Abstract
Francesco Barberini, the cardinal nephew of Pope Urban VIII (1623–1644), is known to researchers primarily as a patron of the arts. However, he was a member of numerous dicasteries in the Roman Curia and held the office of head of the papal secretariat of state throughout the pontificate. In the early years he hardly appeared in this function. From 1631 onwards, testimonies of his involvement in the correspondence of the office become more frequent in the archives and provide information about his desire to play an active role in papal politics. Detailed autograph minutes to letters sent in cipher to the nuncios in Vienna deal with topics such as the mostly futile request of the imperials for subsidies, the rejection of criticism of the papal policy of neutrality and the improvement of relations between the Holy See and the imperial court. In addition, the attempt to influence the political convictions of members of religious orders working in Vienna and, in particular, the need to win the emperor’s approval for the precedence of the prefect of Rome before the imperial envoy play a noticeable role.
Was Zeitgenossen und Historiker über die Persönlichkeit Francesco Barberinis (1597–1679), des Kardinalnepoten Papst Urbans VIII. (1623–1644), zu berichten wissen, bezieht sich überwiegend auf die anstoßerregend hohen Einkünfte, die er aus der Fülle seiner Ämter und Pfründen bezog.[1] Neuere Untersuchungen befassen sich darüber hinaus vor allem mit seiner Rolle als Kunstförderer, Kunst- und Büchersammler, literarischer und musikalischer Mäzen. Sie betonen dabei auch die Motivation zu diesen Aktivitäten, die nicht notwendigerweise schöngeistiger Neigung und Kennerschaft entsprang, sondern insbesondere Ausweis seiner herausragenden sozialen Stellung war und die Möglichkeit bot, in künstlerischer Überhöhung die Weltsicht seines Hauses zu verbreiten.[2] Die Legationsreisen Barberinis nach Paris und Madrid in den Jahren 1625/1626 gelten als diplomatische Fehlschläge.[3] Erst gegen Ende der Regierungszeit Urbans VIII. scheint er als Politiker deutlicher in Erscheinung zu treten, als sich die Auseinandersetzungen der päpstlichen Kurie mit Odoardo Farnese, dem Herzog von Parma-Piacenza, zuspitzen, die zum sogen. Castro-Krieg führten.[4] Auch eine weitere Auswertung der publizierten „Nuntiaturberichte“, in denen der Kardinalnepot in seiner Eigenschaft als nomineller Leiter des päpstlichen Staatssekretariats durchgängig als Adressat der Berichte der Nuntien und als Verfasser der an sie gerichteten Weisungen aus Rom erscheint, kann nicht ausreichen als Grundlage für eine umfassende politische Biographie, da die Editionen sowohl in zeitlicher wie in geographischer Hinsicht nur Ausschnitte des langen Barberini-Pontifikats erfassen.[5] Hinzu kommt, dass die Autorschaft der in seinem Namen geführten Korrespondenz mit den Nuntiaturen in den Händen wechselnder Kurienbeamter lag, deren Schreiben nicht in jedem Fall als zuverlässige Zeugnisse für die Überzeugungen des formellen Behördenleiters gelten können.[6] Zu Einzelfragen lassen sich jedoch Einblicke in persönliche Ansichten und Bestrebungen Barberinis gewinnen, da sich in den Teilen des umfangreichen Archivalienbestands, die aus Konzepten und Minuten für die kurialen Weisungen bestehen, auch von seiner Hand verfasste oder korrigierte Texte befinden. Allgemein ist zu beobachten, dass dieses Material von der Forschung bisher weit weniger beachtet und ausgewertet wurde als die Berichte aus den Nuntiaturen.
Die Forschungen von Andreas Kraus haben die Hände der Mitarbeiter des Staatssekretariats und damit auch die oft schwer lesbare Handschrift Francesco Barberinis identifiziert.[7] Darüber hinaus kann Kraus aufzeigen, dass Zeugnisse von dessen Hand in den Archivalien erst vom Jahr 1632 an häufiger werden und vermehrt aus den folgenden Jahren vorhanden sind.[8] Sie finden sich unter den fast ausschließlich zur Chiffrierung bestimmten Minuten für die Korrespondenz mit verschiedenen Nuntiaturen und entstanden sowohl im Rahmen des normalen Schriftverkehrs im Staatssekretariat[9] wie auch in dem des sogen. Proprio-Sekretariats, des persönlichen Büros des Kardinalnepoten, das Barberini von 1632 an bedeutend ausbaute.[10] Es ist freilich nur ein kleiner Teil der erhaltenen Archivalien, den wir so sicher zuordnen können. Unbekannt bleibt die Urheberschaft von Schriftstücken, die nur aus der Registerüberlieferung bekannt oder sichtlich von Kopisten geschrieben sind. Zu beachten ist ferner, dass auch Minuten, die in der Handschrift von identifizierten Mitarbeitern des Staatssekretariats vorliegen, Kopien sein können oder möglicherweise auf Anweisung oder sogar auf Diktat einer anderen Person beruhen.[11] Hier kann allerdings angenommen werden, dass die Minuten des Staatssekretärs Lorenzo Azzolini und die im Zeitraum 1632–1634 sehr zahlreichen Schreiben Pietro Benessas die politische Linie Barberinis verlässlich wiedergeben. Azzolini war einer der Begleiter Barberinis auf dessen Legationsreisen gewesen und stand ihm seitdem nahe;[12] Benessa war vor 1632 Barberinis persönlicher Sekretär gewesen.[13] Von 1634 an ist als Barberinis besonders vertrauter Mitarbeiter der Chiffrensekretär Antonio Feragalli bekannt.[14]
Auf Schreiben an den Nuntius in Köln sind uns autographe Bemerkungen Barberinis vom Jahr 1628 an bekannt. Es handelt sich dabei aber fast immer um nur wenige, höflich anerkennende Schlussworte, mit denen − ohne Bezug zu bestimmten politischen Ereignissen − dem Amtsträger in besonders eindrucksvoller Form Lob für seine Tätigkeit ausgesprochen wird.[15] Auch das einzige vollständige Handschreiben ist zweifellos als persönliche Ehrung aufzufassen, die angebracht schien, da der Adressat sich im Übrigen mit der Ablehnung seines Gesuchs um baldige Ablösung abfinden musste.[16]
Aus der Korrespondenz mit der Wiener Nuntiatur kennen wir nur zwei frühe autographe Schreiben aus dem Jahr 1630.[17] Beim ersten handelt es sich um einen Auftrag, der allzuviel Vertrauen in die Kriegserfolge der Kaiserlichen verrät: Ferdinand II. sollte aufgefordert werden, dafür zu sorgen, dass der in Rom lebende Konvertit Lukas Holste eine ihm vom Papst zugesprochene Pfründe in Hamburg in Besitz nehmen könne.[18] Von politischer Brisanz ist dagegen das zweite Schreiben, das ein aktuelles Problem des Kurfürstentags in Regensburg betrifft: Es enthält die Mitteilung, dass der kaiserliche Gesandte den Papst gebeten habe, Nuntius Rocci zu beauftragen, die Bemühungen um die Königswahl Ferdinands III. zu unterstützen. Man habe dem Gesandten geantwortet, Rocci sei in diesem Sinn bereits unterrichtet worden.[19] Es ging also unausgesprochen um die Besorgnis, dass Gerüchte verbreitet sein könnten, die besagten, dass der Papst auf der Seite der kurfürstlichen Gegner des Kaisers stand, und das Handschreiben dürfte als lettera mostrabile gedacht gewesen sein − als zum Vorzeigen bestimmtes Zeugnis dafür, dass man diesem Verdacht entgegentreten wollte. Dass von Rocci keine Initiative im Sinn der von Ferdinand II. gewünschten Nachfolgeregelung erwartet wurde, kommt hier so wenig wie im übrigen Briefwechsel offen zum Ausdruck. Es ergibt sich jedoch unzweideutig aus der wiederholten Aufforderung in anderen Schreiben, der Nuntius solle sein Verhalten mit dem Maximilians von Bayern abstimmen.[20]
Zahlreicher und inhaltlich breiter gestreut sind die Zeugnisse für Barberinis Mitarbeit aus dem folgenden Jahr. Eine kurze handschriftliche Notiz zeigt auf, dass der Autor auch der Kongregation des Heiligen Offiz (Inquisition) angehörte. Er informiert den Nuntius, dass Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm die Dispens zur Vermählung mit einer kalvinistischen Verwandten, für deren Gewährung sich eine ganze Reihe von Reichsfürsten eingesetzt hatten, verweigert werde, und regt an, für den Antragsteller eine geeignetere Braut zu suchen.[21]
Die weiteren Schreiben dieses Jahres betreffen Themen, die über lange Zeit die Beziehungen von Papst und Kaiser beherrschen sollten. Barberinis handschriftliche Ergänzungen befinden sich an einem protokollähnlichen Bericht über Unterredungen zwischen Urban VIII., ihm selbst und dem kaiserlichen Gesandten Paolo Savelli. Es war um die dringenden Bitten Ferdinands II. um Subsidien für den Krieg im Reich gegangen und um die Gründe für die päpstliche Verweigerung.[22] Der Papst erklärte seine Haltung damit, dass er der kaiserlichen Armee, die zum Teil aus „Häretikern“ bestehe, misstraue und dass er zum Ausbau der eigenen Verteidigung gezwungen sei. Die Klagen über seine Bevorzugung der Katholischen Liga, der er Einnahmen aus den zu restituierenden kirchlichen Gütern der Pfalz zugesagt hatte, wies er zurück, ohne auf den Einwand einzugehen, dass diese Gunst, selbst wenn sie realisiert werden könnte, keine Erleichterung der finanziellen Situation brächte, da sie unweigerlich zu Unfrieden zwischen dem Kaiser und den Liga-Fürsten führe. Eine Bemerkung Barberinis, der berichtet, im Gespräch mit Savelli den Einsatz der Liga für nützlicher als den des kaiserlichen Heeres bezeichnet zu haben, findet sich im Konzept, wurde aber, da sie im Registereintrag fehlt, vermutlich nicht in die Ausfertigung des Schriftstücks aufgenommen.
Zeichen authentischer Beteiligung tragen darüber hinaus die ausführlichen Schreiben, in denen Nuntius Rocci und zugleich den Nuntien in Paris, Madrid, Venedig und Turin die seit langem vorbereitete Verleihung des Titels Praefectus Urbis an Taddeo Barberini, den weltlichen Neffen des Papstes, mitgeteilt wird. Der Vorgang sei für Ferdinand II. von großer Bedeutung, da für den Würdenträger eine herausragende Rolle bei kaiserlichen Rombesuchen vorgesehen sei, wie die schriftlichen Quellen über die Kaiserkrönung Karls V. und über einen Rombesuch Friedrichs III. bewiesen. Das gedruckte römische Zeremoniale und weitere historische Zeugnisse belegten außerdem, dass dem Präfekten von Rom im päpstlichen Zeremoniell der erste Platz zustehe, vor den die weltlichen Fürsten repräsentierenden Diplomaten.[23] Der kaiserliche und nach ihm alle weiteren Gesandten müssten ihm also Vortritt gewähren. Mit Savelli sei darüber bereits verhandelt worden. Rocci solle sich mit der Materie vertraut machen und Gespräche führen, um am Hof in Wien Zustimmung zu dieser Rangordnung herbeizuführen.[24]
Ein lebhafter Schriftwechsel befasste sich von nun an mit diesem Thema. Darunter ist ein überaus schmeichelnder eigenhändiger Brief an den Fürsten Eggenberg, den Direktor des Geheimen Rats, in dem Barberini besondere Freude über den Rombesuch von dessen Sohn zum Ausdruck bringt.[25] Rocci war schon früher der Rat erteilt worden, zu versuchen, Einfluss auf die Hofbeamten zu nehmen und zu eruieren, ob Fürst Eggenberg Freude an Skulpturen oder Gemälden habe.[26] Inzwischen muss sich Barberini aber zugleich mit einem skandalträchtigen neuen Problem befassen, von dem zu befürchten war, dass es die angestrebte freundliche Stimmung der kaiserlichen Räte gegenüber dem Papst beeinträchtigte: Den habsburgischen Höfen waren Unterlagen aus den geheimen Verhandlungen zugetragen worden, die den bayerisch-französischen Allianzvertrag von Fontainebleau betrafen.[27] Aus ihnen ging hervor, dass Kardinal Guidi di Bagno, vormals Nuntius in Frankreich, sie angeregt und gefördert hatte, mit Wissen und Billigung der römischen Kurie. Während des militärischen Vordringens der Schweden im Reich war damit Anlass zu schwerem und fortdauerndem Misstrauen zwischen dem Kaiser, Kurfürst Maximilian und der Katholischen Liga gesäht. Der Befehl an Rocci lautet, Mitwirkung und Mitwissen der Kurie entschieden abzustreiten – ein Verhalten, das dem Ansehen der päpstlichen Diplomatie nicht förderlich gewesen sein kann. Auffällig ist daneben, dass die registrierte Fassung des Schreibens einen Passus nicht enthält, in dem Barberini versucht, die Schuld an dem Skandal den Gegnern Maximilians – gemeint sind die Spanier – zuzuschieben, und auch nicht eine Anekdote, wonach in Spanien behauptet würde, Urban VIII. wolle mit seiner vor kurzem durchgeführten Brevierreform enorme finanzielle Gewinne aus dem Land ziehen.[28]
Im Jahr 1632 erhielt Nuntius Rocci nur zwei Schreiben, die in der Handschrift Barberinis erhalten sind. Im ersten wird über eine Audienz des kaiserlichen Agenten Cornelius Heinrich Motmans (Motmann) beim Kardinalnepoten berichtet, in der aktuelle Probleme von der Situation im Patriarchat Aquileia über die Besetzung von Pinerolo durch Frankreich, die Politik des Erzbischofs von Trier bis hin zum diplomatischen Status des Gesprächspartners besprochen worden waren.[29] Persönlicheren Charakter hat das zweite Schreiben, in dem Barberini auf den Inhalt eines Gesprächs eingeht, das Rocci mit dem spanischen Kapuziner P. Quiroga geführt hatte, der Kritik an der päpstlichen Politik übte.[30] Er antwortet empört auf dessen Vorwürfe und beharrt nachdrücklich darauf, dass es an der Glaubwürdigkeit Urbans VIII. keinerlei Zweifel geben dürfe, wenn er versichere, an den Vorgängen um die französisch-bayerische Allianz wie auch um Frankreichs Annexion von Pinerolo in keiner Weise beteiligt gewesen zu sein oder auch nur davon gewusst zu haben.[31] Geradezu persönlichen Ärger zeigt er danach darüber, dass in Wien zu hören war, jemand habe aus Rom geschrieben, dass es gut wäre, Kardinal Pázmány noch einmal mit einer Gesandtschaft zum Papst zu betrauen. Er beschimpft den Vorschlagenden als imbroglione und behauptet zu wissen, wer es ist.[32] In einem weiteren Abschnitt wendet er sich schließlich dem in diesen Monaten vordringlichsten Projekt des Papstes zu, der Wiederherstellung direkter Beziehungen zwischen Frankreich und den habsburgischen Höfen: Er informiert Rocci über die Vorschläge, die der Nuntius in Paris in dieser Hinsicht vorbringt, und sucht auch nach eigenen, inoffiziellen Wegen.
Drei ganz oder zum Teil autograph erhaltene Minuten aus demselben Jahr waren an den seit dem 21. Juni neben Rocci tätigen Sondernuntius Grimaldi gerichtet.[33] Das erste bezieht sich auf eine der Hauptaufgaben des Emissärs, nämlich das Misstrauen der kaiserlichen Seite bezüglich der Friedensbereitschaft der Franzosen zu zerstreuen, indem feindliche Absichten auf ihrer Seite in Abrede gestellt werden. Ein zweites Schreiben gleichen Datums enthält darüber hinaus Aufträge in der Präfektursache.[34] Danach zeigt Barberini sich genötigt – wie kurz danach gegenüber Rocci −, prinzipiell auf die Anschauungen P. Quirogas einzugehen, der die schlechten Beziehungen des Papstes zum Haus Österreich bedauerte. Barberini legt ausführlich dar, welche Ereignisse in den Anfangsjahren der Regierungszeit Urbans VIII. Spannungen erzeugt hatten – es ging um die Ablösung eines Nuntius und um den Krieg im Veltlin −, verteidigt das Verhalten des Papstes in jedem Fall und gibt vor, zu glauben, die gegenwärtigen Spannungen seien „più nell’apparenze che nella sostanza“.[35] Anlass zu einem tadelnden Gegenschreiben ist ihm schließlich auch, dass der Bischof von Wien nach Einführung des Titels Eminenza für die Kardinäle eine kritische Bemerkung dazu gemacht hatte, dass Urban VIII. die Republik Venedig den Königreichen im Rang gleichgestellt hatte. Die vorangegangenen Konflikte, die den Papst zu diesem Entgegenkommen veranlasst hatten, erwähnt er nicht.[36]
Im folgenden Jahr ist es wieder einer der im politischen Leben Wiens agierenden Kapuziner, der Barberini zu einer eigenhändigen, ausführlichen Stellungnahme veranlasst. Der Nepot empört sich darüber, dass P. Basilio d’Aire bezüglich des krisenhaft eskalierten Grenzstreits zwischen dem Kirchenstaat und Venedig geäußert hatte, es gehe doch nur um „puochi palmi di terreno“.[37] Dagegen schildert er eindrucksvoll die wirtschaftlichen Schäden, die seit Jahren durch die allein von Venedig zu verantwortenden Konflikte im Gebiet der Po-Mündungen entstanden seien und die den Papst zu militärischen Maßnahmen zwingen.[38] Er verweist auf die großen geographischen Veränderungen, die sich seit der Römerzeit in dem Gebiet ergaben und weiterhin ergeben und auf die Grenzübergriffe, Schäden verursachenden Wasserbaumaßnahmen und unberechtigten Ansprüche Venedigs, und erwartet, dass die kaiserliche Seite in der Kontroverse die Standpunkte verteidigt, so wie Barberini sie sieht. Besonders verärgert ist er darüber, dass die Militärausgaben des Papstes kritisiert werden, während die venezianische Seite sichtlich aufrüstet. Die eingehende Ausführung, die auch die laufenden Verhandlungen berücksichtigt, stellt in der Korrespondenz mit Grimaldi jedoch eine Ausnahme dar. Die übrigen acht autograph erhaltenen Schreiben im Jahr 1633 befassen sich mit der Präfektursache.[39]
Im Schriftverkehr mit Rocci folgt zunächst einer kurzen Mitteilung, dass einem Verwandten der Kaiserin wunschgemäß ein Bistum in Süditalien zugewiesen wurde,[40] eine ausführliche Schilderung eines erregten, zu persönlichen Vorwürfen und offenem Streit eskalierten Disputs, den Barberini mit dem interimistischen kaiserlichen Gesandten Federico Savelli über das leidige Subsidienthema geführt hatte,[41] wobei als Grund für die Verweigerung weiterer Hilfsgelder für den Krieg im Reich nun die erhöhte Kriegsgefahr im Grenzgebiet mit Venedig herangezogen wurde. Deutlich ist die Sorge Barberinis spürbar, dass in Wien über die kontrovers verlaufene Audienz Berichte kursierten, die seinem Ansehen nicht förderlich waren. Die Nuntien sollten sich Gesprächen darüber entziehen und notfalls Nichtwissen vortäuschen.
In weiteren autograph überlieferten Minuten kommt danach ein neuer Gegenstand zur Sprache, als Barberini mitteilt, das Amt des Kardinal-Protektors der Katholischen Liga zu übernehmen.[42] Er war sich bewusst, dass dies als Schritt der Parteinahme gegen den Kaiserhof aufgefasst werden könnte, da Streitigkeiten um das Verhältnis der kaiserlichen Armee zur Liga seit langem zu gespannten Beziehungen Ferdinands II. zum Befehlshaber der Liga, Kurfürst Maximilian, geführt hatten.[43] Das belastete Verhältnis war zu heller Empörung eskaliert, als im Sommer 1631 die Dokumente auftauchten, die den Abschluss der französisch-bayerischen Allianz von Fontainebleau bekannt machten.[44] Barberini beauftragt darum Rocci, zu verbreiten, dass er auch gern das Protektorat oder Komprotektorat für die Österreichischen Erblande und Ungarn angenommen hätte, wäre ihm dies angeboten worden.[45] Ein eigenes Schreiben befasst sich im folgenden Jahr damit, dass er der Liga aus persönlichem Vermögen eine Summe von 4000 Talern zukommen läßt.[46]
Dass er ernsthaft danach strebte, auch eines der beiden kaiserlichen Protektorate an sich zu bringen, erweist sich noch im selben Jahr, als nach dem Tod Scipione Borgheses das Amt des Protektors nationis Germanicae vakant geworden war.[47] Er erwägt sachlich die Erfolgsaussicht, die nicht günstig war wegen der gleichzeitigen, von Urban VIII. entschieden abgelehnten Bemühungen seines Bruders Antonio um das Komprotektorat für Frankreich, und fordert die Nuntien auf zu diskretem, klugem Verhalten, falls sie Gelegenheit bekämen, über die Sache zu verhandeln. Von der geringen Neigung Ferdinands II., ihm das Amt anzuvertrauen, scheint er nichts gewusst zu haben.[48]
Auffällig ist, dass Barberini neben diesem Bemühen, eine festere Bindung an das Kaiserhaus einzugehen, auch Überlegungen anstellt, wie mit Wallenstein, dessen Loyalität gegen Ende des Jahres 1633 bereits sehr umstritten war,[49] engerer Kontakt gepflegt werden könnte. Er geht auf den Vorschlag ein, den Generalissimus dadurch besonders zu ehren, dass er einen Verwandten in die kaiserliche Armee eintreten lässt, findet allerdings nicht sogleich jemand, der dafür in Frage käme.[50] Ernsthaft verfolgt er den Plan, zu versuchen, einen Vertrauten aus der unmittelbaren Umgebung Wallensteins als eigenen Agenten zu gewinnen. Seine Hoffnung richtet sich hier auf den Obersten San Giuliano, von dem Rocci weiß, dass er auch in geheimer Verbindung mit dem Residenten Frankreichs steht, und der nicht abgeneigt zu sein scheint, in nähere Beziehung zum päpstlichen Hof zu treten. San Giuliano beschrieb Wallenstein nach Roccis Darstellung − völlig unglaubwürdig und auch für Barberini überraschend – sogar als Verehrer Urbans VIII. und seiner Familie.[51] Welche Erwartungen Barberini mit dem schließlich nicht mehr verwirklichten Engagement verband, geht nicht klar aus seinen Schreiben hervor. Ausdrücklich ermahnte er den Nuntius, mit San Giuliano vorzugsweise mündlich zu verkehren und möglichst wenig Schriftliches mit ihm auszutauschen.[52] Nach Wallensteins Tod war er besorgt, dass der Oberst zu denen gehören könnte, die nun der Mitwirkung an verräterischen Plänen verdächtig waren, und fürchtete, dass belastende Papiere entdeckt werden könnten.[53] Rocci wusste jedoch bald, dass dies nicht der Fall war, und konnte ihn beruhigen.[54]
Nach dem Ende der Sondermission Grimaldis um die Jahreswende 1633/1634 beschäftigt die unerledigte Präfektursache wieder Nuntius Rocci – eine Korrespondenz, die nun ganz von Barberinis Proprio-Sekretariat übernommen wird.[55] Da er sich in dieser Sache noch einen Erfolg verspricht, verlängert Rocci sogar seinen Aufenthalt in Wien und befasst sich damit weiter, als im November 1634 sein Nachfolger Malatesta Baglioni die Nuntiatur übernimmt.[56] Barberinis autographe Minuten für beide Sekretariate sind zu dieser Zeit noch zahlreicher als früher und beziehen sich auf ganz unterschiedliche aktuelle Themen.
Ähnlich ist schließlich das Bild, das sich im ersten Dienstjahr des Nuntius Baglioni ergibt. Einzelne handschriftliche oder von seiner Hand ergänzte Minuten Barberinis finden sich z. B. zur Auszahlung einer geringen Subsidiensumme an die Katholische Liga,[57] zum Rombesuch des aus seinem von Frankreich besetzten Land geflohenen Herzogs Nikolaus Franz von Lothringen,[58] zu einer Diskussion mit dem neuen kaiserlichen Gesandten[59] und zu möglichen Bedingungen für einen Frieden zwischen Frankreich und dem Reich.[60] Im Vordergrund aber steht das leidige Thema der Präfektursache, mit dem sich allein zehn Schreiben befassen. Hier geht es zunächst um den für erfolgversprechend gehaltenen Einsatz von Geldzuwendungen an die Mitglieder des Reichshofrats und des Geheimen Rats.[61] Danach scheint sich eine günstige Gelegenheit zur Erlangung der erhofften kaiserlichen Entscheidung zu ergeben, als im Sommer 1635 die Hochzeit des Kurfürsten Maximilian mit Erzherzogin Maria Anna bevorsteht: Man stellte sich vor, dass in der gelösten Feststimmung leichter als im politischen Alltag die Zustimmung zu der neuen Präzedenzregelung zu erreichen sein müsste, und entsandte zur Unterstützung des Nuntius eigens einen der gentiluomini des Kardinalnepoten als Gratulanten nach Wien.[62] Die Erwartung wurde aber enttäuscht. Die Aufmerksamkeit der beiden Herrscher galt in der schwierigen Kriegslage nicht vorrangig dem Wunsch des römischen Gasts. Erreicht wurde nur ein Dekret des Reichshofrats, das die Entscheidung aufschob und zudem Formulierungen enthielt, die bei Barberini so heftigen Anstoß erregten, dass er das Dokument dem Papst nicht vorlegte.[63]
Es ist ein ungenügender, vom Zufall bestimmter Bestand an handschriftlichen Konzepten, Minuten und Ergänzungen, die wir Francesco Barberini sicher zuordnen können. Er bestätigt jedoch die Beobachtung, dass sich der Kardinalnepot von 1631 an deutlich engagierter als früher an der Korrespondenz des Staatssekretariats beteiligte. Es ist anzunehmen, dass ein Anlass für dieses gestiegene Bedürfnis nach eigener Beteiligung an den Aufgaben der päpstlichen Diplomatie darin lag, dass der langjährige Staatssekretär Azzolini bereits krank war und im Oktober 1632 starb. Es bot sich die Gelegenheit, in verantwortungsvollerer Weise als bisher am politischen Geschehen und an der anstehenden Personalentscheidung mitzuwirken. Wir wissen, dass Barberini unter seinen Zeitgenossen als ehrgeizig galt – der venezianische Gesandte Giovanni Pesaro bemerkte über ihn: „Ha maniere in apparenza di modestia, e nell’interno ha somma pretensione“[64] −, aber trotz seiner herausragenden Stellung galt er nicht als besonders einflussreich. „Dis aber khom nit daher, das an ihme, cardinal Barberino, etwas ermangle, sonder von des pabsts aigensinnigem khopf“, vermutete der bayerische Hofvizekanzler Richel.[65] Urban VIII. entschloss sich allerdings nicht schnell zur Neubesetzung des Staatssekretariats, sondern überließ die Amtsführung Azzolinis ehemaligem Mitarbeiter Benessa, ohne diesen aber als Nachfolger vorzusehen.[66] Ob Barberini die Besetzung des Amtes mit dem ihm vertrauten Benessa oder einem anderen Kandidaten gewünscht hätte, wissen wir nicht. Sicher ist aber, dass er ein Gegner der Anwartschaft Francesco Adriano Cevas war, dem Urban VIII. als seinem ehemaligen Konklavisten das Amt antrug. Ceva konnte es nicht sogleich antreten, da er als einer der Sondernuntien, die 1632 zur Anbahnung von Friedensgesprächen unter den katholischen Mächten bestimmt worden waren, in Paris war; er übernahm es aber schließlich im November 1634.[67]
Auch bezüglich der Zielvorstellungen, politischen Überzeugungen und persönlichen Eigenarten des Kardinalnepoten lassen die erhaltenen Archivalien einige Schlüsse zu. Das vorherrschende Thema der authentischen Äußerungen Barberinis ist seit 1631 die Durchsetzung der Präzedenz des Präfekten von Rom vor den Gesandten der Monarchen, die der nicht aus unbestrittenem Adel stammenden Papstfamilie fürstlichen Rang bestätigen und für die Zukunft sichern sollte. Erkennbar ist ferner, dass Barberini bemüht ist, in den kriegerischen Auseinandersetzungen der europäischen Mächte nicht wie sein Bruder Antonio einfach als französischer Parteigänger aufzutreten. Er scheut sich nicht, den spanischen Gesandten Castel Rodrigo, der gelegentlich auch Reichsangelegenheiten vertrat, als seinen Freund zu bezeichnen.[68] Damit riskiert er, im Kreis um Richelieu nicht mehr als zuverlässig zu gelten, so dass sein Vertrauter Guidi di Bagno beruhigend an P. Joseph schreiben muss, es bestehe kein Anlass zu der Besorgnis, Barberini fühle sich weniger als früher als Feind der Spanier und ihrer Anhänger.[69] Der Kardinalnepot scheint es aber für richtig gehalten zu haben, den Eindruck zu vermitteln, er sei als eine Art Gegenspieler seines Bruders zu sehen. In diesem Zusammenhang ist nicht nur die schwärmerisch schmeichelnde lettera mostrabile zu verstehen, die er 1634 Ferdinand II. überbringen lässt,[70] und die geradezu hymnische Ausdrucksweise, in der er gelegentlich von diesem spricht.[71] Dazu gehören seine Bemühungen um die für das Reich zuständigen Kardinal-Protektorate, und auch das wertvolle Geschenk, das er dem Kaiser anlässlich der Geburt des Sohnes Ferdinands III. zukommen lässt, ist so zu verstehen.[72] Wie wenig sein tiefes Misstrauen gegen den Kaiserhof geschwunden ist, geht dagegen deutlich aus seiner Reaktion auf in Venedig aufgetauchte, gegen den Papst und seine Familie gerichtete Schmähschriften hervor: Er rätselt über den möglichen Autor und hält für wahrscheinlich, dass es Pompeo Brigidi, der Sekretär des Fürsten Eggenberg, oder dessen Bruder Lorenzo Brigidi wäre.[73] Es kann nicht überraschen, dass Barberini in einer späteren Äußerung selbst davon spricht, er gelte den Spaniern als falscher Freund,[74] und auch eine Bemerkung des Kaisers, wonach es Leute gebe, die Barberinis Aufrichtigkeit bezweifelten,[75] weist in diese Richtung.
Konsequent versucht Barberini, kritische Argumente zu widerlegen, die Besucher bei ihm gegen die päpstliche Politik vorbringen. Er informiert den Nuntius in Wien von ausführlichen Diskussionen, in denen er z. B. den kaiserlichen Gesandten oder den Herzog von Lothringen davon zu überzeugen suchte, dass es keinerlei Anlass gebe, dem Papst oder ihm selbst antihabsburgische Motive zu unterstellen, ja dass es im Gegenteil die spanischen Angriffe seien, die den Papst der Autorität beraubten, die er bräuchte, um gegen die Franzosen – gemeint sind deren Bündnisse mit protestantischen Alliierten und die Angriffe auf Lothringen – energisch auftreten zu können.[76]
Auf komplizierte Weise äußert er seinen Ärger über die verbreitete Unzufriedenheit, die die neue Residenzpflichtbulle Urbans VIII. betraf. Seine Erwiderung geht nicht darauf ein, dass allgemein angenommen wurde, es handle sich bei dieser Verschärfung der Regel, nach der Bischöfe verpflichtet waren, beständig am Amtsort zu residieren, um eine Maßnahme, die vor allem Kardinal Borja dazu zwingen sollte, Rom zu verlassen.[77] Borja hatte seit Jahren die politische Linie des spanischen Königs an der Kurie vertreten und schweren Anstoß erregt, als er am 8. März 1632 versuchte, im Konsistorium eine Protestnote König Philipps IV. zu verlesen, die gegen die Frankreich begünstigende päpstliche Neutralität im Krieg gerichtet war.[78] Barberini erwähnt diese Zusammenhänge nicht, gibt sich aber empört über Einwände, die sich auf mögliche Auswirkungen der neuen Regelung in einem künftigen Konklave beziehen, an dem bei strenger Einhaltung der Residenzpflicht die romfern als Bischöfe amtierenden Kardinäle nicht teilnehmen könnten.[79] Hier gibt er sich moralisch entsetzt über Erörterungen eines Themas, das den Tod des Papstes ins Auge fasste. Dass er selbst heftig darauf drängt, dass Borja Rom verlassen muss, zeigt er in einem anderen Schreiben, in dem er sich darstellt als jemand, der sich besonders engagiert für die Pflege oder Wiederherstellung guter Beziehungen des Papstes zum spanischen König einsetzt und der durch Borjas Aktivitäten behindert wird.[80] Heftige persönliche Abneigung bringt er im Übrigen auch bei Erwähnungen Kardinal Pázmánys und des kaiserlichen Interimsgesandten Federico Savelli offen zum Ausdruck, und sein Groll über den mangelnden Erfolg seiner Bemühungen um Einfluss auf Entscheidungen Ferdinands II. lässt ihn zuweilen sogar den sonst üblichen sachlichen Korrespondenzstil verletzen, so dass er selbst bemerkt: „Ho scritto fin qui più per sfogarmi.“[81]
Erstaunlich ernst nimmt Barberini die Ansichten der politisch aktiven Kapuziner Diego Quiroga und Basilio d’Aire. Sie sind ihm Anlass zu ausführlichen Entgegnungen und Erklärungen. Hier wird deutlich, dass er davon ausging, dass auf dem Feld der diplomatischen Beziehungen nicht nur der an der Seite Kardinal Richelieus tätige, ein effizientes Nachrichtensystem unterhaltende Kapuziner P. Joseph eine bedeutende Rolle spielte.[82] Es ist anzunehmen, dass Barberini davon beeindruckt war, wie zur Zeit Gregors XV. eine Gruppe junger frati um P. Giacinto da Casale in päpstlichem Auftrag daran mitgewirkt hatte, die zur Erhebung des Herzogs von Bayern zum Kurfürsten nötigen Verhandlungen zu führen.[83] Der nicht durch Realitätssinn und diplomatische Erfahrung ausgezeichnete, aber von mitreißendem Sendungsbewusstsein erfüllte P. Giacinto war zwar 1627 verstorben; seine ehemaligen Mitarbeiter aber waren noch vielfältig tätig, führten auf europäischer Ebene inoffizielle Missionen aus und hatten politischen Einfluss.[84] Der bedeutendste unter ihnen, P. Valeriano Magni, hatte nicht nur Kardinal Harrach in der böhmischen Mission unterstützt, sondern war nun Berater des polnischen Königs.[85] P. Basilio d’Aire und P. Quiroga, die ebenfalls zu dieser Gruppe zählten, standen in enger Beziehung zum kaiserlichen Hof. Zu den früheren Gefährten Giacintos gehörte außerdem P. Alessandro d’Ales, der besonders viel diplomatische Erfahrung gesammelt hatte. Auch er war in Wien bekannt. In früheren Jahren war er im Dienst Kurfürst Maximilians lange Zeit in Paris und München tätig gewesen, um in der Pfalzfrage eine befriedigende Lösung anzubahnen. In dieser Sache hatte er auf mehreren Reisen auch in England verhandelt und guten Einblick in die Verhältnisse der dortigen Katholiken erworben.[86]
Die genannten Kapuziner waren alle auch den Wiener Nuntien bekannt, bei ihnen allerdings nicht immer beliebt, da sie sich nicht als stets zuverlässige Verteidiger aller Aspekte der päpstlichen Politik erwiesen. Sondernuntius Grimaldi bemerkt darum sachlich abwägend, dass Basilio und Quiroga zwar unbeirrbar spanische Parteigänger, aber nicht – wie manche Angehörige des Hofes – prinzipiell antipäpstlich eingestellt seien.[87] Auf ihre Ansichten Einfluss zu nehmen und zu versuchen, sie für eigene Pläne zu gewinnen, erschien also nicht aussichtslos, zumal Quiroga sich nach eigener Angabe dafür einsetzte, dass Borja aus Rom abberufen würde.[88] Sichtlich verfolgte Barberini mit seinem Bemühen, ihre kritischen Ansichten zu zerstreuen, eine Anregung, die sein bevorzugter Berater, Kardinal Guidi di Bagno, aus der sich verschärfenden Kriegslage im Jahr 1631 heraus geäußert hatte: Nach seiner Meinung hätte ein Weg zur Erhaltung des Friedens darin bestehen können, eine persönliche Versöhnung zwischen den Königen von Frankreich und Spanien in die Wege zu leiten. Dafür hätten mit Überzeugungskraft begabte Ordensleute zunächst die die politischen Entscheidungen bestimmenden Favoriten der Monarchen, Richelieu und Olivares, gewinnen müssen – ein Projekt, das auch P. Joseph für aussichtsreich hielt und an dem er sich beteiligen wollte.[89] Als Gesprächspartner für Olivares kam freilich kein französischer Parteigänger in Frage. Als geeignet konnte dagegen von Anfang an P. Quiroga gelten, und auch P. Basilio war vorgeschlagen worden. Sie hatten die Aufgabe bisher aber abgelehnt.[90] Barberini scheint jedoch auf der Suche nach unverdächtigen Kandidaten weiterhin gehofft zu haben, einen von ihnen gewinnen zu können.[91] Urban VIII. war 1632 nicht auf die Empfehlung Guidi di Bagnos eingegangen, Friedensgespräche unter den katholischen Monarchen auf inoffizieller Ebene aufzunehmen, und hatte statt dessen Sondernuntien damit beauftragt.[92] Da diese erfolglos geblieben waren, lag es jedoch nahe, auch wieder an den möglichen Einsatz von frati diplomatici zu denken. Das Interesse Barberinis an den Kapuzinern in Wien dürfte in diesen Überlegungen begründet gewesen sein. Schließlich zeugt auch die Bestellung des P. Alessandro d’Ales zu seinem Agenten bei Ferdinand II., zu der er sich Anfang des Jahres 1634 entschloss, von seinem Vertrauen in den Einfluss, der mit Hilfe der Tätigkeit der Ordensbrüder gewonnen werden konnte.
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