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Qualitätssteigerung durch Digitalisierung

Einsatz von KI-Methoden und Digitalen Zwillingen in der Produktion von Satellitenkomponenten
  • Olga Meyer

    Olga Meyer ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fraunhofer IPA und leitet das Team „Interoperabilität für die Produktion“. Ihr Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung digitaler Zwillinge und der Umsetzung standardisierter Lösungen für Industrie 4.0.

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    , Lukas Christian Albers

    Lukas Christian Albers ist Projektleiter für Entwicklungsprojekte bei der Tesat-Spacecom GmbH & Co. KG. Sein Schwerpunkt liegt auf neuen Technologien für die Raumfahrt.

    , Jannik Schwab

    Jannik Schwab ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fraunhofer IPA im Team für Generative KI. Sein Schwerpunkt liegt im Bereich industrienahe GenAI Anwendungen, Large Language Models sowie Retrieval Augmented Generation.

    , Andreas Schuller

    Andreas Schuller ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer IAO im Forschungsbereich Mensch-Technik Interaktion. Als erfahrener Experte im KI-Bereich und insbesondere für die Schnittstelle zum Menschen hat er für viele Unternehmen dazu beigetragen, KI-Lösungen in die Praxis umzusetzen.

    , Marco Leippert

    Marco Leippert ist Digitalisierungsexperte bei der Tesat-Sapecom GmbH & Co. KG. Sein Schwerpunkt liegt im Bereich datengetriebener Projekte.

    , Benedikt Munz

    Benedikt Munz ist Unternehmensarchitekt bei der Tesat-Sapecom GmbH & Co. KG. Sein Schwerpunkt liegt im Bereich der KI- und digitalen Transformation.

    , Daniel Schel

    Daniel Schel ist Forschungsteamleiter und Senior Experte für IT-Architekturen für die Produktion am Fraunhofer IPA und betreut zahlreiche Forschungsprojekte zu innovativen IT-Lösungen.

    und Hartmut Eigenbrod

    Hartmut Eigenbrod leitet am Fraunhofer IPA das Team „Signal- und Zeitreihenanalyse“. Sein Schwerpunkt liegt auf KI-gestützter Zustandsüberwachung und Qualitätsprognose in Produktionsprozessen, inklusive deren sensortechnischen Anbindung.

Veröffentlicht/Copyright: 27. März 2025
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Abstract

Die Raumfahrtindustrie und insbesondere der Bereich der Satellitenkommunikation befinden sich aktuell in einem starken Wandel. Hierbei wird häufig davon gesprochen, dass sich die traditionelle Raumfahrt („Old Space“) in Richtung einer neuen Raumfahrt („New Space“) bewegt, die geprägt ist von deutlich höheren Stückzahlen und kürzeren Entwicklungs- und Lieferzeiten von Satellitenkomponenten. Diesen Wandel vollzieht auch die Tesat-Spacecom GmbH & Co. KG und arbeitet daher aktuell eng mit den Fraunhofer-Instituten IPA und IAO im Rahmen eines Projektes zusammen, um mithilfe von KI und digitalen Zwillingen verlässliche und umfangreiche Qualitätsvorhersagen treffen zu können.

Abstract

The space industry, and the satellite communications sector in particular, is currently undergoing significant changes. The term ‚new space‘ is often used to describe the transition from traditional space travel, or ‚old space‘, to a new era of space travel that is characterized by significantly higher quantities and shorter development and delivery times for satellite components. Tesat-Spacecom GmbH & Co. KG is currently engaged in close collaboration with the Fraunhofer Institutes IPA and IAO to develop reliable and comprehensive quality predictions using AI and digital twins.

Einleitung

Die Raumfahrtindustrie erlebt derzeit einen Aufschwung: Das Marktvolumen wird bis 2040 auf über eine Billion US-Dollar anwachsen, da die Nachfrage nach Komponenten, insbesondere für die satellitengestützte Kommunikation, steigt [1]. Projekte wie Starlink von SpaceX und OneWeb von Eutelsat verdeutlichen den Trend zu großen Satellitenkonstellationen im niedrigen Erdorbit (LEO) [2]. Um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden, entwickelt sich die traditionell manufakturgetriebene Raumfahrt zunehmend in Richtung Volumenproduktion, wobei Kostensenkungen, kürzere Entwicklungszeiten und die damit verbundene zuverlässige Vorhersage von Qualität zu entscheidenden Erfolgsfaktoren werden. Die Tesat-Spacecom GmbH & Co. KG arbeitet daher gemeinsam mit den Fraunhofer-Instituten IPA und IAO an innovativen KI-gestützten Lösungen, um ihre Marktvorreiterrolle weiter zu stärken und so nachhaltig die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.

Einführung in die Begriffe

Die Implementierung von Künstlicher Intelligenz (KI) hängt entscheidend von der Qualität und Quantität der zugrunde liegenden Daten ab [3]. Die Datenerfassung bildet den ersten Schritt in diesem Prozess. Hierbei werden relevante Informationen systematisch gesammelt, um sie für die nachfolgende Analyse bereitzustellen. Dabei ist es wichtig, dass die Daten vollständig, präzise und repräsentativ sind. Anschließend erfolgt die Datenaufbereitung und -analyse, bei der Muster und Zusammenhänge erkannt und bewertet werden. Diese Auswertung ist entscheidend, um ein tieferes Verständnis für den betrachteten Sachverhalt zu erlangen und fundierte Entscheidungen zu treffen [4].

Industrielle Anwendungen profitieren, wenn sie auf Suchtechnologien wie die semantische Suche mit KI zugreifen, welche den Kontext und die Bedeutung von Suchanfragen mitberücksichtigen, anstatt nur nach Schlüsselwörtern zu suchen. Dies ermöglicht es, relevantere Suchergebnisse zu liefern, indem idealerweise die Absicht des Benutzers und die Beziehungen zwischen den Begriffen berücksichtigt werden [5, 6].

In Daten, auf welche komplexe KI-Modelle angewendet werden, sind einheitliche Strukturen und Datenmodelle von entscheidender Bedeutung. Digitale Zwillinge können hier zu einer deutlichen Verbesserung der Strukturen beitragen, indem sie helfen, einheitliche Daten zwischen der physischen und digitalen Welt auszutauschen (Bild 1). Dies erfordert eine entsprechende Modellierung. Ein digitaler Zwilling stellt eine digitale Repräsentation eines physischen oder nichtphysischen Objekts dar [7], wie z. B. einer physischen Anlage, eines Prozesses oder einer Dienstleistung. Im Produktionsumfeld werden Objekte in der Regel unter dem Begriff „Asset“ verwendet. Allerdings kommt es nicht so sehr auf die Menge und Qualität der Daten in diesem KI-Datenraum an, sondern darauf, wie sie strukturiert sind und ob sie semantisch und syntaktisch interoperabel sind, d. h. standardisiert, verständlich und in maschinenlesbarer Form vorliegen. Zur Herstellung der Interoperabilität ist es jetzt möglich, auf fortschrittliche Standards für die Implementierung digitaler Zwillinge wie Asset Administration Shell [8] zuzugreifen.

Bild 1 Grafik Shift und Kalibrierzeitpunkte
Bild 1

Grafik Shift und Kalibrierzeitpunkte

Praxisbeispiele

Im Folgenden werden Beispiel aus der Praxis beschrieben:

Prüfbefundsystem: Semantische Suche

Bei der Entwicklung und Neukonzeption von Produkten und Verfahren bei der Tesat- Spacecom GmbH & Co. KG ist es essenziell, dass Fehlerbeschreibungen und unvorhergesehene Verhaltensweisen protokolliert und festgehalten werden. Außerdem ist es auch für die laufende Produktion wesentlich, Abweichungen im Prozess und am Produkt zu dokumentieren. Diese Dokumentation geschieht in der Form von Prüfbefunden, die im jeweiligen Prozessschritt erstellt werden. Die Fehlerbeschreibung erfolgt über Parameter und ein Freitextfeld, indem Werker den Fehler oder die beobachtete Non-Konformität beschreibt. Detaillierte Beschreibungen erleichtern die Abarbeitung, jedoch sind inhaltlich zusammenhängende Prüfbefunde nicht leicht zu finden, was die Problemlösung anhand ähnlicher früherer Fehlerbilder erschwert. Eine eindeutige und schnelle Identifikation der Fehlerursache ist entscheidend, jedoch kann die mangelnde Qualität der Freitexte die Auffindbarkeit und die Auswertung negativ beeinflussen. Ein beispielhafter Prüfbefund beinhaltet eine Beschreibung des Fehlers (z. B. „Beim Schalten der Baugruppe wird weder eine Bewegung angezeigt, noch ist ein Klacken der Anschläge zu hören.“) sowie die Fehlerursache (z. B. „Fehlfunktion Unterbaugruppe“).

Im Rahmen unserer Arbeit wurden grundlegende Schnittstellen und Funktionen zum Einlesen und Vorverarbeiten von Prüfbefund-Daten implementiert. Darauf basierend wurde eine semantische Suche implementiert, die auf der Umwandlung in sprachliche Vektordarstellungen, sog. Embeddings, basiert. Dazu werden BERT-ähnliche Sprachmodelle [9] verwendet, die die Darstellung von Ähnlichkeiten im Embedding-Merkmalsraum ermöglichen (Encoder-Modelle). Über eine Eingabemaske können innerhalb des implementierten Prototyps inhaltliche Suchbegriffe eingegeben werden, wobei passende Prüfbefunde in einer Ergebnistabelle angezeigt werden. Als Distanzmaß der Ähnlichkeiten des Suchbegriffs zu Prüfbefunden wurde die quadratische L2-Norm verwendet. Dies entspricht der Grundeinstellung der verwendeten Vektordatenbank und wurde vorerst nicht weiter angepasst. Hierbei wurden verschiedene Modelle wie [10, 11, 12] getestet, um das am besten geeignete Modell zu identifizieren. Besonders relevant war hierbei der korrekte Umgang mit den verwendeten technischen Fachbegriffen sowie die Mischung von deutschen mit englischen Formulierungen. Die semantische Suche löst verschiedene Probleme: Der wesentliche Vorteil liegt in ihrer Fähigkeit, die Bedeutung und den Kontext von Suchanfragen zu verstehen und relevante Ergebnisse zu liefern, die über die bloße Übereinstimmung von Schlüsselwörtern hinausgehen. Das Sprachmodell ist dabei in der Lage, mit ähnlichen Konzepten umzugehen und auch verschiedene Sprachen zu unterstützen. Die Möglichkeiten des Prüfbefundsystems werden dadurch erweitert, dass inhaltlich relevante Problemlösungen oder ähnliche Fehlermuster sich leichter auffinden lassen. Das historische Wissen kann dadurch effektiver für die Bestandsaufnahme und Ableitung möglicher Lösungen genutzt werden.

Der Prototyp wurde um einen hybriden Suchansatz erweitert, der die semantische Suche mit Filterkriterien und Keyword-Suche kombiniert. Mit dem Prototyp wurden qualitative Interviews mit Tesat-Mitarbeitern durchgeführt, die regelmäßig das Prüfbefundsystem verwenden, und potenziell also von einer erneuerten semantischen Suche profitieren würden. Das Feedback war positiv, mit einigen Erweiterungsvorschlägen wie der automatisierten Vergabe von Tags und Schlagworten sowie der Überarbeitung des User Interface. Die Auswahl der passendsten Modelle basierte vorerst auf einzelnen Stichproben der Suchbegriffe und Trefferlisten passender Prüfbefunde. Derzeit wird an einem geeigneten Evaluierungsset gearbeitet, das einen objektiven Vergleich der verschiedenen Modelle ermöglichen soll. Die Darstellung bestehender Dokumente durch Embeddings und die semantische Suche sind wichtige Bausteine, um umfangreiche bestehende Datenbestände, etwa als digitale Zwillinge, zugänglich zu machen. Dies ist gleichzeitig die Grundlage für weitere generative Anwendungen, die die Datenqualität verbessern und die Dateneingabe für Nutzer erleichtern können.

FAA-Anlage: Datenauswertung und KI

Der zweite Anwendungsfall demonstriert die enge Verknüpfung von Datenauswertung und KI-Entwicklung. Es handelt sich um einen Fügeprozess einer optischen Komponente, bei welchem ein Lichtwellenleiter in einem punktsymmetrischen Bauteil automatisch optimal ausgerichtet wird. Trotz des vollsymmetrischen Ablaufs kommt es zu einer Veränderung der Einkopplung (Shift), die bei Werten > 5 Prozent in einem zeitaufwendigen, manuellen Prozess korrigiert werden muss. Die Abweichungen bewegen sich dabei im μm-Bereich, da es sich um Bauteile für Hochpräzisionsanwendungen handelt.

Das Fehlerbild wurde anhand historischer Daten (183 Bauteile) umfangreich analysiert. Dabei zeigte sich, dass bei 83 Prozent der Werkstücke eine Korrektur notwendig ist, wobei weitere 38 Prozent nach einem Korrekturversuch, 26 Prozent nach zwei und 11 Prozent nach drei Versuchen dem Qualitätsanspruch genügen. Um eine mögliche KI-Lösung zu finden, wurde anschließend die Ursache für den unerwarteten Verzug anhand der Daten ergründet.

Ausgehend von den Einschätzungen der Prozess- und Datenexperten ergaben sich folgende mögliche Ursachen:

  1. Unzureichende Kalibrierung in der Anbindungsanlage;

  2. Einfluss der Komponentenausrichtung auf den Ablauf und

  3. Fertigungsabhängige Schwankungen der Bauteile.

Der historische Shift wurde über die Zeit aufgetragen und zusätzlich die entsprechenden Kalibrierzeitpunkte der Anlage abgebildet. Unter der Annahme, dass Hypothese 1 korrekt ist, müsste hier ein klarer Trend zu erkennen sein. Wie in Bild 1 zu sehen ist, kann dieser Trend durchaus abgeleitet werden und die Hauptursache für das Fehlerbild sein. Allerdings finden sich gelegentlich auch direkt nach Kalibrierung sehr hohe Abweichungen. Die notwendige Korrekturrichtung wird durch den Werker pro Werkstück manuell ermittelt und dokumentiert und kann daher zur Auswertung herangezogen werden. Wie aus Bild 2 klar ersichtlich ist, erfolgt die Korrektur fast ausschließlich aus einem Winkel von ~240 °.

Bild 2 Grafik Korrekturrichtung
Bild 2

Grafik Korrekturrichtung

Es ergeben sich daher folgende Rückschlüsse: Die Ursache des Shifts kann überwiegend, aber nicht ausschließlich, auf die Kalibrierung der Anlage zurückgeführt werden, was sich systematisch in der notwendigen Korrektur widerspiegelt. Die Fehlerquote müsste sich durch einen Offset in der entsprechenden Richtung reduzieren lassen. Wie groß der entsprechende Offset sein muss, lässt sich aufgrund der Vielzahl der sich gegenseitig beeinflussenden Parameter nicht ohne Weiteres ermitteln. Im nächsten Schritt wird nun mittels Gradient Boosting oder einem neuronalen Netz eine optimierte Position ermittelt werden, einige Testwerkstücke gefertigt und, bei positivem Ergebnis des Tests, die Anpassung in den Prozess übernommen und beobachtet. Der Anwendungsfall zeigt, wie wichtig durchgängige Datenerfassung und -auswertung für Prozessverständnis und Verbesserung sind. Eine kontinuierliche Überwachung erfordert eine Einführung des digitalen Zwillings für KI und Anlagen.

Konvergenz von Digitalen Zwillingen und KI in der Produktion

Heutzutage ist eine Konvergenz, d. h. eine komplexe Verschmelzung und enge Integration, beider Technologien, nämlich des digitalen Zwillings und der KI, in industriellen Anwendungen zu beobachten. Dies hat den Vorteil, dass ihre individuellen Stärken kombiniert und Synergieeffekte erzielt werden. Beide Technologien spielen in erster Linie eine komplementäre Rolle, wobei der digitale Zwilling ein virtuelles Abbild eines realen physischen Objekts ist, während KI diese virtuelle Umgebung durch den Einsatz von Algorithmen nutzt, um kontinuierlich aus Echtzeitdaten zu lernen und intelligente Entscheidungen zu treffen. Der kontinuierliche Datenaustausch zwischen dem digitalen Zwilling und dem physischen Gegenstück führt dazu, dass Echtzeitinformationen zum Trainieren und Optimieren von KI-Modellen verwendet werden können. Durch die Konvergenz wird ein intelligentes, virtuelles Gegenstück geschaffen, das mit dem Verhalten, den Eigenschaften und den Interaktionen des physischen Gegenstücks vergleichbar ist und intelligente Lösungen als selbstlernendes System herbeiführt. Insgesamt ermöglicht die Konvergenz dieser beiden Technologien eine tiefere Integration der physischen und der digitalen Welt, was insbesondere in dem gesamten Produktlebenszyklus, von der Planung und Entwicklung bis hin zur Nutzung und Entsorgung, zu einem neuen Level an Flexibilität und Effektivität führt.

Die zuvor beschriebenen Praxisbeispiele basieren auf digitalen Zwillingen wie „Prozess“ (z. B. Justage), „Produkt“ (z. B. optische Komponente bzw. Baugruppe), „Anlage“ (z. B. FAA-Anlage), „Material“ (z. B. Bauteile) (Bild 3). Die Modellierung beruht auf dem AAS-Ansatz unter Verwendung von standardisierten Datenmodellen, d. h. Submodellen [8]. Ein weiterer digitaler Zwilling für „Software“ integriert AAS-basierte Submodelle proprietärer Entwicklungen für das Fehlermanagement und strukturiert Daten zum Fehlermanagementkatalog, zu Prüfbefunden und zugehörigen Fehlerprozessen. Die KI-Submodelle, wie „AI Model Nameplate“ und „AI Dataset“, ergänzen diese als digitale Zwillinge für Software. Diese Submodelle, die in der Industrial Digital Twin Association (IDTA) standardisiert werden [13], ermöglichen es, KI-Modelle effizient zu identifizieren, nachzuverfolgen und deren Trainingsdaten zu dokumentieren.

Bild 3 Digitale Zwillinge in Praxisbeispielen
Bild 3

Digitale Zwillinge in Praxisbeispielen

Im Rahmen des Projekts konnte die Konvergenz durch eine ganzheitliche Unternehmensarchitektur vorangetrieben werden. Diese integriert Prozesse, Technologien, Daten und Mitarbeitende. KI und digitale Zwillinge wurden erfolgreich in die bestehende Architektur eingebunden, wodurch eine interoperable, DZ-gestützte Architektur entstand. Neue digitale Bausteine ermöglichen nun eine modellbasierte Datenverwaltung, API-gesteuerte Datenflüsse zwischen den Hauptsystemen sowie die effiziente Integration und Verwaltung von KI-Anwendungen durch „ModelOps“.

Zusammenfassung und Ausblick

Die Idee digitaler Zwillinge ist ein lange bekanntes Thema und geht auf die ersten Arbeiten der NASA zu diesem Thema zurück [14]. Technische Hürden haben in der Vergangenheit allerdings dafür gesorgt, dass es nur wenigen Unternehmen gelungen ist, in diesem Feld umfangreiche Erfolge zu erzielen. Dennoch erfährt der Markt für digitale Zwillinge derzeit einen deutlichen Aufschwung und ein wachsendes Interesse über unterschiedliche Branchen hinweg. Auch in der Raumfahrtproduktion, als „Geburtsort“ dieser Idee, hält die Technologie daher Einzug. Die Verbindung aus KI und digitalen Zwillingen stellt dabei eine wichtige Herausforderung dar.

Diesen Herausforderungen stellt sich auch die Tesat-Spacecom GmbH & Co. KG als Produzent von weltweit genutzten Lösungen im Bereich der Satellitenkommunikation. Dabei haben die Beispiele gezeigt, dass KI und digitale Zwillinge wichtige Beiträger dafür sind, dass hochkomplexe Produktionsprozesse im Bereich der Raumfahrt effizienter und damit kostengünstiger zu realisieren sind, indem die vorhandenen Daten systematisch gespeichert und ausgewertet werden. Mit Hilfe dieser und vieler weiterer Beispiele werden die Technologien KI und digitale Zwillinge weitergehend erprobt und im Kontext der Raumfahrtproduktion in eine industrialisierte Umsetzung gebracht. Die Tesat-Spacecom GmbH & Co. KG ist damit, in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer IPA und IAO, auf einem zukunftsweisenden Weg in Richtung New Space.


Hinweis

Bei diesem Beitrag handelt es sich um einen von den Advisory-Board-Mitgliedern des ZWF-Sonderheftes wissenschaftlich begutachteten Fachaufsatz (Peer-Review).



Tel.: +49 (0) 711 970-1068

About the authors

Olga Meyer

Olga Meyer ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fraunhofer IPA und leitet das Team „Interoperabilität für die Produktion“. Ihr Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung digitaler Zwillinge und der Umsetzung standardisierter Lösungen für Industrie 4.0.

Lukas Christian Albers

Lukas Christian Albers ist Projektleiter für Entwicklungsprojekte bei der Tesat-Spacecom GmbH & Co. KG. Sein Schwerpunkt liegt auf neuen Technologien für die Raumfahrt.

Jannik Schwab

Jannik Schwab ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fraunhofer IPA im Team für Generative KI. Sein Schwerpunkt liegt im Bereich industrienahe GenAI Anwendungen, Large Language Models sowie Retrieval Augmented Generation.

Dipl.-Inf. Andreas Schuller

Andreas Schuller ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer IAO im Forschungsbereich Mensch-Technik Interaktion. Als erfahrener Experte im KI-Bereich und insbesondere für die Schnittstelle zum Menschen hat er für viele Unternehmen dazu beigetragen, KI-Lösungen in die Praxis umzusetzen.

Marco Leippert

Marco Leippert ist Digitalisierungsexperte bei der Tesat-Sapecom GmbH & Co. KG. Sein Schwerpunkt liegt im Bereich datengetriebener Projekte.

Dipl.-Math. Benedikt Munz

Benedikt Munz ist Unternehmensarchitekt bei der Tesat-Sapecom GmbH & Co. KG. Sein Schwerpunkt liegt im Bereich der KI- und digitalen Transformation.

Daniel Schel

Daniel Schel ist Forschungsteamleiter und Senior Experte für IT-Architekturen für die Produktion am Fraunhofer IPA und betreut zahlreiche Forschungsprojekte zu innovativen IT-Lösungen.

Dipl.-Phys. Hartmut Eigenbrod

Hartmut Eigenbrod leitet am Fraunhofer IPA das Team „Signal- und Zeitreihenanalyse“. Sein Schwerpunkt liegt auf KI-gestützter Zustandsüberwachung und Qualitätsprognose in Produktionsprozessen, inklusive deren sensortechnischen Anbindung.

Literatur

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Published Online: 2025-03-27
Published in Print: 2025-03-20

© 2025 Olga Meyer, Lukas Christian Albers, Jannik Schwab, Andreas Schuller, Marco Leippert, Benedikt Munz, Daniel Schel und Hartmut Eigenbrod, publiziert von De Gruyter

Dieses Werk ist lizensiert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz.

Artikel in diesem Heft

  1. Grußwort
  2. Grußwort
  3. Inhalt
  4. Künstliche Intelligenz
  5. Künstliche Intelligenz (KI)
  6. Menschzentrierte Einführung von Künstlicher Intelligenz in Produktion und Engineering
  7. Generative AI and Agentic Architecture in Engineering and Manufacturing
  8. Intelligent Industry
  9. Von Piloten zu skalierbaren Lösungen
  10. KI in Engineering
  11. KI-Anwendungen im Engineering
  12. KI-Adaption in der Produktentwicklung
  13. KI-Transformation im Engineering
  14. Code the Product – Vision für die Produktentstehung der Zukunft
  15. Machine Learning in Transmission Design
  16. AI Enables Data-Driven Product Design
  17. Optimierung von Entwicklungsprozessen durch KI-gestütztes Generatives Engineering und Design
  18. Human-AI Teaming in a Digital Twin Model for Virtual Product Development
  19. Kundenorientierte Innovationspotenziale durch KI
  20. Scheitert Systems Engineering an seiner eigenen Komplexität?
  21. AI-Augmented Model-Based Systems Engineering
  22. Prompt Engineering im Systems Engineering
  23. Sustainable Product Development and Production with AI and Knowledge Graphs
  24. AI-Driven ERP Systems
  25. Optimale Produktion dank Künstlicher Intelligenz
  26. KI in PLM-Systemen
  27. KI in Produktion
  28. Durchblick in der Produktion
  29. Production of the Future
  30. Der Use-Case-First-Ansatz zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Produktion
  31. Überwindung der Programmierkluft in der Produktion und Fertigung
  32. Lean Data – Anwendungsspezifische Reduktion großer Datenmengen im Produktionsumfeld
  33. KI-Zuverlässigkeit in der Produktion
  34. KI in der Smart Factory: Warum Standardanwendungen besser sind
  35. Data-Driven Decision-Making: Leveraging Digital Twins for Reprocessing in the Circular Factory
  36. Extended Intelligence for Rapid Cognitive Reconfiguration
  37. Erfahrungsbasierte Bahnoptimierung von Montagerobotern mittels KI und Digitalen Zwillingen
  38. Integration of Machine Learning Methods to Calculate the Remaining Useful Life of Mandrels
  39. AI-Driven Load Sensing for Wind Turbine Operations
  40. ChatPLC – Potenziale der Generativen KI für die Steuerungsentwicklung
  41. Developing and Qualifying an ML Application for MRO Assistance
  42. Applying AI in Supporting Additive Manufacturing Machine Maintenance
  43. Kollaboratives Modelltraining und Datensicherheit
  44. KI-basierte Partikelgrößenbestimmung in Suspensionen
  45. Intelligente Prozessüberwachung für die flexible Produktion
  46. Robuste Bauteilidentifikation mittels digitaler Fingerabdrücke
  47. Herausforderungen der Digitalisierung in der Klebetechnik
  48. Vom Webshop zum Shopfloor
  49. Scoring-Prozess mit Vorhersagemodell
  50. Automatisierte Optimierung von Metamaterialien im Leichtbau
  51. KI-gestützte Prozessoptimierung in der Massivumformung
  52. AI-Supported Process Monitoring in Machining
  53. Federated Learning in der Arbeitsplanung
  54. KI in der Kommissionierung
  55. KI-basiertes Assistenzsystem zur Qualitätskontrolle
  56. Qualitätssteigerung durch Digitalisierung
  57. Qualitative und wirtschaftliche Vorteile des KI-gestützten 8D-Prozesses
  58. KI-gestützte Prognose von Durchlauf- und Lieferzeiten in der Einzel- und Kleinserienfertigung
Heruntergeladen am 3.11.2025 von https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/zwf-2024-0120/html?lang=de
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