Ibrić, Almir: Transkulturelle Automatismen. Philosophie – Kompetenz – Methoden. Wien: LIT, 2020. – ISBN 978-3-643-50976-5. 120 Seiten, € 16,80.

Alexandra Ludewig

doi:10.1515/infodaf-2022-0029

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Ibrić, Almir: Transkulturelle Automatismen. Philosophie – Kompetenz – Methoden. Wien: LIT, 2020. – ISBN 978-3-643-50976-5. 120 Seiten, € 16,80.

Alexandra Ludewig

Published/Copyright: April 12, 2022

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From the journal Informationen Deutsch als Fremdsprache Volume 49 Issue 2-3

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Ibrić, Almir: Transkulturelle Automatismen. Philosophie – Kompetenz – Methoden. Wien: LIT, 2020. – ISBN 978-3-643-50976-5. 120 Seiten, € 16,80.

Schon allein die Anekdoten, die am Anfang der meisten Kapitel und Sinneinheiten des Buches stehen, machen die Lektüre von Ibrićs Band lohnenswert. Manchmal entstammen sie Szenen aus Hollywood-Blockbustern von Awakenings bis Pulp Fiction, bisweilen sind es Witze über Super-Computer oder klassische Missverständnisse zwischen Menschen unterschiedlichster Kulturen. Allen gemein ist das Verständnis, dass Kommunikation und Verhaltensmuster, die einem selbst als normal und angeboren erscheinen, nicht so sehr natürlich als vielmehr ‚kultürlich‘ sind. Das Buch geht von der Prämisse aus, dass es keine universellen Normen gibt, die für alle Personen immer und überall Geltung haben. “Dem Menschen in seiner Vielfalt begegnen” (23), das ist das Anliegen des vorliegenden Bandes zur transkulturellen Philosophie. Sprache und Kommunikation, Erziehung, Angst-, Glücks- und Schmerzerfahrung, Kunst und Geschmack seien Produkte von Sozialisierungen und Ausdruck von Kultur, die wiederum selbst nicht als isoliert, homogen, abgegrenzt und selbstständig verstanden werden könnten, so Ibrics Tenor. Begriffe wie „altgriechische Philosophie“, „westliche Gesellschaft“, „östliche Kultur“ oder „chinesische Philosophie“ täuschten darüber hinweg, dass selbst derartige geografische oder ideologische Zuschreibungen Resultate einer perspektivischen Wahrnehmung seien, die eine Vereinfachung und Verallgemeinerung vornähmen, ohne der Erkenntnis gerecht zu werden, dass diese Zuschreibungen hybride und vielfältige Ausformungen unter Oberbegriffen subsumierten, die Interferenzen und Kontakten geschuldet seien. Ibrićs Fokus liegt nun auf den Schnittstellen, den Kontaktzonen zwischen Kulturen, wo der persönliche Bias, eine unreflektierte Voreingenommenheit oder Konditionierung zu Tage tritt, die konstruktiv verarbeitet werden müsse. Dass diese Kontaktzonen auch eine politische Dimension haben, die in den Gender Studies und Postcolonial Studies schon lange dekonstruiert werden, sind der weitgehend blinde Fleck des kleinen Bandes. Mit knapp 100 Seiten ist die Abhandlung kurz und knapp gehalten, sodass es als Luxus erscheint, dass mehr als drei Viertel sich mit der Konstatierung der Kulturen im Austausch befassen, und erst gegen Ende hin „Methoden und Problemlösungsstrategien“ aufgeführt werden, wie z. B. die Basic- & Overlap-Methode oder die Polylog-Methode und die Winston-Wolf-Methode, die allesamt aus dem angelsächsischen Bereich stammen, jedoch nicht dem aktuellsten Stand der Forschungslage Tribut zollen.

Im Epilog gibt sich der Autor salomonisch; in seiner Abhandlung gehe es um „einen Hinweis auf die Komplexität des Menschen, um einen Aufruf zur Selbstreflexion, zur Begegnung des anderen auf der Basis der Menschenwürde, Menschenrechte, einer Erfahrung der Begegnung der Welt und einer Begegnung in der Welt“ (101). Ausschlaggebend für diese anthropologische Disposition sei eine Beschäftigung mit eigenen transkulturellen Automatismen; und eine Einführung dazu, und Sensibilisierung dafür, liefert dieser leicht lesbare Band von Ibrić allemal.

Published Online: 2022-04-12

Published in Print: 2022-04-07

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