Home Reisen in die Vergangenheit
Article Publicly Available

Reisen in die Vergangenheit

Westdeutsche Soldaten, Kriegsgräberfürsorge und »Schlachtfeldtourismus« von 1945 bis 1990 in transnationaler Perspektive
  • Arnd Bauerkämper EMAIL logo
Published/Copyright: May 30, 2017
Become an author with De Gruyter Brill

Einleitung

Der Forschungsbericht stellt Befunde und Überlegungen zu den Erinnerungen der Kriegsteilnehmer an den Zweiten Weltkrieg vor. Dazu werden die Aktivitäten ihrer Vereinigungen, aber auch des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge im Ausland erläutert. Die Darstellung konzentriert sich auf den institutionellen Rahmen von Reisen zu den ehemaligen Schlachtfeldern im Ausland, vor allem nach Frankreich, Italien und nach Russland bzw. in die Sowjetunion. Darüber hinaus deutet sie an, dass hier unterschiedliche Erinnerungen aufeinander trafen und Vorbehalte gegenüber dem westdeutschen »Schlachtfeldtourismus« lange anhielten. Diese Prozesse sind aber noch detailliert zu untersuchen. Mit der neueren Geschichtsschreibung über Erinnerungskulturen und zum Schlachtfeldtourismus werden Forschungsfelder verknüpft, die in der Historiografie bislang getrennt voneinander behandelt worden sind.

Als im späten 19. Jahrhundert der moderne, maßgeblich vom Bürgertum getragene Reiseverkehr zunehmend die adlige »Grand Tour« überlagerte, wurden auch Schlachtfelder zu Zielen des Fremdenverkehrs. Zugleich entschieden die Regierungen wichtiger Staaten – so Deutschland im Krieg gegen Frankreich 1870/71 –, tote Soldaten dort zu begraben und zu belassen, wo sie gefallen waren. Damit bildete sich ein Gedenktourismus heraus, der sich teilweise mit Militärfolklore verband. Vom Schlachtfeld von Gettysburg über die Kampfplätze des Ersten Weltkrieges bis zum Strand in der Normandie: Überall sind Reisende von ehemaligen Schlachtfeldern angezogen worden, die sie erschreckt, aber auch fasziniert besichtigten. Dabei haben viele Touristen auf den Soldatenfriedhöfen, die auf den ehemaligen Schlachtfeldern oder in ihrer Nähe angelegt worden waren, gefallener Soldaten gedacht. Dieses Gedenken ist offenbar häufig mit Erholungsreisen kombiniert worden, die damit integraler Bestandteil des neuen »Schlachtfeldtourismus« waren.[1]

Dieser Beitrag behandelt am Beispiel von Reisen von Veteranen der Wehrmacht und Waffen-SS aus der Bundesrepublik zu Orten, an denen sie im Zweiten Weltkrieg gekämpft hatten, Rahmenbedingungen von Erinnerungsprozessen von den 1950er bis zu den 1980er Jahren. Dazu wird das Totengedenken der westdeutschen Veteranen in Frankreich, in der Sowjetunion und in Italien untersucht. Die Darstellung soll die Kriegsteilnehmer als heterogene Erinnerungsgemeinschaft konturieren, die sich von anderen Gruppen wie den KZ-Häftlingen und den Vertriebenen abgrenzten. Mit dem Zusammenhang zwischen Reisen spezifischer Akteure und ihren Praktiken des Erinnerns und Vergessens können unterschiedliche Bereiche sozialen Handelns und auch zwei Forschungsfelder aufeinander bezogen werden, die in der Geschichtsschreibung bislang weitestgehend getrennt voneinander untersucht worden sind. Darüber hinaus eröffnen Untersuchungen zu diesem Forschungsfeld die Perspektive, das Verhältnis zwischen den Erinnerungen der Veteranen und der Gedächtnispolitik ihrer Organisationen nachzuzeichnen und zu erklären. Insgesamt können damit instruktive Erkenntnisse zur Konstruktion und zum Wandel von Erinnerungen an den Nationalsozialismus und Zweiten Weltkrieg vermittelt werden.[2]

Schlachtfelder und die auf ihnen bzw. in ihrer Nähe befindlichen Friedhöfe und Gefallenendenkmäler werden im Folgenden als spezifische Erinnerungsorte gefasst. Ausgehend von den wegweisenden Studien Pierre Noras ist das Konzept der »Erinnerungsorte« zu einer neuen »Intelligibilitätskategorie« geworden. Als »materielle wie auch immaterielle, langlebige, Generationen überdauernde Kristallisationspunkte kollektiver Erinnerung, die durch einen Überschuss an symbolischer und emotionaler Dimension gekennzeichnet sind«, haben Erinnerungsorte vorrangig der nationalen Identitätsstiftung gedient. Sie sind deshalb in den einzelnen Staaten unterschiedlich verstanden worden.[3]

Nach einem Überblick über wichtige Dimensionen und die Geschichtsschreibung zu dem dargelegten Problemfeld wird in diesem Beitrag die Forschung zur Gedächtnispolitik wichtiger Institutionen behandelt, die an der Kriegsgräberpflege beteiligt waren und die Reisen zu den Friedhöfen in ausländische Staaten organisierten. Vor allem die Soldatenverbände und der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. (VDK) beeinflussten die Erinnerungen der Veteranen in der Bundesrepublik. Im darauffolgenden Abschnitt werden Befunde und weiterführende Überlegungen zu Reisen westdeutscher Veteranen zu Kriegsgräbern und Gefallenendenkmalen und die damit verbundenen Praktiken der Erinnerung in Staaten dargelegt, die im Zweiten Weltkrieg vom »Dritten Reich« besetzt worden waren. Mit Frankreich, Italien und der Sowjetunion behandelt der Forschungsbericht Reiseziele, die unterschiedlich in den Krieg involviert gewesen waren, sodass eine erhebliche Spannbreite spezifischer Erinnerungen der reisenden Veteranen von Wehrmacht und Waffen-SS erfasst wird. Der Beitrag schließt mit einem Fazit, in dem die Befunde in die neuere historische Erinnerungsforschung und in die Tourismusgeschichte eingeordnet werden.

Dimensionen und Forschungsstand

In den letzten Jahren hat die Geschichtsschreibung zwar zunehmend auch die grenzüberschreitenden Bezüge und Dimensionen nationaler Erinnerungskulturen zum Zweiten Weltkrieg, zum Nationalsozialismus, Faschismus und Holocaust einbezogen.[4] Ebenso sind in der Historiografie Grundzüge der Entwicklung des Totengedenkens seit dem frühen 19. Jahrhundert nachgezeichnet worden. Im Hinblick auf den »Schlachtfeldtourismus« hat sich die Forschung dabei aber auf den Ersten Weltkrieg konzentriert.[5] Darüber hinaus haben veröffentlichte Studien Grundzüge des Erinnerns an Kriege und des Gedenkens ihrer Opfer in der Bundesrepublik Deutschland rekonstruiert und dabei auch den Beitrag von Denkmälern und Grabmalen auf Friedhöfen angedeutet.[6] Insgesamt ist in veröffentlichten Studien zum Gefallenengedenken im 20. Jahrhundert allgemein der Stellenwert von Konflikten über Sinngebung und Legitimation zwischen staatlichen und gesellschaftlichen Akteuren betont worden, ohne dass die damit verbundenen Prozesse im Hinblick auf vorübergehende Aufenthalte von Wehrmachtangehörigen im Ausland konkret analysiert worden sind. Allerdings liegt für die Gruppe der Soldaten, die aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt sind, seit Kurzem eine empirische Studie vor.[7]

Zu den anderen Veteranen sind bislang aber nur wenige systematisch vergleichende und verflechtungsgeschichtliche Studien zum Umgang mit dem Zweiten Weltkrieg vorgelegt worden.[8] Vielmehr ist die historische Erinnerungsforschung in Europa auch weiterhin von einer nationalhistorischen Engführung geprägt, die Synthesen und Aufsatzsammlungen noch kaum überwunden haben. Zudem hat sich die Historiografie weitgehend auf die Gedächtnispolitik von Regierungen und auf öffentlich verbreitete Erinnerungsnarrative beschränkt. Diese nationalen »Basiserzählungen« widersprachen aber vielfach dem individuellen oder kommunikativen Gedächtnis. Zudem sind »Erinnerungskulturen« bislang vor allem lediglich als Ensemble von Narrativen gefasst, aber kaum auf individuelle und kollektive soziale und kulturelle Praktiken bezogen worden.[9]

Mit den Angehörigen der Wehrmacht bzw. der Waffen-SS behandelt dieser Beitrag Akteure, deren Erinnerungspraktiken bisher nur partiell erforscht worden sind. Auch die Gedächtnispolitik ihrer nationalen und internationalen Verbände hat in der Geschichtsschreibung allenfalls punktuell Beachtung gefunden. Ebenso liegen nur wenige Beiträge zum Stellenwert und zu den Funktionen der Soldatenverbände für die Integration der ehemaligen Soldaten von Wehrmacht und Waffen-SS in das besetzte Westdeutschland und in die politische und gesellschaftliche Ordnung der Bundesrepublik vor. Zwar sind die z. T. intensiven Kontroversen über die Beurteilung des militärisch-konservativen Widerstandes, zur Wiederbewaffnung des neuen westdeutschen Staates und zur »Wehrmachtausstellung« geführt worden. An diesen Auseinandersetzungen waren Veteranen und ihre Verbände jeweils maßgeblich beteiligt. Jedoch hat die Geschichtsschreibung den Beitrag der früheren Kombattanten und ihrer Organisationen zur politischen und sozialen Entwicklung der Bundesrepublik erst jüngst behandelt, besonders für das erste Nachkriegsjahrzehnt. Damit unterscheidet sich die Forschung zu den Soldaten von der Historiografie über andere Gruppen wie den Flüchtlingen und Vertriebenen.[10]

Soldatenverbände in der Bundesrepublik Deutschland: Aufgaben, Funktionen und Entwicklung

Unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges untersagten die siegreichen alliierten Mächte die Bildung und Aktivität von Soldatenverbänden. Mit seiner Proklamation Nr. 2 verbot der Alliierte Kontrollrat am 20. September 1945 Zusammenschlüsse deutscher Veteranen des Zweiten Weltkrieges. Diese Anordnung bekräftigte das Kontrollratsgesetz Nr. 34 vom 20. August 1946, das auch scharfe Strafen für Verstöße verhängte. Die Interessen der Kriegsveteranen, die in der unmittelbaren Nachkriegszeit unter politischer Deklassierung, sozialer Marginalisierung und materieller Not litten, konnten in den ersten Jahren deshalb nicht öffentlich vertreten werden. Westdeutsche Behörden erkannten aber grundsätzlich die Versorgungsansprüche der Gruppe an. Im Gegensatz zu den Veteranen des Ersten Weltkrieges nach 1918 sollten die Wehrmachtangehörigen unbedingt in die Nachkriegsordnung integriert werden, um eine erneute Mobilisierung von Veteranen gegen einen demokratischen Staat – wie im Anschluss an den Ersten Weltkrieg – zu verhindern. Als nach dem Beginn des Kalten Krieges der politische Konsens zwischen den westlichen Alliierten und der Sowjetunion zerbrach, trafen die Forderungen der Veteranen, ihrer Angehörigen, Witwen und Waisen bei den westlichen Besatzungsmächten, aber auch in der westdeutschen Bevölkerung deshalb zunehmend auf Resonanz. Im Zuge der Debatte über Versorgungsansprüche der Kriegsteilnehmer entwickelten sich schließlich Initiativen für einen überregionalen Zusammenschluss. Ihnen verliehen auch die Vorbehalte und der teilweise offene Widerstand gegen die Entnazifizierung, die Kriegsverbrecher-Prozesse gegen hochrangige Generäle und die alliierte Politik der Entmilitarisierung kräftig Auftrieb.[11]

Nachdem die Alliierte Hohe Kommission am 19. Dezember 1949 das Kontrollratsgesetz Nr. 34 und damit das Verbot von Soldatenverbänden aufgehoben hatte, schlossen sich einzelne Gruppen, die sich um hohe Offiziere wie den schon 1932 in den Ruhestand versetzten Gottfried Hansen gebildet hatten, im März 1950 zu »Notgemeinschaften« zusammen. Diese vereinigte Hansen 1951 zum »Bund versorgungsberechtigter ehemaliger Wehrmachtangehöriger und ihrer Hinterbliebenen« (BvW). Der Verband konzentrierte sich zunächst auf die sozial-karitative Arbeit und politischen Lobbyismus zur Versorgung früherer Soldaten der Wehrmacht. Dabei trug der BvW maßgeblich zur Verabschiedung des Artikels 131 des Grundgesetzes bei, der im April 1951 in Kraft trat und nicht nur die Wiederverwendung von Soldaten der Wehrmacht in Aussicht stellte, sondern auch die akute Not der Veteranen, ihrer Angehörigen und Hinterbliebenen linderte. Außer der Versorgung der Kriegsteilnehmer trat der neue Verband permanent für die gesellschaftliche Wiedereingliederung und politische Rehabilitierung der westdeutschen Veteranen des Zweiten Weltkrieges ein. So verlangte er in den frühen 1950er Jahren, die »Ehre« der früheren Angehörigen der Wehrmacht wiederherzustellen und wegen Kriegsverbrechen verurteilte Offiziere – darunter auch Generäle – freizulassen. Diese Forderung zielte einerseits auf eine Entlastung der Kriegsteilnehmer, sollte aber zugleich die Zurückhaltung gegenüber den Initiativen begründen, erneut Waffen zu tragen – diesmal für die westlichen Alliierten. Der BvW, der schon im Frühjahr 1950 über 75 000 Mitglieder verfügte, aber vor allem die Interessen der Offiziere vertrat, drängte schließlich erfolgreich auf die Freilassung von Generälen der Wehrmacht, die von den Alliierten als Kriegsverbrecher verurteilt und inhaftiert worden waren. An diese Konzession band er seine Zustimmung zur Aufstellung westdeutscher Streitkräfte im Rahmen der NATO.

Jedoch lehnte der Verband eine Aufnahme ehemaliger Angehöriger der Waffen-SS ab, die zunächst auch von Versorgungsleistungen ausgeschlossen waren. Viele dieser Soldaten bildeten daraufhin die »Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS« (HIAG), die zunächst nur lose Vereinigungen umfasste. Nach eigenen Angaben waren im Oktober 1951 in der Bundesrepublik bereits 376 dieser Verbände aktiv. Erst 1953 richteten die Ländervereinigungen in Kassel eine »Bundesverbindungsstelle« ein. Im April 1959 konstituierte sich schließlich der »Bundesverband der Soldaten der ehem. Waffen-SS e.V.« Die HIAG drängte zunächst auf eine Gleichstellung früherer Soldaten der Waffen-SS mit ehemaligen Angehörigen der Wehrmacht, auch hinsichtlich der Versorgungsansprüche. Sie verband damit die Fürsorge für ihre Klientel mit Lobbyismus für die fortwährend verlangte politisch-gesellschaftliche Rehabilitierung und Anerkennung ihrer Mitglieder. Obgleich der HIAG bis zu den späten 1950er Jahren eine schrittweise Eingliederung in die westdeutsche Veteranenkultur gelang, konnte sie einen Rückgang der Mitgliederzahlen auf rund 6000 bis 1963 nicht verhindern. 1972 wurde der Verband vom Bundesinnenministerium sogar in die Liste rechtsradikaler Organisationen aufgenommen. Auch als der neue Minister Friedrich Zimmermann diesen Schritt 1983 zurücknahm, setzte sich der Mitglieder- und Einflussverlust fort. 1992 musste der Bundesverband schließlich aufgelöst werden; nur regionale Gruppen der HIAG bestanden fort.[12]

Mit dem BvW, der ab August 1951 als »Deutscher Soldatenbund« auftrat, konkurrierten seit den 1950er Jahren auch »Traditionsgemeinschaften«, die – wie die Organisationen »Großdeutschland« und »Afrikakorps« – die Angehörigen einzelner Verbände der ehemaligen Wehrmacht sammelten. Darüber hinaus vertrat der »Verband der Heimkehrer« (VdH), der im März 1950 in der Bundesrepublik gegründet worden war, die Interessen der Kriegsgefangenen und ihrer Angehörigen. Diese Organisation verlangte in zahlreichen öffentlichen Kampagnen vor allem die Freilassung der deutschen Soldaten, die sich z. T. noch bis 1955 in sowjetischer Kriegsgefangenschaft befanden. Darüber hinaus drängte der VdH Politiker, die Versorgungsansprüche der heimgekehrten Veteranen anzuerkennen. Damit trug er zur Verabschiedung des Entschädigungsgesetzes für Kriegsgefangene bei, das am 30. Januar 1954 in der Bundesrepublik in Kraft trat. Die Ziele der Versehrten und der Hinterbliebenen von Gefallenen und Vermissten vertrat schließlich vorrangig der »Verband der Kriegsbeschädigten, Kriegshinterbliebenen und Sozialrentner Deutschlands«, der bereits 1951 über 15 000 Geschäftsstellen verfügte.[13] Damit hatte sich in der Bundesrepublik bis zu den frühen 1950er Jahren ein breites Spektrum von Interessenorganisationen der Kriegsteilnehmer herausgebildet. Allerdings schlossen sich den Verbänden insgesamt nur rund ein Drittel der deutschen Veteranen an.[14]

Als der Beginn des Korea-Krieges 1950 Planungen zu einem westdeutschen Verteidigungsbeitrag auslöste, ermutigten sowohl die Hohe Kommission der westlichen Alliierten als auch die Bundesregierung die Soldatenverbände zum Zusammenschluss, der schließlich im September 1951 mit der Gründung des »Verbandes Deutscher Soldaten« (VdS) vollzogen wurde. Der Dachorganisation schlossen sich u. a. der Deutsche Soldatenbund, der Stahlhelm, die Traditionsgemeinschaft »Großdeutschland« und der »Verband deutsches Afrikakorps«, aber auch die HIAG an. Allerdings blieb der Lobbyismus der Sammelorganisation in den frühen 1950er Jahren schwach, da vor allem viele Mitglieder der BvW auch weiterhin Bedenken gegen eine Fusion der Verbände hegten. Der VdS widmete sich daher vorrangig der Traditions- und Kameradschaftspflege, und er bemühte sich um die Wiederherstellung der »Ehre« der Offiziere und Soldaten. Zudem nutzte die Organisation ihren Suchdienst, um Veteranen des Zweiten Weltkrieges, aber auch ihre Angehörigen und Hinterbliebenen an sich zu binden. Dazu trugen nicht zuletzt Symbole wie Fahnen und Inszenierungen (so Feiern) bei. Es muss aber noch geprüft werden, ob und inwieweit auch gemeinsame Reisen zu Kriegsgräbern integrierend wirkten.[15]

Jedoch konnten der VdS und die einzelnen Traditionsgemeinschaften die Auseinandersetzungen über die Wiederbewaffnung und die Aufstellung der Bundeswehr nur begrenzt beeinflussen, zumal sie sich nicht offen zum militärischen Widerstand bekannten, der am 20. Juli 1944 im Attentat von Offizieren der Wehrmacht auf Hitler kulminiert war. Vielmehr verstanden sich die Mitglieder der Soldatenverbände als Opfer des Zweiten Weltkrieges, die als »unpolitische« Soldaten für Deutschland – nicht aber für das NS-Regime – gekämpft hätten. Damit nährten sie den Mythos von der »sauberen Wehrmacht«, dem erst die 1995 eröffnete »Wehrmacht-Ausstellung« den Boden entziehen sollte. Im Rahmen ihres Lobbyismus nahmen die Organisationen – darunter auch die HIAG – in den 1950er Jahren Kontakt zu einflussreichen Politikern auf, so zu dem SPD-Bundestagsabgeordneten (und späteren Bundeskanzler) Helmut Schmidt. Aber auch die Stilisierung der Waffen-SS zur »ersten Europa-Armee«, in der Freiwillige aus unterschiedlichen Ländern gegen den Bolschewismus gekämpft hätten, verlieh der HIAG letztlich keine politische Reputation. Anschlussfähiger an den vorherrschenden Antikommunismus war im Kalten Krieg aber die konservative, in ganz Westeuropa weitverbreitete Vorstellung von der Verteidigung des »Abendlandes«. Auch die Vorbehalte, welche die HIAG ebenso wie viele Soldatenverbände gegenüber dem militärischen Widerstand gegen Hitler und den Nationalsozialismus hegten und äußerten, trafen in der Bundesrepublik in den 1950er und frühen 1960er Jahren durchaus noch auf Resonanz.[16]

Im Gegensatz zu den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg war ein nationalistisches Heldengedenken in Westdeutschland bzw. in der Bundesrepublik nach 1945 jedoch ausgeschlossen. Aus dem »Kriegerdenkmal« wurde nach den einschneidenden Erfahrungen der nationalsozialistischen Diktatur, des Zweiten Weltkrieges, des Völkermordes an den Juden und der totalen Niederlage von 1945 das »Gefallenendenkmal«.[17] Das Bedürfnis der Angehörigen, der Soldatenverbände und des VDK, um die einzelnen Gefallenen zu trauern, traf auf die offizielle Abkehr vom NS-Regime, die für die politische Legitimität der parlamentarischen Demokratie der Bundesrepublik zentral war. Zwischen dem ehrenden Totengedenken und der Distanzierung vom Vernichtungskrieg der NS-Diktatur bestand ein »normative[s] Spannungsverhältnis«, das im Hinblick auf das Gedenken auf deutschen Kriegsgräberfriedhöfen im Ausland aber noch nicht untersucht worden ist.[18]

Offiziell bekannten sich alle Soldatenverbände schon früh zur Völkerverständigung und zur Demokratie. Auch nahmen sie bereits Anfang der 1950er Jahre Verbindungen zu den ehemaligen Feinden auf. Die Kontakte gingen besonders von französischen Generälen aus, die sich seit 1947 im schweizerischen Caux sur Montreux trafen und Begegnungen zwischen westlichen Militärs initiierten. 1950 nahmen an einer Tagung erstmals auch frühere deutsche Offiziere teil. Der »moralischen Aufrüstung« (so der Name der tragenden Institution) gewidmet, waren die Gespräche durch Versöhnungsrhetorik, das Bekenntnis zu christlicher Nächstenliebe und das Konzept des Teamwork gekennzeichnet. Noch wichtiger war nach dem Beginn des Korea-Krieges freilich der Antikommunismus, der auch das Verständnis von »abendländischer« Demokratie prägte. Angesichts der gemeinsamen Bedrohung durch die Sowjetunion gingen die Vorbehalte der Politiker und Militärs in den Nachbarländern der Bundesrepublik gegen die Soldaten und Offiziere der Wehrmacht langsam zurück. Vor allem britische Generäle zeigten sich in den frühen 1950er Jahren im Geist soldatischer »Kameradschaft« gegenüber den früheren Gegnern durchaus entgegenkommend. Vertreter der westdeutschen Soldatenverbände hofften deshalb auf eine öffentliche »Ehrenerklärung« des stellvertretenden Oberbefehlshabers der NATO und Weltkriegsgenerals, Bernard Montgomery.[19]

In dieser Kampagne zur Wiederherstellung der soldatischen »Ehre« schlossen sich der VDS, die Traditionsgemeinschaften und der Heimkehrerverband zur »Arbeitsgemeinschaft der soldatischen Verbände« zusammen. Dabei bildeten sich Netzwerke heraus, die nicht nur bis zum Bundesnachrichtendienst und zur amerikanischen »Central Intelligence Agency« reichten, sondern auch den grenzüberschreitenden Austausch verstärkten. So empfahl Generalfeldmarschall Erich von Manstein schon vor seiner Freilassung aus dem Zuchthaus im Januar 1953 dem VDS-Vorsitzenden Hansen, Kontakte zu französischen Soldatenverbänden aufzunehmen, obwohl in der Résistance keineswegs nationale Motive vorgeherrscht hätten, sondern vielmehr »Kommunisten und auch verbrecherische Elemente«. In der Hoffnung, damit die Reputation seiner Organisation steigern zu können, nahm Hansen den Vorschlag Mansteins unverzüglich auf. Demgegenüber hatte die Führung des »Stahlhelm« im Dezember 1952 eine Initiative des früheren Generalfeldmarschalls Albert Kesselring zu einer Verständigung mit Soldatenverbänden der europäischen Nachbarn noch abgelehnt. Auch die Verbindungen, die der »Deutsche Soldatenbund« ab 1951 im Zeichen von »Völkerverständigung«, »Kameradschaft« und »Nächstenliebe« zu Veteranen anderer Länder knüpfte, setzten auf die ersehnte politisch-moralische Rehabilitierung. Jedoch hielt der grenzüberschreitende Austausch die westdeutschen Verbände nicht von z. T. heftiger Kritik an den ehemaligen Kriegsgegnern ab, die – nach der Formel »tu quoque« – beschuldigt wurden, ebenfalls gravierende Kriegsverbrechen begangen zu haben.[20]

Alles in allem konnten die westdeutschen Soldatenverbände ihre grenzüberschreitende Zusammenarbeit in den 1950er und 1960er Jahren aber deutlich erweitern. Nach den ersten Treffen in der Schweiz hatten sich angesichts des Korea-Krieges und der Diskussion über eine Europäische Verteidigungsgemeinschaft (EVG) besonders in Frankreich Bemühungen verstärkt, eine internationale Organisation ehemaliger Kriegsteilnehmer aus westeuropäischen Ländern zu gründen. Nachdem die EVG an der Ablehnung der französischen Nationalversammlung gescheitert und die Bundesrepublik der NATO beigetreten war, mündeten vorangegangene Gespräche zwischen Repräsentanten belgischer, italienischer, luxemburgischer und deutscher Soldatenvereinigungen im Juni 1955 in die Bildung der »Fédération Européenne des Associations de Combattants« (FEDAC). Die westdeutschen Veteranen waren in der neuen Organisation vor allem durch den VdS vertreten. Aber auch der deutsche Marinebund, der Kyffhäuserbund, die Traditionsgemeinschaft »Großdeutschland« und der »Bund deutscher Kriegsopfer, Körperbehinderter und Sozialrentner« traten der FEDAC bei. General a.D. Siegfried Westphal, seit 1958 auch Vorsitzender des Verbandes Deutsches Afrikakorps, wurde Vizepräsident der internationalen Organisation. Die FEDAC förderte nicht nur Begegnungen zwischen Kriegsteilnehmern und den Austausch zwischen den Kindern der Veteranen, sondern auch Reisen zu den Schlachtfeldern des Zweiten Weltkrieges.[21]

Schon 1953 hatten westdeutsche Kriegsopfer zudem Kontakt zur »Fédération Mondiale des Anciens Combattants« (FMAC) aufgenommen, die Albert Moral, ein französischer Widerstandskämpfer und Verwundeter des Ersten Weltkrieges, 1950 in Paris gegründet hatte. 18 von 20 Mitgliedsländern stimmten schließlich für die Aufnahme des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Der Verband bemühte sich um die berufliche Wiedereingliederung und den Rechtsschutz von Kriegsversehrten. Er trat aber auch für internationale Verständigung ein, indem er z. B. Jugendbegegnungen organisierte. Nicht zuletzt forderte er Erleichterungen bei Auslandsreisen, die frühere Soldaten und Offiziere der Wehrmacht mit ihren ausländischen Kameraden zusammenführten. Dabei nahmen Begegnungen auf den Friedhöfen und an Gefallenendenkmälern einen hohen Stellenwert ein.[22]

Auch die ehemaligen Kriegsgefangenen kooperierten schon früh grenzüberschreitend. Indem sie dabei auch ihre spezifischen Kriegserinnerungen austauschten, trugen sie maßgeblich zur Genese und Entwicklung einer transnationalen soldatischen Gedenkkultur bei. Sie sollte auch die westdeutschen Veteranen aufwerten. So bemühte sich der VdH schon in den frühen 1950er Jahren intensiv um den Beitritt zur »Confédération internationale des anciens Prisonniers de Guerre«, den frühere französische, belgische und niederländische Kriegsgefangene 1949 etabliert hatten. Dazu nahm er als ersten Schritt Kontakt zu der schon im November 1944 gebildeten »Fédération nationale des Combattants Prisonniers de Guerre« (FNCPG) auf. In dem Bemühen, »unpolitisch« zu erscheinen, vermieden die führenden Repräsentanten des VdH und der FNCPG zunächst eine offene Auseinandersetzung über die jüngste Vergangenheit. Dennoch lösten die Kontakte zwischen den beiden Kriegsgefangenenorganisationen in Frankreich bis zu den frühen 1960er Jahren vor allem in ländlichen Regionen z. T. heftigen Widerspruch aus. In einzelnen Gemeinden wie der Stadt Béziers, wo am 7. Juni 1944 18 Geiseln von deutschen Soldaten ermordet worden waren, drängte sogar die Pariser Leitung der FNCPG-Ortsverbände noch nach dem Abschluss des Elysée-Vertrags (22. Januar 1963), Besuche deutscher Kriegsteilnehmer zu verhindern.[23]

Wie in der neueren Geschichtsschreibung hervorgehoben und gezeigt worden ist, waren die Soldatenverbände in der westdeutschen Nachkriegsgesellschaft und -politik alles in allem wichtige Sozialisations- und Integrationsagenturen, obgleich sie noch bis zu den 1960er Jahren Vorbehalte gegen die neue Demokratie hegten. Auch wenn sie nur ein Drittel der Kriegsteilnehmer erfassten, bestanden in der Bundesrepublik Deutschland in den 1950er Jahren rund tausend Veteranenorganisationen, die zu Beginn des Jahrzehnts 500 000 bis 600 000 ehemalige Soldaten vereint hatten. Darüber hinaus unterhielten in den frühen 1950er Jahren 25 Prozent der Veteranen informelle Kontakte zu »Kameraden«. Ihre Forderungen trafen nicht nur in breiten Bevölkerungsgruppen, sondern auch bei Politikern auf eine beträchtliche Resonanz. Nach einer Umfrage des Allensbacher Instituts für Demoskopie hielten 1951 immerhin 31 Prozent der Westdeutschen Soldatenverbände für »gut«, während 43 Prozent diese Organisationen für »nicht gut« erachteten. Angesichts der erst sechs Jahre zurückliegenden Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges ist der Anteil der zustimmenden Äußerungen durchaus bemerkenswert. Der Abschluss des 1955 in Kraft getretenen Deutschlandvertrags und der damit verbundene Beitritt der Bundesrepublik zur NATO 1955 verliehen den Soldatenverbänden weiteren Auftrieb. So waren in den 1960er Jahren in der Bundesrepublik rund 2000 Organisationen von Veteranen der Wehrmacht und Waffen-SS registriert. Sie widmeten sich zunehmend auch dem Gefallenengedenken. Bis zu den 1970er Jahren wies das Konzept der »Kameradschaft« eine beträchtliche Integrationskraft auf, sodass die Soldatenverbände, die z. T. mit Reservistenorganisationen der Bundeswehr zusammenarbeiteten, noch 1977 zusammen über rund zwei Millionen Mitglieder verfügten (darunter 20 000 im Kyffhäuserbund, der schon 1900 als Dachverband der deutschen Kriegervereine gegründet worden war). Sie organisierten das Gedenken gefallener Soldaten und dazu auch Reisen zu den Kriegsgräbern im In- und Ausland, wo sie die Toten an Denkmälern ehrten. Damit koppelten sie sich in der westdeutschen Demokratie aber zunehmend von der Entwicklung zu einer kritischeren Erinnerungskultur ab, sodass ihre gesellschaftliche und politische Integrationsfunktion seit den 1960er Jahren zurückging.[24]

Zur Erinnerung deutscher Veteranen an den Zweiten Weltkrieg trug in der Bundesrepublik außer den Soldatenvereinen auch der neu gegründete Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. nachhaltig bei. Der VDK, der 1919 aus gesellschaftlichen Vereinigungen zur Soldatengräberpflege hervorgegangen war, durfte 1946 seine Tätigkeit wieder aufnehmen. Unter seinem Generalsekretär Otto Markgraf, der bereits im »Dritten Reich« als »Bundesamtsführer« der gleichgeschalteten Organisation amtiert hatte, oblag dem Volksbund nach der Verabschiedung des Kriegsgräbergesetzes vom 27. Mai 1952, die Grabstätten deutscher Soldaten zu suchen, zu sichern und zu pflegen, auch im Ausland. Dazu gehörten Umbettungen, die im Allgemeinen auf Soldatenfriedhöfen in der Nähe der Schlachtfelder vorgenommen wurden. Der VDK erhielt für die Pflege ab 1954 staatliche Zuschüsse in Höhe von 200 DM für jedes einzelne Grab. Dem Totengedenken waren zahlreiche Begegnungen an den Denkmälern, aber auch viele Reisen gewidmet, mit denen der VDK seit den 1950er Jahren vor allem Hinterbliebene gefallener Soldaten zu den Friedhöfen gebracht hatte.[25]

Dazu musste aber zunächst ein völkerrechtlicher Rahmen geschaffen werden, auch um politische Konflikte mit den Nachbarstaaten zu vermeiden, die mit der Bundesrepublik ab 1955 in der NATO und ab 1957 in der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft verbunden waren. Die westdeutsche Regierung schloss deshalb in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre mit Ländern wie Luxemburg, Belgien, Norwegen, Italien, Frankreich und Ägypten jeweils bilaterale Abkommen ab, die dem VDK ermöglichten, in diesen Staaten Soldatenfriedhöfe anzulegen, Umbettungen durchzuführen und die Gräber zu pflegen. Damit wurden auch organisierte Reisen erleichtert. Nachdem der Volksbund schon bis Mitte der 1950er Jahre in der Bundesrepublik mehr als 40 000 Kriegstote auf größere Friedhöfe umgebettet hatte, legte er im Juni 1955 in Sandweiler (Luxemburg) den ersten Friedhof für gefallene deutsche Soldaten des Zweiten Weltkrieges im Ausland an. Rund 2000 Angehörige, die mit Sonderzügen aus der Bundesrepublik angereist waren, nahmen an der Einweihung der Kriegsgräberstätte teil. Anschließend wurde in der belgischen Gemeinde Lommel ein Soldatenfriedhof eingerichtet, auf dem 40 000 deutsche Soldaten ruhten. Bei der Anlage von 6000 Grabstätten in Recogne-Bastogne halfen Jugendliche aus 15 Nationen mit. In der zweiten Hälfte der 1950er Jahre konzentrierte der VDK auch die 12 000 deutschen Soldaten, die in Norwegen gefallen waren, auf sechs Sammelfriedhöfen. Darüber hinaus wurden in Frankreich umfassende Umbettungen vorgenommen, beginnend in Elsass-Lothringen und im Burgund 1957. Im vorangegangenen Jahr hatte der VDK zudem südlich von Rom den Bau einer Ehrenstätte in Pomezia in Angriff genommen. Sie wurde im Mai 1960 eingeweiht. Mehr als 10 000 gefallene deutsche Soldaten des »Afrikakorps« fanden ihre letzte Ruhe in Ehrenfriedhöfen in Tobruk und bei El-Alamein.[26]

Insgesamt zogen die Kriegsgräberstätten im Ausland in den späten 1950er und frühen 1960er Jahren Tausende Deutsche – überwiegend Kriegsteilnehmer und ihre Angehörigen – an, die das Gedenken der gefallenen Soldaten in unterschiedlichem Ausmaß mit spezifischen Formen der Erholung verbanden. Im Rahmen des »Schlachtfeldtourismus« kam es auch zu zahlreichen Begegnungen mit den Bewohnern der Gemeinden, in denen sich die Friedhöfe und Gedenkstätten befanden. In den Interaktionen, die bislang kaum erforscht sind, wurde offenbar um Soldatenbilder und Formen des Totengedenkens ebenso gerungen wie um zentrale Vorstellungen und Konzeptionen wie »Täter«, »Opfer« und »Ehre«. Der VDK bekannte sich einerseits zur Versöhnung in Europa, und er brach mit der überkommenen Heroisierung des Kriegstodes. Andererseits schwieg er über Kriegsverbrechen von Angehörigen der Wehrmacht und Waffen-SS. Damit bestärkte er das in der frühen Bundesrepublik weitverbreitete Opferbewusstsein und das Leitbild eines letztlich ehrenhaften, angeblich durchweg »unpolitischen Soldatentums«.

In den 1950er und 1960er Jahren vollzog sich in der Bundesrepublik auch der Übergang zum Massentourismus.[27] In diesem Kontext organisierten sowohl der VDS als auch der Volksbund Reisen ihrer Mitglieder. Dabei empfahlen sie Kriegsteilnehmern bei ihren Reisen ins Ausland direkt bestimmte Verhaltensweisen. Dazu trugen auch Presseberichte und besorgte Meldungen von Diplomaten der Bundesrepublik bei. So kritisierte die »Frankfurter Allgemeine Zeitung« 1953 das Verhalten eines westdeutschen Ehepaares, das im Rahmen einer Reise in die Niederlande 1953 an einem Haus in Amsterdam geklingelt hatte, weil der Mann seiner Gattin das Haus zeigen wollte, in dem er während des Zweiten Weltkrieges gelebt hatte.[28] Auch die Botschaften rieten westdeutschen Reisenden angesichts erheblicher Vorbehalte in den 1950er und 1960er Jahren wiederholt, in den Nachbarstaaten zurückhaltend aufzutreten, vor allem wenn sie an Orte zurückkehrten, an denen sie sich während des Zweiten Weltkrieges aufgehalten hatten. Diplomaten und konservative Presseorgane übernahmen und verstärkten damit zumindest indirekt die bürgerliche Kritik am »Massentourismus«. Der »Schlachtfeldtourismus« und »Kriegsgräberfahrten« zu Friedhöfen außerhalb der Bundesrepublik sind dennoch bis zur Gegenwart integrale Bestandteile der westdeutschen Veteranenkultur geblieben.[29]

Der VDK und die Soldatenverbände verknüpften Kriegsgräberpflege und Totengedenken mit dem Friedensgebot und Appellen zur Versöhnung. Dabei reklamierten sie auch Menschenrechte für sich, zu denen sich die Vereinten Nationen in der Allgemeinen Erklärung ihrer Generalversammlung am 10. Dezember 1948 bekannt hatten. Wie die jüngere Forschung gezeigt hat, traf der Rekurs auf diese grundlegenden Rechte trotz weiterbestehender Vorbehalte gegen deutsche Kriegsteilnehmer in den europäischen Nachbarstaaten durchaus auf Resonanz, zumal humanitäre Ziele schon in den 1920er Jahren die Forderungen von Pazifisten beeinflusst hatten, die im Völkerbund für eine Versöhnung der Gegner des Ersten Weltkrieges eingetreten waren.[30]

Jedoch verklärten die westdeutschen Veteranen den Zweiten Weltkrieg bei ihren Besuchen offenbar wiederholt als »anrührenden Akt der Völkerverständigung in fernen Ländern«.[31] So haben Gedenkzeremonien auf Friedhöfen und an Denkmälern, die der VDK im Ausland für gefallene Soldaten der Wehrmacht und der Waffen-SS eingerichtet hatte, seit den 1950er Jahren in Ländern wie Italien und Frankreich wiederholt Proteste ausgelöst. Auch in Österreich, wo die führenden Politiker der ÖVP und SPÖ die Verantwortung für den Zweiten Weltkrieg verdeckten, indem sie das Land offiziell zu einem Opfer des NS-Regimes stilisierten, lösten Treffen von Angehörigen des Panzerkorps »Großdeutschland« schon 1953/54 Verdächtigungen und Befragungen durch die Polizei aus. 1953 verbot das Innenministerium sogar eine geplante Begegnung zwischen deutschen und österreichischen Veteranen der Traditionsgemeinschaft »Großdeutschland«. Im darauffolgenden Jahr verursachte ein Treffen Kesselrings, der 1944 die Erschießung unschuldiger Geiseln angeordnet hatte, in Österreich sogar einen politischen Skandal. Innenminister Oskar Helmer, ehemals Generalfeldmarschall, der Ehrenpräsident von drei westdeutschen Traditionsverbänden war, forderte seinen »Kameraden« öffentlich dazu auf, die Alpenrepublik unverzüglich zu verlassen. Er warf Kesselring vor, »politische Gespräche« geführt zu haben. Der ehemalige Spitzenmilitär war sogar von der österreichischen Wochenschau bei der Niederlegung eines Kranzes gefilmt worden, mit dem er in Trautenfels an einem Denkmal gefallene Soldaten der Wehrmacht und der Waffen-SS geehrt hatte. Wegen der Widerstände in den Nachbarstaaten haben westdeutsche Soldatenverbände und der VDK seit den 1950er Jahren wiederholt gezielt örtliche Traditionen aufgenommen und lokale Honoratioren einbezogen, um die Akzeptanz der von ihnen betreuten Gräberanlagen und der hier veranstalteten Gedenkfeiern zu erhöhen. Auch die Reservisten-Kameradschaften, die seit den 1970er Jahren Reisen zu Kriegsgräberstätten im Ausland unternahmen, bezogen lokale Akteure bewusst und gezielt in ihre Aktivitäten ein.[32]

Reisen in die Vergangenheit. Die Rückkehr von Soldaten zu den Schlachtfeldern des Zweiten Weltkrieges

Reisen zu den Friedhöfen und hier errichteten Gedenkstätten zeigen aber nicht nur die Gedächtnispolitik der Soldatenverbände, sondern sie bezogen auch die vielfältigen Erinnerungen der einzelnen deutschen Veteranen des Zweiten Weltkrieges ein. Wie empirische Studien zu heimgekehrten Kriegsgefangenen gezeigt haben, war die Rückkehr zu den Orten ihrer Gefangenschaft für diese Gruppe wichtig. Offenkundig folgten sie damit einem Bedürfnis zu trauern. Die Heimkehrer kommunizierten bei ihren organisierten oder individuellen Reisen z. T. auch mit der lokalen Bevölkerung. Vor allem vermittelten sie ihre Erinnerungen Familienangehörigen, die sie vielfach begleiteten. Damit – so ist in der neueren Forschung zu dieser Gruppe betont worden – können Erinnerungen auch als soziales Handeln gefasst werden, das eng an spezifische Orte gebunden ist. Dabei sind private und öffentliche Formen der Erinnerungen miteinander verbunden worden, da sich die reisenden Veteranen auf die Gedächtnispolitik von Institutionen (so der Soldatenverbände und des VDK) bezogen oder zumindest von ihr beeinflusst wurden. Diese Befunde zu den Heimkehrern müssen in der weiteren Forschung für andere Gruppen von Kriegsteilnehmern überprüft werden. Es ist jedoch deutlich geworden, dass die Fixierung der historischen Erinnerungsforschung auf oft abstrakt gefasste und homogen verstandene nationale Narrative überwunden werden kann, indem diese systematisch auf Reisen als soziales Handeln bezogen werden. Damit bietet sich der Historiografie auch die Möglichkeit einer gruppenspezifischen und individuellen Differenzierung. Nicht zuletzt legen neuere Studien nahe, dass es sich bei den Kriegsteilnehmern um spezifische Touristen handelte, die mit ihren Besuchen von Kriegsgräberstätten und Denkmälern auf deutschen Soldatenfriedhöfen im Ausland nach Sinn suchten und Identitätsbildung anstrebten. Offenbar hat der Eintritt in den Ruhestand nicht nur Reisen praktisch erleichtert, sondern die deutschen Veteranen dazu auch mental geöffnet.[33]

»Kriegsgräberfahrten« zu »Heldenfriedhöfen« außerhalb Deutschlands begannen bereits 1950. Im Rahmen des sich langsam belebenden Tourismus organisierten besonders die Soldatenverbände und der VDK Reisen zu den ehemaligen Schlachtfeldern, auf denen sich vielerorts auch die Friedhöfe und Denkmäler für die deutschen Gefallenen befanden. Ab 1955 bildete sich ein regelrechter »Gräber-Tourismus« heraus, der sich zunächst vor allem auf Italien, Frankreich, Belgien und die Niederlande erstreckte.[34] Es ist aber noch präzise zu rekonstruieren, inwiefern die Reisen westdeutscher Veteranen durch grenzüberschreitende wechselseitige Wahrnehmungen, Anpassungen, Interaktionen und Transfers, aber auch von gegenseitigen Abgrenzungen gekennzeichnet waren. Auf den Schlachtfeldern des Zweiten Weltkrieges, an den Soldatenfriedhöfen und Denkmälern trafen reisende Veteranen offenbar nicht nur auf die jeweils eingesessene Bevölkerung, sondern es kam hier auch zu Begegnungen und zum Austausch mit Vertretern von Veteranenverbänden der Alliierten.

Im Folgenden werden exemplarisch Reisen westdeutscher Veteranenverbände und einzelner Touristen zu den Soldatengräbern und damit verbundene Formen des Gedenkens in Frankreich, in der Sowjetunion bzw. in Russland und in Italien dargestellt. Dabei wird von der – noch zu verifizierenden – Überlegung ausgegangen, dass die Reisen zu den Friedhöfen und Kriegsgräberstätten in Frankreich eine deutlich umfassendere Annäherung der Erinnerungen von deutschen Kriegsteilnehmern und der eingesessenen Bevölkerung herbeiführten als entsprechende Fahrten in die Sowjetunion bzw. nach Russland, die auch erst deutlich später begannen. Wie neuere Studien zeigen, kam es in Italien offenbar zumindest zu einem begrenzten Austausch. Diese Unterschiede sind – so eine weitere Annahme – nicht nur auf verfestigte Vorurteile gegenüber dem »rückständigen Osten« zurückzuführen, sondern auch maßgeblich von dem Umstand geprägt, dass Fahrten zu Soldatengräbern in Frankreich und Italien oft mit Komponenten einer touristischen Reise kombiniert wurden. Demgegenüber fehlte diese Multifunktionalität den Kriegsgräberfahrten nach Russland. Diese Überlegungen dienen hier dem Zweck, der weiteren Forschung zu dem Problemkomplex Impulse zu verleihen.

Auch wenn im Folgenden ausschließlich Friedhöfe und dort befindliche Gedenkstätten für deutsche Soldaten behandelt werden, sind jeweils die Traditionen des Totenkultes in den drei Staaten einzubeziehen, zumal die Gefallenen der Wehrmacht und der Waffen-SS gelegentlich zusammen mit Kriegstoten dieser Länder bestattet worden sind.[35] Indem die Fallstudien das Ausmaß und die Barrieren einer grenzüberschreitenden Interaktionsgemeinschaft konturieren, vermitteln sie auch erste Einblicke in transnationale Bezüge zwischen nationalen Erinnerungskulturen in Europa. Dabei ist über diesen Beitrag hinaus das Verhältnis von nationalen Stereotypen der deutschen Reisenden und einer gemeinsamen Erinnerung des Leides unschuldiger Opfer besonders zu beachten. Die Entheroisierung des Soldatentodes hat schließlich maßgeblich zur Annäherung der Europäer nach dem Zweiten Weltkrieg beigetragen.[36]

Frankreich

Die Regierung Frankreichs unterzeichnete mit der Bundesrepublik Deutschland schon 1954 ein gegenseitiges Abkommen zum Umgang mit den Kriegstoten, nachdem sich vor allem die »Fédération Nationale des Combattants Prisonniers de Guerre« angesichts der Diskussion über die Gründung einer Europäischen Verteidigungsgemeinschaft 1952/53 zur Versöhnung mit ihren westdeutschen Kameraden bereit erklärt hatte. Bereits im darauffolgenden Jahr konnte der VDK mit Umbettungen von Kriegstoten beginnen. Das Gefallenengedenken des Volksbundes, der westdeutschen Veteranen und der Soldatenverbände traf in Frankreich auf den Militärfriedhöfen und Kriegsgräberstätten aber auf die konkurrierenden gedächtnispolitischen Ansprüche der lange heroisierten Widerstandskämpfer. Überdies wurde hier vielerorts deutlicher als in Deutschland der Gefallenen der beiden Weltkriege zusammen gedacht.

Nachdem bis zu den 1970er Jahren ein Helden- und Opferdiskurs vorgeherrscht hatte, ist das Totengedenken zu den französischen Soldaten und den Angehörigen der Résistance besonders seit den 1980er Jahren zunehmend vom Menschenrechtsdiskurs beeinflusst worden. Damit verbunden, haben Repräsentanten des französischen Staates auch deutschen Soldaten, die im Zweiten Weltkrieg von Widerstandskämpfern exekutiert worden waren, ihre Reverenz erwiesen, z. B. bei Umbettungen, die zuvor oft heftige Konflikte ausgelöst hatten. In den 1950er und 1960er Jahren waren auch Besuche westdeutscher Veteranen des Zweiten Weltkrieges in Frankreich wiederholt auf heftige Ablehnung getroffen. Dieser Widerstand und die anhaltenden Vorbehalte vieler Franzosen wurde in der Bundesrepublik genau registriert. Medien und Botschaften vermittelten daher konkrete Ratschläge zum Verhalten im Ausland. Beispielsweise empfahl die »Süddeutsche Zeitung« 1954 Anbietern von Auslandsreisen dringend, in den Nachbarstaaten sensibel vorzugehen. So sollten sie »ihre Reisebegleiter anhalten, z. B. zehn Minuten vor der Einfahrt nach Paris nicht nur auf die amüsantesten Nachtlokale hinzuweisen, sondern auch dem ehemaligen Feldwebel zu raten, er möge vergessen, daß er 1943 einmal am Montmartre einquartiert war«.[37]

Sowjetunion/Russland

Beziehungen zwischen sowjetischen und deutschen Veteranen des Zweiten Weltkrieges bestanden zunächst vor allem in der DDR, und hier besonders im militärischen Bereich zwischen Offizieren. So verbreitete von 1958 bis 1971 die »Arbeitsgemeinschaft ehemaliger Offiziere« im ostdeutschen Staat die Gedächtnispolitik des SED-Regimes, das von einer Konversion der Soldaten zum »Antifaschismus« ausging. Die Organisation bot jedoch ebenso wie die »Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft« auch Gelegenheiten zum informellen Austausch von Erinnerungen zwischen Veteranen beider Staaten.[38]

Für die Beziehungen der UdSSR zur Bundesrepublik Deutschland ist entscheidend, dass die sozialliberale Koalition unter Willy Brandt im Zuge der Neuen Ostpolitik seit dem Moskauer Vertrag (1970) mit der sowjetischen Führung über den Umgang mit Kriegstoten verhandelte; auch Reisen deutscher Kriegsteilnehmer in die UdSSR wurden dadurch möglich. Ab 1984, als der VDK seine Arbeit in der Sowjetunion aufnahm, organisierte der Verband Fahrten von Mitgliedern und ihren Angehörigen in die UdSSR, besonders in den Raum Moskau. Dazu trugen auch die Identifizierung und namentliche Kennzeichnung von Gräbern deutscher Soldaten auf einzelnen Soldatenfriedhöfen bei – wie demjenigen von Ljublino bei Moskau.

Nachdem Michail Gorbatschow 1985 die Macht im Kreml übernommen hatte, intensivierten sich die Gespräche über Kriegsgräber, sowohl auf der Regierungsebene als auch durch Kontakte zwischen dem VDK und dem Sowjetischen Roten Kreuz. So öffnete die UdSSR 1987 drei weitere Friedhöfe mit 1263 Gräbern deutscher Soldaten. Seit 1989 hat der Volksbund in der Sowjetunion bzw. in Russland darüber hinaus Workcamps für Jugendliche organisiert, und der deutsch-sowjetische Nachbarschaftsvertrag ermöglichte ab 1990 auch Individualreisen deutscher Veteranen und ihrer Angehörigen zu den Schlachtfeldern des Zweiten Weltkrieges.[39]

Die Verbände und die einzelnen Touristen sind bei ihren Besuchen von Friedhöfen auf oder in der Nähe der ehemaligen Schlachtfelder auf Spezifika des Gefallenengedenkens in der Sowjetunion bzw. in Russland getroffen. So durften Kriegsveteranen in der UdSSR keine eigenen Vereinigungen bilden. Darüber hinaus hat sich der Totenkult auf die Kämpfer und den Sieg im »Großen Vaterländischen Krieg« bezogen, kaum aber auf die gefallenen Soldaten. Auch deshalb haben in Russland die Kommunistische Partei und nationalpatriotische Organisationen wie der 1998 gegründete »Internationale Verband der Sowjetoffiziere« eine Kooperation der russischen Behörden mit dem VDK durchweg abgelehnt. Vor allem aber wandten sie sich gegen eine von ihnen wahrgenommene oder befürchtete Gleichsetzung der gefallenen deutschen und sowjetischen Soldaten. Die Gräber derjenigen Angehörigen von Wehrmacht und der Waffen-SS, die als Kriegsverbrecher eingestuft worden sind, hat der VDK in Russland nicht namentlich kennzeichnen lassen, um diesen Bedenken zu begegnen. Diese Praxis entspricht aber auch dem sowjetischen bzw. russischen Totenkult, der auf kollektives Gedenken abhebt. Soldaten sind deshalb an den Kriegsgräberstätten im Allgemeinen nicht namentlich hervorgehoben worden.[40]

Italien

In neueren Arbeiten sind nicht zuletzt die Erinnerungen deutscher Reisender an den Grabstätten und Friedhöfen behandelt worden, die für gefallene Soldaten der Wehrmacht und der Waffen-SS in Italien eingerichtet worden waren. Nach der Kapitulation Deutschlands und dem Friedensvertrag von Paris (10. Februar 1947) wurden auf der Apennin-Halbinsel zunächst nur wenige Gedenkstätten, Friedhöfe und nationale Monumente angelegt. Auch ihrer eigenen gefallenen Angehörigen gedachten die Italiener weitgehend lediglich in der Privatsphäre der Familien. So etablierte das italienische Verteidigungsministerium erst 1951 ein »Generalkommissariat für die Ehrenbezeugungen gegenüber den Kriegsgefallenen«. Diese Institution erfasste die Gefallenen und ließ sie bestatten. Das »Generalkommissariat« verwaltete auch die über 300 Soldatenfriedhöfe in Italien. Dabei kam es offenbar wiederholt zu Konflikten mit dem VDK, der seit 1949 Gruppenreisen zu Soldatenfriedhöfen in Italien organisierte, so schon früh nach Pomezia. Allein 1951 wurden zehn Fahrten mit einer Dauer von durchschnittlich zehn Tagen zu Grabstätten gefallener deutscher Soldaten in Italien durchgeführt.[41]

Auch unterhielt der Volksbund in Costermano (am Gardasee) eine Grabstätte, auf der u. a. drei führende SS-Vertreter der nationalsozialistischen »Euthanasie«-Politik bestattet und sogar in einem »Ehrenbuch« verzeichnet waren. Darunter befand sich Christian Wirth, der das »Euthanasie«-Programm zur Ermordung von Behinderten geleitet und als Befehlshaber der Kommandanten der Konzentrationslager Belzec, Sobibor und Treblinka die Ermordung von Millionen von Häftlingen angeordnet hatte. In den späten 1980er Jahren eskalierte die Auseinandersetzung mit den Veteranenverbänden der Resistanza, und der Protest gegen das Totengedenken und die regelmäßig stattfindenden Zeremonien auf dem Friedhof von Costermano nahm deutlich zu. Der deutsche Generalkonsul in Mailand, Manfred Steinkühler, weigerte sich deshalb 1988, an der Gedenkveranstaltung des VDK in dem in der Nähe des Gardasees gelegenen Dorf teilzunehmen. Er kritisierte die überkommenen Gedenkrituale des Volksbundes als Verhöhnung der Opfer und Schande für Deutschland.[42]

Die Kriegsgräberfahrten nach Italien verbanden das Totengedenken offenbar mit Erholung bzw. Urlaub. Dazu fuhren deutsche Kriegsteilnehmer aber schon in den 1950er und 1960er Jahren auch individuell nach Italien, oft mit Familienangehörigen. Sie gedachten hier nicht nur gefallener Angehöriger, sondern sie folgten mit den Reisen auch tief verwurzelten touristischen Sehnsüchten.[43]

Bilanz und Ausblick

Insgesamt hat die Geschichtsschreibung gezeigt, dass die Verbände, die sich in der Bundesrepublik dem Totengedenken und der Gräberpflege widmeten, die Erinnerungen zur Wehrmacht und zur Waffen-SS zumindest bis zu den 1960er Jahren nachhaltig beeinflussten. Dies trifft besonders auf die Veteranenorganisationen und den VDK zu, der seit 1952 den wieder eingeführten Volkstrauertag ausgerichtet hat. Dabei stand dem offiziellen »Schuldgedächtnis« das ebenfalls inszenierte »Leidgedächtnis« gegenüber. Vor allem die Heimkehrer, für die in der Bundesrepublik insgesamt 1800 Denkmale errichtet wurden, konstruierten eine Kontinuität der Kameradschaft von den Kriegsgefangenenlagern bis in die westdeutsche Nachkriegsgesellschaft.[44]

Jedoch versuchten die Soldatenverbände zunächst nicht, ein zentrales Denkmal für die gefallenen Soldaten der Wehrmacht zu errichten. Zwar erinnerte die 1967 eröffnete »Friedland-Gedächtnisstätte« an den Zweiten Weltkrieg und seine Folgen; ein Nationaldenkmal wurde in der Bundesrepublik – auch wegen der deutschen Teilung – aber nicht errichtet. Noch 1977/78 scheiterte eine diesbezügliche Initiative des VDK, die zwar von Bundestagsabgeordneten diskutiert, aber besonders von SPD-Politikern abgelehnt wurde. Auch ein einheitlicher Totenkult bildete sich im westdeutschen Staat nicht heraus. Das öffentliche Soldatengedenken in der Bundesrepublik fand vor allem im kommunalen Rahmen und auch im Ausland statt. Dabei war es weder direkt staatlich getragen noch offen politisch ausgerichtet. Diese offizielle Distanz schlug sich besonders seit 1965 in den Kriegsgräbergesetzen und dem damit verbundenen Umgang mit den Grabstätten gefallener Soldaten nieder.[45]

Dies spiegelt den schwierigen Umgang mit den Gefallenen des Zweiten Weltkrieges in Deutschland wider, wo das Gedenken der Kriegstoten »aus der Öffentlichkeit in die Schutzräume der Friedhöfe und die Trostformeln der christlichen Metaphorik« wanderte.[46] Der Wandel des Totenkultes seit dem Ersten Weltkrieg und nochmals seit den 1960er Jahren verweist aber auch über Deutschland hinaus auf den fortschreitenden Sinnverlust des Kriegstodes, zumindest in der westlichen Welt. Mit dem Übergang vom sakrifiziellen zum viktimologischen Opferverständnis ist das Sterben und Leiden von Soldaten in Kriegen seit den 1960er Jahren zusehends distanziert betrachtet oder sogar kritisiert worden. Dazu hat auch der Protest gegen den blutigen und letztlich ausweglosen Konflikt in Vietnam beigetragen. Regierungen sind damit verstärkt einer Begründungspflicht für den Kriegstod ausgesetzt worden.[47]

In den letzten zehn Jahren veröffentlichte Studien deuten jedoch darauf hin, dass das Gedenken auf den Friedhöfen und an den hier errichteten Denk- und Mahnmalen (deren Schutz und Pflege das »Gräbergesetz« von 1952 und dessen Novelle dreizehn Jahre später festlegten) in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg vor allem für die Hinterbliebenen der Kriegstoten prägend war. Dabei haben die besonders von den Soldatenverbänden und vom VDK organisierten Reisen zu Friedhöfen und Gedenkstätten ins Ausland maßgeblich zum Gefallenengedenken beigetragen. Umgekehrt hat die westdeutsche Veteranenkultur nach 1945 auch Gräber- und Schlachtfeldtourismus umfasst.

In weiteren empirischen Studien sind die Auswirkungen der Reisen in transnationaler Perspektive konkret zu rekonstruieren und zu analysieren. So muss geprüft werden, wie und inwiefern sie zu einer Annäherung der Westdeutschen an die ehemaligen Kriegsgegner führten oder sogar zur gesellschaftlichen Interaktion zwischen Europäern beitrugen. Historische Untersuchungen der Reisen zu den Friedhöfen und Gedenkstätten im Ausland könnten insofern zur Diskussion über das Ausmaß und die Formen, aber auch die Grenzen einer Europäisierung nationaler Erinnerungskulturen »von unten« beitragen.[48]

Veröffentlichungen haben bereits gezeigt, dass im Rahmen der Veteranenkultur die Reisen zu den Schlachtfeldern des Zweiten Weltkrieges und die dort veranstalteten Gedenkfeiern auch überkommene militärische Traditionen fortschrieben, die damit in der Bundesrepublik zählebig blieben. Dadurch blieben die ehemaligen Soldaten des Zweiten Weltkrieges und ihre Organisationen in der Bundesrepublik trotz der Entheroisierung des Gefallenengedenkens »Turmwächter der Tradition«.[49] Auch in transnationaler Perspektive kann der Umbruch im Gefallenengedenken in den 1960er und 1970er Jahren langfristige Kontinuitäten des Kriegstotenkultes nicht verdecken. Seit dem 19. Jahrhundert haben diesen Ritualisierung, Individualisierung und Monumentalisierung gekennzeichnet. Dazu gehörte auch der traditionale Totenkult, der sich aber – wie angedeutet – zumindest partiell veränderte. Darüber hinaus war das Gefallenengedenken in der Bundesrepublik von 1949 bis zum Umbruch von 1989/90 in den Antagonismus des Kalten Krieges eingebettet, wenngleich in variierendem Ausmaß. Dabei nahm die Auseinandersetzung mit der DDR, wo Soldaten in die offizielle Doktrin der »antifaschistischen Konversion« eingebunden waren, einen herausgehobenen Stellenwert ein.[50]

Die Reisen zu den Kriegsgräbern im Ausland können aber nicht nur auf die historische Erinnerungsforschung bezogen werden, sondern sie sind auch integraler Bestandteil der Geschichte des Tourismus nach 1945. Das schnelle Wachstum des Fremdenverkehrs seit den 1950er Jahren erfasste in der Bundesrepublik auch Auslandsreisen zu den ehemaligen Schlachtfeldern des Zweiten Weltkrieges. Wie vor allem Arbeiten zu den Kriegsheimkehrern gezeigt haben, lagen diesen Fahrten unterschiedliche Motive zugrunde, von der individuellen oder familiären Bewältigung von Kriegsfolgen durch das Gedenken bis zur Erholung. Diese Zwecke überlagerten sich, aber in unterschiedlichen Varianten. So waren Individual- oder Gruppenreisen nach Italien und Frankreich offenbar deutlich weitgehender dem traditionellen Fremdenverkehr verhaftet als Fahrten zu Kriegsgräberstätten in die Sowjetunion, die für westdeutsche Besucher zudem erst seit den 1970er Jahren zugänglich wurden. Dabei vermittelten Veteranen ihre Erinnerungen auch an ihre Nachkommen. Diese Tradierungsprozesse zwischen den Generationen an den Gräbern sind ein Desiderat der Forschung. Aber auch die Reisen, Erinnerungsdiskurse und Gedenkpraktiken auf den Friedhöfen und an den Denkmälern für deutsche Gefallene im Ausland sind noch vertiefend zu untersuchen, besonders im Hinblick auf einzelne Touristen. Wie hier gezeigt wurde, können detaillierte Studien zu diesen Problemkomplexen sowohl die Geschichtsschreibung zu Erinnerungskulturen als auch die Historiografie über den Tourismus nach dem Zweiten Weltkrieg maßgeblich bereichern und transnational erweitern.[51]

Online erschienen: 2017-5-30
Erschienen im Druck: 2017-5-4

© 2017 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

Articles in the same Issue

  1. Titelseiten
  2. Artikel
  3. Militärische Strategie und christliche Propaganda
  4. Grenzenloses Heldentum revisited
  5. Aufrüstung, Grenzschließung und Besatzungsstatus der DDR
  6. Forschungsberichte
  7. Reisen in die Vergangenheit
  8. Deutsche Militärgeschichte von 1945 bis 1990 im internationalen Kontext
  9. Nachrichten aus der Forschung
  10. »Psychiatrie im Ersten Weltkrieg«
  11. »Gibt es eine deutsch-deutsche Militärgeschichte als neuere Zeitgeschichte?«
  12. »Materialschlachten 1916. Ereignis, Bedeutung, Erinnerung«
  13. Buchbesprechungen: Allgemeines
  14. Reinhard Wendt, Vom Kolonialismus zur Globalisierung. Europa und die Welt seit 1500, 2., aktual. Aufl., Paderborn [u. a.]: Schöningh 2016, 455 S., EUR 22,99 [ISBN 978-3-8252-4236-7]
  15. Christian Koller, Die Fremdenlegion. Kolonialismus, Söldnertum, Gewalt 1831–1962, Paderborn [u. a.]: Schöningh 2013, 340 S., EUR 34,90 [ISBN 978-3-506-77563-4]
  16. Jann M. Witt, Deutsche Marinegeschichte, Berlin: Palm Verlag 2015, 144 S., EUR 14,95 [ISBN 978-3-944594-23-1]
  17. Oliver Heyn, Das Militär des Fürstentums Sachsen-Hildburghausen 1680–1806, Köln [u. a.]: Böhlau 2015, 488 S. (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen. Kleine Reihe, 47), EUR 59,90 [ISBN 978-3-412-50154-9]
  18. Norman Polmar and Edward Whitman, Hunters and Killers, vol. 1: Anti-Submarine Warfare from 1776 to 1943, Annapolis, MD: Naval Institute Press 2015, XII, 209 S., $ 44.95 [ISBN 978-1-59114-689-6]
  19. Dieter Kürschner, Leipzig als Garnisonsstadt 1866–1945/49. Aus dem Nachlass. Hrsg. von Ulrich von Hehl und Sebastian Schaar, Leipzig: Leipziger Universitätsverlag 2015, 726 S. (= Quellen und Forschungen zur Geschichte der Stadt Leipzig, 10), EUR 98,00 [ISBN 978-3-86583-907-7]
  20. Ulrich Raulff, Das letzte Jahrhundert der Pferde. Geschichte einer Trennung, 4. Aufl., München: Beck 2016, 461 S., EUR 29,95 [ISBN 978-3-406-68244-5]
  21. Carl Duisberg (1861–1935). Briefe eines Industriellen. Bearb. und eingel. von Kordula Kühlem, München: Oldenbourg 2012, VIII, 766 S. (= Deutsche Geschichtsquellen des 19. und 20. Jahrhunderts, 68), EUR 118,00 [ISBN 978-3-486-71283-4]
  22. Stefan Deißler, Eigendynamische Bürgerkriege. Von der Persistenz und Endlichkeit innerstaatlicher Gewaltkonflikte, Hamburg: Hamburger Edition 2016, 367 S., EUR 35,00 [ISBN 978-3-86854-297-4]
  23. Buchbesprechungen: Altertum und Mittelalter
  24. Robert Rollinger, Alexander und die großen Ströme. Die Flussüberquerungen im Lichte altorientalischer Pioniertechniken (Schwimmschläuche, Keleks und Pontonbrücken), Wiesbaden: Harrassowitz 2013, XVI, 177 S. (= Classica et Orientalia, 7), EUR 38,00 [ISBN 978-3-447-06927-4]
  25. Mathis Mager, Krisenerfahrung und Bewältigungsstrategien des Johanniterordens nach der Eroberung von Rhodos 1522, Münster: Aschendorff 2014, 387 S., EUR 28,00 [ISBN 978-3-402-13049-6]
  26. Buchbesprechungen: Frühe Neuzeit
  27. Magnus Ressel, Zwischen Sklavenkassen und Türkenpässen. Nordeuropa und die Barbaresken in der Frühen Neuzeit, Berlin, Boston: De Gruyter 2012, 834 S. (= Pluralisierung & Autorität, 31), EUR 159,95 [ISBN 978-3-11-028249-8]
  28. Gregory Hanlon, The Hero of Italy. Odoardo Farnese, Duke of Parma, his Soldiers, and his Subjects in the Thirty Years' War, Oxford: Oxford University Press 2014, XIII, 241 S., £ 60.00 [ISBN 978-0-19-968724-4]
  29. ›Princess Hedvig Sofia‹ and the Great Northern War. Ed. by Ralf Bleile and Joachim Krüger, Dresden: Sandstein 2015, 415 S., EUR 78,00 [ISBN 978-3-95498-166-3] Von Degen, Segeln und Kanonen – Der Untergang der Prinzessin Hedvig Sofia. Hrsg. von Kirsten Baumann und Ralf Bleile, Dresden: Sandstein 2015, 291 S., EUR 28,00 [ISBN 978-3-95498-167-0]
  30. Buchbesprechungen: 1789–1870
  31. Frank Zielsdorf, Militärische Erinnerungskulturen in Preußen im 18. Jahrhundert. Akteure – Medien – Dynamiken, Göttingen: V&R unipress 2016, 305 S. (= Herrschaft und soziale Systeme in der Frühen Neuzeit, 21), EUR 45,00 [ISBN 978-3-8471-0496-4]
  32. Heinz Stübig, Mars und Minerva. Militär und Bildung in Deutschland seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert. Gesammelte Beiträge, Marburg: Tectum 2015, 331 S., EUR 29,95 [ISBN 978-3-8288-3620-4]
  33. Gerhard von Scharnhorst, Private und dienstliche Schriften, Bd 8: Tragischer Vollender (Preußen 1813). Hrsg. von Johannes Kunisch und Michael Sikora. Bearb. von Tilman Stieve, Köln [u. a.]: Böhlau 2014, XXXVII, 1020 S. (= Veröffentlichungen aus den Archiven Preußischer Kulturbesitz, 52,8), EUR 99,00 [ISBN 978-3-412-22184-3]
  34. Tom Buk-Swienty, Dommedag Als. 29. juni 1864. Kampen for Danmarks eksistens, 2. udg., 5. opl., København: Gyldendal 2013, XVIX, 473 S., DK 249,95 [ISBN 978-87-02-11795-0] Johan Peter Noack, Da Danmark blev Danmark. Fortællinger af forhistorien til 1864, København: Gyldendal 2014, 356 S., DK 349,95 [ISBN 978-87-02-15784-0]
  35. Buchbesprechungen: 1871–1918
  36. Elke Hartmann, Die Reichweite des Staates. Wehrpflicht und moderne Staatlichkeit im Osmanischen Reich 1869–1910, Paderborn [u. a.]: Schöningh 2016, 470 S. (= Krieg in der Geschichte, 89), EUR 58,00 [ISBN 978-3-506-78373-8]
  37. Klaus-Jürgen Bremm, Armeen unter Dampf. Die Eisenbahnen in der europäischen Kriegsgeschichte 1871–1918, Hövelhof: DGEG Medien 2013, 127 S., EUR 24,80 [ISBN 978-3-937189-75-8]
  38. Katharina Rogge-Balke, Befehl und Ungehorsam. Kaiserliches Militär und wilhelminische Gesellschaft im satirischen Blick des Simplicissimus, Marburg: Tectum 2014, XI, 502 S., EUR 44,95 [ISBN 978-3-8288-3435-4]
  39. The Naval Route to the Abyss. The Anglo-German Naval Race 1895–1914. Ed. by Matthew S. Seligmann, Frank Nägler and Michael Epkenhans, Farnham: Ashgate 2015, XLIX, 508 S. (= Publications of the Navy Records Society, 161), £ 95.00 [ISBN 978-1-4724-4093-8]
  40. The Purpose of the First World War. War Aims and Military Strategies. Hrsg. von Holger Afflerbach, Berlin, Boston: De Gruyter Oldenbourg 2015, X, 258 S. (= Schriften des Historischen Kollegs. Kolloquien 91), EUR 54,95 [ISBN 978-3-11-034622-0]
  41. William Mulligan, The Great War for Peace, New Haven, CT, London: Yale University Press 2014, VIII, 443 S., $ 35.00 [ISBN 978-0-300-17377-2]
  42. An der Front und hinter der Front. Der Erste Weltkrieg und seine Gefechtsfelder / Au front et à l’arrière. La Première Guerre mondiale et ses champs de bataille. Hrsg. von Rudolf Jaun [u. a.], Baden: Hier und Jetzt 2015, 318 S. (= Ares. Histoire militaire – Militärgeschichte, 2), EUR 44,00 [ISBN 978-3-03919-345-5]
  43. Alexander Watson, Ring of Steel. Germany and Austria-Hungary at War, 1914–1918, London [u. a.]: Penguin Books 2014, XXIV, 788 S., £ 12.99 [ISBN 978-0-141-04203-9]
  44. Holger H. Herwig, Marne 1914. Eine Schlacht, die die Welt veränderte?, Paderborn [u. a.]: Schöningh 2016, X, 339 S.(= Zeitalter der Weltkriege, 13), EUR 39,90 [ISBN 978-3-506-78195-6]
  45. Christian Jentzsch und Jann M. Witt, Der Seekrieg 1914–1918. Die Kaiserliche Marine im Ersten Weltkrieg, Darmstadt: Theiss 2016, 184 S., EUR 39,95 [ISBN 978-3-8062-3272-1]
  46. Hans Joachim Koerver, Krieg der Zahlen. Deutscher Ubootkrieg, britische Blockade, und Wilsons Amerika 1914–1919, Bd 1: Die Ära Tirpitz 1914 bis 1916, Steinbach: LIS Reinisch 2015, 239 S., EUR 44,90 [ISBN 978-3-902433-80-0]
  47. Jörg Mückler, Deutsche Flugzeuge des Ersten Weltkrieges, Stuttgart: Motorbuch 2013, 223 S., EUR 29,90 [ISBN 978-3-613-03605-5]
  48. Helmut Jäger, Luftbilder auf der Karte finden. Luftaufnahmen aus dem Ersten Weltkrieg lokalisieren, München: Venorion 2014, VII, 212 S., EUR 24,90 [ISBN 978-3–98 16934-0-9]
  49. Paul Jankowski, Verdun. Die Jahrhundertschlacht. Aus dem Engl. von Norbert Juraschitz, Frankfurt a. M.: Fischer 2015, 427 S., EUR 26,99 [ISBN 978-3-10-036303-9]
  50. Gerd Krumeich und Antoine Prost, Verdun 1916. Die Schlacht und ihr Mythos aus deutsch-französischer Sicht. Aus dem Franz. von Ursula Böhme, Essen: Klartext 2016, 272 S., EUR 19,95 [ISBN 978-3-8375-1570-1]
  51. Gerhard Artl, Die »Strafexpedition«. Österreich-Ungarns Südtiroloffensive 1916, Brixen: Weger 2015, 360 S., EUR 25,00 [ISBN 978-88-6563-127-0]
  52. »Solange die Welt steht, ist soviel Blut nicht geflossen«. Feldpostbriefe badischer Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg 1914 bis 1918. Hrsg. vom Landesverein Badische Heimat e.V. und dem Landesverband Baden-Württemberg im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. Ausgewählt, mitgeteilt und kommentiert von Marcel Kellner und Knud Neuhoff, Freiburg i.Br. [u. a.]: Rombach 2014, X, 383 S. (= Schriftenreihe der Badischen Heimat, 9), EUR 34,90 [ISBN 978-3-7930-5117-6]
  53. Aleksandra V. Kaljakina, Pod ochranoj russkogo velikodušija. Voennoplennye Pervoj mirovoj vojny v Saratovskom Povol'že (1914–1922) [Unter dem Schutz der russischen Großmut. Die Kriegsgefangenen des Ersten Weltkrieges im Wolgagebiet bei Saratov], Moskau: Kuckovo pole 2014, 303 S., RUB 386,00 [ISBN 978-5-9950-0443-1]
  54. Phillip G. Pattee, At War in Distant Waters. British Colonial Defense in the Great War, Annapolis, MD: Naval Institute Press 2013, XIV, 273 S., $ 59.95 [ISBN 978-1-61251-194-8]
  55. Paul Cornish, The First World War Galleries. Foreword by HRH The Duke of Cambridge, London: Imperial War Museum 2014, 224 S., £ 35.00 [ISBN 978-1-90489-786-6] 14 – Menschen – Krieg. Katalog und Essays zur Ausstellung zum Ersten Weltkrieg. Hrsg. von Gerhard Bauer, Gorch Pieken und Matthias Rogg, Dresden: Sandstein 2014, 308+408 S. (= Schriftenreihe des Militärhistorischen Museums der Bundeswehr, 9), EUR 35,00 [ISBN 978-3-95498-076-5]
  56. Der Erste Weltkrieg in 100 Objekten. Hrsg. von der Stiftung Deutsches Historisches Museum, Darmstadt: Theiss 2014, 244 S., EUR 24,95 [ISBN 978-3-8062-2967-7]
  57. Dieter Storz, Der Große Krieg. 100 Objekte aus dem Bayerischen Armeemuseum, Essen: Klartext 2014, 457 S. (= Kataloge des Bayerischen Armeemuseums Ingolstadt, 12), EUR 22,95 [ISBN 978-3-837-51174-1]
  58. Buchbesprechungen: 1919–1945
  59. Sven Felix Kellerhoff, »Mein Kampf«. Die Karriere eines Buches, Stuttgart: Klett-Cotta 2015, 367 S., EUR 24,95 [ISBN 978-3-608-94895-0] Matthias Kessler, Eine Abrechnung. Die Wahrheit über Adolf Hitlers »Mein Kampf«, Berlin: Europa Verlag 2015, 319 S., EUR 22,90 [ISBN 978-3-944305-94-3]
  60. Adam Tooze, The Deluge. The Great War and the Remaking of Global Order, 1916–1931, London: Allen Lane 2014, XXIII, 644 S., £ 30.00 [ISBN 978-1-846-14034-1]
  61. At the Crossroads between Peace and War. The London Naval Conference of 1930. Ed. bei John H. Maurer and Christopher M. Bell, Annapolis, MD: Naval Institute Press 2014, X, 269 S., $ 59.95 [ISBN 978-1-61251-326-3]
  62. Michael Grüttner, Das Dritte Reich 1933–1939, 10., völlig neu bearb. Aufl., Stuttgart: Klett-Cotta 2014, 606 S. (= Gebhardt: Handbuch der deutschen Geschichte, 19), EUR 45,00 [ISBN 978-3-608-60019-3]
  63. Claudia Weber, Krieg der Täter. Die Massenerschießungen von Katyń, Hamburg: Hamburger Edition 2015, 471 S., EUR 35,00 [ISBN 978-3-86854-286-8]
  64. Maren Röger, Kriegsbeziehungen. Intimität, Gewalt und Prostitution im besetzten Polen 1939 bis 1945, Frankfurt a. M.: Fischer 2015, 304 S., EUR 24,99 [ISBN 978-3-10-002260-8]
  65. Thomas Casagrande, Südtiroler in der Waffen-SS. Vorbildliche Haltung, fanatische Überzeugung, Bozen: Edition Raetia 2015, 237 S., EUR 24,90 [ISBN 978-88-7283-539-5]
  66. Florian Traussnig, Militärischer Widerstand von außen. Österreicher in US-Armee und Kriegsgeheimdienst im Zweiten Weltkrieg, Wien [u. a.]: Böhlau 2016, 360 S., EUR 39,99 [ISBN 978-3-205-20086-4]
  67. Peter Raina, A Daring Venture. Rudolf Hess and the Ill-Fated Peace Mission of 1941, Oxford [u. a.]: Lang 2014, XIV, 278 S., EUR 58,90 [ISBN 978-3-0343-1776-4]
  68. Georg Hoffmann, Fliegerlynchjustiz. Gewalt gegen abgeschossene alliierte Flugzeugbesatzungen 1943–1945, Paderborn [u. a.]: Schöningh 2015, 428 S. (= Krieg in der Geschichte, 88), EUR 39,90 [ISBN 978-3-506-78137-6]
  69. Johannes Tuchel, Die Todesurteile des Kammergerichts 1943 bis 1945. Eine Dokumentation, Berlin: Lukas 2016, 455 S., EUR 24,90 [ISBN 978-3-86732-229-4]
  70. Ralf Blank, »Bitter Ends«. Die letzten Monate des Zweiten Weltkriegs im Ruhrgebiet 1944/45, Essen: Klartext 2015, 364 S., EUR 22,95 [ISBN 978-3-8375-1192-5]
  71. Veronika Diem, Die Freiheitsaktion Bayern. Ein Aufstand in der Endphase des NS-Regimes, Kallmünz: Laßleben 2013, VIII, 520 S. (= Münchener Historische Studien, Abteilung Bayerische Geschichte, 19), EUR 39,00 [ISBN 978-3-7847-3019-6]
  72. Alexander W. Hoerkens, Unter Nazis? Die NS-Ideologie in den abgehörten Gesprächen deutscher Kriegsgefangener von 1939–1945, Berlin: be.bra 2014, 373 S., EUR 38,00 [ISBN 978-3-95410-040-8]
  73. Jane Chapman [et al.], Comics and the World Wars. A Cultural Record, Basingstoke: Palgrave 2015, XIV, 217 S. (= Palgrave Studies in the History of the Media), £ 60.00 [ISBN 978-1-137-27371-0]
  74. Kriegswichtig! Die Bücher der Luftkriegsakademie Berlin-Gatow. Katalog zur Ausstellung der Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin vom 1. Oktober bis 14. November 2015. Hrsg. von Cornelia Briel, Regine Dehnel und Jürgen Ruby, Berlin: Militärhistorisches Museum der Bundeswehr – Flugplatz Gatow 2015, 102 S. (= Texte und Materialien, 15), EUR 00,00 [ISBN 978-3-00-050515-7]
  75. Buchbesprechungen: Nach 1945
  76. Jeremy Black, The Cold War. A Military History, London [u. a.]: Bloomsbury 2015, XII, 263 S., £ 20,69 [ISBN 978-1-4742-1798-9]
  77. Verhört. Die Befragungen deutscher Generale und Offiziere durch die sowjetischen Geheimdienste 1945–1952. Hrsg. von Wassili S. Christoforow, Wladimir G. Makarow und Matthias Uhl, Berlin [u. a.]: De Gruyter Oldenbourg 2015, X, 467 S. (= Veröffentlichungen des Deutschen Historischen Instituts Moskau, 6), EUR 49,95 [ISBN 978-3-11-041604-6]
  78. Clemens Range, Kriegsgedient. Die Generale und Admirale der Bundeswehr, Müllheim: Translimes Media 2013, 647 S., EUR 44,90 [ISBN 978-3-00-043646-8]
  79. Dieter E. Kilian, Führungseliten. Generale und Admirale der Bundeswehr 1955–2015. Politische und Militärische Führung, Bielefeld: Osning 2014, 668 S., EUR 64,00 [ISBN 978-3-9814963-2-1]
  80. Kristan Stoddart, Facing Down the Soviet Union. Britain, the USA, NATO and Nuclear Weapons, 1976–1983, London [u. a.]: Palgrave 2014, XII, 323 S., £ 60.00 [ISBN 978-1-137-44031-0]
  81. Srdja Popovic und Matthew Miller, Protest! Wie man die Mächtigen das Fürchten lehrt. Aus dem Engl. von Jürgen Neubauer, Frankfurt a. M.: Fischer 2015, 230 S., EUR 16,99 [ISBN 978-3-596-03377-5]
  82. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Downloaded on 7.9.2025 from https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/mgzs-2017-0004/html
Scroll to top button