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Hlib Parfonov: Russia Struggles to Maintain Munition Stocks, Jamestown Foundation Eurasia Daily Monitor, 19 (180), und 19 (186), Dezember 2022

  • Leo Bamberger

    Non-resident Fellow

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Published/Copyright: April 4, 2023

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Parfonov Hlib Russia Struggles to Maintain Munition Stocks Jamestown Foundation Eurasia Daily Monitor, 19 (180), und 19 (186) Dezember 2022


Im Krieg gegen die Ukraine setzt Russland sehr stark auf Artillerie. Während des Sommers 2022 wurden täglich bis zu 50.000 Stück Artilleriemunition verschossen. Zum Jahresende waren es im Schnitt „nur“ noch etwa 20.000 pro Tag. Daher wurde und wird spekuliert, ob den russischen Streitkräften möglicherweise die Munition ausgeht. Admiral Tony Radakin, Chef des britischen Generalstabs, sagte am 14.12.2022, Russland sähe einem kritischen Mangel an Artilleriemunition entgegen. Diese Ansicht hatte zuvor auch Avril Haines, Director of National Intelligence der US-Administration, verbreitet. Aus dem amerikanischen Verteidigungsministerium wurde im Dezember 2022 gestreut, beim gegenwärtigen Verbrauch von Artilleriemunition könne Russland noch bis zum Frühjahr durchhalten. Andere, so der Direktor des estnischen Nachrichtendienstes, gehen von weit größeren russischen Vorräten aus. Ihm zufolge habe Russland bei Kriegsbeginn 10 Millionen Artilleriegranaten besessen und könne pro Jahr 3 bis 4 Millionen herstellen.[1]

Tabelle:

Geschätzte Produktion von Artilleriemunition in Russland 2014–2021

Anzahl Artilleriemunition

Gewicht in ton

2014

 155.337

  7.767

2015

 211.855

 10.593

2016

 364.560

 18.228

2017

 419,244

 20.962

2018

 482.130

 24.107

2019

 554.450

 27.723

2020

 637.618

 31.881

2021

 733.260

 36.663

Summe

3.558.454

177.924

Quelle: Jamestown Foundation

Die hier vorgestellte Untersuchung der Jamestown Foundation befasst sich auf Basis sehr unterschiedlicher Informationen und Puzzleteile mit der russischen Produktion an Munition für Artillerie und für Mehrfachwerfer seit 2014. Außerdem kalkuliert der Verfasser den finanziellen Aufwand, der notwendig ist, um die Verluste auszugleichen. Im ersten Teil trägt die Studie Daten über die Umsätze der hauptsächlich in diesem Bereich tätigen Unternehmen zusammen. Der zweite Teil legt, gestützt auf die im ersten Teil vorgestellten Daten über Produktionsmengen für 120 mm Artilleriegeschosse, Schätzungen der Produktionsmengen in den vergangenen Jahren vor. Die Untersuchung zeigt auf, wie stark Russlands Produktionszahlen im Rahmen der Planungen für den Ukraine-Krieg seit 2014 angestiegen sind. Sie kommt auf etwa 3,5 Millionen zwischen 2014 und 2021 hergestellte Artilleriegeschosse (siehe Tabelle). Einer vorläufigen Schätzung zufolge sei die Produktion von Uragan und Tornado-G Munition für Mehrfachraketenwerfer zwischen 2014 und 2021 überraschend gering ausgefallen (nur etwa 70.000 Ladungen).

Russland dürfte im Jahr 2022 Artilleriemunition in einer Größenordnung von 6 bis 7 Millionen Stück verbraucht haben. Der Verbrauch ist seit September 2022 deutlich zurückgegangen. Die Analyse lässt erkennen, woran es liegt. Sie gelangt zu dem Schluss, dass Russland für den Ausgleich des Artillerieverbrauchs 2022 etwa drei Billionen Rubel (in US-Dollar umgerechnet etwa 46 Milliarden) ausgeben müsste, wobei nicht gesichert sei, dass die russische Verteidigungsindustrie diese Produktionsmenge bewältigt. Zudem müssten die Verluste andersartiger Munition (für Mörser, Panzer, Munition für Gewehre aller Art, Raketen, Marschflugkörper etc.) ausgeglichen werden. Dafür veranschlagt die Analyse weitere 3 Trillionen Rubel, sodass die Gesamtkosten für die Wiederherstellung der Verluste allein an Munition bei 93 Milliarden Dollar lägen, mehr als der Hälfte der russischen Verteidigungsausgaben der vergangenen Jahre. Der Ersatz von gepanzerten Fahrzeugen, Flugzeugen, Kriegsschiffen, Artilleriegeschützen, LKW und anderen Plattformen ist hier noch gar nicht berücksichtigt. All das sind grobe Schätzungen, aber sie vermitteln eine Vorstellung von den Kosten, die Putins angestrebte Durchhaltepolitik der russischen Wirtschaft aufbürden wird.

https://jamestown.org/program/russia-struggles-to-maintain-munition-stocks-part-one/

https://jamestown.org/program/russia-struggles-to-maintain-munition-stocks-part-two/

About the author

Prof. em. Dr. Leo Bamberger

Non-resident Fellow

Published Online: 2023-04-04
Published in Print: 2023-03-30

© 2023 bei den Autorinnen und Autoren, publiziert von De Gruyter.

Dieses Werk ist lizensiert unter einer Creative Commons Namensnennung - Nicht-kommerziell - Keine Bearbeitung 4.0 International Lizenz.

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