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Jack Watling/Nick Reynolds: Stormbreak – Fighting Through Russian Defences in Ukraine’s 2023 Offensive. London: Royal United Services Institute, September 2023

Published/Copyright: March 5, 2024

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Watling Jack Reynolds Nick Stormbreak – Fighting Through Russian Defences in Ukraine’s 2023 Offensive London Royal United Services Institute September 2023


Diese Studie des Royal United Services Institute zieht eine Bilanz der ukrainischen Gegenoffensive vom Sommer 2023, die weit hinter den in sie gesetzten Erwartungen geblieben ist. Laut den beiden Autoren stellten die Verteidigungsvorbereitungen und erfolgten militärischen Anpassungen Russlands eine erhebliche Herausforderung für diesen Gegenangriff dar. Daher brauche es weitere Offensiven, um die Befreiung des ukrainischen Territoriums zu erreichen. Die Studie versucht, die bei dieser ukrainischen Offensive angewandten Taktiken und die Ausbildung zu bewerten, um daraus Lehren für die künftige Aufstellung der Truppe zu ziehen. Der Schwerpunkt der Analyse liegt auf der taktischen Ebene.

Grundvoraussetzung für jede erfolgreiche Offensivaktion sei die Feuerüberlegenheit. Diese konnte dank der Verfügbarkeit von präzisen Artilleriesystemen mit großer Reichweite erreicht werden. Auch sei es den Ukrainern gelungen, die Fähigkeiten der Russen zum Gegenfeuer entscheidend zu schwächen. Es sei von entscheidender Bedeutung, diesen Vorteil durch Bereitstellung entsprechender Artilleriegeschütze sowie Munitionsproduktion und Lieferung von Ersatzteilen weiterhin sicherzustellen.

Die Ukraine leide unter hohen Materialverlusten, doch habe die Verfügbarkeit von gepanzerten Kampffahrzeugen, die von westlichen Staaten geliefert wurden, eine hohe Anzahl an Todesopfern verhindert. Es sei unerlässlich, dass ukrainische gepanzerte Fahrzeuge und LKWs geborgen, repariert und gewartet werden können. Deshalb müsse man die industriellen Kapazitäten der Ukraine stärker ins Spiel bringen.

Versuche der Ukraine, mit gepanzerten Fahrzeugen einen schnellen Durchbruch zu erzwingen, hätten zu untragbaren Verlusten von Material und Menschen geführt. Kleinere taktische Aktionen hätten aber dazu beigetragen, dass die ukrainischen Streitkräfte russische Stellungen unter Inkaufnahme einer geringen Zahl von Opfern einnehmen konnten. Bei dieser Methode gehe es mit etwa 700 bis 1.200 Metern Fortschritt pro Woche jedoch langsam voran, was es den russischen Streitkräften ermöglicht habe, zurückzuweichen und erneute Verteidigungsstellungen einzunehmen. Probleme bereite den ukrainischen Bodentruppen die Minenaufklärung in der Tiefe. Hier sei die Entwicklung und Bereitstellung besserer technischer Hilfsmittel durch die westlichen Partner wichtig.

Als weitere Erfolgshürde ukrainischer taktischer Operationen nennen die Verfasser die begrenzte personelle Kapazität auf Bataillons- und Brigadeebene. Die Ausbildung der ukrainischen Streitkräfte durch westliche Partner sei wichtig, jedoch nur dann hilfreich, wenn sie auf den Instrumenten und Strukturen der Ukraine aufbaue anstatt auf NATO-Methoden, die für anders konfigurierte Streitkräfte entwickelt wurden. Und es sei dringend geboten, auch die kollektive Ausbildung ukrainischer Einheiten im Ausland in diesem Sinn anzupassen.

Der Studie zufolge hätten die russischen Streitkräfte ihre Taktiken weiter angepasst. Einige dieser Anpassungen seien kontextspezifisch, wie z. B. die erhöhte Dichte von Minenfeldern. Laut Doktrin sollten diese 120 Meter tief sein, mittlerweile legen die Russen Minenfelder von 500 Meter Tiefe an. Andere Anpassungen von eher grundsätzlicher Natur dürften die russische Doktrin und die Ausstattung mit militärischen Fähigkeiten nachhaltig beeinflussen. Die wichtigste davon sei die Verbreitung von Systemen der elektronischen Kriegsführung anstelle ihrer Konzentration auf große Plattformen. Auch finde eine Verlagerung hin zu anwendungsbasierten Befehls- und Kontrollstrukturen statt, was die Abhängigkeit von der Verwundbarkeit einzelner Personen reduziere. Außerdem setze die russische Artillerie stärker auf präzises Feuer und weiche von der bisherigen Taktik ab, die mehr auf Masse als auf Präzision setzte. Hintergrund seien die vielen erfolgreichen Angriffe der Ukrainer auf die russische Logistik. Die westlichen Partner, so die Verfasser, müssten die Ukraine jetzt unbedingt bei den Vorbereitungen auf die Winterkämpfe und die anschließenden Frühjahrsoperationen unterstützen, wenn die Initiative bis 2024 andauern soll.

https://www.rusi.org/explore-our-research/publications/special-resources/stormbreak-fighting-through-russian-defences-ukraines-2023-offensive

Online erschienen: 2024-03-05
Erschienen im Druck: 2024-03-01

© 2024 bei den Autorinnen und Autoren, publiziert von De Gruyter.

Dieses Werk ist lizensiert unter einer Creative Commons Namensnennung - Nicht-kommerziell - Keine Bearbeitung 4.0 International Lizenz.

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Downloaded on 11.9.2025 from https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/sirius-2024-1017/html
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