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Was ist eine wissenschaftliche Bibliothek heute?

Vortrag und Danksagung von Wolfram Horstmann am 29. November 2023 in der Paulinerkirche zu seinem Abschied als Direktor der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen
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Published/Copyright: June 15, 2024

„Was ist eine wissenschaftliche Bibliothek heute?“ Die Frage kann in der Theorie eigentlich ganz einfach beantwortet werden. Wissenschaft hat drei grundsätzliche Funktionen: Beiträge zu Forschung, Lehre und Gesellschaft zu leisten. Eine wissenschaftliche Bibliothek hat eine einzige Funktion: die Wissenschaft mit Informationen zu unterstützen.

In der Praxis ist es schwieriger. Das ist verständlich. Sogar der Name „Bibliothek“ ist heute manchmal irreführend, nicht zutreffend oder sogar schlicht falsch. Weder lässt sich eine Bibliothek heute auf Bücher beschränken, wie es „Biblio“ andeutet, noch ist es eine Kiste für etwas, wie „Thek“ andeutet. Es geht heute in Bibliotheken um Informationen aller Art – auch um Bücher, aber nicht nur um Bücher – und es geht darum, Informationen zu verarbeiten und nicht darum, sie lediglich in eine Kiste zu tun. Dieser zunächst vielleicht nichtig wirkende Unterschied hat einen enormen Effekt darauf, was eine wissenschaftliche Bibliothek heute macht und wie sie in der Gesellschaft verstanden oder eben nicht verstanden wird.

Die Frage, welche Rolle wissenschaftliche Bibliotheken in diesem Jahrhundert einnehmen werden, fasziniert mich seit über 20 Jahren. Und ich habe sie nicht abschließend beantwortet. Aber je länger ich daran arbeite, desto wichtiger wird es mir, dass wissenschaftliche Bibliotheken Ihre Funktion für die Wissenschaft und die Gesellschaft auch weiterhin erfüllen. Und je weiter die Digitalisierung voranschreitet, desto mehr bin davon überzeugt, dass Bibliotheken eine noch größere Rolle in der Gesellschaft spielen müssen. Vor noch nicht allzu langer Zeit waren es die sozialen Medien, die das, was früher unantastbares Wissen und gesunder Menschenverstand zu sein schien, völlig neu aufgemischt haben. Davor war es die nahezu uneingeschränkte Durchsuchbarkeit von globalen Wissensbeständen mit kommerziellen Suchmaschinen, die bibliothekarischen Katalogen eine neue Rolle zuwies. Davor war es die fast unendliche Kopierbarkeit und Verschickung von Wissensbeständen. Und heute ist die sogenannte künstliche Intelligenz die nächste große Herausforderung für wissenschaftliche Bibliotheken – und für die Gesellschaft insgesamt.

Vor ungefähr 10 Jahren hatte mich ein Förderer der japanischen Großforschung eingeladen, um über die neuen Funktionen der Bibliotheken vorzutragen. Er hatte nichts mit Bibliotheken zu tun. Im persönlichen Gespräch antwortete er auf meine Frage, warum er mich eigentlich eingeladen hatte: „Das ist eine persönliche Sache. Wir finanzieren in unserer Forschungsorganisation die Technisierung der Forschung und der Gesellschaft, was dazu beitragen könnte, dass Bibliotheken verschwinden. Das möchte ich nicht. Der Gedanke an eine zukünftige Gesellschaft mit Bibliotheken darin beruhigt mich.“

„Der Gedanke an eine zukünftige Gesellschaft mit Bibliotheken darin beruhigt mich.“ Ich habe viel über diese Aussage nachgedacht und diese Anekdote häufig Kolleginnen und Kollegen erzählt. Sie fasst sehr prägnant zusammen, warum es sich lohnt „Blut, Schweiß und Tränen“ zu investieren, um die wissenschaftliche Bibliothek zu bewahren und weiterzuentwickeln.

An eine wissenschaftliche Bibliothek würde ich heute 10 Maßstäbe anlegen.

  1. Beiträge zur Lehre

  2. Beiträge zur Forschung

  3. Vernetzung

  4. Transformationsfähigkeit

  5. Können

  6. Gute Menschen

  7. Agiles Management

  8. Diversifizierte Finanzen

  9. Praxiswirksame Strategie

  10. Gesellschaftliche Bedeutung

Nicht nur möchte ich jetzt diese 10 Maßstäbe am Beispiel der SUB Göttingen durchexerzieren, um eine Einschätzung abzugeben, was eine wissenschaftliche Bibliothek heute ist – ich möchte diese Gelegenheit auch nutzen, den Kolleginnen und Kollegen in der SUB Göttingen zu danken. Deshalb wird dies auch keine akademische Abhandlung. Ich möchte meine Beobachtungen an der SUB Göttingen aus den letzten 10 Jahren auch persönlich beschreiben. Dank der Vorarbeiten meiner Vorgänger hatte die SUB Göttingen bei meinem Antritt im Jahre 2014 eine herausragende Position. Es gab sehr gute Gebäude, hervorragende Bestände, hochqualifiziertes Personal und Besonderheiten wie eigene Forschung und Entwicklung sowie internationales Engagement. Was hat sich in der Zwischenzeit ergeben?

1 Beiträge zur Lehre

Es sind zunächst Aktivitäten zu nennen, die sich nicht wirklich geändert haben, aber bei denen es beeindruckend ist, sie in der Gesamtheit über 10 Jahre zu betrachten. In den letzten 10 Jahren hatte die SUB Göttingen über 10 Millionen Besuche zu verzeichnen. Diese Zahl darf man wirken lassen.

Mit der Umwandlung des Zentralgebäudes, der sogenannten „Geräuschpegelzonierung“ und der Einrichtung des Digital Creative Space sowie dem Ausbau der Rolle als Ausbildungspartnerin für „Gute Informationspraxis“ ist die Transformation vom klassischen Buchstandort zu einer modernen Lernraumanbieterin vollzogen. Diese Umbauten sind auch ein Zeichen dafür, wie radikal sich wissenschaftliche Bibliotheken in den letzten Jahrzehnten verändern mussten. Ein Gebäude, das vor wenigen Jahrzehnten nach den höchsten Standards und geradezu futuristisch gebaut wurde, musste zu großen Teilen umgestaltet werden, um den neuen Anforderungen an das wissenschaftliche Arbeiten in Gruppen und mit persönlichen digitalen Endgeräten zu genügen. Wie in allen anderen Bereichen der Bibliothekstransformation auch mussten dabei aber die über Jahrhunderte etablierten traditionellen Arbeitsformen der konzentrierten Arbeit mit gedruckten Büchern erhalten werden.

Die Transformation der räumlichen Arbeitsumgebungen in wissenschaftlichen Bibliotheken macht sehr plastisch deutlich, was heute eine der größten Herausforderungen der Transformation von wissenschaftlichen Bibliotheken insgesamt ist. Bibliotheken sind eine im besten Sinne „konservative“ Organisation. Sie müssen sicherstellen, dass die kulturelle Entwicklung der Menschheit beim Umgang mit bestehendem Wissen, bei der Aneignung aktuellen Wissens in der Lehre und bei der Erzeugung neuen Wissens in der Forschung nicht nur erhalten, sondern auch weitergetrieben wird. Wissenschaftliche Bibliotheken sind damit auf besondere Art und Weise in der gesellschaftlichen Verantwortung zwischen Vergangenheit und Zukunft zu vermitteln. In Zeiten geradezu irrwitzig beschleunigter Transformationsprozesse in der Welt des Wissens müssen Bibliotheken die ältesten Kulturpraktiken des Lesens von gedruckten Büchern einer einzelnen Person ebenso bewahren wie sie die modernste Arbeitsform einer weltweit verteilten Gruppenarbeit unterstützen müssen, in den die eine Person im Labor, zu Hause oder im Flugzeug und eine andere Person in der Bibliothek sitzt.

Die heutige Vielfalt der Angebote wissenschaftlicher Bibliotheken ist eine zwingende Konsequenz der Transformation der Gesellschaft. Gleichzeitig wird das traditionell klare und über Jahrhunderte entwickelte Bild der Bibliothek in der Gesellschaft durch die neue Vielfalt der Angebote durchmischt. Wissenschaftliche Bibliotheken sehen sich der Frage ausgesetzt, wie das alles bei faktisch sinkenden Budgets zu leisten ist und ob diese Dienste nicht von anderen Akteuren geleistet werden sollten? In meiner Wahrnehmung ist diese Frage berechtigt, aber lässt sich eindeutig beantworten: Wissenschaftliche Bibliotheken sollten nicht nur die Möglichkeit haben, die heutige Welt des Wissens in all seiner Vielfalt zu unterstützen – sie haben die hoheitliche Pflicht, ihre gesellschaftliche Verantwortung als Institution des Wissens von der Geschichte der Altvorderen bis hin zur futuristischsten Innovation der Forschung zu unterstützen. Für mich grenzt es manchmal an Wunder, wie wissenschaftliche Bibliotheken den Spagat zwischen Vergangenheit und Zukunft unter den Bedingungen der ständigen Frage, inwieweit wissenschaftliche Bibliotheken überhaupt noch benötigt würden, gemeistert haben.

Und die Zahlen in der SUB Göttingen geben ebenfalls eine klare Antwort: In der Informationsversorgung reden wir von weit mehr als 100 Millionen gezielten digitalen Zugriffen und von 5 Millionen Buchausleihen über 10 Jahre. Ich möchte an dieser Stelle der Abteilung Benutzung, der Logistik bzw. der Servicegruppe Lernräume der SUB Göttingen ganz ausdrücklich danken. Auch den Studierenden, die sich die SUB Göttingen in der Transformation völlig selbstverständlich als soziales Herz des Campus Göttingen in ganz neuer Form zu eigen gemacht haben, gebührt großer Dank.

2 Beiträge zur Forschung

Es ist zudem gelungen, die Informationsversorgung nicht nur in der Lehre deutlich weiterzuentwickeln, sondern auch die Bedeutung für die Forschung und ein offenes Wissenschaftssystem insgesamt zu steigern. Die Publikationen Göttinger Forschender sind dabei viel stärker ins Blickfeld gerückt. Der Anteil von Open Access Göttinger Forschung wurde deutlich erhöht – die SUB Göttingen verwaltet einen der größten Publikationsfonds in Deutschland und trägt auch den größten Anteil an Open-Access-Transformationsverträgen bei, die das gesamte Wissenschaftssystem in Deutschland betreffen. Noch wichtiger erscheint mir aber, dass die SUB Göttingen ihre Rolle als Spezialistin für Lizenzen und Verhandlungen über das KfL, das Niedersachsenkonsortium und viele andere Engagements, z. B. in der Allianz der Wissenschaftsorganisationen, deutlich ausgebaut hat. Auch hier möchte ich allen Beteiligten, diesmal in der Abteilung und Servicegruppe Informationsversorgung und auch in der Logistik danken.

Ein Kriterium für die Bemessung der Forschungsnähe der SUB Göttingen ist sicherlich, wie eng sie mit den Göttinger Forschenden zusammenarbeitet. Bei der Durchsicht der Liste aller Professorinnen und Professoren in Göttingen für meine Übergabe kam ich auf über 100 Personen, mit denen die SUB Göttingen in den letzten 10 Jahren direkt im Kontext einer Forschungsaktivität in Kontakt stand, sei es in kleinen Sonder-Services, Berufungsverhandlungen oder in Partnerschaften in Drittmittelprojekten. Unter den engsten Kooperationen sind übrigens auch die 3 Leibniz-Preisträger der Universität: Detering, Kaufmann und Wörner. Und diese Zählung beinhaltet noch nicht einmal die Services und Beratungsaktivitäten der eResearch-Alliance. Hier hat die SUB Göttingen gemeinsam mit der GWDG, der Abteilung Forschung und der Medizininformatik in den letzten 10 Jahren einen überaus innovativen Dienst aufgebaut, der sogar 2018 im Bericht der deutschen Expertenkommission Forschung und Innovation genannt wurde. Und die o. g. Zählung beinhaltet auch nicht die Dutzenden von Professuren, mit denen die SUB Göttingen in Deutschland und international – außerhalb Göttingens – in Drittmittelprojekten und anderen formellen und informellen Zusammenhängen zusammenarbeitet.

Die SUB Göttingen hat in den letzten 10 Jahren regelmäßig zu Berufungsverhandlungen beigetragen – nicht nur durch die übliche Unterstützung bei der Literaturausstattung, sondern auch durch Berufungszusagen für digitale Infrastruktur, etwa für die Sozialwissenschaften im Kontext des Instituts für Demokratieforschung und die Dienste für die Forschungs- und Dokumentationsstelle für Demokratiegefährdung FODEX. Und noch maßgeblicher: Konzeptionelle und finanzielle Beiträge wurden auch für die Professur für Digital Humanities, gemeinsam mit der philosophischen Fakultät, den Sozial, Rechts- und Wirtschaftswissenschaften und der Informatik und jüngst für die neue Professur „Scientific Information Analytics“ von Bela Gipp mit der Informatik geleistet. Diese Professur ist etwas ganz Besonderes, weil hier Bezüge zu den die Zukunft beherrschenden und heute noch ungewöhnlichen Kompetenzen einer wissenschaftlichen Bibliothek hergestellt werden. Analytik, Data Science, künstliche Intelligenz und informationswissenschaftliche, informatische und wissenschaftssoziologische Forschung und Entwicklung sind heute in der SUB Göttingen beheimatet und ausgeprägt.

Allen Professorinnen und Professoren und allen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in Göttingen und anderswo möchte ich für das Vertrauen in die SUB Göttingen danken. Und natürlich gilt mein Dank der Abteilung Forschung und Entwicklung, der eResearch-Alliance – besonders der eng befreundeten GWDG für die insgesamt außergewöhnlich fruchtbare Zusammenarbeit – und allen, die in der SUB Göttingen oder für die SUB Göttingen in den letzten 10 Jahren die so wichtige Schnittstelle zwischen Forschung und Bibliothek mitgestaltet haben.

3 Vernetzung

Durch die breit verteilte Zusammenarbeit mit der Forschung wird ersichtlich: Eine wissenschaftliche Bibliothek heute ist lange nicht mehr nur eine lokale Buchverwaltungsbehörde. So wie wissenschaftliche Information heute nur noch regional, national und international verteilt verarbeitet werden kann, muss eine wissenschaftliche Bibliothek ihren Weg finden, sich in dieses komplexe Netzwerk wissenschaftlicher Kommunikation einzuschmiegen. Dass die SUB Göttingen sich auch in diesen neuen Strukturen einen prominenten Platz erarbeitet hat, wird in Deutschland allein daran deutlich, dass die SUB Göttingen in zahlreichen der 16 Göttinger Beteiligungen an der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur NFDI involviert ist und die gemeinsamen Aktivitäten in der NFDI für die Universität Göttingen koordiniert – ebenso wie übrigens die Repräsentation in der verbundenen Europäischen Infrastruktur, der European Open Science Cloud. Besonders erwähnenswert ist, dass die SUB Göttingen auch für das einzigartige Konsortium, das für die Basisdienste der NFDI verantwortlich ist, eine tragende Rolle spielt.

Die Europäischen Länder, in denen die SUB Göttingen Vorträge und Präsenzen in den letzten 10 Jahren hatte, muss ich nicht aufzählen. Es fällt mir schwer, an ein europäisches Land zu denken, das NICHT dabei ist. Aber was macht eine wissenschaftliche Bibliothek auf dem weiteren internationalen Parkett? Allein aus dem Gedächtnis kann ich Beiträge in den USA und Canada, in Australien, Japan, China, Korea, Indonesien, der Mongolei, Südafrika, Botswana, Costa Rica und viele weitere nennen.

Ich möchte allen danken, die sich für das überregionale, nationale und internationale Bild, das die SUB Göttingen abgibt, eingesetzt haben. Es ist sicher ein Privileg, etwas von der Welt zu sehen, aber diejenigen, die vielen Kolleginnen und Kollegen, die für die SUB Göttingen unterwegs sind, wissen nur zu genau, dass es mit enormen Strapazen verbunden ist: lange Tage – egal ob in Konferenzräumen oder an Bücherkarren in einem Steppendorf und viele Abende oder Nächte, in denen man völlig allein in fremden Umgebungen ist oder an Bahnhöfen strandet. Natürlich greifen internationale und lokale Vernetzung ineinander. Daher möchte ich an dieser Stelle auch der Öffentlichkeitsarbeit und dem Veranstaltungsmanagement für ihre lokalen Aktivitäten in Ausstellungen, Vorträgen und Konferenzen danken.

4 Transformationsfähigkeit

Vor ziemlich genau 10 Jahren – kurz vor meinem Start in Göttingen – unterhielt ich mich mit Kolleginnen und Kollegen über meine Pläne für die SUB Göttingen. Ich erinnere mich noch sehr genau, dass ich damals sagte, die wichtigste Zutat für die Transformation der wissenschaftlichen Bibliotheken sei nicht Technologie selbst, sondern die Fähigkeit, projektförmig zu arbeiten. Nicht nur einmal hörte ich: „Good luck with that!“ oder „Oha, da hast Du ja was zu tun!“. Diese Reaktionen beziehen sich darauf, dass Bibliotheken ja eigentlich Einrichtungen für dauerhafte Services sind und keine Einrichtungen für zeitlich begrenzte Projekte. In der Tat ist das Verhältnis zwischen Projekten und Services ein schwieriges. Die vielen befristeten Verträge, die die SUB Göttingen in den letzten Jahren machen musste, singen ein Lied davon. Aber Transformation, Innovationsentwicklung und der Transfer aus Forschung und Entwicklung funktionieren eben projektförmig. Und rückblickend betrachtet gibt es wohl kaum einen anderen Kontext, in dem ich von der SUB Göttingen mehr beeindruckt bin als von ihrer Fähigkeit, gleichzeitig qualitativ hochwertige Services auf einer massiven Nutzungsskala zu erbringen und projektförmig zu arbeiten.

In den letzten 10 Jahren hat die SUB Göttingen weit mehr als 50 Millionen Euro Dritt- und Sondermittel bewirtschaftet. Teil davon sind über 200 Projekte von Forschungsförderern: der DFG, dem BMBF, der Europäischen Kommission, der VW-Stiftung, dem Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur und dem Innenministerium und vielen anderen. Auch kooperativ erbrachte, aber mit Einnahmen verbundene Aktivitäten sind hier zu nennen: die Akademie der Wissenschaften, die Deutsche Digitale Bibliothek und damit die Deutsche Nationalbibliothek und die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien, DigiZeit und damit die Verlagswelt, der Universitätsverlag oder das „Consortium for European Research Libraries“ – um nur einige zu nennen.

Dabei musste die SUB Göttingen die Abschaffung der Sondersammelgebiete verkraften. Über 10 Jahre gerechnet sind das weit mehr als 10 Millionen EURO, die nicht mehr zur Verfügung stehen. Diese Verluste wurden erfolgreich durch andere Projekte kompensiert – nicht mehr hauptsächlich für den Kauf von Medien, sondern für Personal, das für Innovationsentwicklung und Transfer gewonnen werden konnte. Die allermeisten dieser Aktivitäten, besonders alle Drittmittelprojekte, sind projektförmig. Vor 10 Jahren hat die Abteilung Forschung und Entwicklung die Hauptlast getragen. Heute sind Drittmittelprojekte weit über die Organisationsstrukturen der SUB Göttingen verteilt zu finden. Innovation durch Projekte ist somit eine ganzheitliche Aufgabe der SUB Göttingen geworden.

Mit dem Projektbüro wurde eine Organisationseinheit geschaffen, die für alle in der SUB Göttingen da ist und professionell unterstützt. Dies gilt übrigens auch für interne Projekte, auf die ich gleich im Kontext der Strategieentwicklung noch einmal zu sprechen komme. Ich möchte dem Projektbüro ganz herzlich für die hervorragende Arbeit danken, die aus einer sehr anspruchsvollen Position des Wissenschaftsmanagements heraus geleistet wird. Übrigens verursacht das Projektbüro in der SUB Göttingen keine zusätzlichen Kosten, sondern finanziert sich über die sogenannten „Overheads“ der Dritt- und Sondermittel.

Mein Dank geht hier natürlich auch an die gesamte SUB Göttingen – diejenigen, die die Projekte entwerfen, schreiben und durchführen, aber auch an diejenigen, die sie mittragen, indem sie vielleicht nicht an Projekten direkt beteiligt sind, aber die Services betreiben, für die die allermeisten Projekte ja letztendlich bestimmt sind.

5 Können

Mit Können meine ich, wie die Gesamtheit der Fähigkeiten in der Organisation zusammenspielen – nicht die einer einzelnen Person oder eines einzelnen Teams, sondern die Fähigkeit, als Gesamtheit zu funktionieren. In einer großen wissenschaftlichen Bibliothek gibt es eine beeindruckende Vielfalt und Bandbreite an Berufsbildern und Karrierewegen, eine große Heterogenität. Auch nach 10 Jahren in der SUB Göttingen kann ich nicht sagen, wie das gesamte Können hier genau zustande kommt. Aber eines kann ich sagen: Die SUB Göttingen kann es! Und es beindruckt mich immer wieder, wie Veränderungen von der gesamten Organisation, wie von Geisterhand, in dieses Gesamtgefüge eingebaut werden. Ich denke, es hat etwas mit der langen Geschichte der SUB Göttingen zu tun, die sie dazu befähigt, quasi ein eigenes „Leben“, eine eigene Kultur zu zeigen.

Nehmen wir zum Beispiel die Coronapandemie. Sie war eine große Herausforderung, aber auch ein großer Lehrmeister, das Können zu sehen, es zu überdenken und weiterzuentwickeln. Es ist aber vor allem sicher die mobile Arbeit und die Benutzung digitaler Werkzeuge der Zusammenarbeit. Es ist das Können der SUB Göttingen, sofort als Gesamtheit handeln zu können. Ich möchte an dieser Stelle allen danken: Sie haben es ermöglicht, dass die SUB Göttingen immer schon dann reagieren konnte, als andere noch mit den Herausforderungen gerungen haben. Diese Krise hat die SUB Göttingen wirklich beispielhaft gemeistert, um große Schritte zur sogenannten „New Work“ zu vollziehen.

Mobile Arbeit ist jedoch nur ein Aspekt. Das Können verändert sich auch in vielen anderen Bereichen. Lassen Sie mich an dieser Stelle auf die Digitalisierung in der SUB Göttingen eingehen – ohne dabei andere Bereiche vernachlässigen zu wollen. Aber an einer Stelle muss ich über Digitalisierung sprechen. Als ich vor 10 Jahren in Oxford aufgehört habe, hatte die Bodleian, die etwa doppelt so groß ist wie die SUB Göttingen, ca. 40 Personen, die im Bereich Digitaler Services, Forschung und Entwicklung gearbeitet haben. Prozentual war die SUB Göttingen hier zu diesem Zeitpunkt schon etwas breiter aufgestellt. Aber, wenn Sie sich anschauen, wo die SUB Göttingen heute ist, stehe ich selbst immer noch etwas ungläubig vor dem Anblick der Wegstrecke, die die SUB Göttingen in den letzten 10 Jahren hinter sich gebracht, aber wohl auch noch vor sich hat. Als wir zuletzt intern über Softwareentwicklung sprachen, stellte sich heraus, dass die SUB Göttingen heute allein 40 Personen hat, die zumindest zum Teil Softwareentwicklung machen. In Oxford gab es kaum eine Handvoll. Und in der SUB Göttingen ist derzeit vielleicht sogar mehr Softwareentwicklungskapazität vorhanden als in der GWDG. Dazu kommt weiteres neues Können – viele Personen, die in der Datenanalyse oder Datenverarbeitung algorithmisch arbeiten, diejenigen, die Daten pflegen und diejenigen, die die entsprechenden Werkzeuge und Infrastrukturen betreiben und unterstützen. Ich denke, heute kümmert sich mehr als die Hälfte der Personen in der SUB Göttingen, somit über 200, hauptsächlich um Digitale Angebote. Und dass nahezu alle irgendwie digital arbeiten, ist ohnehin offenkundig. Ich möchte allen danken, die die Digitalisierung so natürlich und so tiefgreifend ermöglicht haben, ob an vorderster Front oder durch die alltägliche Anwendung.

6 Gute Menschen

Noch etwas ist mir in den letzten 10 Jahren sehr viel deutlicher geworden. Bei aller Technologie und aller Komplexität, mit der die heutige Welt der wissenschaftlichen Information verteilt und kooperativ organisiert wird, sind es letztendlich die Menschen, die den Unterschied machen. Viele Menschen in der SUB Göttingen sind in den letzten Jahren gekommen und gegangen. Dass es nicht mehr so ist wie früher in Bibliotheken, wo vielleicht sogar die meisten über Jahrzehnte bleiben, ist natürlich ein Nebeneffekt der projektförmigen Arbeit und der Transformation, in der sich wissenschaftliche Bibliotheken befinden. Bevor ich genauer auf die Karrieren und die Personalstruktur eingehe, möchte ich einige Zahlen nennen. Allein in den letzten 10 Jahren wurden in der SUB Göttingen hunderte von Personalverträgen gemacht – und das, ohne dabei die gefühlt tausende von studentischen Verträgen zu zählen. Hunderte sind fortgebildet worden, in speziellen internen oder externen Schulungen, auf Konferenzen, online oder einfach „by learning on the job“. Das Personalwesen ist ein sensibles und sehr verantwortungsvolles Feld und ich möchte allen danken, die mit Verständnis und Umsicht in diesem Feld für die SUB Göttingen arbeiten und die sich ständig selbst weiterentwickeln.

Natürlich möchte ich mich auch bei allen bedanken, die gekommen sind, die der SUB Göttingen ihr Vertrauen geschenkt haben und zum Teil ihr Leben umgekrempelt haben, um für die SUB Göttingen zu arbeiten. Ich möchte mich bei allen bedanken, die geblieben sind, obwohl sie andere Angebote hatten oder hätten haben können. Und – so seltsam es sich anhört – ich möchte mich auch bei allen bedanken, die gegangen sind. Nicht weil sie gegangen sind, aber weil sie ein Stück SUB Göttingen in die Welt tragen. 

Eine gute Frage, um das Thema Personal zu beleuchten, ist tatsächlich: Wo sind sie eigentlich hingegangen? Die SUB Göttingen hat noch kein Alumni-Programm oder systematische Verbleibstudien. Aber das, was ich allein in den letzten 10 Jahren beobachten durfte, ist schon beeindruckend. Vorab gesagt: Mir sind kaum Fälle bekannt, in denen kein neuer Job auf der anderen Seite winkte oder schnell erreicht wurde. Einige haben sich selbstständig gemacht, sind in die Wirtschaft gegangen, haben aus familiären Gründen gewechselt oder sich im Bibliothekswesen weiterentwickelt. Viele treffe ich im Wissenschaftssystem auch außerhalb der Bibliotheken wieder, vor allem im Wissenschaftsmanagement, etwa bei der DFG, in Stiftungen, im EU-Kontext oder Ministerien – auch international. Direkt aus der SUB Göttingen wurden allein in den letzten Jahren 5 Professuren und mehrere Direktionsposten in Bibliotheken, darunter Häuser wie Kiel oder Frankfurt, berufen. Es ist ein schöner Gedanke, dass Teile der SUB Göttingen an anderer Stelle weiterwachsen. Wenn ich mir die Menschen in der SUB Göttingen vorstelle, blicke ich mit Zuversicht in die Welt der wissenschaftlichen Bibliotheken.

7 „Agiles Management“

Diese Organisationskultur der SUB Göttingen bringt mich zum Management. Nicht immer kann die Leitung eines großen Hauses mit allen persönlich arbeiten. Es liegt leider in der Natur der Sache, in einer großen Organisation mit mehreren 100 guten Menschen nicht immer mit jedem in Kontakt zu sein. Es ist nicht selten vorgekommen, dass ich einen neuen Mitarbeiter oder eine neue Mitarbeiterin auf einer internationalen Konferenz zum ersten Mal gesehen habe – erst Anfang des Jahres in Paris war das wieder der Fall. Das ist irrwitzig, mag man sagen, aber es ist auch Zeichen der notwendigen Dynamisierung und Internationalisierung.

Es ist beeindruckend zu sehen, mit wie viel Kraft und mit welcher Selbstständigkeit in der SUB Göttingen Management betrieben wird. Seit der Einführung der delegierten Unterbudgetierung und spätestens seit der vereinfachenden Reform der Meetingstrukturen mit Wochentreffen, Quartalstreffen und Jahrestreffen laufen aus meiner Perspektive die Dinge, die die SUB Göttingen selbst in der Hand hat, ziemlich rund. Und die SUB Göttingen kann sich heute sicher eine agile Organisation nennen. Ich möchte mich bei allen Führungskräften bedanken und auch ganz besonders beim Sekretariat und Direktionsbüro, die immer alles zusammengehalten haben. 

Doch zum Management trägt nicht nur die Führung selbst bei – man sieht das auch an den regen Teilnahmen an Schulungen zum agilen Management aus allen Bereichen. Bibliotheken sind sicher nicht für agiles Management und flache Hierarchien bekannt. Aber beides ist zwingend notwendig, um die Vielfalt der gleichzeitig laufenden Transformationen erfolgreich zu meistern. Ich möchte allen danken, die sich daran beteiligen und diese durchaus ungewöhnlichen Veränderungen mittragen – egal ob sie insgeheim oder laut denken, dass man eigentlich mehr Führung von oben braucht oder ob sie noch mehr selbst entscheiden wollen. Das Bild des allwissenden Bibliotheksdirektors, der mit mehreren Aktenkoffern über die Flure streift und alle Geschicke des Hauses lenkt, ist zumindest endgültig Geschichte. Alle können dazu beitragen, die Geschicke der SUB Göttingen zu lenken! 

8 Diversifizierte Finanzen

Vieles ist bereits angesprochen worden, so dass die letzten Punkte kürzer ausfallen können. Dass hinter den Services, den Projekten, dem Personal, dem Management immer Geld fließt, ist bekannt. Auch dass die SUB Göttingen dadurch eine sehr diversifizierte Finanzstruktur mit vielen Sonderfällen besitzt. Ich möchte mich ganz besonders beim Dienstleistungszentrum und dem Controlling bedanken, dass trotz der Komplexität immer alles hervorragend organisiert ist. Und das ist keine Selbstverständlichkeit in einem bürokratisch überfrachteten Milieu.

9 Praxiswirksame Strategie

Es ist zum Teil gelungen, die Finanzprozesse an die Strategie zu binden. Die Strategiearbeit der SUB Göttingen zu beurteilen, überlasse ich Ihnen. Strategie ist meine primäre Verantwortung und es steht mir nicht zu, über mich selbst zu urteilen. Ich möchte mich aber auch für die Unterstützung in der Strategiearbeit bei allen bedanken. Die SUB Göttingen hat in den letzten 10 Jahren über 200 systematische strategische Maßnahmen abgeschlossen. Wer sich das auf der Webseite der SUB Göttingen durchliest, bekommt ein gutes Gefühl dafür, was eigentlich alles in den letzten 10 Jahren passiert ist. Es waren fast alles praktische Maßnahmen. Aber alles war trotzdem eingebettet in einen strategischen Plan. Und allein an der Vielfalt dieser Maßnahmen sieht man, dass ich mir dies gar nicht auf die Fahne schreiben kann. Auch die Strategie ist nach meiner Beobachtung ein Teil der Organisationskultur der SUB Göttingen geworden. Wer mitgezählt hat, bemerkt, dass in der SUB Göttingen in den letzten 10 Jahren über 400 registrierte, zum Teil langjährige Projekte bearbeitet wurden, die zur Organisationsentwicklung beitragen, dass durchschnittlich auf das Jahr 40 Projekte parallel laufen und fast jede Woche ein Projektabschluss erfolgt.

10 Gesellschaftliche Bedeutung

In den letzten Jahren hat mich die letzte gemeinsame Überarbeitungsrunde der Strategie der SUB Göttingen nachhaltig inspiriert. Hier wurden noch einmal die Werte und das Selbstverständnis der SUB Göttingen in den Blick genommen. Die ersten Worte des neuen Leitbilds sind: „Zum Wohl von Wissenschaft und Gesellschaft widmet sich die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (SUB Göttingen) der Verbreitung, Bewahrung, Erforschung und Produktion von wissenschaftlichen Informationen in all ihren Formen, analog wie digital, von der mittelalterlichen Handschrift bis zu Forschungsdaten und Programmcode.“

Nichts in der SUB Göttingen ist so von gesellschaftlicher Bedeutung wie die Sammlungen in der SUB Göttingen. Deshalb muss ich darüber nicht viele Worte verlieren. Ich möchte allen danken, die diesen Schatz bewahren, hüten und weiterentwickeln, sei es in der Restaurierung oder in dem Ausbau der nationalen und internationalen Führungsrolle in den Digital Humanities. Die Sammlungen sind ein wichtiger Bezugspunkt für alle Überlegungen, wo wir mit den wissenschaftlichen Bibliotheken in Zukunft hin müssen. Die Art und Weise jedoch, wie diese gesellschaftliche Bedeutung in Zukunft aussehen wird, ist immer noch im Entstehen und weit davon entfernt, klar zu sein.

Lassen Sie mich zum Schluss noch einige Worte zur möglichen, zukünftigen gesellschaftlichen Bedeutung der SUB Göttingen, der Bibliotheken und der Informationswelt insgesamt sagen. Wie ich eingangs schon angesprochen habe, befinden wir uns in einer massiven Transformation der Informationswelt und der Gesellschaft. Vielleicht ist es meine Betriebsblindheit als Informationsspezialist, aber ich sehe bei den multiplen Krisenlagen der Gesellschaft, die wir gerade zu beklagen haben, fast überall das primäre Problem im Bereich des Wissens, der Informationen und der Daten. Damit will ich nicht sagen, dass die Klimakrise, die Kriege, die Covidpandemie oder die Finanzprobleme nicht existierten – aber ich möchte sagen, dass das, was wir selbst beitragen können, ganz häufig im Bereich des Wissens, der Informationen und der Daten liegt. Mit den richtigen Bewertungen von Informationen könnten wir die meisten Krisen sofort abschalten oder schnell bewältigen. Technologie benötigen wir dazu nicht – nur das Wissen im Kopf und dessen Verankerung in der Gesellschaft.

Was aber sind die richtigen Fragen, die es heute zu stellen gilt? Ich möchte nur ein paar kursorisch aufzählen, um zum Denken anzuregen, welche Rolle die SUB Göttingen oder wissenschaftliche Bibliotheken heute und in Zukunft spielen könnten, sollten oder müssten.

  1. Wie kann die Überführung von Daten, Informationen und Wissen in Kulturerbe unterstützt werden? Was kann die SUB Göttingen beitragen, damit ein Schulbuch der Geschichte in 50 Jahren das Jahr 2023 verlässlich darstellen kann? 

  2. Welche Rolle spielt ‚Daten-Eigentum‘ in Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft? Was kann die SUB Göttingen zu Datenschutz und Privatsphäre beitragen?

  3. Wie viel und welche Informationen sind gut für Wohlbefinden, Gesundheit und gesellschaftlichen Zusammenhalt? Was kann die SUB Göttingen gegen Verschwörungstheorien tun?

  4. Welche Prävention für Informationsverzerrung und Informationskrieg ist möglich? Was kann die SUB Göttingen gegen Fake-News machen?

  5. Welchen Einfluss hat KI auf das menschliche Bedürfnis nach Autonomie? Wie kann die SUB Göttingen dazu beitragen, dass es etwas Besseres als ChatGPT gibt?

  6. Wie kann die Gesellschaft in den Stand versetzt werden, mit Masse, Komplexität und Unterbestimmtheit von Daten umzugehen? Wie kann die SUB Göttingen in der nächsten Pandemie nach Corona helfen, Daten verständlich zu machen?

  7. Was ist „gute Praxis“, und wie wird neue Wissenschaftskommunikation abgebildet? Wie kann die SUB Göttingen helfen, die dysfunktionale Welt der wissenschaftlichen Großverlage zu verbessern?

  8. Wie kann die Wissenschaft ihre gesellschaftliche Verantwortung für ihr ‚Wissensprivileg‘ übernehmen? Wie kann die SUB Göttingen ihre Brückenfunktion aus der Wissenschaft in die Gesellschaft ausbauen?

  9. Wie kann Wissenschaft die Politik über die datenintensive Welt informieren? Was kann die SUB Göttingen tun, um Entscheidungen der Politik evidenzbasiert zu machen?

  10. Wie muss der Rechts- und Finanzrahmen der Informationsinfrastruktur als ‚öffentliche‘ Aufgabe aussehen? Wie kann die SUB Göttingen zeigen, wie offene Informationsinfrastruktur aussehen sollte?

Diese Fragen klingen sicher für einige ‚hochtrabend‘. Diejenigen, die die SUB Göttingen gut kennen, wissen aber, dass jede einzelne Frage tatsächlich durch ganz konkrete Aktivitäten der SUB Göttingen bereits heute adressiert wird. Es wird wenig überraschend sein, dass eine meiner Antworten auf die Frage „Was ist eine wissenschaftliche Bibliothek heute?“ lautet: „Schauen Sie sich die SUB Göttingen an – dann werden Sie es verstehen.“ Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass die SUB Göttingen auch im weltweiten Vergleich als Modell einer zeitgemäßen und zukunftsfähigen wissenschaftlichen Bibliothek dienen kann. Auf dass vielleicht einige Menschen mehr sagen: „Der Gedanke an eine zukünftige Gesellschaft mit Bibliotheken darin beruhigt mich.“

Nur kann es die SUB Göttingen allein nicht schaffen. Die SUB Göttingen kann zwar vieles beitragen, aber die SUB Göttingen wird es weder allein bewältigen können noch müssen. Wir müssen gemeinsam mit allen Beteiligten ein verteiltes und kooperatives System der wissenschaftlichen Information schaffen, das in der Lage ist, die gesellschaftlichen Herausforderungen zu bewältigen. Es war mir eine Ehre, für die SUB Göttingen arbeiten zu dürfen. Danke für die Zusammenarbeit – ich freue mich auf die kommende Zusammenarbeit!

Online erschienen: 2024-06-15
Erschienen im Druck: 2024-07-31

© 2024 bei den Autorinnen und Autoren, publiziert von Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

Dieses Werk ist lizensiert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz.

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  31. Anne Baillot: From Handwriting to Footprinting: Text and Heritage in the Age of Climate Crisis. Cambridge: Open Book Publishers, 2023, 179 Seiten, ISBN 978-1-80511-089-7, https://doi.org/10.11647/OBP.0355
  32. Hassan Soilihi Mzé: Geöffnet – Gelenkt – Umgebaut. Universitätsbibliothek Leipzig, Deutsche Bücherei und Leipziger Stadtbibliothek zwischen institutioneller Reorganisation und politischer Instrumentalisierung (1945–1968/69). Leipzig: Leipziger Universitätsverlag, 2023. 266 S., ISBN 978-3-96023-555-2. Hardcover € 33,–
  33. Madeleine C. Fombad, Collence Takaingenhamo Chisita, Omwoyo Bosire Onyancha und Mabel K. Minishi-Majanja (Hrsg.): Information Services for a Sustainable Society: Current Developments in an Era of Information Disorder. Berlin, Boston: Walter de Gruyter, 2023. VII, 369 Seiten: Illustrationen, 129,00 €, ISBN 978-3-11-077268-5. Auch als PDF & EPUB
  34. Stefan Alker-Windbichler, Axel Kuhn, Benedikt Lodes, Günther Stocker (Hrsg.): Akademisches Lesen. Medien, Praktiken, Bibliotheken. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, V&R unipress 2022. 370 S.
  35. Verena-Christin Schmidt: Digitale und hybride Lernraumgestaltung in Wissenschaftlichen Bibliotheken, Wiesbaden: b.i.t. verlag gmbh, 2023, 118 Seiten, 24,50 €, ISBN 978-3-9824425-5-6
Downloaded on 13.9.2025 from https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/bfp-2024-0021/html
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