoben, welche Vokabulare in Einrichtungen vorhanden sind und wie bisher mit ihnen gearbeitet worden ist. Dabei stellte sich heraus, dass viele der bereits vorhandenen Vokabulare einrichtungsspezifisch und/oder projektbasiert entwickelt und genutzt werden. Die Gemeinsame Normdatei (GND) als nachhaltiges Arbeitsinstrument hingegen wurde von den Einrichtungen, z. B. mit Blick auf die Abdeckung von Bezeichnungen für Gesellschaften und Gemeinschaften („Ethnien“), als nicht adäquat charakterisiert. Auf der Grundlage dieser Erhebung arbeiten Mitglieder der Gruppe kollaborativ an einem Vokabular, das die verschiedenen bereits vorhandenen Vokabulare produktiv miteinander verknüpfen will. Ziel der praktischen Arbeit mit der Vokabularsoftware digiCULT.xTree[39] ist die Entwicklung eines gemeinsam nachnutzbaren Vokabulars. Nachhaltig- und Nachnutzbarkeit soll durch eine enge Kooperation mit der GND geschaffen werden. Auf diese Weise sollen die Vorteile des großen und strukturierten Datenbestands der GND mit genauer Prüfung und Expertise von fachwissenschaftlicher Seite kombiniert werden. Mehrsprachigkeit zur Erhöhung der internationalen Zugänglichkeit soll durch Synonymanreicherung und die Verlinkung mit anderen Vokabularen wie z. B. dem Art & Architecture Thesaurus (AAT) erreicht werden. In einem ersten Testlauf wird das Themengebiet „Ethnien“/kulturelle Gruppen bearbeitet, um einen Redaktionsleitfaden sowie einen redaktionellen Workflow zu entwickeln. Die praktisch-konzeptionelle Arbeit orientiert sich dabei an zahlreichen Vorarbeiten und Projekten, die eine kritische Revision von Vokabularen im Zusammenhang mit kolonialen Kontexten vorgenommen haben.[40] Eine unmittelbare und unveränderte Übertragung einzelner Arbeitsergebnisse ist vor dem Hintergrund historischer und gesellschaftlicher Differenzen gleichwohl nicht möglich. Während sich viele dieser geografisch begrenzten Projekte um einen unmittelbaren Dialog mit direkt ansprechbaren Gruppen/Herkunftscommunities bemüht haben, ist für die Arbeit der AG Thesauri noch offen, wie dieser ressourcenintensive Prozess zwischen potenziellen „epistemic partners“[41] gestaltet werden kann, wenn das Vokabular unterschiedliche Weltregionen abdecken soll.[42] Im Arbeitsprozess wird zudem damit umzugehen sein, ob und wie Termini als falsch und problematisch eingeordnet und gekennzeichnet werden sollen und wie mit der dahinterliegenden Perspektivität und dem Zeitkern von Sprache aus bestimmten Epochen und dem Blickwinkel des Globalen Nordens umgegangen werden soll.[43] Die Arbeit an und mit kontrollierten Vokabularen ist der Sache nach immer unabgeschlossen und in Veränderung begriffen, was Dialog und regelmäßige Abstimmungen und Überarbeitungen notwendig macht.

5 Die CARE Principles for Indigenous Data Governance

Ein weit umfassenderes Anliegen verfolgt die 2019 gegründete Global Indigenous Data Alliance (GIDA)[44];– im Zusammenhang mit der International Indigenous Data Sovereignty Interest Group innerhalb der Research Data Alliance (RDA)[45];– mit der Formulierung der CARE-Prinzipien. Komplementär zu den FAIR-Prinzipien, die vor allem auf (technische) Eigenschaften von Forschungsdaten und Datenaustausch zielen, fordern die CARE-Prinzipien beim Umgang mit Forschungsdaten, die sich auf indigene Gruppen oder Personen beziehen, eine Auseinandersetzung mit Machtdynamiken, historischen Kontexten aber auch Fragen von Eigentum und Kontrolle ein. Mit den Dimensionen Collective benefit, Authority to control, Responsibility and Ethics geben sie einen Rahmen vor, der die Souveränität indigener Gruppen über Daten, die sie betreffen, zum Ziel hat. „Indigene Datensouveränitat“[46] ist dabei ein Konzept, das im Zusammenhang mit „umfassenderen Kämpfen indigener Bewegungen gegen die Folgen kolonialer Gewalt, anhaltender Diskriminierung und Auseinandersetzungen um die Rückerlangung der Souveränität über ihr Land, ihre Körper, ihre Kultur im Kontext und als Teil postkolonialer Nationalstaaten“[47] gesehen werden muss. In diesen Auseinandersetzungen geht es nicht ‚nur‘ um kulturelles Erbe, sondern insbesondere um Land- und Ressourcenkonflikte, mangelnde Gesundheitsversorgung oder Probleme beim Zugang zu Bildungsinstitutionen. Mit den CARE-Prinzipien und der Frage der Datensouveränität wird dem – mit auf Daten gerichteten Aspekten von Macht und Kontrolle – eine weitere Ebene hinzugefügt und Mitbestimmung über die Erhebung, das Eigentum und die Verwendung von Daten eingefordert. Kritisiert werden in diesem Sinne damit auch die Machtasymmetrien, die nicht nur dem Umgang mit oder dem Zugang zu Daten eingeschrieben sind, sondern dem globalen Wissenschaftssystem insgesamt.

Dem voraus geht allgemeiner die Frage, was als intelligibles und relevantes Wissen gilt und wer als kompetent gilt. Im Sinne von Donna Haraway ist mit wissenschaftlichen Methoden erzeugtes Wissen nicht einfach objektiv, neutral und universell gültig, sondern in sozialen und historischen Verortungen situiert, die auch das wissende Subjekt einschließen.[48] Was also als relevantes Wissen gilt, wird von dominanten Diskurssystemen bestimmt, die Ausschlüsse von Wissen, aber auch von Personen produzieren. In diesem Sinne ist es ein wesentliches Anliegen von CARE, das Wissen, Körper, Land und Traditionen von indigenen Gruppen und Personen nicht länger als ‚Datenbasis‘ für die Wissensproduktion in den globalen wissenschaftlichen Zentren genutzt – und in vielen Fällen ökonomisiert – werden sollen, ohne dass die Gruppen darauf Einfluss hätten oder selbst davon profitieren. Mitbestimmung über die Erhebung und Verwendung von Daten kann dann auch bedeuten, dass Daten – im weiteren Sinne aber auch Objekte und Materialien aller Art – nicht frei zugänglich gemacht oder nur mit Einschränkungen und unter bestimmten Bedingungen gezeigt werden können. Insofern verweist CARE auch auf mögliche Grenzen digitaler Verfügbarkeit und Transparenz von Wissen.

Mit Blick auf die praktische Umsetzung der CARE-Prinzipien werden inzwischen auch in Gedächtnisinstitutionen in Deutschland vielfach Disclaimer, die auf sensible Informationen, diskriminierende Darstellungen oder verharmlosende Begriffe etwa in Metadaten hinweisen, genutzt.[49] Andere Einrichtungen weisen zwar auf problematische Objekte in ihren Sammlungen hin, zeigen deren Abbildungen wegen ethischer Bedenken jedoch nicht online.[50] Die Initiative Local Contexts[51] wiederum hat in Zusammenarbeit mit Museen und anderen Einrichtungen, die Sammlungen halten, im Rahmen nachhaltiger Partnerschaften mit indigenen Communities und lokalen Organisationen die sogenannten Traditional Knowledge (TK) Labels und Biocultural (BC) Labels entwickelt. Mit diesen Labels lassen sich Daten und Informationen, die sich auf indigene Gruppen und Personen beziehen, anreichern und kontextualisieren, auch kann damit dokumentiert werden, welche Formen angemessener und respektvoller Nutzung erwünscht sind.[52] Wesentlich ist, dass die Labels im Austausch mit indigenen Gruppen erarbeitet oder spezifiziert werden.

6 Schlussbemerkungen

Die zunehmende Digitalisierung und die weitergehende Öffnung von Beständen und Forschungsergebnissen im Zuge von Open-Science-Bemühungen machen die Auseinandersetzung mit Material aus kolonialen Kontexten auch in Bibliotheken dringlicher. Ressourcen erreichen durch die virtuelle Verfügbarkeit einen breiteren Nutzendenkreis, der sich nicht nur auf den Globalen Norden beschränkt. Dies schafft – z. B. im Hinblick auf eine umfassende Mehrsprachigkeit, Zugänglichkeit oder bezüglich (forschungs-)ethischer Fragestellungen – Anforderungen, die bislang nur in Teilen in die bibliothekarische Arbeitspraxis integriert worden sind.

Gerade mit Blick auf ethische Fragen erfordern diese Prozesse auch seitens der Infrastruktureinrichtungen eine kritische Begleitung. Zum einen ist es aus unserer Sicht sinnvoll, die Bedenken und Anregungen der fachlich einschlägigen wissenschaftlichen Communities einzubeziehen und die dort vorhandene Expertise für konkrete Umsetzungen und Lösungsansätze zu nutzen. Infrastruktureinrichtungen profitieren davon, wenn sie bei der Bearbeitung dieser Themenfelder verstärkt mit ausgewiesenen Forschenden zusammenarbeiten. Zum anderen sehen wir auch die Institutionen selbst in der Verantwortung, sich aus eigener Motivation mit den Problemen zu beschäftigen und eine aktive Rolle in der Lösungsfindung einzunehmen. Ein näheres Zusammenrücken zwischen Forschung und Infrastruktureinrichtungen ist bei der Bearbeitung dieser Themenfelder somit notwendig. Die Fachinformationsdienste nehmen in diesem Zusammenhang eine wichtige Scharnierfunktion als Vermittler zwischen fachspezifischen Bedarfen und den Aufgaben der Infrastruktureinrichtungen ein. Das Netzwerk Koloniale Kontexte bietet dabei eine Möglichkeit für Fachinformationsdienste, Vertreter*innen anderer Infrastruktur- und Gedächtniseinrichtungen sowie Forschende dazu in Austausch zu treten.

Literaturverzeichnis

Adi, Hakim (2018): Pan-Africanism: A history. London: Bloomsbury Academic.10.1093/acrefore/9780190277734.013.559Search in Google Scholar

Aleksander, Karin (2014): Die Frau im Bibliothekskatalog. In: LIBREAS. Library Ideas (25). DOI:10.18452/9059.Search in Google Scholar

Aleksander, Karin (2022): Wie steht es um die geschlechtersensible Beschlagwortung in der Gemeinsamen Normdatei? In: Mitteilungen der VÖB, 75 (1), 243–61. DOI:10.31263/voebm.v75i1.7039.10.31263/voebm.v75i1.7039Search in Google Scholar

Andratschke, Claudia; Müller, Lars (2021): Dokumentation im Dialog. Die PAESE-Datenbank zur Provenienzforschung zu Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten. In: Digitalisierung ethnologischer Sammlungen, hg. von Hans Peter Hahn, Oliver Lueb, Katja Müller und Karoline Noack, 239–60. Bielefeld: transcript Verlag.10.1515/9783839457900-014Search in Google Scholar

Arday, J.; Mirza, H. S. (Eds.) (2018): Dismantling race in higher education: Racism, whiteness and decolonising the academy. London: Palgrave McMillan.10.1007/978-3-319-60261-5Search in Google Scholar

Bhabha, Homi K. (1994): The location of culture. London: Routledge.Search in Google Scholar

Booysen, Susan (Hg.) (2017): Fees must fall: Student revolt, decolonisation and governance in South Africa. Johannesburg: Wits University Press.10.18772/22016109858Search in Google Scholar

Cataloging Ethics Steering Committee (2021): Cataloguing code of ethics. Verfügbar unter https://docs.google.com/document/d/1IBz7nXQPfr3U1P6Xiar9cLAkzoNX_P9fq7eHvzfSlZ0/edit#heading=h.vtdt667wn9cc.Search in Google Scholar

Carroll, Stephanie Russo et al. (2020): The CARE Principles for Indigenous Data Governance In: Data Science Journal, 43 (19), 14–12. DOI:10.5334/dsj-2020-043.10.5334/dsj-2020-043Search in Google Scholar

Césaire, Aimé (1955): Discours sur le colonialisme. Paris: Éditions Présence Africaine.Search in Google Scholar

Duarte, Marisa Elena; Belarde-Lewis, Miranda (2015): Imagining: Creating spaces for indigenous ontologies. In: Cataloging & Classification Quarterly, 53 (5–6), 677–702. DOI:10.1080/01639374.2015.1018396.10.1080/01639374.2015.1018396Search in Google Scholar

Deutscher Museumsbund e. V. (2018): Leitfaden zum Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten. Verfügbar unter https://www.museumsbund.de/publikationen/leitfaden-zum-umgang-mit-sammlungsgut-aus-kolonialen-kontexten/.Search in Google Scholar

Deutschlandfunk (2019): Museen und Restitution. Debatten über historisches Erbe aus der Kolonialzeit. Ines de Castro und Markus Hilgert im Gespräch mit Christine Habermalz. 30. Mai 2019. Verfügbar unter https://www.deutschlandfunk.de/museen-und-restitution-debatte-ueber-historisches-erbe-aus-100.html.Search in Google Scholar

Du Bois, W. E. B. (1903): The souls of black folk. Chicago: A. C. McClurg & Co.Search in Google Scholar

Elliot-Cooper, Adam (2017): Free, decolonised education: a lesson from the South African student struggle. In: Area, 49 (3), 332–34. DOI:10.1111/area.12375.10.1111/area.12375Search in Google Scholar

Förster, Larissa et al. (Hrsg.) (2018): Provenienzforschung zu ethnografischen Sammlungen der Kolonialzeit. Positionen in der aktuellen Debatte. Berlin: Humboldt-Universität zu Berlin. DOI:10.18452/19029.Search in Google Scholar

Gartner, Richard (2016): Metadata. Shaping knowledge from antiquity to the semantic web. Basel: Springer.Search in Google Scholar

Garvey, Amy Jaques (Ed.) (1986): The philosophy and opinions of Marcus Garvey. Dover, Mass.: Majority Press.Search in Google Scholar

Gothsch, Manfred (1983): Die deutsche Völkerkunde und ihr Verhältnis zum Kolonialismus: ein Beitrag zur kolonialideologischen und kolonialpraktischen Bedeutung der deutschen Völkerkunde in der Zeit von 1870 bis 1975. Baden-Baden: Nomos.Search in Google Scholar

Goody, Jack (1995): The expansive moment: The rise of social anthropology in Britain and Africa 1918–1970. Cambridge: Cambridge University Press.10.1017/CBO9780511557927Search in Google Scholar

Hacke, Hannes (2021): „Erotika“, „Lesbische Liebe“, „Telefonsex“. In: Sexualitäten sammeln. Ansprüche und Widersprüche im Museum, hg. von Rebekka Rinner unter Mitarbeit von Teresa Tammer, Katja Töpfer, Maria Bühner, Sophie Gerber und Pia Singer, 113–42. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht (Schriften des Deutschen Hygiene-Museums Dresden: 15).10.7788/9783412523497.113Search in Google Scholar

Haraway, Donna J. (1995): Situiertes Wissen. Die Wissenschaftsfrage im Feminismus und das Privileg einer partialen Perspektive. In: Die Neuerfindung der Natur. Primaten, Cyborgs und Frauen, hg. von Donna J. Haraway, 73–97. Frankfurt/M. u. a.: Campus.Search in Google Scholar

Harbeck, Matthias; Strickert, Moritz (2020): Zeigen/Nichtzeigen. Potsdam: ZZF – Centre for Contemporary History: Visual History. DOI:10.14765/zzf.dok-1927.Search in Google Scholar

Harbeck, Matthias (2021): Die Ethik des Digitalisierens: Fragen zum Umgang mit Materialien aus kolonialen Kontexten in der Massendigitalisierung. In: LIBREAS. Library Ideas, 40, 1–7. DOI:10.18452/23806Search in Google Scholar

Harrison, Mark (2005): Science and the British Empire. In: Isis, 96 (1), 56–63.10.1086/430678Search in Google Scholar

Heidelberger Stellungnahme (2019): Dekolonisierung erfordert Dialog, Expertise und Unterstützung – 6. Mai 2019. Verfügbar unter https://www.museumsbund.de/wp-content/uploads/2019/05/heidelberger-stellungnahme.pdf.Search in Google Scholar

Heintze, Beatrix (1999): Ethnographische Aneignungen zwischen Sklavenhandel, Kolonialismus und Wissenschaft. Frankfurt: Lembeck.Search in Google Scholar

Imeri, Sabine; Rizzolli, Michaela (2022): CARE Principles for Indigenous Data Governance: Eine Leitlinie für ethische Fragen im Umgang mit Forschungsdaten? In: o-bib. Das offene Bibliotheksjournal, 9 (2), 1–14. DOI:10.5282/o-bib/5815.Search in Google Scholar

Kukutai, Tahu; Taylor, John (Hrsg.) (2016): Indigenous data sovereignty. Toward an agenda, Canberra. DOI:10.22459/CAEPR38.11.2016.10.22459/CAEPR38.11.2016Search in Google Scholar

Mattioli, Aram (2023): Zeiten der Auflehnung. Eine Geschichte des indigenen Widerstands in den USA. Stuttgart: Klett-Cotta.Search in Google Scholar

Mignolo, Walter D. (2007): Delinking: The rhetoric of modernity, the logic of coloniality and the grammar of de-coloniality. In: Cultural Studies, 21 (2), 449–514.10.1080/09502380601162647Search in Google Scholar

Mignolo, Walter D. (2011): The darker side of western modernity: Global futures, decolonial options. Latin America otherwise: Languages, Empires, Nations. Durham: Duke University Press.10.2307/j.ctv125jqbwSearch in Google Scholar

Nyamnjoh, Francis B. (2016): #Rhodesmustfall: Nibbling at resilient colonialism in South Africa. Mankon: Langaa.10.2307/j.ctvmd84n8Search in Google Scholar

Penny, H. Glenn (2002): Objects of culture. Ethnology and ethnographic museums in imperial Germany. Chapel Hill: The University of North Carolina Press.Search in Google Scholar

Penny, H. Glenn (2019): Im Schatten Humboldts. Eine tragische Geschichte der deutschen Ethnologie. München: C. H. Beck.10.17104/9783406741296Search in Google Scholar

Peters, M. A. (2018): Why is my curriculum white? A brief genealogy of resistance. In: Dismantling race in higher education, ed. by J. Arday und H. Mirza. Cham: Palgrave Macmillan. DOI:10.1007/978-3-319-60261-5_14.10.1007/978-3-319-60261-5_14Search in Google Scholar

Quijano, Aníbal (2007/1991): Coloniality and modernity/rationality. In: Cultural Studies, 21 (2–3), 168–78.10.1080/09502380601164353Search in Google Scholar

Said, Edward W. (2004/1978): Orientalism. London: Penguin Books.Search in Google Scholar

Senghor, Léopold (1964): Liberté I. Négritude et humanisme. Paris: Éditions du Seuil.Search in Google Scholar

Sarr, Felwine; Savoy, Bénédicte (2019): Zurückgeben. Über die Restitution afrikanischer Kulturgüter. Berlin: Matthes & Seitz.Search in Google Scholar

Schupp, Sabine (1997): Die Ethnologie und ihr koloniales Erbe. Ältere und neuere Debatten um die Entkolonialisierung einer Wissenschaft. Münster: Lit-Verlag.Search in Google Scholar

Sparber, Sandra (2016): What’s the frequency, Kenneth? Eine (queer)feministische Kritik an Sexismen und Rassismen im Schlagwortkatalog. In: Mitteilungen der VÖB, 69 (2), 236–43.10.31263/voebm.v69i2.1629Search in Google Scholar

Spivak, Gayatri Chakravorty (1988): Can the Subaltern speak? In: Marxism and the interpretation of culture, ed. by Cary Nelson and Lawrence Grossberg, 271–316. Basingstoke: MacMillan.Search in Google Scholar

Strickert, Moritz (2021): Zwischen Normierung und Offenheit – Potenziale und offene Fragen bezüglich kontrollierter Vokabulare und Normdateien. In: LIBREAS. Library Ideas, (40). DOI:10.18452/23807.Search in Google Scholar

Turner, Hannah (2020): Cataloguing culture. Legacies of colonialism in museum documentation. Vancouver, Toronto: UBC Press.10.59962/9780774863940Search in Google Scholar

Vaughan, Crystal (2018): The Language of cataloguing: Deconstructing and decolonizing systems of organization in libraries. In: Dalhousie Journal of Interdisciplinary Management, (14). Verfügbar unter https://ojs.library.dal.ca/djim/article/view/7853/7247.10.5931/djim.v14i0.7853Search in Google Scholar

Watson, B. M. (2021): Advancing equitable cataloging. In: Proceedings from North American Symposium on Knowledge Organization, 8. DOI:10.7152/nasko.v8i1.15887.10.7152/nasko.v8i1.15887Search in Google Scholar

Watson, B. M. (2023): Equitable knowledge organization. Verfügbar unter https://www.zotero.org/groups/2649517/equitable_knowledge_organization/items/QPZ4ENML/item-list.Search in Google Scholar

Watson-Verran, Helen; Turnbull, David (1995): Science and other indigenous knowledge systems. In: Handbook of Science and Technology Studies, edited by Sheila Jasanoff, Gerald E. Markle, James C. Peterson and Trevor Pinch, 115–39. SAGE Publications.Search in Google Scholar

Wilkinson, Mark D. et al. (2016): The FAIR Guiding Principles for Scientific Data Management and Stewardship. In: Scientific Data, 3, 160018. DOI:10.1038/sdata.2016.18.10.1038/sdata.2016.18Search in Google Scholar

Online erschienen: 2024-01-29
Erschienen im Druck: 2024-07-31

© 2024 bei den Autoren, publiziert von Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

Dieses Werk ist lizensiert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz.

Articles in the same Issue

  1. Titelseiten
  2. Editorial
  3. Editorial: Bibliotheken und Politik
  4. Themenschwerpunkt: Bibliotheken und Politik
  5. Engagement für Bibliotheken fördern und sichtbar machen
  6. Politische Interessenvertretung für Bibliotheken: Themen, Forderungen, Methoden
  7. WEITER WISSEN. Mit uns! Mit der Kampagne WEITER WISSEN machen wissenschaftliche Bibliotheken ihre Leistungen für eine offene Wissenschaft und Forschung sichtbar
  8. „Es ist die Aufgabe der Verwaltung, das sachlich Notwendige möglich zu machen.“
  9. „Hexenjagd im Bayern-Staat“: Die Universitätsbibliothek der LMU München und die Holzer-Affäre 1974
  10. Eine Chronik laufender Ereignisse – Über die Bibliothek der ukrainischen Literatur in Moskau
  11. Interview mit Boryano Rickum über die rechtsextremen Vorfälle in der Bezirkszentralbibliothek Tempelhof in Berlin und welche Konsequenzen daraus zu ziehen sind
  12. Über Bibliotheken als Werkstätten der Demokratie
  13. Argumente gegen Stammtischparolen – auch für Bibliothekarinnen und Bibliothekare
  14. Bibliotheken: Die fünfte Gewalt im Staat?
  15. Bibliotheken aus systemtheoretischer Sicht. Eine Skizze
  16. Kommunal geschützt? – Trägerschaftsmodelle schwedischer Öffentlicher Bibliotheken auf dem Prüfstand. Einblicke in eine Debatte
  17. Kulturgutschutz und Bekämpfung von Desinformation – Aufgaben internationaler Bibliothekskooperation in Zeiten des Krieges
  18. Decolonising the Library – in Deutschland?
  19. Koloniale Kontexte in der Bibliothek. Vernetzen, Erschließen, Bereitstellen
  20. Subprime Impact Crisis. Bibliotheken, Politik und digitale Souveränität
  21. Thesen zur Zukunft des wissenschaftsgeleiteten Open-Access-Publizierens – Entwicklung und Diskussion in einem partizipativen Prozess
  22. Sie stehlen unsere Aufmerksamkeit!
  23. Was ist eine wissenschaftliche Bibliothek heute?
  24. Sonstige Beiträge
  25. Serendipität und Open Data. Richtlinien für die Implementierung von Empfehlungssystemen auf Entdeckungsplattformen
  26. Analyse der Abdeckung wissenschaftlicher Publikationen auf Semantic Scholar im Kontext von Open Access
  27. Chancen und Herausforderungen der E-Preferred-Strategie für die monografische Erwerbung in wissenschaftlichen Bibliotheken
  28. Der Berg ruft und ein Reiseunternehmen will geführt sein, wo steckt der Fehlerteufel? Ein Interview mit Markus Walter
  29. Rezensionen
  30. Pettegree, Andrew: The Book at War. Libraries and Readers in a Time of Conflict. London: Profile Books, 2023. 474 S., s/w-Abb. im Text, 31 Farbabb., ISBN: 978-1-80081-493-6, eISBN: 978-1-80081-495-0. Hardcover ₤ 30, Paperback ₤ 12,99
  31. Anne Baillot: From Handwriting to Footprinting: Text and Heritage in the Age of Climate Crisis. Cambridge: Open Book Publishers, 2023, 179 Seiten, ISBN 978-1-80511-089-7, https://doi.org/10.11647/OBP.0355
  32. Hassan Soilihi Mzé: Geöffnet – Gelenkt – Umgebaut. Universitätsbibliothek Leipzig, Deutsche Bücherei und Leipziger Stadtbibliothek zwischen institutioneller Reorganisation und politischer Instrumentalisierung (1945–1968/69). Leipzig: Leipziger Universitätsverlag, 2023. 266 S., ISBN 978-3-96023-555-2. Hardcover € 33,–
  33. Madeleine C. Fombad, Collence Takaingenhamo Chisita, Omwoyo Bosire Onyancha und Mabel K. Minishi-Majanja (Hrsg.): Information Services for a Sustainable Society: Current Developments in an Era of Information Disorder. Berlin, Boston: Walter de Gruyter, 2023. VII, 369 Seiten: Illustrationen, 129,00 €, ISBN 978-3-11-077268-5. Auch als PDF & EPUB
  34. Stefan Alker-Windbichler, Axel Kuhn, Benedikt Lodes, Günther Stocker (Hrsg.): Akademisches Lesen. Medien, Praktiken, Bibliotheken. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, V&R unipress 2022. 370 S.
  35. Verena-Christin Schmidt: Digitale und hybride Lernraumgestaltung in Wissenschaftlichen Bibliotheken, Wiesbaden: b.i.t. verlag gmbh, 2023, 118 Seiten, 24,50 €, ISBN 978-3-9824425-5-6
Downloaded on 16.9.2025 from https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/bfp-2023-0036/html
Scroll to top button