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Selbstverständlich vielfältig. Aus einem internen Diversity-Schulungsprozess entsteht eine Aktionsreihe zur Diversität in Kinderbüchern

  • Waltraud Reeder-Dertnig

    Stadtbibliothek Köln, Lektorat und Koordination Interkulturelle Bibliotheksarbeit und Diversity, Josef-Haubrich-Hof 1, D-50676 Köln

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Published/Copyright: April 7, 2022

Zusammenfassung

Im Rahmen des Programms 360° Fonds für Kulturen der neuen Stadtgesellschaft der Kulturstiftung des Bundes hat die Stadtbibliothek Köln zusammen mit einer Beratungsorganisation eine Diversity-Schulungsreihe für Mitarbeitende konzipiert und durchgeführt. Im Rahmen dieses Prozesses entstand aus dem Kreis der Teilnehmenden der Wunsch, sich mit dem als relevant identifizierten Thema „Diversität in Kinderbüchern“ weiter zu beschäftigen und es anschließend in die Öffentlichkeit zu tragen. In diesem Beitrag wird der Weg von der Diversity-Schulung bis zur praktischen Umsetzung des Themas in einer Aktionsreihe darstellt.

Abstract

As part of the 360° Fund for New City Cultures program of the Federal Cultural Foundation, Cologne Public Library worked with a consulting organization to design and implement a diversity training series for staff. As part of this process, a desire arose from among the participants to further explore the topic of diversity in children’s books, which was identified as relevant, and then to take it to the public. This paper presents the path from diversity training to the practical implementation of the topic in a series of activities.

1 Die Diversity-Schulungsreihe

„Wie wird aus der institutionellen Diversity-Verpflichtung eine gemeinsame Zielsetzung, die auch die Mitarbeitenden teilen und verfolgen? Wie können Mitarbeitende zu Verbündeten werden, die Verantwortung für die Entwicklung und Umsetzung diversitätssensibler und diskriminierungskritischer Maßnahmen übernehmen und das Thema weiter vorantragen?“[1]

Diese Fragen hat die Stadtbibliothek Köln beantwortet, indem sie im Rahmen des Programms 360° – Fonds für Kulturen der neuen Stadtgesellschaft[2] eine interne Diversity-Schulungsreihe für Mitarbeitende etabliert hat. In einem mehrstufigen Schulungsprozess in Zusammenarbeit mit zwei Trainerinnen der Organisation Eine Welt der Vielfalt e. V.[3] wurde aus jeder Abteilung der Stadtbibliothek Köln (interne Abteilungen, Sachgebiete der Zentralbibliothek und Stadtteilbibliotheken) je ein*e Mitarbeitende*r zum/zur Diversity-Multiplikator*in geschult. In zwei je zweitägigen Schulungen sollten sich die Teilnehmenden (aufgeteilt in zwei feste Gruppen mit je 15 Mitarbeitenden) in einer Mischung aus Theorie-Input und Einzel-, Klein- und Großgruppenübungen mit anschließender Reflexion intensiv mit dem Thema Diversity und dessen Umsetzung in der Stadtbibliothek auseinandersetzen. Ziel war es, dass sie als „Diversity-Multiplikator*innen“ innerhalb ihrer Abteilung Ansprechpersonen für diversitätsspezifische Fragestellungen sind, einen Diversity-Blick auf Arbeitsabläufe und Angebote richten und Probleme bzw. Verbesserungsmöglichkeiten ansprechen. Aus dem Kreis der – durch die Schulungen vernetzten – Multiplikator*innen und weiterer interessierter Kolleg*innen sollte sich das „Kompetenzteam Diversity“ als zentrales internes Steuerungsorgan für alle diversitätsspezifischen Fragen in der Stadtbibliothek formieren.

Abb. 1 
Bausteine der Schulungsreihe4Bel Adasme (2021).
Abb. 1

Bausteine der Schulungsreihe4[4]

Die Schulungsreihe begann im November 2019 mit einem Entwicklungsworkshop mit dem „Kernteam Interkulturelle Bibliotheksarbeit“[5], der Direktion und den beiden Trainerinnen. Hier wurden die Ziele und Inhalte der Schulung abgesprochen und der organisatorische Ablauf an die Bedürfnisse der Teilnehmenden angepasst. Im Dezember 2019 und Januar 2020 wurde die erste Kernschulung für die beiden Gruppen durchgeführt. In diesem ersten Workshop lernten die Teilnehmenden Diversitätskriterien kennen und setzten sich intensiv mit ihrer eigenen und fremden Identitäten, Selbst- und Fremdwahrnehmung, Empathie, Vorurteilen, Privilegien und verschiedenen Formen der Diskriminierung auseinander.

In der zweiten Schulung, die für März 2020 angesetzt war, ging es um die praktische Umsetzung der in der ersten Schulung erworbenen Kenntnisse, Fähigkeiten und Denkansätze im Bibliotheksalltag. Leider konnte aufgrund der Coronapandemie nur die erste Gruppe diese Schulung vollständig durchführen. Sie traf sich Anfang März und diskutierte intensiv über Personalressourcen und Angebote, über konkrete diversitätsspezifische Fragen und Probleme innerhalb der Bibliothek sowie über Handlungsoptionen. Hier konnte jede*r einzelne Teilnehmende sein/ihr abteilungsspezifisches Fachwissen mit den in der ersten Schulung erworbenen Kenntnissen verbinden und in Kleingruppen über konkrete diversitätsspezifische Fragestellungen im Arbeitsalltag diskutieren.

Bei den Diskussionen über Probleme und Handlungsfelder stellte sich die Frage nach Diversität in Kinderliteratur als eine Frage heraus, die abteilungsübergreifend von Belang ist (im Lektorat, in der Auskunft der Kinderbibliothek der Zentralbibliothek und in den Stadtteilbibliotheken) und die darüber hinaus viele Teilnehmende aus ihrer privaten Lebenssituation heraus persönlich bewegt.

2 Der Diversity-Prozess während des Lockdowns

Wegen des coronabedingte Lockdowns mussten die Quartalsrunde mit der Diversity-Einführung für alle Mitarbeitenden und das für die darauffolgende Woche geplante zweite Aufbautraining abgesagt werden. Nach Schließung der Bibliothek und Versetzen aller Mitarbeitenden ins Home Office (bzw. mobile Arbeiten) musste dann zunächst die alltägliche Arbeit komplett neu organisiert werden. Nachdem klar war, dass man sich auf eine längere Zeit ohne (und später mit sehr eingeschränktem) Publikumsverkehr und ohne die gewohnte Veranstaltungsarbeit einstellen musste, lag die Priorität zunächst beim Installieren von Online-Formaten und beim Organisieren von wie auch immer gearteten Möglichkeiten, die Medien der Bibliothek zumindest eingeschränkt zugänglich zu halten. Es wurden interne kontaktfreie Kommunikationswege etabliert und mit edudip next[6] ein leistungsfähiges Tool für Online-Besprechungen und -Schulungen gekauft und erfolgreich getestet.

Diese plötzliche Unterbrechung hat dem Diversity-Schulungsprozess leider viel von seinem Schwung und seiner Energie genommen. Aber nachdem die Arbeit im Lockdown einigermaßen reibungsfrei organisiert war, wurden Inhouse-Schulungen zu einem wichtigen Baustein in der Weiterbildung des Personals. Das war die Chance, trotz der schwierigen Situation das Thema „Diversity“ weiter voranzubringen: In internen Online-Schulungen sollte einerseits das Wissen der Schulungsteilnehmenden „reaktiviert“ werden, andererseits sollte auch das gesamte Team der Stadtbibliothek in den Diversity-Prozess eingebunden und ermutigt werden, sich über verschiedene diversitätsorientierte Themen eine Meinung zu bilden und miteinander ins Gespräch zu kommen. Um dies umzusetzen, wurde eine weitere Begleitung der beiden Trainerinnen für Schulungs- und Beratungsgespräche sowie zur Moderation von Online-Formaten etabliert.

In einer „Online-Quartalsrunde“ zum Thema „Diversity“ gaben die Initiatorinnen der Diversity-Schulungsreihe[7] einen Einblick in die Grundbegriffe des Themas Diversity und in die Inhalte der ersten Schulung. Die an die beiden Vorträge anschließende Fragerunde im Chat zeigte, dass das Thema für viele Mitarbeitende einen hohen Stellenwert hat. Die Nachfrage nach weiteren Basis-Schulungsangeboten für Mitarbeitende, die nicht am Training hatten teilnehmen können, war hoch.

Um den Schulungsprozess wieder zu aktivieren und gemeinsam zu überlegen, wie die Schulungsteilnehmenden im Bereich Diversity zunächst in den jeweiligen Gruppen weiterarbeiten können, wurde ein Online-Coaching pro Gruppe mit den beiden Trainerinnen organisiert. Hier sollten schon entwickelte Ideen und Versuche für kleine Projekte wieder aufgegriffen und weiterentwickelt werden. Als zentrales Thema des Online-Coachings in der ersten Gruppe wurde von den Teilnehmenden die Diversität in Kinderbüchern wiederaufgenommen. Hier ging es unter anderem darum, wie man diversitätsorientierte Kinderliteratur im Katalog auffindbar machen und wie man dieses Thema in die Öffentlichkeit tragen kann.

Zur weiteren Beschäftigung mit dem Thema bildete sich eine Arbeitsgruppe Diversität in Kinderbüchern aus Teilnehmenden des zweiten Coachings und den Leiterinnen der Kinderbibliothek der Zentralbibliothek. Hilfreich war, dass eine Lektorin und eine Kinderbibliotheksleiterin geschulte Diversity-Multiplikatorinnen sind. Maya Persicke, eine Praktikantin der Technischen Hochschule Köln, unterstützte die AG im Rahmen ihres Praxisphasenprojekts.

3 Die Auffindbarkeit diversitätsorientierter Kinderbücher

Die Problematik der Katalogrecherche nach diversitätsorientierten Kinderbüchern war im Grunde genommen schon gelöst: Da bei der hausinternen Systematisierung der Kinderbücher Notationsschlagwörter vergeben werden (die in der Regel den Interessenkreisen der ekz entsprechen), sind Bücher, die sich explizit mit den Kernthemen von Diversity beschäftigen, über diese Schlagwörter (z. B. Rassismus, Sexuelle Identität, Andere Kulturen, Migration, Antisemitismus, Behinderung/Beeinträchtigung ...) recherchierbar. Allerdings sind dies in der Regel Bücher, in denen der jeweilige Aspekt von Diversity „problematisiert“ wird, in denen also das Anderssein im Mittelpunkt steht. Wie aber findet man Bücher, in denen die Vielfalt als selbstverständlich dargestellt wird, ohne dass sie ein Problem darstellt? In denen zum Beispiel ein muslimisches und/oder ein Schwarzes Kind und/oder ein Kind mit Beeinträchtigungen Protagonist*in ist, ohne dass dies für die Entwicklung der Geschichte relevant ist? Oder in denen die Kinder aus unterschiedlichen Familienkonstellationen kommen? Oder in denen bei den Illustrationen Kinder unterschiedlicher Hautfarben, mit unterschiedlichen Familienkonstellationen und mit unterschiedlichem Aussehen und unterschiedlichen Fähigkeiten als selbstverständlich dargestellt werden? In der Auskunftspraxis wird häufig gezielt nach solchen Büchern gefragt. Um diese auffindbar zu machen, vergibt das Lektorat seit 2019 bei besonders relevanten Büchern ein im Katalog auffindbares Schlagwort „Diversity“ zusätzlich zum Notationsschlagwort.

Zur Unterstützung der Kolleg*innen in der Auskunft stellte die AG Diversität in Kinderbüchern Hinweise zur Katalogrecherche – sowohl für den internen Expert*innen-Katalog als auch für den externen Kund*innen-OPAC – zusammen. Ergänzt mit Links zu (ständig aktuell gehaltenen) externen Empfehlungslisten wurden diese Hinweise in unserem internen Wiki veröffentlicht.

Abb. 2 
Hinweise zur Recherche im Kunden-OPAC
Abb. 2

Hinweise zur Recherche im Kunden-OPAC

4 Interne Schulung zu diversitätsorientierten Kinderbüchern

Was macht überhaupt ein „gutes“ diversitätsorientiertes Kinderbuch aus? Warum ist es wichtig, diversitätsorientierte Kinderbücher mit den Kindern zu lesen – zuhause, in der KiTa, in Vorlesestunden? Wie vermittle ich im Auskunftsalltag die Bedeutung von diversitätsorientierter Literatur? Welche konkreten Beispiele können in der Auskunft zur Orientierung dienen? Und was ist mit „problematischen“ Büchern, also zum Beispiel Kinderbuchklassikern, in denen Begriffe oder Personendarstellungen vorkommen, deren Problematik zur Entstehungszeit nicht bewusst war?

Zur Klärung dieser Fragen sollte eine interne Schulung für alle interessierten Mitarbeitenden angeboten werden. Frau Persicke wurde mit der Vorbereitung und Durchführung dieser Schulung beauftragt. Eine enge Betreuung und gute fachliche Unterstützung erhielt sie von den Kinderbuchexpertinnen aus Lektorat und Kinderbibliothek und der 360°-Agentin. Diese Schulung fand im November 2020 als Online-Format statt. Die Zahl der Teilnehmenden (ca. 80 Kolleg*innen) und die rege Teilnahme an der Chat-Diskussion im Anschluss an den Vortrag waren auch hier wieder ein Beweis für das rege Interesse. Besonders interessierte Teilnehmende der Schulung nahmen danach die Gelegenheit wahr, die AG Diversität in Kinderbüchern zu unterstützen.

5 Die Aktionsreihe „Selbstverständlich vielfältig – Diversität in Kinderbüchern“

Im Rahmen des Prozesses von den Diskussionen innerhalb der Kernschulungen über die internen Schulungen und die Bereitstellung von themenrelevanten Informationen wurde allen Kolleg*innen deutlich, dass Kinder schon im frühen Alter lernen, was vermeintlich gesellschaftskonform ist, was anerkannt ist oder abgelehnt wird und wo sie sich als Einzelne im gesellschaftlichen Gefüge verorten – oder verortet werden. Gerade Kinderbücher spielen hier eine besonders wichtige Rolle, da durch sie tradierte Bilder aufgebrochen oder bestärkt werden können. Kinderbücher bieten also schon früh die Chance, Vielfalt als Normalität darzustellen und erlebbar zu machen. Bücher sind Spiegel und Fenster: Spiegel, um sich selbst und den eigenen Platz in der Welt wiederzufinden. Und Fenster, um auch Einblicke in andere Lebensrealitäten zu erhalten.

Indem sich die Stadtbibliothek Köln als öffentlich geförderte Bildungs- und Kulturinstitution diesem Thema widmet, kommt sie ihrem gesellschaftlichen Auftrag und ihrer Verantwortung nach, Teilhabe für alle zu ermöglichen und zu fördern, Zugänge zu schaffen, Barrieren abzubauen und ein attraktives und vielfältiges Medienangebot für alle Teile der diversen Stadtgesellschaft zu schaffen.

Wie also jetzt das Thema in die Öffentlichkeit tragen?

Die AG Diversität in Kinderbüchern entschied sich, ein Video zu produzieren. Dieses Format passt aus zwei Gründen sehr gut in das Konzept der Stadtbibliothek Köln: Erstens hat die Bibliothek einen eigenen Youtube-Kanal,[8] in dem regelmäßig neue Beiträge zu bibliotheksrelevanten Themen publiziert werden, und zweitens wurde im Sommer in der Zentralbibliothek ein sehr gut ausgestattetes Social-Media-Studio[9] eröffnet, das explizit auch zur Produktion von Videos zu interkulturellen bzw. diversitätsrelevanten Themen genutzt werden soll.

Mit der Konzeption und Produktion des Videos wurde Maggie Hagemann, eine Master-Studentin im Bereich Bibliotheks- und Informationswissenschaft der TH Köln, beauftragt. In einem Vorgespräch hatte sie durch ihr Vorwissen und ihr Engagement in diesem Bereich überzeugt. Als Mutter eines kleinen Kindes hatte sie festgestellt, dass in vielen Kinderbüchern nur weiße Standardfamilien und hergebrachte Rollenmuster dargestellt werden. Aus dieser Erfahrung heraus hatte sie bereits in einem kleinen Verlag ein vielfältiges Kinderbuch[10] veröffentlicht und wollte dieses Thema auch im Rahmen einer Projektarbeit aufgreifen. Auf die Stadtbibliothek Köln war sie aufmerksam geworden, da sie als Followerin und Nutzerin des Instagram-Kanals die vielen Aktivitäten der Stadtbibliothek im Bereich Diversity mitverfolgen konnte und so die Stadtbibliothek als offene, diversitätsorientierte Einrichtung schätzen gelernt hatte.

Zudem war Frau Hagemann bereits mit der Technik der Videoproduktion vertraut. Die Projektarbeit wurde durch das Kinderbücher- und das Diversity-Expertinnenteam eng betreut; die Ergebnisse der internen Schulung und die Fragestellungen der AG Diversität in Kinderbüchern konnten und sollten mit einfließen.

Abb. 3 
Von der Diversity-Schulung zur Aktionsreihe
Abb. 3

Von der Diversity-Schulung zur Aktionsreihe

In gemeinsamen Besprechungen wurden die Vorgaben erarbeitet: In dem ca. fünfzehn- bis zwanzig-minütigen Video sollte – teils mithilfe von Grafiken, teils in Expert*innen-Interviews – besprochen werden, was Diversity überhaupt heißt und welche Vielfaltskriterien es gibt, warum dieses Thema für Kinderbücher von Bedeutung ist, was Vielfalt im Kinderbuch bereits den Kleinsten und der ganzen Gesellschaft bringt, warum das Thema für die Stadtbibliothek Köln relevant ist, und wie sich die große Auswahl an vielfältigen Büchern im Online-Katalog der Stadtbibliothek auffinden lässt. Zudem sollten Tipps aus der Kinderbuchabteilung zum Thema „Diversität in Kinderbüchern“ vorgestellt werden.

Das Video wurde von Mai bis Juli 2021 konzipiert und – teilweise im Social-Media-Studio – erstellt. Aus der AG Diversität in Kinderbüchern kam die Idee, die Veröffentlichung des Videos durch eine medienwirksame Aktionsreihe über einen vierwöchigen Zeitraum ab Mitte August zu begleiten. Durch Einbindung des Diversity-Multiplikator*innen-Teams konnten folgende Veranstaltungen an verschiedenen Standorten geplant und angeboten werden: ein- und zweisprachige Lesungen mit Bastelaktionen, eine KiTa-Veranstaltung mit Schwerpunkt Diversity, Kinderbuchkino, ein Kamishibai,[11] eine Multimedia-Veranstaltung, zwei Bücherbabys-Treffen[12] mit Schwerpunkt Diversity und ein Workshop für Erwachsene zum Thema „Diversität in Kinderbüchern“ mit einer externen Referentin. Zusätzlich bereiteten einige Stadtteilbibliotheken und die Kinderbibliothek der Zentralbibliothek Bücherausstellungen vor. Teilnehmerinnen der AG Diversität in Kinderbüchern stellten hierfür eine interne Empfehlungsliste mit einer kleinen Auswahl der in der Stadtbibliothek Köln vorhandenen diversitätsorientieren Kinderbücher zusammen.

Abb. 4 
Ausstellung in Kalk13Auf dem Monitor lief das Video in Endlos-Schleife (Mit Untertitelung; ohne Ton).
Abb. 4

Ausstellung in Kalk13[13]

Abb. 5 
Beispiel für Plakatgestaltung
Abb. 5

Beispiel für Plakatgestaltung

Das Video[14] und der Teaser[15] wurden Mitte August auf dem Youtube-Kanal der Stadtbibliothek Köln veröffentlicht. Parallel dazu wurde eine eigene Themenseite zur Aktionsreihe online gestellt, auf der alle Aktionen zusammengeführt waren. Eine „Themenkachel“ auf der Eingangsseite verwies während des Aktionszeitraums auf diese Seite. Die Buchempfehlungsliste zu den Ausstellungen wurde für die Laufzeit der Aktionsreihe online gestellt. Die Öffentlichkeitsarbeit hatte zudem eine Plakatreihe für die Veranstaltungen und Ausstellungen mit einheitlichem Design erstellt und alle Standorte mit Plakaten versorgt.

Abb. 6 
Homepage der Stadtbibliothek Köln mit Themenkachel „Diversität in Kinderbüchern“
Abb. 6

Homepage der Stadtbibliothek Köln mit Themenkachel „Diversität in Kinderbüchern“

Die Aktionsreihe wurde beworben durch eine Pressemitteilung[16] der Stadt Köln, die unter anderem auch von der größten Tageszeitung[17] in Köln übernommen wurde. Im externen Blog der Stadtbibliothek Köln wurde ein Artikel über die Aktionsreihe eingestellt,[18] das Social-Media-Team berichtete im Aktionszeitraum im Rahmen der regelmäßigen Aktion „Diversity-Donnerstag“ auf Instagram sowie mehrfach auf Twitter.

6 Resonanz auf Aktionsreihe und Video

Das Video wurde sowohl im Stadtbibliotheksteam als auch von Kund*innen und Follower*innen unseres Videokanals sehr gelobt. Die Ausstellungen in verschiedenen Stadtteilbibliotheken stießen auf positive Resonanz und führten zu regem Austausch zwischen Kund*innen und Mitarbeiter*innen. Die verschiedenen Veranstaltungsformate für Kinder und Eltern fanden zum Großteil mit einem kleinen Teilnehmendenkreis statt, was sicher hauptsächlich der schwierigen Organisation unter Coronabedingungen geschuldet war. (Mehrfach mussten kurz vor und noch während der Aktionsreihe die Teilnahmebedingungen an die jeweils geltende Corona-Schutzverordnung angepasst werden.) Diese kleinen Runden ermöglichten einen intensiven und persönlichen Austausch mit den Teilnehmenden. Der Workshop zum Thema „Diversität in Kinderbüchern“ traf auf großes Interesse und war schnell ausgebucht. Hier ergaben sich aus dem Teilnehmendenkreis Anknüpfungspunkte für weitere Workshops. Auch auf die Veröffentlichung auf unserer Homepage gab es viele Reaktionen, unter anderem von diversitätsorientierten Verlagen, die Interesse an künftigen gemeinsamen Veranstaltungen äußerten. So ergaben sich aus der Veranstaltungsreihe insgesamt schon viele Ideen und Vorschläge von Kund*innen und potenziellen Kooperationspartner*innen für weitere Aktionen zu diesem Thema. Das Thema wird uns also weiter begleiten.

7 Fazit und Ausblick

Aktionen wie „Selbstverständlich vielfältig – Diversität in Kinderbüchern“ bieten eine gute Plattform, um dieses wichtige Thema in die Stadtgesellschaft zu tragen und mit deren Akteur*innen ins Gespräch zu kommen. Wichtig ist dabei, dass solche Aktionen durch eine innere Überzeugung und fundiertes Wissen aller internen Beteiligten getragen werden. Überzeugendes Handeln nach außen setzt also zwingend einen internen Schulungs- und Teambildungsprozess voraus.

Der Entwicklungsprozess vom Identifizieren der Relevanz des Themas „Diversität in Kinderbüchern“ für eine diversitätsorientierte Weiterentwicklung der Bibliothek über die interne Aufbereitung der Thematik in Schulungen und Arbeitsgruppen bis zur Außendarstellung in Form einer Aktionsreihe kann als Vorbild für den Umgang mit anderen diversitätsorientierten Fragen und Problemen in der Bibliothek dienen.

Diversifizierung ist ein fortwährender Prozess. Das gilt für die Schulung von Mitarbeitenden, das Identifizieren von diversitätsrelevanten Themen als auch für deren Diskussion und Darstellung innerhalb des Hauses und nach außen. Ein festes Team aus geschulten Mitarbeitenden – wie das „Kompetenzteam Diversity“ – ist ein wichtiges Instrument zur Steuerung des Prozesses. Die Koordination des Gesamtprozesses sowie einzelner Aktionen zu diversitätsorientierten Themen ist zeit- und personalaufwändig. Hierfür muss es innerhalb des (Kompetenz-)Teams eine geschulte und erfahrene Ansprechperson oder ein „Kernteam“ mit festem Arbeitszeitkontingent geben.

Über den Autor / die Autorin

Waltraud Reeder-Dertnig

Stadtbibliothek Köln, Lektorat und Koordination Interkulturelle Bibliotheksarbeit und Diversity, Josef-Haubrich-Hof 1, D-50676 Köln

Literaturverzeichnis

Bel Adasme, Melisa (2021): Vielfalt (er)leben und gestalten. Diversity-Schulung zur Sensibilisierung von Mitarbeitenden und zur nachhaltigen Etablierung diversitätsorientierter Arbeit im Bibliotheksalltag. In: Diversität in Bibliotheken – Theorien, Strategien und Praxisbeispiele, hg. v. Julia Hauck und Sylvia Linneberg. Berlin: De Gruyter.10.1515/9783110726213-011Search in Google Scholar

Kölner Stadtanzeiger (2021): Diversität in Kinderbüchern „Wir unterschätzen, wie prägend Vorbilder für Kinder sind“. Verfügbar unter https://www.ksta.de/ratgeber/familie/diversitaet-in-kinderbuechern–wir-unterschaetzen–wie-praegend-vorbilder-fuer-kinder-sind–38074814.Search in Google Scholar

Kulturstiftung des Bundes (2021): 360° – Fonds für Kulturen der neuen Stadtgesellschaft. Verfügbar unter https://www.kulturstiftung-des-bundes.de/de/projekte/nachhaltigkeit_und_zukunft/detail/360_fonds_fuer_kulturen_der_neuen_stadtgesellschaft.html.Search in Google Scholar

Wegen, Maggie von (2020): Jede*r kann was! Köln: Verlag von Wegen.Search in Google Scholar

Online erschienen: 2022-04-07
Erschienen im Druck: 2022-04-30

© 2022 Waltraud Reeder-Dertnig, publiziert von Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

Dieses Werk ist lizensiert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz.

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  41. Howell, David; Snijders, Ludo: Conservation Research in Libraries. Mit Beiträgen von Andrew Beeby, Kelly Domoney und Anita Quye. Berlin, Boston: De Gruyter, 2020 (Current Topics in Library and Information Practice). 247 S., ISBN 978-3-11-037525-1, 99,95 €
  42. Davidis, Michael: Schiller und die Seinen. Beiträge zur Familien- und Wirkungsgeschichte. Göttingen: Wallstein Verlag, 2021. 262 S., 96 farbige Abb., fest gebunden. ISBN 978-3-8353-3578-3, 34,90 €
  43. Canuel, Robin; Crichton, Chad (Hrsg.): Approaches to Liaison Librarianship: Innovations in Organization and Engagement. Chicago, Ill: Association of College and Research Libraries, 2021.
Downloaded on 12.9.2025 from https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/bfp-2021-0079/html
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