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Iran and Shi’ite Terrorism Desk: The Revolutionary Guards, Past, Present and Directions for Future Development. Herzliya: International Institute for Counter-Terrorism, November 2018.

  • Florian Wätzel EMAIL logo
Published/Copyright: April 9, 2019

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Iran and Shi’ite Terrorism Desk The Revolutionary Guards, Past, Present and Directions for Future Development Herzliya International Institute for Counter-Terrorism November 2018


Die vorliegende Analyse des israelischen Instituts für Terrorismusbekämpfung bietet einen kompakten Überblick über die historische Genese und gegenwärtige Situation der iranischen Revolutionsgarden sowie einen Ausblick auf ihre künftige Entwicklung. Ein besonderes Augenmerk legt die Studie dabei auf die Auslandsaktivitäten der Miliz sowie ihren Einfluss auf die iranische Innen- und Außenpolitik.

Die Revolutionsgarden haben ihren Ursprung in der iranischen Revolution und wurden gegründet, um die Ideale der Revolution zu verteidigen und ein Gegengewicht zu den alten Streitkräften des Schahs zu bilden. Ihr politischer und wirtschaftlicher Aufstieg erfolgte nach dem ersten Golfkrieg. Weil die Regierung den Wiederaufbau des Landes in die Hände einer loyalen und politisch verlässlichen Organisation legen wollte, erhielten die Revolutionsgarden zahlreiche staatliche Aufträge und stiegen zum größten Bauunternehmer des Landes auf. Ausgestattet mit finanzieller und politischer Rückendeckung aus Teheran übernahmen sie zudem weite Teile des Schwarzmarktgeschäfts, das aufgrund der internationalen Sanktionen gegen das Land zu einem florierenden Wirtschaftszweig angewachsen war. Die Gardisten bauten ihren Einfluss immer weiter aus und sitzen heute an wichtigen Schaltstellen in Politik, Wirtschaft und Verwaltung.

Mit zunehmender Macht, so die Studie, hätten die Revolutionsgarden ihren Aktionsradius auch auf das Ausland ausgeweitet. Während ihre Auslandsaktivitäten ursprünglich mit dem Ziel begannen, die Islamische Revolution zu exportieren, würden sie heute allgemein die Durchsetzung iranischer Interessen im Ausland fördern. Iran fühle sich außenpolitisch weitgehend isoliert und von Feinden umgeben. Laut der Studie verfolge der Iran aus dieser Selbstwahrnehmung heraus eine Außenpolitik der Provokationen, die Spannungen schüre und Konflikte durch eine mehr oder weniger offene Unterstützung von Konfliktakteuren weiter anheize. Dabei beabsichtige der Iran keine direkte Konfrontation, sondern ziele darauf ab, seine Gegner zu einer Reaktion zu provozieren, um dadurch ihre Stärken, Interessen und Strategien offenzulegen. Gleichzeitig wahre der Iran über diese Konflikte seinen Einfluss in der Nahostregion und stelle sicher, dass er von der Staatengemeinschaft politisch eingebunden werde, sobald seine Interessen berührt werden.

Ein wichtiges Mittel in der iranischen Außenpolitik seien dabei die Quds-Brigaden, eine für Auslandseinsätze aufgestellte Kommandoeinheit der Revolutionsgarden. Sie seien weltweit aktiv, ihre Aktivitäten variieren jedoch stark in unterschiedlichen geographischen Räumen. In Südamerika – und hier vornehmlich im Dreiländereck von Argentinien, Brasilien und Paraguay – konzentrieren sich die Revolutionsgarden auf die Beschaffung von Geldern zur Finanzierung ihrer Operationen, größtenteils mittels illegaler Methoden, die den Schmuggel von Drogen und Hehlerware genauso umfassen wie das Waschen von kriminellen Geldern. In Afrika würden die Revolutionsgarden ein länderübergreifendes Netzwerk aus Zellen aufbauen und Schmuggelrouten für Waffen erschließen. In Europa und den USA stellen die Ausspähung und Bekämpfung von israelischen und amerikanischen Zielen sowie oppositionellen Exil-Iranern den Schwerpunkt ihrer Arbeit dar. In der regionalen Nachbarschaft des Iran seien die Revolutionsgarden am aktivsten und übten den stärksten Einfluss aus. Hier haben sie ein enges Beziehungsgeflecht zu Stellvertretermilizen und Terrorgruppen aufgebaut, die im Gegenzug für Unterstützung gegen die Feinde des Iran mobilisiert werden können. Das Netzwerk proiranischer Akteure im Nahen Osten umfasse hauptsächlich schiitische militante Gruppierungen, aber auch einige Organisationen aus dem Spektrum des sunnitischen Extremismus, wie etwa die palästinensische Hamas.

Innenpolitisch gehören die Revolutionsgarden dem revolutionären Lager an, das dem Obersten Religionsführer sowie den theokratischen Elementen des politischen Systems loyal verbunden sei. Demgegenüber stehe das pragmatische Lager der Republikaner, das auf Wahlen und politische Institutionen setze, um die Islamische Republik langfristig innenpolitisch zu stabilisieren. Unter Präsident Hassan Rouhani habe der Einfluss des republikanischen Lagers zugenommen, zum Leidwesen der Revolutionsgarden, die es nicht vermochten, ihrerseits eine Alternative zur Politik der Republikaner zu formulieren. Dadurch haben die Revolutionsgarden politisches Gewicht eingebüßt. Ihr Einfluss sei laut der Studie heute weniger auf der strategischen Ebene der Politik zu finden, sondern vielmehr auf den Ebenen der operativen und taktischen Praxis. Sie seien weniger Gestalter als Ausführende von Teherans Außen- und Innenpolitik. Um ihren schwindenden Einfluss im Inneren zu kompensieren, lasse das iranische Regime ihnen einen großen Handlungsspielraum im Ausland, insbesondere in Syrien. Gleichwohl habe Teheran den Milizen klare Grenzen gesetzt, um eine Eskalation der Konflikte mit seinen Gegnern zu vermeiden. Vor dem Hintergrund der neuen US-Sanktionen wolle das Regime nicht als Aggressor dastehen und das Wohlwollen der Staatengemeinschaft verspielen.

http://www.ict.org.il/Article/2289/The_Revolutionary_Guards - gsc.tab=0

Published Online: 2019-04-09
Published in Print: 2019-04-05

© 2019 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

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  23. Michael J. Mazarr/Arthur Chan/Alyssa Demus/Bryan Frederick/Alireza Nader/Stephanie Pezard/Julia A. Thompson/Elina Treyger: What Deters and Why. Exploring Requirements for Effective Deterrence of Interstate Aggression. Santa Monica: Rand Corp. November 2018.
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