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Engagement für Bibliotheken fördern und sichtbar machen

Welche Ziele verfolgen Bibliotheksfreundeskreise im politischen Prozess und wie können sie dabei von Bundesverband der deutschen Bibliotheksfreundeskreise unterstützt werden?
  • Monika Ziller

    Monika Ziller

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Published/Copyright: July 1, 2024

Zusammenfassung

Bibliotheken müssen ihre Interessen im politischen Prozess sichtbar machen, besonders hinsichtlich Ausstattung und Finanzierung. Bibliotheksleitungen sind oft an Loyalitätspflichten gebunden und können ihre Interessen nicht öffentlich vertreten. Freundeskreise und Fördervereine sind hier entscheidend, da sie unabhängig von arbeitsrechtlichen Verpflichtungen auftreten und die Nutzerinteressen vertreten können. Beispiele wie in Hückeswagen, Korntal-Münchingen und Köln zeigen erfolgreiche Lobbyarbeit lokaler Freundeskreise.

Der Bundesverband der deutschen Bibliotheks-Freundeskreise e. V. (BdB) unterstützt dieses Engagement und fördert die Sichtbarkeit von Bibliotheken. Gegründet im Jahre 2018 bietet der BdB Fortbildungen, Webinare und einen Preis für herausragende Freundeskreise an. Er arbeitet mit anderen Kulturförderverbänden zusammen und setzt sich für zentrale Themen wie Bibliotheksfinanzierung und E-Lending ein. Der BdB sieht jedoch die Notwendigkeit, seine Lobbyarbeit auszubauen, was durch die ehrenamtlichen Ressourcen aktuell begrenzt ist. Um dies zu ändern, will der BdB zusätzliche Finanzmittel akquirieren, um langfristig professionellere Strukturen zu schaffen und die Interessen der Bibliotheksnutzer auf allen Ebenen wirksam zu vertreten.

Abstract

Libraries must make their interests visible in the political process, especially regarding equipment and funding. Library management is often bound by loyalty obligations and cannot publicly advocate for their interests. Friends and support associations are crucial here, as they can act independently of employment obligations and represent the interests of users. Examples from Hückeswagen, Korntal-Münchingen, and Cologne demonstrate successful lobbying by local friends’ associations.

The German Association of Library Friends (Bundesverband der deutschen Bibliotheks-Freundeskreise e.V., BdB) supports this engagement and promotes the visibility of libraries. Founded in 2018, the BdB offers training, webinars, and an award for outstanding friends’ associations. It collaborates with other cultural support associations and advocates for key issues such as library funding and e-lending. However, the BdB recognizes the need to expand its lobbying efforts which are currently limited by volunteer resources. To address this, the BdB aims to acquire additional funding to create more professional structures overall ensuring the effective representation of library users’ interests at all levels.

1 Einleitung

Bibliotheken müssen im Rahmen ihres zuständigen Gemeinwesens ihre Interessen sichtbar machen und zur Geltung bringen. Das bezieht sich vor allem auf die materielle wie die personelle Ausstattung (Gebäude, Zugänglichkeit, Medien, Technik, Personal, Öffnungszeiten etc.). Das können (i. d. R.) die Bibliotheksleitungen intern mit dem Unterhaltsträger bzw. dem zuständigen politischen Gremium, z. B. im Rahmen von Haushaltsplanberatungen, aushandeln. Je nach vorhandenen finanziellen Ressourcen, Verhandlungsgeschick und Verankerung der Einrichtung im jeweiligen Gemeinwesen wird dieses Vorhaben mehr oder weniger erfolgreich sein. Dieses Aushandeln erfolgt ohne Öffentlichkeit, die Bibliotheksleitung muss – auch bei öffentlichen Auftritten in Gremien – das Loyalitätsprinzip wahren, d. h., die Leitung kann nicht gegen Vorgesetzte argumentieren.

Der Betrieb und der Unterhalt von kommunalen Bibliotheken ist in allen Bundeländern eine freiwillige Aufgabe der Kommunen. Lediglich das schleswig-holsteinische Bibliotheksgesetz formuliert eine starke Verpflichtung der Kommunen zum Betrieb von Bibliotheken. „Indem es etwa alle Bibliotheken des Landes zur Kooperation verpflichtet, wird erstmal ein verbindliches Netz bibliothekarischer Versorgung aufgespannt, das Schließungen einzelner Bibliotheken von der Konzeption her jedenfalls wird abfangen können.“[1] Und nur wenige Bundesländer stellen nennenswerte Fördermittel für den Bau und den Unterhalt kommunaler Bibliotheken bereit.

In der Konsequenz stehen kommunale Öffentliche Bibliotheken oft ganz oben, wenn es in hochverschuldeten Kommunen ums Sparen geht. Und somit kommt es häufig zum Konflikt zwischen Bibliotheksleitungen und ihren Trägern bzw. deren politischem Beschlussorgan.

Da müssen Bibliotheksleitungen Einsparvorgaben erfüllen und konkrete Vorschläge zur Erreichung von Sparzielen machen. Dabei geht es in erster Linie um Kosten des laufenden Haushalts, die Personalausgaben, den Veranstaltungs- und Medienetat. Die Personalausgaben wiederum berühren die Themen Öffnungszeiten oder den Betrieb ganzer Zweigstellen und sogar Einrichtungen.

Bibliotheken sind ein wichtiger Teil der kommunalen Daseinsvorsorge, sie nehmen Aufgaben im Bildungs-, Kultur und -Sozialbereich wahr, sie fördern gesellschaftlichen Zusammenhalt und Teilhabe, unabhängig davon, wie viele Einwohner im Besitz eines Bibliotheksausweises sind.

Hier können Freundeskreise und Fördervereine einen wichtigen Beitrag zur Interessenvertretung leisten. Sie vertreten die Belange der Bibliotheksnutzerinnen und Bibliotheksnutzer. Sie können ohne Rücksicht auf arbeitsvertragliche Loyalitätspflichten mit den örtlichen Parteien und dem Unterhaltsträger Gespräche führen. Sie können jederzeit entsprechende Presse- und Öffentlichkeitsarbeit machen. Sie geben dem mündigen Bürger ihrer Kommune eine Stimme.

Hierfür gab es auch in den letzten Jahren viele gute Beispiele.

2 Beispiele für erfolgreiche Freundeskreise

2.1 Hückeswagen

Brief des Freundeskreises an alle Ratsmitglieder: Rechtzeitig vor den Haushaltsberatungen im Rat hat der Vorstand des Freundeskreises einen Brief an alle Ratsmitglieder geschickt, in dem er auf die positive Bilanz der Nutzung der Stadtbibliothek seit dem Ende der Coronapandemie verwies und zugleich seine erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Bibliothek auflistet. Mit den vorgelegten Zahlen hofft der Freundeskreis, „deutlich gemacht zu haben, wie wichtig die Stadtbibliothek von Teilen der Zivilgesellschaft in Hückeswagen gehalten wird.“[2]

2.2 Korntal-Münchingen

Freundeskreis kämpft gegen Personalabbau in der Stadtbücherei: Der Freundeskreis der Stadtbücherei hat eine Unterschriftenaktion gegen den Personalabbau und die daraus resultierende Reduzierung von Öffnungszeiten gestartet. Mehr als 800 Menschen haben sich bereits in die Listen eingetragen. Am 13. Oktober 2021 erhält die Stadtverwaltung die Listen mit den Unterschriften, die danach auch an die Stadträte gehen. Mitte Oktober, bei der Haushaltskonsolidierungsklausur, diskutiert der Gemeinderat auch über den Stellenplan.[3]

2.3 Essen-Katernberg

Der Förderverein verhinderte zwei Mal die Schließung der Stadtbibliothek. Prominentestes Mitglied ist SPD-Urgestein Franz Müntefering.[4]

2.4 Laichingen

Förderverein setzt sich für die Erweiterung der Bücherei ein: Nach zwei Jahren Pause konnte der Förderverein der Stadtbücherei endlich wieder eine Mitgliederversammlung durchführen. Ausführlich und kontrovers wurde über die dringend notwendige Erweiterung der Stadtbücherei und ihre Unterstützung diskutiert. Übereinstimmend wurde betont, dass eine Bücherei in der Stadtmitte angesiedelt sein muss. Die begonnenen Gespräche mit Bürgermeister und Gemeinderäten sollen weitergeführt werden.[5]

2.5 Meckenheim

Ein Förderverein als Retter der Bücherei? Schon länger ist bekannt, dass sich die Kirche aus der Finanzierung der Meckenheimer Bücherei zurückzieht. Die Stadt sieht sich aufgrund des aktuellen Haushaltssicherungskonzeptes nicht in der Lage, den bis dato bestehenden Vertrag, auf dessen Grundlage sich die Stadt mit rund 150 000 von insgesamt etwa 250 000 Euro an den Kosten der Bücherei beteiligt, entsprechend aufzustocken. Als alternatives Finanzierungskonzept ist nun ein Förderverein mit besonderer Struktur im Gespräch. Um diesen zu gründen, suchte der Arbeitskreis Verstärkung in der Bevölkerung.

Dabei geht es nicht nur um das klassische Einbinden von Büchern oder Unterstützung bei Veranstaltungen. Fundraising ist das Wort der Stunde, erklärte das Mitglied des Vorstands. Im Fokus steht, Konzepte zu finden, auf deren Grundlage sich Menschen und Unternehmen an der Förderung der Bücherei beteiligen könnten. Ein Spiegelbild der Beiträge aus dem Zuschauerbereich zeigte schnell: Viele Menschen in der Stadt betrachten die Bücherei als sinnvolles und wertvolles Element des gesellschaftlichen Miteinanders. „Nicht nur ein Haus voller Bücher“, so zitierte Peter Freischem aus einem Buch von Freya Sampson, sondern ein Ort und Treffpunkt für alle Meckenheimer. Er betonte: „Wir müssen sehen, dass wir eine Lösung finden, die langfristig tragbar ist.“[6]

2.6 Köln, Förderverein Stadtbibliothek

Der Förderverein der Stadtbibliothek Köln kann stolz vermelden, dass aufgrund der Unterschriftenaktion im Jahre 2023 die Stadt die Förderung der Sanierung der Stadtbibliothek weiterführen wird.

„Die Petition des Fördervereins zu ‚Sanierung statt Abriss‘ ist nun geschlossen. Wir freuen uns sehr und danken 10 352 Unterstützer*innen. Neben den Unterschriften haben viele Unterzeichner*innen großartige Kommentare dazu gesendet. Wir freuen uns sehr darüber, dass der Rat der Stadt Köln in seiner Sitzung am Dienstag, 16. Mai 2023, eine neue Kostenfortschreibung für die Generalsanierung der Zentralbibliothek beschlossen hat und auf dieser Basis einer Fortführung der 2018 beschlossenen Baumaßnahme zustimmt.“[7]

2.7 Heilbronn

Nachdem ständig steigende Besucherzahlen in der Zentralbibliothek im Theaterforum K3 unbedingt eine Erweiterung der Bibliothek erforderlich machten, setzte sich der Freundeskreis in einer jahrelangen intensiven Lobbyarbeit beim Gemeinderat und der Stadt für einen Neubau oder eine räumliche Erweiterung ein. 2018 wurde die Erweiterung am derzeitigen Standort beschlossen. 2022 begann der Umbau, im Sommer 2024 kann die Neueröffnung gefeiert werden.

Inzwischen thematisieren Freundeskreise auch den Bedarf an neuen Konzeptionen für ihre Einrichtungen.

2.8 Neubeckum

Neues Zukunftskonzept für die Stadtbücherei: Durch Mitarbeit des Fördervereins der Stadtbücherei Neubeckum konnte das Zukunftskonzept einschließlich eines Raumprogramms für die Stadtbücherei Neubeckum auf den Weg gebracht werden.

„Es war ein langer Prozess mit zahlreichen Beteiligten. Jetzt steht der Umsetzung einer Zukunftskonzeption und eines Raumprogramms in der Stadtbücherei Neubeckum nicht mehr im Wege. Die Mitglieder des Schulausschusses stimmten in der jüngsten Sitzung einstimmig für das Konzept. Die Verwaltung wird beauftragt, auf Grundlage des erarbeiteten Zukunftskonzepts für die Stadtbücherei Neubeckum ein inhaltliches, räumliches und personelles Handlungskonzept zu erarbeiten, das einen konkreten Maßnahmenplan beinhaltet. Mit Unterstützung des Bibliotheksplaners Andreas Mittrowann haben das Team der Stadtbücherei Neubeckum, der städtische Fachdienst Kultur und der Förderverein der Stadtbücherei Neubeckum ein Zukunftskonzept einschließlich eines Raumprogramms für die Stadtbücherei Neubeckum entwickelt. Die Kernbotschaft: Aus der Stadtbücherei soll ein Begegnungs- und Erlebnisort werden, in dem Lernen mit allen Sinnen möglich ist.“[8]

2.9 Warendorf

Förderverein gestaltet konzeptionelle Weiterentwicklung der Stadtbücherei mit: Im Rahmen des Programms „hochdrei – Stadtbibliotheken verändern“ hat die Warendorfer Stadtbücherei gemeinsam mit dem Förderverein und der Politik ein Konzept erarbeitet, das die Bücherei als einen sogenannten „Dritten Ort“ im Stadtbild etabliert. Dieser Ort dient nicht mehr „nur“ der Ausleihe von Medien aller Art, sondern steht für Bildung und Begegnung, Kultur und bürgerschaftlichen Austausch. So sind bereits einige Modellräume entstanden wie der Lerntreff, die Kreativwerkstatt und der Game Cube. Danach wurde jedoch schnell deutlich: Der Nutzungsbedarf besteht nicht nur während der regulären Öffnungszeiten, sondern auch insbesondere in den Abendstunden und am Wochenende, wenn die Bücherei personell nicht besetzt ist. Dank 99 500 Euro Fördermittel von der EU für das Projekt „Open Library Warendorf“ konnte jetzt sogenannte „Open-Library-Technik“ zum Einsatz gebracht werden, die es ermöglicht, auch außerhalb der regulären Geschäftszeiten in der Stadtbücherei zu stöbern. Gemeinsam mit dem Förderverein wird es einen Ideentag geben, an dem „Open Library“ vorgestellt und weitere Nutzungskonzepte diskutiert werden.[9]

Die Beispiele zeigen ein beachtliches politisches Engagement lokaler Bibliotheksfreundeskreise und verdeutlichen das Potenzial, das in einer aktiven Förderkreisarbeit für die Bibliotheksentwicklung liegt.

3 Unterstützung des Bundesverbands der deutschen Bibliotheks-Freundeskreise

Welchen Beitrag kann der Bundesverband der deutschen Bibliotheks-Freundeskreise zur Unterstützung der Lobbyarbeit/Interessenvertretung der lokalen Freundeskreise sowie der Bibliotheksverbände auf Bundes- und Landesebene leisten?

Der Bundesverband der deutschen Bibliotheks-Freundeskreise e. V. (BdB) ist der Rechtsnachfolger der 2004 ins Leben gerufenen Arbeitsgemeinschaft der Freundeskreise unter dem Dach des Deutschen Bibliotheksverbands (dbv). Um die Mitte der 2010er-Jahre wurde deutlich, dass den Freundeskreisen unter dem Dach des dbv keine Zukunft beschieden war. Es gab 2016 und 2017 nach einigen Abstimmungsrunden zwischen dbv und Vertretern der AG die Entscheidung, den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen. Der BdB wurde 2018 gegründet. Aus den ursprünglich 16 Gründungsmitgliedern sind inzwischen mehr als 80 geworden (von gut 500 Freundeskreisen und Fördervereinen von Bibliotheken, die es bundesweit gibt).

Der Bundesverband der deutschen Bibliotheks-Freundeskreise e. V. (BdB) setzt sich für die Förderung des Bibliothekswesens in Deutschland ein. Er unterstützt bürgerschaftliches und ehrenamtliches Engagement für Bibliotheken als Garanten des freien Zugangs zu Medien und Informationen für alle Bürgerinnen und Bürger. Er setzt sich unabhängig von den Interessen der Träger von Bibliotheken, wie Kommunen, Länder, Kirchen, für die Interessen der Nutzerinnen und Nutzer sowie der Bibliotheken ein. Mit Aktivitäten zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit, der Politik und der Wissenschaft für das Bibliothekswesen und dessen Rahmenbedingungen leistet er einen Beitrag zur Entwicklung innovativer Bibliotheksleistungen für Wissenschaft und Gesellschaft. Als politische Interessenvertretung versteht er sich auch als Vertretung der Bibliotheksnutzerinnen und Bibliotheksnutzer sowie der Bürgergesellschaft. Er macht Engagement sichtbar und gibt ihm eine Stimme.

In den ersten Jahren als selbständiger Verband stand die Finanzierung der Arbeit, die Mitgliedergewinnung sowie Fortbildung und Erfahrungsaustausch ganz oben auf der Agenda.

Erreicht wurde eine solide Finanzierung der Verbandsarbeit. Bei den Jahrestagungen bietet der Verband Fortbildung und Erfahrungsaustausch an. Seit 2022 werden Webinare zum Thema „Wie gründe ich einen Freundeskreis?“ angeboten. Stand Frühjahr 2024 nahmen hier über 200 Bibliotheksbeschäftigte oder Ehrenamtliche teil. Seit dem Frühjahr 2024 werden Online-Stammtische zu verschiedenen Themen angeboten. Der Verein informiert seine Mitglieder regelmäßig mit Rundmails, außerdem gibt er einen Newsletter heraus, der über 700 Abonnements verzeichnet.

Damit die Mitglieder voneinander lernen, ist der Austausch von Erfahrungen – von „Best Practice“ auf der einen und von „Pitfalls“ auf der anderen Seite – während der Sitzungen und Tagungen auf Landes- und Bundesebene eines der wichtigsten Anliegen des Verbandes.

Ein wesentlicher Bestandteil der Best-Practice-Vermittlung ist der Preis Freundeskreis des Jahres. Dieser Preis erfährt in diesem Jahr seine neunte Auflage. Er ist offen für Fördervereine von Bibliotheken aller Sparten und Größen, auch unabhängig von einer Mitgliedschaft im BdB. Preisträger der vergangenen Jahre waren die „Freunde des barrierefreien Lesens e. V.“ aus Leipzig im Jahre 2022 und 2021 der „Freundeskreis der Stadtbibliothek Heinrich Heine Gotha e. V.“. Zweimal wurde der Preis geteilt und ging 2020 an die „Freunde der Stadtbücherei Augsburg e. V.“ und die „Gesellschaft Anna Amalia Bibliothek e. V.“ in Weimar. 2023 wurden die Freunde der Stadtbibliotheken Heilbronn und Lüdenscheid ausgezeichnet.

Da das Thema Bildung und Kultur im föderalen Staat in erster Linie Ländersache ist, hat sich der Vorstand des BdB auch um die Bildung von Landesverbänden bemüht. Dazu gibt es erste Ansätze in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen.

Für einen Verband, der sich ausschließlich auf die ehrenamtliche Arbeit eines fünfköpfigen Vorstands stützt, ist das ein beachtliches Angebotsportfolio. Wenn es an dieser Stelle um das Thema „Lobbyarbeit/Interessenvertretung“ geht, werden aber auch die Grenzen deutlich.

Der BdB hält Netzwerken für essenziell: Er steht im Gedankenaustausch mit dem Deutschen Bibliotheksverband, hat Kontakt zur Stiftung Lesen und ist aktives Mitglied des im Jahr 2019 gegründeten Dachverband der Kulturfördervereine in Deutschland[10] (DAKU). Der DAKU versteht sich auch als Lobbyverband der Kulturfördervereine.

„Mit unseren Initiativen stärken wir das zivilgesellschaftliche Engagement für die Kultur in Deutschland. Spartenübergreifend setzen wir uns für die rund 20 500 Fördervereine und Freundeskreise im Kulturbereich ein. Wir fördern die Arbeit der Vereine, machen sie sichtbar und vermitteln ihre große Bedeutung als Partner gegenüber Kommunen, Ländern und Bund.“[11]

Der BdB sieht durchaus den Bedarf an eigenständiger Lobbyarbeit. Themen, die für die nationale oder die föderale Bibliotheksentwicklung von großer Bedeutung sind, wie die Möglichkeit der Sonntagsöffnung, die Bibliotheksfinanzierung, das Recht auf E-Lending, die Bibliotheksentwicklung in Ortszentren, sollten vom BdB aus der spezifischen Warte der Bibliotheksfreunde, der Nutzerinnen und Nutzer, der Bürgerinnen und Bürger verstärkt thematisiert werden. Auf der letzten Mitgliederversammlung wurden entsprechende Beschlüsse gefasst.[12]

Lobbyarbeit ist in erster Linie Kontaktarbeit. Für den BdB bedeutet das den Aufbau von Kontakten zu den Fraktionen des Deutschen Bundestags, zu einer Vielzahl zuständiger Ministerien auf Bundesebene. Auf der Länderebene sind es die Ministerien und Landtage, dazu kommen die für Bibliotheken länderrelevanten Gremien und Spitzenverbänden. An zweiter Stelle ist Lobbyarbeit Öffentlichkeitsarbeit.

Um hier wirksam tätig werden zu können, reichen allerdings die ehrenamtlichen Personalressourcen nicht aus. Solange sich daran nichts ändert, muss der BdB dieses Arbeitsfeld leider „auf Sparflamme“ kochen. Er muss sich darauf konzentrieren, zu den Mitgliedsbeiträgen zusätzliche Finanzmittel zu akquirieren, um perspektivisch die Arbeit des Verbands zu professionalisieren.

Über den Autor / die Autorin

Monika Ziller

Monika Ziller

Literaturverzeichnis

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Online erschienen: 2024-07-01
Erschienen im Druck: 2024-07-31

© 2024 bei den Autoren, publiziert von Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

Dieses Werk ist lizensiert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz.

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  30. Pettegree, Andrew: The Book at War. Libraries and Readers in a Time of Conflict. London: Profile Books, 2023. 474 S., s/w-Abb. im Text, 31 Farbabb., ISBN: 978-1-80081-493-6, eISBN: 978-1-80081-495-0. Hardcover ₤ 30, Paperback ₤ 12,99
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  32. Hassan Soilihi Mzé: Geöffnet – Gelenkt – Umgebaut. Universitätsbibliothek Leipzig, Deutsche Bücherei und Leipziger Stadtbibliothek zwischen institutioneller Reorganisation und politischer Instrumentalisierung (1945–1968/69). Leipzig: Leipziger Universitätsverlag, 2023. 266 S., ISBN 978-3-96023-555-2. Hardcover € 33,–
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  34. Stefan Alker-Windbichler, Axel Kuhn, Benedikt Lodes, Günther Stocker (Hrsg.): Akademisches Lesen. Medien, Praktiken, Bibliotheken. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, V&R unipress 2022. 370 S.
  35. Verena-Christin Schmidt: Digitale und hybride Lernraumgestaltung in Wissenschaftlichen Bibliotheken, Wiesbaden: b.i.t. verlag gmbh, 2023, 118 Seiten, 24,50 €, ISBN 978-3-9824425-5-6
Downloaded on 14.9.2025 from https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/bfp-2024-0029/html
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