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Marta Kepe: Logistics and Sustainment in the Russian Armed Forces. Santa Monica: Cal.: The RAND Corporation (Research Report), November 2023

Published/Copyright: March 5, 2024

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Kepe Marta Logistics and Sustainment in the Russian Armed Forces Santa Monica: Cal. The RAND Corporation (Research Report) November 2023


Die Verfasserin weist eingangs darauf hin, dass in mehreren Open-Source-Berichten Fehler im russischen Logistik- und Wartungssystem erwähnt wurden. Diese Fehler seien eine Ursache für Russlands schlechte Effektivität im Krieg gegen die Ukraine 2022 gewesen. Trotz des dadurch geweckten Interesses seien Russlands militärische Logistik und Nachschubwesen im Westen nach wie vor ein vernachlässigtes Forschungsgebiet. In ihrem Bericht gibt die Autorin einen kurzen Überblick über das russische Materiallogistik- und Nachschubsystem und dessen Probleme, so wie russische Autoren sie vor Februar 2022 identifiziert haben. Sie gibt auch einige vorläufige Einblicke in die Anfangsphase des Russland-Ukraine-Kriegs im Jahr 2022, noch vor der Lieferung westlicher Waffen mit größerer Reichweite an die Ukraine.

Um russische Konzepte der Logistik und des Nachschubwesens besser definieren zu können, hat die Verfasserin Dutzende von nicht klassifizierten Dokumenten und Artikeln ausgewertet. Darunter befanden sich relevante russische Gesetze, Artikel aus russischen militärwissenschaftlichen Publikationen und Enzyklopädien sowie Medienberichte. Bei den gesichteten Dokumenten handelte es sich hauptsächlich, wenngleich nicht ausschließlich, um russischsprachige Quellen. Sie wurden durch Suche in Datenbanken russischer wissenschaftlicher Artikel und mittels Reference Mining identifiziert. Die Autorin verwendet Quellen, die zwischen 2015 und 2022 veröffentlicht wurden. Das erlaubt es, Informationen aufzunehmen, die für den Zustand des russischen Militärs nach den jüngsten Militärreformen des vergangenen Jahrzehnts relevant sind.

Die Verfasserin räumt ein, dass die Kenntnis der aus offenen Quellen verfügbaren Aussagen noch nichts darüber aussagt, ob Politik und Militärführung entsprechende Schlussfolgerungen gezogen haben. Obwohl es eine Fülle analytischen Wissens über die Probleme, Herausforderungen und Lösungen für Russlands Logistik- und Versorgungsfragen gäbe, bleibe unklar, inwieweit die militärischen Entscheidungsträger die Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschung auf die praktische Problemlösung anwenden.

Die Ergebnisse der Studie lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  1. Russland habe langfristige und strukturelle Probleme im Bereich Logistik und Nachschub. Dazu gehören (1) Ressourcenineffizienz in Militär und Verteidigungsindustrie, (2) weitgehend unzureichende Lagerbestände an Brennstoffen und Lebensmitteln, (3) Reformversuche, die entweder erfolglos geblieben oder nur teilweise umgesetzt worden sind, und (4) eine systemische Korruption.

  2. Russland verfüge zwar über ein umfassendes und ausgeklügeltes militärisches Logistik- und Versorgungssystem, doch fehle es ihm an Erfahrung mit der Unterstützung einer groß angelegten Bodenoperation.

  3. Der russische militärische Nachschub und das Logistiksystem hätten während seines Kriegs gegen die Ukraine im Jahr 2022 grundlegende Mängel in der operativen Konzeption erkennen lassen und daher erhebliche Probleme beim Streitkräfteeinsatz verursacht.

  4. Die katastrophale anfängliche logistische Leistung Russlands in der Ukraine müsse als Teil der insgesamt schlecht geplanten und ausgeführten Operation gesehen werden. Auch dürfte die extreme Geheimhaltung des ursprünglichen Kriegsplans dazu geführt haben, dass viele Einheiten nicht genug Zeit hatten, die ihnen zugewiesenen Operationen rechtzeitig zu planen und vorzubereiten.

  5. Die Art der Durchführung groß angelegter Bodenoperationen der russischen Streitkräfte in der Ukraine werde weiterhin den ukrainischen Streitkräften lohnende Gelegenheiten bieten, Logistik und Nachschub der Russen mithilfe weitreichender Waffensysteme zu unterbinden. Insbesondere die Abhängigkeit des russischen Nachschubs vom Schienenverkehr eröffne der Ukraine viele Möglichkeiten. Vor allem der Transport großer Mengen an Artilleriemunition lasse sich so beeinträchtigen.

Die Autorin geht davon aus, dass sich Russlands militärische Logistik und sein Nachschubsystem verbessern lassen und entsprechende Bemühungen derzeit laufen. Eine wirkliche Reform sei aber nur vorstellbar, wenn das Logistik- und Versorgungssystem einhergehe mit einem Verständnis der breiteren militärischen Planung und auch die politischen, kulturellen, industriellen und technologischen Dimensionen Russlands einbezogen würden.

https://www.rand.org/pubs/research_reports/RRA2523-1.html

Online erschienen: 2024-03-05
Erschienen im Druck: 2024-03-01

© 2024 bei den Autorinnen und Autoren, publiziert von De Gruyter.

Dieses Werk ist lizensiert unter einer Creative Commons Namensnennung - Nicht-kommerziell - Keine Bearbeitung 4.0 International Lizenz.

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